Meine Sinuskurve

fourseasons
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Meine Sinuskurve

Beitrag von fourseasons »

Hallo Leute,

ich bin, wie meist, ein wenig durch den Wind.
Mich nervt gerade dieses ewige Auf und Ab der Symptomatik. Es ist fast wie bei einem Bungee-Seil. Kaum schwingt es nach oben, bin ich schon wieder im freien Fall.
Da gibt es die Phasen, wo ich meine alles ist doch in Butter, so dass ich gar nicht ausmachen kann, wo überhaupt mein Problem ist. In diesem Zustand würde ich einen „Gesund“ Stempel verdienen, denke ich dann. Dann schreibe ich meist auch hier im Forum. Manchmal reicht dann aber doch nur eine Kleinigkeit aus, die mich so weit runter zieht, dass ich dies sofort wieder revidieren muss. Manchmal dauert der Phasenwechsel Tage, dann wieder nur Stunden – im ständigen Wechsel. Es ist wie ein Zweifel in beidseitiger Richtung. Also ein Weder-Noch Gesund/Krank sein. Ich bin mir sicher, dass ihr das auch kennt, kann mir aber nicht wirklich einen Reim darauf machen.

Damals, bei meiner ersten Supernova an Episode war das anders. Da befand ich mich unter Dauereintrübung der Gedankenwelt die sich mit Panik abwechselte. Diese Phasen des „Gutfühlens“ hatte ich da nicht. Es ist als wenn die Zeit der letzten Jahre, in der ich glaubte keine Episode zu haben, im Grunde genommen nur einen zeitlich extrem gedehnten Phasenverlauf hatte. Da waren monatelange schlechte und monatelange gute Zeiten im Wechsel. Als Depression wertete ich das alles gar nicht, da war es eher eine Art Verdrängungsmechanismus.

Liegt das an den AD dass der Phasenwechsel derzeit so schnell verläuft, oder ist das jetzt eher eine akute Symptomatik? Da ich mit den AD bisher null Erfahrung hatte, stelle ich nun diese Fragen in den Raum …

Liebe Grüße,
Dieter
Erst wenn du den anderen so annehmen kannst wie er ist, wird er frei sich von dort an aufzumachen, derjenige zu werden dessen er befähigt ist.
Heidi1205
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Re: Meine Sinuskurve

Beitrag von Heidi1205 »

Hallo Dieter,
naja die Aufgabe der AD's ist dass depressive Phasen entweder nicht auftreten oder nur kurz und nicht so schwer.
Das könnte den raschen Wechsel etwas erklären, oder?

Was nimmst Du denn?

Schönen Abend wünscht Heidi
Liebe Grüße von Heidi

Dein Schutzengel liebt und begleitet Dich.
fourseasons
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Re: Meine Sinuskurve

Beitrag von fourseasons »

Hallo Heidi1205 !

Danke Dir! Da wird mir das schon klarer. Ich nehm gerade Cipralex. Das geht mir gerade Abends ein wenig auf den Kreislauf und Ich hab weiterhijn Schlafprobleme, die aber nicht sooo sehr ins Gewicht fallen. Naja, und die fiesen Kopfschmerzen, aber die kommen von der ewigen Nackenverspannung, da ich auch vermehrt schwitze und dann auch verkühle :roll:

Dir auch einen schönen Abend!

LG Dieter
2304.1900
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Re: Meine Sinuskurve

Beitrag von 2304.1900 »

Hallo Dieter,

wir können leider keine Diagnose stellen , oder eine zutreffende einschätzung abgeben.

Wenn du so schnell wechselst ,musst du unbedingt zum Arzt ,Facharzt oder in eine Klinik gehen,und das schnellstmöglich.
Ich kenne einige möglichkeiten wie nach einem normalen Phasenverlauf ein solch schneller wechsel entstehen kann.
Aber leider haben die wenigsten mit einer Depression zu tun ,so das eine gründlicher Körperlicher Status erstellt werden sollte.

gleichwohl besteht die Möglichkeit das dein AD mitverantwortlich ist ,aber auch das muss vor Ort geklärt und verändert werden.

kurz ,
ab zum Arzt deines Vertrauens.

viele Grüße,
Stefan
fourseasons
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Re: Meine Sinuskurve

Beitrag von fourseasons »

Lieber Stefan,

danke für deine Antwort. Und ja, ich war bereits beim Arzt, wegen der Blutwerte, und hab nächste Woche wieder einen Termin bei meinem Psychiater. Zudem ab ca. Mitte März Tagesklinik.
Mich hat nur interessiert, ob diese Symptomatik auch vom Medi kommen könnte - so aus den Erfahrungswerten anderer her gesehen. Nix bei mir ist besonders kritisch derzeit. Da habe ich schon schlimmeres bei mir erlebt. Das hier keine Diagnosen möglich sind weiß ich, wäre ja noch schöner so was online zu machen ;)
Aber du hast schon recht, dass man da aufmerksam mit umgehen muss.

