Wann schlägt die Therapie an???

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EinJemand
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Wann schlägt die Therapie an???

Beitrag von EinJemand »

Hallo Leute!

Ich habe vor einiger Zeit eine Therapie begonnen (war deshalb auch länger nicht mehr hier online, weil ich dachte, das Problem vielleicht auch ohne das Forum lösen zu können). Das ist aber schon etwas her, ich war bestimmt schon 10 mal da. Vielleicht auch etwas weniger, aber so ungefähr. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass es nicht wirklich voran kommt. Ich gehe nur jede Woche hin und meine Therapeutin durchlöchert mich mit unangenehmen Fragen. Irgendwie hat es aber bisher noch gar nichts gebracht. Also wir haben nicht wirklih etwas gemacht, sie versucht nur weiter herauszufinden, warum ich Depressionen und die ganzen anderen Sachen habe, aber mehr haben wir nicht gemacht. Ich habe Angst, dass es die ganze Zeit so weiter geht, dann sind meine von der Krankenkasse bezahlten 25 Sitzungen ratz-fatz um und ich bin immernoch so schlimm dran, wie jetzt. Das Ding ist nur, dass es offensichtlich keinen wirklichen Grund gibt, warum ich Depressionen habe und sie sucht weiter. Sucht in meinem Umfeld, meiner Familie. Ich denke aber nicht, dass die darn "Schuld" sind. Wie auch immer, ich weiß jetzt nicht, ob das normal ist, dass man erstmal so lange nach Gründen sucht, oder ob wir wirklich nicht voran kommen. Ich weiß das nicht, hatte vorher noch nie eine Therapie wegen Depressionen. Wie läuft das bei euch anderen? Ist das da auch so oder ist meine Therapeutin einfach... inkompetent? (das Wort war ein Bisschen härter, als ich wollte, aber mir ist kein besseres eingefallen). Ich weiß nicht, ob das das normale Vorgehen ist oder ob sie die Sache falsch anpackt...
mime
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Re: Wann schlägt die Therapie an???

Beitrag von mime »

Hallo EinJemand,

es kommt oftmals zu solchen Empfindungen, dass in einer Therapie nichts weiter passiert und sie einem nichts bringt. Die Frage / Suche nach dem Grund deiner Depression stand wohl bislang im Vordergrund. Es ist erst einmal "normal", dass sich die Therapeutin, die dich und dein (familiäres) Umfeld ja nicht kennt, ein Bild verschaffen möchte. Manche Therapeuten arbeiten hierzu mit sog. "Anamnesebogen", d. h. dort werden in einem Formular die wichtigsten Lebensstationen, belastenden Ereignisse, die momentanen Beschwerden und ggf. auch Therapieziele festgelegt. [Meine jetzige Therapeutin arbeitet z. B. mit einem solchen Anamnesebogen und wir haben - trotz dessen Vorliegen - mind. noch mal 3 - 4 Sitzungen darauf verwandt, ihn durchzugehen. Ab der 5. Sitzung begann dann das "normale" Therapiegespräch].

Hast du deine Bedenken hinsichtlich des Vorgehens deiner Therapeutin schon einmal ihr gegenüber direkt geäußert? Wenn ja, was meint sie dazu?

Weißt du, in welcher Therapierichtung sie arbeitet (Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch Fundierte Therapie oder Psychoanalyse)? Wenn dir nur 25 Stunden genehmigt wurden, tippe ich eher auf Verhaltenstherapie, doch die Fragerei bezüglich des Grundes (und intensive Kindheitsbefragung) könnte auch auf tiefenpsychologische Therapieform hinweisen. Die Therapieformen sind unterschiedlich aufgebaut und auch in ihrer Durchführung anders. Hast du Therapieziele formulieren müssen? Bekommst du auch mal eine Aufgabe für zu Hause mit? Welche Art der Therapie ist dir denn von der Krankenkasse genehmigt worden?

Es gibt auch die Möglichkeit eines Verlängerungsantrags (durch die Therapeuten) hinsichtlich der genehmigten Stunden.

