Otterchen im Depri-Loch

otterchen
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Otterchen im Depri-Loch

Beitrag von otterchen »

Hallo zusammen,

ich mache mal einen separaten Thread auf, weil es mir im Moment echt mies geht.
Bin seit über 2 Monaten AU wegen Burnout und trete auf der Stelle.
Reha ist beantragt, aber das kann natürlich noch lange dauern.
Bis dahin zwar Therapie, aber nur max. 1x wöchentlich (Terminkalender ist voll bei Thera).

Habt Ihr etwas Aufmunterndes für mich?

Aktuell bin ich sehr ängstlich und antriebslos, viel müde. Gehe also kaum vor die Tür.
Ja, ich weiß, Bewegung draußen wäre gut für mich - aber wie komme ich überhaupt erst in den Zustand, rauszugehen?

Gibt es sowas wie "wertsteigernde, angstmindernde Affirmationen"??

Meine Baustelle scheint zu sein, dass ich nicht (genug) für mich eintrete, dass ich Konflikte und Kritik scheue, dass ich keine Grenzen setzen und Nein sagen kann, dass ich nicht fest genug auftrete und etwas für mich fordere - und zwar bei "Authoritäten" (Kindheit lässt grüßen).
Wie kann ich wachsen?
Bitte keine Buchempfehlungen... das mit dem Lesen klappt nicht.

Habt Ihr ein paar seelentröstende Worte für mich? Etwas, das mir heute einen Lichtblick geben könnte?
Puh, ich hänge echt gerade durch. Fühle mich wie ein Einzelkämpfer, der keine Kraft mehr hat, alleine das Leben zu stemmen.

Liebe, aber dunkle Grüße
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
DYS-
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Re: Otterchen im Depri-Loch

Beitrag von DYS- »

Liebes Otterchen

Tut mir leid, dass es Dir gerade nicht so gut geht.

Ich wünschte, ich hätte da ein Patentrezept.

Raus gehen wäre wirklich eine gute Idee. Frische Luft, eine andere Umgebung…
Auch wenn es saumäßig schwer fällt, versuch es einfach.

Was mir manchmal hilft ist tanzen. Obwohl ich die Ruhe liebe mach ich dann das Radio an und bewege mich nach der Musik. Kostet mir eine Menge Überwindung, aber hinterher geht es mir ein ganz kleines bisschen besser.

Das sind alles Sachen die du sicher schon kennst. Aber manchmal braucht man einen kleinen Schubs um etwas in Angriff zu nehmen.

Ich wünsche Dir, dass du schnell wieder aus dem Loch heraus krabbelst.
Liebe Grüße
dys
°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°

Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

sollten wir heilfroh darüber sein,

dass nicht alle auf unserer Seite stehen.
white hope
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Re: Otterchen im Depri-Loch

Beitrag von white hope »

Liebes Otterchen,

erstmal ein ganz lieben Drücker an Dich.

Du darfst mich für "was weiß ich" erklären, denn ich habe gerade keine Erklärung dafür, dass seit heute morgen an Dich denke und gerade meine Gedanken "sortiere" wegen Burnout und treten auf der Stelle.

Bin seit über 5 Monaten AU wegen Burnout und wollte bei Dir "anfragen", ob Du was weißt oder wir vielleicht gemeinsam einen Weg finden... nun lese ich dass Du aktuell so einen Durchhänger hast.

Außer fühl`Dich gedrückt fällt mir leider gerade nix tröstendes ein.
Ein Rezept/Konzept habe ich noch nicht.
GLG white hope
Antiope
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Re: Otterchen im Depri-Loch

Beitrag von Antiope »

Hallo Otterchen,

die Reha ist also noch nicht genehmigt? Oder genehmigt und noch keinen Termin?

Würdest Du für mich einmal, jetzt gleich, um den Häuserblock gehen und mir dann sagen, wie warm es ist?
otterchen
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Re: Otterchen im Depri-Loch

Beitrag von otterchen »

Hallo Ihr Lieben!
Wie schön, dass Ihr mir so schnell geantwortet habt.

Liebe Dys,
das klappt nicht. Leider.
Eher putze ich mein Fenster zu Ende oder mache sonstwas...
Da bin ich total blockiert im Moment.

Liebe White Hope,
da können wir uns über PN austauschen - was hältst Du davon? Ich schreib Dich mal an.

