Er lässt mich nicht an sich ran

missBU
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Er lässt mich nicht an sich ran

Beitrag von missBU »

Liebe Forianer,
endlich hat es mit meinem Zutritt zum Forum geklappt. Möchte ich meine Geschichte auch erzählen, da ich in letzter Zeit sehr viel ähnliches gelesen habe. Es macht mich betroffen wie wenig Chancen man gegen diese fiese Krankheit hat. Ich bin ratlos, auch frustriert machtlos zu sein und nichts sagen zu dürfen. Deshalb meine Hoffnung hier im Forum. MEin nächster Weg wäre zum sozial. psychiologischen Dienst gewesen, denn meine lieben Freunde und Familie möchte ich nicht dauernd belasten.
ich habe im April diesen Jahres einen guten Bekannten wiedergesehen und wir haben uns ganz schnell super verstanden, besser gesagt es war sogleich etwas ganz besonders. Wir haben uns lieben gelernt mit solcher Intensität, daß es mir fast den Atem raubte. Alles war so offen, ehrlich, echt.
Bis dann gleich nach 2 Monaten der 1. Tiefschlag kam, er alles hinschmeissen wollte. Wir haben dann geredet ... und alles schien wieder gut Damals wusste ich noch nichts von dieser Depression in ihm.
Die darauffolgende Zeit war sehr schön, er konnte enorm viel Nähe zulassen und hat meine Anwesenheit genossen, mich zu seinen Freunden überall hin mitgenommen. Alles gut.

Dann kam vor 2 Wochen ein Brief von ihm - völlig überraschend, daß er nichts fühlen würde ich so eine tolle Frau sei, die alles hat, mitten im Leben steht ...und,und,und.... er aber blockiert sei und sprachlos! Wir redeten dann wieder und er versprach nicht gleich wieder alles hinzuschmeissen, denn er wünsche sich vom ganzen Herzen, daß alles gut wird.

Vor eine Woche dann der Supergau ... ein Gespräch von 15 Minuten ... ich kann nicht mehr, ich will das nicht, du bist nicht in meinem Herzen und nicht MEINE Frau...!!!!!! Für mich bricht eine Welt zusammen. ich wollte ihm dann erklären, daß ich ihn liebe und er momentan in einer Depression hängt und er nichts fühlen kann. Ein Fehler ich weiß ... damals wusste ich noch nicht so viel.
Ich bin so ratlos. Wir haben uns noch mehrere E-Mail geschrieben, bis gestern wo er mich bat das kranke Schwein in Ruhe zu lassen und ich nur Schuldgefühle bei ihm auslösen würde, die er nicht aushalten könnte. Und ich würde da nur etwas anrichten.

Kann mir jemand erklären, helfen, Mut zusprechen .... Betroffene? Angehörigen? Hoffe meine GEschichte war soweit nicht zuviel. Aber mit wenig Worten lässt es sich nicht ausdrücken.

Liebe Grüße MissBU


Lieber Cyranoo,
vielen lieben Dank für deine sehr schnelle Antwort und auch aus deiner Sicht als von der Depression betroffener.
Das mit den Gefühlen lässt sich wohl momentan nicht klären, das verstehe ich sogar, denn im Moment will er einfach nur eine Ruhe. Er hat mir in früheren Geprächen aber bestätigt, daß er immer aufrichtig war.
Nun sagte er aber letzte Woche, daß ich nicht in seinem Herzen sei und er da nichts fühlen würde.
Nach vielen lesen, habe ich eben erfahren, daß Menschen in dieser Phase der Depression eben nichts fühlen. Das bestätigt er mir auch.
Und er hat Angst wenn er mich trifft und mit mir spricht, daß er dann wieder zu mir ja sagt .... er widerspricht sich da und das macht mir so zu schaffen.
Klarheit bekomme ich Moment wohl nicht, da er nicht möchte, daß wir Kontakt haben, da sein Gedankenkarusell kreisen würde und ihn es jedes Mal fast umhauen würde wenn ich micht melde!
Ich weiß keinen Rat. Ich will ihn nicht mehr belasten und kränker machen.

Liebe Grüße MissBU
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Cyranoo
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Re: Er lässt mich nicht an sich ran

Beitrag von Cyranoo »

Hallo MissBU,

bevor ich antworte noch ein Hinweis.

Du solltest hier noch deine Eingangsschilderung ergänzen, damit alle Leser wissen, worum es geht.

Das machst du am besten so:

Gehe in den alten Beitrag, in dem du zuerst geschrieben hattest, markiere deinen Text, kopiere ihn (Strg + C), gehe dann wieder in dieses neue Thema zurück und dann findest du oben ein kleines Blatt mit Stift, mit dem du deinen Beitrag ändern kannst. Anklicken, dann das Kopierte oben einfügen (Strg + V).
missBU
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Re: Er lässt mich nicht an sich ran

Beitrag von missBU »

Lieber Cyranoo,
vielen Dank für die "Betriebsanleitung" hier .... ich werde dazu lernen. Hoffe nun passt alles
Schön, daß du mir ein wenig aus deiner Sicht erklären bzw. helfen willst.

Sonnige Grüße, Bedi
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Cyranoo
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Re: Er lässt mich nicht an sich ran

Beitrag von Cyranoo »

Hallo MissBU,

jetzt habe ich dich maximal verwirrt, aber so ist das mit uns Depressiven, wir richten nur Chaos an.

Aus dem, was du schreibst, sehe ich es so:

Er hat dich geliebt/liebt dich immer noch, aber an die Gefühle kommt er im Moment nicht ran. Das bedeutet aus meiner Sicht aber, dass Hoffnung da ist.

Irgendetwas hat den neuen Schub ausgelöst und alle Gefühle muss er sich versagen. Das ist eine Art Schutzmechanismus, um die Belastungen nicht ertragen zu müssen. Und mit dem Verzicht auf Traurigkeit, Wut, Freude versagt er sich (unbewusst) auch das Verliebtsein.

Deswegen ist JETZT nichts in seinem Herzen (bzw. es ist sehr tief versteckt). Es kann aber wieder kommen, wenn er aus der Depression findet.

Er sagt, er hat Angst, wieder "Ja" zu sagen. Vielleicht hat er noch größere Angst, dich (deine Liebe) zu verlieren, wenn du das wahre Ausmaß seiner Erkrankung mitbekommst. Das ganze Elend, die Hilflosigkeit. Er denkt vielleicht, dass er dann dich und deine Wertschätzung, Achtung, Zuwendung verliert. Obwohl er sich ganz tief im Innern vielleicht eigentlich nach dir sehnt.

Ich ziehe mal einen Vergleich zur Arbeitswelt.

In meiner schlimmen Phase habe ich die Arbeit aufgegeben. Obwohl alle mich bekniet haben, es weiter (mit weniger Belastung) zu versuchen. Die Angst, völlig zu versagen, war zu groß. Ich hätte so gern mit der Kraft eines Gesunden die Arbeit weiter gemacht, aber das Gefühl der Schwäche, des Nicht-Genügens war zu groß.

Ich habe lieber selbst aufgegeben, wollte nur da weg. Nur, um keine weitere Demütigung (weitere Leistungsabnahme) ertragen zu müssen.

