ausgesteuert!?

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emma79
Beiträge: 44
Registriert: 9. Apr 2014, 12:02

ausgesteuert!?

Beitrag von emma79 »

Hallo,
ich hoffe hier kann mir jemand weiterhelfen...
Habe gerade mal wieder mit meiner Krankenkasse telefoniert.
Hier haben sie mir gesagt, dass ich aufgrund meiner damaligen Krankheit (vor vier Jahren, auch Depression) und meiner durchgehend genommenen Medikamente evtl bald "aussteuern" so dass ich Arbeitslosengeld bekomme.
Ich war NICHT krank geschrieben seit 4 Jahren deswegen, habe aber durchgehend Therapie und Medikamente bekommen...
Kann mir einer sagen ob das rechtens ist und wenn ja wie sowas angerechnet wird?
Mache mir gerade echt Sorgen...
LG Emma
mime
Beiträge: 1320
Registriert: 6. Sep 2013, 13:28

Re: ausgesteuert!?

Beitrag von mime »

Hallo Emma,

so ganz einleuchtend ist mir das nicht - ich kenne mich da auch nicht wirklich aus.

Ich habe gelesen, dass die Krankengeldzahlung längstens für 78 Wochen geschieht, abzüglich Lohnersaztleistungszahlungszeiträumen des Arbeitgebers (6 Wochen) usw. - inwieweit die Krankenkassen da einen gewissen Ermessensspielraum bezüglich der Dauer der Krankengeldzahlung haben, weiß ich nicht. Hattest du denn vor diesen 4 Jahren mal deinen Krankengeldanspruch wegen derselben Krankheit ausgeschöpft?

Wenn dich die Krankenkasse aussteuern will, muss sie ja einen Grund genannt haben. Dass du Medikamente bekommst und eine Therapie machst, hat m. E. damit gar nichts zu tun.

Warst du in der Vergangenheit schon mal beim MDK (medizinischen Dienst der Krankenkasse) zur Begutachtung? Oftmals wird er eingeschaltet, wenn du längerfristig krank bist / warst - dann werden auch die dich behandelnden Ärzte angeschrieben usw. Soweit war es bei mir z. B. schon, der MDK selbst hatte sich dann mit mir aber nicht in Verbindung gesetzt, das Krankengeld lief weiter.

Vielleicht ist die Krankenkasse bei dir da aufmerksam geworden durch die wiederholte (gleiche) Krankheit und die damit einhergehende Arbeitsunfähigkeit. Zum Procedere: Es kann sein, dass dich die Krankenkasse an die Agentur für Arbeit verweist, weil du (evlt. keinen Anspruch mehr auf Krankengeld hast - was ich, wie gesagt, nicht ganz nachvollziehen kann) dein Arbeitslosengeld noch nicht ausgeschöpft hast.

Allerdings wird dir die Agentur für Arbeit dann auch kein Arbeitslosengeld zahlen, weil du (ja zur Zeit noch) arbeitsunfähig bist und dem Arbeitsmarkt deswegen nicht zur Verfügung stehen kannst.

Möglicherweise kommt bei dir auch eine Erwerbsminderung in Betracht, das ist dann Sache der Rentenversicherung. Bist du denn schon mal aufgefordert worden (z. B. von der Krankenkasse) einen Erwerbsminderungsantrag bei der Rentenversicherung zu stellen?

Leider ist es oftmals nicht so einfach, da durchzusteigen, wer für was zuständig ist und die Krankenkasse, Agentur für Arbeit und Rentenversicherung sind sich da oftmals auch untereinander nicht einig. Es kommt immer auf den Einzelfall an – dein Fall ist vielleicht anders als meiner usw. usw.

Doch: Sei beruhigt, dich wird niemand ohne Geld im Regen stehen lassen. Wichtig ist, dass du dich erkundigst, was du als nächstes wirklich tun musst (z. B. bei der Agentur für Arbeit persönlich vorsprechen oder einen Rentenantrag stellen) usw.

Außerdem muss dir von der Krankenkasse schriftlich etwas zugehen (in puncto Aussteuerung) und da steht dann auch dabei, was zu tun ist, z. B. „bitte melden Sie sich umgehend bei der für Sie zuständigen Agentur für Arbeit und legen Sie dieses Schreiben vor.“ Außerdem steht dir gegen solche Bescheide auch ein Widerspruchsrecht zu.

