Erstgespräch gelaufen-Skepsis wegen wenig Feedback

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Klarinter
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Erstgespräch gelaufen-Skepsis wegen wenig Feedback

Beitrag von Klarinter »

Hallo,

hier geht es mit (meinem) Thema weiter, habe im Bereich "Beruf usw. angefangen, zu schreiben.

Ich hatte vor ein paar Tagen das allererste Vorgespräch bei einer (Verhaltens)therapeutin. Ich habe zum ersten mal alles erzählt, was mich belastet und war dementsprechend aufgelöst während der Sitzung. [...]

Frage an die Therapieerfahrenen hier - sind Verhaltenstherapeuten generell hart und konfrontativ ;-)?

Viele Grüße
Klara

P.S. Ich denke, es ist ausgeschlossen, die 5 probatorischen Sitzungen bei Verhaltenstherapeuten zu nutzen und weitere 3 probatorische Sitzungen bei Tiefenpsychologen zu haben? Das wäre natürlich nicht schlecht...also bibt es wahrscheinlich 5 bei VT ODER 8 bei TP?
Zuletzt geändert von Klarinter am 18. Feb 2014, 16:36, insgesamt 2-mal geändert.
Ich bin nicht verrückt, nur anders.
Zarra
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Re: Erstgespräch gelaufen-Skepsis wegen wenig Feedback

Beitrag von Zarra »

Hallo Klara,

VT-Therapeuten können unterschiedlich sein - so wie auch TP-Therapeuten "hart" sein können. - Das ist eher personenabhängig.

Die i.a. 5 probatorischen Termine gelten PRO Therapeut; es müssen auch nicht alle ausgenutzt werden. (Max. 8 nur bei Analyse; ich würde an Deiner Stelle von 5 ausgehen.)

Eine Arbeitsstelle zaubert sich ja nicht her. Selbst wenn Du 4 oder 8 Wochen in einer Klinik wärst, bräuchtest Du irgendwann eine Arbeitsstelle. - Wann endet Dein bestehender Vertrag? Oder willst Du da kündigen?

Viele Grüße, Zarra
Regenwolke
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Re: Erstgespräch gelaufen-Skepsis wegen wenig Feedback

Beitrag von Regenwolke »

Hallo Klara,

dass Therapeuten im ersten Gespräch erstmal viele Informationen erfragen und noch nicht soviel selber sagen, ist nicht ungewöhnlich, obwohl das auch unterschiedlich ist. Manche scheinen eher an einem Frageschema zu kleben, während andere die Situation offener und lockerer gestalten.

Mit der Therapierichtung hat das nach meiner Erfahrung nicht soviel zu tun. Auch, ob jemand eher fordernd auftritt, oder eher verständnisvoll, hängt glaube ich eher vom Therapeuten selber, als vom Verfahren ab. Ich habe bei beiden Verfahren "so ne und solche" erlebt.
Grundsätzlich ist Verhaltenstherapie natürlich eher konkret, handlungs- und zielorientiert und der Therapeut nimmt eine aktivere Rolle ein, als in der Tiefenpsychologie.

Bei den Vorgesprächen ist es so, dass man eigentlich pro Therapeut 5 machen kann, das gilt für Verhaltenstherapie und tiefenpsychologisch fundierte Therapie. Bei analytischer Psychotherapie sind es 8 Gespräche. Die Gespräche sind da, damit Patient und Therapeut sich kennenlernen können und der Therapeut die Anamnese erheben, eine Diagnose stellen und beurteilen kann, ob eine Therapie nötig und erfolgversprechend ist. Danach entscheidet man, ob man zusammenarbeiten will und ein Therapieantrag gestellt wird.
Oft wird aber die maximale Zahl der Vorgespräche nicht ausgeschöpft, da sie schlechter bezahlt werden, als reguläre Therapiesitzungen. Daher streben viele Therapeuten schon nach 1-2 Stunden eine Entscheidung an.
Es spricht nichts dagegen, bei Verhaltenstherapeuten Vorgespräche zu machen und auch bei Tiefenpsychologen. Ich denke, Vorgespräche bei drei oder vier Therapeuten zu machen ist nicht ungewöhnlich. Ob das alles in einem Quartal geht oder einem irgendwann die Krankenkasse aufs Dach steigt, weiß ich nicht, bei mir haben sich Vorgespräche immer über einige Zeit erstreckt.

