Vom Loslassen.......

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Selea

Vom Loslassen.......

Beitrag von Selea »

Hi miteinander. :)

Loslassen von Spannungen und Konflikten.
Krimi hat mir so schön geschrieben, dass ich mir das Leben selber schwer mache, weil ich (noch) nicht loslassen kann mit diesem blöden Konflikt .

Loslassen anderer Art:

Meine liebe Freundin M. Von ihr habe ich mich in den letzten Jahren am besten verstanden gefühlt und bei ihr aufgehoben gefühlt, bezüglich des Mutter_Themas.
Auch sie hat eine Mutter, die eine rasant fortschreitende Demenz hat.
Mehr als 2 Jahre Pflegeheim.

Diese Mutter durfte vor wenigen Stunden sterben. Mit knapp 80.

Ich freue mich auch für M.s Intuitionen, sie noch kurz vorher besucht, begleitet zu haben......trotzdem___ein schweres Thema.

Und jetzt bin ich wieder bei meiner eigenen Mutter.
Bitte lacht mich jetzt nicht aus. :lol:
Ich denke tatsächlich oft, ich möchte sie noch ein wenig haben.
Obwohl sie doch so der böse Drachen, Hausdrachen ist und war.
Trotzdem. Ich denke immer, so ein klein bisschen möchte ich sie noch haben.

In 5 Wochen werde ich 60. Auf ein großes Fest muss und möchte ich aus finanziellen Gründen verzichten.

Statt dessen habe ich die Fantasie, diesen Werktag bei meiner Mutter im Pflegeheim zu verbringen, mit ihr alleine auf dem schönen Balkon sitzend auf meinen 60. Geburtstag ein Glas Sekt zu trinken.
Und ihr vielleicht mal zu sagen, wie gerne ich (meistens doch, bei allen Probs) auf der Erde bin, wie gerne ich oft doch lebe.

Und dass wir uns leider oft das Leben gegenseitig schwer gemacht haben.

Vielleicht sage ich das auch nicht.

Ich bin ziemlich dabei, diese alten Ungerechtigkeiten loszulassen.
Es hat sich viel verändert.
Merklich, aber nur SChritt für Schritt___und auch nur in meinem Tempo.
Es ist fast so, als würde ich meiner Mutter nichts mehr nachwerfen .....

Ich staune....

Auch von diesen alten Ungerechtigkeiten bezüglich meines Bruders konnte ich loslassen. Er, der Liebling meiner Mutter___ich dann oft auch schon fast verbittert, dass die Last mit der Pflege und allem so auf mir liegt.

Wir konnten uns einigen, dass er mir einen kleinen größeren Teil unseres gemeinsamen (letztlich bescheidenen ) Erbes überlässt.
Dadurch fühle ich mich nicht mehr ungerecht behandelt.

Es ist nur ein Symbol, dieser verschwindend kleine Geldbetrag.

Hmmh. Ich bin in einer inneren Umformungsphase. Es ist so.
Und jetzt geht mir meine liebe Freundin M. voran.
Im Abschiednehmen von ihrer Mutter.

Das steht mir auch bald bevor.

Bitte verzeiht mir. Dass ich das so schreibe.

Es muss mir auch gar niemand antworten auf diesen Thread.
Es war mir lediglich ein Bedürfnis, das hier so auszudrücken, wo soviele Menschen mir hier schon mit dem Thema mit meiner Mutter beigestanden sind
und mir zu einer Entwicklung diesbezüglich verholfen haben.


Selas
white hope
Beiträge: 262
Registriert: 30. Mär 2014, 22:51

Re: Vom Loslassen.......

Beitrag von white hope »

Liebe Selas

Danke dafür was Du geschrieben hast.
Statt dessen habe ich die Fantasie, diesen Werktag bei meiner Mutter im Pflegeheim zu verbringen, mit ihr alleine auf dem schönen Balkon sitzend auf meinen 60. Geburtstag ein Glas Sekt zu trinken.
Und ihr vielleicht mal zu sagen, wie gerne ich (meistens doch, bei allen Probs) auf der Erde bin, wie gerne ich oft doch lebe.
Und dass wir uns leider oft das Leben gegenseitig schwer gemacht haben.
Ja, tue das, wenn Du kannst. Es wird dich später belasten, wenn sie gegangen ist und du es ihr nicht mehr sagen kannst. Dann kommt dieses: "Ach hätte ich nur ... "

Es gibt ein wunderbares Buch (der Titel ist etwas irritierend) von Marina Rosenberg
Mutter, wann stirbst du endlich? Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreißprobe wird

Ich wünsche Dir viel Kraft

white hope
Selea

Re: Vom Loslassen.......

