Wieviel Einblick gewährt ihr euren Partnern/Familien?

Lupine_84
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Wieviel Einblick gewährt ihr euren Partnern/Familien?

Beitrag von Lupine_84 »

…ich weiß, dass das etwas ist, was prinzipiell NUR ICH SELBST entscheiden kann, da ich meinen Partner kenne und die Lage einschätzen kann, aber es würde mir dennoch sehr helfen, zu hören wie ihr denkt/damit umgeht!

Ich habe in einem anderen Thread ja mal erzählt, dass ich in der schweren Depression 2011 eine starke Realitätsverzerrung hatte, die mich in eine unschöne Situation gebracht hat, die man hier nicht näher beschreiben kann.

Ich trage die Erinnerung daran seit 2,5 Jahren mit mir rum und habe manchmal das Gefühl, davon aufgefressen zu werden. Bisher habe ich den Impuls immer unterdrückt, es meinem Mann zu erzählen. Ich fand, es müsse ihn nicht auch noch belasten.

Ich hatte dann mit meinem Therapeuten vereinbart, meinem Mann die Wahl zu lassen, ob er es hören möchte. Im Großen und Ganzen habe ich ihm andeutungsweise immer schon zu verstehen gegeben um welche Thematik es geht, aber er kennt halt den konkreten Gedankenablauf dazu nicht, der mich so belastet.
Er meinte, er hat durch seine Mutter (seit 20Jahren Depressionen u. weiteres) und seinen Bruder (manisch-depressiv) schon die krassesten Seiten der Krankheit erfahren, er denkt er kann es sich anhören. Aber er sagte auch, vielleicht lieber erst, wenn mein Rückfall überstanden ist.

Nun bin ich ja letzte Woche bei meiner Psychiaterin auch endlich dieses Erlebnis losgeworden und habe sie informiert. Das ist auch der Anlass, warum mein Impuls es erzählen zu wollen nun wieder stärker ist.
Sie ging sehr darauf ein und erklärte, dass sie so etwas auch schon mit tragischerem Verlauf erlebt hat. Da hatte ein Mann ebenfalls in 5 unbeobachteten Minuten sich sehr schwer verletzt, er hat es aber überlebt. Und es sei gut, dass sie das nun wüsste und genau schauen kann, wann das auftrat.

Das hat mir bestätigt, dass es nicht übertrieben war, die Situation als bedrohlich einzuordnen.
Nun ist der Impuls aber wieder stärker, es mit meinem Mann zu teilen. Aber ich möchte sein Anliegen auch respektieren und er hat ja rein gar nichts davon es zu wissen, außer ggf. (unnötige) Sorgen.

Ich konnte heute mit meinem Therapeut nicht nochmal darüber sprechen und überhaupt bin ich heute eher geknickt da weg gegangen.
Sowohl Therapeut als auch Psychiaterin sehe ich erst in 4 Wochen wieder. Sollte ich meinen Erzähl-Drang vielleicht nochmal aufschieben?
Erst nochmal schauen, wie die Medis diesen Rückfall weiter abfangen und vielleicht dann nochmal mit der Psychiaterin reden? Abgesichert bin ich ja in dem Sinne, da sie nun genau weiß, auf welche Veränderungen zu achten ist.

Ich finde irgendwie nur schon die ganze Zeit komisch, dass ich ausgerechnet das, was mich von Zeit zu Zeit so quält, nicht mit meinem Mann teile…
Wir sind echte Freunde und Partner und quatschen viel und über alles. Wir sind Verbündete! Und bis vor kurzem wusste er nicht einmal, dass ich einen Anteil der letzten Depression meiner Familie gegenüber komplett unter Verschluss gehalten hatte.
Das ist einfach komisch für mich. Bei ihm bin ich doch sonst auch mit allem sicher und geborgen. Und „damit“ bin ich relativ alleine.

Ich finde es aber auch nicht gut unnötige Sorgen zu erzeugen. Es kann ja sein, dass ihn das auch mehr trifft, als wir beide jetzt vielleicht erwarten und dann trägt er das auch mit sich rum…., muss doch nicht sein!
Er ahnt ja vermutlich eh die Grundthematik…

Ich freue mich über alle Art hilfreichen Tipps im Umgang mit dem Einblick in die Gedankenwelt des Depressiven.

LG
Lupine
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Antiope
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Re: Wieviel Einblick gewährt ihr euren Partnern/Familien?

Beitrag von Antiope »

Liebe Lupine,

vielleicht wäre es für Dich auch eine Erleichterung, es erst mal schriftlich niederzulegen.

Ich denke nicht, dass es "komisch" ist, nicht alles teilen zu wollen. Etwas gesagtes kann man nie mehr zurücknehmen.
Und wenn Dein Mann auf Deine Andeutungen nicht direkt reagiert, ist es vielleicht auch ein Schutz für Dich, das Schlimmste für Dich behalten zu dürfen.

Weiß er, wenn Du sagst, es sei bedrohlich, dass es dann auch so ist? Du brauchst es ja nicht ausführen, was Du mit dieser Einordnung meinst, sondern ihm einfach das Versprechen geben, wenn es Dir so schlecht geht, dass Du diese Tatsache ihm gegenüber äußerst.

Aslo, ich glaube, ich würde es nicht tun. Einfach, weil manches zu fremd, zu abwegig ist, und die depressive Realität nicht unbedingt nachvollzogen werden kann. Und weil ich manche sehr verstörenden Dinge gerne für mich behalten möchte, um meiner selbst willen.
mime
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Re: Wieviel Einblick gewährt ihr euren Partnern/Familien?

Beitrag von mime »

Hallo Lupine_84,

hm, nur so ein Gedanke, keine Ahnung, ob der eine Überlegung wert wäre: Wenn dich die Thematik so belastet momentan UND du gerne deinen Mann darüber informieren möchtest, wieso sucht ihr beide da keinen "geschützten" Ort auf? Meine Therapeutin hatte z. B. angeboten, ein Familienmitglied mit in eine Therapiesitzung zu nehmen und dann gemeinsam (unter Beisein der Therapeutin) über ein bestimmtes Thema zu reden.

Vielleicht wäre das auch eine Möglichkeit - vorausgesetzt das ginge bei deinem Therapeuten und dein Mann wäre damit einverstanden.
Ein Therapeut könnte da z. B. auch noch das ein oder andere Unklare erklären und hätte euch beide sozusagen im Blick.

In der Zwischenzeit könntest du ein paar Gedanken, wie Antiope schon vorgeschlagen hat, aufschreiben, zusammenfalten und dann wegschließen. Dann hast du vielleicht schon einen Teil deiner Gedanken, die dich so belasten, niedergeschrieben (das hilft manchmal, dass sie einem nicht ständig weiter im Kopf herumkreisen). Den Zettel könntest du dann bei Bedarf ab und zu ergänzen oder du lässt ihn weggeschlossen bis zum nächsten Therapiegespräch.

Manches ist vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt besser aufzuarbeiten oder mitzuteilen als aktuell. So wie ich das herauslese, möchtest du deinen Mann ja auch schützen (du schriebst von seinen familiären Belastungen hinsichtlich Depression & Co.).

Deswegen: vielleicht ließe sich ein Kompromiss nach Absprache in einem therapeutisch begleiteten Paargespräch finden. Dann könntest du das deinem Mann berichten, was dich momentan so belastet und ihr hättet einen Dritten als Beteiligten (den Therapeuten). Vielleicht könntest du so ein Aussprachegespräch noch einmal in einer Therapiestunde vorbereiten; je nachdem, wie sehr auch DICH das Ganze belastet (auch so eine Aussprache ist ja nicht unbedingt "ohne" und erfordert ein gewisses Maß an Kraft und Stabilität). Von einer Aussprache, die dich möglicherweise gleichzeitig wieder extrem triggert, hast du wahrscheinlich wenig; das müsste ja auch therapeutisch irgendwie abgefangen werden. Was meinen denn dein Therapeut / deine Psychiaterin dazu?

Deine Psychiaterin weiß, auf welche Veränderungen zu achten ist, schreibst du; aber du siehst sie erst in 4 Wochen wieder... Du weißt von den Notfallnummern und Kliniken und Krisenplänen usw. wenn es im weitesten Sinne um S.-Gedanken oder SVV gehen sollte.

