Arbeit macht krank

Antworten
La_crimosa
Beiträge: 468
Registriert: 28. Mär 2010, 22:05

Arbeit macht krank

Beitrag von La_crimosa »

Hallo zusammen!
Nach gut einem Jahr Ausfall wegen Krankheit, arbeite ich nun schon wieder seit 14 Wochen in meinem Beruf.
Nachdem es anfänglich ganz gut lief, bin ich so langsam wieder an meiner Belastungsgrenze anbelangt, stelle wieder Depressionssymptome bei mir fest.

Es ist eigentlich eine schöne Tätigkeit, mein Traumberuf - aber ich glaube, ich kann ihn nicht ausüben. Meine Selbstzweifel sind zu groß.
Und hier würde ich sagen: nicht die Arbeit macht mich krank, sondern meine negativen Gedanken machen mich krank. Aber ich schaffe nicht, sie abzustellen, mir das Positive ins Gedächtnis zu rufen.

Jetzt überlege ich aufzuhören. Mich krank melden und dann ganz aufzuhören. Das ist schon mein dritter Anlauf wieder im Berufsleben Fuß zu fassen - aber ich scheitere. Ich kann nicht mehr. So leid es mir tut. Denn ich weiss, wenn ich jetzt aufhöre, werde ich nie wieder in diesen Tätigkeitsbereich zurückkehren können…

Aber wieso an Etwas festhalten, was mich aufgrund meiner psychischen Verfasstheit immer in die Knie zwingt?!

Es ist so eine weitreichende Entscheidung… Ich bin so unschlüssig… Jetzt habe ich erstmal 2 Wochen Urlaub. Die brauche ich auch. In dieser Zeit möchte ich gerne eine Entscheidung treffen… Es fällt so schwer.

Habt Ihr Ideen? Entscheidungshilfen? Weitere Gedanken dazu?!

Würde mich freuen!
Liebe Grüße,
Susanne
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Arbeit macht krank

Beitrag von Zarra »

Liebe Susanne,

puuuhhh.

Nicht einfach. -- Und Du machst es Dir nicht einfach, jetzt auch mit dieser Frage.

Ich kann einfach nur mal ein paar Fragen stellen und ein bißchen von mir erzählen, vielleicht bringt Dich das auf ein paar Aspekte.

Dann vorneweg: Zwei Wochen frei sind schön, eine Verschnaufpause, aber auch kein wirklicher Erholungurlaub im eigentlichen Sinne; und daß Du letzteres vermutlich - zumindest auch - bräuchtest. Doch vermutlich weißt Du das. Und was wann wie machbar ist ... und dann auch noch von einem selbst her.

Und ich meine mich zu erinnern, daß Du im sozialen Bereich arbeitest. - Nach meinem Blick auf Mitpatientinnen und Mitpatienten kann das wirklich ganz unterschiedlich sein: Manche kriegen das genauso gut oder fast genauso gut wie etwas anderes hin (und da finde ich es dann manchmal schade, wenn bei psychischen Erkrankungen auch mal zu früh aufgeschrieen wird); bei manchen geht es fast gar nicht. Einzelfälle können da sehr unterschiedlich sein. Da gilt es halt wirklich hinzuschauen, was daran Dich belastet - und ob das in einem anderen Bereich soweit weg oder gemildet wäre, daß es dann auch echt erleichternd wäre.

Belastet Dich mehr die Dauer der Arbeit? Also zuviel zu lange? Oder zu lange am Stück? (Das war bei mir der sozusagen vorläufige "Punkt". Zumindest haben die halbe EM-Rente und das nur noch 50%-Arbeiten deutliche Erleichterung und Stabilisierung gegenüber den Jahren davor gebracht, weil ich mit der Erschöpfung und Erschöpfbarkeit anders umgehen kann. Damit ist nicht alles gut, aber es ist eindeutig besser, und ich bin nicht dauernd so praktisch schon über dem Rand. Und z.B. gar nicht oder noch weniger zu arbeiten, würde mich nicht an sich noch undepressiver machen.)

Oder mehr bestimmte Aspekte, z.B. eine bestimmte Verantwortung? Oder bestimmte Kolleginnen oder Kollegen oder Vorgesetzte?

Könntest Du mit Deiner beruflichen Qualifizierung auch woanders, in einem anderen Umfeld arbeiten? (Da lohnt es sich vielleicht mal, hinzuschauen.)

Könntest Du Dir eine Umschulung - momentan - vorstellen, oder ruft das vorläufig nur Grausen hervor? - Andere Ideen, vielleicht auch von früher?

Manche "Problemkonstellationen" bzw. sich selbst nimmt man halt überallhin mit. Andererseits lohnt es sich schon zu schauen, wo es besser passen könnte, in welchen Bereichen die eigenen Stärken (die in anderen Bereichen auch Schwächen sein können) mehr gefragt sind, mit welchem Stil man besser umgehen kann. Ich z.B. habe gerne etwas Freiheit beim Arbeiten (und das habe ich an meiner konkreten Arbeitsstelle; für eine meiner Studienkolleginnen wäre das ein Graus gewesen, der war es immer sehr recht, wenn etwas genau vorgeschrieben war), andererseits wäre ich sicher in einem Bereich, in dem auch heutzutage noch etwas mehr Gründlichkeit notwendig ist, etwas besser aufgehoben. Ich versuche mich zu arrangieren, es ist nicht mein Traum-Beruf (ob es den geben könnte, weiß ich aber auch nicht), aber ein guter Kompromiß, und in den letzten Jahren scheint das halbwegs zu klappen. Ich weiß natürlich auch nicht, wie das weiterlaufen wird. Mit dem Nur-Halb-Arbeiten bin ich aus manchem raus (was Anerkennung etc. nicht förderlich ist), ich kann mich aber auch von negativen Aspekten bei meiner Arbeit viel besser distanzieren, ... und ich fühle mich auch nicht mehr für "alles" verantwortlich, was man machen und besser machen könnte.