Liebe Antiope,
ich habe den Antrag erst am 30.05. abgeschickt; es kann also noch dauern, bis ich überhaupt Antwort bekomme. Ein Befundbericht ist bei meinem Hausarzt in Arbeit, einen zweiten wird die DRV wohl bei meiner Therapeutin anfordern. Da vergeht also noch etwas Zeit, bis ich überhaupt etwas von der DRV höre.

Bis dahin tut sich so wenig... außer "warten" und "Ruhe" ist nichts los, und ich hänge alleine ziemlich doof rum.
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Anicca
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Re: Otterchen im Depri-Loch

Beitrag von Anicca »

Hallo liebe Otterchen,

du schreibst:

"Habt Ihr etwas Aufmunterndes für mich?"

Ich kopiere dir jetzt hier mal die Übung: "Eine sanfte Hand" aus der ACT - Therapie rein, die OctaveParango hier eingestellt hat. und die ich sehr hilfreich finde.

LG Anicca


Technik: erste Hilfe bei depressiven Episoden


ACT-Therapie

Übung: Eine sanfte Hand

1. Setz dich auf einen Stuhl, richte deinen Rücken gerade auf und stelle deine Füße fest auf den Boden. Nun richte deine Aufmerksamkeit auf deine innere Gefühlswelt. Achte auf den emotionalen Schmerz, die Trauer oder welches Gefühl auch immer du in dir spürst. Versuche nicht, das Gefühl von dir wegzudrücken oder es sonst irgendwie zu verändern. Sei einfach nur da und fühle den Schmerz. Kannst du lokalisieren, in welcher Körperregion du dieses Gefühl spürst? Ist es vielleicht ein Stechen in der Brust? Oder eher wie ein heißes Stück Kohle im Bauch? Oder schnürt es dir den Hals zu?



2. Jetzt hebe eine deiner Hände und lege sie sanft und behutsam auf die Stelle, wo du den Schmerz am intensivsten spürst.
Wenn du, statt emotionaler Schmerzen, dich eher wie betäubt fühlst, dann lege deine Hand auf die Stelle, die sich am betäubtesten anfühlt.
Wenn du Schwierigkeiten hast, eine klare Stelle ausfindig zu machen, dann lege deine Hand einfach nur sanft auf deine Brust, oder zärtlich auf deine Wange. Was sich für dich am besten anfühlt.


3. Stelle dir nun vor, die Hand würde einer geliebten Person gehören, die sich um dich kümmert. Einer Person, die mitfühlend, aufmerksam und absolut urteilsfrei ist. Die einfach nur für dich da ist und dich mit deiner Depression genauso akzeptiert, wie du gerade bist.
Lasse deine Hand einfach nur sanft auf deinem Körper liegen und achte auf das Gefühl an dieser Stelle. Achte auf die Sanftheit und die Wärme. Wenn du möchtest, kannst du dich auch ganz behutsam ein wenig streicheln, so wie du es zum Beispiel bei einem Kind tun würdest, dass du trösten willst.


4. Stelle dir nun vor, wie sich die Verspannungen und Verkrampfungen an dieser Stelle anfangen zu lösen. Wie dein innerer Widerstand gegenüber dem Schmerz langsam nachlässt. Wenn du dich betäubt fühlst, dann stelle dir vor, wie die Taubheit nach und nach verschwindet und du die Gefühle dahinter spürst. Stelle dir vor, wie sich eine sanfte Wärme von der Stelle deiner Hand in deinem Körper ausbreitet, die nach und nach den inneren Widerstand auflöst.
Ja, du spürst immer noch all die Trauer und den Schmerz, aber du brauchst deine innere Abwehrhaltung nicht mehr, denn du wirst gehalten und aufgefangen.


5. Verweile so! Halte dich selbst, während du trauerst. Sanft und liebevoll, so als würdest du einen trauernden geliebten Menschen im Arm halten. Wenn du dabei weinen musst, ist das absolut in Ordnung. Lass die Tränen zu und weine so lange, wie es eben dauert. Es ist ok, zu weinen. Es ist ok traurig zu sein. Niemand ist immer stark und es ist auch ok, sich selbst in diesem Moment der Schwäche einfach nur mit Liebe und Zärtlichkeit zu behandeln.



