Trauma(?)-Verdrängte Erinnerungen an emot. Missbrauch kommen

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Klarinter
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Trauma(?)-Verdrängte Erinnerungen an emot. Missbrauch kommen

Beitrag von Klarinter »

...wieder



-Vorsicht, könnte TRIGGER sein!-




Hallo,

ich habe beim Erstgespräch vor einigen Tagen zum ersten mal seit langer Zeit wieder über Kindheitserlebisse (jahrelanger, emotionaler Missbrauch durch Familienmitglied) gesprochen. Ich habe die Erinnerungen in die hinterste Ecke gekehrt und sie in den letzten Jahren nicht hervorgeholt.
Die Thera wollte wissen, was da genau ablief. In dem Moment konnte ich ihr nichts konkretes sagen (konnte nur heulen). In dem Moment wusste ich wirklich nicht, was konkret gesagt wurde, obwohl es so viele Jahre ging und immer dieselben Sätze waren.
Heute hatte ich den Drang, es aufzuschreiben, woran ich mich erinnere. Danach ging es mir dreckig, aber es war auch erleichternd zu weinen.

Jetzt habe ich Angst, dass ich mit dem Gang zur Thera etwas aufgestochert habe, was vielleicht besser in den Tiefen meines Unterbewusstsein in der dunklen Ecke geblieben wäre. Es ist ja vorbei und einige Jahre her. Ich habe Angst, dass noch mehr hochkommt und ich vll. gar nicht mehr klarkomme? Und das jetzt, wo ich das berufliche Problem lösen und klarkommen muss.
Ist es vielleicht falsch (oder zu jetzigen Zeitpunkt falsch), in weiteren Sitzungen darüber zu sprechen?
Oder wäre es irgendwann anders hochgekommen und hätte mich lahmgelegt?

Info emotionaler Missbrauch:
"Emotionale Misshandlung ist die systematische Verkleinerung des anderen. Sie kann absichtlich oder unterbewusst (oder beides) sein, aber sie ist immer eine Verhaltensweise, nicht ein einzelner Vorfall. Sie ist darauf angelegt, das Selbstbild eines Kindes auf den Punkt zu reduzieren, wo das Opfer sich des natürlichen Geburtsrechts aller Kinder für unwert erachtet: Liebe und Schutz."

"Emotionale Misshandlung kann verbal oder im Verhalten, aktiv oder passiv, regelmäßig oder gelegentlich stattfinden. Ungeachtet dessen ist sie oft ebenso schmerzhaft wie ein körperlicher Angriff. Und, mit seltenen Ausnahmen, dauert der Schmerz viel länger an. Die Liebe eines Elternteils ist für ein Kind so wichtig, dass sie ihm vorzuenthalten einen Zustand des "Scheiterns in der Entwicklung" verursachen kann, ähnlich dem von Kindern, denen man eine angemessene Ernährung verweigert hat."

Folgen für Betroffene
Die Folgen für die Betroffenen sind individuell. Sie sind abhängig vom Alter, genetischer Disposition, Lebensumfeld usw. Es muss auch nicht zwangsläufig zu Beeinträchtigungen kommen.

Massive und dauerhafte emotionale Misshandlung in der Kindheit führt oft zu schweren psychischen Beeinträchtigungen wie Persönlichkeitsstörungen. Hierbei ist die Borderline Persönlichkeitsstörungndie häufigste. Aber auch andere Persönlichkeitsstörungen, Depressionen, Angst- und Panikstörungen sowie Esstörungen können entstehen.

Treten die Misshandlungen erst im Erwachsenenalter auf, ist die Entstehung einer Persönlichkeitsstörung nicht mehr möglich, jedoch kann es zu Depressionen, Angst- und Panikstörungen und zur posttraumatischen Belastungsstörung kommen.
Die PTBS kann zu einer dauerhaften Persönlichkeitsänderung führen (komplexe posttraumatische
Belastungsstörung).

