Verantwortung

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Anicca
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Registriert: 19. Mai 2014, 10:45

Verantwortung

Beitrag von Anicca »

Hallo,

Depression ist nicht neu in meinem Leben. Ich hatte einige Therapien, einige Antidepressiva Behandlungen, und einen Klinik Aufenthalt in einer Zwölf Schritte Klinik. Dort habe ich erfahren, und auch verstanden, dass ich die Verantwortung für meine Krankheit zu übernehmen habe, dass ich aber auch Hilfe brauche.

Zurzeit nehme ich keine Medikamente, habe keine Therapie, versuche alles in Selbsthilfe.

Jetzt fühle ich mich depressiv, ich fühle mich müde. Ich fühle mich überfordert. Ich fühle wie meine Schultern schmerzen. Ich höre meinen Tinnitus. Ich fühle Stress in mir.

Ich kann nicht beweisen, dass ich depressiv bin. Ich kann nichts beweisen, und doch ist es im Moment so.

Jetzt suche ich nach Lösungen im Internet, unter anderem auch hier im Forum.

Könnte das alles evtl. auf eine „Nebennierenschwäche“ zurückzuführen sein?

Wer hat Erfahrung?


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LG Anicca
Haferblues
Beiträge: 1005
Registriert: 21. Okt 2012, 12:50

Re: Verantwortung

Beitrag von Haferblues »

Hallo Anicca,

hm, wenn du schon Depressionen hattest, dann weißt du ja wie sich das anfühlt. Am besten sprichst du mit deinem Hausarzt und lässt dich evtl. zum Facharzt überweisen.

viele Grüße
Rifka
Lebenskünstler sind Menschen, die schon vollkommen glücklich sind, wenn sie nicht vollkommen unglücklich sind.
Danny Keye
Tease me
Beiträge: 128
Registriert: 22. Mai 2014, 11:54

Re: Verantwortung

Beitrag von Tease me »

:)
Zuletzt geändert von Tease me am 6. Aug 2014, 17:25, insgesamt 2-mal geändert.
Wenn ich gehe, bleibt so wenig wie möglich zurück.
Lupine_84
Beiträge: 678
Registriert: 2. Mai 2014, 18:49

Re: Verantwortung

Beitrag von Lupine_84 »

Hallo Annica!

Das mit dem "nicht beweisen können" kenne ich.
Es ist auch eine sehr typische Denkweise bei Depression. Man sieht es nicht. Man weiß nicht wie weit man genau drin steckt. Man glaubt, alle müssen einen für einen Simulant halten. Und schließlich zweifelt man an sich selber: Hab ich doch keine Erkrankung, bzw. bin ich schon "krank genug" für Hilfe?!

Von daher schon mal recht typisch. Und wenn einen gerade keine Symptome beeinträchtigen, dann beschäftigt man sich eigentlich auch nicht über die Maße mit dieser Erkrankung... du bist aber hier und schreibst uns!

Was ich nicht verstehe..., warum bist du so unsicher, wenn es "nicht neu ist in deinem Leben" ist?

Es klingt nicht nach 1.Rückfall, sondern 3., 4., 5. Mal?!

Kein gesunder Mensch geht zur Depressionsbehandlung in eine Klinik! Keine Krankenkasse zahlt Therapien für jemand, der nicht erkrankt ist!
Deine Diagnose muss auf unzähligen Rezepten und Überweisungen und Attesten und sonst was bereits gestanden haben...

Wenn du dich also wieder depressiv fühlst, warum glaubst du, könnte ein Arzt daran zweifeln mit deiner Hintergrundgeschichte?

Und falls du es "beweisen" musst: Ein Psychiater kann dir einige Fragen stellen und je nach dem wie du antwortest, weiß dein Arzt dann, ob du noch in der leichten oder schon schwereren Phase bist. Du hattest die Erkrankung schon, kein Arzt wird deine Aussagen über dein Befinden in Frage stellen!

Also geh hin!

LG und alles Gute!
"Glück hängt nicht von äußeren Dingen ab, sondern von der Art, wie wir sie sehen" - Leo N. Tolstoj -
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Verantwortung

Beitrag von Antiope »

Hallo Anicca,

was brauchst Du heute?
- eine Bestätigung: es ist eine Depression oder es ist keine
- oder einen Weg, mit der Müdigkeit umzugehen

Für die Bestätigung:
da hat Haferblues schon gemeint, dass Du am ehesten Deinen Hausarzt fragst.
Es ist ja so, dass Du schon mit Depression Kontakt hattest. Ist es nun in etwa genauso?
Im Moment nimmst Du keine Medikamente und versuchst es in Selbsthilfe.

