Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Bigmac1,99

Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Beitrag von Bigmac1,99 »

Hallo,

ich möchte mich hier mal auskotzen, auch wenn ich weiß, daß mir keiner helfen kann. Vielleicht ist ja der eine oder andere unter euch, der meine Situation und meine Gefühle nachvollziehen kann und ähnliches erlebt hat.

Ich bin so fertig und so wütend.

Ich bin jetzt 39 und seit 20 jahren depressiv. In guten Zeiten kann ich mich zusammenreißen und eine Fassade aufrechterhalten: Arbeiten gehen, Kontakte pflegen, etc.

Das Leben bleibt aber ein Qual für mich. Ich habe nix Traumatisches erlebt oder einen konkreten Auslöser, aber ich fühle mich einfach ständig elend und hasse mich. Das einzige was ich mir von Herzen wünsche ist, zu sterben.

Seit ich 17 bin wurden alle möglichen AD an mir probiert, ohne Erfolg. (Zuerst dachte ich, das liege nur an mir. Inzwischen habe ich mich über AD besser informiert und weiß, dass die meisten kaum einen über einen Plazeboeffekt nachweisbaren Nutzen haben. Dazu sollte man nicht die Beipackzettel der Hersteller, sondern eher Studien des IQWIG und das Ärzteblatt zu rate ziehen. Zum Teil werden Medikamente nicht mehr verschrieben, da die Kassen aufgrund mangelnden Nachweis über deren Wirksamkeit die Kosten nicht mehr erstatten - s. Reboxetin. WARUM sagte mir das keiner, und WARUM will jeder Psychiater in jeder gottverdammten Klinik mir dieses unnützes Dreckszeugs trotzdem WIEDER andrehen?). Auch eine Analyse habe ich hinter mir. Jemanden zu haben, an den man sich wenden kann, hat mir vorübergehend Erleichterung beschert, aber letztendlich wußte er mir auch nicht zu helfen.

Am meisten verzweifle ich an dem sog. "Hilfesystem": Wenn man sich in Not an jemand, der sich als Experte ausweist und dafür Geld kriegt, wendet und die Hilfe dann lautet: Basteln. So durfte ich ihn Kliniken basteln (oder Seidenmalerei oder mit Ton arbeiten, als mündiger Patient soll man ja die Wahl haben dürfen), auf der Matte liegen und auf meine Atmung achten und wandern. Manchmal auch tanzen oder trommeln. Ich saß da mit Patienten mit Angststörungen,Traumata oder Persönlichkeitsstörungen und hab nur geheult. Wenn DAS die Hilfe ist, die zur Verfügung steht, dann bin ich verloren. Würde man mir aber sagen: "Wir wissen auch nicht, warum Sie depressiv sind, geschweige denn, wie man Depressionen heilt, aber wir bieten Ihnen an, ein paar Wochen bei uns zu verweilen, die Landschaft zu genießen und unser Wellness-Angebot zu nutzen" dann wäre das was anderes. Das könnte ich das auch so annehmen. Stattdessen wird es als Expertise und Therapie verkauft.

Wenn man in den verschiedenen Einrichtungen (Psychosomatische Kliniken, Reha-Kliniken, Psychiatrie, auf Depression "spezialisierte" Kliniken) schaut, wie ihr "breit gefächertes Therapieangebot" aussieht, kann ich den Haß auf diesen Beschiß nicht mehr ertragen:

Gruppen"therapie" in der man mit anderen Ahnungslosen "Tipps" und Erfahrungen zum Umgang mit der Krankheit austauschen kann, "Ergotherapie" (BASTELN zur "Arbeitserprobungsmaßnahme" und "Ressourcenaktivierung", "Atemtherapie" (ist schön günstig, unter Anleitung einer Krankenschwester ein- und ausatmen) und nicht zu vergessen, der Frühsport oder die schönen Spaziergänge in der frischen Luft.

Bei leichten Fällen ist man nach 6 Wochen Wellness allgemein entspannt und in etwas besserer Verfassung. Aber daß man die Sch. als Therapie für Krankheiten wie Angststörungen oder schweren Depression ist ein Skandal, den ich nicht verstehen kann. Ich könnte nur schreien.

Ich weiß nicht mehr weiter, bzw. ich weiß, daß es keine Hoffnung auf Besserung gibt. Wenn bei einem ADs leider nicht anschlagen oder die Depression als Episode durch positive Gedanken und ein bißchen Sport nach ein paar Wochen von alleine vergeht, wird man sich bis zum Tode nun Tag für Tag quälen.

Am schlimmsten ist, daß in solchen Einrichtungen "Selbstfürsorge" gepredigt wird, man soll auf sich hören und auf sich achten. Als ich versuchte, zu erklären, daß es mir schlechter geht, weil ich mich nicht verstanden fühle, daß das Durchlaufen vom standard-Entspannungs und Bewegungsprogramm der Klinik nicht profitiere (wie auch, es berührt nix) und dadurch meine Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit sich verschlimmern, wurde ich beschuldigt: Das System ist perfekt und die Kindergartenangebote für alle dort vorhandenen psychischen Störungen funktionieren nach dem Gießkannenprinzip bei jedem. Sonst ist der Patient schuld. Weil man "sich nicht drauf einläßt", oder in der "Abwehr" ist.

Ich habe das Gefühl, von lauter Gerd Postels umringt zu sein. Letztendlich hat dier Psychiatrie nun mal nix anzubieten, außer AD zu verschreiben (und hoffem daß irgendeines davon irgendwie irgendeinem Patienten hilft) und Bewegung, frische Luft und positive Gedanken zu empfehlen.

Als diese Qual bei mir anfing, war ich relativ unbesorgt. Man hört ja immer, daß Depression mit einer Kombination aus Medikamenten und Psychotherapie gut behandelbar ist. :D Schön, daß es bei einigen so ist, wenn man aber länger dabei ist, kriegt man mit, wieviele Menschen auf ADs keine Verbesserung spüren und sich mit einer chronischen Depression rumschlagen. Hätte ich gewußt, welche Tortur mir im Leben bevorsteht, ich hätte es niemals mitgemacht.
Warum hören nicht alle auf, diesen Schwachsinn zu verbreiten?

Ich fühle mich in dieser Hölle und bin so wütend, daß ich so bin und mich so fühle und trotz täglichem Zusammenreißen und die Zähne Zusammenbeißen und Weitermachen und Kämpfen nicht weiterkomme.

Diese wiederkehrende Scharlatanerie in Kliniken und von sog. Experten zieht mich weiter runter; da ist außer weitere Sprüche und Enttäuschungen nichts zu holen.

Was mich am meisten fertig macht und weiter isoliert sind die Vorwürfe. Vordergründig wird gesagt, Depression sei eine Krankheit wie jede andere, Depressive seien nicht faul sondern krank, usw. JEDER Psychiater (und Psychotherapeut) zeigt aber früher oder später seine wahre Meinung, indem er mich mehr oder weniger verantwortlich ("schuldig" klingt ja so wahnsinnig unprofessionel und politisch inkorrekt) macht.

So muß man hören, daß es letztendlich die EIGENE Entscheidung ist, wie man mit der Depression umgeht (d.h., ob man vor Starre nicht aus dem Bett kommt oder, wie die Experten empfehlen, Ausdauersport treibt und Kontakte pflegt). Klar, der an Mukoviszidose Erkrankte wird nicht beschuldigt, aber wenn der Depressive nach 10 Jahren und Einnahme von ADs immer noch krank sind, dann liegt es daran, daß sie es "nicht anders wollen".
Auch Psychotherapeuten sehen das gerne so, obwohl das natürlich "überhaupt gar nicht" als Vorwurf gemeint ist, sondern wissenschaftliche, neutrale und wertfreie Wahrheit. Sie "wissen" bloß, daß man ja aufgrund des sekundären Krankheitsgewinns "dran festhält".

Nichts wünsche ich diesen Menschen mehr, als eine schwere, chronische Depression. Dann würde ich Ihnen mit weißem Kittel sagen: "Ja, Frau/Herr soundso, vielleicht wollen Sie es nicht anders und halten an Ihrer Krankheit fest." Anschließend würde ich ihnen das spezielle auf sie zugeschnittenen Therapieprogramm in die Hand drücken: Montags betreutes Atmen, Dienstags Tai Chi, Mittwochs Basteln und Donnerstag Gruppe.

Ich habe keine Kraft mehr mir von sog. Experten anzuhören, daß es meine Schuld ist und ich es abschütteln könnte, wenn ich "nur wollte". Ich habe keine Kraft mehr, Basteln und TaiChi zu machen und mich anlügen, daß mir das irgenwie guttut.

Über Therapeutensuche gibt es ja schon eigene Threads - an die ich mich in größten Teilen anschließen kann. Die meisten, bei denen ich es aufgrund von Höflichkeit am Telefon (wenn man seine Verzweiflung gleich zu Anfang zeigt, kann man es vergessen. Letztendlich sind es nichts anderes als "Bewerbungstelefonate", und da es mehr "Bewerber" als Behandler gibt, sucht man sich natürlich als Therapeut die nettesten und einfachsten Fälle aus) doch zu einen Termin schafft, verweisen mich an irgendwelche Kollegen weiter, die wiederrum derzeit leider keine Kapazitäten haben.
VT-ler empfehlen Sport und Arbeit und positive Gedanken (also das tun, was nicht-Depressive tun, also die Krankheit überspielen, als ob man sie nicht hätte). TP-ler sind da meiner Erfahrung nach weniger plump, aber die Tatsache, daß jemand ohne viel zu reden zuhört, oder gerne in der Kindheit kramt, macht es auch nicht "tief". Letztendlich wissen sie auch nicht weiter, außer Symptomverbesserung durch Katharsis und vielleicht der Herstellung von einigen Zusammenhängen.

