Mein Leben ohne Depression

OctaveParango
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Mein Leben ohne Depression

Beitrag von OctaveParango »

Hallo alle zusammen! (:

Bin gerade brandneu hier im Forum eingetroffen und stelle mich kurz vor:

Ich bin Octave (natürlich mein Forums-Name), wohne in Berlin und arbeite an diversen Web-Projecten. Was aber wohl noch wichtiger ist:
Ich litt selbst über 9 Jahre lang an einer Depression und bin inzwischen "geheilt". Das heißt, ich hatte seit über 2 Jahren keine depressiven Episoden mehr und auch alle anderen Symptome, wie Suizid-Gedanken, Motivationslosigkeit, keine Energie usw. sind seit langem verschwunden.
Das ist natürlich nicht irgendwie zufällig passiert, sondern ich habe tausende von Büchern zum Thema gelesen, Workshops besucht, eine Therapie gemacht (was mir allerdings kaum geholfen hat), mit ehemaligen Betroffenen gesprochen usw. usw. immer auf der Suche nach Methoden, die tatsächlich einen Unterschied machen.
Ich habe so viel Quatsch ausprobiert, Methoden verworfen, andere abgeändert oder miteinander kombiniert und so, Stück für Stück für mich herausgefunden, was funktioniert und was nicht.
Ich habe meine Ernährung radikal umgestellt, diverse Süchte besiegt, mit einem Sport-Programm angefangen und mir regelmäßige Tagesstrukturen und Rituale zugelegt, einschließlich der täglichen Praxis bestimmter Techniken, die es mir erlauben, so gut wie immer handlungsfähig zu bleiben, egal wie es mir gerade geht.

Ich weiß, es heißt oft, Depression sei nicht heilbar und man müsse einfach damit leben, aber meine Meinung ist inzwischen folgende:
Wenn man eine genetische Disposition zur Depression hat, dann wird man nicht einfach eine Therapie machen können und sein leben genauso weiterleben wie bisher. Wenn einen die alten Lebensumstände in die Depression geführt haben, dann werden sie es auch nach einer Therapie/Workshop/Klinikaufenthalt tun.
Wenn man aber anfängt, bestimmte Techniken in seinen Alltag zu integrieren und stück für Stück seinen Lifestyle ändert, welcher eine gesunde und ausbalancierte Gehirnchemie unterstützt, ist es möglich, sich dauerhaft von der Depression zu heilen, so lange man diesen Lifestyle beibehält.
Aber das ist natürlich nur meine Meinung. Ich weiß, dass das jeder anders sieht und das ist völlig ok so! (:

Ich bin hier, weil ich gerne anderen Betroffenen helfen möchte, hier und da einen Ratschlag geben will und hoffe, so ein paar Menschen mit ihrer Depression helfen zu können (:

Liebe Grüße und alles gute,
Octave
EinJemand
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Re: Mein Leben ohne Depression

Beitrag von EinJemand »

Hi.

Ich hab Depressionen, Angststörungen, möglicherweise zusätzlich noch eine soziale Phobie. Ich glaube auch, dass es nicht vollständig heilbar ist. Wie kan ich mein Leben ändern, sodass ich geheilt werde? Und wenn es heilbar ist, warum leiden so viele ihr ganzes Leben lang daran?

EinJemand
Salvatore
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Re: Mein Leben ohne Depression

Beitrag von Salvatore »

Hallo Octave,

willkommen im Forum!

Wenn man schon jahrelang unter Depressionen leidet, neigt man leicht dazu anzunehmen, dass es bestenfalls "bessere" Phasen geben kann, die Depression aber nie ganz verschwindet. Gerade auch, wenn man schon vieles probiert hat und nichts davon eine durchschlagende Wirkung hatte.

Also schön zu hören, dass auch eine langjährige Depression völlig verschwinden kann. Ich kämpfe selbst schon seit einiger Zeit und bin meistens zuversichtlich. Aber es gibt auch Phasen, in denen ich arg zweifle, deshalb finde ich auch Erfolgsgeschichten hier im Forum wichtig.

Lg, Salvatore
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Eichhörnchen
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Re: Mein Leben ohne Depression

Beitrag von Eichhörnchen »

Willkommen im Forum!
Bin selber neu hier noch keine 2 Wochen her.
Deine Geschichte macht mir Mut!
Du gehst zwar nicht auf Details ein (was für den Anfang auch sicher jeden Rahmen hier gesprengt hätte) doch von jemanden zu lesen der so lange an einer Depression (bzw. Phasen) gelitten hat und nun "geheilt" und stabil ist, das macht Mut!!! (sorry für den endlosen Satz ohne Satzzeichen:-)

Aktuell geht es mir gar nicht gut, stecke wieder im Tief. Nachdem ich Deinen Beitrag gelesen habe dachte ich: o.k, vielleicht bin ich noch nicht so weit, habe noch nicht genug ausprobiert und meinen Weg in ein stabiles Leben ohne Depressionen noch nicht erkennen können.

Ich finde es super dass Du Dich hier angemeldet hast und mut machen willst!!!

Wenn ich Dich fragen darf, Du hattest doch bestimmt auch Medis nehmen müssen. War dies auch eine endlose Suche bis Du für Dich das passende gefunden hast? Und nun wo Du seit so langer Zeit schon frei der Depression bist, hast Du dies ohne weitere Medis geschafft?
DocHolliday
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Re: Mein Leben ohne Depression

Beitrag von DocHolliday »

hallo OctaveParango,

ich halte einige Deiner verallgemeinernden Aussagen für zweifelhaft, aber auch für interessant.

Welche Art der Therapie, die "kaum" was gebracht hat, hast Du denn gemacht?

Wie kann eine genetische Disposition erkannt werden, gibt es dazu verlässliche Untersuchungen?