6. Nimm jetzt deine zweite Hand und lege sie sanft auf deinen Bauch während du deine erste Hand auf deine Brust legst. Wenn es dir hilft, dann stell dir vor, wie du einen geliebten Menschen in den Arm nimmst. Verweile in dieser Position so lange, wie es dir hilft und so lange es sich gut anfühlt. Es geht hierbei weniger um die Dauer, sondern mehr um die innere Haltung, die du bei dieser Übung dir selbst gegenüber einnimmst. Mitfühlend, Sanft und Liebevoll.
Antiope
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Re: Otterchen im Depri-Loch

Beitrag von Antiope »

Liebes Otterchen,

hrrrggghhh, ja, dann dauert das noch :(

Kann verstehen, dass Du blockiert bist und herumhängst.
Fenster putzen ist schon mal gut (bei mir .... brrr). Schuhe putzen. Bügeln. Möbel streichen (habe ich gemacht, als es mir nicht gut ging. Jetzt ist die gesamte Wohnung weiß ...).

Hast Du eine Rumhäng-Ecke, wo ein Blumenstrauss von draussen gut wäre?

@Anicca: das ist eine super übung ... Danke Dir vielmals!
otterchen
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Re: Otterchen im Depri-Loch

Beitrag von otterchen »

Hallo liebe Anicca,

danke dafür - das habe ich gerade gemacht. Ich habe eine Enge in der Brust gefühlt, und ich habe es unter Tränen so lange gemacht, bis diese Enge sich gelöst hat.

Ja, ich bin wohl derzeit die Einzige, die mich hält. Und ich merke: "mitfühlend, sanft und liebevoll" will mir gerade nicht gelingen. Da bin ich eher ungeduldig und fordernd. Gestehe mir wohl nicht recht zu, dass ich derzeit nicht anders kann. Habe immer im Kopf, dass ich handeln sollte, dass außer mir niemand sonst mein Leben lebt, dass ich mir nur etwas einfallen lassen sollte, was mir gut tut, dass ich etwas ändern sollte.
Forderungen.
Ich glaube, in den vergangenen Wochen habe ich mir keinen einzigen Tag auch wirklich zugestanden, nichts zu tun und abhängen zu DÜRFEN.

Uh fühlt sich das doof an. Aber zumindest kann ich jetzt versuchen, ein wenig liebevoller mit mir umzugehen.



Liebe Antiope,

Ok - jetzt putz ich das Fenster. So. Dann können die Blumen wieder auf die Fensterbank, und es entsteht wieder ein wenig mehr Ordnung hier.
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MaritaT
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Re: Otterchen im Depri-Loch

Beitrag von MaritaT »

Liebes Otterchen, da ich auch grad auf der Suche nach Aufmunterndes bin, hat mich Dein Depriloch besonders berührt. Tja, was täte ich, wenn ich Otterchen als Nicknamen hätte...
Irgendeinen Grund wird die Wahl des Nicknamens ja haben, ich z.B. mag Otter unheimlich gern. Sie haben viele Gesichter, leben im Wasser und können sich auch an Land behaupten. Und egal was sie tun, sie sehen immer irgendwie niedlich aus. Deshalb habe ich mir im Netz grad Otterbilder angeschaut, es gibt unzählige davon. Und so beim Anschauen musste ich doch mal die Lippen zu einem Schmunzeln hochziehen. Und wenn das mir gelingt, obwohl ich ja garnicht otterchen als Nicknamen habe, dann gelingt es Dir vielleicht auch. Wenn Du dann noch die Energie aufbringen könntest, Dir die Bilder, die Dich besonders ansprechen, zu einem kleinen Album zu kopieren, vielleicht sogar mit unterschiedlichen Überschriften von Dir, wäre es perfekt. Muß aber nicht sein, wie gesagt ich habe schon beim Anschauen schmunzeln müssen.
Alles Gute für Dich

Liebe Grüße von Marita
Die beste Zeit einen Baum zu pflanzen war vor 20 Jahren. Die nächstbeste Zeit ist: Jetzt.
afrikanische Weisheit
otterchen
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Re: Otterchen im Depri-Loch

Beitrag von otterchen »

Ach wie süß Marita,

vielen lieben Dank. Das werde ich gleich mal machen.
Ja, vom Zwerg- bis zum Riesenotter finde ich diese Tiere einfach nur putzig.
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FönX
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Re: Otterchen im Depri-Loch

Beitrag von FönX »

otterchen hat geschrieben:weil es mir im Moment echt mies geht.
*mitfühl* :(
FönX

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SLSL
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Re: Otterchen im Depri-Loch

Beitrag von SLSL »

Hallo Otterchen,

es tut mir leid, daß es Dir z.Zt. so schlecht geht. Du warst hier für mich lange Zeit die Starke!

