lange Vorgeschichte, noch keine Behandlung

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Hygeia
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lange Vorgeschichte, noch keine Behandlung

Beitrag von Hygeia »

Liebes Forum,

ich bin noch recht neu hier und wollte nun auch etwas über mich schreiben und Euren Rat / Eure Meinungen hören.

Im Gegensatz zu vielen anderen hier war ich nicht beim Arzt oder Psychologen, habe noch nie Medikamente genommen und habe auch keine offizielle Diagnose.
Allerdings beschäftige ich mich schon seit sehr langem mit dem Thema und bin mir ziemlich sicher, dass ich an einer leichten chronischen Depression leide.

Mein schlechtes „Gedankenschema“ fing schon mit etwa 13, also vor ca. 9 Jahren, an. Anfangs hielt ich es selbst für eine pubertäre Phase, die von selbst wieder verschwindet.
Mit 16 begann ich dann langsam, an meiner „Ist-nur-ne-Phase-Theorie“ zu zweifeln. Mit 18 glaubte ich dann langsam, dass es wohl nicht von selbst wieder weggehn wird. Dann kamen erstmal Abitur, Studienbeginn, Umzug aus dem Dorf in die Stadt etc., durch die sich mein Leben ja stark verändert hat und ich wollte dem ganzen noch eine Chance geben.
Zu Beginn lief da dann auch noch alles ganz gut. Gute Noten, Schwester wohnte noch gegenüber, neue Freunde, einige Partys, …, also typisches Studentenleben. Das alte Gedankenschema lief allerdings wie immer im Hintergrund einfach weiter. Ich hab immer wieder mit dem Gedanken gespielt, zu einem Psychologen zu gehen, hab allerdings nie einen konkreten Grund gehabt und „Ich leide seit Jahren an Depressionen, hab aber nie was dagegen gemacht“ hört sich unglaubwürdig/seltsam/unrealistisch an. Die Studienleistungen haben dann mit der Zeit ziemlich nachgelassen und ich wurde allergemein recht energielos und unmotiviert.
Vor etwa 9 Monaten hatte ich dann eine sehr stressige Phase. In den Semesterferien Bachelorarbeit (6 Wochen Labor, 4 Wochen schreiben) und bevor diese zu Ende war, wieder normaler Semesterbetrieb mit vormittags Vorlesungen, nachmittags Labor und abends und am Wochenende Protokolle und Lernen. Reagiert habe ich darauf mit kompletter Arbeitsverweigerung.
Ich bin nur noch zu den Pflichtveranstaltungen gegangen und habe alles Andere in meinem Leben (Haushalt, gesunde regelmäßige Ernährung, Bewegung) gegen im Bett Liegen und Fernsehn, einfache Laptop-Spiele und ständig Schlafen eingetauscht.
Die Bachelorarbeit musste ich am Ende noch in einer Nachtschicht fertigstellen. Hab das zum Glück aber gerade noch geschafft und eine akzeptable Note bekommen.
Am Ende des 6. Semesters kamen dann noch 4 Klausuren mit scheinbar unendlich viel Stoff. Diese gaben mir dann den Rest: Mit der oben beschriebenen Arbeitsverweigerung habe ich eine dieser Prüfungen auch beim 2. Versuch nicht bestanden.
Also ich konnte nicht mit dem Master anfangen, Bachelor ging in die Verlängerung, 1/2 Jahr in meiner Ausbildung ist verloren, da es für Bewerbungen für sinnvolle Zusatz-Programme (z.B. Auslandssemester) zu spät war, und meine Studiengangsfreunde sehe ich nur noch selten.
Mit ein paar einfachen Beschäftigungsmöglichkeiten (Fachschaft und Labor-Tutorium) habe ich jetzt inzwischen wieder etwas Struktur im Alltag.
Die Wiederholungsklausur steht dann Ende des Monats an und ich hoffe, dass ich noch genug vom Stoff lernen kann, bevor ich wieder in meine Arbeitsverweigerungshaltung verfalle.
Dass mich diese irgendwann wieder einholen wird, ist ziemlich sicher, da ich, so wie ich mich kenne, nichts dagegen tun werde. Bei Arztbesuchen bin ich generell recht zögerlich (sollte eigentlich wegen nem Knoten in der Brust seit ca. 2 Jahren, auffälligen Leberflecken und ner Fußfehlstellung auch noch zu anderen Ärzten, bevor irgendwas davon meine Gesundheit ruiniert). Nicht wegen einer Phobie oder so, sondern einfach weil ich zu faul für alles bin.

Habt ihr denn Tipps, wie ich mich evtl. besser zwingen könnte, auf mich selbst zu achten?
Für die üblichen Motivationssprüche hab ich wohl nicht das Mindestmass an Selbstdisziplin / Selbsterhaltungstrieb / Ehrgeiz...

Liebe Grüße
Hygeia
CarolineAlana
Beiträge: 48
Registriert: 18. Dez 2013, 14:00

Re: lange Vorgeschichte, noch keine Behandlung

Beitrag von CarolineAlana »

Hallo Hygeia,

erstmal herzlich Willkommen im Forum. "Ferndiagnosen"sind immer schwierig, würde aber schon sagen, dass das was du beschreibst, in Richtung Depression tendiert.

Bei mir fing es ähnlich an. Hatte immer wieder Phasen in denen ich niedergeschlagen und antriebsgemindert war. Bis zu meinem Berufsabschluss konnte ich das auch noch recht gut kompensieren. Als ich eine Weile in meinem Beruf gearbeitet hatte und der Stress mehr wurde, wurden die Phasen deutlicher und schlimmer. Ich hatte absolut keine Kraft mehr, war auf Arbeit nur noch körperlich anwesend, geistig ging gar nichts mehr. Habe auch nur noch das Nötigste gemacht. Über Monate hinweg ging es mir immer schlechter-ich schlief kaum noch, tagsüber war ich wie erschlagen. Ich hab auch am Anfang gedacht, es geht vorbei und dann irgendwann war es zu spät und ich schaffte es nicht mehr aus eigenem Antrieb einen Arzt aufzusuchen. Mein Mann und eine gute Freundin haben mich förmlich zum Arzt geschleift (mehr oder minder gegen meinen Willen). Ich wollte zuerst auch keine Medikamente nehmen, doch die Ärztin machte mir klar, dass es ohne nicht mehr funktionieren würde.Ich hatte seit Wochen nicht mehr geschlafen, da sich in meinem Kopf nur noch ein Gedankenkarussell drehte, so schnell, das ich nicht mehr abspringen konnte. Nachdem ich abends meine erste Dosis Remergil genommen hatte, schlief ich das erste Mal seit Monaten wieder eine Nacht durch-ohne Gedankenkarussell und ohne Albträume. Da war mir klar, dass ich die Medikamente wohl akzeptieren musste.

