Wenn ich nur weiter wüsste.....

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Seele068
Beiträge: 16
Registriert: 13. Mai 2014, 12:00

Wenn ich nur weiter wüsste.....

Beitrag von Seele068 »

;) Erst einmal recht liebe Grüsse an alle.
Ich bin neu hier und habe mich auf diesem Forum eingefunden, weil ich teilweise mit mir und dieser Krankheit nicht zurecht komme.
Krank bin ich eigentlich schon seit Kindheit an, diagnostiziert wurden meine manischen Depressionen aber erst vor 11 Jahren. Früher war mir nur klar, ich ticke anders, als andere in meinem Alter..
Ich habe nach meinem ersten Zusammenbruch Citalopram verschrieben bekommen. Muss zugeben, die ersten drei Jahre hat das Zeug wunderbar geholfen . Seit letztem Jahr bin ich umgestellt auf Venlafaxin und Mirtazapin und Dipiperon für den Notfall.
Ich war 2003 für 3 Monate in stationärer und teilstationärer Behandlung.
Danach folgten noch einige Therapien. Letztes Jahr kam dann mein zweiter total Zusammenbruch.
Erst verstarb im Februar mein lieber Schwiegervati , und dann im Juni, meine Mutter.
Da erst, kam bei mir die gesamte Kindheit und Jugend wieder voll ins Licht. Ich war nicht nur seelisch komplett am Ende, sondern auch körperlich ein Wrack .
Mein Mann, den ich über alles liebe, war mir zu der Zeit mehr ein Hindernis , als eine wirkliche Hilfe.
Er hat zu dem Zeitpunkt noch die Bierflasche als die bessere
Frau angesehen.
Tja, und dann noch einen achtjährigen Sohn, der mit seinem ADS auch nicht gerade das Bombenlos gezogen hat.
Also, wenn schon Mist, dann bitte aber alles !
Es kam, wie es kommen musste, ich bin im September morgens nicht mehr aus dem Bett gekommen , habe regelmäßig Termine verpennt und galt im Büro als "wir freuen uns, das sie überhaupt noch erschienen sind"-Teilzeitkraft.
Aber dann,.....
Dann durfte ich für 7 Wochen mit meinem Sohn in die Reha.
Zuerst, wollte ich sofort wieder nachhause. Doch nach etwa drei Wochen, wollte ich gar nicht mehr heim.
Ich habe dort zum ersten Mal gemerkt, das ich auch noch Ich bin. Nicht nur Mutter, Ehefrau, Angestellte und Hausfrau , sondern einfach auch Frau mit Bedürfnissen , mit Wünschen und beherzter
Eigenständigkeit .
Seither sehne ich mich zurück nach dieser Zeit. Durch äußere Umstände hier in meiner Heimatgemeinde, geh ich immer wieder in alte Routine über.
Ich brauche Hilfe im Rücken, allerdings ist alles was ich hier bekomme
Druck, Pillen und Vorwürfe.
Wer kann mir u.U. helfen, das ich öfter eine Reha beanspruchen darf, als nur alle 4 Jahre ?
Wo kann ich mir Unterstützung mit meinem kranken Kind holen, ohne ( wie es hier beim Jugendamt üblich ist) ständig mit Vorwürfen zu meiner Krankheit konfrontiert zu werden ?
Wie kann ich es endlich erreichen, das meine Krankheit auch außerhalb des eigenen Haushaltes anerkannt wird ?
Sooooo viele Fragen.
Ich würde mich freuen, wenn mir hier im Forum, die ein oder andere beantwortet werden könnte.
Bis dahin grüsse ich lieb und verbleib in Geduld und Hoffnung eure
Seele068
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Wenn ich nur weiter wüsste.....

Beitrag von Zarra »