Lieben Gruss,
Dieter
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Zarra
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Re: Meine Sinuskurve

Beitrag von Zarra »

Hallo Dieter,

also wenn ich Dein Eingangsposting richtig lese, "beunruhigt" Dich gerade, daß Deine Depression gerade "kein reines Dauertief" ist, oder??!? Und wenn Du bei den Episoden davor kein AD genommen hast, wäre das ja eine positive (!) Erklärung. Oder hättest Du etwa lieber ein schwarzes, undurchdringliches Dauertief?! - Kritisch wäre es nur, wenn es Richtung Manie kippen würde - so klingt das aber nicht, sondern nur nach Aufhellung. - Und den Begriff "Phasenwechsel" würde ich bei stunden- oder tageweisen Aufhellungen auch nicht gebrauchen. Und wenn man sich monatelang und zudem ohne AD gesund fühlt, dann hat man in dieser Zeit auch keine Depression. - Soweit von meiner Seite ...

LG, Zarra
2304.1900
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Re: Meine Sinuskurve

Beitrag von 2304.1900 »

Hallo Dieter ,

da du offensichtlich schon mal richtig reagiert hast …

Natürlich kann auch das AD schuld sein.
So wie der Menschliche Körper sich ständig verändert ,kann sich auch die körperliche Seite der Depression verändern.
Das was gestern noch das Mittel der Wahl war ,kann auch der Fehler von Heute sein. (gerade bei Instabilen zuständen)
Jedes AD hat sein Wirkstoffprofil und eine relativ genau beschriebene Wirkung ,im Hirnstoffwechsel.
Wenn ich mit deinen Beschwerden bei meinem Facharzt aufkreuzen würde ,würde er auch erstmal Blutwerte anfordern und,
mich dann für nächste Woche zum Blutwert besprechen oder Medi Wechsel einbestellen.
Falls er mich nicht gleich milde Lächelnd Fragt ,wie zufrieden ich mit meinem Medi bin.

Na gut ,das letzte wird er mich nicht mehr fragen ,da wir mein Medi schon gefunden haben.


Viele Grüße,
Stefan
fourseasons
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Re: Meine Sinuskurve

Beitrag von fourseasons »

Hallo Stefan,

meine Blutwerte habe ich erst heute abgeholt. Ich bin derzeit stabil und relativ Depri-Frei. Allerdings wurden auch diesmal wieder erhhöhter Hämatokrit, HB und Bilirubin festgestellt. Ein Umstand der sich schon seit meiner Jugend abzeichnet. Nun erst bin ich ehemals Heilpraktikerstudierender drauf gekommen mal nachzusehen wo die Ursachen liegen könnten (warum erst jetzt nur?) . Auch Lyme Borreliose Infektion hatte ich mehrmals. Bei mir erhärtet sich nun der Verdacht auf Polychythämia rubra vera, schon wegen der Polyglobulie, da verschiedene Symptome (auch Depression) zutreffen. Heute Nachmittag telefoniere ich deswegen nochmals mt meinem Hausdoc, um weitere Diagnostik abzuklären. Sollte sich meine Selbstdiagnose bestätigen, klärt das schon mal vieles für mich. Leider ist diese Erkrankung ja nicht heilbar, aber man kann damit leben, wenn sie rechtzeitig diagnostiziert wird. Ich kann aber auch daneben liegen mit meiner Selbstdiagnostik, was ja schön wäre ... Ich werde berichten ....

Liebe Grüße,
Dieter
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Heidi1205
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Re: Meine Sinuskurve

Beitrag von Heidi1205 »

Hallo Dieter,
was hat Dein Hausarzt gesagt und wie geht es Dir?
Liebe Grüße von Heidi

Dein Schutzengel liebt und begleitet Dich.
fourseasons
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Re: Meine Sinuskurve

Beitrag von fourseasons »

Liebe Heidi,

also mein Hausarzt hat mit einen Termin am 6. März gegeben, wie das halt so ist mit Ärzten ...

Ich war gestern bei meinem Psychiater und hab ihm die Blutwerte gegeben. Er hat eine weitere Diagnostik begrüsst, doch die soll mein HA dann machen. Das Medi bleibt so. Hat also keine Bedenken. Zudem habe ich ihm wohl gefallen, da ich einen viel besseren Eindruck auf in machte. Naja, kein Wunder wenn das AD greift. Also warte ich jetzt auf den Anruf der Tagesklinik, wann ich da eintrudeln kann ... und dann sehen was kommt.

Mir gehts im Grunde genommen gut zur Zeit. Zudem ist Fasnet und da gehts a bissle andersch zu hier ;)

Ich werde auf jeden Fall berichten, ob meine Polyglobulie ursächlich für die Depression ist, wenn dem so sein sollte.