Wahrscheinlich will er deshalb keinen Kontakt. Weil es ihm so schwer fällt und er annimmt, dass du diese extreme Unfähigkeit negativ aufnimmst. Das zu einer weiteren Abwärtsspirale führt.

Ich kann nicht sagen, was ihm konkret helfen kann. Er wird aber wahrscheinlich nicht aus eigener Kraft da raus kommen. Ich kenne den Wunsch nach Ruhe, nach Alleinsein so gut. Aber der Rückzug hat mir nie geholfen, die Situation immer noch verschlechtert. Aber er muss selbst da raus wollen, sich um Hilfsmöglichkeiten kümmern.

Ich wünsche euch beiden von Herzen alles Gute, Cyranoo
missBU
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Re: Er lässt mich nicht an sich ran

Beitrag von missBU »

Lieber Cyranoo,
noch einmal vielen Dank für deine lieben Worte und die Erklärungen.
Schon schlimm, daß man in diesen Phasen nicht an die Gefühle rankommt und nichts spürt. Für mich kaum oder schwer vorstellbar. Ich bin ein sehr feinfühliger Mensch und es tut mir weh, macht mich traurig wenn ich einem Menschen den ich liebe nicht helfen darf/kann.
Er erwarten zu viel von sich, neigt gerne zum Perfektionismus, hat auch Platzangst, Panikattacken und macht sich ganz schlecht mir gegenüber. ich werde als die perfekte Frau, die alles hinbekommt dargestellt, die so einen Mann doch gar nicht braucht und er so eine Frau nicht verdient hat. So ungefähr seine Worte. Gleichzeitig verletzt er mich damit, daß ich nicht in seinem Herzen bin und nicht seine FRAU. Das verstehe ich nicht. Bis vor kurzem hat er mich ständig gehalten, umarmt, gefragt wann wir uns wieder sehen etc. Es ist nicht zu verstehen.

Aber wenn du das so mit deiner Arbeit erklärst, also in anderen Lebensbereichen, klingt das anders bzw. besser nachvollziehbar. Von aussen besser reflektierbar.

ich denke nur leider, daß wenn er sich nicht mehr oder besser helfen lässt, die Spirale leider so weitergeht. Denn so alle 3 Wochen eine Therapiestunde kann ich mir nicht vorstellen, daß das hilft.
Oder wie sind da deine Erfahrungen.

Ich wünsche dir noch einen wunderschönen Abend und nochmals Danke für die Tips und Offenheit von Dir.

Liebe Grüße Bedi
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dm67
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Registriert: 5. Sep 2013, 03:19

Re: Er lässt mich nicht an sich ran

Beitrag von dm67 »

Hallo MissBu,

ich bin auch neu hier und kann mich unserem Vorredner nur anschließen. Ich bin selbst Betroffener von Depressionen.

Ich sehe bei deiner Schilderung auch eine Chance, dass ihr es schaffen könnt, dies gemeinsam durchzustehen. Voraussetzung dafür ist, dass dein Partner selber Hilfe möchte. Und nicht nur, weil du es gerne möchtest. Es hängt ganz allein von ihm ab. Bitte kein Druck ausüben.
Wie du schreibst, ist er alle 3 Wochen in der ambulanten Therapie. Ob das Ausreichend ist kann der Therapeut/in einschätzen und natürlich vielleicht dein Partner.

Zumindest brauchst du jetzt viel Kraft. Dein Partner kann dir für diese Zeit keine Kraft geben. Suche dir Menschen in deiner Umgebung, denen du vertraust ( Familie, Freunde, Selbsthilfegruppe u.a. ). Nimm dir Zeit für dich. Daraus ziehst du deine Kraft.

Ich kann dir diese Zeilen schreiben, weil ich dies selbst erlebt habe und meine Frau eine lange Zeit eine Stütze für mich war und immer noch ist ( 1/2 Jahr ambulante Therapie / 6 Wochen + 9 Wochen stationäre Therapie / 2 Monate amb.Therapie / 6 Wochen Reha / 2 Monate Wiedereingliederung in den Arbeitsplatz ). Wie der Weg verläuft, hängt von deinem Partner ab. Es ist eine Gradwanderung. Bitte gehe nicht davon aus, dass dies ein einfacher Weg ist. Aber es ist machbar. Er liebt dich. Kann es dir aber eine zeitlang nicht zeigen. Es hat nichts mit dir zutun. Das Gefühl fühlt sich in dieser Zeit nicht immer gut an. Weil man seinem Partner zeitweise nicht mehr wiedererkennen wird. Es ist ja auch eine Krankheit.

Ich wünsche dir viel Mut, Kraft und Energie.
Lieben Gruß Dirk

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missBU
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Re: Er lässt mich nicht an sich ran

Beitrag von missBU »

Lieber Dirk,
ich würde es so gerne glauben, daß es Hoffnung gibt. Allerdings verliere ich den Zugang zu ihm wenn ich nicht mal mit ihm reden darf. Ich bin total im Zweifel. Liebt er mich überhaupt noch? Ist das meine Illusion?
Mein Gefühl sagt mir ja .... denn er hat sich ja ganz anders verhalten als wir uns noch getroffen haben. Er ist auch ein ehrlicher Mensch der einem nichts vormacht. Nur was passiert jetzt? keine Gefühle? Kommen die dann überhaupt wieder zum Vorschein, oder sind sie dann weg? Das alles kann ich gar nicht einschätzen weil er nicht mit sich reden lässt.
Am WE fährt er weg. Das kann er, das ist gut, aber für mich auch wieder schwierig zu verstehen. Ich weiß er muss vorwiegend um sich schauen. Ich bin verzweifelt.
Wenn man zusammen lebt/wohnt hat man eher Zugang zum anderen, wir leben aber getrennt und somit hänge ich in der Luft und versuche zu atmen....
Heute hatte ich eine schreckliche Nacht, meine Gedanken kreisten und habe mich nur hin und her gewälzt. Schrecklich ...
Man frägt sich wieso muss das alles so sein? Ist es dein Weg? eine Strafe ... bin sehr traurig

Danke und willkommen lieber Dirk für deine einfühlsamen guten Worte .... es ist toll hier Menschen zu treffen, die Ahnung von der Krankheit haben und auch Hoffnung machen, allerdings auch ehrlich sind.

einen schönen Tag mit Sonne im herzen, missBU
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Peterbond
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Re: Er lässt mich nicht an sich ran

Beitrag von Peterbond »

Hallo Bedi
Ich fühle mit dir und
sehe das als eine Art Selbstschutz der Kranken an das sie alle Gefühle ausschalten.
Dadurch sind sie weniger beeinflusst und könnten sich auf das wesentliche Konzentrieren....
Könnten ...
Ich glaube es ist besser das du das nicht mit ansehen muss. Meine Frau ist nur eine hülle wenn sie zuhause ist, kaum einer Regung fähig.
Sie gibt mir die schuld, auch wenn die Therapie am Anfang des Jahres festgestellt hat das sie noch Themen für 3 weitere Vergangenheit Verarbeitungs-Therapien hätte..

Somit ist die Räumliche Trennung für dich und ihn vielleicht besser.
Überstürze bitte nichts, gib ihm und dir Zeit.. Du kannst ihm derzeit nicht helfen, denke ich..