Beitrag von Selea »

Liebe white hope.

Danke für deinen liebevollen Beitrag an mich.

Vorhin habe ich mit meiner Mutter telefoniert. Und ihr erzählt, dass ich meinen 60. Geburtstag nur mit ihr ganz alleine auf ihrem schönen Balkon im Pflegeheim feiern möchte.

Sie war überglücklich. Das ist aber eine schöne Idee, Selas, sagte sie.



....nun gut, morgen fragt sie mich wieder, wie alt ich eigentlich bin, und wie alt sie ist etc....Demenz eben. Finde ich aber gar nicht ganz so schlimm. Mit ihren fast 93 Jahren.

Mir hat es als junge Frau fast immer das Herz gebrochen. Meine Mutter wäre so gerne immer bei meinen großen Geburtstagsfesten damals dabei gewesen.
Es ging einfach nicht, sie einzuladen.
Innerhalb weniger Minuten hätte sie die ganze Gesellschaft aufgemischt. In ihrer Kritiksucht, in ihrer Distanzlosigkeit.
Es ging nie, ihr das klar zu machen. Sie hat es nicht verstanden. Wie sie sich alle Menschen immer vergrault.

Und dann war halt Distanz der Weg.
Ein schmerzhafter Weg.


Na, ja, ich schätze einmal, es ist eh der letzte Geburtstag, den meine Mutter erlebt.
Es fühlt sich stimmig an, und es fällt mir leicht, das so zu machen.

Trotzdem. Komisch.

Kein großes Fest. Sondern nur kleines mit meiner Mutter.



Herzlich
Selas
white hope
Beiträge: 262
Registriert: 30. Mär 2014, 22:51

Re: Vom Loslassen.......

Beitrag von white hope »

Liebe Selas,

es hat mich sehr berührt, nachdenklich eigentlich eher besinnlich gemacht,
was Du geschrieben hast.

Ich werde meine Mutter (82) und meine Schwester zu Ostern zu mir holen. Vielleicht ist es das letzte Mal das das möglich ist. Wer weiß?
Sie wird dann immer wieder fragen wer ich bin und wo ihre große Tochter ist.
Ich kenne das schon und nehme es mit Gelassenheit.

"Mutterthema"
Meine Mutter hat mich oft zur Verzweiflung gebracht mit ihrer Kritiksucht und ... und ...
„ Gewitterhexe“ haben wir Töchter sie heimlich genannt.
Sie ist so eine ständig unzufriedene, verbitterte Frau, obwohl ihr alle sagen, dass sie es schön hat,
das hat sie wirklich.

Wie immer werde ich ihr gute Worte geben und ihre Boshaftigkeiten überhören.
Ja ich kann das mittlerweile.

Herzliche Grüße
white hope
krimi56
Beiträge: 1919
Registriert: 25. Dez 2011, 11:45

Re: Vom Loslassen.......

Beitrag von krimi56 »

Kein großes Fest. Sondern nur kleines mit meiner Mutter.

Liebe Selas,

und dennoch wird es in Zukunft als Erinnerung immer ein großes Fest sein.
Ein Fest nur für euch zwei. Auf eine Art wie sie es für euch nie war, aus Angst, aus Vorsicht, um das eigene Fest genießen zu können.

In den letzten Jahren hast du eine andere Sichtweise auf deine Mutter bekommen – vielleicht. Du bist trotz aller kritischen Zeiten die es in den vergangenen Jahren gab, ihr ein Stück näher gekommen. Ein Stück hinnehmen ihrer Persönlichkeit.

Ich bin immer wieder erstaunt wie oft sich hier im Forum der Mutter-Tochter-Konflikt einzelner Userinnen ähnelt.
Meine Erfahrungen ähneln etwas deinen Erfahrungen.
Das abgelehnt sein von der Mutter.
Und die Tochter ist in wichtigen Situationen doch, trotz allem für die Mutter da.

