Während einer Krise Entscheidungen treffen?

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blueray

Während einer Krise Entscheidungen treffen?

Beitrag von blueray »

Hallo,

im Moment hab ich so das Gefühl, dass ich in einer richtigen Krise stecke ... ich fühle mich so schnell überfordert, habe Angstgefühle etc. Ich kenne das ja, bei einer Depression gibt es ja diese Phasen. Aber irgendwie habe ich mich immer noch halbwegs im Griff gehabt aber dieses Mal will mir das gar nicht gelingen. Fühle mich, als ob ich nicht mehr ich wäre.
Jetzt ist es so, dass ich am Montag ein Vorstellungsgespräch habe und mich gar nicht dazu in der Lage fühle. Allein der Gedanke da hin zu müssen, bringt mich in Panik.

Ich bin zur Zeit auf befristete Basis im öffentl. Dienst, dann kam eine interne Ausschreibung, allerdings auch befristet und ich hab einfach mal was geschickt. Letztendlich laufen beide Stellen fast gleichzeitig aus. Jetzt frag ich mich, wie ich mich verhalten soll, ob das für mich überhaupt einen Sinn hätte ...

Das ist wahrscheinlich für Aussenstehende nicht nachvollziehbar das ich mich so in der Gedankenmühle befinde. Meine Angst ist ganz einfach die, dass ich das in meiner jetzigen Verfassung nicht schaffe und ich mich blamiere.

Mein Arbeitgeber hat keine Ahnung davon, dass ich unter Depression leide und in Behandlung bin. Das habe ich immer unterm Deckel gehalten, da dort sehr viel getratscht wird. In letzter Zeit habe ich mich öfters auch mal krankschreiben lassen, weils einfach nicht mehr ging bei mir, allerdings immer nur kurz aufgrund Grippe oder so.
Meine Therapeutin meinte, für mich wäre es besser was neues zu machen, wenn ich stabiler wäre.
Bin gerade echt ratlos ....

Gruß
CarolineAlana
Beiträge: 48
Registriert: 18. Dez 2013, 14:00

Re: Während einer Krise Entscheidungen treffen?

Beitrag von CarolineAlana »

hallo blueray,

ich kann nachvollziehen, wie du dich gerade fühlst. Deine Ängste haben vermutlich die rationale Schiene verlassen und erschlagen dich nun förmlich. Ich weiß nicht ob es dir helfen würde, alle deine Ängste und Gefühle mal aufzuschreiben und dann Punkt für Punkt durchgehen. Aufschreiben, was du befürchtest und was schlimmstenfalls passieren könnte. Das hilft mir manchmal, die Gedankenmühle anzuhalten oder zumindest zu verlangsamen und wieder einen halbwegs rationalen Anker zu finden an dem ich mich festhalten kann. Oder du sprichst mit einem Freund/ einer Freundin drüber?

Wenn die befristeten Stellen sowieso zeitgleich auslaufen und du einen Job sicher hast, hast du doch eigentlich am Montag nichts zu verlieren, oder? Oder hast du Angst, die Anforderungen im neuen Job nicht zu schaffen?

Deine Therapeutin hat in einem Punkt recht, dass es besser ist etwas Neues anzufangen, wenn man stabiler ist. Denn ich weiß aus eigener Erfahrung nur zu gut, dass etwas Neues einen in einer Situation in der man sich ohnehin schon heillos überfordert fühlt, total überfordern kann (allerdings aber nicht unbedingt muss-manchmal sind Veränderungen auch positiv).

Ich weiß nicht, ob dir das jetzt hilft...

Liebe Grüße
Caroline
Manchmal muss man durch die Hölle gehen um den Himmel sehen zu können.
blueray

Re: Während einer Krise Entscheidungen treffen?

Beitrag von blueray »

Hallo Caroline,

danke für Deine schnelle Antwort. Ja, was habe ich zu verlieren, dass frage ich mich auch. Diese Gedankenmühle raubt mir wahrscheinlich noch das letzte an Kraft. Bei mir stecken da pure Versagensängste dahinter denke ich mal.
Jetzt habe ich 30 Stunden, bin relativ unbeobachtet auf der Arbeit und der Druck ist nicht so hoch.
Bei dem anderen Job gehe ich auf Vollzeit, muss mich auf einen erhöhten Stressfaktor einstellen und habe den Chef gleich im Büro nebenan, bin mehr an der "Leine" ... , ich denke das macht mir auch Angst.

