Ratlos II

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manx
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Ratlos II

Beitrag von manx »

Hallo da Draußen,

ich habe hier im Forum schon ein Paar kluge Sätze abgelassen, aber jetzt bräuchte ich einige Tipp´s
oder aufmunternde Worte von jemanden.
Also zu mir, ich bin 53 Jahre alt und habe seit meinem 14 Lebensjahr depressive Episoden, mal lange Jahre keine und seit 1995 (Scheidung) immer wieder und in kürzeren Abständen, seit Dezember letzten Jahres stecke ich wieder in einer Episode drin, mal geht´s etwas besser, aber nie so richtig weg gekommen! Ich muss noch hinzufügen, dass noch eine überstandene Alkoholsucht dazu kommt, bin aber schon 13 Jahre trocken. Habe eine sehr, sehr liebenswerte Frau und von meinen Kinder aus der ersten Ehe zwei Zucker süße Enkel.
Jetzt zu meiner Situation, ich Arbeite in ÖD und in einem Großraumbüro, wie Ihr euch sicher denken könnt sind meine Arbeitskollegen/inen durch meine häufigen Arbeitsausfälle auf mich nicht gut zusprechen, gefühlt habe ich es schon länger aber seit Freitag habe ich die Gewissheit, dass es so ist. Verständlich ist es schon, würde u.U. auch so reagieren, nur was besonders Weh tut: als es Ihnen schlecht ging, habe ich für sie immer ein offenes Ohr gehabt und habe mir Ihre Geschichten angehört. Seit gestern geht es mir durch den Kopf (kaum geschlafen) wie kann ich Ihnen meine Situation erklären und warum es so ist, dass ich so oft ausfalle ohne dass ich meine Seele komplett ausziehe.
Also so ähnlich wie ... ich bin Lebensbedrohend erkrankt oder ... ich bin schwerst Depressiv ... ich möchte
keiner von den 10 000 sein die sich in Deutschland, auf Grund einer schweren Episode das Leben nehmen. Wicht ist mir aber auch das sie wissen sollen, die Geschäftsleitung weis seit fast fünf Jahren wie es um mich bestellt ist (Versetzungsgesuch / Jobbörse), es kommt mir so vor dass das von oben so Gewünscht ist.
Es kommt leider noch dazu, dass ich durch die langen und tiefen Episoden, s... werde, ist aber durch die Medi´s gut unter Kontrolle und ich hole mir Hilfe wenn es wieder so weit sein sollte, wichtig ist die Alarmzeichen nicht übersehen und aufpassen das die Ratio nicht aussetzt.

Also was meint Ihr was ich machen soll, direkt konfrontieren (hoffentlich reicht der Mut), oder so unausgesprochen, bis der Chef aus dem Urlaub zurück ist, weiter schwelen lassen??????

Danke im voraus und liebe Grüße an alle.

manx
Sebald
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Registriert: 8. Jun 2014, 20:49

Re: Ratlos II

Beitrag von Sebald »

Hallo Manx,
erstmal solltest akzeptieren, dass du in einer Krise extrem empfindlich bist und schon krankheitsbedingt das Gefühl hast, dass alle über dich reden, dich nicht mögen usw
Glaub mir, ich kenne das Gefühl. Wenn du mit deiner Krankheit offensiv umgehen willst, würde ich einfach sagen dass du an einer chronischen Krankheit leidest und deshalb leider immer wieder ausfällst. Das dürfte den Kollegen schon helfen dich zu verstehen und das Gerede etwas einschränken. Ich habe an meinem Arbeitsplatz nie über Diagnosen gesprochen, sondern nur erzählt dass es mir nicht gut geht oder ich schon lange krank bin. Wie viel du sagen möchtest musst du selbst entscheiden, aber du musst wissen, dass nicht alle Menschen verständnisvoll auf psychische Erkrankungen reagieren.
Ich hoffe, dass ich dir ein wenig Rat geben konnte und hoffe, dass es dir bald besser geht und es auch im Beruf besser läuft.
Liebe Grüsse, Sebald
Lupine_84
Beiträge: 678
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Re: Ratlos II

Beitrag von Lupine_84 »

Hallo Manx!