LG
Klara
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La_crimosa
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Re: Trauma(?)-Verdrängte Erinnerungen an emot. Missbrauch ko

Beitrag von La_crimosa »

Liebe Klara,

vielleicht findest Du einige Informationen in dem Buch:

Trauma: Folgen erkennen, überwinden und an ihnen wachsen von Luise Reddemann und Cornelia Dehner-Rau

Hier heißt es u.a.:
- „ Was Sie nicht mit sich machen lassen sollten:
- Alleinige Traumakonfrontation ohne Einbettung in einen Gesamtbehandlungsplan, also das Angebot der Traumakonfrontation, kaum, dass Sie die Therapeutin kennen (außer Sie fühlen sich stark genug).“ (Luise Reddemann)
- „Fragen Sie, inwieweit Ihre Behandlerin über spezielle traumatherapeutische Kompetenz verfügt.“ (Luise Reddemann)

Letztendlich ist es wichtig, dass Du Strategien (erarbeitet) hast, um mit psychischen Krisen umzugehen. Und Du schreibst ja, dass Du befürchtest, damit nicht klar zu kommen.
Also wäre es gut, im Vorfeld einen „Notfallkoffer“ entwickelt zu haben, in dem Hilfsmittel (Skills) für Krisensituationen liegen (z.B. Strategien zum Spannungsabbau, gut eingeübte Reorientierungstechniken und Techniken zur Distanzierung von Intrusionen, belastenden Gedanken und Gefühlen,…)

Frau Reddemann schreibt weiter: „ Die Konfrontation mit dem Trauma ist eine Maßnahme unter vielen anderen und hat in den seltensten Fällen Vorrang:“ Unter gewissen Umständen kann eine Traumakonfrontation mehr schaden als nützen.

Interessante Texte hierzu findest Du auch unter http://www.ludwig-ulrike.de/index.php/fachtexte

Also mein Rat: Sei vorsichtig! Hör auf Deine innrer Stimme!

Liebe Grüße,
Susanne
Klarinter
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Re: Trauma(?)-Verdrängte Erinnerungen an emot. Missbrauch ko

Beitrag von Klarinter »

Liebe Susanne,

vielen Dank für deine Antwort und die Texte sind auf jeden Fall hilfreich, einen habe ich schon gelesen. Vieles erkenne ich leider bei mir wieder.
Ich merke, dass es mir nicht gut geht, wenn die Erinnerungen kommen. Ich habe heute versucht, mich mit Hausputz abzulenken (wenigstens eine sinnvolle Ablenkung ;) ) und vielleicht sollte ich mir gerade auch nichts über Traumata und Folgeerkrankungen durchlesen.

Ich glaube, die Thera wollte mich in dem Moment nicht mit dem Trauma konfrontieren sondern einfach nur nachfragen, sie kannte mich da ja nur paar Minuten...
oder doch? Naja, es war trotzdem ganz gut, es auszusprechen.

Ich habe auch viele Jahre verdrängt, dass das, was ich Erlebt habe, ein Trauma verursacht haben könnte. Bei mir geht es kaum um physische und nicht um sex. Gewalt, ich dachte mir immer, denen so etwas Schlimmes widerfahren ist, DIE dürfen nicht klarkommen. Aber ich doch nicht.

Heute kam zum ersten mal die Idee einer Trauma-Klinik...die Frage ist, ob das, was mir passiert ist, schlimm genug ist, oder ich mir dort vollkommen bescheuert vorkommen würde neben den Leuten, die viel schlimmeres erfahren mussten.

War von euch schon mal jemand in so einer Klinik?

