liebe forumsteilnehmer,
hat jemand erfahrungen mit selbsthilfegruppen?
hilft es, sich mit anderen betroffenen zu treffen oder zieht einen das noch mehr runter? ich habe momentan eine sehr schwere depression und weiß nicht, was ich machen soll, habe mich auch von meinen freunden sehr zurückgezogen, weil ich kaum aufnahmefähig für "normale" dinge bin und mich gesellschaft anstrengt - aber die einsamkeit ist auch schlimm.
zittrig
Erfahrung mit Selbsthilfegruppen
Re: Erfahrung mit Selbsthilfegruppen
Hallo liebe zittrig,
ich habe seit einigen Jahren Erfahrungen mit Selbsthilfegruppen, allerdings nur mit Gruppen, die mit dem "Zwölf Schritte Programm" arbeiten, das Programm ist ein spirituelles Programm.
Die Meetings haben eine Meetingsstruktur, die in jedem Meeting etwas anders gestaltet ist. Was bei allen Meetings allerdings gleich ist, ist, das es dort keine Ratschläge gibt, das nicht diskutiert wird, das sich nicht gegenseitig therapiert wird, das jeder bei sich selbst und bei seiner Geschichte bleibt, und diese mit den anderen teilt. Die Geschichte bleibt einfach so im Raum stehen, ohne dass sie kommentiert wird, ohne dass sich miteinander verstrickt wird.
Das gibt Klarheit und man kommt sehr schnell auf den Punkt und erkennt seine eigenen Muster. Allein das aussprechen der Problematik ist schon befreiend. Wenn man keine Lust hat etwas zu sagen, dann braucht man auch nichts zu sagen. Man kann später kommen und früher gehen, ohne eine Erklärung abzugeben. Man kann sporadisch kommen oder regelmäßig. Jeder ist für sich selbst und für seine Genesung verantwortlich. Die wichtigste Regel ist wohl die Anonymität. Man stellt sich nur mit seinem Vornamen vor und braucht sonst keine weitern Angaben zu machen.
Dieses Prinzip wird allerdings oft nicht sofort verstanden. Auch ich hatte es am Anfang nicht verstanden. Ich lernte die Meetings in einer Zwölf Schritte Klinik kennen, und es hatte dann noch mal fünf Jahre gedauert, bis ich mich entschließen konnte, diesen Weg zu gehen, aber auch erst dann, als alles andere weggebrochen war.
Bei mir war es so, dass ich am Anfang wegen meiner eigenen privaten Problematik dort hingegangen bin, und dann aber auch schnell gemerkt habe, dass sich auch in den Meetings Probleme auftun. Ich begegne, egal wo ich hingehe, immer meinem eigenen Thema, ich ziehe die Menschen in mein Leben, die mich spiegeln, und mit denen ich mich dann auch im Meeting auseinandersetzen muß.
Ich hatte und habe immer noch oft Schmerz im Meeting, und dachte oft, dass ich dort nicht mehr hingehen werde. Doch ich habe erkannt, dass es der beste Platz für mich ist, zu lernen, mich selbst so anzunehmen, wie ich bin, und andere nicht für meinen Schmerz verantwortlich zu machen, und andere auch so anzunehmen wie sie sind.
Lg Anicca
ich habe seit einigen Jahren Erfahrungen mit Selbsthilfegruppen, allerdings nur mit Gruppen, die mit dem "Zwölf Schritte Programm" arbeiten, das Programm ist ein spirituelles Programm.
Die Meetings haben eine Meetingsstruktur, die in jedem Meeting etwas anders gestaltet ist. Was bei allen Meetings allerdings gleich ist, ist, das es dort keine Ratschläge gibt, das nicht diskutiert wird, das sich nicht gegenseitig therapiert wird, das jeder bei sich selbst und bei seiner Geschichte bleibt, und diese mit den anderen teilt. Die Geschichte bleibt einfach so im Raum stehen, ohne dass sie kommentiert wird, ohne dass sich miteinander verstrickt wird.
Das gibt Klarheit und man kommt sehr schnell auf den Punkt und erkennt seine eigenen Muster. Allein das aussprechen der Problematik ist schon befreiend. Wenn man keine Lust hat etwas zu sagen, dann braucht man auch nichts zu sagen. Man kann später kommen und früher gehen, ohne eine Erklärung abzugeben. Man kann sporadisch kommen oder regelmäßig. Jeder ist für sich selbst und für seine Genesung verantwortlich. Die wichtigste Regel ist wohl die Anonymität. Man stellt sich nur mit seinem Vornamen vor und braucht sonst keine weitern Angaben zu machen.
Dieses Prinzip wird allerdings oft nicht sofort verstanden. Auch ich hatte es am Anfang nicht verstanden. Ich lernte die Meetings in einer Zwölf Schritte Klinik kennen, und es hatte dann noch mal fünf Jahre gedauert, bis ich mich entschließen konnte, diesen Weg zu gehen, aber auch erst dann, als alles andere weggebrochen war.
Bei mir war es so, dass ich am Anfang wegen meiner eigenen privaten Problematik dort hingegangen bin, und dann aber auch schnell gemerkt habe, dass sich auch in den Meetings Probleme auftun. Ich begegne, egal wo ich hingehe, immer meinem eigenen Thema, ich ziehe die Menschen in mein Leben, die mich spiegeln, und mit denen ich mich dann auch im Meeting auseinandersetzen muß.
Ich hatte und habe immer noch oft Schmerz im Meeting, und dachte oft, dass ich dort nicht mehr hingehen werde. Doch ich habe erkannt, dass es der beste Platz für mich ist, zu lernen, mich selbst so anzunehmen, wie ich bin, und andere nicht für meinen Schmerz verantwortlich zu machen, und andere auch so anzunehmen wie sie sind.