Doch wenn du das Gefühl hast, dass du nicht deinen Bedürfnissen entsprechend behandelt wirst, solltest du das m. E. unbedingt das nächste Mal ansprechen. Es gibt unter den Therapeuten gute und weniger gute. Doch Vieles, was uns als Patient zu langsam vorkommt, kann manchmal auch bei einem anderen Therepeuten nicht schneller gehen. Eine Therapie fordert vor allem eines: GEDULD. Das Lernen der kleinen Schritte und Fortschritte.

Ich denke, dass eine Depression auch einer längeren Behandlung bedarf als 25 Stunden; weil es da oftmals um langjährig eingeübte Verhaltens- und Denkmuster geht, die sich von heute auf morgen sowieso nicht ändern lassen.

Davon abgesehen sollte man auch nicht erwarten, dass eine Therapie einen gleich "gesund" macht; sie ist nur EIN Baustein in der Depressionsbehandlung (allerdings einer, den ich persönlich nicht missen möchte, weil er für mich wichtig ist und langfristiger wirken kann, als wir zunächst annehmen).

Wie führt ihr denn das Gespräch? Du schreibst, dass dich die Therapeutin mit unangenehmen Fragen löchert - das ist manchmal Teil des Therapieprogramms, um Reaktionen auszulösen, oder Gedanken anzustoßen; manchmal sind auch provozierende Fragen dabei...

Bist du derjenige, der etwas in die Therapie einbringt? Hättest du z. B. ein bestimmtes Anliegen (ein momentanes greifbares Problem), das du in die nächste Stunde zur Besprechung anbringen könntest? Wie reagiert sie, wenn du etwas sagst? Seid ihr im Dialog oder sind die Gespräche nur einseitig (z. B. von ihr)?

Bist du vielleicht eher der ruhigere Part, und lässt die Therapeutin machen? Wie müsste sich das Gespräch denn ändern, damit du das Gefühl hättest verstanden zu werden? Was müsste passieren, damit du merkst, "hey, das bringt ja veilleicht doch etwas"? Wie fühlst du dich nach einer Therapiestunde? Belastet, enttäuscht, oder etwas entlastet, verstanden?

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Kurz zusammengefasst mein "Therapieweg":

Ich war gut 2 Jahre in Therapie, bei der ich teilweise ähnlich gefühlt habe wie du, nur, dass meine Therapeutin weniger gefragt hat, und ich diejenige war, die quasi Monologe sprach. Sie sagte zu mir auch, dass Vieles Geduld braucht, und dass etwas ganz wichtiges die (Gesprächs-)Beziehung mit ihr sei. Ich habe Vertrauen zu ihr gehabt, und sie hat mir auch in einigen Bereichen geholfen.

Doch während der Therapie habe ich das so ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr empfunden, und die Therapie ging lange Zeit nur noch schleppend bis gar nicht mehr voran. Und wir sprachen offen darüber, und ich teilte ihr auch mit, dass ich einen Therapeutenwechsel beabsichtigte. Das kam für sie wohl zunächst unerwartet, aber sie ging sehr souverän mit meinem Wunsch um.

Und hinterher, als ich die Therapeutin wechselte (ich bin seit einem 3/4 Jahr bei einer anderen) konnte ich feststellen, dass die erste Therapie, die ich gemacht hatte, sehr viel "Basisarbeit" an mir geleistet hatte. Wäre ich bei der ersten Therapeutin nicht gewesen, hätten so vertrauensvolle und tiefere Gespräche mit meiner jetzigen Therapeutin gar nicht stattfinden können (wobei die neue Therapeutin auch andere Therapieansätze hat, die mir mittlerweile ganz gut liegen).

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Was ich damit sagen möchte: Man weiß oft nie so genau, was eine Therapie bringen kann, und einiges klärt sich erst hinterher. Sie ist ein Weg, der mit 25 Stunden aber nicht zu Ende ist. Er geht weiter (ob mit Therapie oder ohne).