Wünsche dir die Kraft und alles gute
Gruß
PeterB
Cyranoo
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Re: Er lässt mich nicht an sich ran

Beitrag von Cyranoo »

Liebe Bedi,

es tut mir sehr leid, dass du so leidest.

Viele Menschen können sich nicht vorstellen, keine Gefühle zu haben, aber ich kann dir versichern, es geht. Man versteinert innerlich, wird zur Lebensmaschine. Man lässt seelische Verletzung nicht mehr zu.

Im Moment ist sein Selbstwertgefühl im Keller. Deswegen hat er das Gefühl, dir nicht zu genügen, muss dich meiden. Er will dich nicht verletzen, er will sich selbst vor weiterer Verletzung schützen (Ablehnung, Scheitern in der realen Beziehung). Es ist für ihn wahrscheinlich leichter, das Scheitern selbst vorweg zu nehmen, als es erleben zu müssen.

Meine Erfahrungen bezüglich Hilfe von außen sind leider auch nicht sehr gut. Aber das sind immer ganz individuelle Erfahrungen und jede Situation ist anders. Ein Termin in drei Wochen ist zu wenig, ohne Frage. Da können kaum Kontinuität und Vertrauen hergestellt werden.

Ein Ansatz könnte sein, herauszufinden, ob es einen konkreten Auslöser für die neue Episode gegeben hat (eine aus seiner Sicht extreme Enttäuschung). Wenn man so ein (für ihn) belastendes Ereignis relativ schnell und erfolgreich aufarbeiten kann, kehrt bei ihm vielleicht ein bisschen Zuversicht zurück.

Dirks Hinweis, dass du auf dich achten musst, halte ich für sehr wichtig. Viel ablenken, sich viel austauschen und: auch die Möglichkeit eines Scheiterns klar vor Augen führen.

Bedenklich finde ich, dass du nicht mit ihm reden "darfst". Das geht eigentlich nicht und zeigt, dass seine Strategie nicht die (rationale) Einsicht ist, sondern der Rückzug, die Aufgabe, die Passivität. Es sollte ihm eigentlich möglich sein, zumindest auf dich einzugehen. Nicht rund um die Uhr (das lässt die Kraft nicht zu), aber doch so, dass du weißt, woran du bist.

Ich finde es schlimm, wie verzweifelt du bist und wünschte, ich könnte ein bisschen helfen. Aber Liebeskummer ist eine sehr schlimme Sache, erst Recht, wenn eine so irrationale Sache wie die Depression mitspielt. Bitte denke an dich.

Viel Trost und liebe Grüße vom Cyranoo
missBU
Beiträge: 216
Registriert: 31. Aug 2013, 10:28

Re: Er lässt mich nicht an sich ran

Beitrag von missBU »

Lieber Cyranoo, Dirk, Peter,
ich bin sehr froh, hier auf so Menschen wie euch zu treffen. Eine die trotz eigener Krankheit die Kraft und den Mut haben hier zu helfen und die Gedanken anderer zu leiten oder zu stützen. Das macht mich fast schon sprachlos.
Die vielen tollen ernstgemeinten und ehrlichen Worte .... einfach toll!
Es hilft mir stückweise den Menschen zu verstehen den ich liebe und so "zurücklassen" muss. Ich frage mich wie weit ich mich da aufgeben soll? meine Gefühle und Gedanken. Die schwirren ja auch rund um die Uhr und hören Nachts nicht auf.
Cyranoo, du meintest, daß er durch seine Passivität sich nicht auseinandersetzt, bzw. sich nicht wert fühlt. Auch daß er lieber etwas beendet was er nicht denkt leben zu können.
Ich würde gerne von euch wissen, nur wenn man diese Frage auch beantworten kann, ob ihr mir denn raten würdet mal einfach zu ihm zu fahren und mit im reden. Momentan traue ich mich nicht, da ich ihn nicht drängen bzw. noch mehr "krank machen" möchte. Denn welch Ironie .... ich bin ja die "Gesunde". Bin ich das? Das frage ich mich wirkich!

ich leide sehr, würde gerne einfach mehr verstehen, es in meine Gedanken einbrennen und Frieden schliessen. Nur es ist nicht oder gar nicht einfach. Sonder sehr sehr schwer. Diese Machtlosigkeit ohne Gewissheit und die Hoffnung auf Liebe.
Ich versuche mich auch mit der Chancenlosigkeit dieser Beziehung auseinanderzusetzen. Wie geht es dann weiter? Alles ist möglich.

Wie schlimm ist es denn wenn man in dieser akuten Phase ist , wenn man dann noch sozusagen mit den Problemen belagert wird? Nicht auszuhalten? Das will ich nicht.... dazu habe ich zuviel Gefühl für ihn, auch als Mensch.

Versuche mich heute Mittag ein wenig abzulenken, fahre mit meiner Tochter einen Schrank kaufen ... .das fällt mir schwer. Sie leidet auch unter der Traurigkeit ihrer Mutter.

Liebe dankbare Grüße an Euch ... schön, daß es euch gibt!!!!!
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MUT65
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Re: Er lässt mich nicht an sich ran

Beitrag von MUT65 »

Liebe Bedi,

ich bin in ähnlicher Situation wie Du.
http://www.diskussionsforum-depression. ... 1358632983

Schreibe im Moment wenig, weil mir die Kraft fehlt.....bei uns ging es 8 Monate mit schwerer Depression, dann hat er sich getrennt. Zuvor waren wir über 2 Jahre ein wirkliches Liebespaar - uns verband aufrichtige Liebe, alles weg.....

Ob man als Angehörige gesund bleiben kann ?
Mir ist es nicht gelungen. Mich haben die rasanten Veränderungen meines Partners völlig überfordert. Dann noch der Stress und Kummer mit einem pupertierenden Sohn - ich bin selbst fast gefallen und nehme seit Ende des letzen Jahres ein AD.

Mir nützt im Moment auch meine Therapie nicht mehr viel. Mein Kopf hat begriffen, dass er wegen der Depression unsere Beziehung nicht mehr leben konnte - wir waren sehr eng miteinander.
Er kann/konnte gar keine Beziehungen mehr leben - aufgefallen ist es ihm, als ihm selbst sein über alles geliebter 9 jähriger Sohn zuviel wurde....

Da hat er endlich Hilfe zu gelassen - es war aber so spät, dass eine ambulante Therapie 1x wöchentlich nicht ausgereicht hat. Auch eine Tagesklinik nicht.
Jetzt ist er seit drei Wochen in einer Klinik - stationär. Ich hatte bis einen Tag vorher Kontakt mit ihm. Ihn so am Boden zu sehen und genau das zu fühlen was Du beschreibst, nämlich dass ich ihm nicht helfen konnte, egal was und wie ich es tat - tut unendlich weh und zerrt....

Ich denke es ist ein Unterschied,ob ein Partner "plötzlich" erkrankt ( obwohl es ja immer Vorboten gibt) oder man als Angehöriger schon jahrelang damit vertraut ist.

Ich habe seine anfänglichen Veränderungen - seine plötzliche Kälte, auf mich bezogen. Er gab keine Nähe und Zärtlichkeit mehr, brauchte aber auch selbst keine mehr . Immer nur wortlose Distanz - ich hab so gelitten. Mantramäßig sagte er dass es nicht an mir läge und er die Beziehung nicht verlieren will - das war aber das Einzige was erkennen lassen sollte dass er mich noch liebt.

