Wie es mir geht - viel Text!

Natatza

Wie es mir geht - viel Text!

Beitrag von Natatza »

Hallo Ihr Lieben,

hab mich durch ein paar Beiträge gelesen und keinen gefunden, den ich mit meinem Posting nicht "zumüllen" würde. Also wird ein neuer eröffnet. Erwarte auch gar keine Antworten, muss einfach nur mal schreiben...

Ich bin seit eineinhalb Jahren mit meinem Freund zusammen (gewesen). Er hat Depressionen. Über unsere gemeinsame Zeit und den Kampf gegen diese sch... Krankheit will ich gar nicht schreiben, wäre zu lange. Nur soviel: Freitag vor einer Woche hat er mich wieder einmal verlassen, er ist jetzt seit sechs Wochen in einer Klinik.

Ich hatte auf einmal das Gefühl, kein Ziel mehr zu haben. Das ganze letzte Jahr über war ich immer die Starke in der Beziehung, ich hatte das Ziel, meinen Freund glücklich zu machen, für ihn da zu sein und ihn zu unterstützen - und dass wir eines Tages glücklich miteinander werden können (Glück, was ist das eigentlich?). Das alles ist jetzt von mir abgefallen, er braucht mich im Moment nicht, d.h. nicht in dem Maße, wie es vor der Klinik war. Und ich muss sagen, ich fühle mich verdammt verlassen seitdem.

Drei Tage nach dem Anruf meines Freundes habe ich festgestellt, dass ich ihn verstehe. Das habe ich über ein Jahr lang versucht, aber nie wirklich hinbekommen. Letzten Montag bemerkte ich dann, dass ich absolut verstehen kann, warum er die Beziehung beenden musste, was für ein Druck auf ihm gelastet hat.

Dann habe ich angefangen nachzudenken. Ich habe festgestellt, dass es mir gar nichts mehr ausmacht, dass wir getrennt sind. Es macht mir nichts aus, dass er in der Klinik ist, ich bin nicht mehr wütend auf seine Depressionen, ich spüre keine Trauer wegen der Trennung, ich vermisse ihn nicht mehr, ich bin nicht mehr verzweifelt, weil ich nicht weiß, wie es ihm geht - aber ich kann mich auch nicht mehr freuen. Nicht an schöner Musik, nicht an schönem Wetter, nicht an sog. "Erfolgserlebnissen" - an gar nichts mehr. Ich weiß, dass ich Dinge schön finde, aber ich freue mich über nichts mehr. Und ich liebe ihn nicht mehr, d.h. ich weiß es nicht so genau, ich weiß, dass ich ihn ganz schön geliebt habe, aber auch das ist weg.

Als ich das alles festgestellt habe, habe ich eine Riesenangst bekommen, ich hatte absolute Panik davor, in eine Depression zu fallen, ich wollte nicht, dass es mir so geht wie ihm, denn ich habe inzwischen oft genug miterlebt, was Depressionen anrichten können. Also bin ich zum Arzt gegangen. Mit der Diagnose "reaktive depressive Phase" habe ich jetzt eine Überweisung zum Psychiater. In drei Tagen. Abwarten.

Was mir inzwischen an mir auffällt, ist, dass ich mich trotz meiner Angst gar nicht gegen das alles wehre. Ich genieße es beinahe, alles über mich hereinbrechen zu lassen, ich will nichts dagegen machen. Es ist besser als das, was vorher da war. Hoffnung macht krank. Irgendwie. Ich weiß nicht, ob ich mir nur was einrede, bin teilweise richtig "gut" gelaunt, aber es kommt nichts mehr von Herzen. Ich kann lachen, "dummbabbeln" usw., aber wenn der Moment vorbei oder die andere Person aus dem Zimmer ist, ist alles wieder wie vorher. Ich habe Angst, dass ich mir das alles nur einbilde und die Therapeutin mir am Donnerstag sagt, ich bräuchte keine Therapie, dabei habe ich diese wirklich nötig, denke ich. Muss einfach mit jemandem sprechen.

Die Arbeit ist auch absolut schwer geworden. Ich gehe im Moment nur noch hin, um mich irgendwie abzulenken und wenigstens etwas "Sinnvolles" zu tun. Aber diese grauenvolle Oberflächlichkeit der Kollegen!!! Das ist teilweise fast unerträglich! Alles, was die interessiert, sind Kontoauszüge, In-Discos, dicke Wagen und Urlaub!!! Als wenn das alles wäre!!! Ich würde manchmal am liebsten laut "STOP!!!" schreien, wenn ich so ein Gespräch mitbekomme, es geht mir echt an die Nieren.

Am Schlimmsten ist aber, dass ich bis letztes Jahr genauso war. Hauptsache guter Job, schöne Menschen um mich rum, viel Spaß und bloß über nichts nachdenken. Und heute macht mich dieses Getue einfach nur noch krank!!! Dazu kommt, dass ich mich eigentlich den ganzen Tag konzentrieren müsste, aber Ihr seht ja, was ich im Moment tue - ganz sicher nicht arbeiten... Bin auch total überfordert mit meinem Job. Ich muss immer gut gelaunt sein, und wehe, ich lache mal nicht, dann kommen sie gleich von allen Seiten und fragen, ob ich schlecht gelaunt wäre - NEIN, ICH BIN NICHT SCHLECHT GELAUNT!!! Und wenn ich sage, dass ich meine Ruhe haben will (begründe ich dann meistens mit viel Arbeit usw.), dann fragen sie, was denn los sei, was ich denn hätte blablabla... Können die es nicht einfach respektieren, dass ich nicht gestört werden will für eine Weile???

Ich würde mich am liebsten krank schreiben lassen, aber brauche ich das wirklich? Ich habe echt Schiss vor der Frage an meine Ärztin, habe Angst, dass sie mich nicht ernst nimmt und alles runterspielt. Und ich weiß auch gar nicht, ob ich wirklich krank geschrieben werden WILL - einerseits auf jeden Fall, andererseits wehre ich mich dagegen!!! Ich weiß einfach nicht mehr, was ich denken soll.

Grüße
Natascha
SRT
Beiträge: 317
Registriert: 1. Apr 2003, 19:24

Re: Wie es mir geht - viel Text!