Lieben Gruss,
Dieter
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fourseasons
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Re: Meine Sinuskurve

Beitrag von fourseasons »

Hallo liebe Forianer!

Hier mein Update:

Also, ich war beim Arzt und habe mein Blutbild mit ihm besprochen. Nach weiterer Anamnese entschloss er sich ein EKG zu machen, bei dem ein verlängerte, aber nach seinem Erachten unkritische, Q/T Kurve auffällig ist. Er will das weiter bei mir beobachten, sagte er. Dann machte er noch ein Ultraschall von meiner Milz. Sie stellte sich um 30% vergrößert dar, mit Bindegewebedurchsetzung. Er hat mir ASS 100 verschrieben (Familienanamnese) . Nach Rücksprache mit meinem Psychiater, wegen gleichzeitiger Einnahme von Cipralex, hat dieser mir dann noch Magentabletten verschrieben.

Ich bin weiterhin stabil was meine Psyche angeht – ich denke das AD tut hier seine Wirkung. Herzklopfen hab ich trotzdem öfters, besonders beim Einschlafen. Zudem Kribbeln in den Extremitäten, Druckgefühl im linken Oberbauch, manchmal Bruststechen und immer wieder Kopfschmerz wegen verspannten Nacken/Schultergürtel.
Was meine Zukunft angeht, bin ich total planlos. Ich weiß nicht wie ich arbeitstechnisch wieder auf die Beine komme, wohin mein Weg mich nun führt. Ich habe schon in so vielen Bereichen gearbeitet … Tischler, Hilfsarbeiter, Galvanikarbeiter, Wehrpflicht als Sanitäter, Hilfsarbeiter, zweiter Bildungsweg von QA auf Fachabitur, abgebrochenes Studium, Selbständig, Projektmanager, Lebensberater (*lach*) , Fahrer im Kinderheim, Berufskraftfahrer auf 40 Tonnen … und nun?

Die Tagesklinik hat sich auch noch nicht gemeldet, ich wurschtel mich durch die Alltagsprobleme wie Putzen, mich rumärgern mit einer LTE Außenantenne die ich jetzt montiert habe, Schulprobleme meiner drei Kids, Rechnungen über Rechnungen, Rotlicht auf'm Konto, das alte Auto dessen TÜV nächsten Monat abläuft. Zudem auf der Suche nach einem Therapieplatz für meinen ältesten Sohn – hochbegabt, Aspie, depressiv, Paniker und leicht Savage. Fünfzehn Jahre extreme Schmerzen meiner Frau, nach dem Notkaiserschnitt unseres ersten Sohnes. Ihre Depressionen, Zukunftsängste etc. Manchmal weiß ich nict wo mir der Kopf steht – und trotzdem nehme ich es mit Fassung. Ständig versuche ich die Beherrschung zu behalten, die Kontrolle, die Verantwortung. Ja … und ständig die Schuld … woher auch immer. Mein Kindheitstrauma durch meinen aggressiven Vater, seine sexuellen Angriffe die eigentlich in der Erinnerung nur halb so schlimm wiegen wie jenes an das ich wohl derzeit nicht mehr drankomme. Das Gefühl von Anderssein, das mich mein ganzes Leben begleitet. Mein innerer Kompass dreht sich unaufhörlich im Kreis und gibt mir keine Richtung vor. Manchmal denke ich, irgendwas ist bei mir durch den Sauerstoffmangel bei meiner Geburt kaputt gegangen (ich war stark zyanotisch, da ich die Nabelschnur dreimal um den Hals gewickelt hatte) , und habe das gleiche Problem mit meinem Sohn, der auch fast hops gegangen wäre bei der Geburt (Zyanose, sehr schlechter Apgarwert etc.) .
Aber das hört sich jetzt wie Jammertext an.

Ich hoffe durch die Therapie einen Ansatz zu finden, meine Psyche auf die Spur zu bekommen, ogleich ich derzeit daran zweifle überhaupt ein Problem zu haben. Aber das denke ich immer nur so lange, bis ich in das nächste Tief rutsche …
Und jetzt noch die Sache mit dem hohen Hämatokrit und der Milz, der aus hausärztlicher Sicht völlig harmlos zu sein scheint … ich werde nächsten Monat fünfzig und liege damit ganz gut im Rennen denke ich. Meine Schwester starb mit 43 an Schlaganfall, meine Mutter mit 65 an Herzinfarkt, mein Vater ist dement. Mein Bruder ist seit über zwei Jahren wegen Depression krank geschrieben, meine Nichte Borderlinerin … wo führt das bei mir wohl noch hin? ;)

Sorry, das musste jetzt mal raus …

Liebe Grüße,
Dieter
Erst wenn du den anderen so annehmen kannst wie er ist, wird er frei sich von dort an aufzumachen, derjenige zu werden dessen er befähigt ist.
Heidi1205
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Re: Meine Sinuskurve

Beitrag von Heidi1205 »

Hallo Dieter,
wenn ich Deinen Bericht lese dann möchte ich Dich am liebsten einfach nur in den Arm nehmen, trösten und drücken.