Für mich klingt es so, als ob ein Teil von Dir schon wüsste, ja, es ist eine depressive Episode. Und dieser Teil hat schon geschrieben, dass Du Hilfe bräuchtest.
Der andere Teil wehrt sich dagegen, will es alleine schaffen und schreibt, dass Du die Verantwortung für die Krankheit zu übernehmen habest.
*Müssen* steht da, nicht "werden" oder "tun". ...

Verantwortung heißt nicht: Du bist schuld daran oder dergleichen mehr. Sondern nur: Du bist trotz der Krankheit fähig zu handeln - so wie es halt geht. Es bedeutet auch: spüren, dass Du jetzt überfordert bist. Die verantwortliche Konsequenz: Hilfe suchen und annehmen, nicht länger warten. Auch nicht nach Alternativkrankheiten suchen.

Du brauchst doch nichts hieb- und stichfest beweisen. Wenn Du spürst, Du bist depressiv, überfordert, müde, fühlst sehr viel Stress (und Unruhe?) in Dir - dann ist das so. Und mit diesen deutlichen Wahrnehmungen kannst Du zu Arzt gehen.

Bitte nimm Dich und Deine Wahrnehmungen ernst.
Anicca
Beiträge: 120
Registriert: 19. Mai 2014, 10:45

Re: Verantwortung

Beitrag von Anicca »

Hallo,

Vielen Dank für Eure Antworten!

Warum habe ich geschrieben, dass ich nicht beweisen kann, dass ich depressiv bin? Ich weiß es nicht, ich habe so etwas vorher noch nie gesagt, geschweige denn geschrieben. Vielleicht weil für andere nicht sichtbar ist, was mir so zu schaffen macht. Die Hauptsymptome der "Nebennierenschwäche" sind Müdigkeit/Erschöpfung, Reizbarkeit und Depression. Ich hatte bisher nie an die Möglichkeit gedacht, dass meine Depression eine organische Ursache haben könnte. Sicher kann das ein Arzt feststellen.

Ich bin bisher aus meinen depressiven Stimmungen immer wieder herausgekommen, und Depressionen scheinen zu meinem Leben dazuzugehören, und ich werde mich wohl auch in Zukunft immer wieder damit auseinandersetzen müssen.

LG Anicca
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Verantwortung

Beitrag von Antiope »

Hallo Anicca,

es gibt viele Krankheiten, die als weiteres Symptom auch Depression mit sich führen. Leider ...

Ich wollte eigentlich nur vermeiden, dass Du Dich im Internet verlierst und Du Dir die schlimmsten Vorstellungen zusammensammelst.

Wenn ich es richtig verstehe, dann gibt es zwei Wege für Dich im Moment:
- nochmals alles abklären lassen, ob eine Körperkrankheit vorliegt
- mit der Depression, so wie sie gerade ist, umgehen

Das eine schliesst nicht das andere aus. Sondern ergänzt einander.

D.h. im Moment ist es ganz wichtig für Dich zu schauen, dass Du die Überforderung abbauen kannst. Dass Du jetzt mit Deinen Kräften sehr haushälterisch umgehst. Was tut Dir gut? Kannst Du da auf gelernte Punkte aus dem Zwölf-Schritte-Programm zurückgreifen?

Dann kannst Du nochmals nachhaken, ob nicht doch eine körperliche Ursache vorliegt.
Dies aber kann dauern und viel Kraft und Hoffnung kosten. Nicht, dass ich Dich damit abschrecken möchte, sondern dass Du bereits im Vorfeld "gewappnet" bist und Dir auf diesem Weg immer genug Kraftinseln einbaust.

Jetzt alles auf einmal anzugehen, ist vielleicht zu viel auf einmal.

Vielleicht haben Dich auch die letzten Wochen so viel Kraft gekostet, dass Dein Körper Dir sagt, "erst mal langsam mit die alte Pferde".
Windlicht
Beiträge: 11
Registriert: 15. Mai 2014, 11:51

Re: Verantwortung

Beitrag von Windlicht »

Hallo,

ich finde Antitope hat das sehr schön gesagt, letztendlich sind es 2 Paar Schuhe - einerseits die Ursache und Erklärung, andererseits der Umgang mit der Erkrankung.
Egal ob körperlich bedingt durch die Funktionsstörung oder durch akute Belastungen, spürst du grade bestimmte Dinge. Natürlich ist es wichtig das abzuklären, aber mindestens genauso wichtig ist, dass du grade für dich sorgst indem du schaust was dir gut tut.