Hast du vielleicht einen Lebenspartner oder wenigstens einen Freund, der dir zunächst helfen könnte? Der vielleicht die Arzttermine für dich macht? Es ist sehr schwierig in diesen Phasen, noch auf sich selbst zu achten. Dazu hat man schlichtweg nicht die Kraft-so wie es dir wohl im Moment geht.

Von den üblichen Motivationssprüchen halte ich sowieso nichts, denn "Reiss dich zusammen" bringt in diesen Phasen meist überhaupt nichts. Im Gegenteil, ich denke, Zusammenreissen ist hier nicht die Lösung, sondern das eigentliche PRoblem. Man hat das Gefühl, man müsse sich zusammenreissen, damit wenigstens von "außen" betrachtet alles top aussieht. Damit verschwendet man Kraft, die man für den Kampf gegen die Depression braucht.

Ich wünsche dir, dass du jemanden hast, der dir erstmal einiges abnimmt, damit du wieder zu Kräften kommst und eventuell professionelle Hilfe findest!

Liebe und nächtliche Grüße
Caroline
Manchmal muss man durch die Hölle gehen um den Himmel sehen zu können.
hier_und_jetzt
Beiträge: 66
Registriert: 26. Okt 2013, 00:15

Re: lange Vorgeschichte, noch keine Behandlung

Beitrag von hier_und_jetzt »

Liebe Hygeia,

mir ging es im Studium oft ähnlich wie dir, mit einfach nicht Aufraffen können, schlafen statt lernen, ein schrecklich schlechtes Gewissen dabei, und trotzdem einfach keine Energie usw. mit jedem Tag der vergeht steigt die Verzweiflung und trotzdem (oder gerade deswegen) man/frau ist blockiert und depri. Ich kann dich sehr gut verstehen! Ich dachte tausend mal, dass ich mein Studium nicht schaffen werde, bei zwischen- oder Abschlussprüfungen oder bei der Abschlussarbeit durchfalle, irgendwie ging es dann aber doch ;)

Es dauerte dann bei mir noch leider weitere 7 Jahre nach Studienabschluss bis ich ein Therapie anfing (erst im Dezember 2013). Ich glaube übrigens, dass viele Studenten mit dem Druck der Uni zeitweise nicht fertig werden.

Du musst nur noch eine Klausur packen und hast noch 3 Wochen Zeit fürs Lernen, oder? Ich glaube das kannst du gut schaffen!!! Im letzten Semester hast du 3 schwere Klausuren von vier bestanden, das ist eine große Leistung, wenn du bedenkst, dass es dir da schon nicht besonders gut ging.
Und ein Tutorium nebenher machen und in der Fachschaft aktiv sein, sind anspruchsvolle Aufgaben und ganz gute Strategien, die du entwickelt hast, um Struktur zu haben.

Ok, nun ist es diese eine Klausur.
Hier eine Auswahl Praktischer Tipps, die mir geholfen haben/immer noch helfen, wenn ich mich gar nicht aufraffen kann. Vielleicht ist ja was fuer dich dabei:
1) Sich zum Lernen in die Uni-Bibliothek oder eine andere Bibliothek zu schleppen. Vielleicht magst du es ausprobieren, da sitzen viele andere rum, die sich auch zum lernen zwingen müssen, irgendwie hat es mir geholfen. Egal, wenn du mal länger schläfst, es lohnt sich auch schon nur fuer nen Nachmittag oder abends hin zu gehen.
2) Lernstoff aufteilen, minuziös, nach dem Motto, was will und kann und sollte ich in den nächsten drei Wochen lernen, was mache ich diese Woche, und was heute, was heute vormittag, und was am Nachmittag usw.
3) Da du die Klausur ja wiederholst, könntest du auch damit anfangen eine Liste zu davon zu machen, was du von dem Stoff schon weißt, das könnte helfen, da dir auffallen wird, dass du nicht bei Null anfängst... darauf aufbauend machst du deine TO LEARN liste und dabei versucht du pragmatisch zu sein! nach dem Motto, was ist das Lern-Mindestmaß um zu bestehen. du brauchst ja keine super Note.
4) was mir beim lernen und bei der Arbeit hilft ( ich studieren berufsbegleitend online, und da ist es auch sehr schwer sich auf zu raffen....), neben dem Abhacken der Todo liste, auch alles andere erledigte, das sich so zwischen durch ergibt in Stichworten aufschreiben. manchmal muss man noch etwas nachlesen, was man vergessen hatte ( zusätzlich zu TO DO Liste), doch noch zu einem abgeschlossenen Thema zurück kommen, nach nem Artikel im Internet Suchen etc. so erledigt man am Ende oft viel mehr als auf der Liste steht. Bzw. hatte ich früher oft das Gefühl TO DO Listen zu langsam zu erledigen, dabei hatte ich ganz viel was nicht auf der liste stand auch gemacht...
5) TO DO Listen nach schweren/leichten oder interessanten/unliebsamen Punkten aufteilen, und sich freuen wenn man was unliebsames abgehackt hat. Belohnen ist auch gut und hilft, zum Bsp. nett Essen gehen, wenn man ein besonders schweres Thema bearbeitet hat.
6) Hattest du eigentlich die Gelegenheit die nicht bestandene Klausur einzusehen, um zu Wissen bei welchen Teilen du nachlernen müsst und welche OK waren? Wenn nicht, dann weißt du es vielleicht auch vom Gefühl her und kannst den Lernstoff entsprechend priorisieren?