Denk bitte dran, es wird wieder besser und Du weißt ja, das "Ätzwort" für uns ist GEDULD.

Vielleicht ein Tipp bzw. etwas , daß mir hilft. : Liegestuhl auf die Terrasse, Kopf in den Schatten, Ohrenstöpsel in die Ohren und ein Hörbuch hören, evt. Kinderbuch z.B. Ronja, Räubertochter, jedenfalls was Nettes.

Liebe Grüße
blauregen
otterchen
Beiträge: 5118
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Re: Otterchen im Depri-Loch

Beitrag von otterchen »

Lieber FönX, liebe Blauregen,

danke auch an Euch beiden.

Ich habe gerade geschlafen, und nun, sehe ich doch noch ein paar Sonnenstrahlen heute. Morgen soll es sogar richtig schön werden, und darauf setze ich mal eine Portion Hoffnung.

Vielleicht schaffe ich es ja sogar, ein paar Seiten in einem Selbsthilfebuch zu lesen.

Echt mies, wenn das Gehirn so negative Vorgaben macht... Mich da auf andere Gedanken zu bringen, ist nicht einfach. Aber ich versuch's.
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hier_und_jetzt
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Re: Otterchen im Depri-Loch

Beitrag von hier_und_jetzt »

Liebe Otterchen,

Ein Paar deiner Lieblingslieder ganz laut abspielen, traurige, froehliche Lieder, egal, etwas was deine Seele beruehrt, und dabei singst du so laut wie du kannst (und schief)mit?

Hmm, ja ich habe dich hier auch stark und kämpferisch in Erinnerung. Vielleicht wurde es einfach an der Zeit, dass du dir auch mal erlaubst schwach zu sein? ich hoffe das Loch stellt sich als ein Stolperstein auf einem wichtigen Weg heraus! Und sind wir nicht ganz stark wenn wir uns mal das Schwachsein erlauben?

sei ganz lieb umarmt
Von Pia
johanna73
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Registriert: 11. Okt 2011, 20:22

Re: Otterchen im Depri-Loch

Beitrag von johanna73 »

Hmm - gibt es draußen etwas, was sich verändert haben könnte? Einen schönen Ort, an dem Du schauen könntest, ob noch alles beim Alten ist?

Vielleicht fängst Du an, einen oder zwei Lieblingsorte aufzuschreiben? (Von denen nur einer Dein Bett oder Sofa sein darf :) ?)

Ansonsten fühle ich nur mit.

LG j.
dietmar45
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Re: Otterchen im Depri-Loch

Beitrag von dietmar45 »

Hallo liebe Otterchen,

jetzt hast Du es geschafft. Nach langer Zeit und das erste mal bin ich schreibend im neuen Forum.

Aufmunterndes hab ich leider nicht für Dich. Nur meine eigene Geschichte. Gefühlt befinde ich mich unter der Bodenplatte des Kellers. Meine heftigste Krise seit mehr als 10 Jahren. Mir geht es wie Dir. Auch ich habe das Gefühl, mein Leben nicht mehr alleine stemmen zu können. Wobei das Gefühl eher Realität ist.

Mittlerweile nerve ich den Sozial psychiatrischen Dienst mit meinem kaum noch auszuhaltendem Alleinsein. Die wissen auch nicht so recht, was sie mit mir machen sollen. Sogar das ambulante betreute Wohnen wurde mir nahegelegt. Echt krass. Wie es jetzt weiter geht? Ich hab keine Ahnung. Warum ich Dir das schreibe? Das weiß ich nicht mal selber. Vielleicht sind wir dann nicht ganz so allein mit unseren Problemen.

Erinnerst Du Dich noch an das Glücksthema? Das muss so mindestens 5+ Jahre her sein. Da hast Du ein Posting an mich geschrieben, das ich bis heute nicht beantwortet hab. Aber ich hab das nie vergessen. Ich könnte ja mal schauen, ob das Thema noch zu finden ist.