Wenn ich dich richtig verstehe, haben deine Kollegen gar keine Erklärung erhalten für deine langen Arbeitsausfälle??

Du möchtest Ihnen gegenüber eigentlich ehrlich sein und nicht andere Geschichten vorschieben müssen, oder?
Wenn die Geschäftsleitung es weiß, umso besser. Da hast du gewisse Rückendeckung.

Ich kann nur von mir ausgehen, hatte selbst einen Thread dazu vor 4 Wochen. Für mich hat es sich als der richtige Weg rausgestellt mit meinem Rückfall offen umzugehen.

Bei meiner ersten schweren Episode war ich nicht in der Firma, sondern im (falschen) Studium. Meine Kollegen wusste alle, was mir damals passiert ist. Zurück in der Firma (Studium abgebrochen) wurde ich nun unsicher, wie offen ich mit dem Rückfall sein will.

Am Tag der Tabletteneinnahme ist es aber einfach aus mir rausgesprudelt. Habe dort auch Freunde, nicht "nur" Kollegen.
So habe ich offen und laut mit jedem drüber geredet, der Interesse daran hatte oder Erklärungen für mein Verhalten brauchte.
Auch meinen Chef habe ich informiert, was mir einen "VIP"-Termin bei meiner Psychiaterin ermöglicht hat, da er sie privat kennt.

Meine Taktik ist aktuell Info, Info und nochmal Info zu geben, um der Krankheit auch dieses Stigma zu nehmen. Ich habe relativ detailliert von meiner schweren Depression und der gar-nix-geht-mehr-Phase berichtet, um zu erklären, warum ich hoffe dieses Mal rechtzeitig reagiert zu haben und somit bei der Arbeit vielleicht auch gar nicht ausfallen muss.
Es hat gut funktioniert und ich habe viel Rücksicht erfahren, wenn ich mal Überstunden abbauen musste.

Ich habe das Gefühl, ich konnte viele für die Krankheit öffnen. Sie können von mir Facetten erfahren, wenn sie möchten. Ich versuche so gut es geht zu beschreiben, was eigentlich nicht mit Worten zu beschreiben ist.
Ich denke, dieses offene Fragen der Kollegen beantworten, ermöglicht überhaupt, dass es als sehr schwere Erkrankung akzeptiert wird.
Die Gesunden brauchen einfach mehr Einblick, um Verständnis aufbringen zu können.
Einer Kollegin habe ich ein Buch geliehen, in dem 111 Fragen zur Depression von 2 Fachleuten und einem Betroffenen sehr kurz und informativ beantwortet werden. Sie ist dankbar dafür und interessiert und sagt, dass sie mich nun besser verstehen kann.

Josef Giger-Bütler: "[...] der S. als letzte und ultimative Form des Nichtsprechenkönnens"

Sprich lieber!

Liebe Grüße
Lupine
"Glück hängt nicht von äußeren Dingen ab, sondern von der Art, wie wir sie sehen" - Leo N. Tolstoj -
manx
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Re: Ratlos II

Beitrag von manx »