Was du über das Gespräch schreibst, klingt für mich nicht so vertrauenerweckend. Es ist wichtig, dass du das Gefühl hast, verstanden und mit deinen Sorgen ernst genommen zu werden.
Gerade wenn das dein erstes Gespräch mit einer Psychotherapeutin war und du unsicher bist, würde ich dir raten, dir noch andere Therapeuten anzusehen.

Alles Gute!
Wolke
mime
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Re: Erstgespräch gelaufen-Skepsis wegen wenig Feedback

Beitrag von mime »

Hallo Klara,

zu den probatorischen Sitzungen kann und möchte ich nichts mehr schreiben (da kennen sich meine Vorschreiberinnen besser aus ;)), aber zu dem was du erlebt hast Folgendes:

Dass ein Erstgespräch nicht immer optimal verläuft, ist nicht ungewöhnlich. Man muss sich ja erst einmal kennenlernen, Daten aufnehmen usw. Wenn du allerdings bereits jetzt schon den Eindruck hast, dein Gegenüber ist überfordert, mürrisch etc., kann das zum einen an der Person liegen (die Therapeuten sind nun mal überlaufen), zum anderen aber auch an der Situation, dass du dort ja quasi nur zur Erstberatung bist – dennoch: etwas mehr Professionalität in puncto Selbstkontrolle (bei der Therapeutin) wäre da wünschenswert gewesen. Vielleicht hatte sie auch nur einen schlechten Tag oder einen schwierigen Patienten unmittelbar vor deinem Termin, wer weiß.

Dann ist es ja quasi gut, dass diese Therapeutin keine Therapie mehr anbieten kann, wenn du den Eindruck hast, dass die Chemie sowieso nicht stimmt; schade ist es dennoch. Doch das zweite Gespräch würde ich trotzdem wahrnehmen, vielleicht findet ihr ja noch eine Lösung für den nächsten Schritt.

Generell: Lass dich durch das nicht so gut verlaufende Erstgespräch bitte nicht entmutigen, nach einer weiteren Therapeutin zu suchen. Was VT und TP angeht, hängt es viel von der jeweiligen Person (Therapeutin) ab, inwieweit diese dann „Druck“ ausübt. Bei er TP ist es meines Wissens nach meist weniger handlungs- und lösungs- /zielorientiert als bei der TP; dort steht eher Längerfristiges im Vordergrund. (Ich arbeite eher in Richtung TP und z. Zt. an alten Denkstrukturen, bisherigen Beziehungsmustern usw., was viel Zeit in puncto Erkenntnis, Mitteilen usw. fordert).

Was ich seltsam finde ist natürlich dieses Entweder-Oder-Prinzip der Therapeutin bei dir: entweder Klink oder neue Arbeitsstelle suchen – war das tatsächlich der Tenor?? Das kann ich mir schwer vorstellen, weil es so paradox ist.

Was die Klinik angeht – wieso hast du da von vornherein abgelehnt? Hast du da schon negative Erfahrungen gemacht? Oder wurdest du erstmals mit dieser Möglichkeit konfrontiert?

Es ist sicherlich nicht falsch, sich zu gegebener Zeit auch mit dem Suchen einer neuen Arbeitsstelle zu befassen. Wenn man das Gefühl hat, dass einen der Job längerfristig krank macht, ist das wohl auch die einzige Möglichkeit, wenn man intern nicht seinen Einschränkungen angepasst versetzt werden kann. Doch das gehört, finde ich, erst einmal zumindest für die Dauer deiner Krankschreibung aus den Gedanken größtenteils gestrichen.

Wie sieht es bei dir mit einem Facharzttermin aus? Hast du dich da mal erkundigt? Auch ein Facharzt kann dich ggf. krankschreiben, wenn es aus seiner Sicht erforderlich ist. (Ich fände es auch wichtig, ihn aufzusuchen wegen der Diagnose, aber das schrieb ich dir ja bereits im anderen Thread). Da können er und der Hausarzt auch unterschiedlicher Meinung sein – möglicherweise hat ein Psychiater da auch eher einen Einblick in die psychische Verfassung (auch was den Arbeitsplatz und vor allem deine Arbeitsfähigkeit angeht) als der Hausarzt. Es geht ja schließlich nicht darum, dass du nicht arbeiten willst, sondern es momentan wohl nicht kannst. Das ist ein Unterschied.

Ich wünsche dir alles Gute und gutes Gelingen bei der weiteren Suche.