Nun will ich erstmal sehen, ob das mit dem Abschicken klappt.

Liebe Grüße
Dietmar
otterchen
Beiträge: 5118
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Re: Otterchen im Depri-Loch

Beitrag von otterchen »

Liebe Pia,

vielen Dank für Deine lieben Worte.
Sie haben etwas in mir berührt, nämlich das "laut sein". Noch nicht einmal das erlaube ich mir.
Beziehungsweise... ich stell mich tot, "ich bin nicht zu Hause", "lasst mich in Ruhe".
Uh. Seltsame Erkenntnis.

Und: ich "fürchte", dass mich das Musikhören von meinen Gedanken ablenken könnte, weil ich nach Gedanken suche, die mich weiterbringen. Dabei denke und denke und denke ich seit Wochen, und es kommt nichts Gescheites heraus.

Vielleicht fange ich mal mit dem Mittelweg an: Ohrstöpsel einsetzen und dann hören. Dann bin ich zwar nicht "laut", aber mein Hirn kann mal abschalten.


Liebe Johanna,

ein Lieblingsort wäre die Nordsee :( da kann ich nicht so einfach mal hin. Sowas als Video wäre vielleicht schön... ein Strandspaziergang, durch die Dünen, Ausblick aufs Meer...


Hallo Dietmar,

Du erinnerst Dich noch an mich - nach über 5 Jahren??? Wow.
Es tut gut zu wissen, dass man nicht alleine ist - andererseits hilft es auch nicht wirklich, oder?
Mir ist, als wäre da irgendein "Geheimnis des Lebens", was ich einfach nicht kapiert habe - oder aber eine Fehlfunktion in der Hormonausschüttung von Stress-, Belohnungs- oder sonstigen Hormonen bzw. irgendwas, das lähmt.

Schreibst Du jetzt hier im neuen Forum wieder mit? Das wäre doch prima.



Heute habe ich eigentlich Glück: das Wetter ist klasse, das schlägt also schonmal nicht auf die Stimmung.
Allerdings bin ich mit einem blöden Gedanken aufgewacht: "ich trau mich nicht".
Na toll, sowas als erster Gedanke beim Aufwachen.
Ok - was habe ich gelernt? Das mit temporären Zusätzen zu versehen. Also wandle ich das in "heute traue ich mir nichts zu".
Weiter wabert etwas in meinem Kopf herum von "trotzdem handeln... nicht auf Lust oder Antrieb warten (das ist wohl eines der "Geheimnisse", die ich noch nicht kapiert habe), es sind nur Gefühle... wahrnehmen - zulassen - annehmen - loslassen... sich ganz der Tätigkeit widmen..." usw.
Dennoch: meine Muskeln verhärten sich, mein Körper ist also dagegen. Na klasse.

Tja - im Kopf scheint das alles Sinn zu machen. Den Hintern bekomme ich trotzdem noch nicht hoch. Aber ich bin auch gerade erst aufgestanden, und meinen Kaffee vor dem PC zu genießen ist einfach etwas, das ich mir nicht nehmen lasse.

Was ich merke: ich mache zig andere Dinge, die liegengeblieben sind, aber das, worum es mir eigentlich geht, schiebe ich auf.
Aber dieses Phänomen kennen auch andere. Da gibt es eine Autorin, die auch mal im Fernsehen moderiert hat... eine blonde... die hat darüber in einer Kolumne geschrieben. Das geht also auch normalen Leuten so. Der Trick ist: diese Menschen werden für fleißig gehalten, obwohl ihre Tätigkeiten nur Ausweichmanöver sind, weil sie "die eine Sache" nicht machen wollen.
Menno, wie hieß die denn?? Ah! Amelie Fried war's.

