Einfach ein paar Worte ...

[Liana]

Hallo zusammen,

nach meinem Beitrag im Februar möchte ich heute gerne ein paar Worte loswerden.
Ich habe gerade nicht die Kraft, um ausführlich zu schreiben.

Zu meiner minimalistischen privaten und beruflichen Situation kann ich im Moment sagen, dass ich mich recht alleine fühle und die Erfahrung mache, am ehesten im Austausch mit ähnlich Betroffenen Geborgenheit und Verständnis zu bekommen. Die Erwartungshaltung von vielen Gesunden ist aus meiner Sicht eher die "sorglose Schönwetter-Stimmung".

Nach einer leichten Umstellung meiner Tabletten durch einen Facharzt, kann ich sagen, dass sich wenige Vorteile und insgesamt nun nachteilige Auswirkungen bemerkbar machen, die es mir neuerdings erschweren, den täglichen Anforderungen nachzugehen.
Es gab zunächst eine Umstellung, dann eine erfolgreiche Reduzierung und neue Erhöhung.
"Verschleppte" innerliche sowie äußere Faktoren, nehme ich als Ursache verstärkt wahr.

Trotz aller Bemühungen in Bezug auf meine Gesundheit und einer zwischenzeitlichen Stimmungsstabilisierung, haben sich in letzter Zeit ein paar Dinge ereignet, die meinem Befinden weniger gut getan haben. Dies betrifft das soziale Alltagsleben mit seinen Anforderungen und Widrigkeiten sowie meinem Verhalten und meinen Symptomen, welche mich kraftlos machen, leicht isolieren und Bezugspersonen mich "auffangen".

Meine Behandlung findet durch erneute psychotherapeutische Gespräche und durch meinen Facharzt statt. Das Medikament haben wir schon erhöht aber nur eine mäßige Wirkung erzielt, so dass es sich für mich (im Gesamtzusammenhang) wahrscheinlich unangenehmer anfühlt, als es sich hier aus meinen Zeilen herauslesen mag.

Die bisherigen Gespräche verliefen aus meiner Sicht eher oberflächlich und in größeren Zeitabständen. Ich hoffe, dass sich noch Behandlungserfolge einstellen können (die bei voriger Medikation relativ gut gelangen aber es seitens des Arztes Gründe für die Umstellung sowie Gewichtsprobleme gab). Ich versuche durch etwas Tagesstruktur, Beschäftigung, Fürsorge etc die Lage schrittweise zu verbessern. Leider erlebe ich mich schon länger in meiner Entwicklung alleine, kraftlos und unzufrieden - auch verzweifelt.

Ich danke euch dafür, dass ich mir diesen Beitrag hier von der Seele schreiben durfte und es wäre schön, wenn jemand antworten mag. Bitte habt Verständnis dafür, falls ich meinen Thread aus der aktuellen Situation heraus noch einmal überarbeiten sollte.

Viele liebe Grüße
Liana

[FrauRossi]

Hallo Liana,

es tut mir leid dass es dir gerade so mies geht. Ich kenne das aus eigener Erfahrung gut. Wenn das Verständnis im Umfeld fehlt und man sich so furchtbar kraftlos fühlt.

Ich habe nie AD´s genommen, daher habe ich keine eigenen Erfahrungen. Aber in vielen Berichten hier im Forum wird geschrieben dass die AD´s jeweils einige Wochen brauchen bis sie ihre Wirkung entfalten. Vielleicht ist das bei dir auch so? Und das neue Medi braucht erstmal noch Zeit bis es bei dir ankommt?

Ich wünsche es dir jedenfalls. Ansonsten kannst du nicht nochmal mit dem Arzt sprechen? Ob es nicht noch eine Alternative gibt?

Ich fühle mich auch sehr oft allein, ich bin es auch. Aber ich finde auch einen gewissen Halt im Austausch hier im Forum und auch im Depriforum von Dendrit. Dort kann ich wenigstens von meinen Problemen, Erlebnissen, Stimmungen aber auch Erfolgen schreiben und bekomme wenigstns ein wenig Feedback. Es ersetzt nicht das echte Gespräch, aber dafür ist halt niemand da. Also nehme ich was kriegen kann und versuche es immer positiv zu bewerten.