Beitrag von SRT »

Hallo Natascha, dein Beitrag war überhaupt nicht zu lang.
Einige Schilderungen von dir kommen mir leider sehr vertraut vor.Ich habe es auch immer geschafft nett und lustig zu sein anstatt meinen wirklichen Gefühlen oder besser Nichtgefühlen freien Lauf zu lassen.
In der Konsequenz begiebt man sich dann aber sehr schnell ins soziale Abseits.Dann bleiben meist nur ganz wenig Menschen übrig mit denen man Kontakt haben kann.Und die sind auch schnell verschlissen oder man hält sie auch nicht mehr aus.
Meine depressiven Zeiten begleiten mich schon ein Leben lang.Sind halt so treu wie meine Hunde.Die letzte "gute" Phase dauerte vielleicht 8 Jahre.In dieser Zeit habe ich ständig über meine physischen und psychischen Kräfte gelebt.Niemals "krank"gemacht ,Urlaubs-
verzicht und anderen Schwachsinn.
Heute möchte ich jedem raten sofort etwas zu unternehmen,anstatt die letzten Kräfte im Job zu vergeuden,mit jeder Woche wurde das hinschleppen zur Arbeit immer schlimmer.Alle Tätigkeiten die gesunde Menschen meist noch nebenher machen kosten soviel Mühe.
Und der Kampf aus diesem Leben wird von Tag zu Tag schwerer.
Kurz gesagt würde ich dir empfehlen wenn du daran denkst eine Auszeit zu nehmen damit überhaupt nicht zu warten,sondern alles was du dir Gutes tun kannst sofort anzugehen

Ich würde mich freuen wenn du nicht lange
leiden musst und zu einem Leben zurückfindest wie du es dir wünschst.
Liebe Grüsse
INUIT
Natatza

Re: Wie es mir geht - viel Text!

Beitrag von Natatza »

Hallo Inuit,

das mit den Freundschaften hatte ich ursprünglich tatsächlich geschrieben, dann aber doch wieder rausgelöscht. In den letzten 15 Monaten habe ich ziemlich vielen Menschen die Freundschaft "gekündigt". Waren keine wirklichen Freunde, und die, die trotz allem zu mir und meinem Freund halten, wohnen in ganz Deutschland und teilweise auch im Ausland verstreut. Mehr als telefonieren ist da leider meistens nicht drin.

Urlaub mache ich schon, nur krank war ich auch seit Jahren nicht. Ich werde aber auch nicht krank - okay, mit bissel Fieber, Husten, Schnupfen etc. gehe ich grundsätzlich noch arbeiten, "warum auch nicht, wenn ich noch gerade gehen kann"... Nur wenns mich so richtig erwischt hat, bleibe ich daheim. Letztes Jahr genau einen Tag lang. :-/ Ich werde der Psychiaterin auf jeden Fall sagen, wie es aussieht, was ich von meiner derzeitigen Situation denke. Und ich werd mich wohl spätestens nächste Woche für ein paar Tage krankschreiben lassen. Diese Woche geht halt nicht, Kollegin hat Urlaub... (ich weiß, ist eigentlich nicht mein Problem, aber das muss ich erst mal aus dem Kopf rausbekommen).

Ich denke, dass es mir bald wieder besser gehen wird, wobei ich auch weiß, dass dann die ganzen negativen Gefühle auch wieder da sein werden. Aber genau das will ich ja im Moment einfach nicht. Das letzte Jahr war einfach zuviel Gefühlschaos, da ist es so, wie es jetzt ist, viel angenehmer.

Ob ich früher schon mal Depris hatte, weiß ich nicht. Mit 13 und dann wieder mit 17 hatte ich schon mal ganz schöne Ausraster, war aggressiv, hab angefangen zuviel zu trinken, bin mal von daheim abgehauen - aber ob das Depressionen waren, weiß ich nicht. Hat sich auch mit ca. 20 wieder alles beruhigt. Ich denke, dass ich durch eine Thera einiges über mich selbst lernen kann, das ist einer der Hauptgründe, weshalb ich so dahinter her bin.

Im Job ist es momentan - ich weiß nicht genau wie. Morgens gehe ich hin, weil ich denke, dass ich dann abgelenkt sein werde, aber sobald ich dort bin, habe ich einen riesigen Druck, so dass ich abends froh bin, wieder nach Hause zu können. Dazu kommt noch, dass ich durch meinen Umzug täglich ca. 3 Stunden im Zug verbringe, genug Zeit zum Denken... Das macht mich morgens und abends am meisten fertig, diese Fahrten. Wenn die nicht wären, ginge es vielleicht irgendwie. Keine Ahnung.

Mann, ich weiß gar nicht, wie oft ich in den letzten Tagen "keine Ahnung" gesagt habe... Schon irgendwie komisch.

Liebe Grüße
Natascha
Natatza

Re: Wie es mir geht - viel Text!

Beitrag von Natatza »

Ich nochmal. Bin die nächsten zwei Tage auf Seminar, weiß noch gar nicht, wie ich das durchstehen soll... Aber das geht auch noch irgendwie. Obwohl ich in den letzten Tagen immer, wenn mir jemand zu nahe kommt, denke: "Geh weg!". Einfach nur diese zwei Worte. Kennt das jemand?

Morgens am Bahnhof steht immer ein eigentlich ganz nett aussehender Mann. Ich bin nicht "sexuell" an ihm interessiert, er sieht halt nur sympathisch aus. Aber anstelle, dass ich ihn mal nett zurück grüße, kommt immer nur ein richtig rausgekot... "Morgen" raus. Obwohl er ja auch nix dafür kann.

Und als ich neulich einem alten Omi-Opi-Pärchen den Vortritt auf nem engen Bürgersteig gelassen habe und der Opi sich richtig nett dafür bei mir bedankt hat, musste ich auf einmal tierisch anfangen zu heulen. Keine Ahnung warum!!! Habe am Wochenende nur vorm Fernseher gesessen und mir so stupide Sendungen wie "Fame Academy" angesehen. Und da musste ich auch ständig heulen! Aber bei den Liedern im "Most Wanted-Countdown" auf MTV, wo wirklich einige Erinnerungen - schöne und weniger schöne - dranhängen, war ich völlig teilnahmslos... Ist das noch normal???

Viele Grüße
Natascha
srb
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Registriert: 11. Jun 2003, 11:59

Re: Wie es mir geht - viel Text!