Inzwischen ist es mir egal, welche Konfession der Therapeut ist. Ich wünsche mir nur jemand, der meine Problematik wirklich versteht und was damit anfangen kann, und mich unterstützen kann. Letztendlich kann nur der menschliche Kontakt, das Verständnis etwas helfen, und da habe ich leider nicht die passende Person gefunden.

Heute habe ich in meiner Verzweiflung bei einer Klinik in meiner Stadt angerufen, die sich auf Depression spezialisiert. Auf der Internetseite kann man bereits erfahren, was sie unter Therapie verstehen: Ergo, Gruppen, Physio (!!!), Angehörigenarbeit und "Psychoedukation" (um mir was über Depression zu erzählen). Ich habe mich telefonisch erkundigt, wie sie therapeutisch (also abgesehen von diesem Unterhaltungsprogramm) arbeiten, welche Psychotherapie sie anbieten. Ich bin immer noch fassungslos, aber tatsächlich erklärte mir man völlig schamlos, daß man keine Psychotherapie anbiete. Es gebe zwar "einen Psychologen im Haus", aber den würde man alle 4-6 Wochen sehen.

Natürlich hat die Klinik mehr davon, Patienten 6-10 Wochen bei sich rumsiechen zu lassen und zu verblöden, bei Abrechnung von "therapeutischen Leistungen" wie Spaziergänge oder gemeinsames Backen. Sie halten ihr eigenes System und ihre Arbeitsplätze aufrecht. Patienten verweilen und bleiben durch den Drehtüreffekt (nochmal ein Klinikaufenthalt, noch ein AD ausprobieren...) im System erhalten.

Ich bin so wütend über diesen Betrug, den Kostenträger und "Experten" zu Lasten der Patienten durchführen.

Ich weiß nicht mehr, wie ich es aushalten soll, ich kann nicht mehr, und jedesmal wenn ich versuche, mich an jemand zur Hilfe zu wenden, kriege ich nix als Vorwürfe oder Sprüche (s.o). Ich gehe nicht mehr aus dem Haus, heule nur rum und kann es wirklich nicht mehr aushalten. Außer Schlafen gibt es keine Erleichterung. Ich bin auch einsam, aber das ist besser als Sprüche an den Kopf geknallt zu bekommen.
timmie2002
Beiträge: 1706
Registriert: 2. Nov 2012, 13:32

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Beitrag von timmie2002 »

hallo bicmac,

dass es dir sehr schelcht geht und du dich hilflos fühlst, ist deinem posting klar zu entnehmen. es tut mir leid für dich, dass du in so einem zustand bist.

aber deine schimpfthirade nebst titel des threads wünsche ich mir am liebsten gelöscht.

wenn du auf keinen bereich der möglichen hilfe mehr vertraust, kannst du dich nur in einem dilemma befinden.

weder gibt es ein wundermedikament noche eine wundertherqpie gegen depression. und ja: inwieweit die krankheit besser wird oder man sogar zur heilung gelangt, hängt auch stark von der eigenen mitarbeit ab.

in diesem forum sind viele chronishc kranke. vielleicht hilft es dir ein stück, sich mit ihnen mal auszutauschen, über ihre erfahrungen zu sprechen.

mit rezidivierender d. gehöre ich ja auch in den chronischen bereich, bin aber erst vier jahre akut erkrankt.
weiß nicht, ob ich dir mit meinen erfahrungen hilfreich sein kann.

glg final
Bigmac1,99

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Beitrag von Bigmac1,99 »

Hallo final,

dass du meinen Titel am liebsten gelöscht sehen würdest, kann ich mir vorstellen. Es ist eine Art "Tabuthema", das keiner hören will. Du mußt es ja auch nicht lesen. Und vielleicht tut es dir gut, wenn du dich zum Sport aufraffst, oder an die frische Luft gehst, oder malst - das kann ich nicht wissen, aber ich wünsche es dir wirklich.

Ich will mir aber einfach nicht mehr sagen lassen, daß ich noch depressiv bin, weil ich nicht genug engagiert beim Körbeflechten war. Angststörungen sind psychotherapeutisch (d. h. in einer persönlich Auseinandersetzung mit einem qualifizierten Therapeuten), nicht mit Tai Chi und co. Bei Depressionen ist es halt in vielen Fällen schwieriger, und dann wird der Patient beschuldigt.

Es ist einfach zum Schreien und ich habe die Nase sowas von voll von all dem Kindergartenkram. Ich bin erschöpft und habe keine Kraft mehr, mich durch jeden Tag quälen zu müssen. Ich kann den Mist über frische Luft und Spaziergänge einfach nicht mehr hören, ich habe es sowas von satt.
La_crimosa
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Registriert: 28. Mär 2010, 22:05

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Beitrag von La_crimosa »

Hallo bicmac!
Mir schreibst Du aus der Seele und ich stimme Dir in allem zu, da ich es ähnlich wie Du erlebe!

LG,
Susanne
Bigmac1,99

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Beitrag von Bigmac1,99 »

Danke Susanne :-)

Zu wissen, daß man nicht alleine ist, hilft schon ein wenig weiter.
La_crimosa
Beiträge: 468
Registriert: 28. Mär 2010, 22:05

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Beitrag von La_crimosa »

Ja, es lässt nur die Ohnmacht über und gegen soviel Ungereimtheit nicht schmälern... :cry:
Bigmac1,99

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Beitrag von Bigmac1,99 »

Das stimmt - aber es wichtig zu wissen, daß man nicht alleine ist.

Ich hatte auf der Matte liegend, beim Ein- und Ausatmen in Begleitung von Traumatiserten und Angstpatienten oft das Gefühl, zu spinnen, bzw. das Gefühl, im falschen Film zu sein. "Spinne ich jetzt, oder die anderen", bin ich die einzige, die sich am falschen Ort fühlt? Trägt das bei den anderen zur Heilung/Besserung psychischer Krankheiten bei, nur bei mir nicht? Wenn so, was mache ich falsch? Ist Backen in der Gruppen und TaiChi tatsächlich therapeutisch und heilsam? (Dann ist allerdings praktisch alles, was ich im Alltag tue, "Therapie".)
Zarra
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Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Beitrag von Zarra »

Hallo,

selbst Dein Nickname scheint mir Verzweiflung auszustrahlen. ... ich lese mal mehr "Ich kann nicht mehr", denn das ist das Eigentliche. - "Psychobetrug und Scharlatanerie" finde ich schon etwas hart - auch wenn manches aus Deinem Posting auch mir selbst in manchen Situationen hätte geschrieben sein können (allerdings vermutlich ohne diese Überschrift).

Hart. Ja. -

Andererseits: Pech. Siehe:
Bigmac1,99 hat geschrieben: und da habe ich leider nicht die passende Person gefunden.
Ja, meiner Meinung nach hängt viel an Personen, vor allem wenn man nicht einfach ist und trotz Depression ein gewisses Maß an gesundem Menschenverstand und Intelligenz mitbringt.

Mein einziger Rat: Weitersuchen, Dich nicht entmutigen lassen!
Vielleicht sind es Stecknadeln im Heuhaufen, aber ES GIBT immer wieder auch erfahrene Therapeuten oder welche mit einer guten Intuition.

DAS Gegenmittel gibt es nicht. Zumindest für mich und meinen Fall gilt das. ADs haben mir aber zumindest Linderung verschafft, die ich keineswegs missen möchte. Und gute (!!!) Psychotherapieteile haben mir durchaus geholfen, mit meinen Einstellungen, dem Ergebnis meines Aufwachsens und teils der Krankheit ZUMINDEST BESSER umzugehen und somit mehr Lebenszufriedenheit zu erlangen.

Ja, es gibt zunehmend standardisierte Programme, die einigen, aber nicht allen helfen.

Nein, Basteln und Spazierengehen hilft nicht, ist maximal eine nette Dreingabe - die zusätzlich belastet, neutral ist (dann rechnet sich's auch nicht in diesem Rahmen) oder wenigstens halbwegs genossen wird.

Zarra
La_crimosa
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Registriert: 28. Mär 2010, 22:05

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Beitrag von La_crimosa »

Ich glaube, es gibt Menschen (Patienten), die können damit etwas anfangen und dadurch "Heilung" oder Entlastung erfahren.

Aber es ist wie Du schreibst ein "Gieskannenprinzip" ohne individuelle Beachtung.
Ich habe meine bisherigen Klinikaufenthalte und die Maßnahmen, die dort durchgeführt werden, auch immer als Farce erlebt. Und auch ich dachte: "Bin ich falsch hier?!" - Und das war ich dann wohl auch... Schlimm finde ich dabei, dass dann wirklich die "Schuld" (wenn es überhaupt eine gibt) auf den renitenten Patienten geschoben wird...