Ich rede darüber meistens mit meiner Schwester, sie hat aufgrund eines Schicksalschlages einen anderen Blickwinkel bekommen bzw. hatte ebenfalls eine Krise. Da fühle ich mich verstanden.
Dann geht es etwas besser, aber abschalten kann ich überhaupt nicht mehr.

Es kam so viel zusammen in den letzten Jahren, ein Suizid in der Familie, meine Beziehung ging nach 6 Jahren in die Brüche aufgrund "Seitenspringerei" meines Partners, da kam ich mir irgendwann eigentlich nur noch betrogen vor und mein Selbstwertgefühl hat sich davon auch nie richtig erholt. Da greift wohl eines ins andere.

Viele Grüße
CarolineAlana
Beiträge: 48
Registriert: 18. Dez 2013, 14:00

Re: Während einer Krise Entscheidungen treffen?

Beitrag von CarolineAlana »

Hallo Blueray,

ich weiß wie kräfteraubend diese Gedankenspiralen sind. Ich selbst kämpfe seit Jahren immer wieder damit. Es fängt mit einer Frage an und ehe man es selbst kapiert stellt man alles in Frage. Man fängt an zu zweifeln und zu grübeln und wird irgendwann von der Gedankenlawine erschlagen. Sich da rauszukämpfen kostet mehr Kraft als man zu dieser Zeit noch hat.

Du musst dir genau überlegen, was du machen willst. Die Frage, ob du einen Vollzeitjob, bei dem du mehr gefordert wirst, schaffst, kann ich dir nicht beantworten. Das musst du selbst wissen. Aber im Moment wirst du vermutlich nicht in der Lage sein, einen klaren Gedanken zu fassen. Es ist schwierig, da etwas zu raten, aber ich glaub du musst ersteinmal mit den Schicksalsschlägen fertig werden, ehe du dich neuen Dingen zuwenden kannst.

Das dein Selbstwertgefühl am Boden ist, kann ich mir vorstellen-vor allem nach dem Betrug in deiner Beziehung-gibt es irgendetwas oder jemanden in deinem Leben, dem es gelingt, dein Selbstwertgefühl aufzubauen? Ein Hobby beispielsweise? Ich glaube, das Wichtigste ist, das du dein Selbstwertgefühl wiederfindest. Denn in dem fehlenden Selbstwertgefühl gründen deine Versagensängste.

Liebe Grüße
Caroline
Manchmal muss man durch die Hölle gehen um den Himmel sehen zu können.
Kodiak
Beiträge: 428
Registriert: 3. Okt 2010, 16:55

Re: Während einer Krise Entscheidungen treffen?

Beitrag von Kodiak »

Hallo blueray,

Carolines Idee, Deine Ängste einmal aufzuschreiben, finde ich sehr gut. Du bist vermutlich in Deinen Ängsten so gefangen, dass eine objektive Wahrnehmung Deiner Situation für Dich gar nicht mehr möglich ist. Mit der Formulierung Deiner Ängste, ähnlich einer Situationsanalyse, könntest Du ein wenig Abstand gewinnen. So, als wärest Du selbst außenstehend.
Manchmal tun sich dann andere Perspektiven auf. In Deinem Fall vielleicht überhaupt erst mal eine. Und das wäre dann zumindest eine kleine Entscheidungshilfe. Ich finde, dass es einen Versuch wert wäre.

Aber egal, wie Du Dich entscheidest, vergiss möglichst eine Bewertung in richtig oder falsch.

Ich wünsche Dir viel Glück für Montag. Vielleicht geht´s Dir danach etwas besser.

Liebe Grüße,
Kodiak
hier_und_jetzt
Beiträge: 66
Registriert: 26. Okt 2013, 00:15

Re: Während einer Krise Entscheidungen treffen?

Beitrag von hier_und_jetzt »

Liebe Blueray,

ich hab deinen Thread gelesen, und mir viel auf, dass du nicht schreibst WARUM du dich fuer den anderen Job beworben hast. Ängste aufschreiben und aufräumen ist gut, aber vielleicht hilft es auch, dir auch darüber noch mal Gedanken zu machen. Ist der Job inhaltlich spannender, oder hast du mehr Chancen nach Fristende übernommen zu werden?

Es mag stimmen, dass Veränderungen eine gewisse Stabilität erfordern, auf der anderen Seite hattest du vielleicht gute Gründe es mit was anderem zu versuchen?