Als ich unzufrieden mit der ersten Therapie war, habe ich das offen und ehrlich mit meiner ersten Therapeutin besprochen. Als sie mich fragte, was sie denn anders machen könnte, wusste ich auch nichts zu sagen, und wir sprachen immer wieder darüber, was wir ändern könnten / sollten.

Doch wir beide merkten irgendwann auch, dass da "die Luft draußen" war. Das ist OK, keine Schande, wenn man die Therapeutin wechselt - doch ich finde, dass dies in ein oder zwei Gesprächen besprochen / vorbereitet gehört. Wenn ich über einige Stunden nur noch das Gefühl habe, in der Therapie meine Zeit abzusitzen, ist das ein Zeichen, dass man da etwas ändern sollte.

Ich bin über den Therapeutenwechsel mittlerweile sehr froh - allerdings haben meine "Fortschritte" auch sicherlich mit meinen bislang schon gemachten Therapieerfahrungen zu tun, mit der Zeit, mit dem, was zwischentlich in mir geschehen ist (eine Therapie wirkt ja nicht von heute auf morgen, sondern auch im Laufe der Zeit) und der mittlerweile erfolgten Einnahme von zwei Antidepressiva. Das alles zusammengenommen bewirkt mittlerweile auch eine gute Zusammenarbeit mit meiner jetzigen (neuen) Therapeutin.

Zurück zu dir:

Sorry, dass ich jetzt so lange von mir geschrieben habe. Ich möchte dir damit nur ein Beispiel geben, wie es laufen kann, auch wenn man das Gefühl hat, dass es (erst einmal) nichts bringt. Doch ich möchte dich auch ermutigen, da ruhig kritisch zu sein, und deine Bedenken anzusprechen. Es ist schließlich auch DEINE Zeit, es sind deine genehmigten Stunden. Wenn du einen Wechsel anstreben solltest, würde ich das auch mit der Krankenkasse abklären (mein Therapeutenwechsel war da anders, weil ich die erste Behandlung privat gezahlt habe und somit keine Krankenkasse involviert war). Der Weg steht einem immer offen - es hat ja keinen Sinn, wenn du dich von Stunde zu Stunde nur quälst.

Noch ein paar Fragen an dich:

Wie verstehst du dich mit der Therapeutin denn sonst? Ist sie dir sympathisch? Kannst du mit ihr offen reden? Traust du dich, ihr dein Gefühl "es bringt nichts" mitzuteilen? Stimmt die Chemie zwischen euch (wenn nicht, würde ich wechseln)? Was würdest du denn gerne anstelle deiner Kindheit und der Ursachensuche der Depression besprechen? Was stört dich persönlich an ihr? Oder gibt es etwas, was dich an der Praxis stört?

Du brauchst auf diese Fragen hier nicht antworten. Ich möchte dir damit nur ein paar Anregungen geben, für dich zu schauen, ob es "nur" das Gefühl ist, nicht voranzukommen (ich weiß, wie quälend das ist!) oder ob es noch andere Gründe gibt, die dir die Therapiestunden u. U. erschweren.

Wer hatte dir denn eine ambulante Psychotherapie empfohlen? Einmal pro Woche ist ein üblicher (guter) Rhythmus, doch vielleicht bräuchtest du intensivere Unterstützung. Manche Therapeuten bieten in Notfällen auch zweimal pro Woche an - oder kam bei dir auch schon mal der Gedanke an einen Klinikaufenthalt infrage? Nimmst du hinsichtlich der Depression ein Medikament (bist du auch in fachärztlicher Behandlung)? Manchmal kann die Einnahme eines Antidepressivums auch die ambulante Psychotherapie positiv unterstützen (in puncto Konzentration, Kommunikationsfähigkeit usw.) - bei mir war es zumindest so - deswegen frage ich.