Lg Anicca
Re: Erfahrung mit Selbsthilfegruppen
liebe annicca,
vielen dank für deine lange erklärung - ich werde am montag das erste mal zu einer selbsthilfegruppe gehen. mein therapeut hat nur alle zwei wochen einen termin, das ist mir zu wenig, ich war gestern da und das hat mich immerhin aufgebaut, aber heute ist ein schlimmer samstag.
lg, zittrig
vielen dank für deine lange erklärung - ich werde am montag das erste mal zu einer selbsthilfegruppe gehen. mein therapeut hat nur alle zwei wochen einen termin, das ist mir zu wenig, ich war gestern da und das hat mich immerhin aufgebaut, aber heute ist ein schlimmer samstag.
lg, zittrig
Re: Erfahrung mit Selbsthilfegruppen
Hallo zittrig,
ich (männlich) bin selbst Leiter einer Selbsthilfegruppe (Alkoholabhängig) und kann Dir Selbsthilfegruppen nur Empfehlen, allerdings kann es mehrere Gruppen oder Gruppenbesuche dauern bis Du dich dort wohlfühlst. Bitte nicht gleich beim erstenmal sagen "das ist nicht´s für mich" suche weiter in der Vielzahl der SHG wird sicher eine dabei sein die Dir zusagt. Eine Heilung oder Erfahren wie Du geheilt werden kannst wirst Du kaum erfahren, aber in einer Selbsthilfegruppe, mit oder ohne Angehörige, bist Du Verstanden und Dein gegenüber hat das gleiche Problem, oder ähnlich wie Du.
Alleine dass nimmt schon so viel Druck von einem und es werden sicherlich (nicht beim erstenmal)
Tel.-nummern, sog. Notfallnummern ausgegeben, wenn´s schlimm werden sollte, anrufen.
Annicca hat Erfahrung mit SHG die auf dem Prinzip der Anonymen Alkoholiker (AA´s) aufgebaut ist,
wohl möglich kann Dir der Ablauf etwas befremdlich vorkommen, da es ein Monolog ist, dann eben eine Gruppe mit Dialog.
Nur Mut, es hilft.
LG
ich (männlich) bin selbst Leiter einer Selbsthilfegruppe (Alkoholabhängig) und kann Dir Selbsthilfegruppen nur Empfehlen, allerdings kann es mehrere Gruppen oder Gruppenbesuche dauern bis Du dich dort wohlfühlst. Bitte nicht gleich beim erstenmal sagen "das ist nicht´s für mich" suche weiter in der Vielzahl der SHG wird sicher eine dabei sein die Dir zusagt. Eine Heilung oder Erfahren wie Du geheilt werden kannst wirst Du kaum erfahren, aber in einer Selbsthilfegruppe, mit oder ohne Angehörige, bist Du Verstanden und Dein gegenüber hat das gleiche Problem, oder ähnlich wie Du.
Alleine dass nimmt schon so viel Druck von einem und es werden sicherlich (nicht beim erstenmal)
Tel.-nummern, sog. Notfallnummern ausgegeben, wenn´s schlimm werden sollte, anrufen.
Annicca hat Erfahrung mit SHG die auf dem Prinzip der Anonymen Alkoholiker (AA´s) aufgebaut ist,
wohl möglich kann Dir der Ablauf etwas befremdlich vorkommen, da es ein Monolog ist, dann eben eine Gruppe mit Dialog.
Nur Mut, es hilft.
LG
Re: Erfahrung mit Selbsthilfegruppen
hallo manx,
bei einer aa-gruppe für angehörige war ich letztes jahr mal, da mein ex alkoholiker ist, das hat mir gut getan.
bin mal gespannt, was in einer depressions-shg beredet wird - wir haben in meiner stadt ziemlich viele, jeden tag mindestens eine, aber die sind alle voll (bis auf die heute)
bei einer aa-gruppe für angehörige war ich letztes jahr mal, da mein ex alkoholiker ist, das hat mir gut getan.
bin mal gespannt, was in einer depressions-shg beredet wird - wir haben in meiner stadt ziemlich viele, jeden tag mindestens eine, aber die sind alle voll (bis auf die heute)
Re: Erfahrung mit Selbsthilfegruppen
Hallo zittrig,
in meiner alten SHG war's unterschiedlich. Von einigen konnte ich viel lernen im Umgang mit der Krankheit, in anderen Fällen hatte ich das Gefühl nicht nur meine eigenen Probleme zu haben, sondern auch die der anderen. Da ich hochsensibel bin ist das aber nicht erstaunlich, da ist die unscharfe Ichabgrenzung eh ein Problem. Du solltest auf jeden Fall ansprechen, wenn du dich zu sehr belastet fühlst und nicht nach innen fressen (das habe ich gemacht). Könntest du uns hier Infos geben wie deine Erfahrung bei der SHG war? Würde mich sehr interessieren. Alles Gute für dich.
Sebald
in meiner alten SHG war's unterschiedlich. Von einigen konnte ich viel lernen im Umgang mit der Krankheit, in anderen Fällen hatte ich das Gefühl nicht nur meine eigenen Probleme zu haben, sondern auch die der anderen. Da ich hochsensibel bin ist das aber nicht erstaunlich, da ist die unscharfe Ichabgrenzung eh ein Problem. Du solltest auf jeden Fall ansprechen, wenn du dich zu sehr belastet fühlst und nicht nach innen fressen (das habe ich gemacht). Könntest du uns hier Infos geben wie deine Erfahrung bei der SHG war? Würde mich sehr interessieren. Alles Gute für dich.
Sebald