Und ich könnte lästern, um meinem Frust Luft zu verschaffen... :oops:

Es ist - glaub ich - wie Zarra es schreibt...

LG,
Susanne
otterchen
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Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Beitrag von otterchen »

Hallo Bigmac,

mal ein ganz anderer Ansatz:
was, wenn es bei Dir tatsächlich eine Schieflage des Hormonhaushaltes ist?
Ich bin kürzlich erst über den Begriff Histaminintoleranz gestolpert, und dort wird ebenfalls beschrieben, dass eine Fehlernährung bzw. eine genetische Disposition hinsichtlich Histamin tatsächlich auch depressiv machen kann.

Da hilft auch Körbeflechten nichts ^^ wenn die Hormon-"Regler" auf depressiv stehen (eben durch Histamin & Co.), dann greift alles nicht.

Es ist jetzt nur so eine Idee - aber vielleicht für Dich ein Weg, den Du weiterverfolgen kannst?
Hier ein Link zu einem Forum, in dem zum Teil viel Fachchinesisch geschrieben wird, aber wenn man unter "Histaminintoleranz + XXX" mal Google befragt, kommt man oft bei diesem Forum heraus:
http://www.symptome.ch/vbboard/histamin-intoleranz/
(bei XXX vielleicht mal Depressionen eingeben oder Antidepressiva oder ähnliches)

Ich kann Deine Verzweiflung nachvollziehen - irgendwie geht es mir gerade ähnlich, nur nicht so ausgeprägt und wütend. Viele Jahre Therapie, und dennoch kann ich nicht aus meiner Haut.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
mime
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Registriert: 6. Sep 2013, 13:28

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Beitrag von mime »

Hallo Bigmac,

eigentlich wollte ich gar nicht bis zu Ende lesen, habe es aber doch getan, weil mich interessiert hat, was du so alles erlebt hast. Das, was du beschreibst, ist sicherlich teilweise richtig, teilweise denke ich aber auch, dass du denjenigen Unrecht tust, die sich wirklich (sehr) für ihre Patienten einsetzen und sich um sie bemühen. Es gibt wie bei allen Fachkundler, die gut sind und welche, die eben eben weniger gut sind.

Dass du mittlerweile die Nase von sämtlichen "Beschäftigungstherapien" voll hast, ist verständlich. Du hast ja auch schon viele mitgemacht; und leider - nicht für jeden sind sie geeignet oder nicht allen erschließt sich dahinter ein Sinn (ich hätte mit dem ein oder anderen Beispiel deiner Schilderung auch so meine Probleme). Doch es gibt auch einige User hier, denen Klinikaufenthalte geholfen haben - das ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Bei dir greifen diese Therapieangebote offenbar nicht.

Was müsste denn deiner Meinung nach passieren, damit du denken könntest: "OK, das könnte mir persönlich liegen, helfen - oder damit könnte ich mich arrangieren."? Wenn du Lust auf Wellness hast, ohne den ganzen Psychokram, mach es. Vielleicht tut dir das gut. Wenn du keine ADs mehr ausprobieren möchtest, weil sie ja eh NIX bringen (es gibt Patienten, bei denen die ADs nicht greifen oder die sie nicht vertragen) dann lass es. Hast du es schon mal mit Lichttherapie versucht?

Otterchen hatte ja schon auf die Hormongeschichte hingewiesen.

Ich denke nicht, dass es den Ärzten um Schuldzuweisung geht, wenn sie dir vor Augen führen, dass verschiedene Ansätze bei dir einfach nicht fruchten. Vielleicht machst du auf sie auch (den angesichts deiner Leidensgeschichte nachvollziehbaren) Eindruck, alles abzuwehren, was u. U. hilfreich sein könnte. Und ja, es ist unsere Entscheidung, was wir mitmachen und was nicht, was wir ablehnen und was zulassen - das kann uns niemand abnehmen.

Zarra sprach es schon aus: Weitersuchen (wenn du willst). Klar, wenn man 20 Jahre schon mit allem kämpft geht einem irgendwann die Puste aus. Doch was ist die Alternative? Zu Hause sitzen und wüten und alle Ärzte und Therapeuten, psychosoziale Einrichtungen, Sozialarbeiter, psychiatrische Dienste an den Pranger stellen? Sorry, das war jetzt ein bisschen provokant formuliert - ich kenne halt auch gute Beispiele von psyichatrischer fachärztlicher Begleitung und Therapiegesprächen und möchte sie keinesfalls missen!! Außerdem: Auch hier lesen die Moderatoren (Fachkundler!) mit - ohne sie würde so ein Forum wie dieses gar nicht existieren!

Mich ärgert die Pauschalisierung, dass alles schlecht ist, und du sogar von Scharlartanerie und "Betrug" sprichst. Im Übrigen:

["§ 263 I StGB Betrug: Wer in der Absicht, sich oder einem Dritten einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen, das Vermögen eines anderen dadurch beschädigt, daß er durch Vorspiegelung falscher oder durch Entstellung oder Unterdrückung wahrer Tatsachen einen Irrtum erregt oder unterhält, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft."] Quelle: http://dejure.org/gesetze/StGB/263.html

Kannst du ihn nachweisen?

Bei einem Behandlungsvertrag KANN nunmal per se kein "Erfolg" geschuldet sein. Es ist eine Dienstleistung - nicht mehr, nicht weniger. Wenn bei dir keine Therapie ihre Wirkung zeigt, ist sie eben erfolglos verlaufen. Pech. Wir haben keine Garantie, dass es uns besser geht, wenn wir es versuchen und uns auf die Hinterbeine stellen (und die Angebote nutzen, die sich uns bieten). Doch wenn wir nichts tun, haben wir gar keine Chance, dass es uns irgendwann einmal besser gehen kann. Pause machen und Abstand bekommen von allen bisherigen (negativen) Therapieerlebnissen OK, das braucht man manchmal, doch gar nichts mehr machen, ist für mich die schlechtere Alternative.

Ich hoffe trotzdem für dich, dass sich in nächster Zukunft etwas für dich findet, was du als hilfreich / unterstützend erleben kannst und dass sich, wenn du deinem Ärger und deiner Enttäuschung Luft gemacht und überwunden hast, wieder mehr Chancen für dich auftun, hinsichtlich etwas, was dir persönlich hilft.

Alles Gute
Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Bigmac1,99

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Beitrag von Bigmac1,99 »

Und mich ärgert die Pauschalisierung (welche sich nur die Psychiatrie leisten kann), daß bei mangelndem Erfolg dem Patienten die Schuld ("Verantwortung") in die Schuhe zu schieben ist.

Ich fühle mich betrogen, wenn Kindergartenkram wie Kuchen backen, Spaziergänge und Basteln als "Therapie" (!!!) für meine psychische Störung angeboten und abgerechnet wird. Es ist OK, nicht zu wissen; es ist nicht OK, Basteln als Therapie zu verkaufen. Ich gebe mich auch nicht als Heilpraktiker aus, der Krebsheilung mittels Chakrareinigung anbietet - was natürlich nur erfolgreich sein kann, wenn der Patient richtig "mitmacht".

Weiter suchen: Ja, was glaubst du, was ich die ganze Zeit mache? Jetzt kommt sicher dein Vorwurf, es liege an mir, daß ADs nicht anschlagen, oder ich hätte beim Körbeflechten nicht stark genug dran geglaubt oder beim Ausflug in den Zoo mich nicht genug "drauf eingelassen".

Kiniken sind - entgegen ihren Aussagen - alle mehr oder weniger gleich, was das "therapeutische Angebot" angeht. Wenn ich nochmal einen "Therapieplan" mit Basteln, Rückengymnastik, TaiChi und Spaziergängen in die Hand gedrückt bekomme, raste ich aus.

Heute habe ich in meiner Verzweiflung bei einer Klinik, die sich in "affektive Störungen", also auch Depression spezialisiert, angerufen.
Aus der Internetseite wußte ich schon, daß sie dieselben Freizeittätigkeiten anbeiten wie überall (Ergo (also Basteln), Gespräche mit Angehörigen (klar, die haben nach 20 Jahren nichts über Depression gehört), Physio (Physio??? Ich habe keine körperlichen Beschwerden, aber wenn es die Kasse zahlt, muß ich wohl Krankengymnastik über mich ergehen lassen) und Hilfe bei sozialrechtlichen Fragen (also beim Antrag auf EU-Rente).

Aber da sie ja angeblich auf Depression spezialisiert sind, dachte ich, sie werden bestimmt noch was anderes anbieten, was speziell auf Depression abgestimmt ist. Und nein: Psychotherapie bieten sie nicht an (warum soll man schon mit dem Patienten reden??? Lieber zum Basteln verdonnern und im Krisenfall zur Pflege schicken, das spart den Ärzten Stress und den Psychologen Arbeit.)
Gut, Psychotherapie bieten sie nicht an. :o

Ist zwar schon verrückt genug, aber ich erkundigte mich dann, ob sie als psychiatrisches Krankenhaus eventuell TMS bei medikamentenresistenter Depression anbieten. Die Frau am Telefon hat mich nicht verstanden und verband mich mit dem Arzt. Dieser (ich vermute mal, es war ein Psychiater, da es der Stationsarzt war) wußte damit nichts anzufangen, bzw. konnte mir auch nicht sagen, wo das in meiner Stadt angeboten wird.