Hm, ich weiß jetzt nicht, ob du mit meinen Zeilen irgend etwas anfangen kannst; ich denke, dass es wichtig ist, dass du schaust, was DIR gut tut. Es ist deine erste Bekanntschaft mit einer Psychotherapie / einer Therapeutin; manches braucht eben auch Zeit, um wachsen zu können. Und Erfahrung. Doch wenn du dich komplett unwohl fühlen solltest hinsichtlich deiner jetzigen Therapie, wäre es sicherlich sinnvoll, wenn du dich nach einer Alternative umschaust.

Vielleicht schreiben hier auch noch ein paar andere.

Ich wünsche dir, dass du einen Weg für dich findest, wie ihr zukünftig deine Therapiezeit sinnvoll gestalten könnt oder wie es für dich insgesamt weitergehen kann (ob mit Therapeutenwechsel oder ohne).

Alles Gute und viele Grüße
Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Tease me
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Registriert: 22. Mai 2014, 11:54

Re: Wann schlägt die Therapie an???

Beitrag von Tease me »

:)
Zuletzt geändert von Tease me am 6. Aug 2014, 17:27, insgesamt 1-mal geändert.
Wenn ich gehe, bleibt so wenig wie möglich zurück.
EinJemand
Beiträge: 51
Registriert: 14. Jan 2014, 20:00

Re: Wann schlägt die Therapie an???

Beitrag von EinJemand »

Hallo ihr beiden!

Danke für eure ausführlichen Antworten!
Anscheinend muss ich mich dann wohl noch etwas gedulden, ich war mir halt nicht sicher, ob das normal ist, dass es so lange dauert. Denn ich hatte schon mal eine Therapie in meiner Kindheit, aber wegn Zwangsstörungen und da ging es mir schon relativ schnell gut, deshalb war ich mir unsicher. Aber gut, ist ja auch ein anderes Problem.

Zu den Fragen von Mime:
Nein, ich habe meine Bedenken noch nicht geäußert, weil ich eben nicht wusste, ob das normal ist oder nicht.
Eigentlich mache ich eine Verhaltenstherapie, deshalb wundert mich das auch mit den ganzen Fragen. Also Fragen gehören sicherlich dazu, aber meine Therapeutin gräbt so in meinem Verstand und so, ich weiß nicht. Vielleicht ist das aber einfach ihr Vorgehen, ich kam nämlich wegen mehrerer Probleme und nicht nur wegen der Depressionen. Dazu kommt halt noch, dass ich Angststörungen hab und eventuell eine soziale Phobie (aber wenn dann nur Ansätze oder eine leichte, weiß nicht). Hauptsächlich aber wegen der Depressionen. Trotzdem macht es das etwas komplizierter denke ich. Kann sein, dass es deshalb so lange dauert. Im Brief von der Krankenkasse stand übrigens nicht, was für eine Art Therapie es ist. Fällt mir grad so auf.
"Hausaufgaben" hab ich schonmal bekommen, aber das war dann sowas wie, dass ich meine engen Freunde mal fragen soll, was sie an mir mögen und was nicht und einmal, dass ich aus dem Gesagten meiner Eltern heraushören soll, ob unzufriedenheit mitschwingt. Ich glaube nicht, dass das so die typischen Verhaltenstherapie-Aufgaben sind. Aber weiß ich ja nicht.

Also das gespräch läuft eigentlich immer so ab, dass sie mich fragt, wie es mir gerade geht. Dann wird aufgezählt, was die Woche so passiert ist, dass es mir gerade so gehen könnte. Dann greift sie irgendwas davon auf, um es genauer zu analysieren (zum Beispiel das Verhalten zu den Eltern oder sowas). Danach werden entweder Sachen aus dem letzten Mal weiter besprochen oder sie findet neue Ansätze, die ein Grund für die Depressionen sein könne oder sowas und fragt da weiter oder so. Also sie sucht im Grunde genommen immer nach Gründen für die Krankhet und fragt da genauer, versucht das beurteilen zu könnnen, bzw. lässt mich das beurteilen. Aber es findet schon ein Dialog statt.

