Gott und die Welt

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floweng
Beiträge: 9
Registriert: 30. Jul 2014, 12:31

Gott und die Welt

Beitrag von floweng »

Guten Tag Alle zusammen,
so mittlerweile habe ich erkannt, dass ich seit meiner Kindheit depressiv bin. In der Kindheit und Jugend habe ich unbewusst diesen Zustand über eine kriminelle Ader kompensiert. Im Erwachsenenalter (obwohl ich eigentlich nie erwachsen wurde) waren die Ventile politisches und soziales Engagement, gepaart mit Geld verdienen, Familie gründen und Anerkennung zu finden.
Alles hat nichts eingebracht. Eine berufliche Versetzung, der Tod meiner Mutter und zunehmende Gehbeschwerden haben bewirkt, dass meine Depression mich mit voller Wucht seit knapp einem Jahr getroffen hat.
Es war einfach nicht mehr möglich, sie zu kaschieren. Ich wurde sprachlos und habe vor Kolleginnen, Ärzten und meiner Frau geweint. Es floss einfach nur und ich konnte nichts dagegen tun.
Jetzt bin ich über 60 Jahre und habe den Willen, noch zehn Jahre zu leben.
Alles andere lege ich in Gottes Hand.
Ich danke Euch für das Lesen und freue mich auf eine Antwort.
flow
Clara1234

Re: Gott und die Welt

Beitrag von Clara1234 »

Hallo flow,

sicher ist das gerade nicht leicht für Dich.

Dieser Beitrag würde wohl besser in den Thread "Umgang mit der Krankheit" passen, bekämst Du sicher mehr Antworten.

Ich habe auch Jahrzehnte nach außen so getan als wäre alles in Ordnung und ich immer zufrieden und glücklich. Als das nicht mehr so war gab es dafür nicht gerade viel Begeisterung in meinem Umfeld, aber ich habe neue Menschen kennen gelernt.

In einem Jahr kann sehr viel Leben sein....ich wünsche Dir viel Kraft dazu etwas zu verändern und es ist nie zu spät...

Herzlich grüßt Clara
Anicca
Beiträge: 120
Registriert: 19. Mai 2014, 10:45

Re: Gott und die Welt

Beitrag von Anicca »

Hallo lieber flow,

du schreibst: " ".......Alles hat nichts eingebracht."

Ich denke, dass es zu Gottes Plan dazugehört. Das ist Gottes Plan für mein Leben!

Die Vergangenheit ist vorbei, es gibt nur das Hier und das Jetzt und das Heute, so sehe ich das. Die Vergangenheit muß so akzeptiert werden, wie sie gewesen ist, nichts kann verändert werden. Doch im Hier und Jetzt und Heute habe ich alle Möglichkeiten um die Zukunft anders zu gestalten. Und das geschieht mit den aktuellen Gedanken, Worten und Taten. Aus dem Buddhismus kenne ich die Weisheit:

"Wir sind, was wir denken. Alles, was wir sind, entsteht aus unseren Gedanken. Mit unseren Gedanken formen wir die Welt"

Die Gedanken meiner Vergangenheit haben mir mein Leiden beschert, denke ich.. Heute habe ich die Möglichkeit anders zu denken.

Meine Depression ist real fühlbar und ich nehme keine Medikamente, und ich stelle mich dieser Stimmung, jeden Tag..

Ich fühle sie, nehme sie an, was kann ich sonst tun, als die Wirklchkeit anzunehmen? Ich nehme sie an, ich atme, ich atme, ich atme, ich bin bewusst im Hier und Jetzt, und tue was möglich ist.

In einem anderen Thread hast du folgenden Beitrag geschrieben: "

"Im Mittelalter war der Aderlass ein anerkanntes Heilmittel und hat mehr Schaden angerichtet, als geholfen. Der Alkohol wirkt seit Jahrtausenden unter anderem als Antidepressivum. Heute gibt es Tabletten, die Dich beruhigen und Dich Deine Nachdenkphasen genießen lassen. Sie haben den Vorteil, dass Du nicht so stark stigmatisiert wirst, aber auch ihre körperlichen Nebenwirkungen (siehe Alc.).
Im Grunde geht es doch oft nur um gesellschaftliche Anpassung und Anerkennung."


Mir hat das sehr gut gefallen.

Ich sehe das auch so, dass es im Grunde nur um gesellschaftliche Anpassung und Anerkennung geht, es geht ums Funktionieren...und Depression passt nun mal nicht so gut, obwohl sie überall zu finden ist. Sie hat Macht über die Menschen, sie will gesehen werden, will gewürdigt werden, sie gehört zu Gottes Plan.

