Seine Umwelt "manipulieren"

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otterchen
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Seine Umwelt "manipulieren"

Beitrag von otterchen »

Hallo zusammen,

seit einiger Zeit beschäftigt mich die Frage, inwieweit man seine Mitmenschen beeinflussen kann bzw. man sich bewusst ist, was man tut und wie das wirkt.

2 Beispiele:
  • Da ist jemand, der sich immer dumm stellt, wenn es um Erzählungen von Begebenheiten handelt.
    Auf "hast du schon gehört..." sagt derjenige "nein", auch wenn er von dieser Geschichte bereits gehört hat.
    Auf diese Art und Weise erfährt er nämlich auch andere Details oder eine andere Sicht der Dinge.

    Jemand anderes hält bewusst Informationen über sich selbst zurück - das macht denjenigen ein wenig geheimnisvoller und interessanter (angeblich).
Für mich sind solche Vorgehensweisen bislang fremd gewesen - sowas gehört irgendwie gar nicht in meine Denkweise. Dennoch finde ich es sehr interessant, wobei mir wichtig wäre, dass niemandem durch solch ein Vorgehen ein Nachteil entsteht (es geht also nicht darum, jemanden so zu manipulieren, dass derjenige ausgenutzt wird).

Hättet Ihr noch weitere Beispiele für mich?
Ich möchte mir diese Art irgendwie auch ein wenig aneignen - ich bin irgendwie so gar nicht "taktisch" veranlagt.

Was kann man sagen bzw. verschweigen,
was kann man tun bzw. lassen,
um seine Umwelt ein wenig nach seinen Vorstellungen zu lenken?
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Haferblues
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Re: Seine Umwelt "manipulieren"

Beitrag von Haferblues »

Hallo Otterchen,

ich verstehe nicht ganz worauf du hinaus willst. Ich glaube, jeder Kontakt beeinflusst beide/alle Beteiligten. Schon die Art wie du gekleidet bist oder den Raum betrittst beeinflusst die Reaktion der anderen auf dich. Da musst du noch gar nix gesagt haben.

Wen willst du denn in welche Richtung beeinflussen??

Meistens wird Manipulation als unangenehm gewertet. Aber du kannst nicht kommunizieren ohne auch in gewissem Maß zu beeinflussen.

Viele Grüße
Rifka
Lebenskünstler sind Menschen, die schon vollkommen glücklich sind, wenn sie nicht vollkommen unglücklich sind.
Danny Keye
balsamico
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Re: Seine Umwelt "manipulieren"

Beitrag von balsamico »

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Zuletzt geändert von balsamico am 30. Mai 2015, 08:04, insgesamt 1-mal geändert.
Rudi-Reiter
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Re: Seine Umwelt "manipulieren"

Beitrag von Rudi-Reiter »

Hallo Otterchen
Ein interessantes Thema hast Du da!

Mir fielen da zuerst ein paar Fragen an mich selbst ein.
Was möchte ich wem mitteilen, was nicht?
Warum möchte ich das?

Wenn ich mich öffne, liefere ich mich eventuell aus, mach mich angreifbar.
Wenn ich mich verschließe, bin/werde ich eventuell ausgeschlossen.
Also wieder wie so oft die goldene Mitte suchen?
Mitnichten, ich denke, es kommt auf mein Gegenüber und auf mein Ziel an.

Meine Exfrau ist ein sehr verschlossener Mensch, hält auch oft Informationen
zurück. Wenn es dann einen Konflikt gibt, bügelt sie ihr Gegenüber damit
nieder. Erst, seit ich ihr nichts mehr von mir erzähle, kommen wir auf einer
sachlichen Ebene gut miteinander aus, zugunsten unseres Sohnes.

Ich halte jetzt solche Menschen (mir begegnen leider viele davon) auf Abstand,
sobald ich sie durchschaue.

Es gibt auch einige nervige Zeitgenossen, die mir immer wieder die gleiche
Geschichte erzählen, keine Ahnung warum.
Als ich mal zu jemand sagte „ das hast Du mir schon öfter erzählt“,
war er beleidigt!?!


Wo, oder mit wem kann ich über was reden.
Ich bin in einer Selbsthilfegruppe. Dort ist Anonymität das höchste Gebot.
Ich kann mich darauf verlassen, dass das was ich dort sage auch dort bleibt.
Dort kann ich mich öffnen, über mich reden und anderen zuhören, die über
sich reden. Der Austausch macht etwas mit mir!
Dieses Forum ist ein fast öffentlicher Raum.
Über so manches werde ich hier nicht schreiben, um meine Privatsphäre zu
schützen, oder aus Scheu/Angst?..... Hmmm......


Seine Umwelt manipulieren?
Ich kann nur mich verändern.
Aber dadurch verändert sich durch Interaktionen mein Umfeld.

Nun, ich manipuliere mich selbst, um gesünder zu werden,
ist das manipulieren meiner Umwelt?


Wie gesagt, tolles Thema,
bin gespannt, was da noch kommt!


LG Rudi
_______________________________________

Die Welt und das Leben können schön sein,

wenn ich es wirklich will!
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Seine Umwelt "manipulieren"

Beitrag von otterchen »

Oh, Eure Rückfragen machen es mir nicht einfach, aber ich kann es momentan nicht anders ausdrücken.

Rudi war schon auf dem richtigen Dampfer:
erst Informationen zurückhalten, damit man was in der Hand hat, um "schlagkräftig" zu bleiben.
Das gegebene Beispiel ist natürlich abschreckend - aber das trifft durchaus schon den Kern dessen, was mir vorschwebt:
bewusst und vorausschauend (!) handeln (und reden), um damit weiterzukommen
im gesellschaftlichen Miteinander.

Das "was und wieviel erzähle ich wem" habe ich (denke ich) schon gut drauf - allerdings erschöpft sich damit auch schon fast mein Repertoire an derartigen Fähigkeiten.

Da gäbe es z.B. die "Waffen der Frau" - was um Himmels Willen ist das? Ich hab das nicht drauf! Sind das eingeübte Dackelblicke mit entsprechendem Wimpernaufschlag? Ein Sich-weg-drehen im richtigen Moment? Dieses oft zitierte "sich rar machen"? So zu tun, als würde man frieren oder sich fürchten, damit der Mann seine ritterliche Seite zeigen kann?