Also eigentlich find ich meine Therapeutin ganz okay, also ich hab nichts gegen sie. Ich denke schon, dass "die Chemie" stimmt. Wir können uns schon ganz gut unterhalten. Nur, dass sie häufig Fragen stellt, auf die ich keine Antwort weiß oder die mir unangenehm sind. Nach der Sitzung fühle ich mich eingentlich immer - mal ganz deutlich herausgesagt - scheiße. Ich versuche eher, das ganze dann in den Hintergrund zu drängen, bzw. ich denke da dann auh nicht mehr so drüber nach. Ich mag das nicht, zur Therapie zu gehen ist mir eigentich eher unangenehm, obwohl ich meine Therapeutin "mag" (in Klammern, weil das für die Art von Verhältnis das falsche Wort ist. Aber ihr wisst schon, was ich meine).
Zarra
Beiträge: 5734
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Re: Wann schlägt die Therapie an???

Beitrag von Zarra »

Hallo,

nur mal das rausgegriffen:
EinJemand hat geschrieben:Ich versuche eher, das ganze dann in den Hintergrund zu drängen, bzw. ich denke da dann auh nicht mehr so drüber nach.
Das Sch...-Gefühl oder z.B. ihre Fragen? Bei ersterem kommt es darauf an, ist aber sehr gut zu verstehen. Wenn es das andere wäre: Jemand hat mal provokativ geschrieben, daß Therapie das sei, was zwischen den Stunden stattfindet. Ganz stimmt das natürlich nicht, aber ein bißchen ist schon etwas dran. Denn letztendlich muß sich ja in Dir was tun, mußt Du ggf. etwas (in Gedanken, Haltungen, Handlungen) verändern.

Oder könntest Du in der Stunde schon ansprechen, daß und was Dir ein schlechtes Gefühl bereitet? Das wäre noch besser. Und ich könnte mir zumindest vorstellen, daß es weiterführend sein könnte.
EinJemand hat geschrieben:ich habe meine Bedenken noch nicht geäußert
Das muß nichts verändern. Aber das solltest Du auf alle Fälle tun! Denn Deine Therapeutin sieht nicht in Dich hinein. Und so kann sie manches vielleicht besser einschätzen.

LG, Zarra
EinJemand
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Re: Wann schlägt die Therapie an???

Beitrag von EinJemand »

Hallo Zarra,

also es ist schon eher das Gefühl, das ich zu verdrängen versuche. Ich würde es vielleicht ansprechen, aber wie soll ich etws ansprechen, das ih nicht in Wortefassen kann? Ich kann das Gefühl nicht in Worte fassen und ich weiß auch nicht genau, was mir da so unangenehm ist. Ich hab schon versucht, das irgendwie für ich zu erschließen, aber ich krieg das nicht hin.

Ich weiß nicht, vielleicht sollte ich das mal tun meine Bedenken zu äußern... Weiß noch nicht...
Zarra
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Re: Wann schlägt die Therapie an???

Beitrag von Zarra »

Hallo,

na, Du kannst es doch so tun, wie Du es hier getan hast; Du kannst es zumindest versuchen. ... und es wäre "ihr Job", dann weiterzufragen, ggf. mal ein paar Alternativvorschläge zu machen, die Du dann wegwedeln, abnicken oder mit "ja, eventuell", "ja, so in diese Richtung, aber ..." beantworten kannst.

So hängt da nur irgendwas "dazwischen" und "stört".

Wenn Du das Vertrauen hast, kannst Du ja auch diesen Thread - oder bearbeitete Teile davon??!? - ausdrucken und ihr zum Lesen geben.

LG, Zarra
EinJemand
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Re: Wann schlägt die Therapie an???

Beitrag von EinJemand »

Hallo Zarra,

ich finde die Idee, das hier auszudrucken, sehr interessant, an sowas hätte ich nicht gedacht. Aber ich glaube, das wär mir zu unangenehm. Aber ih könnte versuchen, das zu erklären, was ich hier erklärt habe. Vielleicht funktioniert das.
Zarra
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Re: Wann schlägt die Therapie an???

Beitrag von Zarra »

Hallo,

viele haben hier schon ausgedruckte Threads oder Einzelpostings mit in die Therapie genommen.