LG
Klara
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La_crimosa
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Re: Trauma(?)-Verdrängte Erinnerungen an emot. Missbrauch ko

Beitrag von La_crimosa »

Liebe Klara,
über einen Aufenthalt in einer Klinik, die mit traumatherapeutischen Methoden arbeitet, kann ich nichts berichten. Ich möchte Dich aber ermutigen, wenn es Dir ein Bedürfnis ist, diesen Weg für Dich in Betracht zu ziehen. Und Deine Zweifel, ob es "schlimm genug ist", hast Du Dir selbst in Deinem Eingangspost beantwortet:
"Emotionale Misshandlung kann verbal oder im Verhalten, aktiv oder passiv, regelmäßig oder gelegentlich stattfinden. Ungeachtet dessen ist sie oft ebenso schmerzhaft wie ein körperlicher Angriff. Und, mit seltenen Ausnahmen, dauert der Schmerz viel länger an. Die Liebe eines Elternteils ist für ein Kind so wichtig, dass sie ihm vorzuenthalten einen Zustand des "Scheiterns in der Entwicklung" verursachen kann, ähnlich dem von Kindern, denen man eine angemessene Ernährung verweigert hat."

Außerdem denke ich, dass Leid(en) nicht zu vergleichen ist, da es ein individuell gefühltes Erleben ist.

Liebe Grüße,
Susanne
Klarinter
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Re: Trauma(?)-Verdrängte Erinnerungen an emot. Missbrauch ko

Beitrag von Klarinter »

Liebe Susanne,

vielen Dank für deine Antwort! Ich habe nach (Reha-)Kliniken mit Trauma-Schwerpunkt recherchiert und zwei gefunden, die mir positiv zugesagt haben. Leider habe ich den Fehler gemacht, Klinikbewertungen ehemaliger Patienten durchzulesen. Viele berichten über schreckliche Zustände, dass sie wieder in die ambulante Thera geflüchtet sind, dass die Klinik lieber geschlossen werden sollte, die Therapeuten desinteressiert und ständig unter Zeitdruck waren :shock: .

Die Frage ist: würde ein Klinikaufenthalt (evtl. weit weg von zu Hause, wo man einige Wochen verbringen muss und auch am Wochende nur nach einiger Zeit fahren darf) vll. mehr Schaden als Nutzen bringen? Wenn man sich die Hausordnung durchliest, kommt man sich dauerkontrolliert vor, oder wie im Knast (und so habe ich mich schon viele Jahre meines Lebens gefühlt und brauche ich nicht wieder...).

Gibt es die richtige Klinik und wenn ja, wie findet man sie ....Hilfe?

LG
Klara
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iffy04
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Re: Trauma(?)-Verdrängte Erinnerungen an emot. Missbrauch ko

Beitrag von iffy04 »

Hallo Klara, dein Posting hätte von mir kommen können. Meine erste Thera wollte mich auch stationär in der Traumaabteilung unterbringen wg. emotionaler Vernachlässigung, aber ich hatte die gleichen Bedenken wie du. Die anderen hatten wirklich was schlimmes erlebt, Gewalt o.ä. Und bei mir war das so schwammig, aber es war deshalb nicht weniger schlimm und wir leiden ja heute noch an diesen Mustern der Unterwerfung und Schuldgefühlen.
Nimm dich wichtig - es tut sonst keiner für dich
LG
La_crimosa
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Re: Trauma(?)-Verdrängte Erinnerungen an emot. Missbrauch ko

Beitrag von La_crimosa »

Liebe Klara,
ich glaube, dass es schwer ist, eine gute Klinik zu finden. Vielleicht ist es auch ein wenig Glückssache... Schließlich ist es auch hier wieder individuell: was für mich gut ist, ist für den anderen vielleicht nicht das Richtige... Und bei Klinikbewertungen schreiben häufig nur die Menschen, die ihren Frust loswerden wollen. Es überwiegt m. E. dort das Negative. Deshalb ist es vielleicht sinnvoll, die Kliniken bei einem Vorgespräche "kennenzulernen" bzw. einen Eindruck zu bekommen.

Ich schaue gerne, welche "Koryphäen" gibt es, die in dieser Klinik tätig sind/waren. (Womit ich nicht sagen will, dass auch "Nicht-bekannte" Therapeuten gute Arbeit leisten können - auch hier ist es ja häufig wichtig, wie die "Chemie" stimmt...)