Vielleicht kannst du das auch versuchen? Dein neues AD wirkt nicht richtig oder kaum. Positiv betrachtet könnte es sein:
- Das neue AD nehme ich erst seit xTagen /x Wochen wahrscheinlich entfalltet es seine Wirkung erst in weiteren x Wochen. Dann wird es mir besser gehen.
- Das alte AD hat Probleme gemacht die bin ich jetzt los. Die Probleme wurden vom meinem Doc erkannt. Mein Doc ist auf meine Probleme eingegangen und hat gehandelt und eine neue Medikation verordnet. Das ist gut!
- ich fühle mich gerade allein. Aber das gute daran ist. Ich brauche viel Zeit für mich, weil ich es nicht schaffe dem "alles ok" Druck der Allgemeinheit, zu begegnen.

Ist es dir möglich so in der Art deine Jetzige Situation zu bewerten? Mir hat es immer geholfen, es immerwieder genau so anzugehen. Und wenn es auch noch so schlimm war, für irgendetwas war es immer auch gut.

Ich wünsche dir viel viel Kraft.

LG FrauRossi

[Heidi1205]

Hallo Liana,
ja Du hast Recht - es ist unglaublich schwer jemand zu erklären wie es sich anfühlt depressiv zu sein der das noch nie erlebt hat. Diese Kraftlosigkeit kenne ich auch... gottseidank habe ich einen Partner der sich die Mühe macht mich zu verstehen.

Ich habe vor zwei Jahren auch durch Umstellung meiner ADs und zusätzlichem Stress in der Arbeit eine depressive Episode ausgelöst. Erschöpfung und Kraftlosigkeit wie nach einer langen Grippe waren das Hauptmerkmal dieser Depression.
Ich wollte damals viel allein sein - wahrscheinlich um niemand erklären zu müssen warum ich nicht arbeiten gehe.
Aber es braucht Zeit um wieder auf die Beine zu kommen und wieder Kraft zu haben einen Arbeitstag zu meistern.

Gib Dir diese Zeit - versuche raus zu gehen in die Natur. Vielleicht hast Du ein Haustier?? Tiere sind einfach da und fragen nicht nach einer Erklärung.
Und es ist schön, dass Du Dich hier im Forum mitteilst. Dadurch profitieren auch viele andere.
Du bist wertvoll, denke immer daran.

[Heidi1205]

Hallo Liana,
wie geht es Dir?

[FrauRossi]

Hallo Liana,

Bist du noch hier? Hat sich in Sachen AD's schon etwas verändert?

LG FrauRossi

[Liana]

Hallo zusammen,

ein paar Worte zu meiner Situation kann ich heute schreiben, auch wenn noch die Kraft fehlt. Die Umstellung und Erhöhung meiner Tabletten hat noch keine wesentliche Verbesserung mit sich gebracht und dies ist gesunden Menschen schwer zu vermitteln. Vermutlich ist es ersteinmal richtig, die Einnahme unter ärztlicher Begleitung fortzusetzen.

Ich nehme wahr, am Tage eine leichte, vorübergehende Besserung trotz Nebenwirkungen zu spüren. Dass diese Medikation richtig und ausreichend für mich ist, möchte ich im Zusammenhang der Entwicklung hoffen. Meine Tagesstruktur gelingt ansatzweise aber ist noch nicht im Gleichgewicht - Es glücken nur wenige soziale Aktivitäten und Zuwendung.

Für eure bisherigen Worte, die Motivation und das Mitgefühl bedanke ich mich herzlich. Ich versuche es so gut es geht anzunehmen, was ihr mir entgegengebracht habt aber schaffe es im Moment nicht, mich in einem längeren Beitrag darauf zu beziehen.

Viele liebe Grüße
Liana

[ndskp01]

Liebe Liana,

kennst du den Haiku:

Langsam
den Himalaya hinauf
die Schnecke

oder in einer anderen Übersetzung:
Beisteig den Fuji,
Schnecke,
aber langsam, langsam.