Was mich noch beschäftigt: meiner Therapeutin ist entschlüpft, dass ich mich anstelle wie ein kleines Kind, das sich immer noch hinter dem Rockzipfel verstecken möchte. Ja, da ist was dran. Ich bin aber nunmal nicht das mutige, neugierige kleine Kind, das die Welt erkundet. Dafür hat das kleine Kind damals zuviel auf die Nuss bekommen.
Dennoch... ich möchte jetzt ein Gefühl dafür bekommen, wie "groß" ich bin, wie erfahren, wie kompetent, wie wichtig, wie wertvoll, wie erwachsen. Und das gelingt mir noch nicht.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Mim
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Re: Otterchen im Depri-Loch

Beitrag von Mim »

Hallo Otterchen,

ich habe leider keine tröstenden Worte. Lese mit und merke, dass Du wieder mal ausdrücken kannst, was in mir vorgeht. Zusammenfassen kannst, was mir nicht gelingt. Kenne exakt diese Gedanken, habe sie alle - bei mir führt das meist zu schlechtem Gewissen oder "Panik", weil ich selbst Theorie ja nicht umsetzen kann (vermeintlich - oder doch? Andere sind ja immer klüger ...)

Es gibt keine "Lösung". Genau diesen Bandwurm kenn ich auch Otterchen - und im Hintergrund läuft permanent diese Platte bei mir. EIN erlösender Gedanke bitte...
Es gibt immer mal wieder "Aha-Momente". Etwas, was ich verstanden habe. die versinken aber wieder (und die Frage brennt sich ein: Bin ich zu doof? wenn ich schon nicht mal formulieren kann?) Is aber wahrscheinlich auch dasselbe Prinzip, sich runtermachen.
So wirkst Du auf mich auch gerade.
Liest Du Deine alten Aufzeichnungen manchmal?

Was mir wirklich (!) -aber nicht immer- hilft, ist aus meiner Blase auftauchen. Unter Menschen gehen. irgendwas zu ner Verkäuferin sagen, mich zwingen, jemanden anzulächeln, oder, oder, oder. Ich erlebe immer wieder, dass es mir dann besser geht. gerade wenn Resonanz kommt. Wenn ich das Gefühl habe, ich kann etwas bewirken.

Ich hoffe, bei Dir bewegt sich bald wieder was!

Lieben Gruß,
Mim
dietmar45
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Otterchen im Depri-Loch

Beitrag von dietmar45 »

Liebe Otterchen,

vielen Dank für die wundervolle Antwort. Aber sag mal, wie könnte ich Dich denn vergessen? Das geht doch gar nicht.
Es sind nichtmal 5 Jahre. Der Faden ist noch da und vom Herbst 2009. Ich hatte immer vor, darauf noch zu antworten, aber meine Aufschieberitis ist grenzenlos. Und je mehr Zeit verstreicht, desto schwieriger wird es, die Sache nochmal anzugehen. Nun weiß ich nicht, ob ich den Faden nochmal aktivieren soll.

Ob ich nun wieder hier schreibe, weiß ich auch noch nicht. Vielleicht ein wenig, der Anfang ist ja jetzt gemacht.
Ich denke auch, es hilft nicht wirklich. Helfen können beim Problem "Alleinsein" nur reale Kontakte.

Es ist bei mir nach wie vor diese "verfluchte" Bedürftigkeit, die mich nicht aus ihren Klauen lässt. Ich hab es versucht, mit mäßigem Erfolg. Aber es holt einen immer wieder ein. Und je größer die Bedürftigkeit wird, desto geringer ist die Chance auf Erfüllung. Ein Teufelskreis. Aber das haben wir ja alles schon vor Jahren hier "durchgekaut".

Ich hab mir ein Gefängnis gebaut und leider die Tür vergessen. Und das Ausbruchswerkzeug liegt draußen. Jetzt muss ich die Gitterstäbe wohl durchbeißen. Ich muss da jetzt raus, es geht nicht mehr anders.

Weil etwas in meinem Leben absolut nicht stimmig ist, geht die Psyche voll auf Block. Sie streikt. Und das solange, bis ich meine Probleme gelöst habe. Und jetzt ist der Zeitpunkt, wo das zwingend wird. Das kann auch eine Chance sein. Ich versuche es so zu sehen.

Vielleicht wähle ich aber auch den Weg der totalen Kapitulation. Also nichts mehr tun und alles einfach geschehen lassen. Der Mitarbeiter des SPDi meinte dazu, das wäre nicht die beste Lösung. Da hat er natürlich recht. Aber wenn ich nicht mehr kann, dann ist das eben so. Fertig.

Manchmal bin ich das trotzige Kind. Als Kind kam ich damit tatsächlich meist zum gewünschten Erfolg. Aber diesmal könnte das schiefgehen.