"einfach eine Therapie machen", so ja schon mal gar nicht...so eine Aussage finde ich unseriös, um nicht zu sagen, etwas flapsig.
Ich habe insgesamt 17 Jahre Tiefenpsychologische Therapie hinter mir, mit vielen Aufs und Abs, aber doch mit stetiger Gesundung, da war nicht viel mit "einfach", ich bin jedenfalls seit etwa 6 o.7 Jahren absolut beschwerdefrei...und ich denke, dass ich mich darüberhinaus persönlich ganz gut weiterentwickeln konnte...

Welche "Praxis bestimmter Techniken" im "Lifestyle" hast Du Dir angeeignet, klingt nach "Patentrezept"?

Da bedarf es doch einiger konkreter Erläuterungen, damit Deine Aussagen begreifbar werden.

denn mal sehen...

LG
DocHolliday
...besser ein Onkel, der was mitbringt, als ne Tante die Klavier spielt.
Clown
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Re: Mein Leben ohne Depression

Beitrag von Clown »

Hallo DocHolliday, mir geht es ähnlich wie dir.

Hallo Octave, was du schreibst, klingt für mich nach Verkaufsstrategie.
Bin gerade brandneu hier im Forum eingetroffen

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
otterchen
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Re: Mein Leben ohne Depression

Beitrag von otterchen »

Guten Morgen zusammen
und Willkommen an Octave

Tja, irgendwie bin ich auch etwas stutzig geworden -

wie kann man alleine durch das Ändern des ÄUSSEREN (sprich Bewegung, Ernährung etc.) eine Depression heilen, wenn sie doch oft auch und gerade das INNERE betrifft?
Klar helfen solche Sachen wie eine gesunde Ernährung, Bewegung, Sauerstoff, frische Luft und allgemeine Ausgewogenheit, ein besseres Leben zu führen, aber das bringt einen noch lange nicht an die Wurzeln der Depression, die oftmals tief verankert ist (z.B. Kindheitserfahrungen).

Ich für meinen Teil kann mir nicht vorstellen, dass ich nur all dies zu ändern brauche, und dann wäre ich weniger verletzlich, wäre meine Selbstkritik auf einmal verschwunden usw. usw.

Die Fragen von Doc finde ich ebenfalls interessant und bin auf eine Antwort gespannt.

Ach so: ich habe 3 Therapien und 1 Klinikaufenthalt hinter mir. Die Klinik und die 1. Therapie haben mir nicht so geholfen, aber die beiden letzten Therapien (in Kombination mit den richtigen Antidepressiva) haben mir wunderbar geholfen bei meinem "inneren Wachstum".
Zum Thema "Heilung von Depression" habe ich eine ganz eigene Meinung, die den Rahmen hier wohl sprengen würde, aber ich bin auf weitere Auskünfte von Octave natürlich schon neugierig.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
fourseasons
Beiträge: 61
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Re: Mein Leben ohne Depression

Beitrag von fourseasons »

Moin Octave & Alle,

schön wenn es jemand für sich "geschafft" hat, seinen Lebensweg positiv und beschwerdefrei zu beschreiten. Die Frage ob etwas heilbar ist oder nicht erübrigt sich insoweit man etwas als krankhaft sieht oder nicht. Generell fixiert man sich mit einer Krankheit, wenn man an einer Diagnose festhält ohne an seine persönliche "Wunderheilung" zu glauben. Da darf man sich sicher nicht zu sehr runterziehen lassen von Worten wie "Unheilbar" .
Trotzdem halte ich die Schlußfolgerung nach zwei Jahren geheilt zu sein als doch etwas blauäugig. Ich selbst bin gut 15 Jahre mit einer "Beschwerdefreiheit" ausgekommen, und dachte so was kommt nicht wieder. Naja, die jüngste Entwicklung zeigte mir etwas anderes.
Methoden gibt es so viele wie Patienten. Die einen führen zum Erfolg, andere wiederum nicht. Daraus jedoch eine Verallgemeinerung abzuleiten und gerade eine so vielfältige Erkrankung wie die Depression, mit ihren gänzlich unterschiedlichen Ursachen und Verlaufsformen, per "Patentrezept" lösen zu wollen, ist schon ein fast heroisch anmutendes Therapiekonzept.
Dabei zweifle ich deine guten Absichten gar nicht an, Octave, doch bitte ich auch um Verständnis, wenn deine angebotene Hilfe bei manchen hier wie ein Werbetext rüberkommt. Da wäre eine genaue Erläuterung schon interessant.

LG Dieter
Erst wenn du den anderen so annehmen kannst wie er ist, wird er frei sich von dort an aufzumachen, derjenige zu werden dessen er befähigt ist.
FönX
Beiträge: 3370
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Re: Mein Leben ohne Depression

Beitrag von FönX »

Hallo,

solche Leute kenne ich auch. "Ich habe mich selbst therapiert", "Medikamente will ich nicht" und ähnliches. Damit wollen die, die ich meine, sagen, dass die Mediziner und Therapeuten alle keine Ahnung haben und sie selbst viel schlauer sind. Meine These: Vermutlich lag da nur eine Deprimiertheit vor, die mit Depression nicht viel zu tun hat. Bei einer Person (nicht aus diesem Forum) liegt sogar nahe, dass sie es sich in der "Depression" gemütlich gemacht hat.

Was Octave beschreibt, ist im Grunde eine Verhaltenstherapie. Änderungen im Denken, Handeln, Verhalten usw. kann man, wenn man Glück hat, selbst erreichen. Die potenzielle Fehlerquote scheint mir aber sehr hoch, was sich im wahrsten Sinne fatal auswirken kann. Und wer in einer schweren depressiven Episode festhängt, kommt aus eigener Kraft nur schwer bis gar nicht raus. Mir ging damals alles am Ar*** vorbei. Auch die Psychotherapie nützte nicht viel. Erst als das richtige AD gefunden war, brachte die Kombi Psycho-/Pharmakotherapie spürbare Ergebnisse, sogar nachhaltige, die nach Beendigung aller Therapien anhielt. Restfolgen sind noch da und werden bleiben, vermutlich lebenslang. Nur eingeschränkte Belastbarkeit, Verletzlichkeit u.v.m. werden mich noch lange begleiten.