Liebe Grüße
Mime

P. S. Schade, dass du deinen anderen Beitrag komplett gelöscht hast (auch wenn ich die Angst der Nachvollziehbarkeit verstehen kann) – so kann man sich gar nicht mehr richtig in deine Situation hineindenken... [das soll jetzt kein Vorwurf sein, es ist ja dein Text].
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Klarinter
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Re: Erstgespräch gelaufen-Skepsis wegen wenig Feedback

Beitrag von Klarinter »

Hallo,

vielen Dank für eure Antworten!
Zarra hat geschrieben: Eine Arbeitsstelle zaubert sich ja nicht her. Selbst wenn Du 4 oder 8 Wochen in einer Klinik wärst, bräuchtest Du irgendwann eine Arbeitsstelle. - Wann endet Dein bestehender Vertrag? Oder willst Du da kündigen?
Ich weiß. Ich finde es nur für mich zu früh, mich aktiv mit der Jobsuche zu beschäftigen, so wie es die Thera zur nächsten Sitzung von mir wünscht. Ich weiß nicht, wonach ich suchen soll, ich soll "schauen, was ich machen könnte in der Gegend".
Mir macht alles im Zusammenhang mir der Arbeit Angst, auch der Gedanke an mögliche Vorstellungsgespräche. Sowie Anrufe/Mails an und von der Arbeit. Und wozu das Ganze mit der Jobsuche, wenn ich nach ein paar Monaten wieder nicht arbeitsfähig sein könnte? Ich will nicht kündigen. Der Vertrag endet in ein paar Monaten und soll dann noch 1 Jahr weiterlaufen.

@Regenwolke:
Du hast geschrieben: "Gerade wenn das dein erstes Gespräch mit einer Psychotherapeutin war und du unsicher bist, würde ich dir raten, dir noch andere Therapeuten anzusehen."
Leider ist sie so ziemlich die Einzige, zu der ich momentan gehen könnte. Alle anderen haben nichts frei. Aber ich bin ja schon sehr froh, dass es überhaupt mal geklappt hat und dass ich mir jemandem über alles reden kann, auch wenn es für mich nicht zum Ergebnis führt.

@mime:
hui, das ist wieder so ein langer Beitrag von dir geworden, vielen Dank für deine Zeit, Mühe und Ermutigung :) !
Du hast geschrieben: "Was ich seltsam finde ist natürlich dieses Entweder-Oder-Prinzip der Therapeutin bei dir: entweder Klink oder neue Arbeitsstelle suchen – war das tatsächlich der Tenor?? Das kann ich mir schwer vorstellen, weil es so paradox ist."

nein, das war anders gemeint. Am Anfang der Sitzung schlug sie mir als weiteres Vorgehen bei der Therapie vor, entweder stationär oder weitere Probesitzungen nutzen. Am Ende der Sitzung bekam ich die Aufgabe, nach Stellen zu schauen und mich zu informieren.

Dann hast du noch geschrieben:
"Was die Klinik angeht – wieso hast du da von vornherein abgelehnt? Hast du da schon negative Erfahrungen gemacht? Oder wurdest du erstmals mit dieser Möglichkeit konfrontiert?"

Ich glaube nicht, dass es mir momentan in fremder Umgebung gut geht, egal, was da therapeutisch passiert. Bin momentan froh, meine Familie um mich zu haben. Die S-Gedanken kamen übrigens nicht wieder. Nein, ich war noch nie in der Klinik. Mein Partner hat es mir vorgeschlagen, nachdem ich vom Zusammenbruch erzählt habe, so richtig kann ich mich mit dem Gedanken aber nicht anfreunden.

"Es ist sicherlich nicht falsch, sich zu gegebener Zeit auch mit dem Suchen einer neuen Arbeitsstelle zu befassen. Wenn man das Gefühl hat, dass einen der Job längerfristig krank macht, ist das wohl auch die einzige Möglichkeit, wenn man intern nicht seinen Einschränkungen angepasst versetzt werden kann. Doch das gehört, finde ich, erst einmal zumindest für die Dauer deiner Krankschreibung aus den Gedanken größtenteils gestrichen."
Meint die Thera anscheinend nicht. Bei mir kommen dann natürlich Gedanken wie: die denkt bestimmt, ich soll mich nicht so anstellen. Bin noch jung und soll arbeiten und sich nicht so lange unnötig krankschreiben lassen... :| .
Woran würde ich merken, dass ich arbeiten kann?