Beitrag von srb »

Hi Natascha,

jetzt antworte ich einfach mal hier. Dein Posting ist mir wirklich nahe gegangen, jetzt kann ich mal erahnen, was mein Freund die letzten Jahre durchmachen mußte. Ich meine, ich denke schon oft darüber nach, wie sehr das ihn und natürlich auch unsere Beziehung belastet und das macht mir auch total Angst (was der Depression dann wieder nicht unbedingt förderlich ist), aber wenn man wirklich in einer sehr akuten Phase steckt, ist man doch viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Mache übrigens auch gerade die Erfahrung, daß mein Freund ein Problem damit hat, daß, seit ich meine Therapie begonnen habe, ich ihn nicht mehr in dem Maße "brauche" wie zuvor. Wobei ich immer gedacht hätte, ich hätte ihn eher mißbraucht, meinen ganzen Müll bei ihm abgeladen, ihn in eine Rolle gedrängt, die er nicht wollte und auch gar nicht ausfüllen konnte, aber irgendwie tut es ihm trotzdem weh - was sich in einer sehr deutlichen ablehnung meiner Therapeutin äußert, was für mich wieder ein Problem darstellt... Naja, warum sollte auch mal was einfach sein.

Deine Schilderung klingt für mich so, daß Du einfach das letzte Jahr komplett über Deine Kräfte gelebt hast, sowohl körperlich als auch vor allem seelisch - und jetzt fordert Dein Körper und Deine Seele einfach eine Auszeit. Ich denke, da spricht auch Dein Gefühl für, daß Du Dich überhaupt nicht dagegen wehrst, Du hast einfach keine Kraft mehr und möchtest Dich fallenlassen und das ist doch auch wirklich kein Wunder!

Und wenn Du das einem Psychiater so erzählst wie hier im Forum, kann ich mir einfach nicht vorstellen, daß er Dich nicht ernst nimmt und nach Hause schickt (ich leide übrigens bei jedem Arztbesuch unter genau den gleichen Ängsten, habe hier also gut reden!). Mittlerweile müßte Dein Termin doch gewesen sein, magst Du erzählen, wie es war?

Ich hoffe, Du bekommst die Zeit und Hilfe, die Du brauchst, um zu Dir selbst zurückzufinden! Oder zu den Teilen, von Dir/in Dir, zu denen Du zurückfinden willst! Denn ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, daß Du wieder genau wie Deine Kollegen werden möchtest? Vielleicht kannst Du irgendwann dieser Erfahrung sogar etwas Positives abgewinnen? erkannt zu haben, was im Leben wirklich wichtig ist?

Würde mich freuen, von Dir zu lesen!

Liebe Grüße,
Silke
Natatza

Re: Wie es mir geht - viel Text!

Beitrag von Natatza »

Liebe Silke,

habe nicht viel Zeit zum Schreiben, war die letzten zwei Tage auf Seminar (gottseidank vorbei!!!), und heute muss ich um eins gehen, Termin beim Psychiater ist um drei. Also noch nicht vorbei.

Wenn sie mich krank schreibt (sie muss einfach, bittebittebitte!!!!!!!), werde ic nicht mehr so oft hier reinschauen können, habe daheim noch kein Internet, aber ich kenne ein Internetcafe in meiner Nähe. Weiß halt nicht, ob ich da zur Zeit unbedingt hin gehen will... Mal schaun.

Werde mich auf jeden Fall heute nachmittag oder so melden und erzählen, wie es war.

Viele Grüße
Natascha
Natatza

Re: Wie es mir geht - viel Text!

Beitrag von Natatza »

Habe jetzt noch ein bissel Zeit gefunden, Chef ist im Meeting.

Ja, das ist wohl für beide Seiten eine ziemliche Gradwanderung. Ich habe mich auch beim Beginn seiner "normalen" Thera zeitweise ganz schön ausgeschlossen gefühlt. Habe ich ihm aber bis heute nicht gesagt. Will ihm ja kein schlechtes Gewissen machen. Hast Du Deinen Freund mal mit in eine Sitzung genommen? Ich habe mich immer gefragt, was mein Freund in diesen Stunden so erzählt, wie sowas abläuft usw. Aber ich hab mich nicht getraut, ihn danach zu fragen. Naja, gleich weiß ich es ja...

Bin wirklich ziemlich nervös wegen heute nachmittag. Mir ist gestern noch einiges eingefallen, was auf mehrere Depressionen in meiner Jugendzeit hinweisen könnte, will mich da aber nicht dran aufhängen, das wird sich in der Thera wohl zeigen. Aber ich befürchte, dass es nicht bei einer "einfachen" Gesprächstherapie bleiben wird. Jedenfalls nicht auf Dauer. Da ist einfach zu viel in meinem Leben, das sich jetzt gerade alles auf einmal meldet und verarbeitet werden will - allem voran halt mein Freund.

Was für eine Ablehnung Deiner Therapeutin meinst Du? Dass Du sie ablehnst, er sie ablehnt, sie ihn ablehnt, sie Dich ablehnt? Hab ich nicht ganz verstanden. Ich hatte anfangs große Zweifel, ob der Therapeut meines Freundes gut für ihn sei. Weil ich halt völlig davon ausgeschlossen wurde. Aber meine Meinung hat sich geändert, als es meinem Freund mal richtig schlecht ging. Ich konnte nicht gleich zu ihm, und als ich dann da war (abends gegen neun - halb zehn) rief gerade sein Therapeut zurück. Da hats dann bei mir "klick" gemacht. Wenn er schon freitags um diese Uhrzeit zurückruft, muss er ja gut sein.

Aber jetzt in der Klinikzeit... Ich meine, ich kann ihn ja anrufen oder ihm schreiben, nur ob er sich darauf dann meldet, weiß ich nicht. Und ich kann nicht einfach mal vorbeifahren, will er nicht. Das zieht extrem an den Nerven, auch jetzt noch. Vor allem bräuchte ich ihn im Moment, aber das geht ja nicht... Hab ihm gestern einen Brief geschrieben, wo das alles auch drinsteht. Hoffentlich versteht er ihn richtig...

So, muss gleich los,
liebe Grüße
Natscha
srb
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Re: Wie es mir geht - viel Text!