Wenn du dich wirklich bei der Agentur für Arbeit melden sollst: Es gibt eine Pflicht der sog. Nahtlosigkeitszahlung. Das bedeutet, dass die Agentur für Arbeit dich finanziell unterstützt, bis über deine weitere Zukunft entschieden ist (z. B. in dem du einen Antrag bei der Rentenversicherung auf Erwerbsminderung stellst, wenn du nur eine bestimmte Stundenzahl arbeiten kannst).

Ich war z. B. auch bei der Agentur für Arbeit (ich war allerdings noch nicht von der Krankenkasse ausgesteuert) – dort wurde dann besprochen, dass bei mir der Ärztliche Dienst eingeschaltet wird (zur Entscheidung / Begutachtung meiner Leistungsfähigkeit).

Oftmals wird so ein Gutachter beauftragt; bei der Krankenkasse ist das z. B. der MDK, bei der Agentur für Arbeit z. B. der Ärztliche Dienst der Agentur für Arbeit, bei der Rentenversicherung auch ein entsprechender Gutachter.

Eine Erwerbsminderung kann vorliegen, wenn du in deiner Arbeitsleistungsfähigkeit gemindert bist (kannst du z. B. nur bis zu 3 Stunden arbeiten, wärst du voll erwerbsgemindert; von 3 bis 6 Stunden zumindest teilweise erwerbsgemindert). Doch das muss erst einmal festgestellt werden und dauert auch seine Zeit.

Erwerbsminderungsrente bekommt man oftmals auch vorerst nur befristet (hier gibt es einige User/innen, die das betrifft, und die dir da bestimmt Näheres dazu schreiben können) für eine bestimmte Zeitdauer (ein paar Monate, für 2 Jahre oder so), danach wird erneut begutachtet usw.

Das sind jetzt viele Infos, und ich weiß nicht, ob für dich was Hilfreiches dabei ist. Bei allem gilt aber: Ruhe bewahren; dir will keiner etwas Böses – die verschiedenen Institutionen wollen eben nur feststellen, wer als Kostenträger in deinem Fall zuständig ist, mehr nicht.

Es kann sein, dass dir z. B. im Laufe der Zeit auch eine Reha-Maßnahme vorgeschlagen wird; man wird schauen, wie man dir helfen kann, damit du wieder arbeitsfähig wirst. Da gibt es dann auch wiederum verschiedene Maßnahmen (medizinische Reha, berufliche Reha, usw. usw.) – doch das wird sich so nach und nach herauskristallisieren.

Ich drücke dir die Daumen und wünsche dir, dass es bei dir ohne Komplikationen weitergeht.

Mir hat in solchen Fällen teilweise Internetrecherche geholfen, Telefonate (mit der Krankenkasse) oder auch mal ein Gespräch mit einer Sozialarbeiterin (in einer psychiatrischen Institutsambulanz) – manchmal hilft da ein Gespräch mit jemandem, der sich da auskennt, eher weiter als wenn man stundenlang vor dem PC hockt und 1000 Infos findet (die evtl. gar nicht auf den eigenen Fall zutreffen).

Lass dich nicht entmutigen. Schau halt, dass du die entsprechenden Anträge stellst, die notwendig werden, dann bist du auf der sicheren Seite.

Kommst du mit deinem Papierkram bislang alleine klar? Oder kann dir da vielleicht eine Freundin helfen? Manchmal ist es hilfreich, wenn man nicht alleine vor allem steht.

Liebe Grüße
Mime


P. S. Hier ist noch zwei Links (Sozialrecht):

http://www.ra-klose.com/html/krankengeld.html

http://www.aerztekammer-bw.de/10aerzte/ ... h/1203.pdf

(hier finde ich die Schaubilder ganz interessant, den Rest habe ich noch nicht gelesen – ist viel Text)
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
emma79
Beiträge: 44
Registriert: 9. Apr 2014, 12:02

Re: ausgesteuert!?

Beitrag von emma79 »

Danke liebe Mime für Deine ausführliche Antwort!!!

Nein das letzte Mal war ich ca. 5 Monate krank geschrieben. Also noch nicht ausgeschöpft.
Sie betonte das es deshalb sein könnte das ich bald ausgesteuert werde eben wegen der Dauerbehandlung der Depressionen. Ich war ja nie beschwerdefrei...
Das kommt mir halt auch sehr komisch vor. Im Internet kann man alles und nichts lesen. Zu dem Thema habe ich aber nicht wirklich was gefunden. Ist auch alles sehr komplex. Die Links werde ich mir gleich mal anschauen! Danke!
Sie wollen das nun intern prüfen und dann bekomme ich ggf. Bescheid! Ich hoffe das ist nur irgendeine Panikmache von der Krankenkasse, denn dieses Hickhack schaffe ich nicht auch noch.
Denn...nein ich habe niemanden der sich mit mir die Unterlagen durchschaut, das überfordert mich auch sehr!
gost
Beiträge: 491
Registriert: 9. Feb 2013, 15:00

Re: ausgesteuert!?