Von daher grenzt für mich ein Beitrag wie die des Themenstarters immer etwas an Scharlatanerie.
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
OctaveParango
Beiträge: 5
Registriert: 22. Feb 2014, 14:33

Re: Mein Leben ohne Depression

Beitrag von OctaveParango »

Hallo an alle und Danke für die vielen Antworten! (:

Ich werde versuchen, auf alles einzugehen, wobei hier natürlich sehr viel gesagt wurde und ich gerne in Zukunft noch gesondert einzelne Artikel zu verschiedenen Methoden und Ansichten schreiben will, da es, wie schon richtig erkannt hier jeden Rahmen sprengen würde.
Ich hab Depressionen, Angststörungen, möglicherweise zusätzlich noch eine soziale Phobie. Ich glaube auch, dass es nicht vollständig heilbar ist. Wie kan ich mein Leben ändern, sodass ich geheilt werde? Und wenn es heilbar ist, warum leiden so viele ihr ganzes Leben lang daran?
"heilbar" ist vielleicht ein sehr gewagtes Wort und ich gebe zu, dass es schnell zu Missverständnissen führen kann. Was ich persönlich glaube und bei mir selbst und auch schon bei anderen gesehen habe, dass es möglich ist, einen bestimmten Lebensstil zu leben, in welchen Depressive Episoden einfach so gut wie nicht mehr vorkommen. Das Leben verläuft also normal, aber man muss konstant auf täglicher Ebene etwas dafür tun. Würde ich aufhören, die Dinge zutun, die ich für meine "Heilung" tue, würde ich auch wieder anfangen depressive Episoden zu bekommen. Doch diese neue, gesündere Art zu leben ist viel zu schön, um längere Zeit wieder in alte kaputte verhaltensmuster abzugleiten, auch wenn es manchmal verführerisch ist.
Wenn ich Dich fragen darf, Du hattest doch bestimmt auch Medis nehmen müssen. War dies auch eine endlose Suche bis Du für Dich das passende gefunden hast? Und nun wo Du seit so langer Zeit schon frei der Depression bist, hast Du dies ohne weitere Medis geschafft?
Ich habe nie AD genommen, auch wenn mir das damals von meiner Therapeuten mehrmals ans herz gelegt wurde. Ich habe einfach zu viel von den teilweise krassen Nebenwirkungen bei anderen bemerkt, sodass ich nicht bereit war, sie zu nehmen. Ich wollte selbst gesund werden, ohne starke Medikamente.
Ich nehme allerdings seit ein paar Jahren Johanniskrautkapseln, nennt Life900. Sie scheinen ein wenig zu helfen, allerdings nahm ich die Teile auch schon in meiner Depressionszeit und dort haben sie nur leichte Verbesserung gebracht. Inzwischen nehme ich sie mehr aus Gewohnheit, sicher ist sicher und da sie keine großartigen Nebenwirkungen haben, ist es wohl auch nicht dramatisch. Allerdings werde ich sie vielleicht im Sommer wieder absetzen, da mich die Teile sehr Lichtempfindlich machen.
Desweiteren nehme ich im Winter Vitamin D, wegen der fehlenden Sonne, sowie Vitamin B12.
Welche "Praxis bestimmter Techniken" im "Lifestyle" hast Du Dir angeeignet, klingt nach "Patentrezept"?
Patentrezept wäre übertrieben. Jedes Leben ist anders und jeder braucht einen anderen Lebensstil um glücklich zu werden, doch es gibt eine menge übergeordneter Prinzipien, die bei vielen Menschen helfen, da sie sich positiv auf die Gehirnchemie auswirken.
Außerdem wende ich seit längerer Zeit mit Erfolg die Methoden der Akzeptanz- und Commitment-Therapie an, welche die Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie weiterentwickelt und um einige wissenschaftlich fundierte Methoden aus der Meditationspraxis des Buddhismus erweitert hat. Unter anderem wären hier zu nennen: Akzeptanz-Übungen, Gedankenentschärfung, Gefühlen Raum geben usw.
Dadurch kann ein Empowerment.Prozess losgelöst werden, der es einem ermöglicht trotz negativer Gefühle handlungsfhig zu bleiben.

Diese Handlungsfreiheit kann genutzt werden um bestimmte Verhaltensweisen in den Alltag zu integrieren, die sich positiv auf die Gehirnchemie-Balance auswirken und andere Verhaltensweisen meiden, welche zB eine Überstimulation des Dopaminsystems und dadurch einen Rezeptormangel auslöst.
Auch kann man durch zB Sport und eine gesunde vor allem pflanzliche Ernährung den eigenen Körper entlasten und sich so mehr Energie für den Alltag geben, welche wiederum dazu genutzt werden kann, sich das Leben nun so zu gestalten, wie man es möchte.

Wenn man durch kleine Schritte im Alltag sich etwas mehr Stabilität, Energie und Handlungsfreiheit erarbeitet hat, kann man sich daran setzen, größere Ziele zu setzen, sich selbst Challenges aufzuerlegen und Herausforderungen, die sich wiederum positiv auf die Psyche auswirken aufzunehmen, seine eigenen Werte zu definieren und sein Leben nach diesen Werten ausrichten.
usw. usw. usw.

