...früher war mehr Lametta...

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DocHolliday
Beiträge: 289
Registriert: 12. Jan 2014, 21:22

...früher war mehr Lametta...

Beitrag von DocHolliday »

hallo zusammen,

ich war hier vor Jahren unter einem anderem Nick aktiv und hatte mich dann u.a. nicht mehr beteiligt, weil damals zusehendst, für mein Gefühl überwiegend, rumgejammert wurde und wechselhaft von Anderen versucht wurde, "Mitfühltrost" zu spenden, virtuelle Umarmungen usw.

Könnt ihr meine Einschätzung teilen, dass nun die Beiträge aktuell insgesamt sachlicher und problemlösungsorientierter sind. Hat sich da ein Wandel vollzogen?

fragt sich
DocHolliday
...besser ein Onkel, der was mitbringt, als ne Tante die Klavier spielt.
Selea

Re: ...früher war mehr Lametta...

Beitrag von Selea »

Guten Morgen.

Seit knapp 5 Jahren bewege ich mich nun hier in diesem Forum.
Und in aller Regelmäßigkeit schwabbt eine Diskussion übers Forum darüber, es gebe zuviele Jammerthreads, bla, blü...alles zuwenig zielgerichtet.

Je nachdem, in welcher Stimmung man selber ist, empfindet man Manches als zuviel Jammerei.
Und empfindet sich selber als diejenige Person, die ja ganz zielgerichtet alles angeht, die hart an sich arbeitet etc. etc.
Ich bin dann immer wieder erstaunt, dass diejenigen, die obiges dann so geäußert haben, oft schneller wieder in einer depressiven Stimmung sind, als ihnen selber lieb ist.
Und dann selber doch auch sehr froh um Kopftätschler und Unterstützung sind.

Es gab eine lange Phase hier im Forum für mich, in der ich immer dachte, hier kotzen sich fast alle nur aus, und schwubb die wubb, sind diese UserInnen dann wieder weg, und man hört und liest nie wieder etwas darüber, was sich nun verändert hat oder nicht.
Ich finde, es gibt mittlerweile viele ForistInnen, die immer wieder berichten, wie was weitergegangen ist, was erfolgreich bzw. zielführend war, was sie ausprobiert haben, was gelungen ist, was nicht so gelungen ist, war gar nicht funktioniert, was wahrscheinlich nie funktionieren wird. Welcher neuen Probs es gibt.

Mir gefällt das. Weils normal_menschlich ist.

Nun ließen sich ja "bösartigerweise" die "angeblichen" Jammerthreads den "angeblich" so zielführenden Threads gegenüberstellen und auch bewerten.

Aber in beiden Threadarten ;) ;)(sodenn sich das überhaupt so einteilen ließe) schreiben Menschen, die versuchen, ihrer Depressionen Herr zu werden.
Unter den sogenanten gestrengen Zielern befinden sich genauso viele Foristen, die doch auch wieder depressive Einbrüche haben, wie ebenso unter den sogenannten ewigen Jammerern.

Beides gehört zum Menschen. Wehklagen über eine schwierige Situation und der Versuch, etwas zu ändern, ändern zu können, so wie es für den jeweiligen Menschen das Stimmigste ist.
Und das sieht bei jedem von uns ein wenig anders aus. Weil wir alle sehr verschieden sind.

Also, ich lese gerne, immer wieder, wie Menschen hier versucht haben, etwas zu meistern. Auch wenns nicht immer gelingt.

Schöne Morgengrüße
Selas
mime
Beiträge: 1280
Registriert: 6. Sep 2013, 13:28

Re: ...früher war mehr Lametta...

Beitrag von mime »

Hallo DocHolliday,

es ist zwar total off-topic, aber ich musste bei der Überschrift ordentlich schmunzeln :lol:.. und den Loriotfans sagt das natürlich auch etwas ;)!

Doch zu deinem Anliegen: Ich bin noch nicht lange hier (erst seit Spätsommer 2013 als Mitleser und dann auch aktiv), kann also nichts über die vergangenen Zeiten hier sagen. Es ist mit Sicherheit eine Gratwanderung mit Verständnis/Mitfühlen und oder Praxistipps/Lösungssuchen oder Erfahrungsberichten, eine gesunde Mischung hinzubekommen.