Hallo Seele068,
Seele068 hat geschrieben:Wer kann mir u.U. helfen, das ich öfter eine Reha beanspruchen darf, als nur alle 4 Jahre ?
Da sehe ich schlechte Karten, so wie Du die Situation beschrieben hast. - Außerdem ... teilweise (!) klingt da halt auch Reha als Fluchtort an, und das soll er zwar im Notfall auch sein, doch ansonsten soll Reha einen ja in die Lage versetzen, selbst weiter in dem normalen Umfeld sich besser verhalten, behaupten, leben zu können (oder dieses Umfeld zu verändern oder im Extremfall zu verlassen) und nicht die Reha als Gegen-Paradies-Ort zur Zuflucht zu nehmen. Andereseits sind 7 Wochen bei langandauernder Krankheit nur ein Tropfen auf den heißen Stein, und ich weiß, wieviel Chancen in gerade in einer stationären Reha liegen könne; also nutze die Chance, wenn sie wieder möglich ist. Doch letztlich mußt Du ja in einem Umfeld außerhalb von Reha leben.
Seele068 hat geschrieben:Wo kann ich mir Unterstützung mit meinem kranken Kind holen, ohne ( wie es hier beim Jugendamt üblich ist) ständig mit Vorwürfen zu meiner Krankheit konfrontiert zu werden ?
Hast Du selbst noch ambulante Psychotherapie? Hoffentlich. Oder wenigstens irgendwelche unterstützende Stunden?

Sozialpsychiatrischer Dienst (über den Landkreis organisiert).

Psychologische Beratungsstellen. Auch hinsichtlich Deines Sohnes.

Das ist zumindest das, was mir jetzt spontan einfällt.
Seele068 hat geschrieben:meine manischen Depressionen
Bist Du als manisch-depressiv, bipolar, diagnostiziert, oder wie soll ich das verstehen?

LG, Zarra
Seele068
Beiträge: 16
Registriert: 13. Mai 2014, 12:00

Re: Wenn ich nur weiter wüsste.....

Beitrag von Seele068 »

Hallo liebe Zarra,
vielen Dank für die schnelle Antwort.
Fluchtort ?????
Hmm, könnte sein. Ich weiß nur, das die Reha ein großer Meilenstein in meiner Geschichte ist, der viele andere Steine und Steinchen ins Rollen gebracht hat. Dafür bin ich auch mehr als dankbar.
Erholungsort ?
Das wohl eher nicht, da mein Sohn Florian da richtig Gas gegeben hat, um zu zeigen, wie er sich zuhause im Alltag gibt.
Ich denke gerne an die Zeit dort zurück, denn ich kam da an, wie ein trockener Schwamm, der sich bis zur Heimfahrt mit Wissen voll gesaugt hat.
Paradies ?
Naja, abgesehen davon, das man mir dort öfter mal den Kopf waschen musste, kann man sagen, ja, ich habe mich dort wohl gefühlt, weniger, weil ich von Ärzten und Schwestern aufgefangen wurde, sondern einfach unter Gleichgesinnten zu sein, tat mal richtig gut.
Ja, ich bin BIPOLAR , wobei die manischen Phasen nicht mehr ganz so ausufernd sind, wie die depressiven.
Ich kann jetzt auch nicht sagen, das es mir besonders schlecht ginge zur Zeit, dafür habe ich dort zuviel gelernt, aber besonders gut, geht es mir hier ohne weitere Hilfe halt auch nicht.
Ich gehe hier zwar jeden Monat in eine SHG und auch einmal im Monat zu meiner Therapeutin, aber so wirklich aufgefangen fühl ich mich damit in meiner gesamten Problematik nicht.
Am meisten Probleme macht es mir halt, das ich hier zuhause meinem Sohn nicht richtig helfen kann.
Dort in der Reha wurde er gefordert und gefördert, die Ärzte hier, die gehen eher luschig mit ihm um. Ich habe auch keine Lust ständig neue Ärzte für ihn zu suchen, ich denke mal, das wäre für ihn auch zuviel.
So, ich wünsche Dir noch einen schönen Sonntag Abend und Grüße Dich nochmal ganz lieb
Die Seele
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Wenn ich nur weiter wüsste.....

Beitrag von Zarra »

Liebe Seele,

ich hoffe und nehme es aber auch an, daß Du mich richtig verstanden hast. Meinen Hör- und Erfahrungswerten nach hast Du aber für genau solch eine Reha erst wirklich nach vier Jahren eine reelle Chance, auch wenn das in manchen Fällen superschlecht ist. Wenn vorher was ganz Schlimmes passiert, mag es anders sein. Und es gibt ggf. noch ein paar andere Möglichkeiten. - Und bei Deiner genaueren Beschreibung hast Du ja ein ganz realistisches Bild von guter Reha geschildert, wie ich es auch kenne. Und dem und sich selbst muß man auch erst mal eine Chance geben, das im Alltag zu erproben, Sachen umzusetzen. (Wenn man noch mehr oder neue Unterstützung braucht, braucht man aber keine 4 Jahre, um sein Bestes gegeben zu haben.)
Seele068 hat geschrieben:Ich gehe hier zwar jeden Monat in eine SHG und auch einmal im Monat zu meiner Therapeutin, aber so wirklich aufgefangen fühl ich mich damit in meiner gesamten Problematik nicht.
Das ist beides nicht sehr häufig, vermutlich zu selten. Oder liegt es an etwas anderem?
Dein mögliches "echtes" Therapiestundenkontigent ist aufgebraucht (letzte zwei Jahre betreffend)?