Ich weiß nicht, ob Du das hier schreiben magst (und "kannst"), doch wie sehen denn Deine Dich hindernden Gedanken hinsichtlich der Arbeit aus? Während der Arbeit? Daheim danach?

Geht es Dir schon lange mit Deiner Tätigkeit oder Deinem Beruf so, oder gab es auch Zeiten, in denen das ganz unbeschwert einfach relativ "flutschte"?

Tja, ... - ich sende Dir liebe Grüße,
Zarra
La_crimosa
Beiträge: 468
Registriert: 28. Mär 2010, 22:05

Re: Arbeit macht krank

Beitrag von La_crimosa »

Liebe Zarra,
vielen lieben Dank, dass Du geantwortet hast, Du Unermüdliche!

Ja, ich arbeite im sozialen Bereich, habe täglich Kontakt mit Menschen, muss in Beziehung treten - und fühle mich so unsicher dabei. Hieraus speist sich der erste Zweifel: Schaffe ich es, in Beziehung zu sein (wo ich doch selbst keine Beziehung zu mir habe)?

Das Arbeitspensum belastet mich nicht, das bekomme ich gut hin, auch wenn ich nach dem Arbeiten immer müde auf die Couch falle und erstmal schlafe.

Meine KollegInnen sind super nett - und alle so gut in dem was und wie sie es machen. Und hier nagt schon der zweite Zweifel: Die anderen sind so gut - ich bin so schlecht. Ich weiss, dass Vergleichen nichts bringt, dass jede/r ihre/seine Vorteile/Kompetenzen hat - aber ich sehe meine nicht.

Es ist immer die Frage da: Mache ich es richtig? Ist es gut so?
Es ist immer die Angst da, Fehler zu machen. Dabei habe ich meine Ansprüche schon heruntergeschraubt: Ich wäre gerne perfekt, weiss aber nun leider, dass ich es nicht bin. Damit tagtäglich konfrontiert zu werden macht mich mürbe.
Ich habe keine Führungsqualitäten und muss Gruppen (an-)leiten. Ich kann mich nicht durchsetzen bzw. weiss oftmals nicht, was ich tun soll. Wie mit Konflikten umgehen, wenn ich selber konfliktscheu bin.
Ich fühle mich mit manchen Themen überfordert, muss sie aber machen, da es keinen anderen dafür gibt.

Den Job mache ich nun schon seit 2006 - und die Zweifel halten sich seitdem, sind aber in den letzten drei Jahren extremer geworden.

Warum halte ich so an dem Job fest?!
Es ist ein schöner Beruf, der mir viel Freiheit gibt.
Eigentlich ist es schön, mit den Menschen in Beziehung zu treten. Es gibt mir auch was (auch wenn ich nicht beschreiben kann, was).
Eigentlich mag ich es, mich mit Gruppen auf den Weg zu machen und Themen zu bearbeiten.

Ein anderer Job? - Wie Du so schön schreibst: "Problemkonstellationen" nimmt man mit. Ich glaube, ich würde in einem anderen Job in die gleichen Selbstzweifel verfallen… Also kein Arbeiten mehr? - Ich glaube, es ist wie Du schreibst: keine Tätigkeit zu haben, würde mich auch nicht glücklich machen. Da kämen dann auch Selbstzweifel auf.

… es erscheint mir so ausweglos… und ich grüble und grüble und komme zu keinem Ergebnis…
Vielleicht wäre es auch eine Befreiung zu sagen: ich höre auf. Ich erkenne an, dass ich den Beruf in meinem momentanen Zustand nicht ausüben kann.
Vielleicht würde ich den Schritt auch bereuen.
Vielleicht schaffe ich es ja auch, meine Selbstzweifel zu minimieren.
Vielleicht…

Vielen Dank nochmal für Deine Gedankenanstöße!

Liebe Grüße,
Susanne
La_crimosa
Beiträge: 468
Registriert: 28. Mär 2010, 22:05

Re: Arbeit macht krank

Beitrag von La_crimosa »

Hallo Citaro,
ja, wenn ich das Gefühl hätte, weniger arbeiten würde Entlastung bringen, würde ich versuchen die Stundenzahl zu verringern - aber ich glaube, dass würde nichts an meinen Selbstzweifeln ändern, denn an den Tagen, an denen ich arbeiten würde, ginge das negative Gedankenkarussell doch wieder los... Mh? - Ich hätte dann zwar mehr Zeit zum Regenerieren, aber auch da würde ich in der freien Zeit doch nur wieder daran denken, was ich am Vortag alles falsch gemacht habe.