Wenn ich die Depression und meine Lebensschwierigkeiten nicht gehabt hätte, dann hätte Gott in meinem Leben keine Chance gehabt.

Ja, ich kann sogar dankbar sein, dass ich die Depression entwickelt habe, sie hat mich zu Gott geführt. Sterben müssen wir alle, früher oder später, und ich kann leichter sterben, wenn ich mich in Gottes Liebe aufgehoben fühle.

LG Anicca
TFender
Beiträge: 68
Registriert: 8. Jun 2014, 20:27

Re: Gott und die Welt

Beitrag von TFender »

sag mal, welche tabletten rauchst du denn?
floweng
Beiträge: 9
Registriert: 30. Jul 2014, 12:31

Re: Gott und die Welt

Beitrag von floweng »

Danke Clara, besonderen Dank an Anicca und Danke TFender,
noch lehne ich Psychopharmaka ab. Bin aber am recherchieren, ob sie eine Hilfe sein könnten.
Den Umgang mit meiner Depression bespreche ich mit mir und meinem Therapeuten. In wenigen Zügen auch mit Anderen, wobei es mir wichtig ist, dass ich nicht zur Last falle.
Ich habe dieses Forum gewählt, weil es mir niedrigschwellig erscheint und somit meine Unerfahrenheit in dieser Form von Kontakt egalisiert.
"Wir sind, was wir denken. Alles, was wir sind, entsteht aus unseren Gedanken. Mit unseren Gedanken formen wir die Welt"
„Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott.“
Hilfe zur Selbsthilfe.
Auch die Wirtschaft nutzt das Selbsthilfeangebot schamlos aus.
Mit meinen Gedanken forme ich mein Leben.
LG floweng
Anicca
Beiträge: 120
Registriert: 19. Mai 2014, 10:45

Re: Gott und die Welt

Beitrag von Anicca »

Hallo lieber flow,

du schreibst:

“ Auch die Wirtschaft nutzt das Selbsthilfeangebot schamlos aus.“


Das Selbsthilfeangebot das ich nutze hat mit Wirtschaft nichts zu tun. Die Zwölf Schritte Gemeinschaften gehen einen anderen Weg.
Diese Gruppen orientieren sich am Zwölf Schritte Programm und gestalten und organisieren ihre Meetings selbst. Jeder Teilnehmer trägt Mitverantwortung.

Dieses Angebot ist das Beste, was ich in diesem Leben für mich gefunden habe. Ich lerne mich in der Gemeinschaft mit anderen Menschen erst einmal selbst kennen. Meine Reaktion auf andere Menschen, sagt mir mehr über mich selbst, als über die anderen, ich reflektiere mich selbst, und versuche mich in Zukunft anders zu verhalten.
Ich lerne dort, mich selbst so anzunehmen, wie ich bin, und ich lerne, auch die anderen so anzunehmen, wie sie sind. Ich kann erst andere Menschen lieben, wenn ich mich selbst lieben kann, egal, wie ich mich gerade noch verhalte.
Es ist ein spirituelles Programm, das mir vermittelt, dass das Göttliche in mir meine Probleme lösen kann. Ich allein kann es nicht, sonst würde ich nicht nach Hilfe suchen, aber Gott in mir, der kann…

LG Anicca
floweng
Beiträge: 9
Registriert: 30. Jul 2014, 12:31

Re: Gott und die Welt

Beitrag von floweng »

Hallo liebe Anicca,
vielen Dank für Deine Antwort.
„… und versuche mich in Zukunft anders zu verhalten.“
Über diese Aussage habe ich am meisten nachgedacht.
Warum sollen wir uns anders verhalten? Macht uns das zufriedener?
Schon viele Menschen haben mir geraten, mich anders zu verhalten. Ich wäre dann nicht so anstrengend. Gehäuft kommen diese Ratschläge aus dem sogenannten „Berufs- oder auch Wirtschaftsleben“. Gefordert wird Anpassung, letztendlich für eine Leistungssteigerung.
"Wir sind, was wir denken. Alles, was wir sind, entsteht aus unseren Gedanken. Mit unseren Gedanken formen wir die Welt"
Ich bin, was ich denke; und dementsprechend kann ich mich nur verhalten.
Ich liebe Tiere, töte aber Wespen.
(„Zwölf Schritte Gemeinschaften“ kenne ich leider nicht).
Ich denke, alle Menschen haben ihr spirituelles Programm und ihren eigenen Gott.
Auch wer denkt, nicht zu glauben, glaubt eben daran, nicht zu glauben……
LG flow
Anicca
Beiträge: 120
Registriert: 19. Mai 2014, 10:45