Mir geht es so, dass ich manchmal das Gefühl habe, keine Kraft (oder Geduld) mehr zu haben, wenn es immer um dieselben Probleme geht. Dann lese ich entweder nur noch sporadisch oder warte, ob nicht jemand anderes antwortet, bevor ich etwas schreibe (oder es dann lieber sein lasse). Es bleibt ja jedem selbst überlassen, auf welchen Beitrag er wie eingehen möchte. Man kann für sich entscheiden, sich für eine gewisse Zeit aus dem Forum zurück zu ziehen oder einfach nur noch die Beiträge zu lesen, in denen er (u. U. zu einigen wenigen Personen) Kontakt hält und die anderen Beiträge ausblendet.

Ich denke mir nur immer wieder, es sitzt ja hinter jedem "Nick"(Namen) auch ein Mensch, dem es gerade schlecht geht und versuche, Verständnis für mein Gegenüber zu haben, auch wenn er sich gerade nicht so verhält, wie es mir gerade verständlich ist. Bewirkt das jedoch alles nichts, wird kein einziger Ratschlag auch von diversen anderen Postern angenommen, wird nur noch die eigene Überbelastung gepostet (manchmal u. U. auch aggressiv und derb), ist da auch irgendwann einmal eine Grenze erreicht. Man muss sich nicht alles antun, wenn man feststellt, derjenige möchte sich eigentlich gar nicht helfen lassen. Dann lese ich die Threads einfach nicht mehr und/oder melde mich aus dem Thread vorläuftig (oder endgültig) ab.

Ein anderes Mal fällt einem nichts anderes ein, als ein paar ehrlich gemeinte, mitfühlende Worte zu schreiben - es kommt ja immer auf das jeweilige Thema und die Situation desjenigen an. Ein anderes mal, sind dann wieder mal weiterführende Links oder Erfahrungsberichte angesagt.

Man muss eben schauen, wie man mit den Beiträgen für sich umgehen kann und sich rechtzeitig rausziehen, wenn es zuviel wird. Und wenn man einen Beitrag hat, der einem persönlich aus bestimmten Gründen nur nervt (weil er vielleicht so ein ewiger Jammerthread ist), muss man ihn ja nicht lesen. Andererseits ist uns allen auch mal zum Jammern zumute oder wir brauchen mal eine Portion Ermutigung, sehen kein Licht mehr am Horizont usw. Das Forum ist ja auch in schwierigen Situation für einen gegenseitigen Austausch da. Dass es da mal zu Unstimmigkeiten oder Divergenzen kommt, ist auch normal - das passiert.

Manchmal kann aber auch so ein Beitrag nachdenklich machen; man bekommt in manchen Beiträgen oftmals den Spiegel vorgehalten (und ich habe selbst schon festgestellt, dass ich mich genauso verhalte wie andere) - das kann auch hilfreich sein in puncto Selbsterkenntnis...

Das war jetzt lange, und hat wohl nicht so ganz deinem Anliegen zu tun... Naja, ich sende es jetzt trotzdem mal weg.

Viele Grüße
Mime
Zuletzt geändert von mime am 30. Jan 2014, 12:32, insgesamt 1-mal geändert.
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: ...früher war mehr Lametta...

Beitrag von anna54 »

Hallo Doc Holliday
aha,zu viel Jammen,zu viel Trösten?
Ich kenne keinen Bereich meines Lebens,wo ich je zu viel getröstet wurde.
Nicht mal, getröstet werden, kannte ich.
Unsere Welt ist bitterkalt.
Ich umarme und tröste,das ist eine Lebenseinstellung,auch hier im Forum.
Was sind die Themen,die dir angemessen erscheinen,nur los---wir sind gespannt.
Von Herzen
anna54
DocHolliday
Beiträge: 289
Registriert: 12. Jan 2014, 21:22

Re: ...früher war mehr Lametta...

Beitrag von DocHolliday »

Ich habe meine Sicht dargelegt, falls es an einigen Stellen in den Antworten anklingt, ich würde es für allgemeingültig erklären, dagegen möchte ich mich verwahren. Verständnis und Einfühlung sind hier im Forum ganz wichtige Elemente für den Austausch, für Unterstützung und Hilfe.

Ich habe aber früher eben auch erlebt, dass einige ständig und nur über ihr Leiden geschrieben haben, immer die gleiche Leier, und sich jeglicher konstruktiver Ansätze verschlossen haben. Ich weiß was "leiden" bedeutet, über viele Jahre und ich habe auch gejammert, ich mag hier aber lieber einen konstruktiven Austausch, etwas was eine Perspektive bieten kann.