Du kennst dich sehr gut und bist hoch reflektiert und klar. Du schreibst zum Bsp. "Die Wiederholungsklausur steht dann Ende des Monats an und ich hoffe, dass ich noch genug vom Stoff lernen kann, bevor ich wieder in meine Arbeitsverweigerungshaltung verfalle.
Dass mich diese irgendwann wieder einholen wird, ist ziemlich sicher, da ich, so wie ich mich kenne, nichts dagegen tun werde. "
Ich finde dieses Wissen/empfinden/reflektieren ist viel wert! Und dein Beitrag hier spricht dafür, dass du etwas dagegen tun WILLST, das ist sehr gut. "Arbeitsverweigerung" finde ich sehr hart, sei nicht so streng mit dir. Wenn du wirklich depressiv bist oder stark unter Stress stehst, dann ist es vielleicht auch so eine Art Schutzhaltung. Vielleicht hast du ein sehr ausgeprägtes Entspannbeduerfnis, was nach 6 Semestern Studium, wo man irgendwie unter Dauerstress ist, sehr verständlich ist. denke daran wie und womit du nach der Klausur entspannen kannst! was du dir gönnen wirst, wenn es vorbei ist.
Wenn ich auf mein Studium zurückblicke wurde es gegen Ende auch immer schlimmer. Manchmal steckt hinter den Blockaden mehr als Stress und Druck. Es können zum Beispiel Zukunftsängste sein, was mache ich nach dem Bachelor, was will ich beruflich, finde ich einen Job usw. vielleicht hilft es dir darüber Gedanken zu machen, was es bei dir sein könnte? dann ist es aber auch wichtig sich sagen zu können, ja, ich habe diese Ängste, aber darum welchen Job oder Master ich haben will, kuemmer ich mich jetzt sowieso nicht, sondern später. das kann helfen, da man die Blockade besser versteht, weniger schlechtes gewissen hat, da Zukunftsängste nun mal menschlich sind, man sich echter fühlt wenn man sich diese Ängste eingesteht, und irgendwie kann es erleichtern, vor allem wenn man das Sich Sorgen etwas verschieben, oder mit freierem Kopf bearbeiten kann.

Zu deiner anderen Aussage: "Bei Arztbesuchen bin ich generell recht zögerlich (sollte eigentlich wegen nem Knoten in der Brust seit ca. 2 Jahren, auffälligen Leberflecken und ner Fußfehlstellung auch noch zu anderen Ärzten, bevor irgendwas davon meine Gesundheit ruiniert). Nicht wegen einer Phobie oder so, sondern einfach weil ich zu faul für alles bin."
Da kann ich auch nur raten, nach und nach alles abhacken was geht, anstatt immer einen Sorgenkoffer, der immer schwerer wird, mit sich herum zu tragen, aber vermutlich ist gerade jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, da es gut wäre, wenn dich andere TO DO Listen nicht vom lernen ablenken.

Noch kurz zu Therapie, vermutlich wird es schwierig so kurzfristig einen Termin zu bekommen,aber du könntest zum psychosozialen Dienst der Uni gehen und dich beraten lassen, dort müsste es Berater geben die Motivationsblockaden von Studenten sehr gut kennen und dir vielleicht zusätzliche Tipps oder Unterstützung geben können?
Du könntest auch deinem Hausarzt deine Herausforderungen schildern und mit ihm die Option einer Therapie besprechen, vielleicht hilft es dir weiter zu Wissen, dass es da durchaus Möglichkeiten gibt, um die du dich kümmern hast.
Mit Freunden zu reden und ihnen offen zu erzählen wie es mir geht, hat mir auch meist geholfen, vor allem wenn ich dabei feststellte, dass auch meine Freunde, obwohl sie schrecklich ausgeglichen und organisiert wirken, ähnlich wie ich beim klausurenstress vor einem Nervenzusammenbruch stehen, und sich wie ich hilflos fühlen... nur vielleicht anders damit umgehen (jeden Abend 5 Bier trinken oder zwei Tafeln Schokolade essen ist auf die Dauer ja auch keine Lösung...)

So das ist alles etwas chaotisch geschrieben und sehr "listen"beschränkt, kannst du was mit den Tipps anfangen? Ich drücke dir ganz groß die Daumen, du packst das!
Liebe Gruesse
Pia
sorry fuer die unverschämt vielen Tippfehler, ich hab ne Entzündung in der Hand und pack es grad nicht mehr mich da durch zu klicken...
Hygeia
Beiträge: 56
Registriert: 7. Nov 2013, 22:51

Re: lange Vorgeschichte, noch keine Behandlung

Beitrag von Hygeia »

Hallo,
erstmal vielen Dank euch beiden für eure schnellen Antworten.

Liebe Caroline,
einen festen Freund (bzw. eine Freundin, bin lesbisch) habe ich zur Zeit nicht, aber ich habe mit 2 guten Freunden schon öfter geredet. Allerdings nur im betrunkenen Zustand und betrunken mache ich auch sehr viel Blödsinn, den man nicht ernst nehmen sollte :P
Bei dem letzten dieser Gespräche habe ich auch recht deutlich gesagt, dass sie mich irgendwann zu einem Arzt schleppen sollten, wenn ich das selbst nicht mache. Am Besten dann nach der Klausur, da ich dann bis zu meinem gewünschten Masterstudium, das nur im Wintersemester anfängt, Zeit für eine Therapie oder für das Ausprobieren von Medikamenten und die meist auftretenden anfänglichen Nebenwirkungen hätte. Mal schauen, ob da dann was draus wird.
Mit Medikamenten kenne ich mich sehr gut aus, da mein Studium sich damit befasst. Für die Klausur muss ich zum Beispiel auch die chemische Strukturformeln von einigen Antidepressiva, deren Wirkmechanismus und evtl. Synthesen lernen. Dies ist allerdings auch nur ein ganz kleiner Teil der Klausur, es kommen noch viele weitere Stoffgruppen dazu.
Wenn ich dann mal bei einem Arzt oder anderen Spezialisten wäre, hätte ich dann auch keine Probleme, verschiedene Methoden auszuprobieren. Nach 9 Jahren mit einem gleichbleibenden Gedankenschema, glaube ich nur nicht, dass man da ohne professionelle Hilfe und/oder Medikamenten wieder herauskommen kann.