Mir kommt gerade der Gedanke, dass ich dann wohl auch besser wissen müsste, wie meine Mitmenschen auf mich reagieren, wenn ich irgendwas mache.
Ja, ich glaube, mir fehlt das bewusste Wahrnehmen (bezogen sowohl auf mich selbst als auch auf meine Mitmenschen), die Fähigkeit, Situationen zu steuern (naja, da habe ich dazugelernt) und die Absicht, vorausschauend Dinge zu planen.
Doch welche Dinge wären das eigentlich? Informationen zurückhalten? Nun gar nicht mein Ding!
Dinge organisieren, um damit die Fäden in der Hand zu behalten? Nicht wirklich.
Sich um jemanden kümmern, damit man denjenigen beeinflussen kann? Nicht erstrebenswert für mich.

All das klingt für mich nur negativ - hat jemand Beispiele, die positiver klingen? Inwieweit kann man vorausschauend handeln, um das gesellschaftliche Miteinander positiv zu beeinflussen?

Ah: z.B. auf einer Geburtstagsfeier sich bemühen, es für das Geburtstagskind angenehm zu machen = kein übermäßiger Alkoholgenuss, keinen Streit anfangen etc.
Es geht in dieser Situation nicht um mich, sondern ich kann Zickigkeiten auch runterschlucken und vertagen, damit ich die Geburtstagsfeier nicht vermiese.

Es geht mir also um Dinge, die über die Basics hinausgehen: abgesehen von "freundlich grüßen, lächeln, seinem Gegenüber in die Augen sehen, netten Smalltalk machen". Mich interessieren die Tricks und Kniffe, die kleinen Geschichten über Dinge, die Menschen machen, um das zu bekommen, was sie wollen:
seien es Gefälligkeiten, Informationen, Aufmerksamkeit etc.
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Regenwolke
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Re: Seine Umwelt "manipulieren"

Beitrag von Regenwolke »

Hi Otterchen,

ich bin auch ein Mensch, der wenig taktisch handelt und ich habe manchmal das Gefühl, dass ich dadurch Nachteile habe, die sich vermeiden ließen, wenn ich in manchen Situationen cleverer und zielgerichteter handeln würde.

Ich kenne einige Menschen, denen es viel besser als mir selber gelingt, das zu bekommen, was sie möchten - und das auf eine freundliche und sympathische Art. Sie wissen, was sie wollen und gewinnen im Kontakt mit anderen durch Charme und gezieltes Interesse an den Themen des anderen das Gegenüber für sich. Eine Freund ließ sich z. B. von einer Frau das Nähen zeigen, weil sie gern nähte und er sie gut fand und kennenlernen wollte. Er tat dies ganz bewußt und geplant, am Nähen hatte er eigentlich kein echtes Interesse, aber es hat funktioniert, sie wurden ein Paar!
Mir wäre es fremd, so zu handeln, aber ich beobachte, dass viele das tun und damit nicht schlecht fahren.

Vielleicht gehört dazu, dass man seine Bedürfnisse wichtig nimmt und für sich in Anspruch nimmt, sie auch durchsetzen zu dürfen? Das man sich gestattet, auch mit etwas "Taktik" für das eigene Wohlergehen zu sorgen?

LG, Wolke
Zarra
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Re: Seine Umwelt "manipulieren"

Beitrag von Zarra »

Liebes otterchen,

puh, mein Gott --- Das erste Posting von Rifka mit u.a. Watzlawicks (?): "Man kann nicht nicht kommunizieren", sagt doch schon einiges.

Das Wort "manipulieren" hat für mich eindeutig die negative (!) Konnotation von "meist willentlich, aber ggf. auch unbewußt, auf unangemessene Weise oder noch eher: für ein getrickstes Ergebnis den anderen beeinflussen".

Fällt Dir keine positivere Formulierung ein? "Wie bekomme ich, was ich will?"? "Wie verhalte ich mich geschickt (... is' das jetzt schwäbisch)?"?!?

Vermutlich machen wir das alle in gewissem Maße, mal ohne, mal mit Hintergedanken. Ich lächle den Nachbarn an, weil ich ihn zugewandt stimmen will (... nicht nur, aber weil ich ihn vielleicht auch für die nächste Werkzeugausleihe "brauche" - nicht zwingend, aber wäre nett). Ich nutze die Gelegenheit, ein gutes neues Jahr zu wünschen, um wenigstens minimalen Kontakt mit Sichtkontaktnachbarn herzustellen. Die "Waffen der Frau" sind sicher ein gutes Beispiel, auch wenn ich die nicht drauf habe; eine lose Bekannte hatte das (und auch diese Erwartungshaltung!) - ich glaube, die hat nie ihren Koffer getragen, wenn ein Mann dabei war; ... wär' mir persönlich ätzend, aber da sind die Menschen verschieden, sowohl Weiblein wie Männlein. - Einem freundlichen "Könnten Sie bitte ...?" muß man erst eine Abgrenzung entgegensetzen, und wenn es für den anderen keinen Riesenaufwand bedeutet und er kein allgemeiner Mieskerl ist, wird er dem eher entsprechen.

Und manche manipulieren sicher unbewußt unangenehm massiv, weil sie in dieses Fahrwasser hineingeraten sind. - Geschrei und Gezeter manipuliert genauso wie mitgebrachte Blumen zur Besänftigung, um mal so schön konventionell zu bleiben.

... doch Du willst ja eher etwas Positives für Dich.

Wenn ich bei mehreren Leuten zuerst mit einem Vorschlag komme, wohin der nächste Ausflug gehen könnte, komme ich bei nicht selbst super planungswütigen Menschen relativ sicher an diesen Ort (und alle sind froh, daß ein Ziel gefunden wurde - meist um den Preis, daß man selbst organisieren darf ... kann man also durchaus so oder so sehen). Und mit Zuwarten erreicht man u.U. das Gegenteil - nämlich, daß vielleicht eher andere organisieren. (Im realen Leben macht man das aber meist nicht so geplant, Zuwarten kann sich auch einfach ohne Hintergedanken ergeben!)

