Trennung nach vielen Jahren - da ist wieder dieses Gefühl

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Karoshi
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Trennung nach vielen Jahren - da ist wieder dieses Gefühl

Beitrag von Karoshi »

Hallo,
es ist sehr lange her, seit ich das letzte Mal hier geschrieben habe.
Ich hoffe, hier heute erneut Hilfe zu finden.

Das Leben streckte mich kürzlich mit der harten Keule nieder. Ziemlich unerwartet,
extrem schwer zu verdauen und mit Schmerzen und Symptomen, die mir nicht
fremd sind.

Trennung. In einer Beziehung, die ich als meine letzte Beziehung erachtete,
zum ersten Mal in meinem Leben, mit Lebensplanung, Kinderplanung und allem
was dazu gehört. Soviel zur Kurzfassung.

Damals, als ich das Forum hier zum ersten Mal fand, war ich in meiner schlimmsten Phase.
Starke Depressionen mit noch stärkeren Ängsten und Panikattacken erster Güte.
Um es auch diesbezüglich ersteinmal kurz zu fassen, damals hat es mir sehr geholfen,
meine Krisen mit anderen teilen zu können und nirgendwo bekam ich so schnell
antworten auf meine Fragen wie hier. Wäre das nicht so gewesen, wüsste ich nicht,
ob ich mich damals so effektiv aus dem Sumpf herausarbeiten hätte können.

Mit Mut zur Therapie und mehreren Anläufen lernte ich endlich, mich
und mein Leben zu meistern. Dann kam auch irgendwann, als mein Leben wieder
in Ordnung war, von selbst die (vermeintlich) richtige Partnerin.

Leicht war nie irgendwas, jedoch muss ich sagen, daß ich mich in den letzten
Jahren tatsächlich als gesund betrachtete. Und nun, durch ein Gefühl wie
ein starkes Trauma, habe ich Schmerz, Kummer und Angst, die so stark in
die Richtung meiner Vergangenheit gehen, daß mir diese Plattform einfiel,
und nun bin ich hier und bitte euch um Hilfe, so schwer mir das auch jedesmal fällt.
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Trennung nach vielen Jahren - da ist wieder dieses Gefüh

Beitrag von Antiope »

Liebe(r) Karoshi,

welche Hilfe brauchst Du?

Liebe Grüße
Antiope
Karoshi
Beiträge: 230
Registriert: 3. Aug 2003, 14:26
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Re: Trennung nach vielen Jahren - da ist wieder dieses Gefüh

Beitrag von Karoshi »

Hallo Antiope,
wenn ich das so genau wüsste.. mein Kopf dreht sich momentan ständig im gleichen Gedankenrahmen.
Es ist "morgens", ich zittere am ganzen Körper und krieg das Zittern nicht weg. Gestern abend
war es erträglicher, der Morgen, das Aufwachen, ist extrem schlimm. Innerlich weine ich,
äußerlich kann ich es gerade nicht, das ging die letzten 2 Tage aber schubweise. Ich fühle
mich elendig einsam, meine Blockade kann ich aber gerade nicht durchdringen, ich kann mich
nicht irgendwo melden (außer hier, was ich ja gerade geschafft habe). 2 Tage habe ich nichts
essen können, gestern Abend konnte ichs seltsamerweise, was ich natürlich genutzt habe,
wer weiß wann es wieder geht. Die Sonne draußen ist schlimm für mich, ich empfinde
die kleinsten Geräusche als unerträglich (außer das Radio was im Hintergund läuft und
mir das Gefühl vermittelt, nicht allein zu sein). Ich weiß nicht, wie ich morgen zur Arbeit
gehen soll, geschweige denn Mittwoch auf ein Meeting, aber ich muss definitiv.
Ich möchte mich irgendwie dämpfen, fasse Alkohol aber gottseidank nicht an.
Anicca
Beiträge: 120
Registriert: 19. Mai 2014, 10:45

Re: Trennung nach vielen Jahren - da ist wieder dieses Gefüh

Beitrag von Anicca »

Hallo lieber Karoshi,

ich verstehe dich sehr gut. Was du beschreibst, das kenne ich auch von mir. Immer wieder die gleichen Gedanken, zittern am ganzen Körper, weinen, nichts essen können, nicht wissen, wie es weitergehen soll. Auch ich hatte so eine Trennung. In der Trennung habe ich meine Abhängigkeit erfahren, ich war regelrecht im Entzug und hatte Entzugserscheinungen. Das ich so abhängig war, das war mir vorher gar nicht bewusst.