Danke, dass Du Deine Geschichte mit uns im Forum teilst.

Hab lang nachgedacht, was ich Dir sagen kann... nicht falsch verstehen, sondern vielleicht als einen Ansatz:
Wie würde Deine Geschichte aussehen, wenn Du mal ausschließlich das Positive anschaust ohne das Schwierige im Leben dadurch zu verdecken, denn klar ist es trotzdem da?

Ich höre heraus Du hast 3 Kinder - das ist ein sehr großes Geschenk.
Eine Frau die selbst mit Depressionen kämpft versteht Deine Tiefs? Vielleicht könnt Ihr Euch gegenseitig trösten und Mut machen?
Du hast schon ganz verschiedene Jobs gehabt, das finde ich spannend, so hast Du schon ganz viele Erfahrungen machen können.

Wenn ich psychisch instabil bin, dann kann ich das Positive nur sehen aber nicht fühlen. Ich sehe die Vögel aber ich erfreue mich nicht daran usw. Wie geht es Dir wenn Du versuchst das Positive zu sehen und zu fühlen?
Liebe Grüße von Heidi

Dein Schutzengel liebt und begleitet Dich.
fourseasons
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Re: Meine Sinuskurve

Beitrag von fourseasons »

Hallo Heidi,

danke für's Drücken, es ist angekommen ;)

Sorry das ich erst jetzt antworte, abber gestern Abend hat mir die Telekom einen Strich durch die Internetverbindung gezogen ...

Ich weiß ja das mein Post etwas „schwarz“ rüberkommt, aber es ist nicht so dass ich alles so sehe. Ich sehe in meiner Geschichte (wobei das hier nur ein kleiner Ausschnitt ist) eben auch die Ursachen für meine Situation, und versuche aus dem Brei zu kommen indem ich alles anblicke was mich belastet. Ich bin nicht pessimistisch und versuche stets den Optimismus herauszukehren, doch mich quält eben die Frage warum ich immer weniger mit den Alltagsproblemen zurechtkomme. Erst vorhin versuchte ich meiner zehnjährigen Tochter bei ihren Mathe-Hausis zu helfen. Multiplikationsaufgaben der Grundschule waren teils unlösbar für mich, wie totale Denkblockaden, dabei habe ich damals meine Bestnote im Informatiksemester in Mathematik erreicht … Ich bin ein stets mit Humor durchwachsener Mensch und doch etwas Menschenscheu geworden. Ich bin übermäßig vorsichtig bei neuen Kontakten, insbesondere Freundschaften. Smalltalk hasse ich, alles muss einen tieferen Sinn haben. Auch eine Art soziale Phobie … generalisierte Angststörung (die ich aber einigermaßen im Griff habe – glaube ich zumindest) , stören mich immer wieder. Und nun auch noch den Eindruck mein Gehirn würde nicht mehr richtig arbeiten …
Nach „Außen“ bin ich ein beliebter und angenehmer Mensch, den man nichts von seinen Problemen ansieht. Ein ruhiger großer Softie mit breiten Schultern ;)
Klar ich habe viel positives erlebt, auch damals in meiner jahrzehntelangen eigenen Firma. Ich habe eine tolle Frau und tolle Kinder, auf die ich stolz sein kann. Aber ich mache ihre Probleme natürlich auch zu den meinen. Die starken Schmerzen meiner Frau zermürben mein Gemüt, da ich mit ihr leide, und mit meinem Sohn der neben seiner ganzen Psychose auch noch Mobbingopfer ist. Die Depris meiner Frau kommen ja von den Schmerzen – wir haben etliche Ärzte und Unikliniken deswegen abgeklappert – ohne Erfolg. Sie hat bald mehr Nähte an ihrem Bauch als mein Teddybär.

Ich sehe die Sonne und höre die Vögel zwitschern, das Rauschen des Windes in den sich wiegenden Baumwipfeln und das Lied des Baches, an dem ich gerne meine Gedanken baumeln lasse. Ich kann mich an all dem erfreuen, auch jetzt noch – und gehe darin auf.
Es ist, als liefen meine Gedanken auf zwei Schienen - die eine ist die der depressiven Gedanken, die andere die der liebenden. Beide sind präsent. Wenn dann eine unvorhergesehene Situation wieder meine Gedanken auf ihren negativen Charakter bringt, so scheint es als verließe ich meine liebende Schiene – doch ich behalte sie im Blick.
Hach … es ist gar nicht so leicht zu erklären. Dabei wollte ich immer so ein Fels in der Brandung sein … und sehe mich dann allzu oft wie ein Würstchen im Wasser. Das Jammerwürstchen.