Nochmal zur Erinnerung: Ich spreche von einer auf Depression spezialisierte Klinik.
Aber da du vielleicht in dem bereich arbeitest, kannst/willst es nicht verstehen, und wirst darauf bestehen, daß Basteln und Spaziergänge state-of-the-art sind und den Patienten, die es wollen, helfen.

In 100 Jahren werden wir über diese "Therapie" milde lächeln, so wie wir heute die "Behandlung" von "Neurasthenie" vor 70 Jahren auch nur unter Berücksichtigung der damaligen Ignoranz verstehen können.

Ich denke, das hat mir heute den Rest gegeben. Früher dachte ich, "wenn es ganz schlimm wird, kannst du noch in die Klinik". Heute weiß ich aus Erfahrung daß das keine wirkliche Alternative ist und daß da außer Unterhaltung und Kursen wie sie in jeder VHS angeboten werden, nichts angeboten wird - zumindest bei gesetzlich Versicherten. Das macht es halt so aussichtslos.

Inzwischen habe ich mich erkundigt, wo in meiner Stadt TMS angeboten wird und habe mir einen Termin für die Sprechstunde geben lassen. Den gab es frühestens in einem Monat. Es geht ja nur um eine schwere Depression, das heißt, es ist egal. Man stelle sich vor, man würde jemand bei einem Beinbruch einen Monat warten lassen oder täglich anrufen lassen, zum Beweis seiner Motivation. Aber zum Glück werden psychische Krankheiten ja heutzutage als solche, also als Krankheiten betrachtet, und ernst genommen.

Zu deiner Frage, was ich denn glaube als Ansatz hilfreich wäre: Wenn ich es wüßte, wäre ich nicht mehr krank und wäre reich. Dafür sind die Experten und Spezialisten da, um eine Ahnung zu haben, wie bestimmte Krankheitsbilder zu behandeln sind.
Ich habe nur einen inneren Kompaß, der mir sagt "das fühlt sich gut an" oder "das hilft gerade nicht", aber wenn "Experten" erstmal den Patienten fragen müssen, was hilfreich wäre, dann sind sie keine Experten und sollten auch nicht als solche auftreten.

Ich gehe mit einer Zwangserkrankung (oder dem o.g. Beinbruch) auch nicht zum Therapeuten/Psychiater und erkläre ihm, wie die Behandlung zu erfolgen hat.
Ich weiß nicht, wie man Krebs oder Zwangsstörungen und Depression heilt, deshalb gebe ich mich auch nicht als Expertin aus, die das wüßte.

Das ist aber ein typischer Trick der Psychiatrie, um sich aus der Verantwortung zu ziehen und dem Patienten zu beschuldigen bei gleichzeitiger Verschleierung der eigenen Ignoranz: Soll er uns sagen, wie es geht.
DocHolliday
Beiträge: 289
Registriert: 12. Jan 2014, 21:22

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Beitrag von DocHolliday »

Das Leben bleibt aber ein Qual für mich. Ich habe nix Traumatisches erlebt oder einen konkreten Auslöser, aber ich fühle mich einfach ständig elend und hasse mich.

Hallo Bigmac,

Du hast ja Deinen Unmut und Deine Geschichte recht umfangreich dargestellt. Deine Wut richtet sich offenbar gleichermaßen nach Innen und nach Außen. Was hasst Du an Dir oder warum hasst Du Dich?
Für diese Erkrankung bist Du nicht verantwortlich und ohne qualifizierte Therapie ist es schwer, da herauszufinden. Selbstfürsorge und Selbstverständnis, Schwäche und Krankheit annehmen, ist besser, als Selbsthass.

Ich erkläre mir "chronische Depression" als tief verinnerlichte Aggression gegen sich selbst, die Kräfte raubt, und alle anderen bekannten Symptome verursacht. Und, sofern es nicht rein physiologische Gründe hat, muss es dafür andere Ursachen geben. "Traumata" und "konkrete Auslöser" sehe ich so, dass die so tief verinnerlicht im Unterbewußtsein sind, dass es schwer ist, da ranzukommen.

Ich würde das "Unterhaltungsprogramm" in den von Dir beschriebenen Kliniken nicht als sinnlos abqualifizieren, ich denke, dass sich so ein Angebot an Burnoutpatienten richtet, die unter einer anderen Art der Depression leiden, die als "Erschöpfungsdepression" bezeichnet wird, also für Dich offensichtlich ungeeignet ist. Dann erklärt sich auch, wenn Dir da kein Verständnis entgegengebracht wird.

Mir hat eine langjährige (!) tiefenpsychologische Einzel- und Gruppentherapie aus der Krankheit gebracht und ich hatte keinerlei ADs eingenommen. Es war ein langer und harter Weg und ich kann gut verstehen, dass Du nach 20 Jahren den Kanal voll hast. Deine kurzen Bemerkungen zur TP kann ich nicht teilen, ich erspare es mir jedoch, das aus meiner Sicht zurecht zu rücken

Es gibt qualifizierte Therapiemöglichkeiten, und vielleicht solltest Deine Wut kanalisieren und Dich weiter auf die Suche machen. Deine "Psychobetrugs- und Scharlatanerievorwürfe" machen es dabei sicher nicht einfacher.

Wenn ich hier im Zusammenhang von Depressionserkrankungen etwas von "Schuld" lese, dann sträuben sich mir immer die Nackenhaare, warum ist es so schwer, sich von "Schuldvorstellungen" zu lösen?
Es geht um den neutralen, sachlichen Begriff der "Ursachenzusammenhänge"...oder "Eigenverantwortlichkeit"... wenn man als Depressiver "Schuldzuweisungen" als Blödsinn erkannt hat,
weitestgehend in seinem Inneren durch konstruktive Begriffe ersetzt, ist schon viel gewonnen und man springt denn nicht ständig darauf an.

Der Schuldbegriff ist zentraler Bestandteil in der Juristerei, und da geht es um Ermessen und um Urteile und da geht es sehr differenziert zu.

LG
DocHolliday
...besser ein Onkel, der was mitbringt, als ne Tante die Klavier spielt.
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Beitrag von otterchen »

Hallo Bigmac,

das mit der Klinik ist seltsam -
hier ein Link zu Jameda mit jeder Menge Kliniken für Psychotherapie:
http://www.jameda.de/kliniken/psychothe ... achgebiet/
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Beitrag von Zarra »

Hallo,

... also, ich habe heute eh keinen klaren Kopf (Virusinfektion) ... und bevor noch mehr Beiträge kommen und ich gar nichts mehr übersehe:

Ich war von der Aufgebrachtheit her schon in Zuständen wie dem Deinen, Bigmac. Und ich weiß, daß ich (!) dann auch nur noch sehe, was gerade zu meinem Scheuklappenblick paßt - das andere gibt es zwar, "aber" ...

Und im Gegensatz zu Dir habe ich auch Glück gehabt!!

Ich hatte in einer speziellen Klinik supertolle und sehr ernsthafte Gruppentherapie, ich hatte schon sehr engagierte und bemühte Einzeltherapeuten (ambulant war das bei mir sehr zu suchen; in den Kliniken im Regelfall schon eher, obwohl ich da bei anderen auch anderes gesehen habe).

Ich habe noch kein einziges Körbchen geflochten (bei 5 Klinikaufenthalten) und die Seidenmalerei war ein reines zusätzliches Freizeitangebot.
Ich weiß, daß das, was Du beschreibst, dennoch stimmt. Aber vielleicht gibt es schon mehr solche und andere Kliniken, in denen Therapeuten denn schon mal schauen, was beim einzelnen Patienten passen könnte. Andererseits klar: Auch da gibt es "verkrustete" Strukturen. In einer Klinik gab es an sich durchaus "Körbchenflechten" - doch siehe Ressourcen, da die dort nicht Leute wie mich wollten, die das einfach als gute Gelegenheit sähen, an eine neues Frühstückskörbchen o.ä. zu kommen, hätte ich mir da schon zumindest ein gute oder zumindest originelle Begründung einfallen lassen müssen. Statt dessen hat dort sich ein Ergotherapeut (!) tatsächlich etwas ausgedacht, was verschiedene Bereiche verbindet (Handwerkliches, "Meditatives", Emotionen). Ich persönlich finde das mit den unterschiedlichen Bezugspersonen schwierig, doch ansonsten war das supergut.

Das andere ist, daß eine Klinik auch einen "Rahmen" bieten muß. Ferner gibt es doch auch einige, die Bewegung, Ernährung, Hobbies sehr vernachlässigt haben oder nicht zur Entspannung fähig sind. Also ist es keineswegs schlecht, daß es diese Bereiche gibt. Und für Neuererkrankte sind auch Infoveranstaltungen gut, weil nun mal nicht alle das Internet rauf und runter lesen (was auch nicht immer gut ist). Ich sehe das keinesfalls als den Kern von Therapie, aber als Drumrum sehr gut und gut ergänzend.

Und wie Du sehe ich die Gefahr, daß immer mehr "delegiert" wird, es z.B. auch immer mehr Schulungsprogramme für xy gibt, die dann eine spezielle Kraft dafür anleitet, mit der man sonst aber nichts zu tun hat; daß auch immer mehr an sog. Co-Therapeuten delegiert wird (es gibt sicher Fälle, in denen das auch gut ist; ich sehe das teils aber auch eindeutig als Verschlechterung, die einfach aus Kostengründen eingeführt wird).