Die Frage ist, ob ich bedingt durch die Krankheit überhaupt arbeitsfähig bin (und hier stellt sich mir direkt die Frage, sind die Selbstzweifel wirklich depressionsbedingt oder liegen die in meiner Persönlichkeit verwurzelt?!). Oder ob ich den Selbstzweifeln was entgegensetzen kann. Oder...

Aber, Citaro, besten Dank für Dein Mitdenken!

Grüße,
Susanne
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Arbeit macht krank

Beitrag von Zarra »

Liebe Susanne,

etwas verkürzt gesagt, scheint also der psychische Knackpunt zu sein, daß Du nicht perfekt bist und vielleicht nicht eindeutig so viel besser als Deine Kolleginnen und Kollegen. (Sorry, für die etwas provokante Formulierung. Aber vielleicht macht das ja auch was deutlich.)

Deinen ersten Zweifel verstehe ich ("Schaffe ich es, in Beziehung zu sein?"). - Was kriegst Du denn für Rückmeldungen?

... alles, was nur in Deinem Kopf existiert, kann auch nur in Deinem Kopf geändert werden.
--------
Du benennst es nur mit "kein Arbeiten mehr". Doch was heißt das genauer? Mit der Arbeit ist ja Verdienst und bei den meisten damit der Lebensunterhalt verbunden. Doch selbst wenn dies durch Deine private Situation anders sein sollte ... (ich weiß da zu wenig; meine zwar, daß sie anders ist als meine, bin mir aber nicht sicher - ich bin alleinstehend und alleinlebend) ... Hausfrau? Umschulung? EM-Renten-Antrag? Doch abgesehen davon. Hast Du den Eindruck dies würde Dir hinsichtlich der Krankheitsanfälligkeit gut tun? Und ansonsten?
--------
Und noch eine andere Frage, mehr zum Anfang passend: Hast Du den Eindruck, daß Du "ausreichend gute" Psychotherapie hattest?

Liebe Grüße
Zarra
La_crimosa
Beiträge: 468
Registriert: 28. Mär 2010, 22:05

Re: Arbeit macht krank

Beitrag von La_crimosa »

Liebe Zarra,
vom Gefühl her bin ich noch nichtmals gut und reiche bei weitem nicht an meine KollegInnen ran… und da hilft es auch nicht, dass ich (ab und an mal) positive Rückmeldungen bekomme. Das kommt bei mir nicht an. Ich sehe nur meine Unzulänglichkeiten.
Danke für die provokante Formulierung! Es macht deutlich, dass meine Ansprüche "verquer" sind...

Ja, und Du hast recht: hier sollte ich mal psychotherapeutisch dran arbeiten. Und auch da wieder ein Aber: mein letzter Therapeut will nicht mehr mit mir arbeiten und es fällt mir so wahnsinnig schwer, mich auf einen (neuen) Menschen einzulassen. Deshalb scheue ich davor zurück. Außerdem muss ich, glaub ich, zwei Jahre warten, da ich mein Kontingent in den letzten drei Jahren ausgeschöpft habe.
Jetzt habe ich mir ein Buch über kognitive Therapie gekauft - eine Möglichkeit im Selbststudium verzerrte Denkmuster aufzulösen. Ob es gelingt...

Meine private Situation ist was das Finanzielle betrifft entspannt: ich müsste nicht arbeiten, wir (bin verheiratet) würden auch mit einem Gehalt auskommen (mit den Einschränkungen ließe sich trotzdem leben).
Was meinen Selbstwert betrifft, würde ich es als ziemliche Niederlage werten. Es würde mir schwerfallen, auf der Tasche meines Mannes zu liegen. Es würde mir schwerfallen, da ich mich "abgestellt" und zu "nichts zu gebrauchen" fühlen würde. Als Versagerin.
Aber vielleicht käme ich dadurch auch wieder zu mir!? Würde wieder einen "Sinn im Leben" finden.

Die Frage ist, glaub ich: Schaffe ich es, meine verzerrten Denkmuster in Bezug auf meine Arbeit in den Griff zu bekommen? - Dann könnte ich weiter arbeiten. Wenn ich es nicht schaffe (und das haben die letzten Wochen gezeigt), dann sollte ich aufhören.

Ach, wenn es nur einfach wäre…

Vielen Dank, Dir!
Susanne

P.S.: Als "Nachklang" zu meiner Ansprache Deiner als "Unermüdliche" ist mir eingefallen, dass Müdigkeit ein Thema von Dir ist. Dazu kam mir der Gedanke: Ich erlebe Dich als "ausdauernd" in Bezug auf das rege Mitdenken im Forum. Also eigentlich wach und aufmerksam. Im Gegensatz dazu steht Dein Gefühl des "Müde seins" (was sich jedoch auf Deine alltägliche Verfasstheit bezieht)...
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Arbeit macht krank

Beitrag von Zarra »

Liebe Susanne,

so ähnlich hatte ich das schon befürchtet, daß Du Dich eher selbst sabotierst und runterziehst mit dem "nicht mehr arbeiten", als daß Du aufatmest. Schade. Denn wenn, dann wäre Letzteres der Sinn und das Ziel. Ob zeitlich begrenzt oder länger. (Müßtest Du kündigen (das Übliche), oder gäbe es eventuell auch die Möglichkeit, z.B. ein Jahr unbezahlten Urlaub auszuhandeln?)