Das ist ja das Blöde. Im Grunde genommen fühle ich mich gar nicht so schlecht, und doch komme ich auf keinen grünen Zweig. Als würde ich alles Verdrängen wollen, was nur einen Hauch der Gefahr von Rückfall in die Depressionsstimmung bedeuten könnte. Dabei bleibt nur leider die Notwendigkeit des Lebensunterhaltes auf der Strecke. Ich habe früher einen Haufen Geld verdient – aber ebenso schnell auch wieder ausgegeben ;) Dann, nach einer Episode, kam eine lange Armutsphase - mit knapp 1000 Euro eine fünfköpfige Familie ernähren, fünf Jahre lang. Dann den Karriereabstieg zum Berufskraftfahrer und das Scheitern an Schicht, Arbeitszeit und dem rauhen Volk der Fahrer. Und die Angst die mir langsam den Nacken hoch kroch, wenn ich mit vierzig Tonnen ein Gefälle fahren musste, oder eine enge Einfahrt rückwärts nehmen. Ich habe mich lange zusammengerissen, versucht durchzuhalten mit Parolen „Du schaffst das schon“ und vielen positiven Denkansätzen. Doch als die Denkblockaden mich einfachste Dinge nicht mehr erledigen ließen, war die bittere Erkenntnis unausweichlich. Naja, und nun versuche ich eben eine neuerliche, positive Zukunftsperspektive zu basteln – und ich möchte mir durch Therapie dabei helfen lassen.

Liebe Grüße
Dieter
Erst wenn du den anderen so annehmen kannst wie er ist, wird er frei sich von dort an aufzumachen, derjenige zu werden dessen er befähigt ist.
Heidi1205
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Re: Meine Sinuskurve

Beitrag von Heidi1205 »

Hallo Dieter,
dass Du Dir durch eine Therapie helfen lassen willst ist eine sehr gute Idee.

Es hört sich für mich so an wie wenn Du sehr sehr lange gewartet hast bevor Du Dir eingestanden hast, dass es nicht mehr geht.. (ich kenn das auch). Und jetzt darfst Du Dir auch etwas Ruhe gönnen und es darf auch mal sein, dass Dein Denken etwas langsamer funktioniert. Auch wenn es Angst macht. Angst, dass es nicht wieder besser wird.

Es wird wieder besser - glaub an Dich :)
Liebe Grüße von Heidi

Dein Schutzengel liebt und begleitet Dich.
fourseasons
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Re: Meine Sinuskurve

Beitrag von fourseasons »

Hallo Heidi,

ja ich hab wohl zu lange gewartet. Ich war der Meinung meinen Burnout schon lange überwunden zu haben und ohne Depressionen zu sein. Im Grunde hatte ich aber die ganze Zeit über eine Depression denke ich, da die Grübelei bestehen blieb und ich, wie der Threadtitel schon sagt, in einer ständigen Sinuskurve lag.

Heute Mittag habe ich endlich den Anruf von der Tagesklinik erhalten, dass ich am nächsten Montag einen frei gewordenen Platz einnehmen kann. Also morgen gleich einen Einweisungsschein beim Psychiater holen und den Anfang begehen :)
Das gibt mir schon ein bisserl Aufwind grad.

Das mit dem Denken ist ja nicht unbedingt langsamer, es ist wie ein totaler Abriss, wie ein leeres Brummen das sich anfühlt als käme ich an bestimmte Bereiche nicht mehr ran. Daas ist neu für mich und ich kann es derzeit nicht einordnen. Als stehe ich vor einer Schranke des Denkens, bei der ich warten muss bis sie wieder aufgeht.

Danke für Deine Anteilnahme an meinen Sorgen. Es ist schön zu wissen, dass jemand hier ist mit dem ich mich darüber austauschen kann. Soweit dies natürlich in einem Forum möglich ist.


Liebe Grüsse,
Dieter
Erst wenn du den anderen so annehmen kannst wie er ist, wird er frei sich von dort an aufzumachen, derjenige zu werden dessen er befähigt ist.
Heidi1205
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Re: Meine Sinuskurve

Beitrag von Heidi1205 »

Hallo Dieter
das freut mich total für Dich, dass das mit der Tagesklinik klappt und ich wünsche Dir, dass Du von dort für Dich ganz viel mitnehmen kannst.

Gib Deinem Körper und Deinem Geist die Zeit, die er braucht um sich zu erholen. Dann kommt auch die Kraft wieder und die Blockaden lösen sich.