Nun hab ich mehr geschrieben, als ich geplant hatte und höre erstmal auf. Ich schaue dann mal, was mir zu Deinem Beitrag noch einfällt. Dann reiche ich das nach.

Liebe Grüße
Dietmar
Clown
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Re: Otterchen im Depri-Loch

Beitrag von Clown »

Mal einfach nur liebe Grüße an Otterchen und Dietmar.

Otterchen, Nordsee: Lass es mich wissen, wenn du hier bist! :P

Dietmar: Ah ja. Na denn. ;)

*winken*

Clown
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Eckhart Tolle
FönX
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Re: Otterchen im Depri-Loch

Beitrag von FönX »

otterchen hat geschrieben:ein Lieblingsort wäre die Nordsee :( da kann ich nicht so einfach mal hin. Sowas als Video wäre vielleicht schön... ein Strandspaziergang, durch die Dünen, Ausblick aufs Meer...
Wie schön! Wir werden es ab nächsten Samstag für zwei Wochen genießen. Aber weit oben in Dänemark.

Eben haben wir eine kleine Radtour an die Förde gemacht und die Abendsonne genossen. Das hat mir gut geholfen.
FönX

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timmie2002
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Re: Otterchen im Depri-Loch

Beitrag von timmie2002 »

liebes otterchen,

kann noch nicht wsoviel schreiben- schmerzhafte schulterverspannung.

möchte dir aber sagen, dass auch ich in gedanken bei dir bin. den vielen lieben und netten rückmeldungen gibt es auch gar nicht viel hinzuzufügen.

du merkst hoffentlich: wir mögen dich alle ganz dolle sehr. :-)

glg final
FönX
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Re: Otterchen im Depri-Loch

Beitrag von FönX »

timmie2002 hat geschrieben:liebes otterchen,
du merkst hoffentlich: wir mögen dich alle ganz dolle sehr. :-)
Stümpt!
FönX

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otterchen
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Re: Otterchen im Depri-Loch

Beitrag von otterchen »

Ach Ihr seid ganz dolle lieb.

Es tut echt gut, sowas zu lesen! Das wirkt wie ein kleines Lächeln im Solarplexus
(huh, was für ein Vergleich)

Die letzten Tage waren echt besch...eiden. Mit "Morgengrauen", also gruseligen Gedanken zum Tagesbeginn. Heute fühlt es sich ein wenig leichter an.

Ich muss Euch jetzt mal was erzählen:
Ok, ich war in der Firma arg gestresst. Aber das endgültige Zusammenklappen fiel zusammen mit der Phase, als mein Psychiater unbedingt das Venlafaxin ausschleichen wollte, weil es der Grund für meinen hohen Blutdruck sein könnte.
Danach hab ich was anderes genommen, was aber nicht anschlug (Elontril: mein Verlangen nach Zigaretten war deutlich reduziert, aber ansonsten fühlte ich mich körperlich miserabel, die Muskeln verspannten sich).
Danach meinte er, das Venla dürfe ich erst frühestens nach 2 Wochen wieder nehmen, und auch nur, wenn meine Hausärztin das OK dafür gibt.
Meine Hausärztin war ganz perplex: natürlich!!! darf ich das wieder nehmen, es geht doch darum, mich aus diesem Loch zu holen, das mit dem Blutdruck bekommen wir schon in den Griff (wobei ich meine, dass es keinen Unterschied macht, ob ich ein AD nehme oder nicht - mein Blutdruck ist auch ohne AD nicht runtergegangen).

Jetzt beginne ich also wieder mit der Einnahme von Venlafaxin. Ich schleiche es langsam ein, nehme es erst seit 7 Tagen. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, es wird besser. Vielleicht nur ein Placebo-Effekt - aber was soll's!!

Na, es gibt noch andere Gründe, warum ich nicht mehr zu diesem Psychiater gehen werde.
Jedenfalls: der heutige Tag ist nicht mehr so düster.

Vielen lieben Dank für Eure wohltuenden Worte
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Lerana
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Re: Otterchen im Depri-Loch

Beitrag von Lerana »

Doch nochmal ich! Muss Zeugnisse schreiben und da liest es sichh doch viel lieber mal im Forum!! ;)

Liebes Otterchen:
Ganz dolle *koptätschel*!!!!!!!!!
Halte durch!!!

Herzlichste Grüße auch an den Rest!

Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
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