Re: Gott und die Welt

Beitrag von Anicca »

Hallo lieber flow,

du schreibst:“

„Warum sollen wir uns anders verhalten? Macht uns das zufriedener?
Schon viele Menschen haben mir geraten, mich anders zu verhalten. Ich wäre dann nicht so anstrengend.“


Wenn andere Menschen mich auf mein Fehlverhalten hinweisen, dann tut mir das sehr weh. Wenn ich konfrontiert werde, dann fühle ich mich erkannt. Und immer wenn mir etwas weh tut, wenn ich mit einem Gefühl heftig reagiere, dann sollte ich genauer hinsehen.

Wenn mir gesagt wird, dass ich anderen Menschen mit meinem Verhalten schade, dann sollte ich darüber nachdenken, um welchen Charakterfehler es sich bei mir handelt, lerne ich. Welches Verhalten verletzt mich und andere? Bei mir ist es oft die Vermeidung. Ich verletze mit meinem Rückzug andere Menschen.
Und ich schade mit diesem Verhalten mir selbst am meisten. Bevor andere verletzt werden, verletze ich mich selbst. Aber ich kann mich selbst erst dann verändern, wenn ich mich selbst verändern will.
Wenn mich andere unter Druck setzen, passiert bei mir überhaupt nichts. Erst wenn ich mich selbst und mein Verhalten nicht mehr leiden kann, dann erst ändere ich mich.
Doch das ist ein Prozess. Das Fehlverhalten hat so viel Macht über mich, dass ich es nicht alleine überwinden kann. Ich brauche dazu andere Menschen und die Göttliche Kraft in mir.

LG Anicca
floweng
Beiträge: 9
Registriert: 30. Jul 2014, 12:31

Re: Gott und die Welt

Beitrag von floweng »

Hallo liebe Anicca,
"Wenn mich andere unter Druck setzen, passiert bei mir überhaupt nichts. Erst wenn ich mich selbst und mein Verhalten nicht mehr leiden kann, dann erst ändere ich mich.“
Mein Problem ist, ich kann mich leiden, ich kann die Natur und meine Familie leiden. Ich mag Musik und Malerei. Ich liebe Bücher. Nur mit der Gesellschaft, in der ich lebe, komme ich nicht zurecht. Sie erdrückt mich, macht mir angst und ich versuche jetzt, so weit wie möglich, ihr aus dem Weg zu gehen. Oft schießen mir die Tränen in die Augen, und ich stoße auf vollkommenes Unverständnis.
Ich habe einmal in einer völlig unbekannten Band gespielt. Gesang und Gitarre. Einer meiner Songs hatte den Titel:
„Ich möchte mich gern lieben, doch ich weiß nicht wie man‘s macht. Oje.“ Punkrhythmus.
Das Leben ist ein Prozess.
LG flow
Anicca
Beiträge: 120
Registriert: 19. Mai 2014, 10:45

Re: Gott und die Welt

Beitrag von Anicca »

Hallo lieber flow,

ich habe gelesen, dass Bill, der Alkoholiker, der ab ca. 1935 das Zwölf Schritte Programm entwickelt hatte, in seiner trockenen Zeit eine Depression bekam, und dass er sich wiederholt fragte, warum das Zwölf Schritte Programm ihn nicht aus seiner Depression herausholen konnte, er fragte sich immer wieder, was er übersehen würde.

In seiner dunkelsten Stunde fand er die Lösung, in dem Gebet des Heiligen Franziskus von Assisi.

„Herr mache mich zum Werkzeug deines Friedens….“

Er erkannte, dass es ums „Lieben“ geht, dass es darum geht, eher andere zu trösten, als selbst getröstet zu werden, …usw.

Das es darum geht, jeden Menschen so anzunehmen, wie er ist, jeden Menschen zu lieben, so wie er ist. Das hat ihn aus der Depression herausgeführt…

In den Zwölf Schritte Meetings, die es für verschiedene Problembereiche gibt, hat man wunderbare Gelegenheiten dazu. So viele unterschiedliche Menschen kommen zusammen, und ich helfe mir und ihnen am meisten, wenn ich dort hingehe, und wenn ich jeden Menschen so annehme, wie er ist...