Beitrag von srb »

Hallo Natascha,

mein Freund lehnt meine Therapeutin ab. Ist ein komisches Gefühl, er kennt sie ja gar nicht, aber ich spüre, daß sie ihm unsympathisch ist, daß er sie nicht mag, daß er denkt, sie ist nicht gut für mich. Insofern mag ich aus den Therapiestunden gar nichts erzählen, nicht, weil ich ihm da was verheimlichen will, sondern einfach, weil er es dann schlecht macht. Nach dem Motto: So ein Quatsch, was soll das denn, wieso sagt sie dazu denn nichts. Er ist halt Naturwissenschaftler und will Fakten.... Aber mich verunsichert das total, ich denke dann auch gleich, vielleicht hat er ja recht und sie ist nicht gut für mich, aber im Moment kann ich noch mehr Verunsicherung einfach nicht ab. Es macht mich dann manchmal auch böse, weil er sich ein Urteil über etwas anmaßt, was er gar nicht verstehen kann. Manchmal möchte ich für einen Tag mit ihm tauschen, nicht weil ich ihm was Schlechtes wünsche, aber damit er einfach mal fühlt, was da mit einem passiert...

Aber es ist sehr interessant, das Ganze auch mal sozusagen von der anderen Seite zu betrachten!

Ich war letztes Jahr auch für 6 Wochen in einer Klinik und bin dort auch, was meine Beziehung anbelangte, in eine schwere Krise geraten. Das hat mich völlig unvorbereitet getroffen, ich hatte immer gedacht, diese Beziehung ist der einzige Fixpunkt in meinem Leben - und plötzlich habe ich angefangen, sie in Frage zu stellen. Heute denke ich, vielleicht ist das normal, es geht einem so schlecht, daß man einfach alles in Frage stellt. In den Gruppentherapien bekommt man ja zwangsläufig auch die Geschichten von anderen mit, von Menschen, die erkannt haben, daß sie sich von ihren Partnern trennen mußten, um wieder gesund werden zu können - obwohl ihre Partner total liebe Menschen waren. Und man fängt fast zwangsläufig an zu überlegen, ob das bei einem selber vielleicht auch so ist. Mich hat das damals total umgehauen, ich war nur noch konfus. Und abends rief mein Freund an und wollte wissen, was ich denn den Tag erlebt hatte. Da hat mich sein Anruf nur genervt, ich brauchte erstmal Zeit für mich, das alles zu verarbeiten und wieder klare Gedanken fassen zu können. Ich bin ein Mensch, der seine eigene identität fast aufgegeben hat in dem krampfhaften Bemühen, anderen zu gefallen, geliebt zu werden. Ich habe früh gelernt, daß eine eigene Meinung zu haben mit Liebesentzug bestraft wird. In der Therapie ist mir klargeworden, daß ich das ändern muß und will. Und plötzlich fallen einem die tausend kleinen Dinge auf, die einen schon immer genervt haben, die man sich aber nie getraut hat, auszusprechen und man wird so wütend auf den Partner. Natürlich die totale Überreaktion, aber am Anfang ging bei mir nur ganz oder gar nicht, zurückstecken oder um mich schlagen... Auch mit diesen Emotionen mußte ich erstmal lernen, umzugehen.

Ich kenne Dich nicht, Deinen Partner nicht, Eure Geschichte nicht, vielleicht ist die Situation bei Euch ganz anders, aber so eine Krankheit und auch die Therapie ist einfach eine totale Zerreißprobe für jede Beziehung. Wir sind jetzt immer noch zusammen - aber auch noch lange nicht über den Berg....

Ich hoffe, Dein Gespräch ist so verlaufen, wie Du es gehofft hast! Laß mal was von Dir hören!

Liebe Grüße,
Silke
Caroline1
Beiträge: 831
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Re: Wie es mir geht - viel Text!

Beitrag von Caroline1 »

Hallo Silke

Dein Posting hat bei mir gleich eine Kaskade von Emotionen losgetreten, deshalb möchte ich dir gerne darauf antworten.

Du meinst, dein Freund findet deine Therapeutin nicht sympathisch. Ich würde es so formulieren, er fühlt sich irgendwie bedroht. Da erzählst du einem wildfremden Menschen vermutlich ganz private Dinge, die teilweise wohl auch von ihm handeln. Das ist ihm verständlicherweise nicht ganz geheuer. Umso mehr du dann auch noch nichts aus diesen Gesprächen erzählen willst. So kann es sich ja, aus seiner Sichtweise, nur um "Schlechtes" handeln, was du da über ihn preisgibst.

Ich finde, mit dieser Position macht er es sich sehr einfach. Er verunischert dich, obwohl du genau das eben nicht brauchen kannst, wie du ja selber schreibst. Wie sollte er beurteilen können, ob deine Therapeutin und die Therapie dir guttun oder nicht? Und wenn er es denn sogar könnte, hätte er das Recht, dir seine Meinung dazu aufzudrängen? Nur weil er Naturwissenschaftler ist und für ihn nur harte Fakten zählen (die Sorte kenn ich auch, die vergessen ganz oft, dass andere Menschen KEINE Maschinen sind, auch wenn sie sich gerne selbst als solche betrachten)?

Liebe Silke, bleibe bei dir selbst und höre auf DEINE Stimme und auf DEIN Gefühl. Ich weiß nichts von dir und deiner Beziehung, aber ich werde hellhörig, wenn ich mitbekomme, wie diese Fallen gestrickt werden: der Nichtdepressive beruft sich auf seinen "Verstand", seine Logik, er glaubt auf jeden Fall das Recht auf seiner Seite zu haben und verletzt den kranken Depri, indem er ihn ganz einfach nicht ernst nimmt. Und das kann sehr sehr weh tun, und vor allem macht es dich sooooo klein

Ich mag mich ja irren, aber ich bin leider ein gebranntes Kind in dieser Hinsicht und möchte dir daher raten, ganz entschieden zu dir zu stehen. Deine Therapie ist eine Sache ausschließlich zwischen deiner Therapeutin und dir. Vielleicht wird einmal ein Moment kommen, wo auch dein Freund mal eingebunden werden könnte, aber ganz sicher nicht zu dem Zeitpunkt, wo er eine solche Einstellung vertitt.

Schlafe gut und einen lieben Gruß

Caroline
srb
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Re: Wie es mir geht - viel Text!

Beitrag von srb »

Hallo Caroline,

Danke für Deine Antwort, auch wenn sie mich jetzt ziemlich aufgewühlt hat - wieder mal so ein Punkt, von dem ich dachte: Das habe ich jetzt voll im Griff und dann feststellen muß, daß es wohl doch nicht so ist...