Meine Mutter ist dieses Jahr bereits 28 Jahre tot.
Ich habe eine Schwiegermutter von 84 Jahren im Haus. Sie ist wirklich lieb und doch kann ich nicht wirklich mit ihr umgehen. Sie ist anders als meine Mutter war. Aber da sie nie eigene Interessen hatte und auch jetzt nicht hat, können wir uns auf keiner Ebene begegnen. Da meine Mutter schon tot ist, kann ich nicht sagen oder mir vorstellen wie sie in diesem Alter wäre. Es wäre interessant für mich, da sie sehr dominant war. Aber sie war auch vielseitig interessiert. Da hätten wir uns vielleicht annähern und auch unterhalten können.

Ich habe meine Ersatzmutter, meine Großmutter in ihrer Demenz erlebt und weiß wie schwer es ist, wenn man nicht erkannt wird oder immer wieder alles wiederholen muss.

Im Nachhinein, liebe Selas, wirst du es immer gut finden, dass du diesen Geburtstag nur mit deiner Mutter zusammen sein konntest. Lass an diesem Tag auch keinen anderen Heimbewohner zu.

Liebe Grüße von
krimi
"Denk nicht daran, wie viel zu tun ist, welche Schwierigkeiten zu bewältigen sind oder welches Ziel erreicht werden soll, ...sondern widme dich gewissenhaft der kleinen Aufgabe, die gerade ansteht."
- Elisabeth Tova Bailey -
Selea

Re: Vom Loslassen.......

Beitrag von Selea »

Liebe krimi :)

Schöne Worte schreibst du an mich.

Irgendwas hat sich wirklich verändert. Vielleicht dieses Hinnehmen des Charakters und des Lebens meiner Mutter.
Es ist und war ja so. Ändern kann ich das alles nicht mehr. Nein.

Nur allenfalls die Annäherung___an einen inneren eigenen Frieden.
Frieden schließen, einwilligen.....ins Unabänderliche.
Ob geliebtes Kind oder ungeliebtes, so wie ich.
Iss ja trotzdem ne Menge aus mir geworden.
Es sollte mich geben, ich sollte dableiben auf Gottes Erden, ich sollte einen Platz finden____wenn auch meinen eigenwilligen Platz.....in meiner eigenwilligen Art.
Konventionell bin ich ganz gewiss nicht.

Und dazu gehört dieser 6o. Geburtstag.
Mit meiner dementen Mutter auf dem Balkon im Pflegeheim mit einem Glas Sekt in der Hand, und vielleicht einem Häppchen....

Es ist ein Symbol. Hier stehe ich, hier bin ich, mit allen entsetzlichen Macken und Fehlern, aber auch mit allen Gaben und Fähigkeiten.
Hier bin ich.....und das ist gut so.


white hope. :) Hab lachen müssen über die
Gewitterhexe
Hausdrachen, persönlicher Hausdrachen ist der Begriff meines Bruders und mir
als Summe ihrer Dominanz, ihrer Herrschsucht, ihrer mangelnden Herzenswärme, ......das Leben hat sie genügend gestraft diesbezüglich.


Ein weites Feld.


Herzlich
Selas
white hope
Beiträge: 262
Registriert: 30. Mär 2014, 22:51

Re: Vom Loslassen.......

Beitrag von white hope »

Hallo liebe Selas,

schön, dass Du gelacht hast.
ja Hausdrachen, alte Zicke
und ähnliches :lol:

ihre Dominanz, ihre Herrschsucht, ihre mangelnden Herzenswärme, ...
meist unzufrieden, oft meckernd, kritisierend ... viel geschimpft hat sie mit uns
verbittert, traurig, weinend ... Migräne habend oder krank
so habe ich meine Mutter in Erinnerung.

Es muss auch mal anders gewesen sein, denn ich habe ein paar alte Kinderfotos auf denen sie strahlt.
Nur, ich kann es zwar sehen, aber nicht spüren. Schade, ich kann mich nicht daran erinnern sie mal herzhaft lachen gesehen zuhaben.

Doch bevor ich weiter sentimental werde :) es gab sie bestimmt diese schönen Momente

Sie war auch eine starke Frau, die Kariere gemacht hat, in Peking, Kanton und "sonstewo" gewesen ist

eine im Moment schmunzelnde
white hope
Oda1
Beiträge: 3
Registriert: 14. Apr 2014, 00:31

Re: Vom Loslassen.......