Wichtig wäre da, dass du jemanden hast, der dich in eine Klinik fahren könnte, wenn es dir schlecht gehen sollte und/oder der mit informiert ist, was Krise & Co. betrifft. Wenn es also um so etwas geht, was dich gefährden könnte, und - z. B. weil dein Mann darüber nicht informiert ist - du aus falscher Rücksichtnahme nichts sagst, halte ich das ebenfalls für nicht gut. Da müsste man auf deinen Fall entsprechend abgestimmt natürlich abwägen (ich weiß ja nichts Konkretes [und möchte es auch aus Anonymitätsgründen nicht] und möchte auch nichts spekulieren oder so). Oder es wäre für Notfälle eine andere Person für dich "greifbar" (vielleicht jemand aus deiner Familie oder so), den du fragen und für das Nötigste einweihen könntest.

Ich wünsche dir, das du eine Lösung für dich findest, wie du mit dem belastenden Thema umgehen kannst und wann der richtige Zeitpunkt dafür wäre, deinen Mann da mit ins Boot zu holen.

Alles Gute und liebe Grüße
Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Lupine_84
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Re: Wieviel Einblick gewährt ihr euren Partnern/Familien?

Beitrag von Lupine_84 »

Danke schon mal für eure erste Stellungnahme!
vielleicht wäre es für Dich auch eine Erleichterung, es erst mal schriftlich niederzulegen.
Ja, das ist auf alle Fälle eine hilfreiche Methode. Ich muss leider sagen, dass ich das bereits vor 4 Wochen gemacht habe...
ich habe gemerkt, dass ich es mir von der Seele schreiben möchte und habe 5 Din A4 Seiten damit gefüllt. Ich hatte auch noch eine ganze Therapiestunde dazu, weil ich meinem Therapeut gegenüber auch nochmal einiges klarer darstellen wollte. Daraufhin hatten wir uns geeinigt, ich rede mal mit meinem Mann.

Das von der Seele schreiben war schon irgendwie gut. Und ich habe meinem Mann auch gesagt, als ich gerade erst wieder mit den Tabletten gestartet hatte, dass er sich einfach darauf verlassen soll, dass ich ihm diesen Text zeige, wenn ich das Gefühl habe ich verliere die Kontrolle.

Das ist denke ich auch zunächst der aller beste Weg. Ich werde vielleicht einen echten Brief daraus machen, ihn zukleben und ihm sagen, wo er liegt. Denn aktuell wäre er darauf angewiesen, dass ich ihn zu diesem Text führe. Und genau das wäre bei Kontrollverlust evtl. ein Problem.
Aber aktuell bin ich ziemlich weit weg von diesem Zustand.

Daher sehe ich auch meine Psychiaterin erst in 4 Wochen wieder. Sie hat letzte Woche mit mir alles durchgesprochen, sie wusste dass es wieder kurze Realitätsverzerrungen gab dieses Mal, dass ich aber schon drüber raus bin und eigentlich auf einem guten Weg. Das heißt ich bin tatsächlich schon gut gestützt durch die beiden Medikamente.

Danke Mime nochmal für deinen Verweis auf die Hilfen in Krisensituationen. Ich weiß darum und verfolge aufmerksam alle Ratschläge die anderen hier im Forum erteilt werden.
Wie gesagt bin ich derzeit eher im Aufwärts-Trend mit phasenweise Rückschlägen... es wird vermutlich nicht so schlimm wie letztes Mal.
Daher denke ich aber, dass die passende Schutzmaßnahme ein verschlossener Brief ist, den mein Mann bei Unsicherheit oder Veränderung meiner Lage öffnen könnte.
Oder es wäre für Notfälle eine andere Person für dich "greifbar" (vielleicht jemand aus deiner Familie oder so), den du fragen und für das Nötigste einweihen könntest.
Nein, das wäre einfach mein Mann. Ich bin ihm sehr nahe und habe da das meiste Vertrauen. Kein anderer verdient von mir informiert zu werden, wenn er die "Geschichte" nicht kennt.
Und ich habe besondere Bedenken was meine Eltern angeht. Die könnten das schlichtweg nicht hören! Ich weiß, dass das nix für die Ohren meiner Mutter ist! Und ich hätte etwas Sorge, dass mein Mann vielleicht bei eine Verschlechterung zu früh auch meinen Eltern erzählt, was letztes Mal eigentlich noch so alles in meinem Kopf vorging.
du gerne deinen Mann darüber informieren möchtest, wieso sucht ihr beide da keinen "geschützten" Ort auf? Meine Therapeutin hatte z. B. angeboten, ein Familienmitglied mit in eine Therapiesitzung zu nehmen
Die Idee ist grundsätzlich gut. Ich hatte den Gedanken auch schon mal ganz kurz, ich weiß, dass mein Therapeut das ebenfalls immer mal macht. Die Besonderheit jetzt ist, dass ich ab September eine Gruppentherapie mache. Ich habe nur noch 2 Einzeltermine vorher. Und beim nächsten ist der 2te Therapeut zum Kennenlernen mit dabei, weil die Gruppe von 2 Therapeuten geleitet wird.
Ich muss mal drüber schlafen, vielleicht frage ich einfach mal nach, ob das dennoch unterzubringen sei.

Ich fände aber auch merkwürdig, wenn wir uns in einer 3er Konstellation unterhalten und mein Mann also unter fremden Blicken meine Gedanken anhören muss. Ja und zu Verdauen hat man es sicher trotzdem danach noch, Therapeut hin oder her...

das ist schwierig... aber ein guter Gedanke.

Auf jeden Fall läuft es darauf raus, dass ich noch mindestens einen Psychiater und/oder Therapietermin abwarte... das ist sicher das beste.
Und was ich 2,5 Jahre unter Verschluss mit mir herum trage, kann ich sicher auch noch 1-2 Monate länger rumtragen!

Und noch ein Gedanke: Was wenn es mir ÜBERHAUPT NICHT die Erleichterung bringt, die ich mir irgendwie erwarte?!?
Dann müsste es nun wirklich nicht sein, dass ich auch noch alles bei meinem Mann ablade!
Es kann ja sein, dass es durch das Erzählen und Teilen nicht besser wird. Es ist ja jetzt trotzdem Teil meiner Geschichte.
Das von der Seele schreiben hat ja auch nicht so gut geholfen wie ich dachte.

Es ist halt auch eine Kernfrage wieviel leidvolle Gedanken man offenbaren muss. Die Angehörigen leiden eh mit und sind belastet. Ich möchte niemandem mehr Sorgen bereiten als nötig.
Aber ich fühl mich so alleine damit. Verdammt! Die 1000kg die ich gefühlt verloren haben nach meinem Termin bei meiner Psychiaterin waren sicher auch darin begründet, dass ich genau DAS einer 2ten Person außer meinem Therapeuten erzählt habe. Es lagen 2 Jahre dazwischen. Und es war Erleichterung da, aber der Impuls es loswerden zu wollen ist wieder aufgefrischt worden!
Ich hatte es so gut "weggesperrt" und nun, da ich bestätigt bekommen habe, dass man das nicht einfach so abtun sollte mit es-ist-ja-nix-passiert, ist es wieder hartnäckiger.

Na, und dann erzähl ich's dem nächsten und die 1000kg sind vielleicht wieder nur für einen Tag weg. Und dann erzähl ich's dem nächsten und übernächsten... das bringt dann natürlich gar nix!
Da kann ich auch allen diese Story ersparen.

Aber das mit dem Brief, das mach ich! Das ist ne sinnvolle Schutzmaßnahme.

Liebe Grüße an euch!
"Glück hängt nicht von äußeren Dingen ab, sondern von der Art, wie wir sie sehen" - Leo N. Tolstoj -
mime
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Re: Wieviel Einblick gewährt ihr euren Partnern/Familien?

Beitrag von mime »

Hallo Lupine_84,

es ist schön, dass du offenbar jetzt eine Idee hast, wie du mit allem umgehen kannst (z. B. noch den nächsten Psychiaterin- / Therapeutentermin abzuwarten). Dass du alles schon schriftlich niedergelegt hast und es dir kurzzeitig etwas Erleichterung verschaffen konnte, ist auch etwas Positives. Manchmal verarbeitet man da auch einiges bzw. es werden einem die Kernpunkte / Zusammenhänge irgendwie klarer usw. Das Ganze noch einmal als Brief zu verfassen, ist sicherlich auch keine schlechte Idee, vorausgesetzt, es belastet dich nicht allzusehr.

Es freut mich zu lesen, dass du grundsätzlich eher in Richtung Aufwärtstrend gehst. Rückschläge gibt es immer mal wieder, und es ist wichtig und gut, dass du der Psychiaterin hinsichtlich deiner Empfindungen Bescheid geben konntest. So kann sie dich und deine Situation vielleicht weiterhin besser einschätzen.