Liebe Pia,
ich finde es sehr erstaunlich, dass du das Studium so gut überstanden hast, obwohl es dir so ähnlich ging wie es mir jetzt geht. Das macht mir auch etwas Hoffnung ;)
Einige deiner Tipps habe ich auch schon beim letzten Mal Lernen versucht anzuwenden, doch gegen Ende konnte ich mich dann gar nicht mehr aufraffen und bin dann relativ knapp durchgefallen.
Einen guten Überblick über den Stoff und eine recht gute Einteilung habe ich auch vom letzten Lernen schon. Verwende auch wieder die Karteikarten (250 Stück), die ich mir geschrieben hatte. Das Problem ist eher, dass es eine riesige Menge an Lernstoff ist und ich mir sehr schwer tue, alles in den Kopf zu kriegen und auch drin zu behalten. Und so Strukturformeln kann man sich eben nur merken, wenn man sie sehr oft wiederholt. Wenn mir am Ende dann wieder die Disziplin fehlt, hilft leider auch eine gute Einteilung recht wenig.
Da ungefähr ein Drittel unseres Studiengangs bei der Prüfung durchgefallen ist und auch die Professoren dann etwas schockiert über die schlechten Ergebnisse waren, wurde der Lernstoff schon etwas reduziert (etwa ein Fünftel ist weg) und meine Hoffnung ist schon gestiegen, dass die Klausur besser machbar wird. Zumindest wenn ich bis zum Ende dranbleibe.
Wie wichtig ein Lernplan ist, hast du ja gerade wiederholt und wenn ich mir vor der Klausur noch ein paar Tage als Puffer einplane, sollte das auch halbwegs funktionieren. Werde mich morgen dann gleich nochmal ransetzen und einen erstellen.
Zukunftsängste habe ich nicht, ich weiß eigentlich zumindest beruflich, sehr genau, was ich später mal machen will. Und ich plane auch nicht zu weit voraus, werde mich nach dem Bachelor erstmal um den Master kümmern, dann sollte eine Doktorarbeit folgen und weiter denke ich noch nicht.
Die Arztbesuche und alles andere habe ich mir auch erst für nach der Klausur vorgenommen, da ich davor nicht wirklich Zeit dafür finde und auch nicht die Energie dafür habe. Es gibt nur eben ein paar Dinge, die ich beim letzten Mal dann vernachlässigt habe, auf die ich mehr achten muss, wenn ich eine vernünftige Grundstruktur erhalten möchte. Haushalt, meine Ernährung etwas frische Luft und Bewegung gehören da dazu.

So, erstmal wieder genug geschrieben, es wird Zeit fürs Bett ^^
Liebe Grüße
Hygeia
hier_und_jetzt
Beiträge: 66
Registriert: 26. Okt 2013, 00:15

Re: lange Vorgeschichte, noch keine Behandlung

Beitrag von hier_und_jetzt »

Liebe Hygeia,

Du hast recht, vermutlich kannst du aus dem alten Schema leichter mit professioneller Hilfe rauskommen.
Ich habe mein Studium damals zwar überstanden, aber nicht unbedingt gut, ich meine damit nicht die Noten. Also im Nachhinein sehe ich es so, dass es mir bestimmt geholfen hätte, wenn ich mir früher Hilfe gesucht hätte. Aber da bist du ja schon dabei.
Das ist jetzt keine Priorität en Detail darüber nach zu denken, aber eine Therapie dauert vermutlich länger als die Semesterferien, was aber nicht schlimm ist, es kann
fuer dich sogar im Studiumsalltag sinnvoll sein weiter zu machen um besser den Bezug zu aktuellen Herausforderungen her zu stellen.
Wenn du Hilfe von deinen Freunden wünscht, dann versuche Sie vielleicht auch mal nüchtern drum zu bitten. Wobei es total ok und normal ist das es angetrunken oder betrunken leichter fällt ;) nur kann man sich leider nicht sicher sein, dass die Freunde sich dann noch am nächsten Tag daran erinnern.

Ich hoffe du konntest an einem Lernplan basteln.

Bezüglich Achtsamkeit und Lernstress, hilft es vielleicht auch akzeptieren, das du vielleicht du den ganzen Tage lernen möchtest, es aber bei dem schweren und trockenem Stoff nun mal anstrengend, wenn nicht unmöglich ist, also ist es auch sehr gut, wenn du einen halben Tag Lernen packst, oder nur 3 h.

Frische Luft: vielleicht magst mit deinen Karteikarten spazieren gehen, sich auch mal auf ne Bank setzen und zwischendurch entspannen und wenn du Lust hast dann auch mal draußen lernen, oder in einem ruhigen Kaffee.
Hast du vielleicht Bekannte o. Freunde die auch gerade lernen müssen und könntest mit ihnen zusammen lernen? das geht auch wenn man nicht fuer die gleiche Klausur lernt! da es schon nett sein kann! wenn man zusammen Pausen macht oder sich zum weitermachen anspornt.
Es mag vielleicht albern sein, aber wenn ich mich schwer motivieren kann, dann plane ich auch meine Entspannungspausen, "jetzt werde ich mir 2 Stunden nen Film anschauen und dann mache ich weiter", ich freu mich dann dass ich mir diese Pausen gönnen und wenn ich dann wieder mit dem Gedanken beim lernen lande! dann sage ich mir! nee erst in 2 h wieder!

Ich finde Bachelor , Master und Doktorarbeit ist ziemlich weit geplant, aber es ist gut wenn du solche klaren Ziele hast. ich hab damals versucht mein Diplomstudium so schnell wie möglich durch zu ziehen, auch aus finanziellen Gründen, und die Welt brach jedes mal fuer mich zusammen, wenn es doch länger dauerte.