Einige Themen waren früher, wenn ich mich recht erinnere:
"Flucht in die Krankheit"
"Depression durch autoaggressive psychisch entgleiste Prozesse"
"sekundärer Krankheitsgewinn, Eigenverantwortlichkeit abgeben, jammern und Trost bekommen"
"verzerrte Wahrnehmung der Realität"

...also konstruktiv kritische Betrachtungen...
Statt über Dunkelheit zu klagen, sollte man ein Licht anzünden.
Statt über kalte Hände zu jammern, sollte man Handschuhe anziehen.

@anna54
"Unsere Welt ist bitterkalt." : Du machst bei dieser Aussage nicht deutlich, dass es DEINE Empfindung ist.
Ein Therapeut würde sinngemäß so darauf reagieren.

Zwischen bitterkalt und total heiß, gibt es ja noch Zwischentemperaturen, es kommt wohl auf die Bedürfnislage, Erwartungshaltung und den Nachholbedarf an.

..."wir sind gespannt"...sprichst Du von Dir in der 3. Person hast Du Dich selbst zur Sprecherin der anderen hier ernannt ;-)

von kritischem Herzen, warm und konstruktiv
Doc Holliday
...besser ein Onkel, der was mitbringt, als ne Tante die Klavier spielt.
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: ...früher war mehr Lametta...

Beitrag von anna54 »

Hallo Dco Holliday
ich finde deinen Thread sehr spannend,können wir nicht umziehen in : Umgang mir der Krankheit,dort würden vielleicht noch andere mitschreiben.
Ich schreibe,wie ich schreiben kann,da gibt es unterschiedliche Ausdrucksweisen---ich schreibe in der Dritten Person?!
Was ist daran falsch
Wenn ich schreibe: unsere Welt ist bitterkalt
muss ich schreiben: meine Welt ist bitterkalt----nein---meine Welt kann ich gestalten---für mich sorgen---.
Trotzdem ist die Welt bitterkalt.
Krankheitsgewinn---
sich in der Depression einrichten
Flucht in die Krankheit?

Ganz heiße Eisen,aber auch Wirklichkeit---?!
Ich kann darüber nicht schreiben,wenn ich den anderen nicht über lange Zeit begleitet habe,wie soll das hier im Forum gehen?
Auch kann das eine Nische zum Überleben sein---wer hat das Recht das zu beurteilen.
Also,ich will gern dazu lernen,stelle mich gern zur Disskusion,kein Problem.
Liebe Grüße
anna54
Regenwolke
Beiträge: 2214
Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: ...früher war mehr Lametta...

Beitrag von Regenwolke »

DocHolliday hat geschrieben:Einige Themen waren früher, wenn ich mich recht erinnere:
"Flucht in die Krankheit"
"Depression durch autoaggressive psychisch entgleiste Prozesse"
"sekundärer Krankheitsgewinn, Eigenverantwortlichkeit abgeben, jammern und Trost bekommen"
"verzerrte Wahrnehmung der Realität"

...also konstruktiv kritische Betrachtungen...
Statt über Dunkelheit zu klagen, sollte man ein Licht anzünden.
Statt über kalte Hände zu jammern, sollte man Handschuhe anziehen.

Hallo DocHollidday,

ich bin schon lange hier, an die Themen, die du nennst, erinnere ich mich gar nicht.
Vielleicht, weil ich sie im Gegensatz zu dir oft nicht als besonders konstruktiv empfinde.
Solche schwarz-weiß-malerischen Dichotomien wie die vom "Jammerer" und vom "zielstrebigen Problemlöser" wirken auf mich wie Floskeln, in denen sich der Zeitgeist abbildet, die aber wenig geeignet sind, die Komplexität menschlichen Handelns zu erfassen.

Wenn eine Depression wie kalte Hände wäre und die Lösung darin bestünde, Handschuhe anzuziehen, bräuchte es dafür weder Behandlungen noch Diskussionsforen.

M. E. ist der Austausch hier übrigens nicht anders, als vor einigen Jahren auch.

LG, Regenwolke
DocHolliday
Beiträge: 289
Registriert: 12. Jan 2014, 21:22

Re: ...früher war mehr Lametta...

Beitrag von DocHolliday »

"Wenn eine Depression wie kalte Hände wäre und die Lösung darin bestünde, Handschuhe anzuziehen, bräuchte es dafür weder Behandlungen noch Diskussionsforen."

@Regenwolke,

hast Du schon mal was von Methaphern gehört oder darüber gelesen?
Anscheinend nicht, sonst würdest Du so was nicht schreiben.
Wenn Du dazu noch Fragen hast, bitte gerne, erkläre ich Dir.

"Dichotomien", ist das ansteckend oder was zum Essen? :-)
...und der oft und gerne vielzitierte diffuse "Zeitgeist", das passt immer irgendwie und überall, ein Universalargument.