Psychotherapie: "Ja, Wartezeit, bla, bla, ..." Doch es erscheint mir als das Einzige, was in Deiner Situation Sinn machen würde!! Lesen schadet zwar nicht, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß man aus diesem "Dreh" allein rauskommt. Vielleicht ist ja noch eine Verlängerung drin oder ein Methodenwechsel. Oder eine Sondergenehmigung (... auch wenn mir das unwahrscheinlich erscheint - muß aber nicht stimmen; meine depressiv-sonstig-negativen Denkmuster müssen ja nicht ...) Oder stationär (falls die Reha-Möglichkeiten ausgeschöpft sind und Ärzte meinen, daß man da auf keine weitere Genehmigung hoffen kann, müßtest Du halt eine Klinik mit gutem Psychotherapieangebot finden, bei der das auch mit einem Einweisungsschein geht). - Die Angst etc. vor Therapiesuche und Zurückweisung kenne ich nur zu gut. Aber es hilft ja nichts ...!! (Das Forum kann sich schon auf meine Verzweiflung gefaßt machen, falls ich tatsächlich im neuen Jahr ..., zumal es ja auch noch passen sollte. - Ich durfte allerdings noch in Abständen zu meinem ehemaligen und Noch-irgendwie-Therapeuten kommen, was schon gut war.) - Online-Therapie-Angebote wie Deprexis etc. (keine Ahnung, wie sehr die speziell auf solche Gedankenmuster eingehen, wahrscheinlich nur u.a.). Ich kann mir vorstellen, daß dies etwas hilfreicher als ein Buch allein sein kann, glaube aber, daß es gerade in solch "hartnäckigen Gedankenfällen" eines Gegenübers bedarf. - Ich drücke Dir die Daumen für die Suche!!

Eine andere Stelle in Deinem Bereich, mit aber ein paar weniger der super-kritischen Gebiete?

Beschränkt sich Dein "nicht gut genug" eigentlich wirklich auf die Arbeit, ... oder gibt es dies auch noch in anderen Bereichen (Freizeit, Hobbys, Familie, Geschwister, Freunde, ...)?

Danke auch für Dein Denken an meine "Baustellen". ... vielleicht bin ich an den falschen Stellen "unermüdlich"?!? (Jetzt auch außerhalb des Forums. - Ein paar (wichtige) Dinge meide ich momentan auf alle Fälle "gut". Und da scheine ich vorläufig auch nicht die Kurve zu kriegen. :( ) Mal abgesehen davon, daß das Forum ja nur einen Miniteil spiegelt, also nicht realistisch ist, keiner sieht, ob ich einen Beitrag abbreche und später erst weiterschreibe, mich dazwischen hinlege, mir einen Tee koche, ...

Liebe Grüße, Zarra

Frust: Wollte eigentlich noch rausgehen (frische Luft!!), während des Schreibens entdeckte ich plötzlich jemanden mit Regenschirm ... und die Straße war naß - und jetzt regnet es sich so richtig heftiger ein, igitt, brrr ... ...
La_crimosa
Beiträge: 468
Registriert: 28. Mär 2010, 22:05

Re: Arbeit macht krank

Beitrag von La_crimosa »

Liebe Zarra,
wie heisst es so schön: "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung!" ;) - Konntest Du trotzdem ein wenig frische Luft schnappen?!

Meine Selbstwert-Problematik zieht sich durch alle Bereiche meines Lebens. Verstärkt seit drei Jahren. Vorher hatte ich zwar immer schon Selbstzweifel, diese waren aber nicht so massiv. Jetzt ist es so, dass ich meinen Hobbys nicht mehr nachgehe (auch aus mangelnden Antrieb), keinen Kontakt mehr zu meinen (früheren) Freunden habe und mich auch sonst zurückziehe (was mir wieder Schuldgefühle gegenüber meinem Mann macht: wie lange hält er es noch mit mir aus?!). Selbst hier im Forum habe ich Hemmungen auf postings zu antworten. Und Du weisst ja: zum Stuttgarter Treffen habe ich es auch nicht geschafft… (Noch nicht!)

Ja, dass Du (auch) negative Erfahrungen in Deiner "Therapie-Laufbahn" hast, habe ich noch in Erinnerung. Da fällt es, denke ich, doppelt schwer, sich jemanden zu suchen, zu vertrauen und sich einzulassen. Aber Du hast recht: ein reales, konkretes Gegenüber hilft doch häufig besser als das "Selber-rumdoktoren". Oder doch nicht? - Ich bin da, glaub ich, ein wenig ambivalent eingestellt - nachdem ich das Buch von Degen "Lexikon der Psychoirrtümer" gelesen habe (auch wenn das Buch kritisch zu sehen ist, hat es mich an manchen Stellen doch überzeugt…).
Genauso wenig überzeugt bin ich eigentlich auch von Klinikaufenthalten. Nach meinen Erfahrungen sind sie manchmal notwendig, um wirklich "Not zu wenden", aber für mehr auch nicht. Das kann aber auch daran liegen, dass ich vielleicht noch nicht "die" richtige Klinik gefunden habe.
Ich werde mich erstmal nicht auf die Suche machen, hoffe es alleine zu schaffen. Aber Dir wünsche ich bei der Suche im nächsten Jahr viel Glück, überhaupt jemanden zu finden und dann das Fingerspitzengefühl, den/die Richtige/n zu finden. Dazu habe ich Dir ja schonmal ein Buch empfohlen...