Beitrag von gost »

Hallo Emma,

natürlich kommt es immer auf den Einzelfall an.

Die generelle gesetzliche Regelung sieht so aus:

http://www.aok-business.de/rheinlandham ... C19890101/" onclick="window.open(this.href);return false;

Vielleicht kannst du noch mal deine Zeiten überprüfen?

LG
emma79
Beiträge: 44
Registriert: 9. Apr 2014, 12:02

Re: ausgesteuert!?

Beitrag von emma79 »

(2) Für Versicherte, die im letzten Dreijahreszeitraum wegen derselben Krankheit für achtundsiebzig Wochen Krankengeld bezogen haben, besteht nach Beginn eines neuen Dreijahreszeitraums ein neuer Anspruch auf Krankengeld wegen derselben Krankheit, wenn sie bei Eintritt der erneuten Arbeitsunfähigkeit mit Anspruch auf Krankengeld versichert sind und in der Zwischenzeit mindestens sechs Monate

1.

nicht wegen dieser Krankheit arbeitsunfähig waren und
2.

erwerbstätig waren oder der Arbeitsvermittlung zur Verfügung standen.

Also da würde ich aber drunter verstehen das ich weiterhin ein Anrecht darauf habe!
Und nur nebenbei bemerkt, ich bin auch bei der AOK versichert.
Danke Ghost!
Dann verstehe ich aber noch weniger warum sie mir mit so etwas am Telefon "droht" ...
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: ausgesteuert!?

Beitrag von Zarra »

Hallo Emma,
Emma hat geschrieben: Ich war NICHT krank geschrieben seit 4 Jahren deswegen, habe aber durchgehend Therapie und Medikamente bekommen...
Also letzteres, Therapie und Medikamente, war bei mir auch der Fall und da wollte nie jemand was von mir - und unabhängig davon, darf das kein Grund für Aussteuerung sein!

Was allerdings sein kann: Warst Du länger oder immer wieder kürzer wegen anderer Krankheiten arbeitsunfähig geschrieben? Siehe "Tritt während der Arbeitsunfähigkeit eine weitere Krankheit hinzu, wird die Leistungsdauer nicht verlängert."

Ansonsten kann man nur annehmen, daß sie sich komplett vertan haben. Falls Du nicht insgesamt länger krankgeschrieben warst: Ruhig Blut, dann wird sich schon alles klären und es war wohl ein Versehen.

P.S. Das Wahrscheinlichere fände ich, daß die Krankenkasse Dir eine Reha (über die Rentenversicherung) zur Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit vorschlägt, um den Gesundungsprozeß zu unterstützen und natürlich auch um die Krankengeldzahlung möglichst gering zu halten.

LG, Zarra
gost
Beiträge: 491
Registriert: 9. Feb 2013, 15:00

Re: ausgesteuert!?

Beitrag von gost »

Nochmal Hallo,

ich finde Zarra hat Recht. Erst mal Ruhe bewahren.

Mit der weiteren Krankheit sieht es so aus, das wenn eine hinzukommt, die gar nicht berücksichtigt wird.
Also nicht 4 Wochen Krankheit 1, dann 2 Wochen Krankheit 2, und dann wieder Krankheit 1.
Die neue fällt einfach in diese alte Zeit Krankheit 1. Insgesamt gibt es 78 Wochen.

Ich denke eher das sie nur deine Zeiten gesehen hat (3 Jahre + 6 Monate) und eben alles noch prüfen musste. Das machen deren Programme.

Mach dir keinen Kopf. Wenn die was wollen werden sie sich schon melden.
Und wenn du erst 5 Monate hattest würden dir ja noch 13 Monate zustehen!

LG
emma79
Beiträge: 44
Registriert: 9. Apr 2014, 12:02

Re: ausgesteuert!?

Beitrag von emma79 »

vielen dank zarra und gost!

ja das hoffe ich das es sich da um ein Missverständnis handelt!
das hat mich nur echt schockiert, da ich von so etwas noch nie gehört habe...
sie sagte da gibt es sogar gerichtsurteile drüber.
Aber wenn es hart auf hart kommen sollte würde ich mir vom sozialdienst helfen lassen... danke für den tipp!
aber wenn wäre es wirklich interessant zu wissen!
bei euch ist es anscheinend auch anders gelaufen, dann muss ich mir zumindest nicht so viele Gedanken machen ;-)
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