Besonders der Satz "... das macht Dich sooooo klein" hat mich getroffen, ich habe doch von dieser Gruppentherapie in der Klinik erzählt und das war genau der Satz, den die Frau gebraucht hat, die sich von ihrem Freund getrennt hat: Ich fühle mich so klein, wenn ich mit ihm zusammen bin. Das hat mich damals in totale Verunsicherung gestürzt, denn ich fühle mich auch größer und stärker, wenn ich alleine bin. Ich habe da damals lange darüber nachgedacht und bin zu dem ergebnis gekommen, daß das in erster Linie ein Problem ist, das bei mir liegt. Ich empfinde das nämlich nicht nur bei ihm so, sondern bei allen Menschen, mit denen ich zusammenbin. Sobald jemand anderer dabei ist, mache ich mich klein, schiebe Verantwortung weg. Damit bleibt immer noch die Möglichkeit, daß er das unbewußt fördert, aber ich denke mir, das muß die Zeit zeigen. Ich muß mehr ich selbst sein, mehr für mich eintreten - und dann muß er sehen, ob er damit umgehen kann. Das war auch eine der Fragen, die ich mir in der Klinik gestellt habe: Will er überhaupt wirklich, daß ich mich verändere? Mag er mich dann noch? Oder will er nur einfach eine Silke ohne die ganze depressive Symptomatik aber ansonsten unverändert?

Mit der Therapie, das ist so eine schwierige Sache. Bevor ich damit angefangen habe, hatte ich schon ziemlich lange ziemlich heftige Depressionen und er war der einzige, der das voll mitbekommen hat. Wir haben Nächte diskutiert, erst mit ganz falschen Ansätzen (er hat mir einen Ratschlag nach dem anderen gegeben), später hat er sich wirklich Mühe gegeben, zu verstehen, aber wir sind natürlich immer nur in der Sackgasse gelandet. Dann bin ich in die Klinik gegangen und für ihn war es ganz selbstverständlich, daß ich abends am Telefon erzähle, was in der Therapie passiert ist. Das wollte ich nicht, weiß nicht mal genau warum, es ging gar nicht um ihn. Ich wollte ihn aber auch nicht verletzten oder einen falschen Verdacht wecken, das war eine total bescheuerte Situation.

Tja, und mit der ambulanten Therapie jetzt ist das Problem, daß ich da jetzt ein halbes Jahr hingehe und selber das Gefühl habe, daß ziemlich wenig passiert, ich selber total unsicher bin, ob das die richtige Therapieform, die richtige Therapeutin usw. ist. Ach, eigentlich bin ich überhaupt komplett verunsichert und da kann ich Kritik einfach überhaupt nicht brauchen. Ich glaube, er hatte mehr oder weniger die Erwartung, ich gehe da hin und die Therapeutin spricht drei Zauberworte oder drückt irgendeinen Knopf und schon sind alle Probleme weg - und nun geht ihm das alles zu langsam. Naja, nach 5 Jahren Zusammenleben mit einem Depri kann ich seine Ungeduld und Enttäuschung sogar verstehen, empfinde das ja selber ein bißchen genauso....

Aber mit der Maschine tust Du ihm ein wenig unrecht, er versucht zu verstehen, aber irgendwo gibt es da einfach eine Grenze. Jeder versucht Probleme mit den werkzeugen zu lösen, die er zur Hand hat, die er gut beherrscht und das ist bei ihm nunmal die Logik. Bin übrigens selber Naturwissenschaftlerin und habe Jahre damit verschwendet, dem Ganzen mit Logik zu Leibe rücken zu wollen, was die Problematik aber immer nur verschärft hat. Dazu hat irgendjemand hier im Forum so einen netten Spruch von Woody Allen, daß bei ihm Kopf und Bauch nichtmal auf freundschaftlicher Ebene miteinander verkehren - das trifft es ziemlich gut! Und vielleicht ist das letztlich auch der Grund, warum ich in meinem Job so unglücklich bin? Aber das gehört, glaube ich, in einen anderen Thread!

Ich werde Deine Worte aber auf alle Fälle beherzigen, zu sich selber stehen ist ein ganz zentraler punkt, glaube ich - aber auch ziemlich schwer, wenn man es nie gelernt hat!

Dir auch einen ganz lieben Gruß,
Silke
Natatza

Re: Wie es mir geht - viel Text!

Beitrag von Natatza »

Liebe Silke,

bin im Internetcafe. Nein, nicht krank geschrieben, hab heute morgen in der Firma angerufen und mich - für heute - krank gemeldet. Das Gespräch gestern war irgendwie merkwürdig. Ich saß da, die Frau hat mir tausend Fragen gestellt, die ich mir selbst schon so oft gestellt habe, ich antwortete ihr brav darauf - und als die Frage kam, wie es denn im Moment mit der Arbeit aussehe, sagte ich, dass es schon irgendwie gehe... Naja, ich soll anrufen, wenn sich das ändert. Sie selbst macht keine Therapien, ist wohl eher so eine Art "Erste-Hilfe-Psychiaterin", und bei den Psychologinnen, deren Namen sie mir gegeben hat, meldet sich niemand. Und die Wartezeiten liegen auch hier bei ca. einem halben Jahr...

Habe auch die Adresse einer Selbsthilfegruppe, treffen sich jeden Freitag. Werde heute abend wohl mal dort vorbeischauen, vielleicht hilft es ja für die Zeit bis zur Thera.

Kurz noch was zu Deinem Freund: Er versucht sicher, es zu verstehen, aber "richtig" kann er das nicht. Das merke ich ja gerade, verstehe meinen Freund erst, seit es mir selbst so schlecht geht.

Die Psychiaterin meinte gestern, dass unsere Beziehung im letzten Jahr in eine Schieflage gekommen sei. Klar, sehe ich auch so. Ist wohl auch verständlich. Ich sehe es zwar so, dass ich die Starke war, wenn es um die Depris und Zukunft, Hoffnung etc. ging, aber sowohl beim letzten Telefonat mit meinem Freund als auch gestern merkte ich, dass ICH mich in seiner Nähe irgendwie "klein" gefühlt habe. Habe ihn wirklich ganz schön vergöttert. Aber ich glaube, dass es ihm auch so geht oder ging. Ein Beispiel: Wir haben uns aus Spaß mal überlegt, ob wir uns nicht bei der Quiz-Show anmelden sollen. Da meinte er, dass ich uns da schon durchbringen würde, weil mein Allgemeinwissen viel größer sei - und ich sagte ihm genau dasselbe. Ich glaube, wir haben uns beide in der Beziehung zurück genommen, seit es ihm zum ersten Mal schlecht ging.