Ich habe viel zu spät begriffen was mit ihm los ist und er auch......da waren wir schon tief im Sumpf...

Es gibt kaum noch Menschen in meinem Umfeld die mich verstehen. Dass ich nicht abschließen kann und diesen "Loser" endlich aus meinem Herzen streiche....

Das macht mich einsam, denn ich liebe ihn. Er hat mir versprochen sich aus der Klinik zu melden - bislang kam noch nichts...
Ich denke jeder von uns muss seinen Weg finden - wenn Du genügend Gefühle hast, dann bewahre sie Dir. Ich habe mein Leben soweit ganz gut im Griff äußerlich ......innerlich weine ich, ok meine Sache ich könnte mich ja anders entscheiden.

Wir hatten eine wirklich gute Zeit und wollten zusammen ziehen. Sind 46 und 48 Jahre alt, haben beide eine gescheiterte Ehe hinter uns und wussten sehr genau,wieviel wir uns bedeuten.

Ob nach einer Depression die Gefühle wiederkommen ?
Wenn ich das nur wüsste - ich hoffe darauf !
Ich hoffe darauf das es eine Annährung geben kann, was dann wird, werde ich sehen.

Mein Vertrauen hat sehr gelitten - manchmal kommt auch Wut hoch.....warum hat er zugesehen was mit uns passiert - warum nicht früher Hilfe gesucht, wenn das, was einem so heilig und wichtig ist, nicht mehr gelebt werden kann.....WARUM ???

Aber dann denke ich an ihn und wie klein und völlig fertig er am Tag vor der Klinik war....so leer, so kaputt - wie kann ich da auf ihn wütend sein...."ich wusste es nicht besser" hat er gesagt....

Ich fühle mit Dir...versuche Dich halbwegs stabil zu halten- pflege Freundschaften, ernähre Dich gut, mach' Sport oder das was Dir gut tut - ich weiß dass das sich wie Hohn anhört, denn bei allem was ich an schönen Dingen erlebe, denke ich an ihn.....

Zwei Ertrinkende können sich aber nicht das Schwimmen beibringen.......

Lieber Gruß,
Mut
Wenn du einen Menschen glücklich machen willst, dann füge nichts seinem Reichtum hinzu, sondern nimm ihm einige von seinen Wünschen.
Epikur von Samos
julcas
Beiträge: 569
Registriert: 11. Mär 2011, 17:57

Re: Er lässt mich nicht an sich ran

Beitrag von julcas »

Hallo Bedi,

willkommen hier im Forum.

Du tust sehr gut daran mit deiner Tochter einkaufen zu gehen. Das wird dich ein wenig ablenken. Die Idee mit dem sozialpsychiatrischen Dienst ist eine sehr gute Idee. Das Forum kann sehr viel helfen, doch das reale Gespräch mit Menschen, die sich mit der Krankheit auskennen, hilft noch mal mehr, jedenfalls mir.

Ob du deinen Freund besuchen sollst, kann ich dir nicht sagen. So individuell wie wir Menschen sind ist auch diese Krankheit.

Ich denke auch das er dich liebt, doch ich denke ebenfalls das er von Angst getrieben wird. Angst vor Schmerz, Trennung, Verlassen werden u.s.w.

Ich hatte das Glück in der schweren depressiven Phase meines Freundes, doch täglich anrufen zu dürfen. Bei ihm ging nichts, während dieser Zeit. Er ging an kein Telefon, verließ seine Wohnung nicht, zur Psychologin ging er nur sporadisch. (wenn es seine Kraft zuließ)Wit telefonierten abends manchmal nur Sekunden. Ich merkte am Klang seiner Stimme wie es ihm ging. Ging es ihm ganz schlecht, war seine Stimme kaum zu hören, dann verabschiedete ich mich gleich wieder, damit er sich ausruhen konnte.

Ich schrieb meinem Freund ab und an einen Brief, in dem ich nur bei mir blieb. Ich sicherte ihm zu das ich ihn liebe und das er alle Zeit hat um wieder gesund zu werden. Ich versprach ihm, immer für ihn da zu sein und ihm zu helfen, wenn er Hilfe braucht und diese zulassen kann. Ohne Erwartung, ohne Fragen, ohne Druck, so das er nicht das Gefühl hatte darauf antworten zu müssen. Heute weiß ich, das er diese Briefe alle aufgehoben hat und immer wieder gelesen hat. Er freute sich wirklich darüber und es bedeutete ihm viel das ich an ihn dachte.

Ich lernte in dieser schwierigen Zeit, nach mir zu schauen und gut für mich selbst zu sorgen. Ich unternahm viel mit meiner Freundin, ging viel mit meinen Hunden laufen und hatte einige Gespräche beim sozialpsychiatrischen Dienst. Heute gehe ich seit einigen Wochen zur Diakonie und auch diese Gespräche tun mir sehr gut, tun unserer Beziehung gut.

Ich möchte dir Mut machen. Wenn eure Beziehung so tief war, wie du schreibst dann besteht eine gute Chance, das ihr irgendwann wieder glücklich seid.

lg julcas
missBU
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Registriert: 31. Aug 2013, 10:28

Re: Er lässt mich nicht an sich ran

Beitrag von missBU »

Liebe Mut, liebe Julcas,
es ist immer wieder heftig andere Geschichten zu lesen, die sich dann doch sehr ähneln. Heute ist so ein schlimmer Tag, daß ich meine Gedanken gar nicht geordnet bekomme. War zwar mit meiner tochter beim einkaufen, aber bei jeder Erinnerung die es auf diesem Weg gab bin ich zusammengezuckt und habe mehrmals heftig geweint. Von Spass kann da keine Rede sein. Morgen habe ich mite einer Freundin wandern ausgemacht und weiß noch gar nicht wie ich das schaffen soll. Ich bin über mich selber erschrocken wie tief mich das bewegt und es ist tatsächlich so, daß man eben ganz plötzlich aus dieser schönen innigen Beziehung rauskatapuliert wird. Ohne Vorwarnung und mit Schleudersitz!!!!!
ich weiß wirklich keinen Rat, was gut oder schlecht ist. Ich hoffe nur auf irgendwelche guten Tage wo dann irgendeine Erkenntnis auch für mich kommt.
Und niemand kann sagen wie die Geschichte ausgeht und wie lange man warten muss. Alles schier unerträglich.
Meine Tochter tut mir auch sehr leid, sie hat gestern bei ihrer Omi gesagt, daß sie gerade gar nicht gerne zu Hause ist und wir haben normalerweise so ein gutes Verhältnis. Sie hat dann heute auch wieder geweint. so was macht dann noch mehr betroffen.

Und mir geht es genauso, daß manche Freunde oder meine Schwester zu mir sagt, du musst den vergessen, das ist am einfachsten ... da fällt mir dann nichts mehr dazu ein.

Habe überlegt ob ich ein WE in ein Schweigekloster gehen soll und mich da ganz meinen Gedanken hingeben ... vielleicht bringt es ja was.
Hat jemand Erfahrung damit?

Es tut so weh, wenn man so hilflos ist und jemanden aus seinem Herzen verliert und man nicht weiß ob es diese Krankheit ist die kein Gefühl zulässt oder Realität? Man macht sich irre.