Auch @Mime
Mime hat geschrieben:Ich denke nicht, dass es den Ärzten um Schuldzuweisung geht, wenn sie dir vor Augen führen, dass verschiedene Ansätze bei dir einfach nicht fruchten.
Es geht Ihnen vermutlich nicht darum. Aber oft kommt es genau so an! Mir ist das eben auch schon passiert, vielleicht aus Unsicherheit etc. des Gegenübers heraus oder aus selbstgefälliger Arroganz, aber das ist nicht mein Part, das zu meinen Ungunsten zu entschuldigen.
Mir wurden Therapien "vorgeworfen" (Motto: Dann dürften Sie jetzt eigentlich nicht vor mir stehen), mir wurde die Länge von Therapien vorgeworfen - ohne zu fragen, welchen Anteil eventuell der unerfahrene Therapeut oder der für mich ungeeignete Therapieansatz hatte, ohne nach zig Feiertagen, an denen gar nichts stattfand, und schlichtem Urlaub von Therapeuten zu fragen.

Und ja, meine Vorstellung von Klinik war (und wäre!) auch anders, als im wohl Normalfall den behandelnden Haupttherapeuten einmal (bis maximal zweimal) in der Woche für 50 Min. zu sehen. Und da ist dann halt die Frage, wie therapeutisch das Drumrum noch gestaltet ist.

Was bleibt Dir, Bigmac? Ich kann Dir nur Mut machen, nicht aufzugeben! Das Pragmatische ist das Weitersuchen trotz alledem. Wobei Du wahrscheinlich inzwischen auf jede Klinik allergisch reagieren wirst, denn irgendwas mit Entspannung, Bewegung und "Hobbyartigem" gibt es überall - und Du wirst mit Deinen speziellen Vorerfahrungen auch die Krallen ausfahren, wenn es nur nette Dreingabe ist, und gar nicht Therapie an sich sein soll.

Ich wünsche Dir, daß Du irgendwie an etwas Geeignetes gerätst! Wie kann ich Dir auch nicht sagen. Denn oft ist es einfach von Zufällen geprägt. Zumindest war das bei mir so.

LG, Zarra
Antiope
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Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Beitrag von Antiope »

Hallo Bicmac,

was stellst Du Dir unter einer guten Therapie vor? Wie soll sie ablaufen, was trägst Du dazu bei, was trägt der Therapeut dazu bei, wie soll die Umgebung sein, welche "Leistungen" brauchst Du oder erwartest Du?
Wie soll Deine Depression "verschwinden", welche Schritte, Erkenntnisse erhoffst du Dir?
Wenn das, was es gibt, nur auf Deine absolute Ablehnung stößt, dann hast Du doch sicher eine Vorstellung, wie es anders und besser sein sollte.
Clara1234

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Beitrag von Clara1234 »

Hallo,

meine Erfahrungen sind überwiegend positiv...mit ambulanter Psychotherapie und auch mit stationärer. In der Klinik hab ich am meisten in Gruppentherapie gelernt und mir tat auch gut dort Kreativität kennen zu lernen und zu tanzen und zu singen z.B. und der achtsame Umgang miteinander. Es gab auch viel Schweres, aber oft habe ich gerade daraus gelernt.
Ich kenne sehr schwere und verzweifelte Zeiten. Heute geht es mir viel besser, hat aber Jahre gedauert mit kleinen und großen Schritten.
Ich glaube das man auch viel selber dazu tun muss und wenn es nur ganz kleine Schritte sind.
Nur zu jammern ohne etwas zu versuchen ist mir unerträglich und ich finde auch wenig hilfreich anderen die Schuld zu geben oder alles nur negativ zu sehen. Es gibt immer auch ein Licht am Ende des Tunnels...

Herzlich grüßt Clara
Bigmac1,99

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Beitrag von Bigmac1,99 »

"meine Erfahrungen sind überwiegend positiv...mit ambulanter Psychotherapie und auch mit stationärer. In der Klinik hab ich am meisten in Gruppentherapie gelernt und mir tat auch gut dort Kreativität kennen zu lernen und zu tanzen und zu singen z.B. und der achtsame Umgang miteinander. Es gab auch viel Schweres, aber oft habe ich gerade daraus gelernt."

Das freut mich für dich Clara, daß dir Tanzen und Singen aus deinem Depressiönchen geholfen haben. Und Achtsamkein auch, toll. Hast du im Schweigen dein Mittagessen gegessen und dabei ganz intensive Geschmackserlebnisse gehabt? Toll, wirklich.

"Ich kenne sehr schwere und verzweifelte Zeiten. Heute geht es mir viel besser, hat aber Jahre gedauert mit kleinen und großen Schritten.
Ich glaube das man auch viel selber dazu tun muss und wenn es nur ganz kleine Schritte sind.
Nur zu jammern ohne etwas zu versuchen ist mir unerträglich und ich finde auch wenig hilfreich anderen die Schuld zu geben oder alles nur negativ zu sehen. Es gibt immer auch ein Licht am Ende des Tunnels..."


Ja, danke. Du hast selber "viel dazu getan" und hast es deshalb geschafft. Gratuliere, toll. Ich bin da so faul, weißt du. Und ich "jammere auch nur, ohne etwas zu versuchen". Absolut. Klasse dein Kommentar.
Bigmac1,99

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Beitrag von Bigmac1,99 »

@DocHolliday,

definitiv sind Wellnesskliniken (sog. "Psychosomatische Kliniken" für burnout-(eine Diagnose, die es zwar offiziell nicht gibt, aber lukrativ ist) Patienten, die nach ein paar Wochen Erholung und Achtsamkeit gestärkt sind.

Wut und Haß sind definitiv ein Thema für mich. Und es wird leider aufgrund dieser Erfahrungen immer schlimmer.

Ich stecke aber leider in einem Dilemma und einem Teufelskreis, denn wenn ich es anspreche (z.B. in der Psychosomatik) rate mal, wie die therapeutische Empfehlung gelautet hat? Richtig: Malen, Spazierengehen, TaiChi, etc.

Ambulant ist es meiner Erfahrung leider auch ein Tabuthema, so gern ich mich mir jemanden damit auseinandersetzen würde. Eine Krähe hackt einer anderen nun mal kein Auge aus, und die sog. Experten decken aus falsch verstandener Solidarität sämtliche Kollegen, egal wie grob farhlässig oder inkompetent sie sein mögen.

Es gilt wie eh und je, daß auch in diesem Fall das nicht so akzeptiert oder validiert werden kann. Stattdessen muß ich mir Sprüche anhören, was das mit mir zu tun hätte, ob ich mich denn auf eingelassen hätte, etc. Ein falsches Konzept? Unmöglich. ICH muß was falsch gemacht haben, und das beweist wiederrum, daß ich krank bin.

Inzwischen spreche ich es nicht mehr an, denn wenn ich nochmal höre, wie es in Frage gestellt und relativiert wird, und mir gesagt wird daß es meine Schuld ist (anders formuliert, kommt aber aufs gleiche raus, wenn wir tacheles reden) und es geholfen hätte, wenn ich es "richtig" gewollt hätte, könnte ich Amok laufen. Daher nehme ich nun Abstand von sog. Experten und bleibe nun mal alleine mit meinem Haß, bis ich platze. Aber diese wiederkehrenden Erfahrungen ziehen mich weiter runter.

Menschen, die grobe Therapieschäden erlitten haben (zu denen ich zum Glück nicht zähle) wissen, wovon ich spreche.

Ja, Pech gehabt.
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Beitrag von otterchen »

Momendemal,
Burnout-Patienten, die nach ein paar Wochen Erholung und Achtsamkeit gestärkt sind
??
ICH stecke gerade mitten in sowas drin, und das ist NICHT mit ein paar Wochen getan.
Ein Aspekt von Burnout ist, dass der gesamte Körper "Stopp" schreit - und zwar mit allem, was ihm zur Verfügung steht: Herz/Kreislauf, Magen/Darm, Haut, Tinnitus, Entzündungen, Gedächtsnis- und Konzentrationsstörungen, Schwindel, Muskelschmerzen, Verspannungen, Kopfschmerzen, Lustlosigkeit, Übellaunigkeit, Gereiztheit, Gefühle des Versagens, der Sinnlosigkeit, Angst, den Anforderungen nicht mehr gewachsen zu sein, mangelndes Interesse am Beruf oder Aufgabenbereich, permanente Müdigkeit, Mattigkeit, Kraftlosigkeit und Erschöpfung, Schlafstörungen, Verzweiflung bis hin zu Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit, chronische Motivationslosigkeit, Stimmungsschwankungen...

Gehen wir mal von 6 Wochen Reha-Dauer aus -
wie soll das gehen, in dieser Zeit sein gesamtes Leben umzukrempeln?

Ich gehe mal von mir aus:
da gäbe es jede Menge äußere und innere Faktoren, die geändert werden müssten.

In diesen 6 Wochen müsste ich mir also die soziale Kompetenz aneignen, meine Ängste bezüglich Authoritäten (Vorgesetzten) ablegen,
nein sagen, stark bleiben, mich nicht mehr verunsichern lassen und meine Meinung vertreten.
(am besten wäre es, woanders einen Neuanfang zu machen, aber ach... mit 51?)