Du schreibst von Deinen "depressiv-sonstig-negativen Denkmustern" - was sind Deine Strategien damit umzugehen?!
Und: ja, wir bekommen hier im Forum nur einen Ausschnitt des Anderen/der Anderen wahr. In meiner Wahrnehmung scheint gerade das Gebiet der Arbeit/des Berufes ein Thema zu sein, bei dem Du gerne mitdenkst und Denkanstöße gibst. Was ich als sehr hilfreich erlebe! Wie Du das anstellst, weiss ich natürlich nicht.

In meinem Buch über kognitive Therapie stehen auch Hinweise zum Thema "Aufschieben". Möchtest Du ein paar Ideen dazu haben?!

Dir noch einen entspannten, besinnlichen 4. Advent!

Liebe Grüße,
Susanne
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Arbeit macht krank

Beitrag von Zarra »

Liebe Susanne,

... ist jetzt etwas länger geworden (hatte in der Textverarbeitung geschrieben) ... und anscheinend funktioniert jetzt sogar das Forum wieder ...

Noch zu Dir ... weg von Krankheit und mangelndem Selbstwert, Selbstzweifeln etc. ... einfach als Idee: So was wie ein Sabbatjahr?!? Also vielleicht schon ruhig, aber nicht unbedingt "wie krankgeschrieben" verbringen? -- Ich weiß gar nicht so genau, warum mir diese Idee kommt; höchstens vielleicht weil ich den Eindruck habe, daß die Entscheidung, bei dieser Arbeit aufzuhören, Wasser auf die Mühle Deiner Selbstzweifel ist, anstatt wenigstens Linderung zu bringen oder Dich zu stärken.

Der Wetter-Satz stimmt natürlich, doch ich habe oft halt keine Lust, das ganze Schrank-Repertoire zu zücken und danach noch Nacharbeit damit zu haben. Depressivität läßt grüßen. Ich weiß ja auch, was ich dann gerne liegenlasse ... ABER: Es hatte wieder aufgehört zu regnen und ich war immerhin zu einem Spaziergang draußen (bei Helligkeit!) - schon gut :) -, und sitze jetzt/saß dann mit einer Tasse Salbeitee (von wahrscheinlich mehreren) und Radiomusik im Hintergrund noch mal kurz am Notebook. Aufräumen wäre besser, aber ...

Das Stuttgarter Treffen: Es ist ja nicht aller Tage Abend. Und es ist für Dich ja wohl auch nicht gerade ganz nah. Ich habe an dem Tag dann auch länger "rumgezickt" und schließlich einen Kompromiß gefunden (auch dank R.); und es ist natürlich einfacher, wenn man einen Großteil der Leute ein wenig kennt.

Das "Lexikon der Psychoirrtümer" kenne ich nicht - ich habe in den letzten Jahren aber auch eher wenig gelesen -; was beeindruckt Dich denn am meisten "gegen Psychotherapie"?
Ich habe zwar nichtsbringende Erfahrungen u.a., und ich bin sicher anspruchsvoll ;) , - trotzdem glaube ich an gute Psychotherapie und auch daran, daß es diese geben kann. ... oder nur eine Hoffnung?!? Wirklich gut und zur inneren Weiterentwicklung beitragend war bei mir bisher genau ein ambulanter Therapeut von mehreren (manche waren immerhin unterstützend, aber das reicht eben nicht für wirklich gute Psychotherapie in etwas schwierigeren Fällen) ... und der allererste Psychologe in der Psycholog. Beratungsstelle; bei den verschiedenen Kliniken sieht es zwar besser aus, aber in die erste würde ich nur nochmals gehen, wenn ich eigentlich nur schöne Gegend und guten Sportunterricht wollte; bei zweien bin ich gespalten (war nicht nichtsbringend, aber ...; und da waren teils gute Therapeuten, aber fehlende "Vernetzung" ist halt so eine Sache); und auch bei einer speziellen Klinik gibt es Mängelpunkte, auch z.B. daß nicht alle Patienten in ein bestimmtes Schema F passen, trotzdem gab es da wohl Veränderungen, von denen ich einen Teil gut benennen kann, einen anderen, wichtigen (!) Teil aber nicht, den ich aber auf keinen Fall missen möchte. Doch auch wir Patienten sind ja unterschiedlich, was den einen in einer Klinik beeinträchtigt, tangiert den anderen kaum oder gar nicht. - Und bei mir ist inzwischen "dank" Chronifizierung und Alter ...