Ich muss gestehen ich kann die Verunsicherung durch eine eventuell körperliche Erkrankung gut verstehen, aber ich denke, dass das nur anhand medizinischer Tests zu beurteilen ist. Wichtig ist, dass Du dich grade nicht in "was wäre wenn" verlierst, sondern für dich sorgst indem du Klarheit bekommst.
Anicca
Beiträge: 120
Registriert: 19. Mai 2014, 10:45

Re: Verantwortung

Beitrag von Anicca »

Hallo,

vielen Dank für Eure Antworten!

Das Zwölf Schritte Programm und die Meetings helfen mir zum Beispiel dabei, mein Haus zu verlassen. Sie helfen mir, an einer Gemeinschaft teilzuhaben, sie helfen mir, mich selbst zu reflektieren, Verantwortung für mein Denken und für mein Fühlen zu übernehmen, meine Fehler immer wieder aufzudecken, und zu lernen, jeden Menschen, dem ich dort begegne, so anzunehmen, wie er ist. So, wie ich lerne, mich selbst auch mit meiner Depression, mit meiner Krankheit anzunehmen, die ich aus eigener Kraft heraus nicht verändern kann, so lerne ich, auch alle anderen Menschen anzunehmen, die sich aus eigener Kraft heraus auch nicht ändern können.

Paulus schrieb an die Römer:

"Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich."

Und ich denke, dass das auch auf die Depression zutrifft. Die Anlagen sind in mir. Ich will sie nicht leben, doch sie leben mich. Sie haben Macht über mich. Sie setzen sich immer wieder durch, bis ein Wunder geschieht, in welcher Form auch immer.

LG Anicca
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Verantwortung

Beitrag von Antiope »

Hallo Anicca,

NEIN! NEIN!
Die Depression hat *keine* Macht über Dich. Was Du gerade machst, ist das Schlimmste, was Du Dir antun kannst: Dich selbst für Deine Krankheit anzuklagen, Dich selbst als schuldig zu verurteilen.

Die Krankheit anzunehmen bedeutet !nicht!, ihr die Gewalt über alles zu geben. Sondern nur, sie als (ein) Thema Deines Lebens anzusehen. Damit entfällt auch, sie ständig zu rechtfertigen, beweisen, widerlegen usw. Kämpfe nicht mehr mit ihr um ihre Existenz, da ist sie stärker.

Du musst nicht die Krankheit selbst verändern, sondern Du kannst Dein Umgehen mit ihr lernen. Ich denke schon, dass Du Fähigkeiten hast, mit ihr umzugehen - oder dass Du sie entwickeln kannst.
Gibt es einen Punkt der zwölf Schritte, die Du heute ein kleines bisschen einsetzen kannst?


Ich habe etwas für Dich gefunden:
[url=]http://www.feg-effretikon.ch/im-brennpu ... -gefaesse/[/url]
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Verantwortung

Beitrag von Zarra »

Liebe Anicca,

ich bin ja schon etwas über Dein Eingangsposting und die vermutete, für mich irgendwie fälschliche (kann ich auch schwer erklären) Verwendung des Begriffs "Verantwortung" gestolpert, ... wollte aber erst mal abwarten.

Verantwortung heißt nicht, daß man Schuld hat, daß man an der Depression erkrankt ist oder daß sie wiederkommt oder daß Restsymptome blieben. Verantwortung heißt, mit der Lage, mit der Situation so gut als möglich (!!) umzugehen, gut für sich zu sorgen, dafür zu sorgen, daß man Dinge nicht noch verschlechtert, möglichst ausreichende Behandlung etc. etc., schauen, was man dennoch tun kann, immer wieder versuchen, der Depressionsspirale etwas entgegenzusetzen.

Warum keine Therapie? Warum keine Medikamente? Es kann sein, daß es gute Gründe dafür gibt. Doch genannt hast Du sie nicht. Selbsthilfegruppen und Eigeninitiative sind gut, aber manchmal reichen sie halt nicht.

Ich finde die Abklärung bzw. den Ausschluß von Körperlichem wichtig, obwohl das eigentlich geschehen sein sollte, wenn Du bereits einmal in einer Klinik warst. Und klar könnte sich in der Zwischenzeit auch noch etwas verändert haben.

Allerdings frage ich mich, ob die Suche nach Körperlichen eine "Umwegslösung" darstellt, weil das andere nicht akzeptabel erscheint?!?