Im Moment ist es so, dass ich mich mit dem Gedanken an ein Leben ohne ihn als Partner vertraut mache. Versuche es zumindest. Dass wir Freunde bleiben, ist für beide klar. Aber ich weiß nicht, ob ich selbst noch eine Beziehung mit ihm führen möchte. Weiß echt nicht, was ich denken soll. Was ist, wenn er nach der Klinik doch wieder will und ich dann nicht mehr? Und was, wenn ich irgendwann bemerke, dass da doch noch/wieder Gefühle sind, aber er will nicht mehr? Eine der beiden Situationen wird eintreffen, das ist ziemlich sicher...

Mache mich schon wieder verrückt, höre jetzt lieber auf.

Sorry, wenn ich etwas chaotisch klinge heute, kann mich gar nicht konzentrieren hier im Cafe. Werde daheim wohl doch mal meinen PC aufbauen müssen...

Bis bald
Natascha
Natatza

Re: Wie es mir geht - viel Text!

Beitrag von Natatza »

Scheiße, grad läuft a-ha im Radio, und sofort muss ich wieder an meine ex-Norwegen-Pläne denken... Vielleicht bin ich ja deswegen so schlecht drauf... Wollte letztes Jahr nach Norge gehen, habs sein lassen, hatte nicht genügend Mut. Dann hab ich meinen Freund kennen gelernt und das alles nach hinten geschoben... Ist das vielleicht der "springende Punkt"???
Caroline1
Beiträge: 831
Registriert: 19. Mär 2003, 16:48

Re: Wie es mir geht - viel Text!

Beitrag von Caroline1 »

Liebe Silke

Ja, ich verstehe deine Zweifel sehr gut, und so schlimme Depressionen, wie du sie hast, belasten natürlich auch die Partnerschaft ungemein. Du schreibst auch von Zweifeln, die dich beruflicherseits quälen, die Depressionen und ihre Verstrickungen stellen ja alle deine Lebensbereiche in Frage. Ich bin übrigens auch Naturwissenschaftler, und habe mich auch lange in der Sackgasse verrannt, dass ich meinen Problemen nur mit Logik, Verstand, ADs uä handfesten Methoden zugrunde rücken wollte. Ratio ist ja schön und gut, aber nicht das allein Seligmachende. Das kommt der Quadratur des Kreises gleich. Ich glaube, das hast du auch längst erkannt, ich habe dich ja auch schon in andern Threads gelesen, du setzt dich mit Fragen auseinander, die mich auch sehr lange beschäftigt haben und zu einem guten Teil noch immer beschäftigen.

Mir geht es hier nur um den Punkt, dass du dich nicht von deinem Partner unter Druck setzen lassen sollst, was deine Therapie angeht. Ich unterstelle ihm ja nicht (woher auch, ich kenne ihn ja gar nicht), dass er das völlig bewußt tut, aber es ist nun mal eine Art und Weise, die es ihm insofern leicht macht, als dass er sich gar nicht in Frage zu stellen braucht. Und da überforderst du dich ganz einfach, wenn du auch seinen Anteil mit bearbeiten willst. Du hast mehr als genug mit DIR zu tun, da kannst du keine Kraft darauf verschwenden , ihm seine eigenen Probleme abzunehmen (die Versuchung, dies zu tun, kenne ich, und sie ist manchmal riesengroß )

Alles Liebe dir, und viel Mut und Kraft, ich habe das Gefühl, du bist auf dem richtigen Weg, auch wenn du manche Schritte zurück machst, was ja normal ist. Unterm Strich kommst du voran, bestimmt!

Ich wünsch dir eine gute Nacht

Caroline
srb
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Re: Wie es mir geht - viel Text!

Beitrag von srb »

Hallo Natascha,

keine Ahnung, ob Du heute überhaupt auf der Arbeit bist und diese email liest, aber ich versuche es einfach mal! Dein Verhalten beim Arzt kann ich ja so gut nachvollziehen, weil ich mich immer absolut genauso verhalte. Vorher denke ich: Bite, bitte, bitte schreib mich krank, ich halte das keinen Tag mehr aus und wenn dann die Frage nach der Arbeit kommt, sage ich: Ach, das wird schon gehen... Sowas idiotisches! Warum kann man das nicht einfach sagen? Immer diese blöden Selbstvorwürfe und Zweifel: So schlecht geht es mir ja gar nicht, ich muß mich nur mal zusammenreißen usw. Aber irgendwie ist das doch auch merkwürdig, daß man gefragt wird, ob man krankgeschrieben werden will. Wenn ich mit einer heftigen Grippe zum Arzt komme, sagt er: Ich schreibe sie bis Ende der Woche krank. Warum ist das bei psychischen Problemen anders? Ich finde es ganz schön viel verlangt, um eine Krankschreibung bitten zu müssen, die der Arzt ja offensichtlich nicht für dringend notwendig hält. Ich konnte das jedenfalls nie...

Wie geht es Dir denn jetzt?

Liebe Grüße,
Silke
srb
Beiträge: 508
Registriert: 11. Jun 2003, 11:59

Re: Wie es mir geht - viel Text!

Beitrag von srb »

Hallo Caroline,

vielen Dank für Deine Worte, sie haben mir sehr gut getan!!

Liebe Grüße,
Silke
Natatza

Re: Wie es mir geht - viel Text!

Beitrag von Natatza »

Liebe Silke,

ich war heute morgen wieder bei der Ärztin und habe mich für diese Woche krank schreiben lassen. Sie hat mich erneut auf ADs angesprochen, will ich aber definitiv nicht.

Als ich auf der Arbeit angerufen habe, um dort bescheid zu sagen, hat sich mein Chef angehört, als rechne er mit einer noch längeren Krankschreibung. Habe ihm aber gesagt, dass ich erst mal runterkommen muss, und ich denke (und hoffe), dass ich das diese Woche irgendwie schaffe.

Bevor ich beim Arzt angerufen habe, hatte ich tierischen Schiss davor. Als ich dann gesagt habe, warum ich anrufe, bekam ich dann aber sofort einen Termin, das war gar kein Problem. Da ist mir ein ganz schöner Stein vom Herzen gefallen. Irgendwie bin ich jetzt auch viel ruhiger, der Druck, morgens fit zu sein und den ganzen Tag irgendwo zu sitzen und Dinge für andere Leute erledigen zu müssen, ist echt zu groß im Moment. Jetzt kann ich mich erst einmal auf mich selbst konzentrieren. Schon ein gutes Gefühl.

