liebes otterchen,
ein interessantes thema sprichst du da an. ich war wohl vor längerer zeit an dem punkt, wo ich so wie du (wenn ich dich richtig verstehe) festgestellt habe, dass ich viele mechanismen und tricks, die da draußen in der gesellschaft gespielt werden, überhaupt nicht drauf habe. weder von den anderen ausreichend durchschaue, noch sie selbst anzuwenden weiß. das hat sicherlich damit zu sein, dass ich große teile meiner kindheit und jugend in doch einigermaßen isolierter situation verbracht habe und das nicht wie andere mitkriegen, üben und lernen konnte.
andererseits war es ein häufiges muster in meiner familie, dass vieles nur angedeutet wurde oder umschrieben und man 'merken' musste, was einer da mitgeteilt wird oder aber nicht. es wurde weniges ganz offen angesprochen und ich hatte immer das gefühl, ich komme mit dem übersetzen irgendwelcher signale nicht mit und sehe andererseits schon botschaften, wo keine sind
.
vor allem im arbeitsumfeld habe ich dann für mich einmal entschieden, dass ich mir wohl besser die methoden der anderen aneigne, weil ich mit meiner offenen kommunikationsweise und dem wunsch, dass man auch mir gegenüber klar und offen kommuniziert, und dem wunsch nach ehrlichkeit und vertrauen, auf verlorenem posten bin.
wenn alle anderen manipulativ, hintenherum, durch die blume, in andeutungen, boshaften bemerkungen usw. kommunizieren, mit dritten über abwesende ganz anders reden als mit der betroffenen person direkt, dann ist man einfach hilflos verloren und immer im hintertreffen.
nun, nachdem ich über längere zeit versucht habe, das spiel mitspielen zu lernen, muss ich leider sagen: es geht für mich genausowenig auf. es geht mir nicht gut damit. ich bin durchaus auch dazu übergegangen, mal zurückzuhauen. wenn andere boshafte bemerkungen über mich fallen lassen, na schön, dachte ich, das könnt ihr haben, wenn ihr wollt. aber dadurch, dass ich auch mal einen schuss treffe, habe ich weder meine position im sozialen gefüge verbessert noch geht es mir besser. der springende punkt für mich persönlich ist wohl, dass ich nach wie vor nirgends dazugehöre. und damit ist alles umsonst.
um in diesem system so einigermaßen zu bestehen, muss man bündnisse haben. die werden dann zwar auch mal gebrochen oder neu verteilt, aber das ist offenbar teil vom spiel. aber allein in dem haifischbecken: vergiss es.
und die bündnisse, die da geschlossen werden, sind nicht die ehrlichen freundschaften, die wir uns wünschen. immerhin aber sind es verbündungen eines gewissen minimalen respekts und vertrauens untereinander gegenüber den außenstehenden.
oje, das ist wahrscheinlich überhaupt nicht nachvollziehbar, was ich da brabbele.
um noch auf dein eigentliches thema zurückzukommen:
ich sehe jegliches manipulatives verhalten auch als negativ und nicht wünschenswert.
ich persönlich fühle mich dann einfach belogen bzw. selbst unehrlich. nur - wo zieht man die grenze? denn klar, in loseren beziehungen macht man komplimente und smalltalk, um eine entspannte atmosphäre zu schaffen. da will man nicht mehr nähe und nicht tiefer ins gespräch kommen usw.
der entscheidende unterschied ist aber für mich, wie man weiter mit diesen beziehungen umgeht, mit den informationen und erkenntnissen aus diesen kontakten.
ich kann für mich eine einschätzung der person bekommen, mehr oder weniger gern mit ihr in kontakt sein, die information, zusammenarbeit, kommunikation mehr oder weniger nützlich für mich finden. ich kann das einfach sein lassen, wie es ist. und wenn es irgendeinen knackpunkt oder konflikt gibt, kann ich das direkt mit der betreffenden person ganz klar besprechen.
die übliche methode ist aber: bei reibungen gegenüber der eigentlich betroffenen person mit andeutungen zu operieren und die eigene unzufriedenheit gegenüber dritten zu kommunizieren - und in weiterer folge, je nach sozialer position dieser person - wird das dann auch von dritten für boshaftigkeiten genutzt.
ach ich kann das auch nicht gut beschreiben. (viel frust
)
liebe grüße
kormoranin