Leben ohne Antidepressiva

Antworten
heidi5horses
Beiträge: 3
Registriert: 29. Mär 2014, 19:50

Leben ohne Antidepressiva

Beitrag von heidi5horses »

Hallo,
als Neuling hier im Forum möchte ich mich kurz vorstellen.
Bin 53, weiblich und leide seit der Pubertät unter schweren
Depressionen. Wurde mit 25 zum erstenmal auf Aponal eingestellt
und hab seither die ganze Palette durchgemacht, zum
Schluss Venlafaxin 225mg.
Habe ich am 29.11.2013 abgesetzt. Die ersten beiden Wochen waren die
Hölle, echt gefährlich.
Mittlerweile bin ich geschockt, wie sehr mein Denken und meine Weltsicht
beeinflusst wurden, von der Fixierung aufs Essen ganz zu schweigen.
Zur Nacht nehme ich 100mg Quetiapan, tu sonst kein Auge zu.
Hab aber das Gefühl, endlich wieder ich selbst zu sein mit allem
was dazugehört, auch viel Leid ...
Gibts vielleicht jemanden, der auch versucht ohne ADs auszukommen?
Eine Depression macht aus einem Hundertmeterläufer einen Marathonläufer.
Laryus
Beiträge: 103
Registriert: 9. Mär 2014, 18:24

Re: Leben ohne Antidepressiva

Beitrag von Laryus »

Willkommen im Forum!

Ist auch für mich ein interessantes Thema. Ich nehme momentan 100 mg Sertralin, das wirkt aber meinem Gefühl nach eher Placebo.
Meine Therapeutin meinte, ich soll sie noch weiterhin nehmen zur Stabilisierung, aber ich mag Medikamente im Allgemeinen irgendwie eher nicht so.
Ich habe aber auch Angst, dass wenn ich sie ausschleiche, es mir dann total bescheiden geht.

Liebe Grüße,
Laryus
lae
Beiträge: 188
Registriert: 14. Feb 2012, 12:37

Re: Leben ohne Antidepressiva

Beitrag von lae »

Liebe heidi5horses,
auch ich reguliere viel von meinen Stimmungen über das Essen. "Essen und trinken halten Leib und Seele zusammen."

Wie sah die Fixierung denn bei dir aus?

LG
laetitia
gost
Beiträge: 491
Registriert: 9. Feb 2013, 15:00

Re: Leben ohne Antidepressiva

Beitrag von gost »

Hallo Heidi,

schön das du hier bist!

Mir haben die Nebenwirkungen zu schaffen gemacht und so habe ich gedacht ich probier es noch mal mit mir ohne Medi´s. ;)
Ich bin jetzt 6 Monate ohne und kann sagen, meine Geister sind wieder da.
Aber das Wissen um die Depression (bin chronisch) lässt mich das alles aushalten. Und auch die Therapie verschafft mir andere „Mittelchen“ damit klarzukommen.
Falls es ganz schlimm kommen sollte, auch zu wissen, das es Medi´s gibt die mir helfen können.
Wie ich schon mal woanders gesagt habe, mich wahrzunehmen und zu mir zu stehen und auch Rechnung zu tragen gelingt mir immer öfter.
Machst du denn noch Therapie?

LG
heidi5horses
Beiträge: 3
Registriert: 29. Mär 2014, 19:50

Re: Leben ohne Antidepressiva

Beitrag von heidi5horses »

Hallo Leute,
bei allen ADs, die ich je genommen hab,hatte ich ständig das
Gefühl, zu verhungern. Musste alle 2 stunden was essen, am liebsten
süss und üppig. Bin 166cm und wiege 90 kg!
Venlafaxin hat am stärksten reingehauen, obwohl es mir damit sehr
gut ging. Und ja, auch meine Geister sind wieder da, bin längst
nicht mehr so schnell zufrieden. Merke das am besten beim
Klavierspielen, ja echt, kann viel intensiver üben.
Therapie mach ich keine mehr , hab jetzt schon Jahrzehnte überlebt
und hoffe, es kommen noch ein paar dazu.
Altwerden ist nichts für Feiglinge! (Mae West)
Eine Depression macht aus einem Hundertmeterläufer einen Marathonläufer.
27102911
Beiträge: 38
Registriert: 14. Aug 2013, 16:19

Re: Leben ohne Antidepressiva

Beitrag von 27102911 »