OK, das mit der Gruppentherapie ist natürlich etwas Neues. Wenn du bis dahin sowieso nur noch 2 Einzeltermine hast, wären sie vielleicht eher für die Vorbereitung auf die Gruppe zu nutzen. Andererseits: Fragen, ob nicht doch noch ein "Zwischentermin" mit deinem Mann zusammen möglich wäre, kostet ja nichts (falls sich der Gedanke doch noch als hilfreich herauskristallisieren sollte). Die Zeit zum "Verdauen" umfasst so eine gemeinsame Therapiestunde nicht, es wäre nur eventuell eine Option, in einem geschützen Rahmen deinem Mann deine Geschichte zu vermitteln. Aber: schau einfach und höre in dich hinein, wie es für DICH stimmig erscheint.

Vielleicht möchtest du mit deinem Mann (ohne Dritte) ein Vier-Augen-Gespräch führen. Das kann genauso der richtige Weg sein wie ein begleitetes Gespräch. Das kannst du ja bei Gelegenheit nochmals erneut überdenken und dann entscheiden.

Was dein Mann und deine Eltern angeht: Ich könnte mir vorstellen, dass er sehr gut um deine Angst (deine Eltern betreffend) weiß, und ich glaube nicht, dass er deinen Eltern da zu früh irgendetwas erzählt. Schließlich hast du zu deinem Mann ein besonderes Vertrauensverhältnis, und wenn du deine Eltern da außen vor lassen möchtest und dies deinem Mann nochmals oder in klaren Worten vermittelst, wird er das auch bestimmt respektieren.

Zu deinem Gedanken / deiner Befürchtung, es könne keine Erleichterung geben. Hm, da haben wir leider keine Garantie. Wir können es nur ausprobieren und schauen, wie es uns damit geht. Ich denke schon, dass es für dich leichter wäre, deinen Mann ins Boot zu holen - schließlich wäre er ja auch dein Ansprechpartner bei einer möglichen (hoffentlich nicht mehr stattfindenden) Krise.

Was andere angeht: Da würde ich etwas Zeit ins Land gehen lassen und vielleicht in abgeschwächter Form später irgendwann darüber sprechen. Das hat den Vorteil, dass man selbst da einen gewissen inneren Abstand hat (weil man es z. B. der Psychiaterin und dem Mann schon erzählt hat) und man das vielleicht auch sachlicher und als etwas rüberbringen kann, das der Vergangenheit angehört (und nicht [mehr] aktuell ist).

Mir ging es mal vor Jahren eine (sehr) kurze Zeit auch nicht gut, und ich ging zum Hausarzt, der mit einigen Routinefragen meine Beschwerden einzuordnen versuchte. Meiner Familie erzählte ich, dass der Arzt Stress und das vegetative Nervensystem für meine Beschwerden verantwortlich machte, was auch stimmte. Erst ein paar Monate (1 Jahr) später, als das Gespräch mit meiner Familie wieder mal auf diese Zeit kam, und diese Beschwerden von damals "heruntergespielt" wurden, zitierte ich meinen Hausarzt wörtlich, der mich nämlich damals gefragt hatte, ob ich auch Stimmen hören würde, oder Dinge sehen würde, die nicht da sind... Da war dann familienseits Ruhe, dann wurde die Zeit auch als ernst(er) angenommen und nicht als irgendeine "Überzogenheit / Spinnerei". Und damit war die Geschichte von damals für mich dann auch abgehakt - sie kam Gott-sei-Dank bisher auch nicht mehr wieder vor.

Manchmal muss man sich die Menschen, denen man solche Dinge anvertraut, gut aussuchen; und es sind oftmals auch nur wenige, denen man davon berichten kann / möchte - eben auch, weil man sie nicht unnötig belasten möchte usw. Was ich damit sagen will: Manchmal ist es auch hilfreich, wenn man später (mit Abstand) noch mal darüber spricht. Aktuell ist für dich ja dein Mann dein Vertrauter - alles andere wird sich in der kommenden Zeit weisen.

Möglicherweise ist die Erleichterung dann nicht so groß, wie du es erwartet hast. Das ist immer möglich, dass es uns nicht dauerhaft entlasten wird, wenn wir darüber sprechen. Doch in erster Linie geht es ja auch darum, deinen Mann über Notwendiges (Brief / Krisenfall) zu unterrichten. Selbst wenn diese Aussprache nicht die 100 %ige Erleichterung für dich bringt - es ist ja damit nicht ausgeschlossen, dass diese evlt. auch Therapiegespräche / Gruppentherapie im Laufe der Zeit noch bringen werden - ist es vielleicht trotzdem eine hilfreiche Aussprache und Information für deinen Mann.

Vielleicht beginnt ein Teil der Verarbeitung damit, erst einmal nur einem kleinen Personenkreis das Belastende anzuvertrauen. Und die Erleichterung stellt sich dann so nach und nach ein - ich denke, dass Vieles einfach nicht von heute auf morgen verschwinden kann, sondern vielleicht nur Stückchen für Stückchen seine Last verliert.

Ich wünsche dir alles Gute und dass dich sowohl die psychiatrische / therapeutische und medkamentöse Behandlung weiterhin gut stützen und stabilisieren. Es tut gut zu lesen, dass du auf einem guten Weg bist, das freut mich. Es ist immer nicht leicht, mit dem Vergangenen fertig zu werden und doch suchst du nach Wegen und lässt dir helfen; das sind schon mal die richtigen Schritte in die richtige Richtung.

Wie geht es dir mit dem Gedanken an die Gruppentherapie? Wäre diese vielleicht öfter als das Einzelgespräch beim Therapeuten? Ich drücke dir die Daumen für alles Weitere und hoffe, dass du mit dir und dem, was dich belastet, ein Auskommen findest.

Alles Gute und liebe Grüße
Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Anicca
Beiträge: 120
Registriert: 19. Mai 2014, 10:45

Re: Wieviel Einblick gewährt ihr euren Partnern/Familien?

Beitrag von Anicca »

Hallo liebe Lupine,

ich möchte dir generell zur Frage antworten" Wieviel Einblick gewährt ihr euren Partnern/Familien" , und von mir berichten.

Meiner Herkunftsfamilie gegenüber halte ich mich sehr verschlossen. Ich habe kein Vertrauen. Mein Vertrauen wurde wohl zerstört, als ich ein Kind war. Und jetzt ist meine Reaktion, die der Verweigerung, der Vermeidung, die der Schmerzvermeidung. Darüber bin ich machtlos. Ich weiß, dass das nicht in Ordnung ist, doch ich verhalte mich zum Selbstschutz so. Ob sich das jemals in diesem Leben ändern wird, dass weiß ich nicht. Meine Körpersymptome sind so heftig, wenn ich an meine Herkunftsfamilie denke, dass ich Medikamente nehmen müßte, um mich ihnen stellen zu können. Da ich zur Zeit keine Medikamente nehmen möchte, bleibt mir nur der Weg der Vermeidung. Auch Alkohol, und andere süchtig machende Substanzen, die ich zur Beruhigung einsetzen könnte, die halte ich aus meinem Leben raus. Also gewähre ich meiner Herkunftsfamilie keinen Einblick in meine Angelegenheiten.

Ich habe sehr enge Vertraute, mit denen ich sehr viel aus meinem Leben teile, doch ganz bestimmte schwierige Details, die halte noch in mir verschlossen. Bei mir spielt die Scham eine große Rolle, und außerdem möchte ich andere nicht gerne mit meinen schwierigen Angelegenheiten belasten. Ich denke, dass Therapeuten oder Seelsorger sich besser abgrenzen können.

Ich würde mich schon wünschen, dass ich es es irgendwann einmal mit jemandem teilen kann. Wahrscheinlich wird es ein Mensch sein, der ähnliche Themen hat, und man sich dann gegenseitig unterstützen kann.

LG Anicca
Lupine_84
Beiträge: 678
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Re: Wieviel Einblick gewährt ihr euren Partnern/Familien?

Beitrag von Lupine_84 »

Danke für die weitere Rückmeldung!

@Mime
Ja es geht mir auch vorrangig um meinen Mann bei dem Wunsch nach "Erleichterung" und Absicherung. Für andere Ohren ist das nicht bestimmt. Im engeren Freundeskreis beschreibe ich die Phase mit nur einem Satz und mehr tut da auch nicht Not.
Ich würde es höchstens noch erweitert erzählen, wenn ich wiederum damit jemanden schützen könnte im Sinne von Ernst der Lage vermitteln / andere Aufrütteln.
Vielleicht passt es auch mal in die Gruppentherapie, das muss sich ergeben. Da entwickelt man ja aber sicher ein Gefühl dafür, ob der Beitrag dahin passt. Dort würde ich die Erleichterung aber auch gar nicht erwarten. Dort wäre es "eine Geschichte erzählen".