Heute ist kein schöner Tag trotzdem ganz lieben Dank nochmal und nochmal .... es hilft wenigstens hier Verständnis zu erfahren.

missBU
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dm67
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Re: Er lässt mich nicht an sich ran

Beitrag von dm67 »

Liebe Bedi,

es ist herzzerreissend, wir Ihr beide leidet und traurig seit. Ich hoffe du schöpfst hier im Forum einwenig Kraft und Mut.

Mit einem Schweigekloster habe ich leider keine Erfahrung, aber ich denke, der Austausch mit Menschen, die etwas davon verstehen ist in erster Linie für dich sehr wichtig. Das mit dem sozial psychologischem Dienst ist ein sehr guter Gedanke.
Auch die Anregung von "julcas" einen Brief zu schreiben, ist vielleicht ein Gedanke, der dir hilft nicht untätig zu sein.
Dein Gefühl, das du ihn möglicherweise dadurch kränker machst, kann ich dir nehmen.
Er ist schon krank.

Ich kann den Rückzug vom Allem ( den auch Cyranoo beschreibt ) nur bestätigen. Ich selbst habe mich in meiner schlimmsten Phase in die äußerste Ecke zurückgezogen. Wollte und konnte keine Nähe zulassen. Habe liebe Worte nur sehr dumpf wahrgenommen, konnte sie nicht einordnen, nicht empfinden und nicht spüren. Wie unter einer Käseglocke. Zwar noch Schatten durch das Glas gesehen, aber wie meine Frau berichtete, nur bruchstückhaft geantwortet, teilweise ohne Sinn und Verstand. Ich kann das leider nur nochmal bestätigen, dass ich an meine Gefühle für irgendjemandem ( Frau, Kinder, Freunde, Familie ) nicht rangekommen bin.
Alle hatten in dieser Zeit sehr gelitten. Aber ich habe nichts gespürt.

Trotzdem kann ich sagen, dass meine Gefühle wieder da sind. Ich meine Krankheit akzeptiert habe. Ich weiß jetzt, dass ich ein anfälliger Mensch für Depressionen bin. Und ich habe gelernt, mit mir Sorgfältiger umzugehen, zeitweise auch immer mit Hilfe meiner Frau <3.

Liebe Bedi. Wie du liest, kann es klappen, aber jede Depression ist eine Andere. Und ob der steinige, schwere Weg der Richtige für DICH ist oder der angeblich leichtere Weg, wie deine Schwester schildert, ist deine und nur deine Entscheidung. Du brauchst dafür sehr viel Kraft und Energie, aber ob ein für euch tragfähiges Ergebnis am Ende des langen Tunnels dabei rauskommt, kann ich dir nicht versprechen.
Nach deinen Schilderungen habe ich das Gefühl, dass dein Freund einiges von seinen Defiziten weiss, wenn er dir selbst gegenüber seine Platzangst und Panikattacken erwähnt hat!? Aber wohl nicht weiss wie er damit umgehen soll und kann. Daher sein Rückzug. Das würde dann auch zum Gedanken von Cyranoo passen, den er hier beschreibt:
>Er sagt, er hat Angst, wieder "Ja" zu sagen. Vielleicht hat er noch größere Angst, dich (deine Liebe) zu verlieren, wenn du das wahre Ausmaß seiner Erkrankung mitbekommst. Das ganze Elend, die Hilflosigkeit. Er denkt vielleicht, dass er dann dich und deine Wertschätzung, Achtung, Zuwendung verliert. Obwohl er sich ganz tief im Innern vielleicht eigentlich nach dir sehnt.<

Deine Zweifel und Fragezeichen kann ich sehr gut verstehen. Das Gefühl zu haben, das er dich noch liebt, aber nicht Fassbares zurück kommt. Ich leide mit dir.

Trotzdem möchte ich dich nochmals bitten, dich dabei nicht zu vergessen. Sei in erster Linie gut zu dir und zu deiner Tochter. Daraus ziehst du deine Kraft, die du brauchst.

Wünsche dir viel Mut, Kraft und Energie.
Lieben Gruß Dirk

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missBU
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Re: Er lässt mich nicht an sich ran

Beitrag von missBU »

Lieber Dirk,
das was du schreibst lässt mich hoffen. Vielleicht darf ich dich nochmal um Rat fragen. An diesen einen "abschliessenden" Brief habe ich auch schon gedacht. In den ich alle meine Gedanken und Meinung auch meine eigenen Sorgen reinschreibe und ihm diese Hand reiche.
Meine Bedenken dabei sind allerdings, daß ich ihn in irgendwas reinstürze bzw. etwas anrichte mit meinem Verständnis, denn so ähnlich hat er sich bereits auf eine E-Mail von mir geäussert und mich gebeten das nicht zu tun.
Da er damit immer wieder beeindruckt von mir wäre und dies dann in ihm Schuldgefühle, daß er mir weht tut auslösen würde.
.... und dann wenn ich warte, ist die grosse Frage hat er dann noch Gefühle für mich? oder ist alles einfach nur "überstanden"?

Ich weiß das kann mir niemand beantworten.
Trotzdem hilft es mir lieber Dirk, daß du schreibst, daß du auch nichts mehr fühltest und deine Gefühle wieder da waren. Das freut mich für Dich und deine Familie, denn das gibt Hoffnung und Kraft.

Mein Freund stürzt sich momentan am WE in sein Hobby ein Motorradclub und versucht sich da etwas abzulenken, dort hat er tolle Freunde. Und unter der Woche arbeitet er enorm viel (60 Stunden und mehr) .... das zerfrisst ihn und ist für mich das eigentliche bzw. hauptsächliche Problem aus dessen Hamsterrad er nicht rauskommt, da er ein nicht risikobereiter Mensch ist (sagt er selber).
So macht er lieber weiter und verkümmert in seinem Job.
Ich denke er hat einfach viele "Baustellen" noch offen, die es zu verarbeiten gibt. Und ich weiß das kann nur er alleine lösen oder sich helfen lassen, aber er muss es zulassen und die Schritte dann selber tun.
Ach ... es ist nicht schön......
heute nehme ich aber euren Rat an und gehe nachher mit eine sehr guten Freundin wandern in die Berge, versuche mal an mich zu denken, was ich die ganze letzte Woche gar nicht getan habe. Meine Gedanken kreisen eigentlich nur um ihn

Schönen Samstag und lasst die Sonne in euer Herz <3 (das hat mein Freund auch immer zu mir gesagt)
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dm67
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Re: Er lässt mich nicht an sich ran

Beitrag von dm67 »

Liebe Bedi,

ich hoffe, du hattest einen schönen Tag beim Bergwandern.