Alles Gute.
Liebe Grüße von Heidi

Dein Schutzengel liebt und begleitet Dich.
-Jella-
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Re: Meine Sinuskurve

Beitrag von -Jella- »

Hallo Dieter,deine Geschichte hab ich mehrmals gelesen mit großem Mitgefühl und Erstaunen über deine Frage ob du überhaupt ein Problem hast!
Was du seit Jahren schulterst ist nicht nur ein Problem,das sind handfeste Sorgen und Probleme!Du hast alles Recht dich schlecht zu fühlen-da kommt ja einiges zusammen.Ich kenn das Gefühl immer funktionieren zu müßen,sich nicht hängen lassen-aber irgendwann geht es nicht mehr.Gut daß du dies erkannt hast und jetzt eine Tagesklink aufsuchst und dir helfen läßt,ich wünsche dir viel Erfolg und vielleicht können dort einige Dinge für dich positiv geregelt werden z.Bsp.was einen neuen Arbeitsplatz betrifft oder Therapieplatz für deinen Sohn.Ich drück dir ganz fest die Daumen!
Dieses nicht "richtig" denken können oder eine" blockierte Denkweise" und Nackenschmerzen kenn ich auch,ich glaub das kommt von der Depri.und das ewig angespannt sein.Mir hilt ein nasses,heißes Tuch mit Körnerkissen im Nacken 20 Min. Probiers mal.
Alles Gute Jella
fourseasons
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Re: Meine Sinuskurve

Beitrag von fourseasons »

Guten Abend Jella!

Danke erstmal für Dein Posting!
Das ich mich selbst in Frage stelle, ob ich überhaupt ein Problem habe gehört wohl zu meiner fehlerhaften Einschätzung des eigenen Erlebens. Ich nehme an, dass dieser Umstand aus der Erziehung her rührt oder aus dem "Anderssein" . Ich bin da eine Kämpfernatur, wenn nicht sogar ein Einzelkämpfer. Meine Denkweise empfand ich von andewren immer als nicht akzeptiert, oder sie konnten mir schlichtweg nicht folgen. Es ist wie bei meinem Sohn, auch er denkt eher räumlich und in rasanter Geschwindigkeit, manchmal mit mehreren Gedanken parallel. Schreit geradezu nach Vererbung ;)

Ich bin es mein Leben lang gewohnt, Probleme selbst zu schultern und zu meistern, fühlte mich stets mit meinen Sorgen allein gelassen oder unverstanden. Es gab Zeiten, da hatte ich Angst meinen Wahnvorstellungen zu erliegen und habe um mein Ich gekämpft. Es ist schon komisch wenn man Gedanken hat wie Jesus zu sein, insbesondere wenn es keinen Anhaltspunkt dafür gibt. Das ist aber schon lange her und spielt nicht mehr in meine Psyche mit hinein. Mir ist dadurch aber bewusst geworden wie schmal der Grad zum Wahnsinn sein kann. Wenn ich jetzt meine komplette Lebensgeschichte oder das Erleben derselben ausbreiten würde, so könnte ich ein Buch darüber verfassen, bei dem manchen kein Auge trocken bleiben würde. Und doch handelt es sich hierbei um meine individuelle Erlebensweise, die nicht aus den äußeren Umständen alleine bedingt ist. Gut. Ich weiß jetzt das auch organisch etwas nicht in Ordnung ist, da ich schon immer zu hohen Hämatokrit habe. Ich weiß auch das durch Sauerstoffmangel bei der Geburt Kleinhirnschäden enstehen, welche Spätfolgen nach sich ziehen. Auch dies spielt in mein differenziertes Erleben mit hinein. Alles hat seine Ursache. Ich versuche lediglich einen kühlen Kopf zuu bewahren und nicht in ein Jammertal zu verfallen, das mir verwehrt mir selbst zu helfen. Mich allein auf Hilfe von Außen zu verlassen ist mir zu wenig, zu oft wurde ich vom "Äußeren" bereits entäuscht, gedemütigt und alleine gelassen.
Ich weiß nicht woher meine Kraft kommt, alles alleine durchgestanden zu haben, aber ich bin froh diese Kraftquelle trotz alledem zu haben. Und wenn sie sich manchmal auch erst nach einem kräftigen Heulanfall zeigen möchte.
Ach Jella, es liegt noch soviel vor mir, das nie ausgesprochen wurde. Das was ich hier im Moment nicht posten möchte, aus Angst andere zu sehr zu triggern.
Ich glaube ehrlich immer noch, nicht wirklich ein Problem mit meiner Vergangeheit zu haben. Warum weiß ich nicht. Ich habe den Eindruck alles schon aufgearbeitet zu haben, obgleich es nicht so ist. Vielleicht ein Verdrängungsmechanismus - und natürlich Angst. Ich hasse es, ein Jammerlappen zu sein, der nicht stark genug für sein Leben ist. Schwäche war schon als Kind schon eine verwerfliche Eigenschaft, derer ich mich jedoch nicht entziehen konnte. So wandelte ich meine Stärke wohl ins psychische "Überleben" .