@anna54

Jedem sei doch jede Nische gegönnt, keine Frage. Es geht mir nicht um "Beurteilungen", sondern um Denkangebote.
...zur "3. Person", äh... da jibt et kein richtig oder falsch, aus meiner Sicht, sondern etwas, was dahintersteckt, nämlich ein "ich", dass sich verschanzt.

DocHolliday
...besser ein Onkel, der was mitbringt, als ne Tante die Klavier spielt.
Regenwolke
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Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: ...früher war mehr Lametta...

Beitrag von Regenwolke »

DocHolliday hat geschrieben:@Regenwolke,
hast Du schon mal was von Methaphern gehört oder darüber gelesen?
Anscheinend nicht, sonst würdest Du so was nicht schreiben.
Wenn Du dazu noch Fragen hast, bitte gerne, erkläre ich Dir.
Legen wir doch lieber den Mantel des Schweigens darüber. 8-)
DocHolliday
Beiträge: 289
Registriert: 12. Jan 2014, 21:22

Re: ...früher war mehr Lametta...

Beitrag von DocHolliday »

@Regenwolke

...mehr fällt Dir dazu nicht ein?
Dann lass es doch besser ganz und von vornherein bleiben.
"Mantel des Schweigens", eine Art Ausweichkommando? auf Alles legen, den Mantel?
..aber das mit den Dichotomien, das hätte ich nun doch noch gerne aus 1.Hand und mit den entsprechenden Hintergründen erklärt bekommen...schade
...besser ein Onkel, der was mitbringt, als ne Tante die Klavier spielt.
Regenwolke
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Re: ...früher war mehr Lametta...

Beitrag von Regenwolke »

@DocHolliday,

der "Mantel des Schweigens" (hier als Metapher dafür, über etwas nicht weiter zu sprechen) war auf das Thema "Metaphern" bezogen. Im Klartext: Ich brauche dazu keine Erklärung.

Zum Thema des Threads allgemein habe ich schon gesagt, was mir wichtig erscheint.

Eine Dichotomie ist ein Paar gegensätzlicher Begriffe, beispielsweise:
richtig - falsch
schwarz - weiß
jammern - handeln
Solche Gegensätze erwecken leicht den Eindruck, es gäbe nichts dazwischen und können einen in die Irre führen, weil man Möglichkeiten übersieht, indem man sich auf die Extreme konzentriert.
Dendrit
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Re: ...früher war mehr Lametta...

Beitrag von Dendrit »

DocHolliday,

Du erinnerst mich tatsächlich an jmd., der/die hier schon verschiedene Namen trug. Überleg mal, wohin Deine Threads führten? Endeten die Threads, in denen Du durch solche und ähnliche Aufrufe nicht mit einem Vorhängeschloss? Du wirst mit sowas nicht (mehr) die Forenmitglieder ändern können. Dann müsstest Du überall, was Dich stört, einen Link hierher setzen. Die Generationen ändern sich und je mehr aktive Mitglieder, desto weniger kann man was ausrichten. Du musst die Leute und deren momentanes Bedürfnis akzeptieren. Das ist hier wie in anderen Foren auch - es gibt ein Auf und Ab.

Ich werde mich - auch aus Erfahrung - nicht weiter hierzu äussern.

LG, Manuela
DocHolliday
Beiträge: 289
Registriert: 12. Jan 2014, 21:22

Re: ...früher war mehr Lametta...

Beitrag von DocHolliday »

liebe Manuela,

nö, ich hatte noch nie ein Vorhängeschloss verpasst bekommen, da musst Du Dich täuschen.
Und ich hatte nur 1 Nick, und ich hatte damals andere Ansprüche für hier, nu nich mehr so.

Selbstverständlich ist für mich, dass ich allen mit Respekt begegnen möchte und wenn Du Dir mal so meine Beiträge zu Gemüte führst, dann wird das hoffentlich auch deutlich. Ich habe hier mal so meine Einschätzung wiedergegeben ohne jemanden persönlich zu nahe treten zu wollen.

Es gehört für mich auch zu einer Auseinandersetzung dazu, auch vielleicht unbequeme Dinge anzusprechen, auch mal deutlichere Akzente zu setzen, ohne das ich meine, im Vollbesitz der Wahrheiten zu sein. Und besonders stören tut mich nix.

...und einige kleinere Reibereien gehören auch dazu, würde ich nicht überbewerten.

LG
DocHolliday
...besser ein Onkel, der was mitbringt, als ne Tante die Klavier spielt.
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