Dein Brief kann ja auch nur ein Hilfsangebot sein. Du musst auch damit rechnen, dass er dein Angebot nicht annehmen will, nicht annehmen kann oder zur Zeit nicht annehmen kann. Oder dein Brief der Halt ist, den er braucht, ohne zu Wissen, dass es so ist. Du kannst ihn nur deine Freundschaft anbieten und deine Hand entgegenstrecken. Heißst für dich, dass du auch einen Schritt zurückgehen solltest. Keine Erwartungen an ihn hast und auch kein Druck ausübst. Du allerdings auch auf dich achten must, mit deinen eigenen Gefühlen für ihn. Im häufigsten Fall nimmt der Betroffene erst Hilfe an, wenn er ganz unten ist oder die Erkenntnis für sich gewinnt, etwas für sich zutun. Aber wenn man mal im Hamsterrad drin ist und nichts ändern möchte, eher nur mit Flucht reagiert und Ruhe sucht, ist die Erkenntnis noch weit weg.
Deine Bedenken, dass du ihn in etwas reinstürzt? Er ist schon in seinem Hamsterrad. Und bis man die Selbsterkenntnis entwickelt, dafür selber etwas tun zu müssen und sich selber Hilfe sucht und/oder Hilfe annimmt, kann es auch noch ein langer Weg sein.
Und auch wenn du wartest, kannst du dir nie sicher sein, dass da dann noch Gefühle für dich sind. Mal ehrlich. In einer "normalen" Beziehung kann man sich doch auch nicht sicher sein.
Deshalb ist es für dich besonders wichtig, zum großen Teil auf dich selbst zu achten und auf deine Tochter. Sie ist diejenige die deine Hilfe annimmt und auch etwas zurück gibt. Von deinem Freund kannst du beides nicht erwarten.
Gerade die eigenen Gefühle machen solch eine Situation gerade schwer. Und es ist zeitweise unerträglich. Und die Frage, warum mache ich das alles mit? Ohne Antwort damit klarzukommen. Gerade hier im Forum gibt es viele Beispiele, wo es auf dem Weg zum Licht am Ende des Tunnels viele mögliche Bruchstellen für eine Beziehung gibt, die hier ausführlich erklärt werden. Die Up und Downs.
Ich hoffe, ich kann dir einwenig helfen. Denn auch meine Sichtweise ist eine sehr Spezielle.

Wünsche dir Mut, Kraft und Energie. Egal welchen Weg du gehst. Es sollte auf jedenfall DEIN Weg sein.
Lieben Gruß Dirk

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Wer die Musik der Seele hört, beherrscht die Melodie des Lebens.
missBU
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Re: Er lässt mich nicht an sich ran

Beitrag von missBU »

Lieber Dirk,
deine Sichtweise, trifft sehr wohl gerade meine gesamte Gefühls- und Gedankenwelt. Und es trifft genau den Punkt...zumindest was ich selber auch denke. Das ist immerhin schon mal ein Weg denke ich.
Ich habe bisher eine E-Mail verfasst, die aber noch als Entwurf gelagert ist und ich warten möchte ob ich mir diesen Gedanken auch sicher bin. Darin biete ich nochmal meine Hilfe an .... letztmals als Zeichen, dann erwarte ich Rückmeldung von ihm. Ich werde dann versuchen nichts mehr zu tun, ausser für mich.
Denn wie du schreibst und ich auch bereits erfahren habe ist es eine sehr harte Zeit, weil man doch nicht sicher weiß ist es nun die Krankheit oder einfach wirklich kein Gefühl mehr?? Das ist meine ich das eigentliche Problem.... daß man eben nichts sicher weiß.
Meine Bergwanderung war super, super schön und durch das stetige laufen, auf Tritte achten, die schöne beeindruckende Landschaft und Stille kann man sehr gut abschalten. Leider kann man das nicht jeden Tag für sich erreichen. Aber es war ein schöner Tag, bis Abends dann wieder diese Gedanken kamen und ich in meinen Kopf eingeschlichen haben.
Nenne es mal einfach auch mein Kopfkarusell.

Lieber Dirk ich danke dir mal wieder für deine ehrlichen Worte, die gut angekommen sind.... und sollte ich dir auch mal mit Rat und Tag zur Seite stehen können, zögere nicht....

Schönen Sonntag und liebe Grüße missBU
Happiness isn`t about getting what you want all the time,

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dm67
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Re: Er lässt mich nicht an sich ran

Beitrag von dm67 »

Liebe Bedi,

ich wünsche dir die Richtigen Worte, die deinem Herz und deine Gedanken entsprechen, mit der Hoffnung, das du mindestens eine kleine Reaktion bekommst. Du hast eigentlich eine Antwort verdient. Sei aber nicht enttäuscht, wenn nichts zurückkommt. Depressive reagieren halt so. Hast du ja in einem anderen Chat selbst mitgelesen . Danke dort für deine Worte.
Bin selbst in meiner Rehazeit sehr gerne gewandert und geklettert. Hat mir sehr gut getan. Bewahre dir solchen schönen Tag in deinem Herzen. Bin z.Zt. einwenig außer Gefecht gesetzt, da ich vor ca. 14 Tagen eine OP hinter mir hatte. Deshalb grad auch hier zeitweise im Forum. Aber wie ich sehe, liest du hier fleißig mit und siest dabei einige Beispiele, die ähnlich gelagert sind.

Danke für dein liebes Angebot. Bei Gelegenheit komme ich gerne darauf zurück.

Hoffe vor dir zu lesen, wenn es bei dir wieder etwas neues gibt.

Wünsche dir viel Mut, Kraft und Energie.
Bleib so wie du bist.
Lieben Gruß Dirk

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missBU
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Re: Er lässt mich nicht an sich ran

Beitrag von missBU »

Lieber Dirk,
schön von dir zu hören und ich hoffe dir geht es gut wegen OP? Jedenfalls freut es mich, deine Meinung zu hören und versuche viele Dinge umzusetzen, zu verstehen und auch an meiner Geduld zu arbeiten.
Jetzt habe ich diese E-Mail weggeschickt, weil ich einfach auf mein Gefühl gehört habe und nicht nichts tun konnte.
Ich habe ihm aber geschrieben, daß es auch reicht wenn er nur sagt daß er momentan nichts antworten kann. Ich möchte einfach mal eine Rückmeldung wie es ihm denn geht.

Hoffentlich habe ich ihn nicht gleich wieder überfordert. ABer jetzt ist es raus und ich denke lesen kann man diese Gedanken ja mal. War sehr vorsichtig und doch habe ich meine Stellung/Gefühle auch ausgedrückt, daß auch bei mir die Gedanken kreisen.

Dirk, du hilfst mir sehr diese Welt zu verstehen, wo nicht immer alles so einfach ist und finde es toll, daß du dir die Mühe machst, trotz Krankheit hier zu sein.