Meine "depressiv-sonstig-negativen Denkmuster ", z.B.: "Es wird eh nicht klappen", "Es will mich eh keiner", "Warum soll es gerade nun klappen, nachdem ...", "Die erzählen mir dann eh nur ...", "Es interessiert doch eh keinen, wie es mir geht" etc. - Naja, einerseits das, was andere hier im Forum auch schon festgestellt haben: Ratio bzw. Realitätsüberprüfung, d.h. mir klarmachen, daß es einfach praktisch keine freien Therapieplätze gibt (das Ausführen der Realität des Faktums erspare ich mir jetzt hier), daß ich auch gar nicht mit einem baldigen Therapieplatz rechnen kann. Dann mir klarmachen, daß ich da einfach superempfindlich und u.U. superchaotisch reagiere, weil das vernichtend auf mich wirken kann. D.h. Telefonate wohl dosieren, u.U. auch an einem Tag nicht tun, auch wenn ich dann wieder eine Woche warten muß - doch durch Pampigkeit werde ich auch keinen Therapieplatz bekommen; und wenn ich danach innerlich zusammenbreche, hilft mir das auch nicht. Bei meinem letzten Anlauf habe ich dann ja (nach wohl über zehn Echt-Telefonaten, ohne auch nur auf einer Warteliste zu stehen) nach E-Mail-Adressen recherchiert und lieber geschrieben (obwohl mich das unerwartet viel Überwindung gekostet hat, und es stand wohl auch nicht alles drin, was drin stehen könnte) - viele blieben sogar vollkommen unbeantwortet, aber eine positive Antwort kam auch, und da kann ich mich auch nochmals melden, auch wenn die stattgefundenen Erstgespräche eher "chaotisch" (von meiner Seite aus) waren ... und nicht vielversprechend, wohl auch von ihm so eingeschätzt. - Mir halt klar machen, daß ich es nur versuchen kann, daß ich nach einer Warteliste fragen sollte, daß ich möglichst nicht sofort auflegen sollte, wenn jemand nein sagt, ... weniger Ehrlichkeit würde vermutlich helfen (Chronifizierung und zusätzliche kombinierte Persönlichkeitsstörung nicht erwähnen), eher zu einem Erstgespräch zu kommen, doch das will ich nicht, weil ich eben schon einen Therapeuten brauche, der genau damit auch umgehen kann und will und möglichst hilfreich sein kann.

Mit dem empfohlenen Buch meinst Du Tilmann Mosers "Kompass der Seele - Ein Leitfaden für Psychotherapie-Patienten"? Habe ich "natürlich" noch nicht gelesen ...
auch Hinweise zum Thema "Aufschieben". Möchtest Du ein paar Ideen dazu haben?!
Ja, gerne. Kann ja im Zweifelsfall nur helfen ... - "Kurzfristig" vs "langfristig" kenne ich natürlich, hilft aber gerade nicht. "Mal anfangen" hat schon oft geholfen, greift aber momentan auch nicht mehr. Mit Belohnungen habe ich mein Problem. "Eine Stunde ... und dann erst ..." - tue ich schlicht nicht; x Ausreden. - Hatte im Interimsforum geschrieben, daß da gerade vielleicht ich weiß nicht was an Gefühlen oder Bedürfnissen sozusagen insgeheim hochflutscht; wenn ich mich nicht als SUPERfaul sehen muß, ist das für mich momentan die einzige Erklärungsrichtung. Faul schon auch (Realitätserkenntnis ;) ), aber vielleicht doch nicht nur?!

Liebe Grüße, Zarra
La_crimosa
Beiträge: 468
Registriert: 28. Mär 2010, 22:05

Re: Arbeit macht krank

Beitrag von La_crimosa »

Liebe Zarra,
ja, ich glaube, dass "man" im Laufe der Zeit schon einiges ausprobiert hat an Strategien im Umgang mit der Krankheit uns seinen Symptomen. Da bist Du sicherlich sehr erfahren… ;)

Zum Thema Faulheit steht in dem Buch:
Die Erklärung "Ich bin im Grunde faul" "(…) basiert auf der Auffassung, daß es bestimmte >Charakterzüge< gibt. Dementsprechend wird auch Ihre Inaktivität als festes Persönlichkeitsmerkmal angesehen, das auf Ihrem "Hang zur Faulheit" basiert. Sich selbst als >faul< zu bezeichnen führt zu nichts, und Sie schädigen sich zudem selbst, weil dadurch der falsche Eindruck entsteht, daß Ihr Mangel an Motivation ein irreversibler, angeborener Bestandteil Ihres Wesens ist. Dies zu denken widerspricht nicht nur jeder anerkannten wissenschaftlichen Theorie, sondern ist außerdem ein Beispiel für eine kognitive Verzerrung (das Abstempeln)."

Dann werden in dem Buch einige "Geisteshaltungen beschrieben, die generell mit der Tendenz zum Aufschieben in Verbindung gebracht werden. Die führe ich jetzt hier nicht auf, obwohl sie ganz aufschlussreich sind (sind aber zu viele).

Bei den Selbstaktivierungstechniken sind auch die dabei, die Du schon ausprobiert hast. Weitere Ideen:
Das Anti-Aufschub-Blatt
"Möglicherweise meiden Sie eine bestimmte Aktivität aufgrund Ihrer Voraussage, daß sie schwierig ist und sich nicht als lohnend erweisen wird. Mit Hilfe des Anti-Aufschub-Blatts können Sie üben, solche negativen Voraussagen zu testen.
Notieren Sie jeden Tag in einer Spalte eine oder mehrere Aufgaben, die Sie aufgeschoben haben. Daneben folgen die Spalten:
vorausgesagte Schwierigkeit (0 - 100%) = wie schwierig es sein wird, diese Aufgabe zu erfüllen
Vorausgesagte Zufriedenheit (0 - 100%) = wie befriedigend und lohnend es sich erweisen wird, diese Aufgabe auszuführen
Dann würde der Schritt der Umsetzung der Aufgabe erfolgen und daraufhin die Reflexion in den Spalten:
tatsächliche Schwierigkeit (0 - 100%) = Wie schwer ist es wirklich gefallen
tatsächliche Zufriedenheit (0 - 100%) = wieviel Freude hat die Arbeit gemacht"