Darüber hinaus noch das Rauchen abgewöhnen, mich mehr bewegen, auf meine Ernährung achten, für mich geeignete Entspannungsmaßnahmen finden, ein soziales Netz aufbauen, ein schönes Hobby finden usw.

Nebenher sollten die Vitalwerte alle wieder in den Normalbereich gehen (idealerweise ohne Medikamente), also Blutdruck, Puls usw.
Die Ängste sollten verschwinden, die Depressionen ebenso, die kognitiven Fähigkeiten sollten wieder auf "ideal" stehen.

Vieles greift natürlich ineinander - so bringt z.B. die Bewegung (Sport) nicht nur Sauerstoff für den Körper, sondern sie stärkt auch die Muskeln, Verspannungen können sich lösen, man wird kräftiger und ausdauernder.
Doch in nur 6 Wochen?

Wie soll ein Mensch das in dieser Zeit schaffen???


Und: man kommt nach diesen paar Wochen Reha nach Hause, und weg ist das geschützte Umfeld. Man steckt wieder mitten im Alltag. Gute Vorhaben verflüchtigen sich, man verfällt wieder in alte Gewohnheiten (TV und PC z.B.). Und - schwupps - ist auch der Stress wieder da... und damit die altbekannten Beschwerden.

Also bitte... nur weil DU bislang keine Hilfe erfahren konntest, scheint den anderen noch lange nicht die Sonne aus dem Allerwertesten!!!
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Bigmac1,99

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Beitrag von Bigmac1,99 »

Liebe Zarra,

"Ich war von der Aufgebrachtheit her schon in Zuständen wie dem Deinen, Bigmac. Und ich weiß, daß ich (!) dann auch nur noch sehe, was gerade zu meinem Scheuklappenblick paßt - das andere gibt es zwar, "aber" ..."
Was sehe ich deiner Meinung gerade nicht?

"Ich habe noch kein einziges Körbchen geflochten (bei 5 Klinikaufenthalten) und die Seidenmalerei war ein reines zusätzliches Freizeitangebot."
Körbe durfte ich nur in der Psychiatrie flechten. Es ist auch nur bildlich gemalt, natürlich darf man in der sog. "Ergotherapie" meist zwischen Töpfern, Malen und manchmal Arbeit mit bunten Mosaiksteinchen wählen.

"Ferner gibt es doch auch einige, die Bewegung, Ernährung, Hobbies sehr vernachlässigt haben oder nicht zur Entspannung fähig sind. Also ist es keineswegs schlecht, daß es diese Bereiche gibt. Und für Neuererkrankte sind auch Infoveranstaltungen gut, weil nun mal nicht alle das Internet rauf und runter lesen (was auch nicht immer gut ist). Ich sehe das keinesfalls als den Kern von Therapie, aber als Drumrum sehr gut und gut ergänzend."
Da stimme ich dir zu. Und warum wurde ich (bis auf eine Klinik) trotzdem zur Psychoedukation verdonnert? Und warum hält man mich verdammt nochmal, wo bekannt ist, daß ich weder neuerkrankt bin noch Burnout-Patient bin, 6 Wochen in einer Klinik und sieht "nicht", daß es nicht das passende Angebot für mich ist? Warum werde ich stattdessen zum Malen/Basteln verdonnert und warum zum Teufel nochmal wird MIR ein Vorwurf daraus gemacht, daß es nicht hilft und ich dadurch noch unglücklicher werde? Warum hält man mich sozus. in der onkologischen Klinik, wenn ich ein orthopädisches Problem habe? Warum darf ich das nicht mal offen ansprechen und aussprechen, warum darf man nicht darüber reden? Warum sieht man nicht (und gibt zu), daß das nicht paßt und versucht mit mir, eine andere Möglichkeit zu finden?

Du kannst dir nicht vorstellen, wie traumatisch das für mich war. Es hat genau den Nerv getroffen: Du bist schuld. Streng dich mehr an. Die anderen sind perfekt, bloß nicht aufmucken, sonst kriegst was auf den Deckel. Hätte ich offen darüber mit dem Klinikpersonal sprechen können, hätte mich das schon ein Stück erleichtert, weil ich mich zum Teil gehört und verstanden gefühlt hätte.

Stattdessen werde ich mit Gewalt in das Programm gepreßt und soll bloß nicht aufmucken, sondern Dankbarkeit und Besserung vorheucheln, wenn ich negative Kommentare (rein objektiver und wissenschaftlicher Natur, versteht sich) in meinem Entlassungsbericht vermeiden möchte? Das ist weder kompetent noch professionell, sondern eine riesengroße Schweinerei, um die eigene Klinik/Arbeitsplatz zu schützen und hat nichts mit der individuellen Behandlung von Patienten zu tun.

Das ist so, wie wenn du vergewaltigt wirst. Du überwindest die Scham und gehst zur Polizei. Die belächeln dich und fragen, warum du denn auch alleine im Dunkeln unterwegs warst. Du erzählst es deiner Familie/Freunden. Die äußern Verständnis und fordern dich auf, dich zu bewegen, abzulenken, und negative Gedanken durch positive zu ersetzen. Und die Wut auf den Täter "loszulassen", da sie eh nix bringt. Zu allerletzt wendest du dich an einen Therapeuten, der sagt, vielleicht wolltest du ja gar unbewußt vergewaltigt werden.

Auch @Mime
Mime hat geschrieben:Ich denke nicht, dass es den Ärzten um Schuldzuweisung geht, wenn sie dir vor Augen führen, dass verschiedene Ansätze bei dir einfach nicht fruchten.

Nein natürlich ist es keine Schuldzuweisung, es ist eine reine, objektive und wertfreie Tatsache, daß der Patient "sich nicht einlassen" konnte, oder engagiert genug war, oder wie auch immer es formuliert wird. Absolut wertfrei.

"Es geht Ihnen vermutlich nicht darum. Aber oft kommt es genau so an! Mir ist das eben auch schon passiert, vielleicht aus Unsicherheit etc. des Gegenübers heraus oder aus selbstgefälliger Arroganz, aber das ist nicht mein Part, das zu meinen Ungunsten zu entschuldigen.
Mir wurden Therapien "vorgeworfen" (Motto: Dann dürften Sie jetzt eigentlich nicht vor mir stehen), mir wurde die Länge von Therapien vorgeworfen - ohne zu fragen, welchen Anteil eventuell der unerfahrene Therapeut oder der für mich ungeeignete Therapieansatz hatte, ohne nach zig Feiertagen, an denen gar nichts stattfand, und schlichtem Urlaub von Therapeuten zu fragen.
"
Ja, kann ich nur bestätigen. Vielleicht hast du ein dickeres Fell als ich.

Und ja, meine Vorstellung von Klinik war (und wäre!) auch anders, als im wohl Normalfall den behandelnden Haupttherapeuten einmal (bis maximal zweimal) in der Woche für 50 Min. zu sehen. Und da ist dann halt die Frage, wie therapeutisch das Drumrum noch gestaltet ist.

"Was bleibt Dir, Bigmac? Ich kann Dir nur Mut machen, nicht aufzugeben! Das Pragmatische ist das Weitersuchen trotz alledem. Wobei Du wahrscheinlich inzwischen auf jede Klinik allergisch reagieren wirst, denn irgendwas mit Entspannung, Bewegung und "Hobbyartigem" gibt es überall - und Du wirst mit Deinen speziellen Vorerfahrungen auch die Krallen ausfahren, wenn es nur nette Dreingabe ist, und gar nicht Therapie an sich sein soll.
"
Es ist keine nette Dreingabe, es ist ein wesentlicher Bestandteil der Therapie. Die 50 Minuten Psychotherapie in der Woche sind da eher die nette Dreingabe, der Hauptteil besteht aus Bewegung und Atemübungen, was alleine schon an deren Gewichtung im sog. Therapieplan ersichtlich wird.

"Ich wünsche Dir, daß Du irgendwie an etwas Geeignetes gerätst! Wie kann ich Dir auch nicht sagen. Denn oft ist es einfach von Zufällen geprägt. Zumindest war das bei mir so."

Danke.
Tja, es bleibt mir halt nicht viel. Ich muß meine Depression und meinen Haß irgendwie alleine in den Griff kriegen (Sport, frische Luft, etc.) und weil ich das nicht hinkriege, ein Leben in Siechtum.
Ich wollte es nur mal ausgesprochen haben, weil ich nach 20 Jahren - und ich habe wirklich alles mögliche versucht, wie gesagt, anfangs sogar mit einem naiven Optimismus - einfach entsetzt bin darüber, was an Therapien bei schweren Depressionen angeboten und abgerechnet wird.

Gesegnet sei der, dem ADs oder Klinikaufenthalten aus den Loch helfen. Ich würde jedem, der an Depression leidet, empfehlen, es mit AD zu probieren. Vielleicht hat man ja Glück und erreicht eine deutliche Verbesserung der eigenen Lebensqualität. Aber ich würde keine falschen Hoffnungen machen.