Liebe Grüße
Klara
Ich bin nicht verrückt, nur anders.
Zarra
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Re: Erstgespräch gelaufen-Skepsis wegen wenig Feedback

Beitrag von Zarra »

Hallo liebe Klara,
Klarinter hat geschrieben: so wie es die Thera zur nächsten Sitzung von mir wünscht
Ja, das empfinde ich so auch als etwas fix!
... wenn Du das hinkriegst, bist Du ihrer Meinung nach nicht depressiv - oder was soll das?!?
Oder war es einfach nur ein Vorschlag, eine Möglichkeit, die Du als enormen Druck "aufgenommen" hast?
Ich finde: Das kannst Du (als Möglichkeit!) natürlich tun. Und vielleicht hilft es Dir, Möglichkeiten zu entdecken. Aber ich würde es momentan nicht als so dringend-schnell-unabdingbar sehen. Zumal mir irgendwie auch noch nicht wirklich klar zu sein scheint, ob Du wirklich (!! - ... nicht vom momentanen Angstgefühl her - von dem her im Traum wahrscheinlich sicher) von Deiner jetzigen Arbeitsstelle weg willst.
Klarinter hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass es mir momentan in fremder Umgebung gut geht, egal, was da therapeutisch passiert. Bin momentan froh, meine Familie um mich zu haben.
Ich schreib' mal "klugscheißerisch": ... Deine Haltung dazu könnte ja ;) etwas mit Deinen sozialen Ängsten zu tun haben. Und soweit ich informiert bin und nach dem, was ich mitbekommen habe, legen sich diese eher oder reduzieren sich auf ein erträglicheres Maß, indem man sich - u.U. zwar wohldosiert, aber immerhin doch - in die Situation begibt, als daß man sie meidet.
Klarinter hat geschrieben:Woran würde ich merken, dass ich arbeiten kann?
Ich frag' mal andersrum: Woran merkst Du jetzt, daß Du in (einer oder) zwei oder drei Wochen nicht arbeiten kannst?
Eine Krise ist eine Krise ist eine Krise. ... aber muß sie sicher (!) drei Monate und länger dauern? Woher willst Du das wissen?
Du hakst Dich tendentiell vielleicht etwas zu sehr an dem "Ich kann nicht" (auch nicht übernächste Woche etc.?) fest; wirkt ein bißchen eventuell so auf mich; muß aber nicht stimmen!!
Nicht jede Ausprägung jeder Krankheit macht einen komplett arbeitsunfähig. (Hier - sozusagen per Ferndiagnose - entscheiden kann das übrigens ganz sicher keiner!!) Und man kann's auch versuchen - und wenn's nicht geht, geht man wieder heim.
Letztendlich ist es vermutlich ein Mischung aus entsprechendem Gefühl UND Angstüberwindung.

So auf die Schnelle meine Eindrücke.

Alles Gute Dir!

Zarra
mime
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Re: Erstgespräch gelaufen-Skepsis wegen wenig Feedback

Beitrag von mime »

Hallo Klara,

mit der Frage Arbeitsfähigkeit ja oder nein habe ich in der Vergangenheit auch schon mehrmals gekämpft, kann dir aber keinerlei Tipps geben.

Ich versuche oftmals, wie Zarra es angerissen hat, festzustellen, was aus einem evtl. Angstverhalten resultiert oder was generell mein Problem ist. Es ist halt eine Gratwanderung bzw. man muss wohl genauer hinschauen, was geht wirklich nicht oder was meide ich nur (ich bin mir bei mir da auch nicht sicher, doch mir helfen auch da Gespräche mit meiner Therapeutin und dem Facharzt [der mich auch krankgeschrieben hat]).

Ich bin die letzten Wochen meiner bereits längeren Krankschreibung mehrfach testweise über meine Grenzen hinausgegangen (habe z. B. 2 Termine an einem Tag wahrgenommen, einen Besuch empfangen am anderen Tag gehabt, am übernächsten bin ich in einen Lesekreis d. h. wieder unter Leute gegangen usw.), um festzustellen, inwieweit es denn wieder geht; wie belastungsfähig bin ich mit den ganz "normalen" Dingen usw. [Bei mir ist die ganze Sache mit der Arbeit auch etwas anders gelagert als deiner, ich kann also auch nur für mich sprechen, aber mir hilft es.]

Doch zu dir:

Danke erst einmal für deine Antworten und Zeilen :), jetzt kann ich es ein bisschen besser einordnen (mit der Aufgabe der Arbeitssuche und "gleichzeitiger" Klinikvorschlag).