Geht es dann eher um Therapie und Förderung für Deinen Sohn? Was hilft ihm denn und was erhält er? Psychotherapie? Ergotherapie? (Ich kenne mich damit leider nicht aus und kann da vermutlich keine Tipps geben, aber vielleicht ja andere ... oder in einem ADS-Forum?) Auch wenn Wechsel verstörend wirken: "Luschige" Ärzte helfen ihm wahrscheinlich nicht, - außer er findet sie wirklich supertoll (und nicht nur bequem für ihn!).

LG, Zarra
Seele068
Beiträge: 16
Registriert: 13. Mai 2014, 12:00

Re: Wenn ich nur weiter wüsste.....

Beitrag von Seele068 »

Hallo liebe Zarra
es ist schön, jemanden gefunden zu haben, mit dem ich mich hier unterhalten kann, der auch schon ein wenig
Erfahrung hat. Danke recht herzlich dafür.
Ja, ich werde das mit den 4 Jahren jetzt erst mal für mich annehmen, denn das noch schlimmeres passiert, als im letzten Jahr, das will ich nicht hoffen.
In der Reha habe ich ja eigentlich auch gemerkt, das ich in vielen Dingen viel zu ungeduldig bin.
Komisch, jetzt, wo ich hier so schreibe, fällt mir auf, das ich dort eigentlich viel geduldiger mit mir war.
Die Umsetzung hier zuhause macht mir doch noch etwas zu schaffen, denn ich merke, das doch vieles anders läuft als ich es auf der "Checkliste " stehen habe.
Es geht mir da glaub ich im Moment , wie dem Mercedesfahrer, der sich plötzlich in einem kleinen Fiat befindet.
Eine riesige Umstellung für mich.
Mein Therapiestundenkontigent, war genau an dem Tag aufgebraucht, als meine Mutter verstarb.
Das heißt, das ich jetzt nur noch eine Stunde im Monat an Therapie bekomme.
Meine Ärztin, die ich dafür habe, könnte besser nicht sein. Wogegen die Ärzte meines Sohnes mir ziemlich nachlässig wirken. Ich möchte aber nicht bestreiten, das dies vielleicht nur mein Eindruck ist. Wenn man
tagtäglich mit Sahnetorte verwöhnt wird, kann man sich irgendwann über einen trockenen Sandkuchen auch nicht mehr so dolle freuen.
Ich werde mich also nun in Geduld und Zuversicht üben, in Dankbarkeit das ich diese Reha erlebt habe und zusehen, das ich trotz allem immer wieder täglich das Gelernte abrufe.
Ich habe mittlerweile so viele schlimme Erlebnisse hinter mir, das ich jetzt vielleicht dieses eine Gute zu sehr überbewerte.
Aber ich spüre nun auch eine tiefe Dankbarkeit in mir. Dankbarkeit dafür, das ich die 7 Wochen erleben durfte,
Dankbarkeit dafür, das ich mich hier offen äußern darf und auch dafür das es Menschen wie dich gibt, die mir offen zurück schreiben.
So, nun muss ich mich für meinen Arbeitsalltag rüsten und wünsche Dir auf diesem Weg noch einen besonders guten Wochenstart.
mit lieben Grüßen
Die Seele
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Wenn ich nur weiter wüsste.....

Beitrag von Zarra »

Liebe Seele,
Seele068 hat geschrieben:Die Umsetzung hier zuhause macht mir doch noch etwas zu schaffen, denn ich merke, das doch vieles anders läuft als ich es auf der "Checkliste " stehen habe. -- [...]
Eine riesige Umstellung für mich.
Das einzig Tröstliche - und vielleicht doch auch ein wenig Hilfreiche -, was ich dazu sagen kann: Das ist recht normal, das ist sehr häufig so!

Es ist eigentlich auch normal, daß "Rückwürfe" dazugehören.