Danke für eure schnellen Antworten,

meine Tendenz ist auch in die Richtung, nur wie finde ich die richtigen Worte.
Leider ist es bei uns am LRA so, dass die Begebenheit zur Kenntnis genommen wird, aber obwohl ich bereit zur Versetzung bin, nicht´s getan wird, von wegen Rückendeckung, ich bin in unserem Haus nicht der einzige mit emotionalen Problemen!! Es wird einfach abgewartet, ich hatte bis heute noch keinen Vorschlag eines neuen Arbeitsplatzes. Es macht mir den Eindruck dass das ganze System hat, zum einen wenn ich unzufriedene Arbeitnehmer habe und die sich auch untereinander nicht Verstehen hat der Arbeitgeber keine Masse gegen sich, nur einzelne und die können am ausgestreckten Arm verhungern und ganz Wichtig, Hauptsache die Fassade strahlt und wie es dahinter ausschaut ist Egal. Vor etwa 15 Jahren hat sich eine Arbeitskollegin Erhängt, ihre direkten Vorgesetzten mussten ihre seelische Verfassung gekannt haben (Eheprobleme, wie ich im nachher gehört habe), sie blieb weiterhin auf einen Stressposten als Sachbearbeiter sitzen, ich habe wenig Hoffnung auf Unterstützung von Seiten des Arbeitgeber´s. Hauptsache der Laden läuft und es kommen keine Beschwerden, aber wehe es hängt wo.
Na ja ich möchte nicht nur jammern, ich habe nur Angst am Montag in die Arbeit zu gehen, ich komme mal wieder aus dem Krankenstand zurück und dann wie lange wieder?

Liebe Grüße
manx
Lupine_84
Beiträge: 678
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Re: Ratlos II

Beitrag von Lupine_84 »

Hauptsache der Laden läuft und es kommen keine Beschwerden, aber wehe es hängt wo.
...jaja kennt man. In eurem Fall "aber wehe es hängt wer" ----SORRY böser Sarkasmus, hilft dir nicht... musste aber raus!

Hmm, du kommst aus krank zurück? Wirklich? Klingst nicht gut! Ist es vielleicht zu früh? Kann dein Arzt bezüglich Krankschreibung nicht mehr für dich tun, wenn du eben erklärst, dass du leider keine Rückendeckung von oben hast? Dann musst du halt länger krank bleiben!
Wenn sie dir keinen Job bieten können, der an deine Situation angepasst ist, dann kannst du eben erst auf deinen Posten zurückkehren, wenn du dem Stress wieder gewachsen bist!!!?

Ja die richtigen Worte sind ein Problem, das glaube ich dir.
Bei mir war es etwas leichter, ich arbeite im Bereich Gesundheitswesen, da ist das generell ein anderer Umgang und Krankheiten sind ansich jedem ein Begriff!

Ich weiß auch nicht, du kannst kaum andere Worte benutzen als "Ich leide an wiederkehrenden schweren depressiven Episoden... sie können mein Leben bedrohen, ich muss daher zeitweise länger in Behandlung sein und bin den beruflichen Anforderungen nicht gewachsen...."

Biete allen an, dass du offen auf ihre Fragen zu der Krankheit antworten würdest. Viele habe eigene "kleine" Erfahrungen oder Fälle in der Familie. Vielleicht sind sie dankbar einen fachkundigen Gesprächspartner in dir zu finden?!

LG
"Glück hängt nicht von äußeren Dingen ab, sondern von der Art, wie wir sie sehen" - Leo N. Tolstoj -
Zarra
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Re: Ratlos II

Beitrag von Zarra »

Hallo manx,

letztendlich kannst Du das positive oder ggf. negative Denken über Dich nicht wirklich beeinflussen. Deine Erkrankung ist aber halt nun einmal da.

Deine Kollegen werden auch jetzt irgendwelche Phantasien haben - die Frage ist, wie nah sie eh an der Realität dran sind, und ob die Wahrheit besser oder schlechter wäre. Ob die Angabe "Depression" Verständnis oder Unverständnis hervorruft, kann sehr unterschiedlich sein, und ich glaube auch nicht, daß man das immer richtig einschätzen kann (in beide Richtungen).

Ich habe nie offene Gespräche à la Lupine angeboten, andererseits wissen bei mir wohl die meisten, um was es ggf. richtungsweise geht. Vermutlich war es teilweise auch offensichtlich, und sobald Klinikaufenthalte anstehen, wird das eh deutlicher.

Was hast Du denn bisher gesagt?

LG, Zarra
manx
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Re: Ratlos II

Beitrag von manx »

Hallo Lupine (übrigens eine sehr schöne Blume, besonders die wilde Form),

Danke, daheim fällt mir aber auch die Decke auf den Kopf und ich kann mir doch etwas Selbstbestätigung, dass mann doch noch zu etwas nütze ist, herausziehen. Meine Neurologin würde mich ohne weiteres, weiter Krankschreiben, die Option habe ich weiter, nur ich will Arbeiten! Bis es halt nicht mehr geht.