Wohnst Du in der Nähe von Bielefeld?! - Hier ein Link: http://www.traumhaus-bielefeld.de/links ... herapeuten

Ob ein Klinikaufenthalt mehr schadet als nützt hängt von vielen Faktoren ab. Nicht für jeden ist ein Aufenthalt sinnvoll und hilfreich. Aber manchmal ist es gut, raus aus dem gewohnten Umfeld zu kommen, sich mal ganz auf sich zu konzentrieren und dazu Hilfestellung zu bekommen.
Und dann heißt es: ausprobieren! Wenn ich feststelle, es tut mir nicht gut, kann ich immer noch selbstverantwortlich handeln und u. U. gehen...

LG,
Susanne
Klarinter
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Re: Trauma(?)-Verdrängte Erinnerungen an emot. Missbrauch ko

Beitrag von Klarinter »

Vielen Dank, ihr Lieben, für die Unterstützung und die Infos :-). Ich habe eine Klinik gefunden, von der ich dachte, sie wäre nicht so toll. Als ich weiter gelesen habe, klang es jedoch ganz gut und wäre relativ in der Nähe :-). Habe per Mail angefragt, auf welche Wartezeit man sich einstellen müsste. Ist allerdings auch nicht speziell auf Traumata ausgelegt (die anderen Störungen passen aber auch), hört sich andererseits nicht nach Gefängnis an ;-). Werde auch der Thera die Idee präsentieren. Und sagen müssen, dass es mich im Moment sträubt, nach Jobs zu suchen bzw. dass ich zur Überlegung gekommen bin, dass es wenig Sinn macht, weil die Tiefs immer wieder kommen.

@Susanne: Ich wohne nicht in der Nähe von Bielefeld, werde mir die Seite aber ansehen, danke!

@iffy04: Tut mir Leid, dass du auch Ähnliches erleiden musstest...hast du dich für die Klinik entschieden? Hast du etwas mitnehmen können?

LG
Klara
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iffy04
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Re: Trauma(?)-Verdrängte Erinnerungen an emot. Missbrauch ko

Beitrag von iffy04 »

Nein, ich konnte mich nicht zu einem Klinikaufenthalt durchringen, ich habe schon die Tagesklinik nicht geschafft und musste ständig an meine Kinder Zuhause denken, obwohl ich weiß, dass meine drei Männer das auch gut ohne mich schaffen würden. Aber ich fühle mich derzeit in meiner Therapie (VT - Schematherapie) sehr gut aufgehoben und kann erstmals Parallelen meiner damaligen schlimmen Gefühle und heutigen Situatioen ziehen. Und mit Hilfe des "gesunden Erwachsenen" mich selbst wieder besser in die heutige Realität holen (die ja nicht mehr so bedrohlich ist).

Ich wünsche Dir, dass du für dich die richtige Hilfe findest und annehmen kannst.

LG
Klarinter
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Registriert: 4. Feb 2014, 13:10

Re: Trauma(?)-Verdrängte Erinnerungen an emot. Missbrauch ko

Beitrag von Klarinter »

Hm, kann ich nachvollziehen, dass es mit Familie schwierig ist...gut, dass die die derzeitige Therapie zusagt!
Auf der Homepage der Klinik, die ich ins Auge gefasst habe steht, dass der Aufenthalt als medizinische Rehabilitation beantragt werden musst. Ich denke, bei mir ist die DRV und nicht die Krankenkasse zuständig (bin <1 Jahr im Arbeitsverhältis), oder muss man da länger gearbeitet haben?
Ist es schwer, so einen Antrag durchzukriegen (ich war, abgesehen von den paar probatorischen Sitzungen, weder ambulant noch stationär in Behandlung)? Könnte man ihn damit begründen, dass eine schnelle Arbeitsfähigkeit durch diese (intensive) Therapieform schnell wiederhergestellt werden soll?