Das mit dem Nackenwärmen mach ich auch, wenn meine Frau drauf kommmt, ich selbst bin da blockiert und versuch immer den Schmerz auszuhalten. Aber wenn sie mir dann eine Wärmflasche gibt, hilft das natürlich :)

Liebe Grüsse,
Dieter
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-Jella-
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Re: Meine Sinuskurve

Beitrag von -Jella- »

Hallo Dieter-na siehst du das mit dem Nacken ist ja schon mal ein Ansatz-lach-du mußt auch mal selbst drauf kommen!Nein ehrlich ich denke du machst das bis jetzt ganz gut,noch stehst du auf beiden Beinen was hoffentlich anhält.
Deine Selbstzweifel -die kennt wohl jeder Depri..man will nicht glauben oder zu lassen schwach zu sein,aber jeder hat nur begrenzte Kraftkapazitäten.
Auch deine Angst ist mir wohl bekannt...seit Jahren ist sie mein Begleiter und sehr lähmend in vielen Situationen.Irgendwie kämpfen wir doch alle ums Überleben und wenn man nicht nur ein Problem zu bewältigen hat ist das verdammt hart.
Aus meiner Sicht hast du schon viel über dich und deinen"Zustand" gelernt,aber wie du selbst sagst doch noch nicht alles aufgearbeitet und erzählen kann man wirklich nicht überall alles...
Das mit dem Buch finde ich garnicht schlecht:kennst du die Deprix-Studie-praktisch eine ich sag mal "Internettherapie"-?Da wird therapeutisches Schreiben empfohlen zur Depressionsbewältigung,
vielleicht schaust du dirs mal an.
Für heute alles Liebe für dich und lach nicht über die Wärmflasche-als" auch Einzelkämpferin" sag ich dir die hilft -ab und zu-! :) Jella
fourseasons
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Re: Meine Sinuskurve

Beitrag von fourseasons »

Liebe Jella,

ich kenne die Deprix-Studie nicht, doch du sprichst ein Steckenpferd von mir an :)
Ich bin leidenschaftlicher Schreiber - mit grottenschlechter Rechtschreibung - und habe schon einen über dreihundertseitigen Roman, eine 250 Seiten starke hobbypsychologische Abhandlung meiner Probelmbewältigungstaktik und eine Kindergeschichte gechrieben. Ich liebe meine abgedrehte Poesie und schreibe gerne mit Humor wo es geht. Ich denke das hat zur Stabilität bisher beigetragen. Es ist mein kreatives Ventil. Die Verlage hat dies bisher nicht interessiert :D
Derzeit schreibe ich nur hier im Forum, nirgendwo anders mehr. Ich hab heute mal wieder ein Buch aus meinem Regal gezogen, das ich immer wieder gerne lese. Es ist von Manfred Lütz mit dem Titel "IRRE - Wir behandeln die Falschen - unser Problem sind die Normalen" , welches für mich zu einem der besten Bücher zur Aufklärung ist, wenn es um das Verständnis von psychischen Erkrankungen geht. Da kann ich alle anderen Psychobücher aus der Heilpraktiker-Zeit im Regal belassen :mrgreen:

Liebe Grüsse,
Dieter
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-Jella-
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Re: Meine Sinuskurve

Beitrag von -Jella- »

Hallo Dieter sorry-die Studie heißt Deprexis http://www.deprexis.de" onclick="window.open(this.href);return false;.
Denkblockade :) meinerseits.
Von wegen mäßige Rechtschreibung...LG Lella
fourseasons
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Re: Meine Sinuskurve

Beitrag von fourseasons »

Hallo allseits,

komm mit der Tagesklinik bestens klar und fühle mich gut aufgehoben :)

Gestern hatte ich noch einen probatorischen Termin beim Tiefenpsychologen außerhalb der Klinik, der mich auf den Begriff der narzisstischen Persönlichkeitsstörung hinwies. Das war für mich erstmal ein Schock und ich hätte ihn auf den Mond schießen können. Doch drei Stunden später musste ich mir diese Störung leidlich eingestehen. Würde jetzt am liebsten meinen ganzen Thread löschen, da er wohl eine Hauch dieser Züge in sich tragen könnte, obgleich ich hier wirklich ehrlich ohne Übertreibungen geblieben bin. Aber diagnostisch ist das Ganze ja noch nicht gesichert. Ich melde mich wieder dazu, wenn ich genaueres weiß. Woher meine Depression kommt kann ich jedenfalls jetzt schon erahnen :) Danke für Eure einfühlsamen Postings!