Ob man das jetzt "Patent-rezept" nennen will, darf sich wohl jeder selbst aussuchen.
Welche Art der Therapie, die "kaum" was gebracht hat, hast Du denn gemacht?
2,5 Jahre kognitive Verhaltenstherapie
Wie kann eine genetische Disposition erkannt werden, gibt es dazu verlässliche Untersuchungen?
Hey das ist eine interessante Frage!
Ob es dazu verlässliche Untersuchungen gibt, weiß ich nicht, aber es scheint ja eine Tatsache zu sein, dass alle Menschen im Leben durch Schwierigkeiten und Herausforderungen gehen, aber trotzdem nicht jeder eine Depression entwickelt.
Ich selbst kenne eine menge Menschen, die einen ähnlichen Lebensstil pflegen, wie ich früher, als ich noch depri war, aber die trotzdem nicht depressiv sind. ich weiß aber, würde ich wieder so leben wie sie (zB regelmäßig Alkohol, kaum Sport, keine Meditation, viel Fastfood, keine Akzeptanzübungen, regelmäßiger Pornokonsum, Kaffee und Zigaretten usw.) würde ich wieder in eine Depression rutschen.
Daher liegt die Vermutung nahe, dass es sich um irgendeine Disposition handelt, die scheinbar einfach da ist.
Vielleicht ein Warnhinweis meines Körpers, dass ich mein Leben falsch lebe, während andere Menschen diesen Warnhinweis nicht haben. Genauso, wie manche Menschen durch die westliche Industrienahrung chronische Krankheiten und Akne bekommen und andere nicht. Diese Ernährung ist für alle gleichermaßen ungesund, doch manche Körper scheinen anderes damit umzugehen als andere.
"einfach eine Therapie machen", so ja schon mal gar nicht...so eine Aussage finde ich unseriös, um nicht zu sagen, etwas flapsig.
Das wort "einfach" bezog sich darauf, dass es in meinen Augen nichts bringt, nur zu einer Therapie zu gehen und das eigene Leben aufzuarbeiten, während man im eigenen Alltag nichts ändert. ich habe es wohl ein bisschen missverstädnlich formuliert.
Mir haben 2,5 Jahre über meine Probleme reden und meine problematische Vergangenheit aufarbeiten nicht sehr viel gebracht.
Was mir etwas gebracht hat, war systematisch Gedankenentschärfung und Gefühls-Akzeptanz in meinem Alltag anzuwenden, mir Werte zu suchen, meine Ernährung umzustellen, meine Süchte anzugehen usw.
ich weiß nicht, ob es im Nachhinein überhaupt einen großen Unterschied gemacht hätte, Sitzung für Sitzung über meine kaputte Kindheit oder mein beschissenes Vater-Sohn-Verhältnis zu sprechen.
Stattdessen währe es sinnvoller gewesen, wenn mir mal jemand gesagt hätte, dass ich mit meinem Alltagsverhalten meine Gehirnchemie massiv im Ungleichgewicht halte und dadurch zwangsläufig nicht in der Lage bin, langfristig aus der Depression zu entkommen.
wie kann man alleine durch das Ändern des ÄUSSEREN (sprich Bewegung, Ernährung etc.) eine Depression heilen, wenn sie doch oft auch und gerade das INNERE betrifft?
Habe ich ja gar nicht und habe ich auch nicht behauptet. Wobei ich trotzdem der Meinung bin, dass Änderung des Äusseren einen sehr wichtigen Teil ausmacht.
Ein Beispiel: Regelmäßige Masturbation zu Pornos führt zu einer massiven Überstimulation der Dopaminrezeptoren, welche dadurch nach und nach zerstört werden und so eine Betäubung des Belohnungssystems eintritt. Derselbe Effekt tritt bei anderen Über-Stimmulanzien wie zB Alkohol, Drogen oder Spielsucht auf. Mit einem gestörten Dopaminkreislauf fühlt man sich aber zwangsläufig scheiße, ganz egal wie viel "innere" Veränderungen ich so an mir vornehme. Erst ein kompletter Verzicht hat bei mir nach einer längeren Heilungs-Periode zu einer massiven Verbesserung geführt, sprich mehr Energie, mehr Motivation, weniger Stimmungsschwankungen.

Jemand, der sich kaum Bewegt, selten draußen ist, sich ungesund ernährt und regelmäßig Drogen wie zB Alkohol oder Nikotin zu sich nimmt, wird starke Schwierigkeiten haben, sich von seiner Depression zu befreien, wenn er die Lösung nur im "Inneren" sucht.

Und zu guter Letzt:
Ich habe in meinen "Werbetext" ebenfalls angemerkt, dass ich hier von meiner Meinung spreche. Nicht von einer Tatsache.
Ich selbst habe mich mit einem ganzheitlichen Plan, der Körper, Geist, Psyche und meine Lebensstrukturen mit einbezieht aus meiner Depression befreit.
Wer das nicht glauben kann und es für Scharlatanerie hält, dem steht frei das zutun. Ich will niemanden bekehren und ich bin auch nicht herher gekommen, um meine Zeit damit zu vertun rumzudiskutieren, ob dieser oder jener Ansatz nun sinnvoller ist oder ob eine Depression heilbar ist oder nicht.
Ich könnte die Zeit sinnvoller damit verbringen mit verschiedenen Tipps anderen Menschen zu helfen, die sich gerne helfen lassen wollen.

Wer meine Hilfe nicht will, dem steht es völlig frei, sie abzulehnen.

Liebe Grüße,
Octave
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Mein Leben ohne Depression

Beitrag von Zarra »