Den spürbaren Effekt kann es nur für mich geben, wenn ich meinen Partner mit ins Boot hole.

Und zum Thema "herunterspielen in der Familie", ich kann gut verstehen, dass du das so ausgeräumt hast! Mein Therapeut hat das im Prinzip auch unwissentlich gemacht als ich zum ersten Wiedersehen kam (meine Erzählung war da aber auch 2Jahre her) und das konnte ich so gar nicht ertragen! Etwas was einen mal so belastet hat darf nicht als Nichtigkeit abgetan werden! Daher hatten wir dann auch nochmal eine Stunde dazu.
Von daher bin ich aber zusätzlich unsicher, ob er das Ausmaß dieser Sache für eine 3er-Sitzung würdig hält. Ich habe Angst, ich könnte mich mit dem Anliegen zum Affen machen.

Ich denke sowieso, dass sich das 4-Augen-Gespräch mit meinem Mann stimmiger anfühlt. Aber dann versuch ich halt noch weiter Zeit vergehen zu lassen.

@Anicca
Ich verstehe gut, dass wenn die Herkunftsfamilie tief in die Probleme mit eingeflochten ist auch besser außen vor gehalten werden soll! Da finde ich Vermeidung sogar gesund!!!
Es geht ja eher darum angenommen und gestützt zu werden!
Und das können nur "Verbündete" sein!

Aber die gilt es halt gut auszusuchen, sowohl für einen selbst, als auch für die die es hören sollen.
Das ist evtl. ne schwere Entscheidung... merke ich ja gerade selbst!

LG
"Glück hängt nicht von äußeren Dingen ab, sondern von der Art, wie wir sie sehen" - Leo N. Tolstoj -
Lupine_84
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Registriert: 2. Mai 2014, 18:49

Re: Wieviel Einblick gewährt ihr euren Partnern/Familien?

Beitrag von Lupine_84 »

Hallo!

Nochmal kurz an Mime eine Ergänzung zur Frage
Wie geht es dir mit dem Gedanken an die Gruppentherapie? Wäre diese vielleicht öfter als das Einzelgespräch beim Therapeuten?
Ja ich bin sehr froh die Möglichkeit auf die Gruppentherapie bekommen zu haben. Die wird dann auch wöchentlich stattfinden ab September.
Ich hatte ja bereits 50(+5) Stunden Einzeltherapie (1xpro Woche) bei genau diesem Therapeuten und die ist erst knapp 8 Monate rum.
Dass er mich überhaupt sofort wieder aufnehmen und unterbringen konnte erleichtert mich sehr.
Auch weil ich mir diesen Austausch mit Gleichgesinnten so sehr wünsche und ja auch deshalb hier im Forum bin. Ich merke mir tut das gut.

Und außerdem ist der frische Wind durch die größere Personenanzahl und den 2. Therapeuten gut. Denn gestern in meiner Einzelsitzung hörte ich einige Sätze, die ich von meinem Therapeuten schon zu genüge gehört habe (nix schlimmes oder störendes, einfach ein "Ich glaube genau darum geht es...."). Gestern hat mir das Gespräch mit ihm leider ganz wenig gebarcht. Er hatte vielleicht auch nen schlechten Tag. Ich hätte mir nen anderen Verlauf gewünscht, war aber nicht fähig es selbst besser zu lenken.
Hmm, ist besonders frustrierend wenn man sich so auf diese 4-wöchigen Termine fixiert und dann ist's nicht hilfreich gewesen und es dauert wieder 4 Wochen bis zur nächsten Chance.

Tja, von daher ist Gruppe was Gutes. Und ihr alle hier seid auch was richtig gutes!

Es ist so schwierig mit "den Gesunden" ;)
Die wollen einen immer aufmuntern und ermuntern und da geht einfach so gut wie jeder Satz voll am Thema vorbei und man muss trotzdem lieb zurück lächeln. Sie wissen es ja nicht besser und das sei ihnen auch gegönnt! Aber es ist anstrengend für unsereins. Größter Wunsch in schlechten Zeiten: Verstanden werden!

Ich hatte leider heute den 5. schlechten Tag in Folge und hatte Probleme zielgerichtet und konzentriert zu Arbeiten (Arbeiten ging die ganze Zeit noch, Essen für die Arbeit zusammen packen schon wochenlang nicht mehr - verrückt!). Ich wünsche mir sehr, dass morgen wieder ein Tag ist, der meinen Aufwärts-Trend bestätigt. Ich brauche dringend ein kleines Zeichen, dass ich weiterhin vertrauen darf in die schon einmal so rettenden Medikamente.
Naja, ich bin ja erst wieder 3 Wochen eingestellt auf die Arzneimittel- ich weiß ich muss geduldig sein.

Na jedenfalls werde ich jetzt noch als Abschluss-Aufg. für heute versuchen meine Erlebnis in Brief-Form abzuändern.
Und sollten noch 5 schlechte Tage folgen, dann ist der Brief wenigstens schon mal geschrieben. Und wenn dann nicht noch 10 schlechte Tage folgen, muss er sicher gar nicht geöffnet werden!

LG
Lupine
"Glück hängt nicht von äußeren Dingen ab, sondern von der Art, wie wir sie sehen" - Leo N. Tolstoj -
Lupine_84
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Registriert: 2. Mai 2014, 18:49

Re: Wieviel Einblick gewährt ihr euren Partnern/Familien?

Beitrag von Lupine_84 »

Hallo ihr Lieben,

ein inzwischen altes Thema... aber für mich immer noch ohne Endergebnis.
Aus aktuellem Anlass gab es jetzt verstärkt Wortmeldungen zum Thema dunkle Gedanken.

Vielleicht mag mir ja jetzt noch jemand von euch etwas dazu sagen, wie offen ihr diese Dinge in euren Familien ansprecht??

Ist es besser, die die einen lieben, die die man mit ins Unglück reißen würde, zu schützen. Heißt also in meinem Fall, dieses "alte Erlebnis" weiterhin nur mit mir selbst auszumachen.
Oder empfindet ihr es als hilfreich darüber sprechen zu können, wenn es einen selbst quält. Und im Sinne eines Schutzes.

Mein letzter Stand war ja, dass mein Mann einen verschlossenen Brief zu diesem einen Erlebnis bekommen hat.
Er sollte weiterhin, auch laut meinem Therapeuten, die Wahl haben, ob er es im Detail wissen möchte.

Er sieht sich selbst als "abgebrüht", da er aus seiner Familie allerhand depressives Gedankengut kennt.
Dennoch war er bislang jetzt sehr zurückhaltend, was den Brief angeht.
Also habe ich ihn erneut gefragt, ob er es vielleicht doch lieber nicht wissen möchte.
Er denkt mal drüber nach. Ich denke, er muss weiterhin die Wahl haben! Die Zeit, die vergangen ist, sagt schon irgendwie, dass er Sorge davor hat.

Leider ist mit der Möglichkeit, dass ich es vielleicht NICHT mit meinem Mann teilen kann, dieses belastende Ereignis gleich wieder viel nagender geworden.
Die Aussicht darauf, dass es bald nicht nur in meinem Kopf im Kreis rennt, hat es erträglicher gemacht. Außerdem ging es mir relativ gut die letzte Zeit.
Der Brief war auch für mich kein Thema.

Und ich könnte sicher das Gedankengerümpel wieder für Jahre bei mir im Oberstübchen wegsperren! Ich hab das schon 2,5 Jahre getan..., das krieg ich auch weiter hin.
Aber es kostet Kraft. Es fängt augenblicklich wieder an mich zu tyrannisieren. Keine Ahnung, warum.

Naja, wie gesagt, vielleicht mag mir ja noch jemand sagen, wie ihr das so handhabt.
Es geht ja auch gar nicht um aktuelle Gedanken, die ich mit meinem Mann durchkauen will und die ihn in Angst und Schrecken versetzen könnten. Es geht wirklich um etwas "altes", vom letzten Mal, als es sehr sehr schimm war.
Hilft es, dass es alt ist? Verliert es dann vielleicht an Schrecken...?

LG
Lupine
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krimi56
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Registriert: 25. Dez 2011, 11:45

Re: Wieviel Einblick gewährt ihr euren Partnern/Familien?

Beitrag von krimi56 »

Liebe Lupine,

du schreibst
Aus aktuellem Anlass gab es jetzt verstärkt Wortmeldungen zum Thema dunkle Gedanken.

Vielleicht mag mir ja jetzt noch jemand von euch etwas dazu sagen, wie offen ihr diese Dinge in euren Familien ansprecht??