Wunder passieren - aber sehr selten; es bietet sich nicht an, damit zu rechnen. -
Und auch wenn es sich in manchen Momenten genau so anfühlen mag, als ob man von einem dunklen Wirbelsturm mitgerissen würde, - es ist nicht so, daß man dauerhaft nur ganz ausgeliefert und ohnmächtig ist. Man kann vielleicht nicht alles, was man will; es gibt Kliniken und Notdienste als Notanlaufestellen, wenn es ganz schlimm ist; und auch ansonsten ist man nicht nur die Krankheit oder ihr restlos ausgeliefert.

Ich weiß nicht, ob ich ausdrücken konnte, was ich ausdrücken wollte.

LG, Zarra
Anicca
Beiträge: 120
Registriert: 19. Mai 2014, 10:45

Re: Verantwortung

Beitrag von Anicca »

Hallo,

Danke für Eure Antworten!

Nein, ich klage mich nicht an. Ich bin so wie ich bin, und keiner hat Schuld. Die Programmierung in mir leitet mich, anders kann ich es im Moment nicht ausdrücken.

Ich setze das Zwölf Schritte Programm jeden Tag ein, weil ich mich nach seinen Vorschlägen nur um diesen einen Tag zu kümmern brauche. Es ist ein 24 Stunden Programm.
Es hat mir zum Beispiel heute geholfen, dass ich morgens aufstehen konnte, das ich mich duschen konnte, das ich frühstücken konnte, das ich meine Aufgaben erledigen konnte, das ich mich Mittags gesund ernähren konnte, das ich für Bewegung gesorgt habe, das ich meinen Haushalt in Ordnung halten konnte, das ich meinen Müll runtergebracht habe, das ich meinen Briefkasten geöffnet habe, das ich später dann noch ein Abendessen essen kann, das ich soziale Kontakte aufrechterhalten kann, dass ich mich von Suchtmitteln fernhalten kann, das ich meinen Tag sinnvoll gestalte, usw.

Mit Verantwortung meine ich nicht, dass ich Schuld an meiner Depression habe, sondern dass ich das, was ich in mir vorfinde, annehmen muss, und dafür sorgen muss, dass ich weder mir selbst, noch anderen damit Schaden zufüge.

Verantwortung heißt für mich, dass ich mich auf die Suche nach Lösungen mache. Das kann mir niemand abnehmen. Außer, es geht mir so schlecht, dass ich Betreuung brauche, wenn ich nicht mehr für mich selbst entscheiden kann.

Ich habe die Verantwortung, mich zu informieren, ob evtl. auf der organischen Ebene ein Auslöser sein könnte. Eine Vorsorgeuntersuchung hatte ich vor einigen Monaten, aber sie hatte keine Erklärung geliefert. Doch die Symptome und Körperwahrnehmungen sind nach wie vor da, und haben mich nun veranlasst selbst auf die Suche zu gehen.

Warum nehme ich keine Medikamente? Ich habe festgestellt, dass sich meine Depression im Laufe des Tages verändert. Es geht mir oft am Abend recht gut. Solange das so ist, vertraue ich meinen Selbstheilungskräften, die mich aus meinem Tief immer wieder rausholen. Warum mache ich keine Therapie? Die letzte Therapie dauerte drei Jahre und endete ca. 2005. Im Moment komme ich so ganz gut klar. Ich spreche mit Menschen die mir vertraut sind, und sich selbst auch reflektieren. Das fühlt sich für mich im Moment richtig an und ist ausreichend. Wenn es schlimmer werden sollte, dann wäre ich sicher bereit, noch einmal eine Therapie zu beginnen, und wäre wohl auch bereit, evtl. Medikamente zu nehmen.

Hier zu Schreiben tut mir auch gut!

LG Anicca
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Verantwortung

Beitrag von Zarra »

Liebe Anicca,
Anicca hat geschrieben:Mit Verantwortung meine ich nicht, dass ich Schuld an meiner Depression habe, sondern dass ich das, was ich in mir vorfinde, annehmen muss, und dafür sorgen muss, dass ich weder mir selbst, noch anderen damit Schaden zufüge.

Verantwortung heißt für mich, dass ich mich auf die Suche nach Lösungen mache. Das kann mir niemand abnehmen. Außer, es geht mir so schlecht, dass ich Betreuung brauche, wenn ich nicht mehr für mich selbst entscheiden kann.

Ich habe die Verantwortung, mich zu informieren, ob evtl. auf der organischen Ebene ein Auslöser sein könnte.
Da kann ich Dir nur zustimmen!
Im Moment komme ich so ganz gut klar.
Danke für Deine Antwort. - ... ich weiß gerade nicht, wie ich es formulieren soll (es soll NICHT ironisch klingen!): Das reicht als Erklärung.

Ich wünsche Dir weiterhin Gutes auf Deinem Weg!!

LG, Zarra
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