Bei dem zweiten berufsbegleitendem Studium hab ich mich anfänglich dann auch sehr gestresst, wollte schnell sein und auch noch perfekte Noten haben, da ging es dann schon nach drei Monaten gar nicht mehr und ich dümpelte vor mich hin, verschlief jedes Wochenende und fühlte mich elendig. Davon bin ich inzwischen weg. ich habe akzeptiert, dass ich es so neben der Arbeit nicht packen kann, und es hat mir gut getan, es mit mehr Lässigkeit zu sehen, sich neben Studium und Arbeit mehr zeit fuer mich zu gönnen und so. ich mache inzwischen nur ein Studiumsmodul pro Semester und das mit so wenig Lernaufwand wie möglich, und es geht mir gut dabei. Da Master und Bachelor inzwischen ja sehr formalisiert sind, hast du vermutlich begrenzte Möglichkeiten mal weniger Kurse/Seminare/Vorlesungen zu machen, oder? Dir bleibt aber vermutlich Spiel
Raum, bei den Ansprüchen, die du an dich stellst. Muss es immer eine Supernote sein, oder gibt es auch Kurse bei denen frau einfach froh ist durch gekommen zu sein?
Da ich mich mit dem Forum Schreiben nun auch gerade davor drücke meine am Sonntag fällige Semsterabschlussarbeit fertig zu machen.... ;)
Dir weiterhin viel Erfolg!
Liebe Grüße
Pia


ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: lange Vorgeschichte, noch keine Behandlung

Beitrag von ndskp01 »

Liebe Hygeia,

eigentlich wollte ich schon länger auf dein Posting antworten, aber ich habe mir mein Passwort nicht gemerkt, und so hält es mich davon ab, bei der Arbeit im Forum zu schreiben.

Bitte, suche dir zügig professionelle Hilfe. Wann du sie dann bekommst, liegt nicht in deiner Hand, es kann ein paar Monate dauern, bis du einen Therapieplatz bekommst. Aber es lohnt sich. Manche Dinge kann man nicht alleine entscheiden, man braucht ein Gegenüber.

Zu dem depressiven Denkschema gehört auch, dass man ständig etwas meint zu müssen. Pflicht.
Es wäre eine Überlegung wert, nach der Motivation für das Studium zu fragen: Welche Möglichkeiten eröffnet der Abschluss, wohin führt der Weg danach?

Liebe Grüße, deine Puk
Hygeia
Beiträge: 56
Registriert: 7. Nov 2013, 22:51

Re: lange Vorgeschichte, noch keine Behandlung

Beitrag von Hygeia »

Liebe Pia,

dass die Therapie länger dauert, ist mir natürlich bewusst. Ich denke nur, dass es gut wäre, die Eingewöhnungsphase in den Semesterferien unterzubringen. So hoffe ich, dass es mir wenn der Uni-Stress wieder losgeht schon etwas besser geht und ich auch schon genauer weiß, was ich davon erwarten kann und wieviel Zeit ich dafür einplanen muss.
Im Sommer lerne ich öfter an der frischen Luft, das tut mir dann auch immer ganz gut. Da es ja zur Zeit auch noch recht warm ist, könnte ich das auch mal wieder machen.
Mit anderen Leuten lernen funktionniert bei mir eig gar nicht, da werde ich viel zu leicht abgelenkt.
Einen groben Lernplan habe ich jetzt, auch wenn ich den noch etwas genauer ausarbeiten muss. Und heute hab ich auch wieder ca. 3 Stunden intensiv gelernt, das hat auch schon wieder etwas geholfen.
Wählen kann man in unserem Studiengang fast gar nichts, alles ist sehr genau durchgeplant und wenn man mal was nicht schafft, z.B. weil man zu viele Fehlstunden hat (egal ob wegen Krankheit oder nur so), verliert man meist auch gleich ein ganzes Jahr statt einem Semester. Daher ist es dann auch schwierig, Sachen zu schieben und es gibt auch eine Maximalstudienzeit, in der man alle Prüfungen und Kurse abgeschlossen haben muss.
Auf die Note kommt es in der kommenden Prüfung zum Glück nicht mehr an. Man braucht zwar einen bestimmten Schnitt, um sicher einen Master-Platz zu bekommen, aber da ich in den ersten Semestern gut genug war, habe ich diesen Schnitt zum Glück schon sicher.
Im Master-Studium muss ich aber noch bessere Noten hinbekommen, damit ich dann an eine Doktorandenstelle komme :/
Das ist auch mit ein Grund, warum ich denke, dass ich mir noch in der Zeit vor dem Master Hilfe suchen sollte. Wenn ich bessere Noten haben will, muss ich mich besser konzentrieren können und stressresistenter werden.

Dann mal noch viel Erfolg mit deiner Arbeit ;)


Liebe Puk,

bei der Wahl meines Studiums bin ich mir eig sehr sehr sicher, dass es das Richtige für meine späteren Karriereziele ist. Ich möchte dann in der pharmazeutischen Forschung arbeiten, auch wenn ich noch nicht weiß, in welchem Teilbereich genau. Und dieses Studium ist genau auf die pharmazeutische Forschung (und Industrie) spezialisiert.
Es gibt natürlich auch viele nervige Sachen und man muss auch deutlich mehr lernen, als ich anfangs erwartet hatte, aber ich weiß wo ich hin will und daher muss ich da durch. Auch Master und Doktor sind für die Forschung essenziell, daher ist das schon ziemlich festgelegt.
Druck von außen habe ich fast keinen. Natürlich hofft meine Familie, dass ich aus meinem "naturwissenschaftlichen Talent" einen guten Beruf mache, aber wenn ich als Supermarktverkäuferin glücklicher wäre, würden sie mich auch dabei unterstützen. Also kommt es dahin gehend nur auf meine eigenen Ziele an und die sind nunmal recht hoch.
Je mehr ich hier schreibe desto mehr glaube ich, dass mir professionelle Hilfe wirklich gut tun würde. Ich werde versuchen, mich gleich in der Woche nach der Klausur darum zu kümmern.

liebe Grüße
Hygeia
hier_und_jetzt
Beiträge: 66
Registriert: 26. Okt 2013, 00:15

Re: lange Vorgeschichte, noch keine Behandlung

Beitrag von hier_und_jetzt »