Liebe Grüsse,
Dieter
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Heidi1205
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Re: Meine Sinuskurve

Beitrag von Heidi1205 »

Hallo Dieter,
das mit der Tagesklinik hört sich gut an und nur das zählt im Moment.
Wenn Du eine probatorische Sitzung hattest dann hat Dich der Psychologe wahrscheinlich zum ersten Mal gesehen, oder? Ich denke da ist es nicht in Ordnung jemand gleich in die Schublade Persönlichkeitsstörung zu stecken...
Liebe Grüße von Heidi

Dein Schutzengel liebt und begleitet Dich.
fourseasons
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Re: Meine Sinuskurve

Beitrag von fourseasons »

Hallo Heidi,

das hat er ja gar nicht. Er hat diese Züge nur angesprochen, aufgrund meiner Lebensgeschichtlichen Entwicklung. Dannach habe ich reflektiert und mich mit dem Diagnosebild auseinandergesetzt ... naja, und dann habe ich da vieles in mir wieder erkannt, was durchaus (bis auf Ausbeutung und mangelnde Empathie) eben mein inneres Dilemma beschreibt. Also meine Wahrnehmung von Umwelt und zu/von mir selbst. Im Grunde genomen habe ich einen Blick in diese Schublade getan und darin meine Problematik gesehen ...

Liebe Grüsse,
Dieter
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fourseasons
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Re: Meine Sinuskurve

Beitrag von fourseasons »

Hallo nochmal ...

ich möchte doch noch etwas über das Schubladendenken schreiben.
Generell weigere ich mich ein Schubladendenken anzunehmen, und selbst wenn dieses Instrumentarium der Schulmedizin (leider) zu oft zur Anwendung kommt, ist es in gewisser Weise hilfreich, aus dem Aspekt sein eigenes Persönlichkeitspuzzle fertigzustellen. Mittlerweile ist es ja auch aus therapeutischer Sicht die Erkenntnis den fliessenden Zusammenhang, oder besser gesagt die Übergänge, darin zu erkennen. Eine Problematik an einen Diagnosebegriff festzunageln, an dem sich der Betroffene dann mit seinem Leiden eventuell identifiziert, oder manchmal sogar daran festhält, ist wenig hilfreich. Doch lässt es sich sicher nicht von der Hand weisen, dass man mit diesen Schubladen an sich arbeiten kann, auch wenn diese erst einmal noch so irrelevant erscheinen mögen.
Ich bin eher der Typ der wie ein Bulldozer an seinen Problemen arbeiten möchte, damit ich möglichst schnell Strategien der Kompensierung erreiche. Letztlich geht es mir ja darum dem Kind einen Namen geben zu können, und wenn es erstmal nach Art von Rumpelstilzchen ist - will heißen: Ich den Namen noch nicht kenne. Ein hoher Anspruch den ich da an mich stelle. Gewiss kann ein Analytiker aus dem "Außen" dabei hilfreich zur Seite stehen, doch den Blick in das innere Empfinden, die Emotionen dabei, ist nur mir selbst vorbehalten. Ich liebe meine Selbstherapie, da ich ja stets Herr der Lage sein möchte. Meine Depression hat mir diese Kontrolle entrissen. Dabei hilft mir nun die Therapie in der Tagesklinik. Doch wird sie mir mit Sicherheit nicht die Arbeit an mir selbst übernehmen, da muss ich schon selber ran. Ich muss also bereit dazu sein, selbst unter dem Aspekt mein Leid mit tränengefüllten Augen zu erkennen oder mit Angst darauf zu reagieren. Ich habe durch meine langjährige Angstphobie gelernt durch diese Wand der Angst zu gehen, um dahinter zu erkennen was ich nicht anblicken wollte. Gleiches gilt nun in der Bewältigung meines tiefen Konflikts in meiner Persönlichkeit. Nur dadurch dass ich meinen Mut zusammennehme und der Problematik ins Auge sehe, kann ich Schritte nach vorne gehen - alles andere wäre Stillstand. Ich möchte nicht stillstehen, wie in meiner Depression gerade. Ich möchte nach vorne blicken können. Dazu muss ich aber auch bereit sein diese Veränderung zuzulassen.
Ob nun die Störung in Richtung Narzisstisch oder Borderline oder Histrionisch, oder was weiß ich, geht ist da erstmal unerheblich. Dadurch dass ich mich in diese Diagnosebilder einarbeite, kann ich jedoch Anteile darin für mich entnehmen, die mein eigenes Erleben erklärbar machen. Darum geht es mir im Grunde. Wenn ich nicht ewig in dieses Dilemma Depression rutschen will, dann muss ich für mich wissen wie ich mit mir und meiner Umwelt umzugehen habe. Ich muss Lösungsstrategien entwickeln. Dies ist in erster Linie die Hilfe durch den Klinikaufenhalt und im Anschluß eine analytische/tiefenpsychologisch Therapie. Hier liegt für mich persönlich ein Weg der gangbar ist und nur so zu einem Erfolg, wenn auch nur teilweise, führen kann.

Ganz liebe Grüsse,
Dieter
Erst wenn du den anderen so annehmen kannst wie er ist, wird er frei sich von dort an aufzumachen, derjenige zu werden dessen er befähigt ist.
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