Gut finde ich, daß Du nicht aufgibst, sondern immer wieder versuchst, auf Gelerntes und als gut Erkanntes zurückzugreifen. So kann dann letztendlich doch einiges gelingen.
Seele068 hat geschrieben:Mein Therapiestundenkontigent, war genau an dem Tag aufgebraucht, als meine Mutter verstarb.
Sch...

Neben "normalem" Trauerschmerz, der Verarbeitung, Zeit und alles mögliche braucht, - gibt es noch etwas, was Dich am Tod Deiner Mutter besonders belastet, verstarb sie überraschend?
Seele068 hat geschrieben: das ich jetzt vielleicht dieses eine Gute zu sehr überbewerte. Aber ich spüre nun auch eine tiefe Dankbarkeit in mir.
Kann man Gutes überbewerten??!? Dankbarkeit ist doch ein gutes Gefühl, oder?

Etwas kurz, da mein Wochenende und Wochenstart nicht so waren, wie es hätte sein sollen, statt dessen: Gliederschmerzen, döseliger Kopf, etc. etc. - Mal schauen, wie lange das anhält. :( :( Ich spüre keine Besserung trotz Bett (und obwohl es darin natürlich aushaltbarer ist).

Zarra
Seele068
Beiträge: 16
Registriert: 13. Mai 2014, 12:00

Re: Wenn ich nur weiter wüsste.....

Beitrag von Seele068 »

Hallo liebe Zarra,
ich wünsche Dir auf diesem Wege erst einmal von Herzen Gute Besserung !
Ich hoffe, das Du Dich bald wieder erholst.
Hast Du denn jemanden der Dich pflegt ?
Bist Du in guter Obhut ?
Am liebsten würde ich Dir nun einen kräftigen Teller Hühnersuppe zuschicken.
Zu Deiner Frage, ob meine Mutter plötzlich verstarb. Nein, sie ist nach langer Qual im Alter von 80 Jahren verstorben .
Aber mit dem, das mich noch mehr belastet, als der normale Trauerschmerz .JA
Es sind wie schon erwähnt, sehr viele schreckliche Dinge in meinem Leben passiert, über die ich mich auch sicher noch äußern werde, wenn ich stabil genug bin.
Zur Zeit, würde das sicher hier den Rahmen sprengen und ich würde mich auch nicht sehr wohl dabei fühlen.
Dennoch muss ich Dir eines lassen, ich habe selten mit Menschen zu tun, die sogar in einem Forum ,so qualifiziert und einfühlsam schreiben und denken, wie Du !
Wahnsinn !
Vor Dir zieh ich jetzt echt mal den Hut !
Ich will Dich jetzt auch nicht länger hier lesen lassen, schließlich sollst Du ja Ruhe finden, um gesund zu werden.
Nur noch eine Frage, darf ich Dir eine Freundschaftsanfrage senden ?
Komm schnell wieder auf die Beine
liebe Grüsse
Seele
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Wenn ich nur weiter wüsste.....

Beitrag von Zarra »

Liebe Seele,

zieh mal nicht zu sehr den Hut! ... und ich schätze fast, daß Du das soweit auch kannst.

Ich bin in meiner eigenen Obhut. Ist so.
(Is' grad auch nicht mehr so schlimm (Gliederschmerzen & Co.), und auch davor war es nicht so "schlimm" wie auch schon; mal schauen, ob ich es morgen wieder zur Arbeit packe.)

Was meinst Du mit "Freundschaftsanfrage"? Eine PN? (Freunde à la Facebook gibt es hier wohl nicht, zumindest habe ich die Einstellungen bei "Mein Konto" anders interpretiert; aber man lernt ja nie aus.) Ja, gerne, aber erwarte keinen intensiven persönlichen Austausch mit mir!! Ich bin zwar momentan hier sehr aktiv, aber das Forum ist auch ein "neutralerer", da anonymerer, Raum, in dem man sich schneller unproblematisch (!) zurückziehen kann. Und eigentlich sollte ich mich hier weniger "herumtreiben" und mehr ganz real machen (z.B. aufräumen, auch mehr Bewegung, reale Kontakte pflegen). Von daher erwischst Du mich da auf einem ganz zwiespältigen Fuß!

Der Tod Deiner Mutter. Unabhängig von noch anderem: Eine lange Qual ist natürlich auch sehr belastend, auch für Angehörige.

LG und alles Gute!!

Zarra
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