Beitrag von Oda1 »

Hallo an euch alle!
Ich habe mich hier angemeldet, weil ich gerade einen Rückfall ins Dunkel erlebe und eure Beiträge haben mich berührt, weil das Thema "Mutter" mir gerade sehr nahe geht. Meine sehr depressive Mutter hat sich mit 82 Jahren vor wenigen Wochen das Leben genommen. Sie war kein Hausdrachen, ich habe sie sehr geliebt, obwohl sie nicht nur gut war (wer ist das?) Sie hat mich auch sehr geliebt und deshalb leide ich jetzt furchtbar. Ich fühle, wie früher schon einmal, Todessehnsucht und weiß nicht so recht, was ich dagegen tun könnte. Antidepressiva nehme ich schon viele Jahre, die Depression hat sich in unserer Familie leider immer weiter vererbt. Besonderes Glück hatte ich auch nicht im Leben. Ich bin geschieden, mein Mann hat sich eine jüngere Ausländerin genommen. Ich habe Diplom und arbeite stundenweise als Reinigungskraft, weil ich überhaupt nicht belastbar bin. Mein Vater ist Alkoholiker und auch fremdgegangen, was meiner Mutter das Herz gebrochen hat. Ich habe zwei Kinder und zwei ganz kleine süße Enkelinnen, beide voriges Jahr geboren. Das ist etwas Schönes. Mein Sohn wohnt mit Familie in einer anderen Stadt, meine Tochter zieht im Mai auch weg, obwohl ich ihr erst vor einem Jahr hierher hinterher gezogen bin, weil ich in ihrer Nähe sein wollte und sie fand das auch toll. Es ist zuviel, was ich dauernd loslassen muss. Ich wollte immer Familie. Und am Ende: Alles weg! Mann weg, Haus weg, Mutter tot, Kinder woanders. Meine Mutti war natürlich alt aber körperlich gesehen hätte sie sicher noch Jahre leben können. Nur ihre Seele war zu krank, wie meine auch.
Liebe Grüße von Oda
Selea

Re: Vom Loslassen.......

Beitrag von Selea »

Guten Tag liebe Oda. :)

Herzlich Willkommen in diesem Forum.

Ich weiß nicht, wie lange du schon mitgelesen hast, ohne angemeldet zu sein. Dieses Thema "Mutter" ist immer wieder diskutiert worden hier, in vielen Beiträgen auch zu anderen Themen kommt natürlich das Thema Mutter oder Vater auch auf.

Traurig ist, was du derzeit von dir zu berichten hast. Gleich zweimal loslassen.
Und das heftig. Das ist viel für deine Seele.

Das mit dem Suizid deiner Mutter, das tut mir Leid. Sehr leid.
So ein greises Alter kann sehr beschwerlich werden, und wenn diese ewigen Depressionen dazukommen, wird es umso schwerer.

Hast du ein Umfeld, das dich mit diesem Thema unterstützt? Deine Kinder. Nachbarn , Bekannte?
Hier in meiner großen Stadt gibt es den AKL____heißt Arbeitskreis Leben, der tolle Unterstützungsangebote für Hinterbliebene nach Suizid anbietet. Also, Einzelberatungen, auch ob vielleicht eine unterstützende Therapie nötig ist, und Gruppentherapie etc. etc.
Es ist sicherlich eine gute Anlaufstelle, wenn man an den eigenen Gefühlen schier erstickt.

Dann das mit deiner Tochter und den Enkelinnen, die dein Herz wärmen. Der bist du hinterhergezogen. Alleine, ohne deinen alkoholkranken Ehemann? So verstehe ich es.
Und ausgerechnet diese Tochter zieht jetzt wieder in eine andere Stadt.
Sowas ist viel. Viel zuviel. Tut in der Seele weh.

Verluste schmerzen. Immer und immer wieder, und egal, wieviele Verluste man schon erdauert hat im Leben.

Du schreibst auch, Familie war immer das Wichtigste im Leben____und nun scheint es, musst du dich doch auf die eigenen Füße stellen, und vielleicht doch noch was ganz Eigenes aus deinem Leben machen??? Und das scheint dich zu überfordern.

Trauer trübt deinen Blick derzeit. So denke ich. Trauer um deine Mutter, und um den Weggang der Tochter mit den Enkeln.