Da es Dir sehr, sehr, sehr unangenehm zu sein scheint: Deshalb meine Idee, den gesamten Text in ein Textverarbeitungsprogramm zu kopieren und entsprechend auszukürzen, mehr oder weniger zu schreiben.

Wenn Du einfach den Erklärungsversuch wagst, ist das aber genauso gut. Es muß nicht perfekt sein!

Nur Mut!!

Zarra
EinJemand
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Re: Wann schlägt die Therapie an???

Beitrag von EinJemand »

Hallo,

hm, das ist schwer für mich. Einfacher gesagt als getan...
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Wann schlägt die Therapie an???

Beitrag von Zarra »

Hallo,

... es hat ja auch keiner gesagt, daß es einfach sei ;)

Vielleicht kannst Du ja "einfach" formulieren, daß Du "gerne" etwas ansprechen möchtest, das Dir sehr unangenehm sei und das Du am liebsten verdrängen würdest und daß Du Angst hast ... und daß Du es eigentlich gar nicht genau fassen und schon gar nicht richtig in Worten darstellen kannst.

Was hast Du zu verlieren?

... was eventuell zu gewinnen?!? ... z.B. daß es in der Therapie spürbarer was "passieren" würde??

LG, Zarra
EinJemand
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Re: Wann schlägt die Therapie an???

Beitrag von EinJemand »

Hi,

wahrscheinlich hast du Recht und ich sollte einfach machen, anstatt so viel drüber nachzudenken.

EinJemand
FönX
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Re: Wann schlägt die Therapie an???

Beitrag von FönX »

EinJemand hat geschrieben:Ich gehe nur jede Woche hin und meine Therapeutin durchlöchert mich mit unangenehmen Fragen. Irgendwie hat es aber bisher noch gar nichts gebracht.
Hallo EinJemand,

das hört sich wie eine leidige Pflichterfüllung an. Du lässt die Fragen über dich ergehen, und es kommt nichts raus. Oder wie reagierst du auf die unangehmen Fragen? Antwortest du? Wenn ja, ausweichend? Oder nimmst du das Unangenehme an, lässt es wirken und antwortest so, dass es dir hilft? Auch das ist höchst unangenehm. Therapie ist übrigens selten angenehm. Und wenn du "schon zehnmal" da warst, dann war das gar nichts.

Und auf die Frage "wann schlägt die Therapie an?", kann ich aus eigener Erfahrung nur sagen: "Kommt drauf an, was man erwartet." Ich wurde von meiner ersten Therapeutin zu Anfang gewarnt, dass ich an meinen alten Sachen zehn Jahre lang arbeiten müsse. Ich bin jetzt mitten im zehnten Jahr. Hat meine Therapie angeschlagen? Ich glaube ja, oder doch nicht? Weiß es nicht wirklich.

Ich komme seit knapp drei Jahre ohne ADs zurecht, bin nur gering belastbar, für den Arbeitsmarkt uninteressant (das ist er für mich aber auch), mein Leben ist so umgekrempelt, dass ich mit meiner selbstständigen Arbeit, die ich dann ausüben kann, wenns mir gut geht, für kleine Sahnehäubchen unseres Lebens (2-3 Woche Nordseeurlaub im Jahr, kleines Auto unterhalten, Hobby) sorge. Aber ansonsten hat meine Frau die Rolle des Ernährers angenommen, was ich im Übrigen sehr liebevoll finde und was ich dankbar annehmen kann. Das sorgt alles dafür, dass ich kurz vor 60 mit meinem Leben zufrieden bin. Und wenn die Dame in schwarz kommt, lasse ich sie kurz ein und weiß, dass sie auf Wiedersehen verschwindet. In der Zeit dazwischen lebe ich gern.

Ob ich das alles ohne Therapien geschafft hätte? Ich weiß es nicht.

Ich wünsche dir, dass du irgendwann zufrieden bist mit dir.
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Frauhamster
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Registriert: 6. Mai 2014, 17:11

Re: Wann schlägt die Therapie an???