LG
manx


Hallo Zarra,

mit dem offen Sprechen, also aus der Seele sprechen, habe ich kein Problem (hatte vor etwa einem Jahr ein "Auting" wegen meiner "Sauffkariere"), also die kennen mich, nur wie weit kann ich mich öffnen ohne mein Gesicht ganz zu verlieren "Man ist ja Stark" und sowas wie Depression!!!!

LG
manx
Zarra
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Re: Ratlos II

Beitrag von Zarra »

Hallo manx,

wenn DU mit Depression Schwäche assoziierst, ist das DEIN Bild, - nicht unbedingt das der anderen. Meins z.B. nicht.

Und: Wär's Dir lieber, wenn die Kollegen jetzt an einen "Saufrückfall" denken als an Depression?

LG, Zarra
Lupine_84
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Re: Ratlos II

Beitrag von Lupine_84 »

Hallo Lupine (übrigens eine sehr schöne Blume, besonders die wilde Form),
Danke :D Es freut mich sehr, dass du auf die Blume zu sprechen kommst und das erkannt hast!
Mein liebstes Urlaubsland ist Schweden! Mir geht das Herz auf wenn ich dort all die Lupinen am Straßenrand sehe :)
Gesicht ganz zu verlieren "Man ist ja Stark" und sowas wie Depression!!!!
Depression ist wie du doch sicher spürst(!) etwas was sich deiner Gewalt darüber völlig entzieht! Depressionen führen ein Eigenleben. Wenn du einen Gehirntumor hast, hat das doch auch nichts mit Schwäche zu tun?!
Nicht einmal ein schnöder Schnupfen wird jemandem als Schwäche angekreidet und dabei hat hier wirklich mal gerade das Immunsystem versagt, oder derjenige hat sich verkühlt, nicht gesund ernährt, hat sich nicht fit gehalten etc.
Du siehst, hier wären solche Zusammenhänge viel leichter zu ziehen.

Aber ich weiß, das Bild von Depressionen geht schnell in diese Richtung. Daher ist ja meine Taktik und mein Schutz für mich diese Menge an Infos, die ich zur Vermitllung zwischen Gesunden und Kranken bereitstelle. Damit wahre ich mir ein bißchen das Gesicht.
Ich hole die Gesunden auf meine Seite, damit sie ebenfalls die Meinung entwickeln können, dass man über diese Krankheit keine Gewalt hat.

Man muss einfach da durch. Durch das tiefe Tal. Und jede Unterstützung und auch echte offene Anteilnahme hilft dabei. Im Gespräch merke ich immer wieder, dass die Gesunden andere Schlüsse ziehen und mit Fragen einhaken, die ein Depressiver nie stellen würde. Aber genau da kann ich die Denkweise meiner Kollegen korrigieren. Kann versuchen noch etwas mehr Einblick in das veränderte Depressiven-Denken und -Erleben zu geben. Sie sagen dann vielleicht "Ja, das ist schwierig zu verstehen, kann ich mir schlecht vorstellen", aber sie setzen sich damit auseinander und verabschieden sich von dem klassischen "Schwäche"-Gedanken!

Ich wünsche dir, dass du einen passenden Weg für dich findest.
Vielleicht beginnst du erst bei ein, zwei sehr vertrauten Kollegen? Wie ist denn das Klima bei euch?

Herzliche Grüße
Lupine
"Glück hängt nicht von äußeren Dingen ab, sondern von der Art, wie wir sie sehen" - Leo N. Tolstoj -
manx
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Re: Ratlos II

Beitrag von manx »

Zarra hat geschrieben:Hallo manx,

wenn DU mit Depression Schwäche assoziierst, ist das DEIN Bild, - nicht unbedingt das der anderen. Meins z.B. nicht.