Mangelndes taktisches Verhalten wurde mir mal in einer Klinik "attestiert" (ich wollte schon "vorgeworfen" schreiben :roll: ) - ich hatte etwas zu ehrlich geantwortet, ... und sie fanden, daß es so nun auch nicht sein müsse - sprich, ich hätte eher drumrumreden sollen, irgendeine uneindeutige Larifariantwort geben sollen (es ging darum, ob ich das Rotlicht schon benutzt hätte - ... war ja tatsächlich nicht so essentiell, aber mein zerknittert-schuldbewußtes "Nein" konnte man ja auch nicht loben). Haben wir damals leider nicht vertieft ... (Und bei anderen Fragen hätten sie natürlich eine eindeutige und ehrliche Antwort gewollt! ;) )

"Bestimmte Menschen in bestimmten Situationen lieber nicht auf etwas bestimmtes ansprechen." Meine Chefin im Streß nicht gerade dann anquatschen und etwas wollen (wenn es auch wann anders geht) - ihre "Türschwellenentscheidungen" gefielen mir nämlich selten. Dann hatte ich gelernt, in einer bestimmten Kombination von eigener Verfassung und der einer Kollegin an diesem Tag lieber nichts von ihr zu wollen - die Wahrscheinlichkeit, daß das zu beiderseitigem Mißfallen ausging, war zu groß; ... an anderen Tagen nicht unbedingt.

Wenn ich jemanden zu meinem Geburtstag einlade, ist es zumindest wahrscheinlicher, daß er/sie mich auch einläd.

Komische oder einem zu persönliche Fragen ausweichend beantworten oder ablenken.

... ich bin auf das "sich taktisch klug verhalten" angesprungen - siehe Klinikerlebnis -, bin aber eigentlich zu konfus; hoffe, Du fängst vielleicht doch was damit an.

LG, Zarra
Haferblues
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Re: Seine Umwelt "manipulieren"

Beitrag von Haferblues »

Guten Morgen Leute,

boah, die Waffen einer Frau!!! Die wirken doch in einem gewissen Alter etwas lächerlich. Dackelblick und so.

Das Zurückhalten von Informationen um im Zweifelsfall Munition zu haben für einen Gegenangriff, setzt ja voraus, dass man mit einen Angriff rechnet. Solche Menschen sind nie entspannt. Das beeinflusst natürlich die ganze Kommunikation. Klar bindet man nicht jedem Wildfremden gleich sein ganzes Seelenleben auf die Nase. Es gibt solche Leute, aber die sind doch ziemlich unbeliebt. In beiden Fällen reagiert das Gegenüber verunsichert.

Zarra hat das gut gesagt. Wenn sie etwas möchte, dann macht sie einen entsprechenden Vorschlag. Ich glaube, das hat etwas mit Selbstsicherheit zu tun. Selbstsichere Menschen kennen ihre Wünsche und glauben, dass sie ein Recht auf deren Erfüllung haben. Sie können es auch vertragen, wenn es mal nicht nach ihren Wünschen läuft.

viele Grüße
Rifka
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Danny Keye
otterchen
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Re: Seine Umwelt "manipulieren"

Beitrag von otterchen »

Ah, danke!!

Ja, das mit dem "selbst einen Vorschlag machen" habe ich bereits eingeübt.
Also nicht nur nein sagen, wenn einem etwas nicht gefällt, sondern das, was man statt dessen möchte (und das ist eine Herausforderung, wie ich finde) einbringen.



Es stimmt: "manipulieren" hat einen negativen Geschmack. Dennoch tun wir es alle, oft unbewusst.
Und dies möchte ich mir bewusster machen und "verfeinern" - manchmal habe ich nämlich den Eindruck, dass meine Mitmenschen viel mehr darüber wissen, wie sie sich selbst darstellen, wie sie sich abgrenzen, wie sie Informationen bekommen, wie sie Aufmerksamkeit bekommen ...
als ich.
Ich fühle mich dann so sehr in meiner Haut gefangen und habe den Eindruck, dass ich davon noch viel zu wenig weiß, dass mir da irgendetwas fehlt, dass ich davon so rein gar nichts verstehe.
Oder täuscht das???
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Zarra
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Re: Seine Umwelt "manipulieren"

Beitrag von Zarra »

Liebes otterchen,
otterchen hat geschrieben:Mir kommt gerade der Gedanke, dass ich dann wohl auch besser wissen müsste, wie meine Mitmenschen auf mich reagieren, wenn ich irgendwas mache.
Ja, ich glaube, mir fehlt das bewusste Wahrnehmen (bezogen sowohl auf mich selbst als auch auf meine Mitmenschen), die Fähigkeit, Situationen zu steuern (naja, da habe ich dazugelernt) und die Absicht, vorausschauend Dinge zu planen.
Ich kenne Dich ja nicht und via Forum läßt sich das schlecht einschätzen, weil so etwas ja auch mit nonverbalen Mitteln und dem Gesamtverhalten zu tun hat, ... doch wenn an Deiner Beschreibung etwas dran ist, vor allem daran, daß Dir hinsichtlich der Bewußtheit (!) der Wahrnehmung etwas fehlt ...

Mir fällt als - naja, abgewandeltes - Beispiel noch ein, daß ich von einer guten Bekannten "abgeschaut" habe, wie sie sich vor Terminüberflutungen schützt: Ich sag(t)e innerlich immer zuerst "ja", wenn es rechnerisch (!) aufging. (Sie vermutlich eher "nein", aber vermutlich auch nicht so bewußt.) ... und ich suchte dann ggf. krampfhaft (!) nach wirklichen Gegenargumenten, wenn es mir zuviel erschien, die ich dann so, "rechnerisch", nicht fand. Sie sagte ganz locker: "Das wird mir zuviel. In der Woche ist schon ..." (und nicht: "An dem Tag ist schon ..."!!). Sie hatte eben auch keine Angst, Bekannte zu vergraulen, war sich ihrer Prioritäten (z.B. Ursprungsfamilie) sicher.