Ich nahm damals ein Medikament gegen die Angst und drei Jahre lang noch ein Antidepressiva zur Unterstützung. Das hat mir sehr geholfen. Wichtig war für mich, dass ich mich mit meiner Trauer immer wieder anderen Menschen geöffnet habe, immer wieder die selbe Sache erzählt habe, bis es leichter wurde. Ich habe mit anderen geteilt, und sie haben es mitgetragen, aber ich hatte immer das Wissen, dass mir niemand meinen Schmerz nehmen kann. Doch das aussprechen meiner Situation und das Verständnis das mir entgegengebracht wurde, das hat mir sehr geholfen.

Ich wünsche dir viel Kraft!

LG Anicca
zittrig
Beiträge: 21
Registriert: 27. Mai 2014, 09:41

Re: Trennung nach vielen Jahren - da ist wieder dieses Gefüh

Beitrag von zittrig »

hallo karoshi,
bei mir ist die trennung jetzt 8 wochen her, und ich zittere immer noch wie verrückt am ganzen körper, dazu noch ganz heftiges zähneklappern. jeden morgen der kampf ob ich aufstehen kann, dann schleppe ich mich ins büro - ich war aber 3 wochen krank geschrieben am anfang.

und die ständige sonne schlimm, die fröhlichen leute draußen - am besten fühle ich mich bei grauem himmel bzw. regen.

ich habe das gefühl, ich komme nie wieder auf die beine. dabei ging die trennung von mir aus, völlig verrückt.

bei meiner letzten trennung vor 13 jahren genau die selben symptome - warum fällt man immer wieder in ängste und depressionen, wenn eine liebe auseinander geht, ich hatte gehofft es diesmal besser zu packen. immerhin hatte ich die letzten 10 jahre während dieser partnerschaft nur leichte depriphasen, das einzig positive.

kann mir momentan auch keine beziehung vorstellen, wenn der schaden hinterher so groß und existenziell ist

meine tabletten fangen an, gegen die grübeleien zu wirken, es geht zwar immer noch um das thema, aber nicht mehr in der vergangenheit, sondern in der gegenwart
Karoshi
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Re: Trennung nach vielen Jahren - da ist wieder dieses Gefüh

Beitrag von Karoshi »

Ja das Zittern macht mich fertig.. und dann genau vor der Heulgrenze, ein Quentchen fehlt nur aber es kommt grad nicht, was mich grad noch mehr fertigmacht. Ich sehe natürlich mich wieder in euren Beiträgen "Annica" und "zittrig".
Gerade das sich öffnen und "Leuten immer wieder mit den selben Gedanken auf die nerven gehen" versuche ich, so schwer es mir auch fällt, aber sachlich kenne ich das ja und weiß all die Dinge, und das es auch besser wird nach einer gewissen Zeit, nur sehen wir es mal so wie es ist, solche Gedanken helfen in dieser Phase nie - Verdammt.
Ansonsten bin ich nicht der Typ Mensch, dem es leicht fällt um Hilfe zu bitten, immer unter dem Gedanken, daß ich diese Hilfe nur eine Woche oder so bekomme und man sich dann doch wieder abwendet.
In meinem Kopf kam natürlich auch der Gedanke hoch, mich erstmal krankschreiben zu lassen, jedoch ist das nicht so einfach, aufgrund anderer Umstände, die noch zusätzlich einen gewissen Druck auf mich ausüben.
Heute kann ich schon wieder nicht essen, habe Darmprobleme und kämpfe mit mir, wie ich von einem Zimmer ins nächste gehe und wieder zurück, und garnicht weiß wieso. Dann kommt das Zittern auch schon wieder.
Anicca
Beiträge: 120
Registriert: 19. Mai 2014, 10:45

Re: Trennung nach vielen Jahren - da ist wieder dieses Gefüh

Beitrag von Anicca »

Hallo Karoshi,

du schreibst:

Ansonsten bin ich nicht der Typ Mensch, dem es leicht fällt um Hilfe zu bitten, immer unter dem Gedanken, daß ich diese Hilfe nur eine Woche oder so bekomme und man sich dann doch wieder abwendet.

Selbsthilfegruppen sind eine gute Anlaufstelle zum Reden. Man geht dort den Menschen nicht auf die Nerven, denn jeder ist wegen seiner eigenen Geschichte dort. Man hört sich einfach gegenseitig zu und unterstützt sich so.

Ich brauche einfach nur Menschen, die mir zuhören, die mich annehmen, und die mich sehen, die mir beistehen, und die mich nicht unter Druck setzen. Menschen, die nicht zur eigenen Familie gehören sind dafür am besten geeignet.