Hm, Bedenken bezgl. einer Klinik kann ich durchaus nachvollziehen (das war bei mir ähnlich). Allerdings gibt es bei regulären Kliniken (also nicht in Akutfällen) dort meistens die Möglichkeit, erst einmal ein Vorgespräch zu führen; sich das Ganze anzuschauen/-hören und dann noch zu entscheiden. Einige Kliniken bieten auch "Probezeiten/-wochen" an, bei denen du jederzeit auch wieder gehen kannst. Also, so generell ausschließen würde ich das Thema Klinik nicht unbedingt gleich - es wäre zumindest ggf. auch eine Möglichkeit.

Es wird ja gerade geschaut und mehrere Möglichkeiten eruiert, was dir helfen könnte.

Nach anderen Arbeitsstellen schauen, ja, das könnte man natürlich auch. Ich denke, dass die Therapeutin das gesagt hat, um dich nicht so ganz ohne Perspektive zu (ent-)lassen. Manche Therapeuten versuchen eben auch, mit Tätigwerden nach kurzfristigen Lösungen zu suchen. Was man nicht außer Acht lassen sollte: Sie "kennt" dich ja maximal eine Stunde; da klärt sich nicht alles auf, was deine momentanen Schwierigkeiten / Beschwerden sind. Es geht ihr wohl auch darum festzustellen, was du tun könntest, dass es dir bei einer deiner Haupt-Belastungen (Arbeit) im Laufe der Zeit wieder besser geht. Für mich heißt das auch nicht gleich, dass du dich an Bewerbungen setzen sollst, sondern evtl. überlegen könntest, was es für dich für Möglichkeiten gäbe bzgl. eines anderen Jobs.

Im Übrigen gebe ich Zarra recht: Nicht jeder Fall führt zur mehrfachen und / oder dauerhaften Arbeitsunfähigkeit - natürlich ist man sich da erst einmal unsicher, wie es (gesundheitlich betrachtet) weitergeht ggf. auch mit einem Wechsel der Stelle. Da kann keiner in die Zukunft blicken - vielleicht könnte ein Wechsel hilfreich für dich sein, vielleicht auch nicht; vielleicht ist diese Krise eine einmalige Episode, vielleicht auch nicht.

Da muss man wohl schauen, prüfen, abwägen und bewerten, was das Hauptproblem ist und wie es zu gegebener Zeit wieder weitergehen kann (auch in beruflicher Hinsicht). Und es findet sich mit Sicherheit auch da eine Lösung - nur ich denke, dass ein gewisses Maß an Gesundheit/Arbeitsfähigkeit erst einmal Voraussetzung ist, die es wieder zu erlangen gilt.

Wenn du dich mittlerweile entschieden hast, den Job erst einmal nicht zu wechseln, kannst du das Thema "was wäre wenn..." ja auch erst einmal beiseite schieben; du bist ja nicht umsonst krankgeschrieben. Spürst du denn schon etwas mehr Ruhe dadurch, dass der Arbeitsdruck mal für eine Zeit von dir genommen wurde? Wichtig wäre für mich erst einmal, dass du erst einmal mehr zur Ruhe kommst; und dann ausgeruht überlegst, wie es weitergehen könnte, wenn du das möchtest.

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.

Lieben Gruß
Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Zarra
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Re: Erstgespräch gelaufen-Skepsis wegen wenig Feedback

Beitrag von Zarra »

Liebe Klara,

mir ist noch eine Idee gekommen. ... auch wenn ich das, was Mime geschrieben hat, nämlich daß ein Therapeut oder Arzt nach einem Termin natürlich kein umfassendes Bild von Dir hat, unterstreichen möchte. Da kann sich mit einer Zusatzinformation manches relativieren, vor allem wenn man sich falsch verstanden fühlt.

Es scheint entschieden einfacher zu sein, einen "Infotermin", "Sortiertermin" (1, max. 2 Termine) bei einem Psychotherpeuten zu bekommen als Vorgespräche für eine eventuelle Psychotherapie. - Ich glaube, ich habe mich vor einigen Jahren gefragt, wie es weitergehen soll, weitere Psychotherapie bei diesem Therapeuten (so ging's aus, ich weiß aber nicht mehr, was damals dagegen stand, da gab's aber wohl was), Klinikaufenthalt, ..., anderer Therapeut. Da zumindest letzteres nicht die erste Option war ... und irgendwann mir eine Bekannte diesen Tip gab ... inkl. einer Adresse (wäre damals auch von der Entfernung her nicht so die engere Wahl gewesen). Sofortige "Abwehr" am Telefon ("kein Therapieplatz", recht "streng", noch bevor ich sozusagen was gesagt hatte), als ich sagte, daß ich einen Klärungstermin suche, war sie superentgegenkommend. Und der Termin war hilfreich für mich. (Ein zweiter dazu wäre vielleicht noch besser gewesen. Aber es reichte für das Weiter.)