LG, Zarra
kormoran
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Re: Seine Umwelt "manipulieren"

Beitrag von kormoran »

liebes otterchen,

ein interessantes thema sprichst du da an. ich war wohl vor längerer zeit an dem punkt, wo ich so wie du (wenn ich dich richtig verstehe) festgestellt habe, dass ich viele mechanismen und tricks, die da draußen in der gesellschaft gespielt werden, überhaupt nicht drauf habe. weder von den anderen ausreichend durchschaue, noch sie selbst anzuwenden weiß. das hat sicherlich damit zu sein, dass ich große teile meiner kindheit und jugend in doch einigermaßen isolierter situation verbracht habe und das nicht wie andere mitkriegen, üben und lernen konnte.
andererseits war es ein häufiges muster in meiner familie, dass vieles nur angedeutet wurde oder umschrieben und man 'merken' musste, was einer da mitgeteilt wird oder aber nicht. es wurde weniges ganz offen angesprochen und ich hatte immer das gefühl, ich komme mit dem übersetzen irgendwelcher signale nicht mit und sehe andererseits schon botschaften, wo keine sind :roll: .
vor allem im arbeitsumfeld habe ich dann für mich einmal entschieden, dass ich mir wohl besser die methoden der anderen aneigne, weil ich mit meiner offenen kommunikationsweise und dem wunsch, dass man auch mir gegenüber klar und offen kommuniziert, und dem wunsch nach ehrlichkeit und vertrauen, auf verlorenem posten bin.
wenn alle anderen manipulativ, hintenherum, durch die blume, in andeutungen, boshaften bemerkungen usw. kommunizieren, mit dritten über abwesende ganz anders reden als mit der betroffenen person direkt, dann ist man einfach hilflos verloren und immer im hintertreffen.
nun, nachdem ich über längere zeit versucht habe, das spiel mitspielen zu lernen, muss ich leider sagen: es geht für mich genausowenig auf. es geht mir nicht gut damit. ich bin durchaus auch dazu übergegangen, mal zurückzuhauen. wenn andere boshafte bemerkungen über mich fallen lassen, na schön, dachte ich, das könnt ihr haben, wenn ihr wollt. aber dadurch, dass ich auch mal einen schuss treffe, habe ich weder meine position im sozialen gefüge verbessert noch geht es mir besser. der springende punkt für mich persönlich ist wohl, dass ich nach wie vor nirgends dazugehöre. und damit ist alles umsonst.
um in diesem system so einigermaßen zu bestehen, muss man bündnisse haben. die werden dann zwar auch mal gebrochen oder neu verteilt, aber das ist offenbar teil vom spiel. aber allein in dem haifischbecken: vergiss es.
und die bündnisse, die da geschlossen werden, sind nicht die ehrlichen freundschaften, die wir uns wünschen. immerhin aber sind es verbündungen eines gewissen minimalen respekts und vertrauens untereinander gegenüber den außenstehenden.

oje, das ist wahrscheinlich überhaupt nicht nachvollziehbar, was ich da brabbele.

um noch auf dein eigentliches thema zurückzukommen:
ich sehe jegliches manipulatives verhalten auch als negativ und nicht wünschenswert.
ich persönlich fühle mich dann einfach belogen bzw. selbst unehrlich. nur - wo zieht man die grenze? denn klar, in loseren beziehungen macht man komplimente und smalltalk, um eine entspannte atmosphäre zu schaffen. da will man nicht mehr nähe und nicht tiefer ins gespräch kommen usw.

der entscheidende unterschied ist aber für mich, wie man weiter mit diesen beziehungen umgeht, mit den informationen und erkenntnissen aus diesen kontakten.
ich kann für mich eine einschätzung der person bekommen, mehr oder weniger gern mit ihr in kontakt sein, die information, zusammenarbeit, kommunikation mehr oder weniger nützlich für mich finden. ich kann das einfach sein lassen, wie es ist. und wenn es irgendeinen knackpunkt oder konflikt gibt, kann ich das direkt mit der betreffenden person ganz klar besprechen.
die übliche methode ist aber: bei reibungen gegenüber der eigentlich betroffenen person mit andeutungen zu operieren und die eigene unzufriedenheit gegenüber dritten zu kommunizieren - und in weiterer folge, je nach sozialer position dieser person - wird das dann auch von dritten für boshaftigkeiten genutzt.

ach ich kann das auch nicht gut beschreiben. (viel frust :-( )

liebe grüße
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
Zarra
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Re: Seine Umwelt "manipulieren"

Beitrag von Zarra »

Liebe kormoranin,

puuh, - ... irgendwie starker Tobak, ... gut nachvollziehbar (!), vor allem vom Schlecht-Atmosphärischen her, ... würde Dir gern anderes wünschen (!!!) - denn zumindest scheine ich es da besser erwischt zu haben mit meinem momentanen sozialen Umfeld. (Man kann zwar für sich selbst agieren/reagieren, - doch man ändert ja die anderen nicht, und wenn es derer viele sind ...)

... sende Dir zumindest mein Verständnis.

Zarra
otterchen
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Re: Seine Umwelt "manipulieren"

Beitrag von otterchen »

kormoran hat geschrieben:das hat sicherlich damit zu sein, dass ich große teile meiner kindheit und jugend in doch einigermaßen isolierter situation verbracht habe und das nicht wie andere mitkriegen, üben und lernen konnte.
andererseits war es ein häufiges muster in meiner familie, dass vieles nur angedeutet wurde oder umschrieben und man 'merken' musste, was einer da mitgeteilt wird oder aber nicht. es wurde weniges ganz offen angesprochen und ich hatte immer das gefühl, ich komme mit dem übersetzen irgendwelcher signale nicht mit und sehe andererseits schon botschaften, wo keine sind
Hallo liebe Kormoranin,

hmja, da gleichen sich wohl unsere Biografien. Auch bei mir war es so: isoliert.
Und damit der Eindruck, ich hätte keine Ahnung davon, wie man lebt, wie man sein Leben und das Miteinander mit Anderen gestalten kann.

Ich will damit aber jetzt nicht sagen, dass ich so, wie ich bin, nicht ok bin:
ich bin auch jemand, der eher klare Worte schätzt: weg von der Taktik, hin zum an- und aussprechen (wenn auch nicht verletztend und rücksichtslos).
Andererseits habe ich mal probiert, auf Aussagen hin einfach zu schweigen. Auch das war eine interessante Erfahrung! Den Gesichtsausdruck ein wenig verändern, als würde man abwägen und überlegen... und das Gegenüber wird unsicher und fängt an, weiterzureden und zu erklären...