Hast du Unterstützung, da wo du lebst, machst du neben der Einnahme von Medikamenten eine Psychotherapie? Hast du Freundinnen.....Nachbarn, mit denen du mal plauschen kannst??


Du machst derzeit eine schwere Zeit durch. Aber auch das verändert sich wieder. Glaub mir.


Herzlich
Selas
white hope
Beiträge: 262
Registriert: 30. Mär 2014, 22:51

Re: Vom Loslassen.......

Beitrag von white hope »

Guten Tag liebe Oda. :)

auch von mir herzlich Willkommen in diesem Forum.

Eine geliebte Mutter, geliebte Menschen zu verlieren ist immer hart, sehr hart für die, die zurückbleiben und es dauert meist sehr lange bis man sich damit abgefunden hat.

Bin selber zurzeit zu sehr im Seelenblues gefangen ... kann dir daher erstmal nur sagen ... es wird wieder besser. Wir sind trotz allem starke Frauen und wir schaffen das immer wieder aufzustehen.

Herzliche Grüße
white hope
Oda1
Beiträge: 3
Registriert: 14. Apr 2014, 00:31

Re: Vom Loslassen.......

Beitrag von Oda1 »

Liebe Selas und white hope,
danke, dass ihr mir geantwortet habt. Mein Mann war tatsächlich auch alkoholabhängig, aber ich meinte meinen Vater. Er lebt noch und hat bezüglich meiner Mutter nun schwerste Schuldgefühle. Er denkt auch dauernd übers Sterben nach, will aber evtl. noch mal einen Entzug versuchen, hat sich in ärztliche Behandlung begeben. Ich war es auch noch, die meine Mutter tot gefunden hat, und das war zwar hart aber nicht furchtbar, sie war von einer Überdosis Schlaf- und Beruhigungsmittel friedlich eingeschlafen.
Ich werde bald 53, da hat man nicht mehr so große Pläne im Leben, zumal dann nicht, wenn man psychisch so belastet ist. Bis zum Tod meiner Mutter kam ich ganz gut klar. Mein ganz großer Zusammenbruch mit Suizidversuch und 17 Wochen Psychiatrie liegt 7 Jahre zurück. Es kommen immerzu neue Verluste und ich muss immer wieder loslassen. Dann frage ich mich, was lohnt es sich noch, um es festzuhalten von meinem Leben. Viel bleibt da nicht übrig.
Ich glaube, eine Mutter hat eine Riesenbedeutung im Leben. Ob man das will oder nicht. Meine Mutter hat mich über Jahrzehnte mit Selbstmordandrohungen sehr gequält. Sie war permanent unglücklich und ich war irgendwie die einzige, der sie das alles erzählen konnte. Sie sendete Hilferufe und ich konnte nicht helfen. Die Ehe meiner Eltern war grausig, trotzdem konnten sie nicht ohne einander. Nun ja, es gibt ein paar Menschen, die mir zuhören würden, dies auch schon getan haben. Aber letztlich sind sie mit meiner Problematik auch überfordert. Entweder ich kriege es in den Griff oder nicht. Jetzt hieße es kämpfen aber ich bin ein sehr müder Kämpfer.
Liebe Grüße von Oda
Selea

Re: Vom Loslassen.......

Beitrag von Selea »

Guten Morgen Oda :)

Es ist einfach nur grauenhaft, was du schilderst.

Eine Mutter, die dich zeitlebens mit ihren Fantasien gequält hat, sich aber (so schätze ich) nie fachliche Hilfe geholt hat.
Und ein Vater, der seine Sucht auch nicht bewältigen konnte.

Keiner konnte sich von dem anderen trennen. Welche familiären Verstrickungen. Sowas ist traurig und belastend. Und hinterlässt ja bei dir tiefgreifende Spuren.

Und irgendwie hat dich deine Mutter ja auch instrumentalisiert, statt selber zu versuchen, ihr Leben in die Hand zu nehmen, hat sie alle Seelenlast der Tochter aufgebürdet.


Nun zu dir selber.
Ich werde 53, da hat man nicht mehr so große Pläne im Leben.....
schreibst du.

Bei einer derzeitigen Lebenserwartung bei Frauen von 85 ___fängst du ja früh an, deinem Leben alle Ziele abzusprechen.....wenns gut geht, hast du noch 32 Jahre, die sehr wohl auch noch ein wenig interessant und neu gestaltet werden können.
Nun, mir scheint eher, dass die Depression aus dir spricht. Da sieht man ja nie einen Lichtstrahl am Horizont.