Ich war damals natürlich in einer ganz anderen Situation als Du jetzt. Doch vor allem weil Du Dich bei diesem Erstgespräch nicht sehr verstanden gefühlt hast, könnte das vielleicht eine Möglichkeit eines zumindest weiteren Eindrucks sein.

Liebe Grüße, Zarra
Klarinter
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Re: Erstgespräch gelaufen-Skepsis wegen wenig Feedback

Beitrag von Klarinter »

So, jeder bekommt einen eigenen Antwort-Beitrag, vielen Dank euch :-)

Liebe Zarra,
Zarra hat geschrieben: ... wenn Du das hinkriegst, bist Du ihrer Meinung nach nicht depressiv - oder was soll das?!?
Oder war es einfach nur ein Vorschlag, eine Möglichkeit, die Du als enormen Druck "aufgenommen" hast? Ich finde: Das kannst Du (als Möglichkeit!) natürlich tun. Und vielleicht hilft es Dir, Möglichkeiten zu entdecken.
Hm, klang schon wie eine zu erledigende Hausaufgabe "bis zum nächste mal". Bei mir hat sich bislang alles gesträubt, mich zu informieren. Die letzte Jobsuche ist ja auch gar nicht so lang her...

Mit dem Satz, dass es mir hilft, Möglichkeiten zu entdecken, hast du Recht, vll. nicht so, wie es gedacht war: Ich habe mir heute aufgeschrieben, welche Kriterien mein idealer Arbeitsplatz erfüllen müsste und die positiven und negativen Aspekte (die deutlich überwiegen...) meines Jobs.
Dann plane ich einen Notfallplan, falls eine Kündigung ins Haus flattert, damit mir der Boden dann nicht vollkommen unter den Füßen weggezogen wird-dazu habe ich aber noch nichts geschrieben...
Zarra hat geschrieben:
Klarinter hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass es mir momentan in fremder Umgebung gut geht, egal, was da therapeutisch passiert. Bin momentan froh, meine Familie um mich zu haben.
Ich schreib' mal "klugscheißerisch": ... Deine Haltung dazu könnte ja ;) etwas mit Deinen sozialen Ängsten zu tun haben. Und soweit ich informiert bin und nach dem, was ich mitbekommen habe, legen sich diese eher oder reduzieren sich auf ein erträglicheres Maß, indem man sich - u.U. zwar wohldosiert, aber immerhin doch - in die Situation begibt, als daß man sie meidet.
In meinem Job habe ich mich jeden Tag-gezwungenermaßen- meinen sozialen Ängsten ausgesetzt, mich nie versteckt (ging auch gar nicht ;-)). Habe auch tapfer durchgehalten, bis nicht mehr ging...und ich habe die ganze Zeit fast keine Zeit für meine Familie gehabt, das kann ich jetzt ein wenig genießen...
Zarra hat geschrieben:
Klarinter hat geschrieben:Woran würde ich merken, dass ich arbeiten kann?
Ich frag' mal andersrum: Woran merkst Du jetzt, daß Du in (einer oder) zwei oder drei Wochen nicht arbeiten kannst?
Eine Krise ist eine Krise ist eine Krise. ... aber muß sie sicher (!) drei Monate und länger dauern? Woher willst Du das wissen?
Du hakst Dich tendentiell vielleicht etwas zu sehr an dem "Ich kann nicht" (auch nicht übernächste Woche etc.?) fest; wirkt ein bißchen eventuell so auf mich; muß aber nicht stimmen!!
Gute Frage: woran ich jetzt merke, dass es in ein oder zwei Wochen nicht geht:
An der Arbeitsstelle und der Arbeit an sich wird sich nichts verändern. Ich könnte bis dahin nur etwas mehr zur Ruhe gekommen sein. An meiner Persönlichkeit wird sich nichts geändert haben (z.B. an der sehr schnellen Reizüberflutung). Es wird mich aber alles noch genauso stressen und ich bin mir recht sicher, dass es in absehbarer Zeit wieder zu einem Zusammenbruch kommen könnte.
Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass der Job (in dem momentanen Setting, aber vielleicht unter anderen Umständen doch) nicht zu mir passt. Ich habe viel nachgedacht, gelesen, überlegt, was der Auslöser dafür war. Und das ist der momentane Stand. Aber ich überlege weiter.