Es ist so, als hätte ich nur wenige Spielkarten in der Hand, die ich ausspielen kann. Ich würde mir gerne mehr Spielkarten wünschen. Ob ich die dann ausspiele, ist wieder eine andere Sache; aber ich hätte zumindest gerne die Wahl.

Wie geht das also?

Ah... mir fällt das Stichwort "soziale Kompetenz" ein: ja, das wurde mir nicht in die Wiege gelegt. Schrittweise eigne ich es das an. Was macht also soziale Kompetenz aus? Die Fähigkeit, Win-Win-Situationen zu schaffen?
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
hier_und_jetzt
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Re: Seine Umwelt "manipulieren"

Beitrag von hier_und_jetzt »

Liebes Otterchen,

guter Thread! Meine negativ konnotierte Definition von Manipulieren wäre sowas wie, "den anderen krampfhaft meinen Willen aufdrängen" Ich habe mich irgendwann als sehr manipulativ empfunden und versuche seit einiger Zeit Freunden und anderen Leuten um mich herum mehr Raum zum nein sagen lassen usw. Also ist es bei mir leicht andersherum, ich möchte bewusst NICHT manipulieren.... Wenn ich darüber nachdenke, dann glaub ich, dass es "ein Gutes" der Depression war, da es mir wegen fehlender Energie irgendwann zuwider wurde zu manipulieren und zu taktieren. Hast du nicht mal geschrieben, dass Depris manchmal eine positive Bremse sein können? In diesem Fall stimmt es fuer mich...

Frueher hätte ich einen Kollegen gefragt: "kannst du dir vielleicht meine Präsentation an schauen? Ich glaube, die ist echt nicht gut! Aber nur wenn du zeit hast, also echt nicht schlimm wenn es nicht geht!"
Buh, oder? Mir fiel es anscheinend nicht auf, aber das ist hoch manipulativ und damit auch im Arbeitskontext unprofesionell, außerdem wirkt so eine Ausdrucksweise sehr unsicher und fast unterwürfig, so empfinde ich es jetzt...
Inzwischen versuche ich so zu fragen: "Hast du Zeit und Lust dir meine Präsentation an zu schauen?"

Gibt es positiv konnotiertes manipulieren? Wäre es sowas wie "jemanden sanft beeinflussen wollen, ohne sich auf zu drängen"? Wenn ja, dann hieße es fuer mich gut zu zuhören, meinem gegenüber aufmerksam zu sein und mehr Dialog führen anstatt überzeugen zu wollen. Wenn ich zum Beispiel einer anderen Meinung bin, dann gehe ich auf den Standpunkt des anderen ein bevor ich widerspreche, nach dem Motto. " Dies ist eine interessante Idee, weil.... aber findest du nicht auch, dass es vielleicht sein könnte, dass....oder wie siehts du das?" Nun das ist auch manipulativ, da man jemanden meist besser überzeugen kann, wenn man/frau auf ihn eingeht, Bezug herstellt usw. Dieses manipulieren finde ich ok, aber ich versuche es auch nicht zu übertreiben...

Ja, dann wären da noch die Waffen der Frau, oder vielleicht auch kokettieren? Ich finde, das darf frau zwar altersunabhängig (warum denn nicht nur weil sie älter ist?) aber toll ist es trotzdem meistens nicht! Versuche ich jedenfalls auch bewusst eher nicht zu machen, da ich es inzwischen als wenig souverän und überzeugend empfinde... wobei ich da auch Unterschiede machen würde, so finde ich es einem Partner gegenüber in einem bestimmten Maß ok, bei Freunden schon weniger und im Arbeitskontext ein NO GO.
Ich weiß nicht warum, aber irgendwie lande ich bei Manipulation immer wieder bei Unsicherheit. Stimmt es, dass eher Leute, die zwar selbstsicher wirken aber in Wirklichkeit unsicher sind, zum manipulieren neigen? Wenn ja dann spricht deine begrenzte Fähigkeit zu manipulieren FUER deine Selbstsicherheit, ziemlich sympathisch!
Und ab wann setzten Frauen ihre Waffen ein? Wann nur ihren Charme oder Charisma als Mensch, ohne sexuell oder fraulich zu sein? In meiner Wahrnehmung ist es manchmal schwer sich als Frau durch zu setzen, aber nicht nur weil Männer uns als unterlegen sehen sondern manchmal auch, weil wir uns unterlegen machen... Wieder von der Arbeit, Frauen (auch ich) machen manchmal Statements und lächeln oder Lachen dann, Männer in meiner Wahrnehmung viel weniger. Das kann total OK sein, lachen und lächeln ist super! Gelegentlich relativiert das Lachen das Statement jedoch und wirkt unsicher. Ich fühle mich inzwischen meist besser, wenn ich ernst bleibe, nachdem ich mich in einer Maennerrunde geäußert habe.

Soweit, so gut! ich bin gespannt, was du und die anderen noch so schreiben!
Liebe Grüße
Pia
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Seine Umwelt "manipulieren"

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebes Otterchen
ich kann,ein wenig vorhersehen,wie ich mich wann und wie verhalte.
Alles irgendwie neu lernen.
Das ging nur,als ich wieder anknüpfen konnte,an mein Bauchgefühl,dem Impuls wieder getraut habe.
Damit komme ich jetzt gut klar,bin manchmal zu schnell,wenn ich viel rede,versuche ich zu stoppen,weil ich dann die Orientierung verliere.
Klare Aussagen helfen
die Frage---was will ich erreichen
Zettel mit den wichtigsten Punkten hilft mir.

Meine Körpersprache hilft,ich bin da sehr deutlich,kann somit kaum manipulieren.
Ich sage,was ich denke.
Schweigen ist ein Moment,den man lernen kann.
Oft will ich meinem Gegenüber helfen,komme ihm mit meinen Worten entgegen,das kann ich stoppen.

Meine Konzentration ist sehr schlecht,daher würde ich Manipulationen nicht anwenden können,ich könnte es mir nicht merken---würde mich selbst enttarnen.

Offene Worte helfen mir
Schweigen,bevor ich mich um Kopf und Kragen rede---das hilft.
Bilder helfen auch,mir klar machen: wo will ich hin,wie erreiche ich mein Ziel,wo sind die Stoperfallen,wie gehe ich damit um---all das mache ich mir vorher klar---im Gespräch selbst muss ich authentisch sein und bleiben.