Hi Octave, hi @all,

mal abgesehen davon, daß sich hinter den benutzten Begriffen "Depression" (von depressiver Verstimmung bis schwerster Depression, die einen komplett handlungsunfähig macht), "Heilung", "Besserung" vieles (!!) verbergen kann, auch vieles, was nicht miteinander vergleichbar ist ...
OctaveParango hat geschrieben:Mir haben 2,5 Jahre über meine Probleme reden und meine problematische Vergangenheit aufarbeiten nicht sehr viel gebracht.
Was mir etwas gebracht hat, war systematisch Gedankenentschärfung und Gefühls-Akzeptanz in meinem Alltag anzuwenden, mir Werte zu suchen, meine Ernährung umzustellen, meine Süchte anzugehen usw.
ich weiß nicht, ob es im Nachhinein überhaupt einen großen Unterschied gemacht hätte, Sitzung für Sitzung über meine kaputte Kindheit oder mein beschissenes Vater-Sohn-Verhältnis zu sprechen.
Stattdessen währe es sinnvoller gewesen, wenn mir mal jemand gesagt hätte, dass ich mit meinem Alltagsverhalten meine Gehirnchemie massiv im Ungleichgewicht halte und dadurch zwangsläufig nicht in der Lage bin, langfristig aus der Depression zu entkommen.
Weiter vorne gibst Du "Verhaltentherapie" an. Eigentlich sollte VT nicht so sehr in die Vergangenheit schauen, sondern sich schon auf Deine Gedanken und Dein Handeln in der Gegenwart konzentrieren; (und klar wird man dabei auch fünf Sätze über schlechte Kindheitsverhältnisse verlieren). Von daher wundert mich das. Und Stand meines Wissens ist eigentlich, daß immer zuerst eine Suchterkrankung behandelt wird - und dann weiter.

Von daher klingt mir manches logisch, was Du von Deinen Erfahrungen schreibst. ... aber da scheint mir therapeutisch-ärztlich dann doch manches nicht so ganz optimal gelaufen zu sein.

Deine im anderen Unterforum gepostete "Übung: Eine sanfte Hand" - ja (!!); ... "nur": die wenigsten tief Depressiven werden sich das "zugestehen" und sich selbst geben können, weil Ihnen diese Selbstzuwendung, diese Selbstfürsorge, diese "Selbstliebe" ja gerade fehlt. - Das geht erst, wenn der Boden dafür wieder soweit vorbereitet ist.

LG, Zarra
Emmmi
Beiträge: 6
Registriert: 9. Feb 2014, 20:37

Re: Mein Leben ohne Depression

Beitrag von Emmmi »

Hallo,

Ich finds toll wenns jemand schafft, auf welchem Weg auch immer.

Toll Octave das es Dir gut geht und das Du Deinen Weg gefunden hast und diesen so konsequent verfolgst.

Wenn man die Antworten hier so liest scheint das ja für einige ein riesiges Problem zu sein, schon komisch man sollte doch denken das solche Geschichten eher Mut machen.

Gern kann jetzt auch jeder meine Worte auf die Goldwaage legen und analysieren, aber ich denke auch das es eine Kombination von vielen Dingen ist gesund zu werden und dauerhaft beschwerdefrei. Mein Weg ist und war auch lang und steinig, aber es wird mir nicht besser gehen wenn ich Erfolge von anderen anzweifele. Dafür gibts natürlich auch keine empirischen Untersuchungen und Belege.

Ich würd mir jedenfalls wünschen mehr solche Geschichten zu hören und mich mit diesen Menschen auszutauschen.

VG
Emmmi
DocHolliday
Beiträge: 289
Registriert: 12. Jan 2014, 21:22

Re: Mein Leben ohne Depression

Beitrag von DocHolliday »

hallo brandneuer OctaveParango,

wer heilt hat recht!
wer sich selbst heilt,
...hat auch recht!

Und wenn Du Dir da Deine eigene Mischung "von Therapie" zusammengestellt hast, die Wirkung gezeigt hat, dann ist das für Dich sehr erfreulich. Dein "Gedankensystem" über Zusammenhänge von Ursachen der Depressionen und Deiner Therapiemethoden verstehst vermutlich nur Du allein. :-)

Deine Erklärung zu "Lifestyle" ist mir viel zu abstract und recht nebulös. Das ist der allseits bekannte Unterschied zwischen Theorie und Praxis, etwas zu erklären, was schwer, gar nicht oder nur in Teilen zu verstehen ist.

Dazu muss ich sagen, dass ich "vorgeschädigt" bin, weil ich u.a. einige Semester Soz.Päd. studiert habe und mir das theoretische Gesülze, die Schwadroniererei dort, gehörig auf die Nerven gegangen ist. Meine tiefensychologische Therapie war im Vergleich dazu, eine Wohltat. Das war meine Praxis.

Du hast den "Begriff" Meditation erwähnt, da gibt es ja sehr viele Methoden, ("Technik", mag ich im gesamten Zusammenhang mit der Psyche überhaupt nicht, wir sind keine Maschinen und das vermittelt Assoziationen, Vorstellungen, die irreführend und "kalt" sind): autogenes Training, Zen, transzendentale Meditation, jap. Bogenschießen...diese Übungen erfordern alle ein hohes Maß an Disziplin und sollten für Kranke nicht ohne fachkundige Anleitung erlernt und durchgeführt werden.

Das Meditation für Körper, Seele und Geist heilende und stärkende Wirkung hat, ist wissenschaftlich unbestritten und nix Neues.

Auffällig ist für mich Dein offensichtliches erhöhtes Sendungsbewusstsein, zwar als "Angebot" bezeichnet, und das sehr ausführlich, aber es macht mich skeptisch und ich frage mich, welche Motive dahinter stecken mögen. Vielleicht dient es Dir ja auch dazu, Dir zusätzliche Bestätigung für Dein Gedankengebäude abzuholen...?

LG
DocHolliday
...besser ein Onkel, der was mitbringt, als ne Tante die Klavier spielt.
Zarra
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Re: Mein Leben ohne Depression

Beitrag von Zarra »

Hi Emmmi,
Emmmi hat geschrieben:Ich würd mir jedenfalls wünschen mehr solche Geschichten zu hören und mich mit diesen Menschen auszutauschen.
Ja, da kann ich Dir nur zustimmen!!