Danke für deine Wort ... und mein Angebot gilt

Liebe Grüße missBU
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missBU
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Re: Er lässt mich nicht an sich ran

Beitrag von missBU »

Hallo an alle,
... die mein Thema interessiert.
Habe doch nochmal Kontakt zu meinem Ex-Freund aufgenommen und es entwickelt sich zum absoluten Horror.
Er beschreibt mich als die Frau nach der er sucht und eigentlich als seine Traumfrau, die alles hat was er sich wünscht und geht nochmal auf unser Kennelernen ein, das für ihn genauso einzigartig war wie für mich. Dass ich ihn fasziniere, er begeistert von mir ist, mich als Frau schätzt, schön findet und alles im Griff hat nur und nun kommt der Horror für mich .... es nicht geknallt hätte nirgends.
Seine Gefühle und Nähe aber echt waren, aber eben dann immer mit diesem Beigeschmack, doch nicht die 100 % erreicht zu haben (so nenne es ich jetzt mal).
Er wartet glaube ich auf das grosse Gefühl und verirrt sich dann in der Sackgasse vor lauter nachdenken.
Ich kann nicht glauben, daß ein erwachsener Mensch noch erwartet immer auf dieser berühmten Wolke zu schweben.
Das gibt es doch gar nicht.
Oder bin ich jetzt falsch?
Für mich bedeutet Partnerschaft, daß ich einen Menschen gerne um mich habe, Nähe zulassen kann, ihn schätze, achte, mit ihm lachen kann, ihm vertraue, mit ihm gerne Zeit verbringe, wir Gemeinsamkeiten haben, ihn schön und attraktiv finde (Ansichtssache ich weiß ....
Wie lange hat man diese Schmetterlinge? Das ist ein schönes Gefühl, doch das weicht dieser Sicherheit jemanden besonderen gefunden zu haben.

ich bin frustiert, enttäuscht, daß ich mich als Traumfrau beim ihm erklären muss und ihm das aufzeigen soll .... Muss ich das? Kommt man da nicht selber drauf?
Er will seine Welt sortieren und dann wollen wir reden ... ich weiß nicht ob das etwas bringt. Ehrlich, er hat meiner Meinung nach das Sinnbild der Liebe verloren und wartet auf die nächst Traumfrau die es nie so geben wird.

Was meint ihr?

Liebe gute Nacht Grüße
Bedi
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dm67
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Registriert: 5. Sep 2013, 03:19

Re: Er lässt mich nicht an sich ran

Beitrag von dm67 »

Liebe Bedi,

schön von dir zu lesen. Die Entwicklung in deinem Fall ist schon außergewöhnlich. Das du frustriert und enttäuscht bist, kann ich total nachvollziehen.

Welche Welt will er sich denn sortieren? Wenn es seine Defizite bzw. Krankheit betrifft o.k. Oder wirklich glaubwürdige Gründe benennt, die einer Beziehung nur zur Zeit im Wege stehen. Auch o.k. Aber sich reduzieren zu lassen, weil an den 100% einige wenige Prozentpunkte fehlen ist schon schräg. Wer findet schon die 100% Übereinstimmung in der Wahl seines Partners. Ich möchte mal behaupten, das meine Übereinstimmung zu meiner Frau knapp an die 70% heranreicht, aber ich Liebe sie mit ihren Macken und Fehlern. Kein Mensch ist vollkommen. Klar. Jeder sucht seinen Weg zum Glück, aber so nah an seiner Traumfrau?

Ich werde das Gefühl nicht los, dass er bei sich noch etwas aufzuarbeiten hat. Etwas in Ordnung bringen muss. Sich selber nicht traut. Irgendwo liegt die Ursache des Ganzen begraben, wenn du sein Herz trotzdem nicht erreichen kannst. Er sich beim Schreiben von Mails so schwer tut. Nicht den sogenannten Knall hört und spürt, obwohl seine Gefühle und Nähe aber echt waren. Hier in eine Panik verfällt, dir nicht zu Genügen (wohlmöglich seine Wahrnehmung), sich selber nicht für Wert erscheint, dich als Partnerin sozusagen "das Wasser reichen zu können".

Es bleibt nach meiner Meinung nur einen Schritt zurückzugehen. Wenn möglich den Kontakt als Freundin zu halten. Keinen Druck in Sachen "Liebe jetzt" auszuüben und die Zeit für sich laufen zu lassen. In der Hoffnung, das es vielleicht nochmal in die richtige Richtung geht. Wird für dich schwer, aber was ist schon leicht im Leben.

So liebe Bedi. Nun mal Luft raus. Durchatmen. Sich mal schütteln. Deine Kraft für deinen neuen Tag sammeln. Bei Bedarf auch gerne mal Weinen. Dafür gebe ich dir gerne mal meine Schulter . Und nach vorne schauen. Du wirst dein Glück schon finden. Gilt für alle, die in einer ähnlichen Situation sind.

Liebe Bedi. Schicke dir viel Mut, Kraft und Energie.
Lieben Gruß Dirk

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SadSadie
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Re: Er lässt mich nicht an sich ran

Beitrag von SadSadie »

Hallo Bedi,

irgendwie macht mich Dein letzter Eintrag stutzig und erinnert mich auch so ein wenig an einen alten Freund.

Aber Du hast nirgends geschrieben, ob man bei ihm Depressionen als Krankheit diagnostiziert hat. Und ob er in Therapie ist... Vermutlich nicht?

Vielleicht fühlt er sich auch einfach nur "ausgebrannt", wenn er so viel arbeitet, da womöglich auch Stress hat.
Da er sich am Wochenende so in sein Hobby stürzt, dort Freunde trifft, das vermutlich sehr gern macht und mit ihnen zusammen ist, glaube ich nicht an eine "normale Depression". So ein Leben im Hamsterrad ohne Pause führen meist Menschen, die an Burnout leiden. Nur nicht rasten... und immer noch mehr arbeiten. Klar, Burnout ist auch eine Form von Depression, aber der Weg ist ein anderer.

Mein ehemaliger Freund hat jedes Hobby vernachlässigt. Er konnte gar keine Freude mehr daran haben, was er in guten Zeiten immer gern gemacht hat. Er hat nur noch funktioniert, ist arbeiten gegangen, hat das Nötigste erledigt. Aber es kam auch vor, dass er fast nichts zum Essen zu Hause hatte, weil er einfach nicht einkaufen gehen konnte. Er hat es im Supermarkt nicht ausgehalten. Und zu Hause lag er auf der Couch rum, hat gegrübelt oder geschlafen - bis er dann ins Bett gegangen ist. Oft hat er es nicht mal unter die Dusche geschafft. Und am nächsten Tag das gleiche Spiel...

Vielleicht ist Dein Freund etwas depressiv, mag sein... niedergeschlagen ist fast jeder mal... und in ihn hineingucken kann eben niemand.
Aber ich wäre sehr bedacht an Deiner Stelle.
Es könnte auch gut sein, dass er vielleicht gemerkt hat, dass Du eben nicht die perfekte Frau bist.
Ich habe auch schon oft mit Männern gesprochen, platonische Freunde, die allein sind oder oft wechselnde Kurzbeziehungen haben. Sie glauben immer, bei jeder Frau, dass sie noch etwas Besseres finden würden. Es ist richtig krank, was so abläuft. Vor ein paar Jahren empfand ich das nicht so. Wenn ein Mann da eine Frau gefunden hat, die ihm gefiel, mit der er zusammen Spaß hatte, die er liebte, dann sollte das auch für länger sein. Aber heute hechelt jeder dem Perfekten hinterher.
Thema Bindungsangst.
Und das Kuriose ist auch, dass sie nicht schlau werden. Egal, ob sie dann wieder lange Zeit allein sind (und jammern, dass sie es sind)... oder wieder neue Beziehungen pflegen - sie überdenken ihr Handeln nicht.
Und wohlgemerkt, es sind Männer, die teilweise schon eine Ehe hinter sich haben oder lange Beziehungen und sich in der Mitte/zweiten Lebenshälfte befinden.

Schlimm wird es, wenn beides aufeinandertrifft.
Kann man nun schlecht einschätzen, was bei Deinem Freund zutrifft.