Liebe Hygeia,

Freut mich, das du mit dem Lernen voran kommst und dich mit der Option einer Therapie anfreundest! Auch mir ist es heute gelungen meine Uniarbeit trotz viel Schweinehund (immerhin)fast fertig zu kriegen ;)

Bzgl. Therapie, kann frau glaub ich nicht allzu viel vorausplanen ;) Ich schmunzele, wenn ich lese:
" Ich denke nur, dass es gut wäre, die Eingewöhnungsphase in den Semesterferien unterzubringen. So hoffe ich, dass es mir wenn der Uni-Stress wieder losgeht schon etwas besser geht und ich auch schon genauer weiß, was ich davon erwarten kann und wieviel Zeit ich dafür einplanen muss"
weil ich dir da glaub ich ziemlich ähnlich bin, und auch alles im Griff und unter Kontrolle haben möchte. Vieles haben wir halt einfach nicht in unter Kontrolle und auch das ist irgendwie gut zu wissen finde ich. Ich wünsche dir jedenfalls, dass du ganz schnell eine Therapie bekommst! Und dich nach der Klausur zeitig darum zu kümmern liegt tatsächlich in deiner Macht. Wenn es aber dann doch länger dauert, wird es auch ok sein!
Auch glaub ich, dass du deine Erwartungen an die Therapie nicht zu sehr fest legen solltest, wie wäre es mit, ich will eine Therapie machen, damit es mir besser geht?
Stress erzeugen wir uns ja meistens selbst, so halte ich Stresssistenz nur bedingt fuer ein Ziel, vielleicht schafft man es auch gute Noten zu bekommen wenn man weniger Stress wahrnimmt und besser Entspannen kann und mehr mit Freunden ausgeht? Aber vielleicht meinst du auch so was mit Stressresitenz.

Ich finde es gut, dass du sehr klare Ziele hast und weißt was du willst. Bei mir ist es so, dass es mir hilft mich nicht zu sehr fest zu legen, weil in meiner Empfindung so ein ganz strikter Weg doch Stress erzeugt, nach dem Muster, wenn es nicht genauso klappt, dann ist alles verloren. Da denke ich inzwischen anders... und es nimmt mir den Druck, zu sehen, dass es immer mehrere Wege gibt, die ich einschlagen kann, wenn der eine nicht klappt, dann eröffnet sich meist schnell ein anderer. Mir gehört die Welt, oder so ähnlich.
Im Nachhinein hätte ich mein Studium damals gerne mit mehr Lässigkeit genossen, mit mehr Parties, länger Kaffee trinken und auf der Uniwiese liegen, und verreisen, öfter ausschlafen und versuchen den Freitag vorlesungsfrei zu halten ;) Es ist einfach eine besondere Zeit und trotz strenger Vorgaben und zumindest latentem Dauerstress hat man/frau im Berufsleben meistens nie so viele Freiheiten wie im Studium. In diesem Sinne muss ein "verlorenes" Jahr an der Uni nicht wirklich verloren sein oder, wie siehst du das?

Du willst einen Master und ne Doktorarbeit machen, um dann in die Forschung zu gehen. Ist in dem Fachbereich vermutlich ein guter Plan und ich will ihn dir auch keinesfalls ausreden ;) Ganz aus aus zu schließen ist jedoch nicht, dass deine depressive Stimmung oder motivationsherausforderungen mit dem strikt festgelegten Weg und dem Gefühl so muss es sein und nicht anders zusammen hängen, ähnlich wie Puk es darstellt.
Eine Therapie kann dir bestimmt helfen näher zu ergründen, woran die Schwierigkeiten wirklich liegen...

Ich versuche jedenfalls nur noch schrittweise vor zu gehen, wäre in deinem Fall erst mal den Bachelor schaffen und dann mal schauen. Zur Zeit noch nicht daran denken, dass du im Master gute Noten haben müsstest ;) denn dafür kannst du zur Zeit noch nichts tun. Aber vielleicht dann schon in den Semesterferien nach der Klausur. Wir können uns etwas vor nehmen, aber können wir wirklich jetzt wissen was wir in 5 oder in 10'Jahren möchten? Ich weiß es nicht! Und es geht mir (meistens, wenn ich nicht denke, dass ich es wissen müsste) nicht schlecht dabei...

Ich habe zum Beispiel vor anderthalb Jahren mein Fernstudium berufsbegleitend angefangen mit dem festen Plan in 2 Jahren fertig zu sein, um zum Ende meines derzeitigen Arbeitsvertrags Chancen auf bessere/spannendere Jobs zu haben. Ich bin dann wochenlang um 4.30 oder 5 aufgestanden, um noch vor der Arbeit zu lernen... dabei bin ich wirklich kein Frühaufsteher. Und abends nach der Arbeit ging es dann gleich weiter, manchmal sogar in der Mittagspause. Völlig wahnsinnig. meine Noten waren trotzdem nur Mittelmaß. Ich habe mich nach dem zweiten Semester völlig erschöpft und fix und fertig mit den Nerven dann entschieden, dass ich ca. anderthalb Jahre länger brauchen werde als geplant, weil ich einen stressigen Job habe und nicht so viel nebenher studieren kann und möchte. und dass ich das Studium brauche, aber dass die Noten in meinem Fall nicht wirklich wichtig sind. Ich fahre jetzt also öfters ohne schlechtes Gewissen am Wochenende an Strand, sehe mehr Leute und lerne höchstens nur noch 2-3 Tage die Woche. Das ist es mir wert... ;) Die Angst, was sein wird, wenn mein Vertrag im September ausläuft, schleicht sich immer wieder ein, aber da ich seit Jahren im Ausland immer mit befristeten Verträgen arbeite, ist es eigentlich nichts Neues und anstatt mich Dauer zu bewerben, mache ich eine Pause und lebe im hier und jetzt... wenn ich vor Existenzängsten dann unruhig unausstehlich werde, sage ich mir, hat doch bis jetzt auch alles irgendwie geklappt. Ich habe dann Vertrauen in mich und die Welt.
Also das klappt natürlich alles überhaupt nicht perfekt und durchgehend, sonst wäre ich ja nicht in diesem Forum... ;)

Ok, also weiterhin viel Erfolg beim lernen und berichte mal wie es läuft.