LG
Klara
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jolanda
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Re: Trauma(?)-Verdrängte Erinnerungen an emot. Missbrauch ko

Beitrag von jolanda »

Hallo,

die Klinik in Bielefeld kann ich empfehlen. Ich war da vor knapp einem Jahr. Manch eine/r wird enttäuscht sein, über das eher dürftige Therapieangebot (von der Masse her) dort, aber mir hat der Aufenthalt sehr gut getan.
Allerdings nimmt sie Kassenpatienten nur im Umkreis von 100km auf. Ich hab schon gehört, dass sich jemand extra für 3 Monate ein Zimmer in Bielefeld genommen hat für die Zeit. Patienten aus der näheren Umgebung sind dort Tagesklinisch. Der erste Aufenthalt kann vollstationär bis zu 11, tagesklinisch bis zu 12 Wochen dauern, was auch sinnvoll ist, voll aus zu nutzen.

Ich hatte 7 Monate Wartezeit (teilstationär). Allerdings ist es völlig undurchschaubar, wer wie lange wartet. Das geht offensichtlich nicht wirklich der Reihe nach. Hängt wohl auch davon ab, wie sehr man selber nachhakt und ob irgendwelche ambulante Ärzte/Therapeuten für einen dort Druck machen.

Zu deinem eigentlichen Thema:
Für Kinder können Situationen traumatisch sein, die Erwachsene als harmlos einstufen.
Wenn es dir mit dem, was du erlebt hast, schlecht geht und es eben dies (Trauma)Folgen hat, dann ist das so und du kannst nichts dafür. Jeder hat seine ganz eigene Konstitution, wie er mit schwierigen Erlebnissen fertig wird. Der eine erlebt schlimmes und kommt unbeschadet darüber hinweg, der andere nicht. Das wird einem zum Teil mit in die Wiege gelegt.
Damit will ich sagen: mach dich nicht fertig mit vergleichen.

LG, jolanda


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Zarra
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Re: Trauma(?)-Verdrängte Erinnerungen an emot. Missbrauch ko

Beitrag von Zarra »

Hi jolanda,

jetzt hake ich mich doch mit einer Frage ein ... - @all: wobei ich gar, gar nichts an Heftigkeit in Frage stellen will!!! Diesen Aspekt meine ich nicht-, ... ich bin seither von meinen eigenen und Nebenher-Erfahrungen von anderen Mitpatienten davon ausgegangen, daß spezielle Trauma-Therapie nur für "klinisch (!) attestierte Traumapatienten" in Frage kommt (Opfer von Gewalttaten, Vergewaltigungen, Naturkatastrophen; ... häufig wohl sexueller Mißbrauch, körperliche Gewalt). Ist das so? Oder nicht? Oder gibt es Einzel-Einzelfälle, die ..., die dann aber doch nicht viele betreffen, auf die die klinische Definition nicht zutrifft?

Fragend
Zarra
Klarinter
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Re: Trauma(?)-Verdrängte Erinnerungen an emot. Missbrauch ko

Beitrag von Klarinter »

Hallo,

vielleicht hat jemand von euch eine Antwort auf diese Fragen:
Klarinter hat geschrieben: Hat sich geklärt: war man in den letzten zwei Jahren 6 Monate oder über 15 Jahre sozialversicherungspflichtig angestellt, ist die DRV zuständig.
Leider würde mich die Klinik in Bielefeld nicht nehmen, weil ich >100km weit wegwohne (Kassenpatient)...

LG
Klara
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Sherona
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Re: Trauma(?)-Verdrängte Erinnerungen an emot. Missbrauch ko

Beitrag von Sherona »

Ich habe mich bisher auch nicht als Trauma-Patientin einordnen können, auch aus dem Grund, keinen "ausreichenden Grund" dafür zu haben, weil ich nicht ein einziges, schlimmes Erlebnis wie Entführung, körperlichen Missbrauch o.ä. durchgemacht habe. Erst eine Userin in einem Tierforum konnte mich davon überzeugen, dass man auch mit solchen Erlebnissen wie du sich zitiert hast, Klarinter, ein Trauma haben kann, eben durch jahrelangen emotionalen Missbrauch. Ich stehe da aber noch am Anfang, ich habe im Internet nach Therapeuten gesucht, tu mich aber noch schwer damit, habe auch gerade erst (mit Einverständnis der Therapeutin) eine Therapie abgebrochen. Und Angst, dass auch eine andere Therapie nicht hilft..