In unserer Ehrenamtsgruppe gab es von Anfang an Probleme,die Krankenhausleitung wollte unbedingt einen festen Ansprechpartner,den sollte die Gruppe bestimmen.
Ich war dagegen,wir kannten uns ja noch gar nicht.
Jetzt haben wir uns ein Jahr geärgert über Probleme,die ich vorher schon gesehen habe.
Sätze:
für mich ist wichtig---
könnten wir bedenken,dass---
ich habe das Gefühl---
nein,so kann ich das nicht erkennen----
ich muss bei mir bleiben,sonst bin ich verloren---

Die Maskenträger und Schausteller der Manipulation erkenne ich selbst sehr gut,sie sind nicht bei sich,ich erkenne flasche Töne,sehe falsche Mimik,ein falsches Lächeln ist fast tödlich.
Das Enttarnen der Manipulation ermutigt mich.

Wer das Lernen will,kann das auch im Kontakt mit Tieren tun.
Die Sprache der Tiere hilft mir,Sicherheit und Vertrauen geben sie nur,wenn ich authentisch und somit stark bin.

Zuletzt ist mir eine Frau aufgefallen,die eine Tatsache leugnen mußte,weil das ihre berufliche Rolle ist.
Gut,dafür wird sie bezahlt,aber trotzdem erkenne ich das,letztlich will ich das nicht ändern---also hilft mir das Schweigen---manchmal auch der böse Blick.

Wenn es jemand echt böse mit mir meint,dann lächle ich und meine Worte sind messerscharf.
Ich führe mein Gegenüber in die Irre,weil es nicht passt.
Verwirren-um Zeit zu gewinnen,ja.
Meine Ärztin in der Klinikambulanz ist Meisterin der starren Gesichtsmimik,ich kann mit ihr nicht arbeiten,ich erkenne ihre Absichten nicht---sie läßt mich immer allein.
Jetzt hab ich mich gestritten mit ihr,ihr gesagt,dass sie mich nicht kennt,mich nicht kennen will.
Sie hat mir geantwortet,ich würde sie maipulieren---.
Punkt und Ende?

Ich überlege mein Ziel---öffter---hab ich das klar,gehe ich los,in meinem Tempo,ich entscheide,durch welche Tür ich gehe.
Wer will,dass ich das ändere,muss mich dafür bezahlen.
anna54
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Seine Umwelt "manipulieren"

Beitrag von otterchen »

Hallo zusammen,

vielen Dank für die unterschiedlichen Meinungen und Erfahrungen!

"ich manipuliere" - das klingt fies, nicht wahr?
Und dennoch tun wir es - in JEDEM Kontakt mit anderen.
Alles, was ich aussende, kommt beim Gegenüber an - und erzeugt damit eine Reaktion... und wenn es Gleichgültigkeit ist - man kann nicht nicht reagieren.
Selbst, wenn man eine Reaktion unterdrückt ("da habe ich einfach nicht drauf reagiert"), so hat man doch eine innerliche Reaktion.

Insofern:
ja, ich manipuliere
und ich möchte POSITIV manipulieren = möglichst viele Win-Win-Situationen schaffen = dass beide als Gewinner aus der Situation hervorgehen.

Oh, eines fällt mir gerade ein: ich flirte oft mit meinen Mitmenschen (wenn ich gut drauf bin). Ich "flirte" meistens mit Kindern oder Frauen beim Einkaufen. Das sind putzige Situationen, in denen ich beim Gegenüber ein Lächeln hervorzaubere, und das tut auch mir selbst gut.
Also Win-Win-Situation.

Wenn man einen Kollegen bittet, die Präsentation durchzusehen "aber nur wenn er Lust und Zeit hat", dann hat das mind. zweierlei Auswirkungen: man selbst fühlt sich klein, als Bittsteller, und der Andere bekommt den Eindruck, dass er einer unsicheren Person helfen muss, die es alleine nicht hinbekommt, was ein schales Gefühl hinterlässt.
Das Korrekturlesen sollte als etwas ganz Normales angesehen werden, da man seine eigenen Fehler selbst oft überliest: "Ich brauche jemanden, der meine Präsentation korrekturliest, und du hast ein gutes Auge für Schreibfehler oder sonstige Ungereimtheiten. Schaffst du es, die bis morgen korrekturzulesen? Ich würde das ungerne jemand anderem zur Prüfung geben."
Ich glaube, mit solch einer Formulierung kitzelt man ein wenig mehr Bereitwilligkeit heraus, und man selbst steht auf Augenhöhe mit seinem Gegenüber.
Win-Win: ich bekomme, was ich brauche, und mein Kollege fühlt sich bestätigt und wertgeschätzt.

Manipulation? Auf jeden Fall =)

Aber selbst Hundeerziehung (ich sehe derzeit den "Hundeflüsterer") ist Manipulation: kaum tun wir etwas, was zum gewünschten Ergebnis führt, haben wir ein Wesen manipuliert, und zwar nicht mit Zwang, Druck oder Gehorsam, sondern durch Freiwilligkeit und Vertrauen.
Und das fängt nicht beim Tier (oder meinem Gegenüber) an, sondern immer bei mir selbst.

Ich lass das jetzt alles nochmal sacken und lese die Postings nochmal durch.

Was mir gerade noch bewusst wird: ich lasse mich durch manches, was ich bei meinen Mitmenschen wahrnehme, ziemlich beeindrucken und komme direkt auf die Schiene "oh, das hab ich nicht drauf". Ich denke, dass ich da ansetzen kann, weil ich - mit etwas Überlegung - durchaus auch so meine Fähigkeiten und Talente habe und mich durch sowas nicht verunsichern lassen sollte.
Zarra
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Re: Seine Umwelt "manipulieren"

Beitrag von Zarra »

Liebes otterchen,
otterchen hat geschrieben:ich lasse mich durch manches, was ich bei meinen Mitmenschen wahrnehme, ziemlich beeindrucken und komme direkt auf die Schiene "oh, das hab ich nicht drauf".
Ich hatte Dich eh schon fragen wollen, welche "Mangel"-Situationen Du eigentlich im Kopf hast, da ich finde, daß man auf Konkretes besser antworten kann als so allgemein.