LG
Klara
Ich bin nicht verrückt, nur anders.
Zarra
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Re: Erstgespräch gelaufen-Skepsis wegen wenig Feedback

Beitrag von Zarra »

Hallo liebe Klara,
Klarinter hat geschrieben:Dann plane ich einen Notfallplan, falls eine Kündigung ins Haus flattert, damit mir der Boden dann nicht vollkommen unter den Füßen weggezogen wird-dazu habe ich aber noch nichts geschrieben...
Das halte ich jetzt vorerst für zu vernachlässigend. Du wirst vorerst keine Kündigung bekommen. - Sie werden höchstens Deinen Vertrag nicht verlängern, wenn Du länger-länger-länger-länger krankgeschrieben bist.

DAMIT kenne ich mich nicht aus (!!), aber untergründig lese ich - ich kann mich komplett täuschen!! -, daß Du u.U. auch von einer monatelangen Krankschreibung ausgehst. Und da würde ich mir eher Gedanken machen, ob das Ärzte mit dieser Kombination von schon nachvollziehbaren, aber doch einzeln nicht so durchschlagefähigen Punkten machen. Eine Zeitlang sicher, wenn das von Deinem momentanen konkreten Arbeitsplatz her so unzumutbar erscheint, doch dann dürfte es an Dir sein, Dir etwas anderes zu suchen.
Klarinter hat geschrieben:Ich habe mir heute aufgeschrieben, welche Kriterien mein idealer Arbeitsplatz erfüllen müsste und die positiven und negativen Aspekte (die deutlich überwiegen...) meines Jobs.
Das ist doch schon mal was! ... dann nimm doch das mit zu dieser Therapeutin - schließlich steht dieser Schritt eindeutig vor dem anderen; wildes Bewerben macht ja auch nicht so wirklich Sinn ;) .

LG, Zarra
Klarinter
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Re: Erstgespräch gelaufen-Skepsis wegen wenig Feedback

Beitrag von Klarinter »