Liebes Otterchen, wir haben deinen Thread piratenmassig gekapert, hoffe du bist nicht böse!

Liebe Grüße

Pia


Hygeia
Beiträge: 56
Registriert: 7. Nov 2013, 22:51

Re: lange Vorgeschichte, noch keine Behandlung

Beitrag von Hygeia »

Hallo.
Wollte mich mal wieder melden.
Mit dem Lernen komme ich eigentlich ganz gut voran, wenn ich meinen Plan einhalte, sollte ich bis zur Klausur zumindest soviel vom Stoff beherrschen, dass ich gut bestehen sollte.
Nur mit dem Rest klappt es nicht so gut :(
Habe seit ich wieder in meinem Studienort bin (ca. 1 Woche) noch nicht einmal selber gekocht. Also mit Toasts bzw. Müsli und Mensa-Essen oder auch mal Süßigkeiten komm ich auf 1-2 Mahlzeiten am Tag, daher ist das schon noch in Ordnung (hatte in meiner letzten schlimmeren Phase mal ca. 48h gar nichts gegessen). Aber von gesunder, ausgewogener Ernährung kann man wohl nicht sprechen.
Am Wochenende war ich nicht an der frischen Luft, aber durch das Labortutorium radel ich wenigstens dienstags bis freitags 20-25 min zur Uni und wieder zurück, auch bei Schnee.
Am Auffälligsten ist aber, dass ich mal wieder überhaupt keinen Tag-Nacht-Rhythmus habe. Abends lenke ich mich meist noch mit Serien, Filmen oder Laptop-Spielen ab, um mein Gehirn vorm Schlafen abzuschalten und dann versinke ich manchmal so darin, dass ich gar nicht merke, wie spät es ist. Es ist grad 5.20 Uhr, ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen und bin iwie zu wach zum Einschlafen. Bzw. da ich um 8 Uhr zur Vorlesung gehen könnte, lohnt es sich auch nicht mehr wirklich. Vorgestern bin ich dafür direkt als ich von der Uni nach Hause kam wieder eingeschlafen, war dann nachts wieder ein paar Stunden wach und bin morgens nicht aus dem Bett gekommen. Da das Tutorium nachmittags ist und ich vormittags nie eine Pflichveranstaltung hab, geht das zum Glück noch ganz gut ^^ Und als junge Vollzeit-Studentin muss man ja ab und zu schlaflose Nächte aushalten.
Ein wenig Kopfschmerzen hab ich gerade auch, schätze aber das kommt daher, dass ich gestern zu wenig getrunken habe. Hab mir grad ne Teekanne mit Wasser gefüllt, damit sollt das wieder besser werden.
Bin jetzt mal gespannt, wie es die nächsten Tage weiter geht. Am Donnerstag ist erstmal eine von der Fachschaft organisierte Party, wo ich dann auch wieder wenig Schlaf kriege und am Freitag wollte ich evtl auch noch zu ner kleineren gemütlichen Party.
Am Wochenende fahr ich vielleicht nach Hause. Vorteile: Ich sehe meine Familie mal wieder (war seit Weihnachten nicht mehr daheim), es gibt gutes Essen, ich bin gezwungen, wieder einen halbwegs normalen Rhythmus anzunehmen (wenn auch nur für 2-3 Tage) und meine Schwester macht mir immer ein schlechtes Gewissen, sodass ich mehr lerne. Nachteile: Ich hab organisatorisch mehr Stress, als wenn ich in meinem Studienort bleibe, und ich muss Samstag "früh" aufstehn. Also die Vorteile überwiegen ^^

Noch kurz zu deinen Fragen Pia:

Du hast schon recht, ich sollte bei der Therapie mehr dran denken, dass es mir besser geht und nicht, dass ich mein Studium besser hinkriege. :/
Mit Stressresistenz meine ich eher, dass ich trotz dem Stress nicht gleich in die Verweigerungshaltung verfalle. Wie ich das genau dann hinbekommen soll, weiß ich nicht. Im Moment lenke ich mich mehr ab und bin danach noch gestresster, weil ich wieder nichts hinbekommen habe, als den Stress anzunehmen und z.B. als Antrieb für schnelleres/effizienteres Arbeiten zu nehmen. Natürlich mit den nötigen Entspannungspausen dazwischen.
Ich mag das Studentenleben eigentlich sehr, daher ist es für mich persönlich nicht so schlimm, ein Jahr länger zu machen. Da das in unserem Studiengang allerdings unüblich ist, kommt man sich dann manchmal ein bisschen wie ein Versager vor, weil man länger gebraucht hat.

Ich bin froh, dass du für dich das richtige Maß zwischen Ehrgeiz in der Weiterbildung und dem Achten auf die eigenen Bedürfnisse gelernt hast :) Hoffe die Umsetzung klappt immer besser und vielen Dank nochmal, für die vielen Tipps ;)

So dann lern ich mal noch ne halbe Stunde, bevor ich mich für die Vorlesung fertig mache,
liebe Grüße
Alicia
hier_und_jetzt
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Re: lange Vorgeschichte, noch keine Behandlung

Beitrag von hier_und_jetzt »

Liebe Hygeia,

Freut mich, dass du voran kommst, und ich hoffe du hattest ein nettes Wochenende bei deiner Familie, mit lecker gesundem Essen.

wegen ausgewogen und gesund essen. Ist das denn in Stressphasen wirklich möglich? Vielleicht hilft es sich damit abzufinden, dass nicht. ich kann jedenfalls gut verstehen, dass du keine Energie zum einkaufen und kochen hast und stattdessen Fertiggerichte isst. vielleicht gibt es ja Kompromisse, einen fertig zubereiteten Salat im Supermarkt kaufen?

