Ersatz für Therapeuten?

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justme
Beiträge: 8
Registriert: 15. Okt 2003, 18:43

Ersatz für Therapeuten?

Beitrag von justme »

Hallo. Vor ungefähr drei Wochen hat ein Arzt bei mir Depressionen diagnostiziert. Seitdem nehme ich Insidon. Hilft ein bisschen. Aber was ich jetzt wirklich brauche, ist jemand, der mir zuhört. Ich habe niemanden und wahrscheinlich sind Laien auch nicht so gut geeignet. Aber der Arzt meint, dass die Therapeuten, zu denen er mich überweisen könnte, im Moment keine Plätze frei haben. Seit ich die Diagnose habe, kann ich mich von den Symptomen distanzieren, halte sie nicht mehr für eine Charakterschwäche. Und jetzt will ich darüber sprechen. Alles rauslassen. Aber mit wem soll ich reden, wenn nicht mit einem Therapeuten? Ich ersticke noch an mir.
Emily
Beiträge: 1217
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Ersatz für Therapeuten?

Beitrag von Emily »

Hallo Kathrin,

wir sind in der Tat nur Laien, obwohl ich hier schon viele Dinge gelesen habe, die die Fachleute meiner Meinung nach gar nicht wissen. Aber das steht auf einem anderen Blatt. Vielleicht würde es dir helfen, wenigstens teilweise mal einen gewissen Druck nach außen zu lassen, indem du über deine Sorgen hier sprichst. Ich glaube, zuhören kann das Forum ganz gut ...

Liebe Grüße,
Emily.
justme
Beiträge: 8
Registriert: 15. Okt 2003, 18:43

Re: Ersatz für Therapeuten?

Beitrag von justme »

Mein Problem ist, dass ich gar nicht gut über mich sprechen kann. Ich höre immer nur den anderen zu. Alle kommen zu mir und erzählen mir wichtiges und unwichtiges und reagiere dann. Dass ich mal aktiv bin und ein Thema anfange kommt selten vor.
Emily
Beiträge: 1217
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Ersatz für Therapeuten?

Beitrag von Emily »

Hmm, was kann man da tun? Das Thema hast du ja schon angefangen. Du hast dich hier eingeklinkt, und das finde ich gut. Dazu gehört am Anfang auch Mut und Überwindung. Ich selbst habe auch lange gebraucht, bis ich hier geschrieben habe, nachdem ich schon längere Zeit immer nur mitgelesen hatte. Aber ich kenne dieses Druckgefühl und den Wunsch nach Reden sehr gut. Bei mir war es damals zwar so, dass ich die Krankheit eigentlich hinter mir hatte, aber die Folgen der Krankheit (fehlende Neuorientierung etc.) noch keineswegs. Jetzt ist es fast ein Jahr, dass ich hier schreibe, und für mich war es die absolut richtige Entscheidung. Deshalb kann ich es dir einfach nur empfehlen.
Es ergeben sich nicht immer Lösungen, aber es ergeben sich oft neue Denkansätze, die dann auch zu Lösungen führen. Das ist einfach wichtig und notwendig. Man kommt aus den eigenen eingefahrenen Denkbahnen besser heraus.
Überlege es dir in Ruhe. Keiner wird dich zu etwas drängen etc.
justme
Beiträge: 8
Registriert: 15. Okt 2003, 18:43

Re: Ersatz für Therapeuten?

Beitrag von justme »

Ich denke, dass es wohl besser wird, wenn ich endlich einen Therapieplatz bekomme. Der/die Therapeut/in wird mir schon die richtigen Fragen stellen, so dass ich vielleicht mal zu mir finde. Ich weiß ja schon gar nicht mehr, was ich will, oder schlimmer: was eigentlich in mir vorgeht. Oder machen das im Moment vielleicht die Medikamente? Es kommt mir irgendwie so vor, als ob ich gar keinen Zugriff mehr auf mich habe.
Emily
Beiträge: 1217
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Ersatz für Therapeuten?

Beitrag von Emily »

Hat dein Arzt dir gesagt, mit welcher Wartezeit du ungefähr rechnen musst?
rivo
Beiträge: 185
Registriert: 26. Mai 2003, 12:34

Re: Ersatz für Therapeuten?