Zarra hat geschrieben:Hi jolanda,

jetzt hake ich mich doch mit einer Frage ein ... - @all: wobei ich gar, gar nichts an Heftigkeit in Frage stellen will!!! Diesen Aspekt meine ich nicht-, ... ich bin seither von meinen eigenen und Nebenher-Erfahrungen von anderen Mitpatienten davon ausgegangen, daß spezielle Trauma-Therapie nur für "klinisch (!) attestierte Traumapatienten" in Frage kommt (Opfer von Gewalttaten, Vergewaltigungen, Naturkatastrophen; ... häufig wohl sexueller Mißbrauch, körperliche Gewalt). Ist das so? Oder nicht? Oder gibt es Einzel-Einzelfälle, die ..., die dann aber doch nicht viele betreffen, auf die die klinische Definition nicht zutrifft?

Fragend
Zarra
Hm, darf sich das nicht jeder selbst aussuchen, für welche Therapieart er sich entscheidet? (ob sie dann von der Krankenkasse genehmigt wird, ist ja wieder eine andere Sache) Ich glaube nicht, dass man dafür eine ärztliche Bescheinigung als Traumapatient braucht. Weiß es aber auch nicht. Ich glaube aber auch nicht, dass es nicht auf viele zutrifft, die meisten denken nur wahrscheinlich wie wir...
VG,

Sherona

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Zarra
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Re: Trauma(?)-Verdrängte Erinnerungen an emot. Missbrauch ko

Beitrag von Zarra »

... also es gibt eben das eher "umgangssprachliche" "traumatisiert" und das trifft sicher auf Klara, Dich und viele (?) oder einige (? - einige mehr aber sicher!) andere hier zu.

In einer Klinik wurde ich auch explizit aufgrund wohl bestimmter Verhaltensweisen von mir Richtung Trauma befragt. Nach der, ich nenn' das mal: "klinischen" Definition; da war aber eben emotionaler Mißbrauch in zumindest noch häufigerem Ausmaß nicht gemeint (!) - bei Extremfällen (!!?) weiß ich das nicht. Die Teilnahme an der Trauma-Gruppe wurde da nie als Möglichkeit in den Raum geworfen. Und ich hätte da relativ sicher auch weder in die Gruppe mit Einzel-Ereignis-Katastrophen im Vorfeld noch z.B. zu Menschen mit sexuellem Mißbrauch gepaßt (ich weiß auch nicht mehr, ob die anderen zusammen in einer Gruppe oder getrennt waren).

LG, Zarra
Sherona
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Re: Trauma(?)-Verdrängte Erinnerungen an emot. Missbrauch ko

Beitrag von Sherona »

Hm, man sollte mal über eine Aktualisierung nachdenken..

Also bei einer Therapeutin, die ich gefunden habe, als ich mich mit dem Thema anfing, auseinander zu setzen, steht folgendes:

"Was ist ein Trauma?

Ein Trauma ist ein belastendes Ereignis oder eine Situation, die unsere normalen Bewältigungsstrategien übersteigt.

Es ist mir wichtig, zu betonen, dass entgegen weit verbreiteter Auffassung ein Mensch nicht erst etwas „objektiv“ Katastrophales erlebt haben muss, um (traumatische) Stresssymptome zu entwickeln. Bindungsstörungen zwischen Mutter und Kind, Verlust des Arbeitsplatzes, Verlust des Lebenspartners, anhaltende familiäre Spannungen, Trennungserlebnisse, operative Eingriffe oder der unkontrollierte Konsum von Gewaltdarstellungen können in gleicher Weise die physiologischen, emotionalen und geistigen Funktionen beeinträchtigen.