Und mir war auch noch eine "Veranstaltung" in einer Klinik eingefallen (ca. viermal?), Titel nicht mehr erinnerbar, doch es ging sowohl um soziale Kompetenz wie um Selbstsicherheit. ... das hat mich immerhin dazu gebracht, den alten Ordner nochmals aufzuschlagen. Gefunden habe ich u.a. "Beispiele sozial kompetenter Verhaltensweisen":
  • Nein-Sagen
    Versuchungen zurückweisen
    Änderungen bei störendem Verhalten verlangen
    Widerspruch äußern
    Unterbrechungen im Gespräch unterbinden
    Sich entschuldigen
    Schwächen eingestehen
    Unterwünschte Kontakte beenden
    Komplimente akzeptieren
    Auf Kontaktangebote reagieren
    Gespräche beginnen
    Gespräche aufrechterhalten
    Gespräche beenden
    Erwünschte Kontakte arrangieren
    Um Gefallen bitten
    Komplimente machen
    Gefühle offen zeigen
Und es gibt noch ein Blatt mit einer Literaturliste (anscheinend zu Selbstsicherheit, die ersten drei Titel führen "Soziale Kompetenz" mit im Titel, alle um 2000 rum erschienen, kann ich bei Interesse abtippen (dann gerne, doch sonst spare ich mir das auch gerne).

LG, Zarra
Selea

Re: Seine Umwelt "manipulieren"

Beitrag von Selea »

Guten Morgen in die Runde.
(allgemeine Begrüßungsformel)

(Beginn Anrede otterchen, da ich mir vorgenommen hatte, nicht mehr in ihren Threads zu scheiben, es trotzdem tue)
otterchen, Dir als Threaderöffnerin diese Worte.
Die Ignore_Taste gibt es ja jetzt "endlich" in dem neuen Forum :lol:

Hat jetzt bei mir mit diesem Deinigen Thema nicht so ganz funktioniert. :shock:

Der Thread interessiert mich. Ich lese.
(Ende der Worte für Threaderöffnerin)


Beginn des allgemeinen Textes, der meine Meinung ist zu allen bisher gelesenenBeiträgen diesbezüglich. Ich beziehe mich auf niemanden einzelnen, sonst hätte ich ja die Zitiertaste bedient.)



Seine Umwelt "manipulieren"


Grauenvoll eine Vorstellung, wir alle seien nicht mehr authentisch und wir selber. Mit allen Fehlern, Vorzügen, Charaktermacken, sondern überlegen bei allen Handlungen nur noch zielgerichtet, was will ich, wie kann ichs hinbiegen.
Und ebenso das Gegenüber im Visier habend, was will der jetzt an Vorteilen für sich....kann ich dessen Manipulation durchschauen.

Pfui TEIFEL auf so einem Planeten möchte ich nicht wohnen.

"Soziale Kompetenz" wird hier angesprochen, auch von Dir, otterchen.

Und Zarra hat nun eine schöne Liste hier hereingestellt___aus einer Klinik nach Bad Herrenalber Modell.

Ich glaube, es ist immer das Beste, ganz man selber zu bleiben.
Auch wenn ich damit diejenige bin, die sich zehnmal entschuldigt, oder siebenmal zwanghafter ist als andere, oder dreimal ernster, oder siebenmal oberflächlicher...

Nämlich:
Die Menschen um einen herum, die spüren diese Authentizität.
Und wir alle____egal ob im Berufsleben oder privat_____sind doch lieber mit ganz greifbaren Menschen zusammen. Also Menschen mit Schwächen und Stärken. Erkennbar.
Und deren Wort und Handlung meistens stimmig sind.

Wie wirken andere Menschen auf mich, wie wirke ich auf Andere.
Das ist gar nicht schlecht, das immer wieder mal zu überdenken.
Vorallem in Beziehungen , z.B. am Arbeitsplatz, denen wir gar nicht sooo ganz entkommen können.

Und auch gut ist, Nein sagen zu lernen, eine gute Abrenzung zu erlernen.
Jetzt nicht, jetzt noch nicht. Vielleicht auch nie.

Aber auch für die eigenen Bedürfnisse, privat, am Arbeitsplatz "schuldgefühlfrei" einzutreten.

Soziale Kompetenz ist dabei, das Gegenüber wohlwollend weiterhin im Auge zu behalten.
Und eben nicht nur zu denken, wie manipuliert der , die mich wieder, wie kriege ich ne Strategie hin, das zu unterbinden.

"In Liebe" sich abgrenzen, waren Worte aus meiner "BAD HERRENALBER THERAPIE"
Diese Therapie hat sich immer als Lebensschule bezeichnet.

Ich selber, Selas, sehe mein Umfeld nicht mit den Augen, wer mich jetzt wieder wie manipulieren wolle.
Eher sehe ich Menschen mit Bedürfnissen, Wünschen, Zielen.
Welche sie auch durchsetzen wollen

Ich , Selas stelle dem meine eigenen Bedürfnisse, Ziele, Planungen und Wünsche entgegen. Soweit ich es eben kann, hinkriege.

Immer so nach dem Modus.

Ich muss nicht alles sagen, was ich denke.
Aber alles , was ich sage , muss ich auch denken.



Dies sind so meine Gedanken zu diesem Thread.
(Ende der Ausführungen für alle.)


(Nachklapp für otterchen)
Sorry für otterchen.
Die Ignore_Taste funktioniert noch nicht. :roll:
Ende Nachklapp

Selas
(erstaunt über otterchens Beitrag, das habe sie doch alles so nicht gesagt, so nicht gemeint.....da mein Beitrag allgemein und für alle SchreiberInnen und LeserInnen dieses Threads formuliert war. Iss ja ein Diskussionsforum. Kein Monologforum
Zuletzt geändert von Selea am 6. Jan 2014, 10:24, insgesamt 1-mal geändert.
otterchen
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Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Seine Umwelt "manipulieren"

Beitrag von otterchen »

Guten Morgen Selas,

das habe ich so nicht gesagt
und so nicht gemeint.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
otterchen
Beiträge: 5118
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Re: Seine Umwelt "manipulieren"

Beitrag von otterchen »

Liebe Zarra,

danke für Deine Auflistung - ja, die bringt in etwa alles so zusammen, was ich mir vorstelle.