Beitrag von rivo »

Hallo Kathrin,
ich bin Rita. Ich kenne das, wenn man das Gefühl hat, man muss unbedingt etwas loswerden und es dauert noch, bis der nächste Gesprächstermin beim Therapeuten ist. Da Du noch nicht mal einen Therapeuten hast, ist das natürlich noch schwieriger. Du kannst dich jederzeit an mich wenden, wenn Du etwas loswerden willst. Ich höre Dir zu und schreibe Dir auch zurück. Du brauchst auch keine Bedenken haben, mich zu belasten. Das ist nicht der Fall. Kannst es Dir ja überlegen.
Viele Grüße
Rita (bin 34 Jahre alt und aus Bonn)
R. Volkwein
justme
Beiträge: 8
Registriert: 15. Okt 2003, 18:43

Re: Ersatz für Therapeuten?

Beitrag von justme »

Danke für Euer Interessee und für Eure lieben Antworten. Ich möchte noch kurz was klarer darstellen, das ich unpräzise ausgedrückt habe: mit "Laien" meine ich die Personen in meinem Umfeld, die keine Ahnung haben, was Depressionen eigentlich sind (und die es anscheinend auch nicht interessiert). Ich denke nicht, dass man Betroffene als Laien bezeichnen kann. Wer weiss es denn besser als wir?
Mein Arzt hat mir übrigens nicht gesagt, wann ich ungefähr mit einem Therapieplatz rechnen kann. Kann ich mir selbst einen Arzt suchen? Zu was für einem muss ich denn gehen?
Bb, justme
rivo
Beiträge: 185
Registriert: 26. Mai 2003, 12:34

Re: Ersatz für Therapeuten?

Beitrag von rivo »

Hallo justme, ich habe mir aus den Gelben Seiten einen gesucht. Ich bin jetzt bei einer Ärztin für Psychotherapie, die bei mir Verhaltenstherapie macht. Gut daran ist, dass sie Fragen stellt und ich darauf antworten kann und nicht von mir aus erzählen muss.
Gruß Rita
R. Volkwein
justme
Beiträge: 8
Registriert: 15. Okt 2003, 18:43

Re: Ersatz für Therapeuten?

Beitrag von justme »

Das hört sich wirklich gut an. Vor ein paar Jahren war ich schon mal beim Vertrauenslehrer, der auch Psychologie studiert hat. Der meinte dann: "Erzähl mal, was Dich belastet." Da wusste ich gar nicht, was ich sagen soll, habe letztendlich drum herum geredet (ich wusste ja wirklich nicht, was mit mir los ist). Das hat er natürlich gemerkt und hat mich dann mit schlau gestellten Fragen dazu gebracht, dass ich das auch merke. Aber da hab ich mich so dumm gefühlt, als ob er mich besser versteht als ich selbst. Er hat ja immer alles kleingeredet- wenn er überhaupt mal was gesagt hat. Da wär's dann wirklich gut, wenn ich "ausgefragt" werde. Ich selbst verstrick mich immer zu sehr.
Bb, justme
Sphynx
Beiträge: 27
Registriert: 23. Okt 2003, 22:29

Re: Ersatz für Therapeuten?

Beitrag von Sphynx »

Hallo Katrin,
Ich würde an Deiner Stelle aus den gelben Seiten in Deiner Stadt und Umgebung sämtliche Fachärzte und Psychologen für Psychotherapie heraussuchen und mich in deren Praxen der Reihe nach erkundigen, ob noch Plätze frei sind und ob sichergestellt ist, dass Deine Krankenkasse die Kosten bewilligt.
Ich kann nur aus Erfahrung sagen, dass die Psychotherapie zur Behandlung einer Depression äußerst wichtig ist.
Nicht aufgeben!
LG
Luna12
Beiträge: 13
Registriert: 17. Okt 2003, 12:31

Re: Ersatz für Therapeuten?

Beitrag von Luna12 »

Hallo Justme,

das kann ich auch sehr gut, immer nur anderen zuhören und niemals ein Thema selber anschneiden. Ich versuch manchmal einfach was von mir zu erzählen. Manchmal sind es einfach Banalitäten, wo ich denke es interessiert eh keinen. Aber ich mache es trozdem "ohne Rücksicht auf Verluste". Ich nehme es in Kauf meine Gesprächspartner gelangweilt zu haben. Ich höre mir ja auch oft Themen an, die mich gar nicht interessieren. (das hilft zumindest ein bißchen gegen den Druck sich auszuquatschen).

Liebe Grüße
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