Beitrag von Frauhamster »

ch gehe nur jede Woche hin und meine Therapeutin durchlöchert mich mit unangenehmen Fragen. Irgendwie hat es aber bisher noch gar nichts gebracht.
Hallo Ein Jemand,

genau über diese Stelle denke ich auch schon nach, seitdem Du diesen Thread begonnen hast. Jetzt bin ich nicht gerade ein Therapieexperte, hab ja selber gerade erst damit begonnen, deswegen hab ich mich erst nicht getraut, was zu schreiben. Jetzt schreib ichs aber doch, weil ich wirklich immer wieder drüber nachdenk, wenn es für Dich Blödsinn ist, dann ignorier es doch bitte einfach.

Es liest sich für mich so, als ob Du pflichtschuldig zur Therapie gehst und sie mehr oder weniger über Dich ergehen lässt. Was passiert denn bei Dir zwischen den Sitzungen? Ich glaube nämlich, da spielt sich die eigentliche Therapie ab. Also ich denke viel darüber nach, was wir besprochen haben, ich versuche Dinge zu erkennen, vielleicht sogar zu verändern. Und ich bereite mich auf die nächste Stunde vor, heute habe ich mir erst aufgeschrieben was ich morgen unbedingt erzählen möchte, und ich habe verschiedene Ergänzungen aufgeschrieben, die mir in der letzten Stunde nicht eingefallen sind, als wir beispielsweise über Symptome und Ziele gesprochen haben. Mein Therapeut fragt aber auch danach, wie es mir in der Zwischenzeit ergangen ist. Aber ich würde niemals hingehen, ohne mir vorher zu überlegen, was ich erzählen will, oder ob es etwas Wichtiges gibt, was ich ansprechen will.

Was ich sagen will, Therapie ist meiner Meinung nach Interaktion. Du schreibst so, als ob Du dort hingehst und abwartest, was Deine Therapeutin von Dir will. Vielleicht wartet sie ja auch auf Anregungen von Dir. Da wäre es doch vielleicht gar nicht schlecht, wenn Du ihr sagst, dass Du glaubst, dass es gar keinen spezifischen Grund für Deine Depressionen gibt, und wenn Du ihr sagst, dass Du nicht glaubst, dass die Suche nach dem Grund Dich weiterbringt. Vielleicht sagt sie dann, warum sie das macht, oder ihr überlegt gemeinsam, wie ihr weiter vorgehen könnt.

Wie gesagt - nur meine Meinung.

Liebe Grüße

Liebe Grüße von der Hamsterin

Wer das Glück nicht entlang des Weges sieht,
findet es auch nicht am Ende des Weges. (Hartmut Lohmann)
saneu1955
Beiträge: 2433
Registriert: 6. Jul 2014, 19:18

Re: Wann schlägt die Therapie an???

Beitrag von saneu1955 »

Hallo alle zusammen, ich bin neu hier, schaue mich im Moment überall um und bin auf diese Seite gestoßen, wo es um eine Therapie geht.
Vielleicht kann ich euch einmal meine Erfahrungen mitteilen, ich habe fast alle Therapieformen durchgemacht, von der Gesprächstherapie, tiefenpsychologische Therapie, Psychoanalyse und wieder Gesprächstherapie. Viele Therapien haben zunächst erst einmal nichts gebracht, ich konnte mich nicht öffnen und dann hat auch der Therapeut keine Chance. Dann begann ich die Psychoanlayse und wußte vorher nicht, was auf mich zukommt, aber ich hatte das Gefühl, dass dies meine letze Chance ist.
Ich ging durch die Hölle, hatte aber meine Therapeutin an meiner Seite, ich habe viel unbewußtes aufgearbeitet, das muss einfach sein in einer solchen Therapie. Das Vertrauen ist ganz langsam entstanden, aber es muss passen. Nach der Psychoanalyse stand ich erst mal da und wußte nicht wohin mit mir und meinem Leben. Und ja, da fängt die eigentliche Therapie erst an, dann muss man das, was man in einer Therapie erarbeitet hat, im normalen Leben umsetzen. Ich habe es mehr oder weniger geschafft, habe mich aber auch nicht davor gescheut, vor kurzem noch eine Hilfe anzunehmen, bei der gleichen Therapeutin.
Was ich sagen will, eine Therapie ist nicht ohne und wenn sie gelingen soll, muss man sich öffnen und noch eines ist wichtig, eine Therapeutin kann nur unterstützend wirken, sie kann die Probleme nicht beseitigen, dass muss man selber tun, sie kann einem helfen, die richtige Richtung zu finden.
Ich möchte aber jeden ermutigen, wenn es notwendig ist, eine Therapie zu machen, professionelle Hilfe ist immer gut.
Gerbera
Beiträge: 619
Registriert: 31. Mär 2013, 00:24