Nachzulesen im Büchlein

“ Sechs Artikel von Bill“
„Glaube, Furcht, Ehrlichkeit, Demut, Liebe, Anonymität“

LG Anicca
floweng
Beiträge: 9
Registriert: 30. Jul 2014, 12:31

Re: Gott und die Welt

Beitrag von floweng »

Hallo liebe Anicca,
„Das Zwölf-Schritte-Programm ist das spirituelle Programm der Anonymen Alkoholiker (AA), das Alkoholikern zur Abstinenz vom Alkohol und zu einem neuen Lebensstil verhelfen soll.“ Wikipädia.
In vielen Schritten erscheint mir dieses Programm auch für depressive Menschen geeignet. Es ist schon richtig: steh dazu. Stehe zu Dir!
Wichtig ist auch die Prozessorientierung. Nachhaltigkeit erreichen wir nur, wenn wir uns ständig reflektieren und der Kritik offen gegenüber treten.
Die schwierigsten Schritte sind sicherlich die, mit sich selbst ins Reine zu kommen.
Ich glaube manchmal, dass ich genau an diesem Punkt bin.
Danke für diese Info
LG flow
Anicca
Beiträge: 120
Registriert: 19. Mai 2014, 10:45

Re: Gott und die Welt

Beitrag von Anicca »

Hallo lieber flow,

du schreibst: „

„Nur mit der Gesellschaft, in der ich lebe, komme ich nicht zurecht. Sie erdrückt mich, macht mir angst und ich versuche jetzt, so weit wie möglich, ihr aus dem Weg zu gehen.“

Was du schreibst, kenne ich auch von mir. Auch ich neige zum Rückzug, auch mich überfordern die anderen Menschen mit ihren Erwartungen an mich. Mich überfordert, was die Welt mir abverlangt, und doch weiß ich, dass ich diese Aufgabe gewählt habe, um sie zu überwinden.
Mit meinem Partner alleine ist es kein Problem, mit ihm kann ich ganz gut sein, kann auch ehrlich über meine Angst sprechen, doch wenn andere dazukommen, dann wird es schwierig für mich. Und doch weiß ich, dass die anderen für meine Angst nicht verantwortlich sind. Wenn Angst in mir entsteht, dann ist es meine, dann habe ich die Aufgabe sie zu überwinden.

Die Angst ist in mir! Niemand im Außen macht mir die Angst!

Ich reagiere auf die Menschen meiner Umgebung, und Angst entsteht in mir. In dem Punkt muss ich dann kapitulieren. Die Angst hat Macht über mich. Doch ich kenne auch die Lösung. Ich muss mich zuerst zu meiner Angst bekennen, ich muss sie würdigen, sie fühlen, sie aussprechen, und dann Gott bitten, damit er mir hilft, sie zu überwinden. Mit der Kraft Gottes in mir, bin ich fähig Dinge zu tun, die ich sonst nicht tun könnte.
Sicher kann die Angst auch mit Medikamenten behandelt werden, doch das lehne ich im Moment ab. Ich befürchte Abhängigkeit.
Ich möchte gerne angstfrei den Menschen und den Schwierigkeiten begegnen können, und das setzt voraus, dass ich mich selbst liebe, dass ich mich nicht ablehne, dass ich über meine Angst mit anderen Menschen spreche, mit Menschen, die auch zugeben, dass sie unter Problemen leiden. In meinen Zwölf Schritte Gruppen ist das möglich. Dort kann ich es einfach aussprechen, ohne weitere Erklärungen abgeben zu müssen. Der Angst wird so die Macht genommen. Wenn ich in eine Gruppe gehe, habe ich das Gefühl nach Hause zu kommen, in ein Zuhause, wo weder gewertet noch geurteilt noch kritisiert wird - in der Regel, es gibt auch Ausnahmen…!

Du schreibst:

„Ich möchte mich gern lieben, doch ich weiß nicht wie man‘s macht. Oje.“

Im Programm von EKS, Erwachsene Kinder von Suchtkranken Eltern und Erziehern, heißt es im Lösungstext: „Die Lösung ist, sich selbst lieben zu lernen…..“
Sicher weiß kein Mensch am Anfang wie das geht. Auch ich wusste es nicht. Heute weiß ich viel mehr, als am Anfang meines Genesungswegs, heute weiß ich, dass Selbstliebe damit anfängt, dass ich mich mit meinen Problemen zeige, egal, ob es in einer Gemeinschaft von Menschen ist, die alle an ihrer Problematik arbeiten, oder ob ich mich einer Einzelperson zeige, oder hier im Internet…
Irgendwo habe ich mal gelesen, dass die „Fehler“ uns verbinden…Die falsche Angst ist überflüssig, und doch ist sie da, und will überwunden werden..und es geht, mit Gottes Hilfe.

LG Anicca
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