Ähnlich verhält es sich mit dem Rhythmus. vielleicht ist es für dich nicht möglich in Stressphasen einen normalen Rhythmus zu haben? Über längere Zeit wenig zu schlafen ist bestimmt nicht gesund, aber ein ein bis zwei Wochen lang ist es vielleicht auch o. k. Muss man denn einen normalen Rhythmus haben? Wer sagt das? ;)

ich würde die jedenfalls raten, nicht jetzt alles ( Essen, Rhythmus, draußen Aktivitäten) in den Griff bekommen zu wollen, weil es dann schnell zu viel wird.

ich verstehe jetzt besser, was für dich Stress-Resistenz ist, du schreibst:

"Mit Stressresistenz meine ich eher, dass ich trotz dem Stress nicht gleich in die Verweigerungshaltung verfalle. Wie ich das genau dann hinbekommen soll, weiß ich nicht. Im Moment lenke ich mich mehr ab und bin danach noch gestresster, weil ich wieder nichts hinbekommen habe, als den Stress anzunehmen und z.B. als Antrieb für schnelleres/effizienteres Arbeiten zu nehmen. Natürlich mit den nötigen Entspannungspausen dazwischen."

Verweigerung ist eine Strategie, die du entwickelt hast, um mit Stress umzugehen. wenn du gar nicht mit Stress umgehen könntest, dann hättest du dein Studium nicht soweit gebracht.
ich bin mir nicht sicher, ob Verweigerung allerdings nicht zu hart als Begriff ist. wenn du mal bis nachts am PC spielst, oder Serien schaust, ist es dann Verweigerung? Oder hast du vielleicht einfach ein großes Bedürfnis zu entspannen, und kannst das nur bei Tätigkeiten die dich, im Gegensatz zu deinem Studium, wenig intellektuell herausfordern? ich sehe es so, dass du eigentlich nicht daran arbeiten musst den Stress zu akzeptieren. Sondern stattdessen dein Bedürfnis zu Entspannen akzeptieren könntest. vielleicht kannst du versuchen dir das ablenken zu gönnen? Es ist kein Fehlverhalten. Sondern ganz menschlich. vielleicht ist am PC spielen und Serien gucken zur Zeit die einzige Möglichkeit, bei der du entspannen kannst (nur kurz am Rande: bei mir sind Serien und PC spiele manchmal auch die einzigen Optionen, und ich bin inzwischen froh sie zu haben ;) ) Was nicht heißt, dass du später nicht auch andere Optionen entdecken kannst. auf lange Sicht kann dir eine Therapie bestimmt helfen gute, fuer dich geeignete, Entspannungsstrategien zu finden.

wenn du verweigern und ablenken positiv sehen und akzeptieren kannst, als notwendiges entspannen, wirst du weniger schlechtes Gewissen haben und auch weniger Panik. dann wird es dir vermutlich auch leichter fallen, dir kürzerere Entspannungs-Pausen zu gönnen, und mit dem lernen weiter zu machen.

im Großen und Ganzen habe ich den Eindruck, dass es bei dir ähnlich ist wie bei mir. wir könnten anstatt perfekt sein zu wollen, weniger Perfektionismus anstreben. Denn der Drang zum Perfektionismus - nicht unbedingt gesund - läuft bei uns schon automatisch, darum müssen wir uns also kaum kümmern. stattdessen kann es uns helfen, wenn wir mal bewusst etwas nachlässig und faul sind, und uns vielleicht sogar dafür loben, dass wir das können! So kann es zum Beispiel ein Erfolg sein, wenn wir mal nicht ganz viel sondern ganz wenig geschafft haben, vor allem wenn es uns gut dabei geht... Das würde dann bei dir auch bedeuten, wenn du deine Familie für ein Wochenende besuchst, dich bei deiner Schwester zu bedanken, dass sie dich zum lernen anspornt, aber sie auch mal zu bitten dich in Ruhe zu lassen oder ihr zu erklären, dass du mal einen halben Tag nicht lernen willst und stattdessen lieber mit ihr Zeit verbringen möchtest.

was dir vielleicht jetzt helfen könnte: lernen und entspannen räumlich zu trennen. also in deinem Zimmer eine Entspannungs-Ecke zu haben, in der keine Bücher und Karteikarten liegen. In diese gehst du dann bewusst zum entspannen hin. vielleicht kannst du dann besser abschalten und es nicht als ablenken wahrnehmen?

in diesem Sinne weiterhin viel Erfolg beim lernen und beim bewussten faulenzen!

liebe Grüße
Pia

ich liege in meiner Entspannungsecken-Hängematte, fernab des Laptops den ich von der Arbeit ins Wochenende geschleppt habe und habe trotz ambitiösester Pläne, Sa. und So. ganz viel zu zu arbeiten,und elend länger to do Liste (da gerade so viel zu tun, und ich so schrecklich ineffizient bin, bla bla bla...) mir den Samstag doch bewusst frei genommen. Zu behaupten, ich wäre gerade frei vom schlechtem Gewissen.... na ja, bin ich NICHT!... aber das Gönn dir doch was und Entspann Gefühl überwiegt doch immerhin! ;) und ich werde gleich Serien gucken...herrlich. :roll:


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hier_und_jetzt
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Re: lange Vorgeschichte, noch keine Behandlung

Beitrag von hier_und_jetzt »

Liebe Hygeia,
Wie laeufts?
ich wollte dir nur kurz viel Erfolg bei der Pruefung wuenschen! Oder war die schon? Schreib mal kurz wie es gelaufen ist, ich bin mir sicher: du packst das!
Bei mir war die letzte Woche arbeitstechnisch recht grenzwertig, Stress entgegen aller Vorsaetze der Gelassenheit... angespannt bis an die Grenze. Fast jden abend bis spaet zu Hause alles Liegengeblebene nacharbeiten... Puh!
Aber gut, 2 Chefinnen waren nicht da und ich war zu jung und zu unerfahren und zu verwirrt, um sie souveraen zu vertreten, immerhin beruhigend zu wisssen, dass ich anonsten keine Chefin sein muss ;) und zumindst eine der Damen morgen wieder kommt.

So, nun zurueck zu meinem kleinen Sonntagsgefuehl und Serien schauen....
Dir ganz viel Glueck und Ruhe!
LG
Pia
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