Dadurch soll man laut Buch, wesentlich produktiver werden… :roll:

Und dann noch:
Tagesprotokoll negativer Gedanken
"Schreiben Sie einfach auf, was Ihnen beim Nachdenken über eine bestimmte Aufgabe durch den Kopf geht.
Schreiben Sie anschließend passende rationale Erwiderungen auf, die zeigen, daß diese Gedanken unrealistisch sind. Dies hilft Ihnen, genügend Energie für diesen ersten schwierigen Schritt zu mobilisieren."

Ach, und er schreibt noch in dem Buch, dass die Aktivität vor der Motivation kommt… Es kommt also sehr auf die Überwindung des "Inneren Schweinehundes" an. Wie Du schreibst. "Mal anfangen…" Aber das scheint ja bei Dir im Moment nicht zu greifen. Da "beisst sich die Katze in den Schwanz", oder?! :?:

Thema "Therapieplatz":
Es ist schwer, sich gegen die inneren depressiven Überzeugungen zu stemmen und TROTZDEM den Schritt zu wagen, sich auf die Suche zu begeben. Gut finde ich, dass Du Dich dabei nicht verstellen möchtest - auch wenn es u.U. dadurch schwieriger werden KÖNNTE. Aber gerade in Hinsicht auf eine lange Zusammenarbeit ist Klarheit eine wichtige Komponente.
Ich habe vor ein paar Wochen aus Verzweiflung eine Anfrage bei mehreren Therapeuten gestartet. Da ich nicht so gerne telefoniere habe ich das auch per Mail getan - und es kamen zwei positive Rückmeldungen. Leider habe ich dann wieder abgesagt - auch ohne, dass wir uns vorher hätten in einem Erstgespräch beschnuppern können… Aber was ich damit sagen will: es gibt freie Plätze - wenn auch rar!
Gute Strategien zum Umgang mit Absagen hast Du Dir ja schon zurechtgelegt. Wie sähe eine "superchaotische" Reaktion Deinerseits aus?!

Zu dem Buch von Degen: wir haben schonmal - sogar gemeinsam(!) - darüber diskutiert: Im Thread "Richtig krank macht erst der Therapeut" von August 2011. Mensch, das heisst, wir "kennen" uns schon so lange…

Deine Idee, ein Sabbatjahr einzulegen, finde ich gut! Leider ist es aber im Moment nicht machbar…

Schönen Abend Dir noch (und - habe ich richtig gelesen - Du bist erkältet?! - Dann: Gute Besserung!)
Susanne
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Arbeit macht krank

Beitrag von Zarra »

Liebe Susanne,

(so, jetzt versuche ich mal, meine zwei "Entwürfe"/"Notizzettel" zusammenzubasteln ...)

Danke erstmals!
Mal abgesehen von der fiesen Erkältung (tut/tat, als ob gar nicht viel sei, aber ich fühl/te mich ...) und meiner "Winterschlafmentalität" mußte/wollte ich ein paar Sachen auch erst mal wirken lassen ...

... und ich habe nach dem alten Thread gesucht (hatte mich nicht mehr erinnert); ... das hat mir immerhin gezeigt, daß auch alte Threads "zu was gut" (hilfreich, anregend, keineswegs obsolet) sein können, gut und ausdauernd ging es da zu, und ich habe da auch etwas gefunden, was mir jetzt wieder gut tat (keine Ahnung, ob ich es damals so bewußt gelesen hatte; Richtung passender Therapeut) - einfach gut, wenn jemand anders das eigene genauso oder ähnlich formuliert.

... ... hm, tja, dann sollten wir vielleicht doch mal in S. aufeinander stoßen??!!!?! - Und ja, vielleicht sollte ich auch mal Rückblick halten ... und schauen, wo es jetzt langgeht ...

Naja, an angeborene Faulheit hatte ich jetzt nicht gedacht, auch nicht an angeborene Unordentlichkeit - wenn ich so zurückschaue, gibt es ja Gegenbeweise, ja, ich war anscheinend mal (halbwegs!) ordentlich. *Haareraufsmiley* ... inzwischen "scheine ich nicht mehr zu wissen", wie man das macht, ... wobei ich schon weiß, daß die Formulierung so nicht stimmt, ich es ja vermutlich unter bestimmten Umständen könnte, vielleicht nicht perfekt, da lange nicht getan, aber vielleicht ausreichend und vor allem besser als nichts. Mir fehlt das "Umsetzungs"gen"", so ähnlich fühlt sich das gerade eher an. Ablenkbarkeit, Unwillen, ... aber, ja ich kann mir ja ABER rational ganz viele Gegenargumente bieten, ich glaube nicht, daß ich da schlecht bin. ... das funktioniert nicht, schlimmstenfalls muß ich sagen: ich tue es einfach nicht. Wie ein trotziges Kind, wenn ich eines wäre. (Paßt hier deshalb nicht, weil es ja für mich wäre!) Und im guten ersten halben Jahr habe ich ja wenigstens langsam was getan, - jetzt würde auch schon ein Viertel davon reichen. Äh, ja, aber ich lenke ab, das sind meine Baustellen - und ich habe den "dumpfen", aber sicher nicht falschen Eindruck, daß ich lieber 0,5 % irgendwas tun, als mich fünffach darüber auslassen sollte (wäre/ist vermutlich einfach nur Ablenkung pur).