Aber die Konzentration ist wieder weg, bin im Inernetcafe. Habe aber hoffentlich bald Internet daheim.

Bis bald, werde in den nächsten Tagen wieder herkommen.

Natascha
Natatza

Re: Wie es mir geht - viel Text!

Beitrag von Natatza »

Hallo Ihr Lieben,

Euch will ich es auch sagen - mir geht es durch und durch gut heute! Als hätte ich niemals Depris gehabt! Hoffe, das hält noch eine Weile an. Auf jeden Fall erledige ich heute gleich ein paar Dinge, die ich in den letzten Wochen vor mir hergeschoben habe. Vielleicht hilft das ja, die gute Zeit auszudehnen....

Liebe Grüße
Natascha
srb
Beiträge: 508
Registriert: 11. Jun 2003, 11:59

Re: Wie es mir geht - viel Text!

Beitrag von srb »

Hi Natascha,

auch an dieser Stelle nochmal: Das freut mich für Dich!!!

Drücke Dir beide Daumen, daß "das Gutgehen" erstmal anhält!

Liebe Grüße,
Silke
Natatza

Re: Wie es mir geht - viel Text!

Beitrag von Natatza »

Liebe Silke,

leider ist es schon wieder vorbei, d.h. es schwankt im Moment ziemlich. Mein Ex kommt in zwei Wochen aus der Klinik raus, und irgendwie geht es mir bei diesem Gedanken nicht so gut, wie ich gedacht hatte. Wir werden uns auch demnächst endlich mal treffen, ich bin echt gespannt, wie wir aufeinander reagieren werden. Ich bemerke bei mir wieder einen Ansatz von Gefühl, seit wir zum letzten Mal miteinander telefoniert haben (Mittwoch). Das gefällt mir ganz und gar nicht. Naja, aber abwarten, wie es weitergeht - gemeinsame Zukunft mit ihm oder doch endlich raus aus Deutschland, alleine??? Wir werden sehen.

Wie geht es Dir? Ich jammer hier ständig nur noch rum, sollte mal ne Pause damit machen.

Liebe Grüße
Natascha
Natatza

Re: Wie es mir geht - viel Text!

Beitrag von Natatza »

Hallo zusammen, falls noch jemand hier liest außer mir. :-/

Ich war heute wieder beim Arzt, weil ich bloß beim Gedanken an die Arbeit schon bekloppt werde. Er hat mich überhaupt nicht verstanden und mir ständig vorgeworfen, dass ich keine Medikamente nehmen will und - angeblich - auch eine stationäre Behandlung verweigere. Letzeres geht nicht so einfach, da ich drei Katzen irgendwie irgendwo unterbringen muss, und das dauert halt. Er hat mich richtig runter gemacht und sagte, ich solle mich nicht so anstellen, was die Arbeit angehe. Ich könne nicht damit argumentieren, dass ich mich schlechter fühle, wenn ich arbeiten gehe, als wenn ich noch ein paar Tage daheim bleibe. Leute, bevor ich beim Arzt war, war ich der festen Überzeugung, dass ich nächste Woche wieder stark genug sein würde, um arbeiten zu gehen. Aber als ich wieder daheim war, war ich total fertig. Ich war nur noch am Heulen und fühlte mich so erniedrigt wie noch nie!!! Ich meine, ich will ja in eine Thera, aber was soll ich denn machen, wenn keiner sich meldet bzw. alle in Urlaub sind? Soll ich die ganze Stadt mit Plakaten pflastern "Bitte lasst mich jetzt in eine Therapie"??? Das kann es doch nicht sein!

Ab nächster Woche werde ich also mein Leben so weiterleben wie bisher. Ich werde alles verdrängen, was nur geht, und wenn ich dann doch irgendwann mal eine Therapie bekommen sollte, wird dort halt noch viel mehr aufgearbeitet werden müssen als sowieso schon.

Seit ich heute beim Arzt war, geht es mir wieder richtig beschissen. Ich könnte nur noch heulen, das Wattegefühl ist wieder da, es ist alles wie am Anfang. So eine Sch...!

Grüße
Natascha
srb
Beiträge: 508
Registriert: 11. Jun 2003, 11:59

Re: Wie es mir geht - viel Text!

Beitrag von srb »

Hi Natascha,

habe momentan das Gefühl, alle Ärzte sind so auf der "Was wollen Sie eigentlich hier, stellen Sie sich nicht so an" Schiene. Hatte gerade letzte Woche auch so ein Erlebnis und das hat mich total getroffen, weil ich vorher das Gefühl hatte, verstanden zu werden. Das ist doch Quatsch, natürlich kann es einem schlechter gehen, wenn man wieder arbeiten muß. Ich meine, auf Dauer ist einfach zuhause bleiben keine Lösung, denn damit wirst Du vermutlich nichts verändern, aber so schnell mal eben findet man auch keinen Therapieplatz - auf 1/2 Jahr wirst Du Dich da wohl schon einstellen müssen. Und auch dann braucht die Behandlung ja ihre Zeit und für diesen Zeitraum muß man einen weg finden, leben zu können. Was wäre denn mit einem stationären Aufenthalt? Das geht doch sowieso auch nicht von heute auf morgen, es bleibt Dir also Zeit, zu schauen, daß Du jemanden für Deine Katzen findest. Und da bist Du für einige Zeit wirklich raus aus dem Alltag, kannst Dich ganz auf Dich konzentrieren. Vielleicht wäre das eine Möglichkeit?

Kann Deine Wut und Verzweiflung aber gut vertehen! Wie bist Du denn jetzt mit Deinem Arzt verblieben? Bist Du jetzt noch krankgeschrieben?

Viele Grüße und alles Gute!

Silke
Natatza

Re: Wie es mir geht - viel Text!

Beitrag von Natatza »

Liebe Silke,

ich bin die ganze Woche krankgeschrieben. Ab Montag gehe ich aber wieder arbeiten. Ich habe in den letzten Tagen festgestellt, dass ich fast nur noch über meinen Freund nachdenke, mal mit mehr, mal mit weniger Gefühlen. Deshalb denke ich auch, dass - auf ihn bezogen - die Arbeit mich wieder gut ablenken kann. Alles andere kann ich nur in einer Thera klären, das weiß ich. Bzw. ich habe mich in der Vergangenheit ja auch immer wieder selbst therapiert, was ganz gut funktioniert hat. Jedenfalls wollte ich diese Woche noch zu Hause bleiben, um mit mir selbst noch besser ins Reine zu kommen, was ich wohl auch schaffen werde. Auf Dauer keine Lösung, aber für den Moment auf jeden Fall.