„Ein Trauma ist im Nervensystem gebunden. Es ist somit eine biologisch unvollständige Antwort des Körpers auf eine als lebensbedrohlich erfahrene Situation. Das Nervensystem hat dadurch seine volle Flexibilität verloren. Wir müssen ihm deshalb helfen, wieder zu seiner ganzen Spannbreite und Kraft zurückzufinden“. ( Dr.Peter Levine)
"


http://www.sabinekizner.de/traumatherapie.php" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;



Ich war auch schon in Kliniken, damals war die Emetophobie noch nicht (so) bekannt, ich passte auch in keine Gruppe, weder in die Angstgruppe, noch in die der Essgestörten
VG,

Sherona

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Regenwolke
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Re: Trauma(?)-Verdrängte Erinnerungen an emot. Missbrauch ko

Beitrag von Regenwolke »

Hallo,

was ein psychische Traumatisierung ist, wird tatsächlich teilweise unterschiedlich definiert.
Die Definition von Peter Levine, die oben zitiert ist, ist sehr breit angelegt, häufig wird nur von Trauma gesprochen, wenn es um Situationen geht, die kaum ein Mensch hätte bewältigen können.
Manchmal werden auch "Bindungs- und Beziehungstraumata" einbezogen, emotionaler Missbrauch, Erniedrigungen usw. gehören denke ich hierher.

Von dem Trauma selber muß man die Traumafolgestörungen unterscheiden. Nicht jedes Trauma zieht eine psychische Störung nach sich. Typische Folgeerkrankungen sind die "akute Belastungsstörung" oder die zeitverzögert auftretende "posttraumatische Belastungsstörung". Vor allem wiederholte kindliche Traumata, die oft mit Bindungstraumata zusammenkommen, können aber auch zu ganz anderen Störungen führen, darunter Ängste, Depressionen und Persönlichkeitsstörungen oder sogenannte "komplexe posttraumatische BelastungsStörungen".

Spezielle traumatherapeutische Angebote an Kliniken sind meist für Patienten mit der Diagnose einer posttraumatischen Belastungsstörung und entsprechenden Symptomen (wie Flashbacks, Alpträume, Übererregung oder emotionale Taubheit) gedacht. Patienten mit Bindungstraumata können soviel ich weiß oft nur an solchen Angeboten teilnehmen, wenn sie gleichzeitig körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt haben oder andere Erlebnisse klar als Trauma benannt werden können, denn in der Therapie geht es nach einer Stabilisierungsphase dann auch um die gezielte Bearbeitung der traumatischen Erlebnisse mit speziellen Techniken.

Tiefenspychologisch bzw. analytisch arbeitende Kliniken oder auch Kliniken, die neuere Verhaltenstherapeutische Ansätze wie Schematherapie oder CBASP (eine Behandlungsform für chronische Depressionen) anbieten, werden sich auch um Bindungstraumata und emotionalen Missbrauch kümmern. Das fällt dann aber meines Wissens nicht unter den Begriff der "Traumatherapie".

Ich fände es auch besser, wenn der Begriff allgemein weiter gefasst würde. Vielleicht müßte man das Erleben andauernder und schwerster Gewalt dann nochmal anders klassifizieren, um es davon abzugrenzen.
Ich glaube, dass es viele Erlebnisse gibt, die nicht das Ausmaß eines schweren Traumas haben, und dennoch eine Wunde hinterlassen haben. Vor kurzem habe ich auch nochmal gelesen, dass gerade für Kinder häufig auch Erlebnisse traumatisch sind, die es für Erwachsene oft nicht sind und die deshalb leicht übersehen werden.

LG, Wolke
Sherona
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Registriert: 5. Mär 2012, 17:09

Re: Trauma(?)-Verdrängte Erinnerungen an emot. Missbrauch ko

Beitrag von Sherona »

Gut erklärt, Wolke, vielen Dank!

(ich habe die Nacht wieder von meiner Mutter geträumt, "natürlich" nichts Gutes... Gefühle wie damals, unendliche Wut und Machtlosigkeit.. Ich bin Mitte 40 und könnte immer noch weinen, wenn ich daran denke :cry: )
VG,

Sherona

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