Nein, ich klugscheiße :roll: jetzt nicht, denn____ich selber, wenn wieder depressiver____meine dann auch, mit meinen zarten 60 Jahren jetzt ___gibts nicht mehr viel Neues oder Schönes zu erleben. Aber es ist dann meine depressive Stimmung.

In Wahrheit passiert ja immer wieder Neues.Mit 56 hab ich mich noch einmal getraut umzuziehen.
Viele interessante positive und negative Erfahrungen.
Und irgendwas ist in mir derzeit, dass ich immer denke, hier bleibe ich auch nicht bis an mein Lebensende. Lust auf Neues....

Selbst meine alterspsychotische und demente Mutter hat mit fast 93 noch den Sprung ins Pflegeheim erfolgreich bewältigt. Und, sie baut wohl körperlich immer mehr ab____aber mental und sonst geht es ihr deutlich besser als in den letzten 2 Jahren davor.
Und sie kann sich an Kleinigkeiten immer noch erfreuen. Z.B. an dem wunderschönen Balkon, auf dem wir jetzt immer sitzen.
An dem (wirklich) sehr guten Essen dort....

Ja, ich versuche dir Mut zu machen, wobei ich ja selber auch öfters mal sehr mutlos bin. Aber nicht durchgängig.

Du hast jetzt so Schweres zu erdauern, liebe Oda. Die Trauer braucht Zeit. Da lässt sich auch nichts anschieben oder forcieren.
Wenn die Trauer dir aber einen heftigen Depressions_Rückfall beschehrt hat, würde ich nicht zögern, psychotherapeutische Unterstützung zu suchen.

Es gibt auch Trauergruppen, alle Bestatter hier in meiner Großstadt bieten das mittlerweile an.

Und, es gibt Selbsthilfegruppen für Angehörige von Alkoholikern. Z.B. Alanon

So ganz alleine musst du nicht durch dieses tiefe Tal steuern.
Ich bitte dich sehr, hol dir professionelle Hilfe.


Herzlich
Selas
white hope
Beiträge: 262
Registriert: 30. Mär 2014, 22:51

Re: Vom Loslassen.......

Beitrag von white hope »

Liebe Oda,

oje, mein tief empfundenes Mitgefühl sende ich Dir.

Mein Vater war/ist auch Alkoholiker, keine Ahnung was aus ihm geworden ist oder ob er noch lebt.
Meine Mutter hat mich über Jahrzehnte mit Selbstmordandrohungen sehr gequält. Sie war permanent unglücklich
Ja meine Mutter auch ... als Kind fand ich das sehr, sehr schrecklich.
Mittlerweile kann ich mich davon distanzieren.

Das mit Deiner Mutter ist schlimm. Doch wenn sie friedlich eingeschlafen ist, ist es vielleicht ein kleiner Trost dass Ihr Leiden beendet ist und Du Dich nicht mehr um sie sorgen musst.

Sorge jetzt für Dich. Hol dir Hilfe. 53 ist kein Alter! Du hast noch so viele Jahre vor Dir, die Du Dir gut gestalten kannst. Bin auch zurzeit ein müder Kämpfer, da kann ich Dich gut verstehen.

Du schreibst:
Ich habe zwei Kinder und zwei ganz kleine süße Enkelinnen, beide voriges Jahr geboren. Das ist etwas Schönes.

Ich schaue mir oft die Bilder meiner kleinen Enkelkinder an, wenn ich gerade wieder Bluesstimmung habe und alles so sinnlos empfinde. Daran halte ich mich fest. Ich würde sie ja gar nicht aufwachsen sehen, wenn ich nicht mehr da bin.

Bitte nicht aufgeben liebe Oda

Liebe Selas,

war gerade in Gedanken bei Dir ... loslassen ...
Ich halte oft Zwiegespräche mit Dir, was würde jetzt wohl Selas dazu sagen?
(Wirklich wahr und ohne Schmarrn.) Habe gerade wieder in den Sachen meines Mannes gekramt.
Konnte mich nicht entscheiden was wegzuwerfen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Liebe Selas, danke für` s immer wieder Mutmachen.

white hope
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