Und: Wär's Dir lieber, wenn die Kollegen jetzt an einen "Saufrückfall" denken als an Depression?

LG, Zarra
Hallo Zarra,

ich wollte keinen als schwach Bezeichnen und auch nicht assoziieren, ich konnte es im Moment nicht anders beschreiben. Zum Trinken ich bin mittlerweile 13 Jahre Trocken und bin als Betrieblicher Suchtkrankenhelfer eingesetzt und das Auting war in Zusammen mit einer Aktion "Alkohol am Arbeitsplatz" ich mein Verhalten als nasser Alkoholiker beschrieben, aber die Depression verschwiegen, weil´s hald da keinen zu interessieren hatte. Aber die Depression ist mit eine der folge Erscheinungen des Trinkens. Also bitte meine Äußerung falsch verstehen.

LG
manx
manx
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Re: Ratlos II

Beitrag von manx »

Zarra hat geschrieben:Hallo manx,

wenn DU mit Depression Schwäche assoziierst, ist das DEIN Bild, - nicht unbedingt das der anderen. Meins z.B. nicht.

Und: Wär's Dir lieber, wenn die Kollegen jetzt an einen "Saufrückfall" denken als an Depression?

LG, Zarra
Ich wollte schreiben: bitte nicht falsch verstehen!
manx
Beiträge: 18
Registriert: 1. Jun 2014, 13:21

Re: Ratlos II

Beitrag von manx »

Lupine_84 hat geschrieben:
Hallo Lupine (übrigens eine sehr schöne Blume, besonders die wilde Form),
Danke :D Es freut mich sehr, dass du auf die Blume zu sprechen kommst und das erkannt hast!
Mein liebstes Urlaubsland ist Schweden! Mir geht das Herz auf wenn ich dort all die Lupinen am Straßenrand sehe :)
Gesicht ganz zu verlieren "Man ist ja Stark" und sowas wie Depression!!!!
Depression ist wie du doch sicher spürst(!) etwas was sich deiner Gewalt darüber völlig entzieht! Depressionen führen ein Eigenleben. Wenn du einen Gehirntumor hast, hat das doch auch nichts mit Schwäche zu tun?!
Nicht einmal ein schnöder Schnupfen wird jemandem als Schwäche angekreidet und dabei hat hier wirklich mal gerade das Immunsystem versagt, oder derjenige hat sich verkühlt, nicht gesund ernährt, hat sich nicht fit gehalten etc.
Du siehst, hier wären solche Zusammenhänge viel leichter zu ziehen.

Aber ich weiß, das Bild von Depressionen geht schnell in diese Richtung. Daher ist ja meine Taktik und mein Schutz für mich diese Menge an Infos, die ich zur Vermitllung zwischen Gesunden und Kranken bereitstelle. Damit wahre ich mir ein bißchen das Gesicht.
Ich hole die Gesunden auf meine Seite, damit sie ebenfalls die Meinung entwickeln können, dass man über diese Krankheit keine Gewalt hat.

Man muss einfach da durch. Durch das tiefe Tal. Und jede Unterstützung und auch echte offene Anteilnahme hilft dabei. Im Gespräch merke ich immer wieder, dass die Gesunden andere Schlüsse ziehen und mit Fragen einhaken, die ein Depressiver nie stellen würde. Aber genau da kann ich die Denkweise meiner Kollegen korrigieren. Kann versuchen noch etwas mehr Einblick in das veränderte Depressiven-Denken und -Erleben zu geben. Sie sagen dann vielleicht "Ja, das ist schwierig zu verstehen, kann ich mir schlecht vorstellen", aber sie setzen sich damit auseinander und verabschieden sich von dem klassischen "Schwäche"-Gedanken!

Ich wünsche dir, dass du einen passenden Weg für dich findest.
Vielleicht beginnst du erst bei ein, zwei sehr vertrauten Kollegen? Wie ist denn das Klima bei euch?