Ein Lernprozess war für mich z.B., nicht nur etwas zu verneinen,
sondern gleichzeitig einen positiven Gegenvorschlag zu machen
("hören wir jetzt bitte mit der lauten Aktion auf, es ist nach 13 Uhr, und dann machen wir ab 15 Uhr weiter, ok?").

Also nicht nur Nein sagen (was durchaus legitim ist), sondern auch direkt einen Vorschlag machen, wie und was stattdessen erfolgen soll.

Ich finde es wichtig, mich in einer Kommunikation immer auch ein wenig in mein Gegenüber hineinzuversetzen. Wenn ich meinen Kollegen, der an meinem Schreibtisch steht und etwas von mir will, nur abblocke (z.B. weil ich gerade noch einen Satz zu Ende formulieren möchte), wird er sich nicht gut dabei fühlen. Ich habe mittlerweile ein kleines Handzeichen eingeführt, das bedeutet "ich nehme Dich wahr, bitte warte einen Moment, ich hab's gleich fertig und wende mich Dir zu". Damit kommen beide Seiten prima klar.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
anna54
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Re: Seine Umwelt "manipulieren"

Beitrag von anna54 »

Liebes Otterchen
das hab ich gelernt,auch mal hinter die Fassaden zu schauen.
Ist Übungssache,Gelegenheiten suchen---hilft ungemein.

Wenn die taffe Referentin,oder der übermächtige Referent in die Knie geht,weil eine Kleinigkeit nicht funktioniert,und ich sehe,wie viel Aufwand hinter dieser scheinbaren Fassade steckt,dann sage ich inzwischen: nein danke,das ist mir zu anstrengend,ist mir zu verblendet,will ich nicht.

Maskenträger nenne ich sie,die glatten Gesichter,die scheinbar nie erschütterbar sind.

Manipulieren ist ein schwieriges Wort,
ich lenke mein Leben aktiv,ich setzte die Wegweiser,ich verbiege mich nicht,an mir kommt man so schnell nicht vorbei,wo ich stehe---da stehe ich.

Gut,ich kann mir einige Tricks abgucken,wie schaffe ich Boden unter den Füßen,was gibt mir Sicherheit?!

Ich sehe mein Ziel,mache mir ein Bild davon---und dann gehe ich los
und manchmal falle ich, nur weil jemand durch einen falschen Angriff,mich zu Boden reißt.
Dann kenne ich meinen Gegner---hab ihn im Auge---bin gewarnt.

Immer wieder kommen mir Bilder,von meinen Tieren,mein alter Hund konnte nicht mehr an der Leine laufen,da er zu alt war,er konnte nur noch in seinem Tempo schleichen.
Wenn er auf dem falschen Weg war,brauchte ich nur auf den Boden stampfen,dann kam er zurück.
Er akzeptierte meinen Willen.
Unser Fohlen krieg ich auf den Hänger,bestimmt nicht,weil ich so stark bin,nur weil es meinen absoluten Willen lesen kann.

Ich lerne und bin verwundet,wie einiges,wie von selbst läuft.
Steh ich neben mir
fällt mir schon beim Aufstehen der Wecker aus der Hand.
Das Lesen der Mimik anderer ist lernbar,ist auch wichtig,weil es deutlicher ist,als Worte.
Abwarten,was kommt,das hab ich für schwierige Gespäche erlernt,und immer wieder,mein Ziel vor Augen haben.

Worte können so sehr verwirren,ich mache fast immer einen Plan,dann ein Bild,dann gehe ich los.

Unvorhergesehene ---allein das Wort erklärt es schon,dann muss ich mich auf meine Intuition verlassen,und das steuer ich nicht bewußt.

Wenn ich ein Ziel nicht erreiche,dann überlege ich meinen Anteil,ich verlasse mich nicht darauf,dass ich andere beinflussen kann,oder könnte.
Ich gehe einen anderen Weg,oder in einem anderen Tempo.

Immer mache ich mich stark,wirke durch körperlicher Präsenz,durch das,was mich ausmacht.
Verwirren,das kann ich auch,wenn ich die Maske der Oberflächlichkeit weiß,dann handle ich nach dem Motto:
Sei du ruhig markellos---ich bin markenlos.

Ich werde eingeschätzt nach der Oberflächlichkeit der Markensymbole,da mach ich ein Lernfeld draus.
Mein Chef trug eine sehr teure Uhr,er nahm sie manchmal ab,um sein Gegenüber zu täuschen.
So leicht kann es sein
aber letztlich ist es Lebenserfahrung
Lebensweishalt
anna54
Zarra
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Re: Seine Umwelt "manipulieren"

Beitrag von Zarra »

Hi Selas,
Selas hat geschrieben:aus einer Klinik nach Bad Herrenalber Modell
das war aus einer anderen; und ob und inwieweit die andere teilweise/wirklich/weiterentwickelt danach arbeitet, lasse ich auch dahin gestellt, auch wenn ich manches gut fand.


Hi otterchen,

ich denke es geht bei dem von Dir letztendlich Anvisierten auch darum, die Wirkung des eigenen Verhaltens einzuschätzen (als Grundlage ... und da kann es hapern) und dann als zweites, möglichst ein Repertoire, eine Auswahl an Verhaltensweisen zu haben - ohne unauthentisch zu werden. Nur weil ich mir ggf. angewöhne, "bitte" mit einzufügen, bin ich immer noch ich; und auf manches kommt man eben nicht, wenn man es nie gelernt oder bewußt gesehen hat (siehe Dein Beispiel mit dem positiven Gegenvorschlag, der oft manches einfacher macht), ... und dann muß man es auch erst noch ggf. in das eigene Verhaltensrepertoire integrieren.

Die Gruppe hat damals sozusagen geschaut, bei welchen Punkten es bei vielen hapert, und dann wurden - mehr verbal - verschiedene Reaktionen in entsprechenden Situationen durchgespielt; bei mehreren Personen, die das Problem ja vielleicht auch unterschiedlich intensiv haben, kommt da schnell einiges zusammen, u.U. auch was eine Sackgasse darstellt, wie man etwas verfeinern kann, was besser ankommt.

Liebe Grüße, Zarra
Antworten