Ansonsten kann ich dir nur raten, die Einladung zum Gespräch als ein positives Feedback zu sehen und deswegen - wenn du dich fit genug fürs Interview fühlst - erst DANACH zu entscheiden, ob du den anderen Job möchtest oder nicht. Das Interview ist ja auch eine gute Möglichkeit, um sich nach Zukunftschancen zu erkundigen, oder? Sollte man sich fuer dich entscheiden, kannst du ja immer noch absagen, mit der Begründung, dass der derzeitige Job doch besser zu deiner Karriereplanung passt, etc.

ich wünsche dir viel Erfolg am Montag!
Liebe Gruesse
Pia
blueray

Re: Während einer Krise Entscheidungen treffen?

Beitrag von blueray »

Hallo,
erstmal vielen Dank an alle, die mir Tipps gegeben haben bzw. geantwortet haben ...
Das Gespräch war ja gestern und es hat sich für mich mal wieder gezeigt, dass es vollkommen unnötig ist, im Vorfeld so "durchzudrehen" ...

Resultat ist, dass dieser Job für mich nicht in Frage kommt, da mir keine Vorteile entstehen und die Art der Befristung absolut nichts ist. Das konnte ich so im Vorfeld natürlich nicht wissen, denn die Katze kam erst während dem Gespräch aus dem Sack.

Ich habs probiert und vielleicht sollte ich das als Übung betrachten. Wobei ich auch gestehen muss, hinterher hab ich mich schon gefragt ob ich überhaupt "gut genug" für diese Mannschaft gewesen bin, dass glaube ich nämlich nicht. Da haben wir zwar wieder den Negativgedanken, aber in dieser Verwaltung herrscht eine Art "Arroganz" mit Menschen umzugehen, die ist schon krass.

Was solls, ich versuche das abzuhaken.

Euch allen ein schönes Fest.

Grüße
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Während einer Krise Entscheidungen treffen?

Beitrag von Zarra »

Hi blueray,

unabhängig davon, wie "arrogant" Dir begegnet wurde - sie haben Dich eingeladen, also kamst Du theoretisch in Frage.

Nehm mal das Positive davon mit (Übung; Eingeladen-Werden)!

... und dann für was anderes, Längerfristigeres!!

LG, Zarra
CarolineAlana
Beiträge: 48
Registriert: 18. Dez 2013, 14:00

Re: Während einer Krise Entscheidungen treffen?

Beitrag von CarolineAlana »

Hallo Blueray,

ich sehe es genauso wie Zarra. Nimm das Positive mit und hake die negativen Gedanken ab. Du hast das Gespräch hinter dich gebracht und ich denke, du wirst es gut gemacht haben, egal wie man dir begegnet ist. Ich hoffe, dass dir der Druck nun ein wenig genommen wurde und du dich über die Weihnachtsfeiertage ein wenig entspannen kannst!

Liebe Grüße
Caroline
Manchmal muss man durch die Hölle gehen um den Himmel sehen zu können.
Kodiak
Beiträge: 428
Registriert: 3. Okt 2010, 16:55

Re: Während einer Krise Entscheidungen treffen?

Beitrag von Kodiak »

Hallo blueray,

Du hast Deine Angst überwunden und das ist doch das, was zählt. Kein Grund für negative Selbstansprache und Minderwertigkeitsgefühle. Du hättest ja auch in die Vermeidung gehen können und dann wäre die Angst eine Last geworden, die Du beim nächsten Versuch zusätzlich zu tragen hättest. Aber so, finde ich, hast Du die Sache optimal gelöst. Mehr war nicht drin.
Mach Dir den Erfolg bewusst und denke in zukünftigen, ähnlichen Situationen daran, dass Du das schaffen kannst.

Liebe Grüße,
Dietmar
FrauRossi
Beiträge: 3165
Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

Re: Während einer Krise Entscheidungen treffen?

Beitrag von FrauRossi »

Hallo blueray,

Dein Thermin ist ja nun schon vorbei, dennoch möchte ich auf deine Frage: Entscheidung in der Krise treffen? Antworten. ( ich lese den Thread erst jetzt)

Meiner Erfahrung nach ist es nicht gut in der Krise weitreichende Entscheidungen zu treffen.

Ich war in meinem Job nicht mehr glücklich, hatte zwischendrin auch Angebote für anderes und konnte mich dennoch nicht dazu entscheiden. Einmal tat ich es doch und ich fühlte mich furchtbar, obwohl es eine Menge Vorteile gab.

Heute nach drei Jahren geht es mir wesentlich besser, den Job habe ich erst kürzlich gewechselt und bisher geht es mir gut damit. Gelegentlich will noch das Gedankenkarussel starten, aber meist nur kurz und ich kann inzwischen damit umgehen.

Deine Therapeutin hat sicher recht: Jobwechsel erst wenn du stabiler bist.

LG FrauRossi
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