Das ist auch für mich etwas Schwieriges. Mein Mann und ich sind jetzt 40 Jahre verheiratet. Und ebenso lang habe ich bestimmte Ängste, die er immer abgetan hat. Und auch aktuell kommen dann Antworten, dass es schon irgendwie gehen wird.
Mein Mann verreist jetzt für ein paar Tage mit seiner Mutter und ich habe meine Gedanken und Gefühle aufgeschrieben und werde diesen Brief als Reisegepäck mitgeben.

Meine Therapeutin hatte mir angeboten, unter ihrer Leitung miteinander zu reden. Ich bin mir dazu noch unsicher.
Wäre es für dich eine Möglichkeit mit deinem Mann bei deiner Therapie zu reden? Sodass er sich in diesem Augenblick nicht allein fühlt?

Ich kenne es nur zu gut, wenn belastende Gedanken, Angstgefühle immer mehr werden und mich immer mehr beherrschen.

LG krimi
"Denk nicht daran, wie viel zu tun ist, welche Schwierigkeiten zu bewältigen sind oder welches Ziel erreicht werden soll, ...sondern widme dich gewissenhaft der kleinen Aufgabe, die gerade ansteht."
- Elisabeth Tova Bailey -
Lupine_84
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Registriert: 2. Mai 2014, 18:49

Re: Wieviel Einblick gewährt ihr euren Partnern/Familien?

Beitrag von Lupine_84 »

Liebe Krimi,

bist du alleine, wenn dein Mann verreist? Hast du für Notfälle eine passende Anlaufstelle?
Denkst du, dein Mann wird den Brief lesen? Was wird er bei ihm auslösen? Sorge, Angst, Unruhe? Genervt-sein? Herunterspielen? Ich kann es nicht mehr hören?

Mir hat schon mal jemand den Vorschlag gemacht in der Therapiesitzung darüber zu reden.
Fühlt sich aber komisch an dieser Gedanke. Ich glaube auch, das wäre für meinen Mann NOCH unangenehmer, als sich so einmal damit zu befassen.

Und ich hätte das Gefühl, dass ich dem Ganzen vielleicht viel zu viel Gewicht beimesse und hinterher mein Mann und mein Therapeut mich angucken „So, und das war jetzt alles?!“.
Gut, mein Therapeut sagt das inzwischen sicher nicht mehr… er kennt die Situation in allen bedrohlichen Details. Aber er könnte dennoch denken: Naja, ganz schön viel Wind gemacht um diese Sache.

Und mein Mann könnte sich in der Therapiestunde dann sicher nicht einfach öffnen, sich fallen lassen. Ich glaube er würde sich unheimlich unter Kontrolle halten und den Starken demonstrieren.
Eine kleine Sorge, dass ihn das aber ggf. doch auch ein wenig umhauen könnte, scheint mir aber in seinem Zögern begründet. Er hat den Brief seit dem 4.6. und wir haben darüber geredet, ob wir mal einen passenden Moment für dieses Thema finden können.

Nun wie gesagt, überlege ich eher, es wieder abzublasen…, als Schutz für ihn. Vielleicht schmerzt es ihn ja doch? Vielleicht macht er sich dann Sorgen?

LG
Lupine
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FrauRossi
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Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

Re: Wieviel Einblick gewährt ihr euren Partnern/Familien?

Beitrag von FrauRossi »

Hallo Lupine,

Ich habe von meiner Depression nur drei Leuten erzählt.

-Einer Arbeitskollegin, weil sie auch depressiv ist und ich dachte sie verstünde es. Tat sie auch, allerdings ist sie auch Boarderlinerin und neigt zu manipulativen Handlungen, was dazu führte dass sie etwas das ich ihr im Vetrauen erzählte regelrecht weiter getratscht hat. Das war keine gute Erfahrung.

-Meiner ehemals Besten Freundin, die 15 Jahre zuvor eine psychotische Depression erlitt. Auch hier war im Gegensatz zu meiner Annahme das Verständnid gering.

- Meinem damaligen Partner. Ich hätte ihm auch lieber verschiedene dunkle Gedanken verschwiegen. Habe es dann unter Druck (von ihm) doch erzählt. Alles. Die Depressive Gedankenwelt voll geschildert. Auch die S....Gedanken. Die Panikatacken. Die Dissoziativenerlebnise wovon eines im direkten Zusammenhang mit seiner Person entstand.

Zu meiner Ursprungsfamilie habe ich keinen Kontakt, daher wissen sie es nicht. Ich denke aber selbst wenn ich Kontakt hätte würde ich es nicht sagen. Zum einen sind sie maßgebliche Auslöser, zum anderen könnten sie nicht damit umgehen (Ich weis dass sollten sie selbst entscheiden usw. aber ich bin mir sicher dass sie es nicht könnten. Genauere Erläuterungen Kasse ich jetzt da wegen fehlendem Kontakt sowieso irrelevant)

Was soll ich sagen, mein Ex meinte zwar er wolle alles wissen usw und das es doch auch wichtig wäre. Allerdings hat er es nicht verkraftet. Er hat sich zuviel davon angenommen und es auf sich bezogen, egal wie oft ich versucht habe zu erklären dass es nicht "Seins" ist. Letztlich konnte er also nicht damit umgehen. Die Beziehung ist gescheitert, nicht zuletzt auch daran dass ich nicht damit umgehen konnte, dass er nicht damit umgehen konnte.

Tja. Würde ich es dennoch einem neuen Partner erzählen? Ja. In einer guten Phase würde ich erklären was Depression bedeutet. Würde versuchen zu schildern wie es sich anfühlt. Würde auch die dunkelsten Aspekte nicht weglassen. Einfach damit wenn eine schwere Phase da ist, er versteht was gerade los ist.

Ich würde aber nicht nochmal in einer dunklen Phase, die dunklen Gedanken an meinen Partner weitergeben. Hinterher ja, aber nicht direkt. Das würde ich nur dem Therapeuten etc. sagen.

Allerdings muss ich sagen dass ich zwar S... Gedanken hatte, aber eine Ausführung nicht zur Debatte stand. Ich wusste immer dass das nur ein Symptom ist und nicht das was ich eigentlich will.

Wäre das anders, wie würde ich dann reagieren? Ich weis es nicht. Ich denke dann würde ich es auch in einer guten Phase erklären und so ne Art Code dafür festlegen. Wenn es dann soweit wäre könnte ich dem Partner beispielsweise sagen: jetzt herrscht Code grau. Ich müsste dann nicht die schlimmen Gesanken aussprechen, aber der Partner wäre vielleicht gewappnet und könnte ein Auge auf mich haben und mir helfen mich schnellstmöglich zu den Behandlern zu schleppen.

Insofern finde ich dein Vorhaben gut zu warten bis du stabil bist. Und ich finde auch die Idee mit dem Brief gut.

Alles in allem finde ich der Partner hat es verdient es zu wissen wie es in uns aussieht. Auch mit Kindern würde ich drüber sprechen, habe da mal von einem sehr Kindgetechtem Buch gehört, mit dessen Hilfe man es erklären kann. Hätte ich eine gute Ursprungsfamilie würde ich es auch ihnen erklären. Denke ich.

LG FrauRossi
krimi56
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Re: Wieviel Einblick gewährt ihr euren Partnern/Familien?

Beitrag von krimi56 »

Liebe Lupine,

wenn mein Mann verreist ist, bin ich nur tagsüber allein. Noch wohnt unser Sohn bei uns und ist abends zu Hause.

Lieb deine Nachfrage, ich habe Anlaufstellen wohin ich mich wenden kann.

Mein Mann wird den Brief lesen, da bin ich mir sicher. Und er wird evtl. mit seinem Cousin bei dem er schläft schon etwas darüber reden. Vielleicht spricht er auch mit mir anschließend, aber das kann ich jetzt nicht beurteilen. Bei anderen Gelegenheiten hat er nicht mit mir geredet.

Nun ist die Situation in den letzten Jahren eine andere geworden, durch meine Krankheiten. Er hat Angst.
Eine Situation die mich im Moment bedrückt sind wir dabei zu entschärfen. Ist trotzdem noch ein schwieriger Akt, weil es seine Mutter betrifft.

Das Angebot meiner Therapeutin ein Gespräch zu Dritt zu führen steht immer noch. Aber es ist da eher meine Abneigung Dinge offenzulegen, die ich bei ihr bisher noch nicht angesprochen habe. Ich weiß auch nicht ob ich das je möchte.