Und bis auf einen gewissen "WerbeTONFALL", den ich auch so wahrnahm, schreibt Octave ja auch ganz realistisch (!) von seinen Erfahrungen (!) und auch daß es seine (!) Geschichte und Meinung ist, was ihn mir durchaus sympathisch macht; siehe z.B.:
Octave hat geschrieben:Ich habe so viel Quatsch ausprobiert, Methoden verworfen, andere abgeändert oder miteinander kombiniert und so, Stück für Stück für mich herausgefunden, was funktioniert und was nicht.
Ich habe meine Ernährung radikal umgestellt, diverse Süchte besiegt, mit einem Sport-Programm angefangen und mir regelmäßige Tagesstrukturen und Rituale zugelegt, einschließlich der täglichen Praxis bestimmter Techniken, die es mir erlauben, so gut wie immer handlungsfähig zu bleiben, egal wie es mir gerade geht.
[...] Aber das ist natürlich nur meine Meinung. Ich weiß, dass das jeder anders sieht und das ist völlig ok so! (:
Das Problem ist "nur", daß sich nicht alle schlecht ernährt haben, sich nicht bewegt haben, Süchten verfallen waren und keine Tagesstruktur hatten - auch wenn mit (!) der Depression u.U. genau diese Bereiche leiden. Ich würde z.B. behaupten, daß diese "Lifestyle-Prädispositionen" bei mir nicht gegeben waren; mehr Sport hätte sicher nicht geschadet, doch auch zu Zeiten, in denen ich nicht nur etwas, sondern etwas mehr gemacht habe, fühlte ich mich zwar körperlich fitter und wohler, aber keineswegs ggf. weniger depressiv; je stärker die Depression zuschlug, umso schwerer fiel mir aber sowohl das Aufraffen wie das Durchhalten. Sich weiter zu dem Alten zu zwingen haben ja die allermeisten ausdauerend versucht, bevor es nicht mehr ging.

Und manch einer probiert, so Deine Depression in Schach zu halten - und scheitert halt im Gegensatz zu Octave. Wann es glücken kann und wann nicht - keine Ahnung. Das wäre ja vielleicht die spannende Frage.
Octave hat geschrieben:Wenn man aber anfängt, bestimmte Techniken in seinen Alltag zu integrieren und stück für Stück seinen Lifestyle ändert, welcher eine gesunde und ausbalancierte Gehirnchemie unterstützt, ist es möglich, sich dauerhaft von der Depression zu heilen, so lange man diesen Lifestyle beibehält.
... und das klingt halt schon sehr "lifestylemäßig" ...

... und ich glaube halt nicht, daß gesunde Ernährung und Bewegung allein unser depressives Denken (!) und Erleben verändern können - Süchte mal ausgenommen -, ... außer ein kleiner Placebo-Anstoß genügt. (Und das war es ja anscheinend bei Octave auch nicht; das klingt mir schon mehr nach einem "Ringen" und Ausprobieren.)

LG, Zarra
Salvatore
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Re: Mein Leben ohne Depression

Beitrag von Salvatore »

Hallo liebe Foris,

mit Erstaunen und einer Prise Verwirrung lese ich diesen Thread... Ich verstehe die Aufregung ehrlich gesagt nicht. Da ist jemand, der nach langer Zeit des Kämpfens endlich gut mit seinem Leben klarkommt, hier davon berichtet und noch sagt: soundso habe ich das geschafft. Ich finde das weder verwerflich noch kritikwürdig.

Sicher, man kann sich an dem Tonfall stören. Verstehe ich. Kommt vielleicht nicht ganz optimal rüber. Aber könnten wir nicht beim allerersten Posting auch mal nachsichtig sein - zumindest, wenn kein offensichtlicher Blödsinn geschrieben wurde? Ich würde mir an Octaves Stelle hier komisch vorkommen, denn die Absicht scheint mir doch eine gute zu sein. Verkaufsstrategie - um was denn zu verkaufen? Ich finde bislang kein "Kauft mein Buch", "Besucht meine Seminare", "Geht bei mir in Therapie".

Ich kann bei Octave auch nicht heraushören: Ihr müsst das auch so machen wie ich! Ich habe die Weisheit mit Löffeln gefressen! Wer sich nicht geheilt fühlt, macht was falsch! Ich allein weiß, wie es geht!

Ich höre: Wenn es jemanden gibt den das interessiert, kann ich erzählen, wie ICH das geschafft habe und vielleicht hilft das dann dem einen oder anderen.

So jedenfalls kam es bei mir an.

Lg, Salvatore
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otterchen
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Re: Mein Leben ohne Depression

Beitrag von otterchen »

oooch,
so sehe ich das gar nicht -
eher als "kann ich nicht so recht nachvollziehen, würdest du das bitte erklären?"

Und: solche Nachfragen sind doch auch nicht verwerflich, oder?
Schließlich gibt es auch Menschen, die hier mitlesen und sowas nachmachen möchten (Hauptsache raus aus der Depression) und womöglich (!) ihre Hoffnungen an etwas knüpfen, was für sie (!) gar nicht zutrifft.

Wenn es Octave auf diese Art und Weise geschafft hat: prima.
Es ist nur nicht mein Weg bzw. würde für mich so nicht funktionieren.
Meine (!) Verhaltenstherapie ist genau das Richtige für mich, die Ergänzung mit ADs ist sehr hilfreich.

Octave wollte doch berichten, und ich glaube, genau dies ist durch die gezielten Fragen auch passiert.
Oder?
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
DocHolliday
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Re: Mein Leben ohne Depression

Beitrag von DocHolliday »

@ Salvatore

Willst Du einen Streichelzoo oder willst Du konstruktive Auseinandersetzungen?
Hast Du ein erhöhtes Harmoniebedürfnis?

OctaveParango ist bestimmt selbstbewusst genug, dass er sich einer Auseinandersetzung stellen kann. Wenn man sich aus dem Fenster lehnt, dann muss man auch mit Windstößen rechnen, dass wird ihn ja nicht gleich von der Fensterbank werfen.

Im Übrigen kann man auch Ideen "verkaufen", im übertragendem Sinne, und da ist er eben nahe dran. In seinem Elaborat ist für mich eben recht viel unklar und das tue ich auch kund.

"Ich kann bei Octave auch nicht heraushören: Ihr müsst das auch so machen wie ich! Ich habe die Weisheit mit Löffeln gefressen! Wer sich nicht geheilt fühlt, macht was falsch! Ich allein weiß, wie es geht!"