Re: Wann schlägt die Therapie an???

Beitrag von Gerbera »

Hallo EinJemand,

Deine Therapeutin stellt Dir unangenehme Fragen. Warum sind sie Dir denn unangenehm? Könnte es sein, dass sie an wunde Punkte rührt, Dinge, über die Du lieber nicht nachdenken möchtest? Vielleicht ist genau das der Punkt. Sie möchte Dich dazu bringen, diese Dinge anzuschauen, eventuell neu/anders zu bewerten und so die Depression in den Griff zu kriegen.

Ich denke, Ursachenforschung ist wichtig, denn wenn ich nicht weiß, worauf ich achten muss, kann ich einem "nächsten Mal" nicht gegensteuern. Und nach meiner Erfahrung sind genau die Fragen, die ich nicht beantworten kann oder will, die richtigen.

Wenn ich Deine Schilderungen so lese, habe ich den Eindruck, dass Du noch nicht so weit bist, Dich auf die Therapie und auch auf Dich selbst einzulassen. Trotzdem glaube ich, dass die Therapie wichtig ist, denn das, was Deine Therapeutin und Du besprechen, wirkt auch dann nach, wenn Du Dich ausdrücklich nicht damit beschäftigen willst. Neben dem bewussten Denken haben wir alle ein Unterbewusstsein, das oft recht unbemerkt arbeitet.

Nachdem die Chemie zwischen Dir und Deiner Therapeutin stimmt, schließe ich mich meinen Vorschreibern/-innen an: mach erst einmal weiter. Eine Therapie braucht Zeit und Geduld.

Ich schlucke seit fast 2 1/2 Jahren Antidepressiva und gehe regelmäßig zur Gesprächstherapie. Auf manche Fragen meiner Therapeutin habe ich erst nach vielen Monaten eine Antwort gefunden, und die eine oder andere Frage kann ich bis heute nicht beantworten. Aber alle ihre Fragen hatten einen Sinn. Wenn sie für mich zu belastend sind/waren oder mich überfordern, "verstaue" ich sie irgendwo im Hinterkopf. Dort arbeiten vor sich hin und werden bei Gelegenheit an die Oberfläche geholt. Manchmal taucht wie aus heiterem Himmel eine Antwort auf, aus einer Bemerkung in einem Gespräch heraus, in dem es um etwas ganz anderes geht. Vielleicht funktioniert es bei Dir ja genauso und mit der Zeit kannst Du Dich besser auf die Fragen Deiner Therapeutin einlassen, offener mit ihnen umgehen.

Jede Therapie lebt von der Bereitschaft des Patienten, sich auf sie einzulassen, mitzuarbeiten, Anregungen des Therapeuten aufzugreifen und umzusetzen. Das erfordert Aktivität, ist kein passiver Vorgang. Nur mit Hingehen, das Ganze über Dich ergehen lassen und auf ein Wunder warten, wird sich an Deiner Erkrankung nichts ändern. Und das willst Du doch, eine positive Veränderung, oder?

Alles Gute auf Deinem Weg aus der Depression, zusammen mit Deiner Therapeutin!

Viele Grüße
Gerbera
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