Herzliche Grüße
Lupine

Hallo Lupine, (die blauen Wachsen in den Alpen)

danke für Deine Worte, nur mein tiefes Tal dauert schon so viele Jahre an und ich merke wie mir die Kraft ausgeht (mir gehts jetzt scheisse und der Bildschirm verschwimmt gerade), ich nehme jedes Angebot an, ich nehme jedes neue Medikament, wenn das alte seine Wirkung verloren hat, ich habe schon geschrieben dass schwäche nicht der richtige Ausdruck war. Nur die Kraft lässt deutlich nach, ich merke es an den Episoden, sie nehmen an länge und tiefe zu. Vielleicht liegst auch an der Psychotherapie, speziell Traumabewältigung (EMDR), kommt auch soviel hoch, ist auch nicht Nebenwirkungsfrei.

Liebe Grüße
manx
Zarra
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Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Ratlos II

Beitrag von Zarra »

Hallo manx,

ich glaube, jetzt verstehe ich leider weniger als vorher. Sorry. (P.S. ... "süß" - ich hatte es richtig gemeint gelesen gehabt, inzwischen aber auch Dein zweites Posting gesehen - ... wenn Du auf "Editieren" beim ersten Beitrag gehst, kannst Du ihn auch direkt ändern.) Es ist doch kein so unübliches Noch-Bild, daß Depression mit Schwäche, nicht genug Willensstärke verbunden wird - und auch Depressive selbst haben Befürchtungen, so zu sein. Ich habe die Äußerungen von Dir auch nicht als böse oder beschuldigend empfunden, ... eher mit Scham verbunden und eben dem Schwäche-Bild belegt. Doch vielleicht habe ich auch da zuviel hineininterpretiert. Doch was meintest Du dann mit:
nur wie weit kann ich mich öffnen ohne mein Gesicht ganz zu verlieren "Man ist ja Stark" und sowas wie Depression!!!!
?

Nein, natürlich gab es in dem genannten Rahmen keinen Anlaß über Deine Depressionen zu sprechen, das sehe ich auch so. - Obwohl andererseits klar ist, daß beides zusammen häufiger auftritt. (Da weiß ich zu wenig, Du aber vielleicht mehr, inwieweit man vielleicht Sucht vermeiden kann, indem man andere psychische Erkrankungen ausreichend behandelt?)
Nur die Kraft lässt deutlich nach, ich merke es an den Episoden, sie nehmen an länge und tiefe zu. Vielleicht liegst auch an der Psychotherapie, speziell Traumabewältigung (EMDR), kommt auch soviel hoch, ist auch nicht Nebenwirkungsfrei.
Vielleicht gerade weil es nicht ganz ausformuliert ist, frage ich Dich: Bist Du sicher, daß Du am Montag zur Arbeit gehen solltest? Arbeit kann auch stabilisieren, und meine Ärzte hielten auch nie was von langen Krankschreibungen; trotzdem kann es einfach Zeiten geben, in denen das nicht angesagt ist, in denen anderes besser ist, auch nicht optimal, aber besser!! Was täte Dir momentan gut?!?

Liebe Grüße, Zarra
manx
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Re: Ratlos II

Beitrag von manx »

manx hat geschrieben:
Zarra hat geschrieben:Hallo manx,

wenn DU mit Depression Schwäche assoziierst, ist das DEIN Bild, - nicht unbedingt das der anderen. Meins z.B. nicht.

Und: Wär's Dir lieber, wenn die Kollegen jetzt an einen "Saufrückfall" denken als an Depression?

LG, Zarra
Hallo Zarra,

ich wollte keinen als schwach Bezeichnen und auch nicht assoziieren, ich konnte es im Moment nicht anders beschreiben. Zum Trinken ich bin mittlerweile 13 Jahre Trocken und bin als Betrieblicher Suchtkrankenhelfer eingesetzt und das Auting war in Zusammen mit einer Aktion "Alkohol am Arbeitsplatz" ich mein Verhalten als nasser Alkoholiker beschrieben, aber die Depression verschwiegen, weil´s hald da keinen zu interessieren hatte. Aber die Depression ist mit eine der folge Erscheinungen des Trinkens. Also bitte meine Äußerung falsch verstehen.