Das hat hier niemand so dargestellt, das ist Deine Interpretation.

LG
DocHolliday
...besser ein Onkel, der was mitbringt, als ne Tante die Klavier spielt.
fourseasons
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Re: Mein Leben ohne Depression

Beitrag von fourseasons »

Äähmm ...

ich denke man darf sich nicht wundern, wenn in einem Diskussionsforum diskutiert wird ...

Wer da nicht Kritik in konstruktiven Austausch wandeln kann ...

Generell wird in Foren vieles zu schnell als persönliche Anfeindung interpretiert, obgleich es vom Schreiber gar nicht so gemeint war. Alles was geschrieben wird, wird unterschiedlich interpretiert - so individuell wie jeder Mensch seine Welt wahrnimmt.
Gerade beim Austausch über psychische Probleme ist schwarz/weiß-Denken unangebracht denke ich.

Liebe Grüße,
Dieter
Erst wenn du den anderen so annehmen kannst wie er ist, wird er frei sich von dort an aufzumachen, derjenige zu werden dessen er befähigt ist.
Salvatore
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Re: Mein Leben ohne Depression

Beitrag von Salvatore »

Hallo in die Runde,

wer meine Postings schon länger verfolgt kann sicherlich bestätigen, dass ich weder ein erhöhtes Harmoniebedürfnis habe noch für ein Kuschelforum plädiere oder gar gegen Diskussionen bin.

Nur - was mir eben aufgefallen ist, ist dass wenn bekannte User hier von ihrer Erfolgsgeschichte berichten, dann gibt es - trotz genauerer Nachfragen und anschließenden Debatten - beinahe ausschließlich positive gestimmte und wohlwollende Rückmeldungen.

Jetzt schreibt hier ein neuer User. Und Begriffe wie "unseriös", "Verkaufsstrategie", "blauäugig", "Scharlatanerie" lösen bei mir halt keine Assoziationen zu dem Attribut "wohlwollend" aus. Und ob das nun unbedingt konstruktiv ist... nun, das liegt anscheinend im Auge des Betrachters.

Das ist eigentlich schon alles.

Lg, Salvatore
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otterchen
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Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Mein Leben ohne Depression

Beitrag von otterchen »

Hallöle,

ich habe überlegt, was MICH zu meiner Haltung gebracht hat, und ich bin der Sache auf der Spur.
Es ist wohl die Verwendung des Wortes "man" in diesem Absatz hier:
OctaveParango hat geschrieben:Wenn man eine genetische Disposition zur Depression hat, dann wird man nicht einfach eine Therapie machen können und sein leben genauso weiterleben wie bisher. Wenn einen die alten Lebensumstände in die Depression geführt haben, dann werden sie es auch nach einer Therapie/Workshop/Klinikaufenthalt tun.
Wenn man aber anfängt, bestimmte Techniken in seinen Alltag zu integrieren und stück für Stück seinen Lifestyle ändert, welcher eine gesunde und ausbalancierte Gehirnchemie unterstützt, ist es möglich, sich dauerhaft von der Depression zu heilen, so lange man diesen Lifestyle beibehält.
Dies klingt sehr verallgemeinernd und auch - in meinen Ohren! - danach, als meinte jemand, er hätte den Stein der Weisen gefunden.
"Man muss nur..." und schon ist die Depression verschwunden. Doch dann gäbe es wohl wesentlich mehr Erfolgsberichte.

Ganz anders hätte meine (!) Reaktion ausgesehen bei folgender Formulierung:
Da ich eine genetische Disposition zur Depression habe, konnte ich nicht einfach eine Therapie machen und mein Leben genauso weiterleben wie bisher. Da mich die alten Lebensumstände in die Depression geführt haben, werden sie es wahrscheinlich auch nach einer Therapie/Workshop/Klinikaufenthalt tun.
Ich habe aber angefangen, bestimmte Techniken in meinen Alltag zu integrieren und Stück für Stück meinen Lifestyle geändert, welcher eine gesunde und ausbalancierte Gehirnchemie unterstützt. So war es mir möglich, mich dauerhaft von der Depression zu heilen, so lange ich diesen Lifestyle beibehalte.
Ich kann nur für mich sprechen und weiß nicht, welche Worte / Passagen bei anderen Skepsis / Widerwillen / Ablehnung / was-auch-immer hervorgerufen haben.
Diese man-Botschaften sind aber tatsächlich tricky und erwecken einen Eindruck, der womöglich gar nicht bezweckt war (und schon geht der Schuss nach hinten los).
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FönX
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Re: Mein Leben ohne Depression

Beitrag von FönX »

Das war bei mir ähnlich, wie bei otterchen. In meinen Ohren klangen die Stimmen meiner Bekannten, die sich nach eigenen Angaben selbst therapiert haben, in Wirklichkeit aber kein einziges Stück weitergekommen sind (haben sich fast vollständig gesellschaftlich isoliert) UND ihre These, dass sie viel schlauer sind als alle Ärzte und Therapeuten zusammen, jedem erzählen, ob er es hören will oder nicht, und damit - und das befürchte ich - auch Betroffene erreichen, die sich möglicherweise nicht helfen lassen, da "man es ja selbst schaffen kann", ohne böse Therapeuten und ohne böse Chemie.

Eines ist klar. Es ist ja was dran. Und das Ziel einer Therapie (jedenfalls der KVT) ist es ja, sich selbst helfen zu können, Experte in eigener Sache zu werden. Wenn aber ein Hilfe suchender quasi als erstes liest, dass man den ganzen Firlefanz nicht braucht, man sich nur richtig anstrengen muss, kann es leicht nach hinten losgehen. Die allermeisten brauchen Hilfe, müssen von anderen (Gruppe, Thera usw.) reflektiert werden, oder zu schmerzlichen Erkenntnissen geführt werden, um die man selbst jahrelang herumschleicht und sie vermeidet. Und die Umsetzung der Erkenntnisse und vielleicht sogar die Konditionierung der eigenen Gehirnchemie macht eine Medikation oft, wenn nicht meistens unumgänglich.