Liebe Leute,

ich trage mich schon länger mit dem Gedanken mein AD abzusetzen. Ich nehme seit 5 Jahren Venlafaxin . Es hat mir am Anfang sehr gut geholfen.Ich nahm die erste Zeit 75mg und dann erhöhte meine Ärztin auf 150mg. Seele und Antrieb waren lange gut. Bis ich letztes Jahr im Januar wieder einen Rückfall hatte. Die Erschöpfung kam von jetzt auf gleich. Wir erhöhten das AD und es ging bis Juni gut. Da traf es mich mit voller Wucht.Nichts ging mehr,keine Kraft , kein Antrieb, mein Körper hat mich lahm gelegt.Das AD wurde auf 225mg erhöht,aber das vertrug ich nicht in der Höhe.Dann wurde es wieder auf 150 mg runtergesetzt.
Seitdem bin ich krank geschrieben und meine Erschöpfung geht rauf und runter. Ich war grad 6 Wochen zur Reha und auch da sagte mann mir Ruhe ruhe ruhe.
Nun bin ich versucht , mich aus dem AD zu schleichen.Vielleicht geht es mir dann besser,kein Schwitzen,keine Alpträume und ich nehme vielleicht auch mal ein paar Kilos ab (hab 20kg zugenommen seitdem ich das AD nehme). Und auch die Lust auf körperliche Liebe kommt wieder.Eure Berichte haben mir Mut gemacht.Ich werde berichten wie es mir ergangen ist.

Alles liebe :)
heidi5horses
Beiträge: 3
Registriert: 29. Mär 2014, 19:50

Re: Leben ohne Antidepressiva

Beitrag von heidi5horses »

Liebe(r) Unbekannte(r)
ich kann dir nur sagen, dass ich seit nunmehr
5 Monaten ohne Venlafaxin das Gefühl habe,
wieder ganz normal am Leben teilzuhaben.
Libido wieder da, grässliche Schweißausbrüche
weg, Fressattacken weg !!
Allerdings auch die rosarote Brille und die
Dämpfung beim Blick auf mich, mein bisheriges
Leben, mein soziales Umfeld. Als ich Venlafaxin
absetzte, kamen mit einem Schlag sämtliche
Verletzungen der letzten 50 Jahre wieder hoch
Und ich fühlte mich so nackt und schutzlos, dass ich
Panik hatte, die Wohnung zu verlassen. Hab mir
stundenlang die Augen ausgeheult. Aber " durch
die Nacht zum Licht"....
Wünsche dir von Herzen alles Gute und das du
durchhalten kannst.
Eine Depression macht aus einem Hundertmeterläufer einen Marathonläufer.
emma79
Beiträge: 44
Registriert: 9. Apr 2014, 12:02

Re: Leben ohne Antidepressiva

Beitrag von emma79 »

Das ist etwas das mir auch Sorgen bereitet.
Das mit dem Essen kenne ich, habe unter Mirtazapin über 25kg zugenommen...
Das war schon unmenschlich...
Habe viele andere probiert, aber keine AD's vertragen.
Nun nehme ich seit 4 Jahren Valdoxan. Was zumindest mein größtes Problem mit dem schlafen reguliert.
Ich war sogar soweit das ich schon reduzieren wollte...es auch getan hab und fast keine Absetzsymptome hatte.
Leider bin ich nun wieder auf 2 Tabletten am Abend da es mir wieder schlechter geht, aber auch das geht vorbei.
Viel Glück Dir!!!
melanieee
Beiträge: 27
Registriert: 11. Apr 2014, 19:03

Re: Leben ohne Antidepressiva

Beitrag von melanieee »

hallo heidi und alle anderen,
ich, 22, habe ca.7 monate venlafaxin genommen (höchstdosis waren 300 mg). habe es schrittweise abgesetzt, hatte keine entzugssymptome, und mir geht es ohne das ad genauso (schlecht) wie mit.
wie schaffst ihr es denn, aus den tiefsten tälern herauszukommen? gelint mir nämlich gar nicht,es passiert nur immer iwie von allein, ohne dass ich weiß, warums mir jetzt besser geht.
lg melanie
Anusha
Beiträge: 5
Registriert: 13. Apr 2014, 18:46

Re: Leben ohne Antidepressiva

Beitrag von Anusha »

Liebe Heidi,

ich hatte im letzten Jahr einen weiteren Versuch unternommen, die Medikamente abzusetzen, vor allem aus dem Grunde, dass ich immer mehr an Gewicht zunahm. Leider war das keine gute Idee, denn ich bin in eine totale Krise gestürzt, bekam heftigste Depressionen und Wahnvorstellungen.Nun habe ich mich damit abgefunden, die Medikamente über viele Jahre, wenn nicht sogar mein Leben lang einzunehmen. Glücklich bin ich allerdings nicht damit, denn so ganz beschwerdefrei bin ich auch mit Tabletten nicht. Vor allem bin ich antriebs- und interessenlos, oft sehr niedergeschlagen oder innerlich leer. Mir fehlt einfach ein Stück Lebendigkeit, vielleicht sind das auch Nebenwirkungen der Tabletten.
Man muss beim Absetzen wirklich das Für und Wider abwägen und sich die Frage stellen, was das kleinere Übel ist. Für mich war es auch sehr schwer zu akzeptieren, dass ich krank bin und Medikamente brauche, ohne die ich wahrscheinlich nicht mehr leben würde. Auch wenn es ein sehr eingeschränktes Leben ist.
Ob man Medikamente absetzt, hängt natürlich auch vom Schweregrad der Erkrankung ab. Bei leichteren Formen würde ich es auch immer zunächst ohne versuchen.

Gruß, Anusha
Antworten