Dieses Involvieren der Familie ist für mich eine enorme Gradwanderung. Einerseits habe ich das Gefühl zu ersticken und andererseits möchte ich z.B. meine Tochter nicht noch mehr belasten.
Die Sachen die ich in dem Brief aufgeschrieben habe, möchte ich im Laufe der nächsten Wochen und Monate geklärt haben. Und die Möglichkeit des Briefes ist für mich eine Art Startrampe, um meine Ängste mehr zur Sprache zu bringen. Spreche ich diese Probleme gleich an, dann kommen Aussagen eben wie "wir schaffen das schon" oder "dann müssen wir alles eben einfacher gestalten". Nur wie das aussehen soll - da bin ich dann diejenige, die meinem Mann den Buhmann zuschiebt. So ist dann seine Aussage.

In deinem Beitrag sehe ich auch für dich die Gradwanderung zum Brief lesen, darüber reden, ob mit oder ohne Therapeutin. Es kann positiv ausgehen oder aber auch der Schuss nach hinten losgehen.
Du und ich werden das aber nie erfahren, wenn wir es nicht angehen.

Ich kann nicht beurteilen wie sehr das was du deinem Mann geschrieben hast, ihn belasten würde. Wie ist es aber mit deiner Last die du daran trägst? Sie scheint täglich größer zu werden.
Ich weiß es jetzt nicht mehr genau, hattest du schon mit jemand vertrautem darüber sprechen können?

Liebe Lupine, ich schaue später noch einmal hier rein. Mein Mann ist jetzt da und findet es nicht prickelnd, wenn ich zu viel im Forum bin.

LG an dich
krimi
"Denk nicht daran, wie viel zu tun ist, welche Schwierigkeiten zu bewältigen sind oder welches Ziel erreicht werden soll, ...sondern widme dich gewissenhaft der kleinen Aufgabe, die gerade ansteht."
- Elisabeth Tova Bailey -
Lupine_84
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Re: Wieviel Einblick gewährt ihr euren Partnern/Familien?

Beitrag von Lupine_84 »

Liebe Krimi,
krimi56 hat geschrieben:Liebe Lupine, ich schaue später noch einmal hier rein. Mein Mann ist jetzt da und findet es nicht prickelnd, wenn ich zu viel im Forum bin.
:lol: ja dann geh mal lieber zu deinem Mann, erstrecht wenn er bald ein paar Tage weg sein wird!
Ich bin auch gespannt, wie lange mein Mann mich-und das Forum noch prickelnd findet! ;)
krimi56 hat geschrieben:Dieses Involvieren der Familie ist für mich eine enorme Gradwanderung. Einerseits habe ich das Gefühl zu ersticken und andererseits möchte ich z.B. meine Tochter nicht noch mehr belasten.
Damit triffst du mein Problem. Ich hatte Momente, da hatte ich das Gefühl, es muss mal raus! Weg von mir! Zu jemandem der die Last mit mir tragen kann.
Dann aber wieder die Sorge..., es könnte sich ein zweiter BELASTET fühlen :(
krimi56 hat geschrieben:Ich kann nicht beurteilen wie sehr das was du deinem Mann geschrieben hast, ihn belasten würde. Wie ist es aber mit deiner Last die du daran trägst? Sie scheint täglich größer zu werden.
Ich weiß es jetzt nicht mehr genau, hattest du schon mit jemand vertrautem darüber sprechen können?
Ich weiß auch nicht genau, was es bei ihm auslöst...,also würde er mir dasselbe von sich erzählen, auch wenn es 2,5 Jahre her ist, dann wäre ich fortan in Dauersorge. Aber ich bin eh ein Meister in Horrorszenarien. Von daher kann ich das nicht unbedingt verallgemeinern.

Und was es sicher bei mir auslösen würde... ich versuch das jetzt mal zu verdeutlichen, auch wenn das ein ganz dämliches Beispiel sein mag.... Kennt ihr das, wenn man über eine hohe Autobahnbrücke gefahren ist und am anderen Ende einen dann so ein Schauer überläuft, diese Brücke HÄTTE eben einstürzen KÖNNEN?!
Also diesen Schauer würde es mal mindestens erzeugen.

Ich habe bisher mit keinem *echten* Vertrauten gesprochen. Vor 2 Jahren 1x in der Therapie, weil ich dachte, es wird dann weniger quälend.
Dann nun vor 3 Monaten noch einmal mit demselben Therapeuten. Und kurz drauf erstmalig mit meiner Psychiaterin, die mich sehr ernst nahm und alles nötige notiert hat.
Das hatte mich erneut befreit!!... für eine Weile... dann war die Wiederholung dieser Szene wieder präsent.
Dann der Brief, geschrieben, versiegelt, mit Aussicht auf "bald kann mein Mann ein Stück der Last mit mir tragen". Dann war es auch erstmal nicht relevant wie lange das dauert. Es ging wieder besser.
Nun mit dem Gedanken "vielleicht ist es doch zu viel für ihn und wir lassen das besser" -schwupps, hallo, ist alles wieder da!

Ist halt auch so, dass mich gewisse Dinge in meiner direkten Umgebung daran erinnern. Obwohl wir zwischenzeitlich umgezogen sind. 2 Dinge sind aber mit umgezogen. Die Assoziation ist immer wieder da.


Liebe Frau Rossi,
auch dir danke für deine Einschätzung.

Also so einen "Code grau" habe ich im Prinzip sicherheitshalber niedergeschrieben. Auf dem Briefumschlag steht drauf, bei welchen 2 kombinierten Symptomen mein Mann den Brief dringend lesen sollte! Das wäre dann der Sichherheitsaspekt.

Variante 2 ist, wie er es wünschte, drüber reden, wenn ich stabil bin. Lesen, wenn er möchte.
Ich bin inzwischen gut gestützt und weit weg vom Abgrund, das weiß auch mein Mann.
Von daher habe ich ihm 2 mal angeboten, dass wir das Thema angehen.
Es kam noch nicht dazu. Vielleicht hat es Gründe, die nichtmal meinem Mann bisher bewusst sind.
Er weiß ja ebenfalls nicht was ihn erwartet. Ich habe ihm nur das Thema näher eingegrenzt, sodass er die Möglichkeit hat überhaupt abzuschätzen, was das für Zeilen an ihn sein mögen.

Ja es ist eine heikle Sache, deren Ausgang immer von Mensch zu Mensch ungewiss ist.
Krimi hat aber recht, erfahren kann ich es nur, wenn ich mich daran wage. Aber auch mein Mann muss sich diesem Wagnis aussetzen wollen. Das bin ich ihm auch schuldig!

Soweit mal danke!
Ich geh mal ne Runde an die frische Luft!

LG
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Lupine_84
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Re: Wieviel Einblick gewährt ihr euren Partnern/Familien?

Beitrag von Lupine_84 »

ok an der Luft war ich,
aber in meinen Lungen ist sie nicht angekommen.

Ersticken trifft es heute.

Ich habe eine Email an meinen Therapeuten geschrieben. -Ich habe sie nicht abgeschickt.
Mit einer Nacht drüber schlafen und der Ablenkung durch den Berufsalltag morgen, würde ich mich fürchterlich für diesen Moment der Schwäche schämen!
Daher bin ich nur ganz kurz davor sie abzuschicken, werde es aber hoffentlich nicht tun.
Steht ja auch nix besonderes drin... und die Therapeuten dieser Welt tun mir leid, wenn sie dauernd hören und lesen müssen "...es geht mir nicht gut..." jammer, jammer.

Lupine
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Salvatore
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Re: Wieviel Einblick gewährt ihr euren Partnern/Familien?

Beitrag von Salvatore »

Hallo Lupine,

das beschäftigt dich ja schon eine Weile und ist immer wieder mit ein Grund, warum du dich schlecht fühlst. Deine Gedanken kreisen viel darum. Das klingt für mich danach, als wäre es vielleicht besser, deinen Mann einzuweihen - auch damit du es hinter dir hast.
Ich lese aus deinen Zeilen heraus, dass dein Gefühl es unbedingt sagen möchte und dein Kopf dich mit Zweifeln davon abhält.

Eine Sicherheit wirst du nie haben - vielleicht steckt er es gut weg, vielleicht braucht er ne Weile, vielleicht verkraftet er es nicht. Ich selbst würde wahrscheinlich das persönliche Gespräch vorziehen; für meinen Mann wäre es mit einem Therapeuten dabei eher noch schwieriger, er würde sich in Anwesenheit einer für ihn fremden Person wohl gehemmt fühlen.
Im Gespräch kannst du es jedenfalls behutsam angehen und mit den Details erstmal zurückhaltend sein; dann sehen, wie er reagiert und dich nach und nach vortasten. Das Gespräch muss ja auch nicht an einem einzigen Tag abgeschlossen werden. Es wäre ja z.B. denkbar, dass ihr euch vorher ein Zeitlimit setzt (Stunde?) und danach bewusst etwas Schönes zur Ablenkung/Aufheiterung einplant. So wiegt es vielleicht weniger schwer erstmal. Und er kann zwischendurch immer wieder entscheiden, ob du weitermachen sollst oder besser nicht.