Naja, wenn ich das so höre ... habe ich den Eindruck, daß ich das Buch "nicht brauche" bzw. momentan auch nicht will. Vor der Forumsumstellung wurden ja in einem oder sogar zwei Threads am Rande über die Therapierichtungen "spekuliert", ... und momentan neige ich da wohl auch mehr der Tiefenpsychologie zu (will aber eben nicht bei Super-Streng-Analytischem landen!); immerhin bestätigt mich "Dein" Buchauszug in diese Richtung ;-) ... das Gute im Schlechten. - Ich bin dafür wohl zu kompliziert gestrickt und zu wenig in die gängige Schublade zu pressen. - Doch ich danke Dir sehr für das Abschreiben/Aufschreiben!! Denn schlecht sind manche einfachen Strategien ja nicht. ...

Erfahrung schützt vor Torheit nicht. Und außerdem ... (okay, ich übertreibe nicht und schreibe nicht, daß man auch jahrelang alles falsch machen kann ;) ; und zumindest bewußt vor hat das eh meist niemand) ...
"Schreiben Sie einfach auf, was Ihnen beim Nachdenken über eine bestimmte Aufgabe durch den Kopf geht. --- Schreiben Sie anschließend passende rationale Erwiderungen auf, die zeigen, daß diese Gedanken unrealistisch sind. Dies hilft Ihnen, genügend Energie für diesen ersten schwierigen Schritt zu mobilisieren."
Hm, ich glaube, meine Ratio hat da eindeutige Aussagen - ... aber vielleicht mag ich nicht auf sie hören??!? ... irgendwas läuft gerade gar nicht "rund", wenn es keine andere Erklärung dafür gibt, ... und ich befürchte, daß ich da eher in den Gefühlen graben muß, denn die Ratio schafft's ja gerade nicht, die Führung zu übernehmen, auch wenn sie da ist.
Ich habe vor ein paar Wochen aus Verzweiflung eine Anfrage bei mehreren Therapeuten gestartet. Da ich nicht so gerne telefoniere habe ich das auch per Mail getan - und es kamen zwei positive Rückmeldungen. Leider habe ich dann wieder abgesagt - auch ohne, dass wir uns vorher hätten in einem Erstgespräch beschnuppern können…
Warum hast das getan? ... naja, Du könntest ja nochmals anrufen/schreiben und sagen, daß Du es Dir anders überlegt hast. Dann hättest Du zumindest einen persönlichen Eindruck, ob die überhaupt in Frage kämen.
Wie sähe eine "superchaotische" Reaktion Deinerseits aus?!
Naja, u.U. zwei Tage nicht wirklich real-"handlungsfähig" zu sein, finde ich nicht so klasse; ich geh' dann meist schon irgendwie zombiemäßig zur Arbeit etc., aber ich kann eigentlich nicht mehr klar denken, entscheiden, bin innerlich einfach völlig mehr als durch den Wind. Und irgendwie krieg' ich dann auch dieses "Keiner will mich" und die entsprechende hoffnungslose Verzweiflung nicht so recht aus dem Gefühl, die Realität hat es zudem ja eben sozusagen mehrfach bestätigt, ich krieg das DANN nicht relativiert, mir fallen dann eher noch andere Bestätigungen ein. Und das letzte Mal habe ich dann schließlich völlig durcheinander bei dem Ex-Therapeuten angerufen, der ja keine Verlängerung schreiben wollte und ... - so richtig "gaga", und es ist nur dessen Professionalität zu verdanken, daß ich nicht in den Erdboden versunken bin. (Beruhigung hat aber funktioniert.) Telefonseelsorge hilft mir in solch einem Fall nicht, wenn, dann brauche ich da jemanden, der mich kennt und das auch irgendwie einschätzen kann; pure Nettigkeit ohne Hintergrund reicht da nicht.

Ich lasse es jetzt mal so, vielleicht hören wir im neuen Jahr ja mal hinsichtlich Therapeutischem etc. was voneinander, oder wie es bei Deiner Arbeit läuft bzw. eigentlich geht es ja um den Selbstwert und die Arbeit ist nur der Punkt, an dem Du es am stärksten merkst. Ich "visiere" die Suche nach einer richtigen Therapie an, aber ich werde nichts erzwingen wollen, sonst klappt es eh nicht, und den langen Atem werde ich eh brauchen. (Die positive Reaktion auf meine damalige Mailaktion hieß dann auch: Sie können sich in ca. 5 Monaten (!) mal wegen eines Vorgesprächs melden. Ob er dann relativ zügig einen Therapieplatz für mich gehabt hätte, wenn ich weniger "chaotisch" und gewesen wäre und wenn es organisatorisch anders (ohne Gutachterantrag) gewesen wäre, weiß ich nicht.)

Liebe Grüße, Zarra
Antworten