Es muß auch der Ehrlichkeit halber gesagt werden, daß Depression oft nur schwer behandelbar ist und es für einen erheblichen Teil der Betroffenen keine Therapie bzw. keine Besserung gibt. Letztendlich wäre Depression sonst nicht der häufigste Grund für Frühverrentung bei psychischen Problemen. Es ärgert mich, daß das nicht so gesagt wird, und stattdessen (wie in diesem Thread sogar bereits ein paar Mal erwähnt) die Betroffenen beschuldigt werden.

Nicht jeder Krebs kann geheilt werden. Das ist furchtbar, aber das ist so, und kein Onkologe würde es wagen, beim Tod eines Patienten ihn zu beschuldigen oder "die Verantwortung" zu zuschieben. Nur Psychiater dürfen das.
Bigmac1,99

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Beitrag von Bigmac1,99 »

@Otterchen:

"ICH stecke gerade mitten in sowas drin, und das ist NICHT mit ein paar Wochen getan.
Ein Aspekt von Burnout ist, dass der gesamte Körper "Stopp" schreit - und zwar mit allem, was ihm zur Verfügung steht: Herz/Kreislauf, Magen/Darm, Haut, Tinnitus, Entzündungen, Gedächtsnis- und Konzentrationsstörungen, Schwindel, Muskelschmerzen, Verspannungen, Kopfschmerzen, Lustlosigkeit, Übellaunigkeit, Gereiztheit, Gefühle des Versagens, der Sinnlosigkeit, Angst, den Anforderungen nicht mehr gewachsen zu sein, mangelndes Interesse am Beruf oder Aufgabenbereich, permanente Müdigkeit, Mattigkeit, Kraftlosigkeit und Erschöpfung, Schlafstörungen, Verzweiflung bis hin zu Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit, chronische Motivationslosigkeit, Stimmungsschwankungen...
"

Ich kenne die Symptome gut, glaube mir, es ist mein Lebensgefühl, Tag für Tag, seit Jahren. Ich kenne mein Erwachsenenleben nicht anders.

"Gehen wir mal von 6 Wochen Reha-Dauer aus -
wie soll das gehen, in dieser Zeit sein gesamtes Leben umzukrempeln?

Ich gehe mal von mir aus:
da gäbe es jede Menge äußere und innere Faktoren, die geändert werden müssten.

In diesen 6 Wochen müsste ich mir also die soziale Kompetenz aneignen, meine Ängste bezüglich Authoritäten (Vorgesetzten) ablegen,
nein sagen, stark bleiben, mich nicht mehr verunsichern lassen und meine Meinung vertreten.
(am besten wäre es, woanders einen Neuanfang zu machen, aber ach... mit 51?)
"

Ja, genau so ist es. Da übst du halt in der Gruppe, "nein" zu sagen, bzw. sprichst darüber, wie schwierig es ist, in unserer Leistungsgesellschaft Grenzen zu setzen und sich nicht völlig zu verausgaben. Und in der Sozialberatung (die es bei dir um die Ecke auch gibt, aber in der Klinik ist es Teil der "Therapie" darfst du besprechen, ob du kündigst und GdB/EU-Rente beantragst, oder noch durchhältst, da eine Umschulung oder ähnliche Maßnahme bei dir eh unwahrscheinlich ist.

"Darüber hinaus noch das Rauchen abgewöhnen, mich mehr bewegen, auf meine Ernährung achten, für mich geeignete Entspannungsmaßnahmen finden, ein soziales Netz aufbauen, ein schönes Hobby finden usw."
Ja, genau, damit wirst du in der Reha/Klinik anfangen. Es werden dir "Impulse" gegeben, damit du die dann eigenverantwortlich zu Hause umsetzt bzw. weiterführst. (Falls du die Ironie in meinem Ton nicht merkst: Ich gebe nur klassische Sprüche aus Kliniken weiter.

"Nebenher sollten die Vitalwerte alle wieder in den Normalbereich gehen (idealerweise ohne Medikamente), also Blutdruck, Puls usw.
Die Ängste sollten verschwinden, die Depressionen ebenso, die kognitiven Fähigkeiten sollten wieder auf "ideal" stehen
."

Nochmal: Genau. Dafür nimmst du regelmäßig (also 1x die Woche) an der Angstgruppe teil, in der du dich mit anderen über deine Ängste austauschen kannst. Denn ein patentrezept gibt es natürlich nicht, und letztendlich muß jeder seinen eigenen Weg finden.

"Vieles greift natürlich ineinander - so bringt z.B. die Bewegung (Sport) nicht nur Sauerstoff für den Körper, sondern sie stärkt auch die Muskeln, Verspannungen können sich lösen, man wird kräftiger und ausdauernder.
Doch in nur 6 Wochen?

Wie soll ein Mensch das in dieser Zeit schaffen???"

Wie gesagt, die Klinik gibt dir nur "Impulse", danach mußt du es selber zu Hause fortführen. Das ist deine Verantwortung. Und 6 Wochen haben nun mal zu reichen, wenn du die Psyche und den Körper einen gesetzlichen Versicherten hast.

"Und: man kommt nach diesen paar Wochen Reha nach Hause, und weg ist das geschützte Umfeld. Man steckt wieder mitten im Alltag. Gute Vorhaben verflüchtigen sich, man verfällt wieder in alte Gewohnheiten (TV und PC z.B.). Und - schwupps - ist auch der Stress wieder da... und damit die altbekannten Beschwerden."
Ja, daß der Übergang in den Alltag schwierig sein kann, geben sogar Klinikmitarbeiter zu. Aber dafür kannst du ja mit Mitpatienten aus deiner Region in Kontakt bleiben. Oder - pst, ganz geheimer Tipp - dich zu Hause einer Selbsthilfegruppe anschließen, um das in der Klinik Erreichte zu festigen.

"Also bitte... nur weil DU bislang keine Hilfe erfahren konntest, scheint den anderen noch lange nicht die Sonne aus dem Allerwertesten!!!"
Das habe ich so nicht gemeint. Ich kenne dich und deine Problematik gar nicht, und anhand meiner Kommentare auf dein Post wirst du hoffentlich verstanden haben, daß ich wohl weiß, wie schwer und unrealistisch das ist und wie zum Kotzen die "therapeutischen" Sprüche dazu sind.

Mit burnout-Patienten meine ich Patienten, die halt Probleme im Leben haben und gestreßt sind. Ohne das unterschätzen zu wollen, bin ich der Meinung, daß das noch keinen Krankheitswert hat und zu den Härten des Lebens gehört. Streß mit dem Ehepartner, Probleme im Job oder keinen Job, ein süchtiges/verhaltenauffälliges Kind usw. gehören leider zum Leben dazu. Da gibt es keine "Therapie" dazu.

Selbstverständlich kann eine Zeit für sich, in der man von jeglichen beruflichen und häuslichen Pflichten befreit ist, und sich umsorgt weiß und Sport und Meditation treiben darf, hilfreich sein. Wahrscheinlich würde es ein 4-wöchiger Urlaub ohne Familie in der Karibik auch tun. Ich habe solche Patienten zuhauf erlebt: Nochmal:ich möchte ihr Leid nicht herunterspielen, aber bei vielen habe ich gesehen, wie froh sie waren, ein paar Wochen ohne Chef/Partner/Kinder in netter Atmosphäre zu verbringen. Die haben geweint, als sie wieder nach Hause "mußten" - wohl wissend, was sie erwartet.
Dann genießt man die paar Wochen und verabredet sich fürs nächste Jahr zum erneuten Klinikaufenthalt. Alles erlebt.

Und meine Kritik ist, daß Kliniken auf solche "Fälle" ausgerichtet sind. Patienten, mit schweren Angststörungen, Depressionen oder Zwangsörungen, fallen da durchs Raster; und man haut noch drauf.
DocHolliday
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Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Beitrag von DocHolliday »

Hallo Bigmac,

bei den vielen Erfahrungen, Behauptungen, subjektiven Einschätzungen erscheint es mir schwierig, es im Einzelnen mit Dir zu diskutieren, so aufgeladen, wie Du anscheinend zur Zeit bist. Vielleicht gehts portionsweise besser?

Ich hatte ja einige Fragen an Dich gerichtet zum Thema "Selbsthass", bist Du nicht drauf eingegangen.

Hilft es Dir denn zumindest, wenn Du Dich hier abreagieren kannst?

LG
DocHolliday
...besser ein Onkel, der was mitbringt, als ne Tante die Klavier spielt.
otterchen
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Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Beitrag von otterchen »

Hallo Bigmac,

ok.

Bei mir ist es halt NICHT so, dass ich nur mal weg von zu Hause muss - ein wenig Tapetenwechsel, und schon läuft der Motor wieder.
Ich war bereits in Reha - und das hat mir eigentlich NICHTS gebracht. Im Gegenteil: ich fühlte mich demontiert, aber die haben versäumt, die Teile wieder zusammenzusetzen, bevor es wieder nach Hause ging.
Und ich bin irgendwie depressiv? defizitär? schräg? anders? seit ich denken kann. Da helfen auch 6 Wochen Duzi-Duzi nicht, das zu ändern. Das ist einfach viel zu kurz.