Ich habe erfahren, dass immer wieder andere Menschen dazukommen, mit denen ich dann meine Geschichte teilen kann, und die dankbar sind, dass ich sie teile. Und wenn ich ihren Geschichten dann zuhöre, dann kann ich meine noch besser verstehen.


LG Anicca
Karoshi
Beiträge: 230
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Re: Trennung nach vielen Jahren - da ist wieder dieses Gefüh

Beitrag von Karoshi »

Ja, darüber habe ich auch schon nachgedacht. Es ist für mich allerdings noch zu früh, sowas für mich zu organisieren denke ich, da ich die Kraft nicht habe. Hier fällt es mir leichter.
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Trennung nach vielen Jahren - da ist wieder dieses Gefüh

Beitrag von Antiope »

Hallo Karoshi,

solche akuten Trennungsschmerzen sind schlimm und noch viel schlimmer ist es, sie alleine aushalten zu müssen.

Bist Du arbeiten oder zuhause?
Kann Dir die Arbeit soweit Struktur und Halt geben, dass Du einen Teil des Tages damit überstehen kannst?

Kannst Du für eine Stunde rausgehen zum Spazieren oder Dir sonstwie Luft verschaffen? Gibt es etwas, wo Du den Druck loswerden kannst oder Dich vollkommen auf etwas konzentrieren?

In Deinem Entschluss, auf gar keinen Fall zu Alkohol zu greifen, kann ich Dich nur ganz intensiv bestärken. Bitte bleibe dabei!

Liebe Grüße - und Trost, Schutz und Wärme, wenn Du sie brauchst ...

Antiope
Anicca
Beiträge: 120
Registriert: 19. Mai 2014, 10:45

Re: Trennung nach vielen Jahren - da ist wieder dieses Gefüh

Beitrag von Anicca »

"Ja, darüber habe ich auch schon nachgedacht. Es ist für mich allerdings noch zu früh, sowas für mich zu organisieren denke ich, da ich die Kraft nicht habe. Hier fällt es mir leichter."


Hallo Karoshi,

der erste Schritt in eine Selbsthilfegruppe ist mir damals auch nicht leichtgefallen. Erst drei Monate nach der Trennung war ich fähig dazu. Ich hatte es damals auch nur geschafft, weil ich mit Medikamenten gestärkt war.

Das Internet und die Foren sind ein wunderbarer Weg, um aus der Isolation erst einmal herauszukommen. Doch irgendwann wird man wissen, dass diese Art der Unterstützung nicht ganz ausreicht, und dann wird auch die Kraft da sein, um sich neuen Wegen öffnen zu können.


LG Anicca
Karoshi
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Re: Trennung nach vielen Jahren - da ist wieder dieses Gefüh

Beitrag von Karoshi »

Antiope hat geschrieben:
Bist Du arbeiten oder zuhause?
Kann Dir die Arbeit soweit Struktur und Halt geben, dass Du einen Teil des Tages damit überstehen kannst?

Kannst Du für eine Stunde rausgehen zum Spazieren oder Dir sonstwie Luft verschaffen? Gibt es etwas, wo Du den Druck loswerden kannst oder Dich vollkommen auf etwas konzentrieren?

In Deinem Entschluss, auf gar keinen Fall zu Alkohol zu greifen, kann ich Dich nur ganz intensiv bestärken. Bitte bleibe dabei!

Liebe Grüße - und Trost, Schutz und Wärme, wenn Du sie brauchst ...

Antiope
Hi Antiope,
morgen steht wieder die Arbeit an, war nur am Wochenende und heute zu hause.
Momentan hab ich Angst, morgen arbeiten zu gehen. Ablenken wird es sicher
eine Zeit, da ich letzte Woche aber zwischendurch auf der Arbeit meine Tränen nicht
mehr im Griff hatte, begründet dies natürlich einen Teil meiner Angst. Mittwoch steht
ein wichtiges Meeting an, da muss ich auch noch früh morgens in eine andere Stadt
fahren - und morgens ist es ja besonders schlimm mit Gedanken, Zittern etc.
Stellt gerade eine sehr große Hürde für mich dar, die ich aber auf keinen Fall
absagen kann. Ich habe mir schon überlegt, ob ich mir vielleicht ein paar sogennante
"Notfalltropfen" holen sollte, die mich (hoffentlich) für solche Momente "erden".

@Annica: Ja so sehe ich das auch.

Danke für all eure Hilfe.
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