Meint
FönX

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DocHolliday
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Re: Mein Leben ohne Depression

Beitrag von DocHolliday »

@otterchen

Du hast es mit "man" genau gelesen, finde ich, damit versteckt sich der "Brandneue" und verallgemeinert.

Seine Botschaft verschließt sich mir bis jetzt, aber es kann ja was noch kommen...

Wenn es um die frohe Kunde geht, Depressionen erfolgreich bewältigt zu haben, dann würde ich den Betreibern dieses Forums vorschlagen, eine zusätzliche Forums-Abteilung aufzumachen:

"Depression, ich fühle mich/ bin geheilt" Titel sinngemäß...

Interessant wäre in diesem Zusammenhang bestimmt auch die Frage, was den Betroffenen konkret geholfen hat, welche Therapiemethode oder wie/was auch immer, dazu geführt hat.

Damit wären sicher alle Involvierten gut einverstanden.

Was OctaveParango angeht,

erst macht er hier ein großes Fass auf, und dann gibt's nix zu trinken, wenn er seine individuelle "Heilslehre" in den/diesen Raum stellt, dann bitte konkret, es gibt ja im Forum ausreichend Beratungsbedarf...und dann mal kieken, watt denn is

LG
DocHolliday
...besser ein Onkel, der was mitbringt, als ne Tante die Klavier spielt.
otterchen
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Re: Mein Leben ohne Depression

Beitrag von otterchen »

Guten Morgen zusammen!

Einander helfen (und auch helfen lassen) wollen wir ja alle hier, oder?
Meine (!) Lektion hier war: was mir hilft, hilft noch lange keinem anderen -
aber es KANN funktionieren.
Deshalb berichte ich immer wieder davon, was mich selbst weiterbringt.
Ich sehe es wie einen großen Tisch, auf den ich einen Kuchen stelle: wer mag, bedient sich davon. Wer nicht, der lässt es.

Ich habe es am eigenen Leib erfahren, als ich in diesem Projekt war (ein internetbasiertes Selbstmanagement-Programm). Die Hinführung zu einem Wochenplan und Struktur ist für viele Depressive bestimmt sehr hilfreich - ich allerdings fühlte mich nur unter Druck gesetzt und habe abgebrochen.

Deshalb: es ist toll, wenn Leute berichten, wie sie es aus der Depression herausgeschafft haben und ihre Erfahrungen teilen möchten. Aber es kann für denjenigen selbst auch ziemlich schwierig werden, wenn dann jemand kommt und sagt "been there, done that" und "das ist ja nun mal gaaaar nix für mich". Es geht nämlich darum, jemand von dort abzuholen, wo er steht, und nicht darum, jemanden an einen Punkt X zu bringen.

So individuell, wie unsere Postings sind, so individuell sind unsere depressiven Symptome und ihre Herkunft (!). Und genau DA würde ich ansetzen... in einer Therapie! Wenn es die selbst herbeigeführte Mischung aus Lifestyle-Änderung, Meditation etc ist - bitte sehr, jeder so, wie er es braucht. ABER: auch dies passiert nicht "einfach so": jedes Ding hat seine Zeit. Meiner Meinung nach muss man einen WEG gehen, um irgendwann bei seiner "persönlichen, anti-depressiven Vorgehensweise" anzukommen, und eine Abkürzung ist einfach nicht möglich.

Ich fände es schade, wenn Octave sich jetzt nicht mehr melden würde, weil ihn unsere Postings entmutigt und frustriert haben. Es gibt sicher Menschen, die von seinen Erfahrungen profitieren können. Dieses "man" sollte er allerdings besser unterlassen, und ich hoffe inständig, dass er versteht, warum.

Ich könnte mir schon vorstellen, dass es da einige interessante Storys gibt, wieso etwas bei ihm nicht gegriffen hat und wie er dann auf etwas anderes gekommen ist. Denn um diesen Weg sollte es doch gehen, egal was man am Ende tatsächlich macht, um sich wohler zu fühlen.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Emmmi
Beiträge: 6
Registriert: 9. Feb 2014, 20:37

Re: Mein Leben ohne Depression

Beitrag von Emmmi »

Ich hoffe Eure Ordnung ist jetzt wieder hergestellt und Ihr habt ja Octave mitgeteilt was er tun soll und was nicht. Unglaublich ......
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Mein Leben ohne Depression

Beitrag von ndskp01 »

Lieber Octave, ihr lieben alle,

ich habe öfter schon gehört und gelesen, dass Menschen, die die Depression überwunden haben, nicht so klar sagen können, was ihnen letztlich geholfen hat. Plötzlich ist es besser, die Angst und der Drang nach Selbstverletzung wird weniger, die Sucht verzieht sich, aber warum gerade jetzt? Und warum nicht unmittelbar aufgrund der Therapie?

In der Therapie arbeitet ja nicht nur der Therapeut, sondern auch der Patient, an unserem Änderungswillen hängt der Erfolg. Und der Erfolg wird auch durch Lesen von Fachliteratur über die Krankheit, durch gesunde Lebensweise, Aufräumen in der Wohnung, das Pflegen von Kontakten, bewusstes Sich-Zeit-nehmen-für sich selbst und vieles weitere gestärkt.

Mir hat die Therapie geholfen. Aber sie wirkt noch immer nach, ich arbeite weiter an manchen Schwierigkeiten. Und geholfen haben mir eben auch viele andere Maßnahmen, nicht zuletzt das Schreiben hier.

Ich freue mich, dass du, Octave, symptomfrei bist, und wünsche dir, dass das lange anhält.
Wichtig ist mir aber auch, die Schulmedizin nicht zu verdammen, denn es gibt viele Menschen, denen die hilft.

Viele Grüße, Puk
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