LG
manx
Hey Zarra,

ja ich werde in die Arbeit gehen, ich habe Angst, weis aber nicht wovor, mir fällt gerade wieder eine Aussage eines Arztes ein "Wo die Angst ist, ist der Weg" und wie schon geschrieben die Aussage "Man ist stark" ist ja in Anführungsstrichen gesetzt, und war auch nicht richtig platziert.
Die letzten zwei Wochen waren von Selbstzweifel und was kann ich tun geprägt, wieder Krankschreiben ist das unvermeidliche wieder wegschieben. Wenn es nicht mehr geht dann hole ich mir wieder Hilfe und sehe es nicht als schwäche, sondern die Fähigkeit sagen zu können "ich kann nicht mehr", bis zu dieser Erkenntnis war es ein langer Weg, ich habe bis ungef. vor einem 3/4 Jahr immer gegen die Krankheit gekämpft, bis ich es endlich kapiert habe, ich fühle aber dass mich die Kraft verlässt, es ist wie wenn du Sand in der Hand hast und der rieselt durch die Finger. Vielleicht kommt´s in dieser form deutlicher herüber, oder Trift es besser (bin noch nicht so lange im Forum unterwegs). Ja es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Depressionen sehr oft in zusammen Hang von einer Abhängigkeit stehen, egal welches Suchtmittel und ich war ja mit Depressionen schon vorbelastet. Ich Melde mich wieder, Danke für Deine Beiträge.

LG und gute Nacht
manx
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Ratlos II

Beitrag von Zarra »

Hi manx,

das mit der Angst und dem Weg stimmt - wenn es "nur" um die Angst geht, wenn die Depression und ihre Auswirkungen wirklich soweit eingegrenzt ist, daß das geht.

Und das mit dem Sand, der einem durch die Finger rieselt, finde ich ein gutes Bild für die schwindende Energie - da geht es mir gerade ein wenig ähnlich: Immer wenn ich denke, das müßte jetzt doch ... und ich könnte ... - passiert inzwischen fast gar nichts mehr, weil es anscheinend nicht geht.

Ich drücke Dir auf alle Fälle die Daumen!

LG, Zarra
manx
Beiträge: 18
Registriert: 1. Jun 2014, 13:21

Re: Ratlos II

Beitrag von manx »

Zarra hat geschrieben:Hi manx,

das mit der Angst und dem Weg stimmt - wenn es "nur" um die Angst geht, wenn die Depression und ihre Auswirkungen wirklich soweit eingegrenzt ist, daß das geht.

Und das mit dem Sand, der einem durch die Finger rieselt, finde ich ein gutes Bild für die schwindende Energie - da geht es mir gerade ein wenig ähnlich: Immer wenn ich denke, das müßte jetzt doch ... und ich könnte ... - passiert inzwischen fast gar nichts mehr, weil es anscheinend nicht geht.

Ich drücke Dir auf alle Fälle die Daumen!

LG, Zarra
Besser könnte es nicht Beschrieben werden,

ein großes DANKE

Schönen Sonntag noch.
manx
Beiträge: 18
Registriert: 1. Jun 2014, 13:21

Re: Ratlos II

Beitrag von manx »

Hallo Zusammen,

ich wollte euch nur kurz Berichten wie es am Montag mit meinen Arbeitskollegen/inen war.
Im Zusammenhang mit der Bekanntgabe von meinen Depressionen und der bitte um Verständnis für die Situation war erstmal betretenes Schweigen und mit einem Nachsatz habe ich noch gesagt:
Wenn ihr wissen wollt wie sich eine Depression anfühlt, nehmt eure schlimmste Erfahrung im Leben und macht daraus einen Dauerzustand.
Na ja wollen wir mal hoffen, dass etwas im Gedächtnis bleibt und in der Personalstelle war ich auch schon, mal schauen was daraus wird.
Also Danke noch mal für Eure Beiträge.

Danke

manx
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