Was ich von der Reha halte, die bald wohl auf mich zukommt? Naja -viel erhoffe ich mir nicht... es sei denn, jemand dort überrascht mich positiv (z.B. mit Bonding nach Casriel oder ähnlichem).
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Zarra
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Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Psychobetrug und Scharlatanerie: Ich kann nicht mehr

Beitrag von Zarra »

Hallo Bigmac,

ich versuche mal, aus meiner Sicht zu antworten:
Was sehe ich deiner Meinung gerade nicht?
Naja, Du zählst alles auf, was als Therapie "verkauft" wird, aber keine ist. Und auch Deine Beschreibung, daß keiner die Klagen oder Unzufriedenheiten mit vergangenen Behandlungen hören will, habe ich erlebt. (Das Verharren darin führt zwar tatsächlich nicht weiter, aber das Abblocken führt dazu, daß man nicht da abgeholt wird, wo man steht, daß man einen erfahrenen, wichtigen Teil verschweigen muß, einen, bei dem man Verarbeitungshilfe bräuchte.) - Und Du erzählst nichts darüber, ob es nicht auch mal hilfreiche Therapiegespräche oder zumindest teilweise hilfreiche Gruppensettings gegeben hat. - Der Austausch mit ebenfalls Betroffenen ist zwar auch keine Therapie, kann aber immerhin auch etwas "Erleichterung" oder auch Anregungen bringen und als "Rahmen" gut sein.

Und bei den ADs: In letzter Zeit gibt es ja vermehrt die wissenschaftlichen Meldungen, daß diese bei einem Teil der Patienten nicht oder nicht so gut wirken. Das sagen Ärzte vor Ort nur nicht gern, weil das natürlich ein schlechteres Image der ADs ergibt und doch auch oft "ängstliche" Depressive das dann noch weniger ausprobieren würden. Bei Dir wirken sie nicht, kein bißchen - das glaube ich jetzt so, weil es sein kann. Ich kenne aber halt auch Personen, bei denen sie sehr gut wirkten. Und bei mir hatten manche, nicht alle, zumindest eine Teil-Wirkung, wegen der es sich immerhin lohnt/e, sie zu nehmen.
Und warum hält man mich verdammt nochmal, wo bekannt ist, daß ich weder neuerkrankt bin noch Burnout-Patient bin, 6 Wochen in einer Klinik und sieht "nicht", daß es nicht das passende Angebot für mich ist?
Da kann ich nur antworten, was Du selbst weißt: Weil das System so ist oder so sein kann. Weil es ... ist. Weil kompetentes Handeln heute immer seltener unserem "Zeitgeist" entspricht. "Ich bin nicht zuständig", "das ist halt so", "da müssen Sie xy fragen", sind doch so "gängige Antworten". Die Mühe, sich wirklich mit dem Patienten "Bigmac" auseinanderzusetzen und im gesamten Kontext nach einem passenden Angebot zu schauen, machen sich wenige. - Ich bin nicht nur aus diesem Grund, aber auch aus diesem Grund nicht in eine Tagesklinik gegangen, weil mir beim Vorgespräch das Gegenüber relativ lasch sagte: "Sie können es ja mal probieren" - mir fehlte da ein Tick Überzeugung von seiner Seite, daß es mir tatsächlich helfen könnte (und einfach dort rumsitzen wollte ich nicht).
In einer Klinik "mußte" ich auch zu einer mehrmaligen Depressionsinfoveranstaltung - da meinte meine Therapeutin aber schon, daß sie mich da hinschicken müsse (ich weiß auch nicht mehr, ob die Anwesenheit dokumentiert wurde), vermutlich hätte ich - dort - sogar erreichen können, daß ich nicht hingemußt hätte; ehrlicherweise muß ich sagen, daß das gut gemacht war, auch kein reiner Vortrag, und daß es mir natürlich keine wirklich neuen Erkenntnisse bescherte, daß es mir aber nicht schadete - und mich in der Regel auch nicht langweilte.

Da mein erster Klinikaufenthalt - bis auf die Rahmenbedingungen (tollste Sportstunden meines Lebens für mich, nette Umgebung) - therapeutisch vermutlich der am wenigsten bringende war (obwohl ich eingestehen muß, daß man sicher nicht alles sieht!), habe ich danach schon relativ geschaut, wo ich landen würde, mir eben manches überlegt (auch mit was ich kann, auch wenn es nicht toll ist, und mit was ich gar nicht kann, was therapieerfolgshindernd oder zumindest unnötig behindernd bei mir wirkt; etc.). Das ist keine Garantie, weil man ja gar nicht alles voraussehen kann, manches auch nicht einschätzen kann. Doch mir war halt klar, daß man eigentlich nicht wechseln kann, daß es dann ein Abbruch ist. Und selbst ein Wechsel innerhalb eines Hauses ist schwierig (in einer Klinik gab's verschiedene Bereiche, und da habe ich das bei anderen gesehen). D.h. daß Vordiagnosen, Erfordernisse etc. möglichst schon vorher abgecheckt sein sollten. Und ja, man sollte erwarten, daß das ein Arzt für einen macht (@otterchen wegen des anderen Threads), - das ist aber nicht so; man kriegt höchstens konkrete Antworten auf konkrete Fragen, WENN (!) der Arzt diese Info überhaupt hat, und das ist in der Regel nicht der Fall. Denn ein niedergelassener Arzt hat zwar vielleicht den Ruf (!) verschiedener Kliniken gehört, weiß aber in der Regel nicht, was dort konkret abläuft.
Warum darf ich das nicht mal offen ansprechen und aussprechen, warum darf man nicht darüber reden? Warum sieht man nicht (und gibt zu), daß das nicht paßt und versucht mit mir, eine andere Möglichkeit zu finden?
Tja. Wenn Du eine Antwort bekommst ... und das nicht nur frustig ist ..., sage sie mir weiter.
Du kannst dir nicht vorstellen, wie traumatisch das für mich war. Es hat genau den Nerv getroffen: Du bist schuld. Streng dich mehr an. Die anderen sind perfekt, bloß nicht aufmucken, sonst kriegst was auf den Deckel. Hätte ich offen darüber mit dem Klinikpersonal sprechen können, hätte mich das schon ein Stück erleichtert, weil ich mich zum Teil gehört und verstanden gefühlt hätte.
Das kann ich mir sehr gut vorstellen. - ... allerdings: Wurde dieses "Du bist schuld" wirklich so direkt vermittelt?! Das fände ich schon hart an der Grenze, ggf. mehr. Und auch "Streng dich mehr an": Was hättest Du denn deren Meinung nach tun sollen? *Ironiemodus on* Fünf Bilder statt einem? *Ironiemodus off*

Und die anderen Patienten? Darüber, daß es einigen sehr gut gefiel, brauchen wir nicht zu reden. Aber gab es da niemand anderen, für den es auch nicht ganz paßte?

Noch zu Realitäten, da ja auch bei meinen Klinikaufenthalten nicht alles perfekt war, z.B. Ausfälle wegen Urlauben (verdienten, aber institutionell für die Patienten nicht anderweitig "kompensierten"), den jemand vom Personal mal sagte: Den Satz, den ich nicht so gelungen fand, verschlucke ich jetzt ("eben wie im realen Leben"=verschluckter Satz) - der kann manchmal zutreffen, aber auch voll daneben sein. Der andere lautete in die Richtung, daß man eben schauen und lernen müsse, aus den vorhandenen Gegebenheiten das Beste für sich zu machen und mitzunehmen. Und das trifft wiederum zu. Denn jeder lebt sein ganz individuelles Leben.
Nein natürlich ist es keine Schuldzuweisung, es ist eine reine, objektive und wertfreie Tatsache, daß der Patient "sich nicht einlassen" konnte, oder engagiert genug war, oder wie auch immer es formuliert wird.
... und die andere Variante kennst Du nicht, daß Therapeuten (!) sagen, daß jemand eben noch nicht so weit war, daß er es nicht besser konnte??
Vielleicht hast du ein dickeres Fell als ich.
Ich bin älter (51) als Du. ;) ;) ... und hatte von daher in der Zwischenzeit noch ein paar Möglichkeiten mehr, mich abzureagieren, gegen die Wand zu laufen, Dinge sacken zu lassen, netterweise auch: ein paar Gegenerfahrungen zu machen.

P.S. zum "Stundenplan", Therapieplan würde ich nicht dazu sagen, denn Frühstück steht da u.U. auch drauf: Quantität ist nicht gleich Qualität, da wirst Du mir sicher zustimmen. Und Zeit ist nicht gleich Zeit. Ein kürzeres, aber ausreichend langes (! - das ist der Knackpunkt) Therapiegespräch, das etwas aufrüttelt, ist entschieden besser als zwei Stunden Small Talk mit dem Therapeuten o.ä.
Es muß auch der Ehrlichkeit halber gesagt werden, daß Depression oft nur schwer behandelbar ist und es für einen erheblichen Teil der Betroffenen keine Therapie bzw. keine Besserung gibt. Letztendlich wäre Depression sonst nicht der häufigste Grund für Frühverrentung bei psychischen Problemen. Es ärgert mich, daß das nicht so gesagt wird
Ja.
Wie groß der Anteil ist, weiß ich zwar nicht. Von meinem Gefühl her zu hoch, und trotz Linderung gehöre ich ja auch zu den chronisch Betroffenen.

Nur Psychiater??!? Puh, in entsprechenden Kreisen fällt sicher auch bei onkologischen Erkrankungen u.U. der Satz, daß jemand nicht genug Lebenswillen gehabt hätte.

Zarra
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