Lg, Salvatore
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Lupine_84
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Re: Wieviel Einblick gewährt ihr euren Partnern/Familien?

Beitrag von Lupine_84 »

Hallo liebe Salvatore,
Salvatore hat geschrieben:Ich lese aus deinen Zeilen heraus, dass dein Gefühl es unbedingt sagen möchte und dein Kopf dich mit Zweifeln davon abhält.
ja das stimmt wohl. Daher suche ich so händeringend nach weiteren Meinungen. In meinem Kopf läuft eine Pro-und Contra-Abstimmung.
Salvatore hat geschrieben:Im Gespräch kannst du es jedenfalls behutsam angehen und mit den Details erstmal zurückhaltend sein; dann sehen, wie er reagiert und dich nach und nach vortasten.
Klingt vernünftiger als der Brief...vielleicht.... uuiii ich weiß nur nicht wie gut mir das Reden (dieses erste erklärende) tut... manchmal wird mir übel dabei.
Und falls er signalisiert, dass er keine Details mehr braucht... dann bin ich vermutlich am gleichen Punkt wie zuvor.
Der Brief wäre halt die ungeschminkte Wahrheit, wie ein Pflaster schnell abreißen. Zack, einmal alles, fertig! Drüber reden dann behutsam. Und dann Ablenkung durch was Schönes. Das ist ein guter Tipp.

Jetzt muss ich allerdings erstmal verarbeiten, dass ich die Mail an meinen Thera doch abgeschickt habe :shock:
Aber ich dachte mir dann sch*** drauf, ist sein Job! Außerdem weiß er dann auch wie er die nächste Stunde vorbereiten muss.
... oder er reißt mir halt den Kopf ab, ich werd's erleben.

LG
"Glück hängt nicht von äußeren Dingen ab, sondern von der Art, wie wir sie sehen" - Leo N. Tolstoj -
Finn1992

Re: Wieviel Einblick gewährt ihr euren Partnern/Familien?

Beitrag von Finn1992 »

Liebe Lupine,
ich frage mich auch oft, wie viel ich über bestimmte Dinge von mir Preisgebe, damit man mich besser versteht und meine z.B. Mutter sich weniger Sorgen macht. Zum einen weiß man dann, dass die Person sich weniger Sorgen macht und besser schläft, was auch dir dann eine Last von den Schultern nehmen kann und zum anderen will die Familie helfen, irgentwie helfen. Es gibt immer nur wenige Punkte wo die Familie und die Angehörigen helfen können, da es ja zumeist deren Kompetenz bei weitem übersteigt oder zu belastend wäre und ich denke ich habe einen Weg gefunden über bestimmte Themen entscheiden zu können, ob sie erzählbar sind oder nicht.

Wenn mich ein Thema oder ein Symptom belastet, ich aber keine überzeugende Erklärung für das Problem finden kann, spreche ich es nicht an.

Ich versuche ganz vielleicht mit einem ähnlichen Problem eine ähnliche Lösung ansprechbar zu machen, aber selbst dass lasse ich dann doch eher. Denn wenn die Person auch keine Lösung die Perfekt passt finden kann, dann wird es sie zu sehr belasten. Das Wissen über so ein Problem bringt euch beide nicht weiter sondern belastet dann nur euch beide.

Z.B.: Du hast Angst und Panik vor/bei alten Menschen. Du kannst es dir aber nicht erklären, vllt ist in deiner Kindheit ein/e geliebter Opa/Oma gestorben und du hast es verdrängt oder du hast Angst vor den Konsequenzen des Sterbens da sie dir durch das Alter den Tod suggerieren oder es gab mal einen Unfall den du gesehen hast oder du wurdest Missbraucht, es gibt so viele Erklärungen die zu dem Symptom führen können und natürlich belastet dich das, aber du kannst auf keine Lösung zugreifen da dein Gehirn aus Selbstschutz diese Information irgentwohin verdrängt hat und somit keine passende Lösung finden. Wenn du nun dies mit einer Verwandten Person besprichst, kannst du natürlich Glück haben und die Person weiß genau das es z.B. der und der Unfall war und somit kannst du das Problem besprechen und verarbeiten, aber wenn ihr beide auf keine lösung kommt, dann belastet ihr euch beide damit. Sie analysiert dich nun dabei und kommt vieleicht auf den Schluss eines Missbrauchs und kommt damit nicht klar, beschuldigt vllt noch jemand dafür auch wenn das alles nicht das Problem ist oder in ihr selbst wird etwas Erlebte, was sie nicht belastet hat hervorgebrochen und belastet nun sie. Bevor du also selbst keine Recht sichere Erklärung für dein Problem finden kannst, solltest du es nicht ansprechen.

Wenn du weißt woran es liegt kann es zwar auch passieren das die Information die andere Person belastet, aber da du erklären kannst warum das Problem besteht, kannst du es der Person erklären und ihr könnt darüber ausführlich reden und mit der Erfahrung der Person/euch beider eine Lösung für euch beide finden. Du trägst dann die Last nichtmehr aleine mit dir rum und hast jemanden der dir halt geben kann. Du solltest dir aber auf jeden Fall die Frage stellen ob du, wenn du z.B. der Partner bist und er dir das Problem erzählt, du damit leben könntest/ also die Partnerschaft aufrecht halten wollen würdest.
Ganz überspitzt gesagt, würde ich es mir wohl drei mal überlegen mit einem Kinderschänder, auch wenn die Person wüsste das es daran liegt das ihr halt das selbe angetan wurde.

Da ich mir selber über vieles noch nicht, bzw. nicht mehr im klaren bin durch jahrelanges Verdrängen, gibt es Symptome die ich nicht verstehen kann und ich mir dann überlege, wie der Ursprung dazu sein kann. Genau da wäre meine Familie natürlich eine gute Anlaufstelle, da sie über das Wissen zu manchem Verfügen, worauf ich keinen Zugriff mehr habe. Meine Schwester könnte mir warscheinlich alle Ursprünge erzählen und würde mich sehr viel weiter bringen doch die Belastung wäre für sie, alles nochmal zu durchleben bestimmt eine zu große Belastung und ich will sie nicht Krank machen. Sie bewegt sich schon immer auf einen schmalen Grad der Gesundheit und mir ist das Risiko zu groß, auch wenn ich dadurch meine größte Chance nicht nutzen kann. So weiß sie nichts über meinen Gesundheitszustand.

Das ganze Thema ist immer schwierig, doch wenn du dich auf Themen beschränkst, die du dir selber auch erklären kannst, kannst du bei genug Vertrauen vieles besprechen und dir viel Last nehmen lassen und auch z.B. die Beziehung dadurch stärken.

Alles liebe, Finn
Lupine_84
Beiträge: 678
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Re: Wieviel Einblick gewährt ihr euren Partnern/Familien?

Beitrag von Lupine_84 »

Lieber Finn!

Danke für deinen ausführlichen Beitrag.

Mir scheint bei dir ist das Verdrängte ein großes und evtl. das bedrohlichste Problem.
Ich kann deine Gedankengänge gut nachvollziehen. Erkenntnisse zu Verdrängtem können sicher extrem in den weiteren Lebensverlauf eingreifen. Und es ist auf jeden Fall harte Therapiearbeit.
Finn1992 hat geschrieben:ich frage mich auch oft, wie viel ich über bestimmte Dinge von mir Preisgebe, damit man mich besser versteht und meine z.B. Mutter sich weniger Sorgen macht. Zum einen weiß man dann, dass die Person sich weniger Sorgen macht und besser schläft, was auch dir dann eine Last von den Schultern nehmen kann
Das ist in meinem Fall allerdings anders. Ich kämpfe allein mit der Befürchtung, dass mein Mann dann schlechter schlafen könnte und sich viel mehr sorgt als zuvor.

Bei mir geht es nicht darum mit ihm eine Problemlösung zu finden. Für mich scheint die Lösung darin zu liegen, es ausprechen zu können.
Es geht um eine bestimmte Phase meiner letzten Depression, eine bestimmte "Szene" und alle vor- und nachgeschalteten Gedankengänge. Die erschrecken und belasten mich. Und zum Schutz habe ich sie bisher nicht erzählt/erzählen müssen.