Liebe mime (ich tippe mal, du bist weiblich? Bitte um Korrektur, wenn ich mich täusche :) )
mime hat geschrieben: Ich bin die letzten Wochen meiner bereits längeren Krankschreibung mehrfach testweise über meine Grenzen hinausgegangen (habe z. B. 2 Termine an einem Tag wahrgenommen, einen Besuch empfangen am anderen Tag gehabt, am übernächsten bin ich in einen Lesekreis d. h. wieder unter Leute gegangen usw.), um festzustellen, inwieweit es denn wieder geht; wie belastungsfähig bin ich mit den ganz "normalen" Dingen usw.
Ja, das finde ich prima, um das auszutesten. Bei mir ging ja bis zuletzt auch alles, dachte ich...
[...]Wenn ich unter Menschen bin und merke, dass ich überfordert bin, gehe ich raus (und komm dann wieder). Heute z.B. wollte ich lieber alleine sein als unter Menschen, war aber vollkommen OK vom Gefühl. Haushalt geht auch gut (aber war heute erschöpft, aber habe auch viel gemacht).
mime hat geschrieben: Hm, Bedenken bezgl. einer Klinik kann ich durchaus nachvollziehen (das war bei mir ähnlich). Allerdings gibt es bei regulären Kliniken (also nicht in Akutfällen) dort meistens die Möglichkeit, erst einmal ein Vorgespräch zu führen; sich das Ganze anzuschauen/-hören und dann noch zu entscheiden. Einige Kliniken bieten auch "Probezeiten/-wochen" an, bei denen du jederzeit auch wieder gehen kannst. Also, so generell ausschließen würde ich das Thema Klinik nicht unbedingt gleich - es wäre zumindest ggf. auch eine Möglichkeit.
Danke für die Info. Probezeit hört sich gut an.
Ich habe aber leider noch das Problem, dass meine Familie dann länger ohne mich klarkommen müsste. An meinem Partner würde Kind, Haushalt, Tiere hängenbleiben. Leider hat mein Partner auch eine psychische Erkrankung und hat Grenzen, die ich kenne...hätte ein schlechtes Gewissen.
Außer ich wüsste, der Klinikaufenthalt würde mir 100%ig helfen, aber die Garantie kann ja keiner geben ;-).
mime hat geschrieben: Nach anderen Arbeitsstellen schauen, ja, das könnte man natürlich auch. Ich denke, dass die Therapeutin das gesagt hat, um dich nicht so ganz ohne Perspektive zu (ent-)lassen. Manche Therapeuten versuchen eben auch, mit Tätigwerden nach kurzfristigen Lösungen zu suchen. Was man nicht außer Acht lassen sollte: Sie "kennt" dich ja maximal eine Stunde; da klärt sich nicht alles auf, was deine momentanen Schwierigkeiten / Beschwerden sind. Es geht ihr wohl auch darum festzustellen, was du tun könntest, dass es dir bei einer deiner Haupt-Belastungen (Arbeit) im Laufe der Zeit wieder besser geht.
Das mit der Perspektive sehe ich mittlerweile auch so. Aber ist ja auch ganz gut, Hoffnung zu geben. Du hast recht, in einer Stunde bleibt bestimmt noch Einiges ungeklärt.
mime hat geschrieben: Da muss man wohl schauen, prüfen, abwägen und bewerten, was das Hauptproblem ist und wie es zu gegebener Zeit wieder weitergehen kann (auch in beruflicher Hinsicht). Und es findet sich mit Sicherheit auch da eine Lösung - nur ich denke, dass ein gewisses Maß an Gesundheit/Arbeitsfähigkeit erst einmal Voraussetzung ist, die es wieder zu erlangen gilt.
Da hast du Recht, da bin ich ja auch dran, das Hauptproblem zu klären. Leider kann ich nicht nur schauen, was am besten für mich wäre, sondern habe auch finanzielle Verpflichtungen. Ich hoffe, dass sich ein Kompromiss finden wird.
mime hat geschrieben: Spürst du denn schon etwas mehr Ruhe dadurch, dass der Arbeitsdruck mal für eine Zeit von dir genommen wurde? Wichtig wäre für mich erst einmal, dass du erst einmal mehr zur Ruhe kommst; und dann ausgeruht überlegst, wie es weitergehen könnte, wenn du das möchtest.
Ja, zu Hause ist mein Ruhepol. Aber sobald es um Arbeit geht oder die Vorstellung, dass ich dort wieder hin muss, steigt der Puls. Ich denke nicht, dass sich das ändern wird. Außerdem mache ich mir Sorgen, gekündigt zu werden...und dass meine Kollegen wegen mir so viel zu tun haben. Aber wenn ich nicht daran denke, bin ich ruhig ;) .

Ich wünsche dir auch ein schönes Wochenende.

LG
Klara
Zuletzt geändert von Klarinter am 18. Feb 2014, 16:39, insgesamt 1-mal geändert.
Ich bin nicht verrückt, nur anders.
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Erstgespräch gelaufen-Skepsis wegen wenig Feedback

Beitrag von Zarra »

Liebe Klara,

noch ein Nachschlag, da ich nochmals reingeschaut habe, bevor ich erst mal das Notebook zuklappe; einfach infomäßig:

Es gibt auch Tageskliniken, bei denen Du abends zu Hause wärst. (Ich persönlich fände das viel stressiger, aber vielleicht könnte es ja das Passende für Deine Situation sein.) Teilstationärer Aufenthalt nennt sich das dann.
Ich weiß nicht, wie vollständig die Datenbank hinsichtlich Tageskliniken ist: http://www.depressionsliga.de/kliniksuche.html;" onclick="window.open(this.href);return false; sonst halt googeln, die Krankenkasse oder Ärzte fragen.
(Es gibt auch einige wenige Kliniken, in die man Kinder mitnehmen kann. - Keine Ahnung, wie passend oder unpasend das in Deinem Fall sein könnte.)

Ich habe mit (meist Reha-)Kliniken sehr gute Erfahrungen gemacht. "Alles gut" ist es manchmal, aber in vielen Fällen auch nicht danach, vor allem dann öfters nicht, wenn man schon länger damit rummacht, aber es kann einfach mal eine richtige Auszeit ermöglichen, in der man nur nach sich und den Gegebenheiten schauen kann, und einfach in doch relativ kurzer Zeit relativ viel in Gang setzen, weil dort viel zusammenkommt und zusammenwirkt, und damit dann sozusagen auch einen "Merkstein" setzen. Gerade wenn Verschiedenens zusammenkommt - und irgendwie klang mir das bei Dir so -, finde ich solch eine Möglichkeit gut.

LG, Zarra
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