Das Problem mit der Klinik ist, dass mein Arzt mich da sofort hinschicken will. Er sagte, er könne mir jetzt sofort einen Klinikplatz geben. Vielleicht lag es auch daran, dass ich am Ende noch mehr ausgetickt bin - wie, bitteschön, will er das anstellen??? In meiner Stadt gibt es leider keinen Katzendienst, der nach Hause kommt, sonst hätte ich dort längst angerufen. Und ins Tierheim gehen sie nicht, sie sind halt extrem auf mich fixiert und inzwischen auch auf die neue Wohnung, und ich weiß, dass ich dann in der Klinik ständig über die Tiere nachdenken würde. Es gäbe nur zwei Möglichkeiten, meine Schwester oder mein Freund. Meine Schwester arbeitet aber freiberuflich und hätte entsprechenden Arbeitsausfall, und mein Freund ist ja selbst in der Klinik - und außerdem ist er im Moment ja nicht mal mein Freund. Für mich gibt es da keine andere Lösung, als die Klinik Klinik sein zu lassen. Sonst würde ich hingehen. Das sind keine Ausreden, ich kenne halt mich und die Tiere. Ich mache mir ja schon Sorgen, wenn ich nur mal ein WE lang nicht daheim bin...

Und warum kann der Arzt mir keinen Therapeuten nennen, wenn er doch anscheinend dermaßen gute Kontakte hat, dass ich sofort in die Klinik könnte??? Ich glaube einfach, dass er absolut nicht mit Depressionen umgehen kann und mich irgendwie beruhigen wollte. Ich würde ja auch in eine Tagesklinik gehen, die gibt es hier, aber meine Psychiaterin hat gesagt, dass dort nur Leute mit Psychosen hingingen und ich da nicht reinpasse. Na super.

Also werde ich weitersuchen und schauen, dass ich mein Leben bis dahin einigermaßen in den Griff bekomme. Anders geht es nicht.

Viele Grüße
Natascha

P.S.: Habe gerade einen Arzt im Netz gefunden. Hausarzt, Homöopath, Naturheilverfahren, Psychotherapie. Werde da heute mal vorbeigehen, mir seine Qualis ansehen und einen Termin vereinbaren. Drück mir die Daumen, der wird mich hoffentlich nicht mit irgendwelchen Medis vollpumpen wollen. Hatte meine Psychiaterin auf Homöopathie angesprochen, da ist sie fast ausgerastet!!! Also, werd da hoffentlich ein bissel Glück haben...
Natatza

Re: Wie es mir geht - viel Text!

Beitrag von Natatza »

So, da bin ich also wieder auf der Arbeit... Mit meinem Ex-Schatz ist seit letztem Donnerstag endgültig Schluss, wir haben uns getroffen, er hat es mir nochmal erklärt, und ich werde mich jetzt damit abfinden. Muss ich. Natürlich hätte ich ihn gerne wieder zurück, aber es geht von seiner Seite aus nicht, was nicht nur mit mir zu tun hat. So ist das Leben, manchmal ziemlich scheiße, aber es geht weiter... Vielleicht treffe ich ja irgendwann mal jemanden, mit dem es hält.

Aber auch was Positives gibt es zu berichten: Ich habe noch am Dienstag bei dem Therapeuten angerufen - Ende November ist mein Termin!!!! Wenn das mal nix ist.

Liebe Grüße
Natascha
Natatza

Re: Wie es mir geht - viel Text!

Beitrag von Natatza »

ICH HASSE ES!!!!! Jetzt bin ich keinen ganzen Tag zurück auf der Arbeit - und schon fängt die ganze Scheiße von vorne an!!!!! Wenn das so weitergeht, werde ich echt Konsequenzen ziehen müssen. Nur ein kleines Beispiel: Meine Kollegin hat letzte Woche einen externen Termin für meinen Chef vereinbart. Den hat er heute an einen der Abteilungsleiter (AL) abgegeben, so dass ich mich nicht weiter darum gekümmert habe. Aber anstelle, dass dieser AL zu seiner Sekretärin geht und ihr bescheid sagt, wird wieder mal ALLES auf mich abgeschoben - d.h. plötzlich erfahren, dass der Termin INTERN ist (ca. 10 Minuten vor Beginn), dass ICH mich um die Gäste kümmern muss, dass ICH mich um den Raum kümmere usw. Ich hab es dann gemacht, weil ich echt keinen Bock auf Stress am ersten Tag hatte, aber als ich dann den Mund aufmachte und sagte, dass es absolut nicht meine Aufgabe sei, durfte ich mir noch anhören, dass wir doch schließlich ein "Team" seien, dass mein Chef da ja eigentlich hinwollte etc.!!!!! Sorry, was kann ICH dafür, wenn die in meiner Abwesenheit zu blöd sind, dem Anrufer richtig zuzuhören und entsprechend NICHTS richtig läuft?!?!?!? Ich könnte echt kotzen!!!!!

Wie gesagt, das ist nur ein kleiner Teil, mal abgesehen davon, dass absolut nichts wirklich erledigt wurde, was ich eigentlich schon erwartet hatte - ich meine, WIR SIND DOCH EIN TEAM!!!!!

Wütende Grüße
Natascha

P.S.: Ich bin echt am überlegen, ob ich hier noch weiterarbeiten soll - Mund aufmachen nützt ja auch nichts, hab echt schon alles versucht.
Natatza

Re: Wie es mir geht - viel Text!

Beitrag von Natatza »

Ich schreibe einfach mal hier weiter, vielleicht meldet sich ja irgendwann nochmal wer darauf.

Jetzt fängt es an, dass auf der Arbeit hinter meinem Rücken über mich geredet wird. Hab vorhin zwei Kolleginnen in der Küche überrascht. Als die eine mich gesehen hat, machte sie der anderen ein Zeichen, still zu sein. Bravo, echt. Oder hab ich vielleicht schon Paranoia??? Also, eine der zwei kann mich eh nicht ausstehen und redet quasi über jeden - aber die andere... Naja, wenn's denn so ist.
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