Mein Mann bliebe sicher an meiner Seite, denn ich habe nichts verbrochen ;) aber er trägt vielleicht dann auch eine Last und denkt öfter darüber nach als ihm lieb ist.
Ich versuche irgendwie abzuwägen wie groß mein "Gewinn" durch's Erzählen gegenüber dem Preis sein kann, den er ggf. dann für dieses Wissen zahlt.

Aber ja, das ist nur dummes Rätselraten.
Finn1992 hat geschrieben:Das ganze Thema ist immer schwierig, doch wenn du dich auf Themen beschränkst, die du dir selber auch erklären kannst, kannst du bei genug Vertrauen vieles besprechen und dir viel Last nehmen lassen und auch z.B. die Beziehung dadurch stärken.
Das wäre das schönste denkbare Endergebnis, ja :)

Dankeschön nochmal.

Lupine
"Glück hängt nicht von äußeren Dingen ab, sondern von der Art, wie wir sie sehen" - Leo N. Tolstoj -
winniepuhlina
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Re: Wieviel Einblick gewährt ihr euren Partnern/Familien?

Beitrag von winniepuhlina »

hey

ich kann jetzt nur von mir sprechen.... mein Umfeld wusste Jahre lang nicht da es mir schlecht geht, konnte sich nicht mal vorstellen das es mir so schlecht geht das ich sogar ernstgemeinte Versuche unternehme.
Danach stand das Thema schon im Raum und ich will nicht sagen das es für mich eine Erleichterung war aber seit all dem muss ich nicht mehr viel erklären... es hilft einfach wenn ich sage es geht mir schlecht und sie wissen wie schlecht es mir dann wirklich geht ... denn sowas sage ich sehr selten... ich bewahre meine Fassade so gut es geht...
nur eine Person in meinem Umfeld weiß wie häufig die Gedanken heute noch kommen und das macht ihn ziemlich fertig ... er möchte nicht mehr darüber sprechen, meinte sogar wenn ich es planen würde das er dann kein Kontakt mehr möchte, da er mit dieser angst nicht leben könnte ... zum Glück würde ich sowas nie planen :-)

das war jetzt nur ein Beispiel für persönliche Gedanken die das Umfeld verschrecken könnte ganz ehrlich es kommt auf die Person drauf an... ich sag mir immer wenn jemand wirklich wissen will was in einem vorgeht und er sich etwas belesen hat über das Thema Depression dann soll er auch mit der Ehrlichkeit klar kommen, die Person hatte ja die Wahl ... schließlich geht es dann einmal nicht darum andere zu schützen sondern sich selber zu helfen..

vielleicht klingt das jetzt hart aber das vergangene Halbe Jahr musste ich leider feststellen das viele einfach ein Falsches Bild von der Krankheit haben... es ging mir so sehr auf den sack wenn behauptet wurde ich sei ja einfach nur faul... das ich ihnen die Wahrheit dann ins Gesicht geschrieben hab...
ich meine nur wenn es einem selbst weiter hilft Gedanken zu teilen und man die Person so einschätzt das sie es verkraftet dann sollte man alles rauslassen .... aber vielleicht nicht wie bei mir in Wut sondern in Ruhe :-)
Salvatore
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Re: Wieviel Einblick gewährt ihr euren Partnern/Familien?

Beitrag von Salvatore »

Hallo Lupine,

und wenn du deinen Mann fragst, was ihm lieber wäre? Die Ritsch-Ratsch-Pflastervariante via Brief oder die längere, dafür sanftere Variante via Gespräch?

Lg, Salvatore


PS: Hallo Winnie, wb!!! Gebe dir recht, es kommt immer auf die betreffende Person an.
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Botus
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Re: Wieviel Einblick gewährt ihr euren Partnern/Familien?

Beitrag von Botus »

Hallo Ihr Lieben,

ich definiere eine ernst zu nehmende Depression nach den typischen Merkmalen. Mir ist egal, ob derjenige davon weiß, ob überhaupt jemand davon weiß, ober er in Behandlung ist etc. Ich sehe es als eine Art Volkskrankheit. Somit gehe ich offen gegenüber jedermann damit um.

Liebe Grüße vom Dobi
Lupine_84
Beiträge: 678
Registriert: 2. Mai 2014, 18:49

Re: Wieviel Einblick gewährt ihr euren Partnern/Familien?

Beitrag von Lupine_84 »

Also Dobermann,

ich gehe auch offen mit der Erkrankung um! Ich gewähre auch viel Einblick in die defekte Denkweise der Depression und wie es sich für mich angefühlt hat, auch als es ganz schlimm war.
Ich binde es quasi jedem auf die Nase, damit ich nicht erst komische Erklärungen erfinden muss.
Auch im Beruf weiß es quasi jeder, und jeder der fragt, bekommt Details von mir.

Soviel solltest du doch über mich inziwschen bereits gelesen haben!

HIER geht es mir darum, was mache ich mit einer Teilerfahrung, die für mich so haarsträubend war (im Nachhinein), dass ich sie erstmal NUR mit mir herum getragen habe. Das ist ganz ehrlich für Niemandes Ohren hilfreich! Und das brülle ich auch nicht mal eben gegenüber auf die andere Straßenseite!

Mein Therapeut musste mal zuhören, ist sein Job. Meine Psychiaterin musste mal zuhören, ist ihr Job!
Und nun gibt es genau eine Person, von der ich glaube, sie könnte mir LAST(!) abnehmen. Nur eine einzige Person, der ich das erzählen möchte.
Und zwar nicht "dass ich eine Depression habe" -Hallo, das weiß mein Mann! Er hatte mich als Pflegefall am Hals!
Deine Beitrag lieber Dobermann macht mich gerade wütend! Im ganzen Kontext des Geschriebenen hier, ist er verdammt am Thema vorbei!

Aber war sicher als gutgemeinter Rat gedacht. Nun bitte. Ok, nehme ich so hin!

Sorry.
"Glück hängt nicht von äußeren Dingen ab, sondern von der Art, wie wir sie sehen" - Leo N. Tolstoj -
Lupine_84
Beiträge: 678
Registriert: 2. Mai 2014, 18:49

Re: Wieviel Einblick gewährt ihr euren Partnern/Familien?

Beitrag von Lupine_84 »

Hallo Winnie,

schön, dass du hier bist :)
winniepuhlina hat geschrieben:vielleicht klingt das jetzt hart aber das vergangene Halbe Jahr musste ich leider feststellen das viele einfach ein Falsches Bild von der Krankheit haben...
Klingt nicht hart! Ist so! Daher leiste ich gerne Aufklärungsarbeit in meinem direkten Umfeld. Ich ertrage es nicht, dass sie mich mit zu viel Laienwissen betrachten.
winniepuhlina hat geschrieben:ich meine nur wenn es einem selbst weiter hilft Gedanken zu teilen und man die Person so einschätzt das sie es verkraftet dann sollte man alles rauslassen .... aber vielleicht nicht wie bei mir in Wut sondern in Ruhe :-)
:lol: Ja, bei meinem Mann krieg ich das wohl in Ruhe hin.
Versucht aber jemand das herunterzuspielen, (klang bei meinem Therapeut mal durch, war aber Unwissen über Details geschuldet), dann würde ich tendenziell auch eher zur Furie werden! ;)
Die sehr dunkle Seite der Depression ist kein Kinderquatsch und da muss man bitte bitte bitte komplett ernst genommen werden!
Salvatore hat geschrieben:und wenn du deinen Mann fragst, was ihm lieber wäre? Die Ritsch-Ratsch-Pflastervariante via Brief oder die längere, dafür sanftere Variante via Gespräch?
Ja, das ist gut, denke ich. Ich lasse jetzt erstmal wieder alles sacken (er wollte sich ja Gedanken machen) und wenn er dann signalisiert, dass er es besprechen will, dann darf er die Variante auch noch auswählen ;)

Und ich warte jetzt nochmal, wie mein Thera jetzt auf die Email reagiert :oops:
Achherrje, Lupine, morgen werde ich mich soooooooooooo dafür schämen!!! :roll:

LG!
"Glück hängt nicht von äußeren Dingen ab, sondern von der Art, wie wir sie sehen" - Leo N. Tolstoj -
Botus
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Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Wieviel Einblick gewährt ihr euren Partnern/Familien?

Beitrag von Botus »

Hallo Lupine,

ich habe meinen kurzen Beitrag jetzt mehrmals gelesen, aber ich kann nichts in den wenigen Zeilen finden, was schlimm ist oder gar Wut auslöst. Ich habe auch nix zu Dir geschrieben, sondern lediglich, wie ich gegenüber anderen damit umgehe. Was habe ich falsch geschrieben ? Da steht doch nichts Schlimmes. Ich verstehe das überhaupt nicht.

Liebe Grüße vom Dobi
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