Aber paß auf Dich auf!!! Unternimm regelmäßig etwas - sorge für Deine Tochter - und laß ihn einfach mal unbeachtet. Wenn er Interesse hat und Sehnsucht, dann wird er sich auch melden.
Ich weiß, das ist schwer. Aber egal, was mit ihm ist, egal, ob er wirklich an Depressionen leidet (dann darf man seine Worte gar nicht so werten) oder nur nicht weiß, was er will - er muss zuerst allein damit klarkommen. Und Du kannst nicht helfen.

Kannst ja gern meine alten Einträge von Dez. 12/Jan. 13 mal lesen - wie es mir ergangen ist. Vielleicht findest Du auch Tipps nützlich, die ich damals bekommen habe.
Ich finde, es gibt bei den unterschiedlichen Fällen hier immer sehr viele Parallelen.

LG Sadie
missBU
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Re: Er lässt mich nicht an sich ran

Beitrag von missBU »

Lieber Dirk,

du sprichst mir aus dem Herzen und triffst genau den Punkt. Er hat sicher in der Tat einiges aufzuarbeiten, das lese ich in dieser Mail auch heraus. Seine perfekte Frau und es klappt nicht ... MuSS schreibt er dann immer, setzt sich unter Druck und wieder ist die Wut und Beschämtheit da, daß es mit dieser Frau nach der er sucht nicht klappt.
Meine Meinung dazu ist, daß er vor lauter überlegen und Druck gar nichts mehr fühlen kann, weil das berühmte fallen lassen gar nicht da ist. Ohne Gedanken die zeit miteinander geniesse und zu reflektieren wow ... wir haben so viele Gemeinsamkeiten, denselben Humor, den er übrigens an mir liebt! und als besonders beschreibt, mich toll findet, alles eigentlich ... aber es knallt nicht!
Muss es bei Männern knallen? Dirk bei Dir nicht, vermute ich mal bist du die berühmte tolle Ausnahme aber bei anderen?
Oder liege ich falsch, daß partnerschaft aus Gemeinsamkeiten, Nähe, Vertrautheit, Ehrlichkeit, gemeinsamen Lachen, reden, schweigen .... einfach gerne die Zeit miteinander zu verbringen, loszulassen .... einfach aus dies allem besteht?

Ich hab ihm nochmal ne E-Mail geschrieben, wir werden auch irgendwann in nächster Zeit persönlich reden ... wenn er seine Welt sortiert hat (weiß nicht was er damit meint)
und dann werden wir sehen.

Bis dahin versuche ich mich durch Sport (den ich gerne mache) und mit Freunden treffen abzulenken .... wandern, einfach für mich Gutes tun .... manchmal gelingt es, manchmal leider auch nicht. Aber ich arbeite daran und gebe die Hoffnung nicht auf.

Liebe Grüße und danke für die Schulter hat mir geholfen!
Bedi
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missBU
Beiträge: 216
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Re: Er lässt mich nicht an sich ran

Beitrag von missBU »

Liebe Sadie,
deine alten Beiträge konnte ich leider nicht finden. Kannst du den Link dazu schicken geht das überhaupt?
Bei meinem Freund wurde schon Depression diagnostiziert und ist deshalb auch in Behandlung.
Mich macht alles einfach ratlos, frage mich wieso ich daran festhalte, ihn versuche zu überreden wo er doch alles für sich entschieden hat und trotzdem seine Traumfrau bin nach der er sucht/suchte. Alles 100% passt nur daß es ebene nicht geknallt hat.... dieser spezielle Ausdruck, mit dem ich meine Probleme habe.
ich schreibe dir heute Abend nochmal genauer, wenn ich mehr Zeit habe. Momentan hab ich nur Mittagspause.

Liebe grüße und danke für dein Mitgefühl.
Bedi
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Frieda52
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Re: Er lässt mich nicht an sich ran

Beitrag von Frieda52 »

Hallo zusammen,

nun schreibe ich doch mal wieder nach langer Zeit etwas dazu....

Das, was Dein Freund Dir mitteilt, Bedi, dass es nirgends „geknallt“ hätte, hat meine damalige – ich nenne es „Begegnung“ – auch, sogar öfter, gesagt: “ Ich bin ja nicht verliebt in Dich...“

Ich fand das damals gar nicht so dramatisch, denn bei mir kommt so was durchaus erst allmählich. Es gibt aber Menschen, vor allem Männer, für die ist „Es“ erst was wert, wenn es knallt.

Ich sage einfach: Das sind Junkies. Sie brauchen den Rausch. Dass der oft wieder schnell vergeht, ist ihnen gleichgültig. Die Natur hat für diesen Rausch gesorgt, damit viele Nachkommen produziert werden, er ist nicht für längere Zeit vorgesehen und auch gar nicht durchzuhalten.

Ich selber bin nicht gerne „verliebt“, weil ich dann so außer mir bin. Ich möchte lieber das, was auch Du beschreibst, Bedi, einen Menschen gerne um mich haben, Nähe zulassen können, ihn schätzen, achten, mit ihm lachen können, ihm vertrauen, mit ihm gerne Zeit verbringen, Gemeinsamkeiten haben, ihn schön und attraktiv finden.

Und diese 100%-Geschichte.....als ich das las, lief es mir kalt den Rücken herunter....Denn das ist es ( hallo Sadie !!), was Männer mit narzisstischer Ausprägung im Gegenüber suchen: Die allumfassende, ewige, ausschließliche, hundertprozentige „Liebe“ ( die gerade dann natürlich KEINE ist). Und weil sie eben dieses Bild der Liebe nirgends verwirklicht finden, müssen sie immer weiter von einer Frau zur nächsten und zur nächsten und zur nächsten. Und sie finden nie, was sie verzweifelt suchen.

In jungen Jahren gibt´s genug narzisstische Zufuhr...Erfolg im Job, manchmal eigene Attraktivität, womöglich Geld, schöne Frau(en), Kinder zeugen ( Potenz beweisen) und so weiter....

Nur sind die Frauen auch Menschen mit Gefühlen, Fehlern, Ecken und Kanten, und sie lassen sich nicht dauerhaft behandeln wie Objekte, und dann beginnt das Abwerten.

Und je älter sie werden, desto weniger finden sie den, der sie zufrieden macht, die eigene Attraktivität lässt nach, die Kräfte auch, das Alter kommt, die Verzweiflung wächst und dann kommt oft noch Depression oder zusätzlich Alkoholmissbrauch dazu, um alles zu betäuben ( Da ist dann wieder der Junkie...).

Und weil sie in guten Phasen so charmant, lebenssprühend, romantisch und liebevoll wirken ( wirken!!), ist es so sehr verletzend und tut sooooo weh, wenn man fallen gelassen wird.
Wohlgemerkt: Ich sage nicht, dass es bei Deinem Freund so ist....Nur dieser 100%-Anspruch hat mich so an meinen P. erinnert, der auch so sehr die Verliebtheit verteidigte. Und überhaupt, wie soll sich jemand verlieben, der die Liebe zum Leben verloren hat durch die Depression, der überhaupt unter Gefühllosigkeit in dieser Zeit leidet?
Liebe Bedi, die Depression ist sicher da mit all ihren Grausamkeiten, aber vielleicht ist sie nur eine Folge anderer Schwierigkeiten, wie ja auch schon geschrieben wurde. Dass er wie ein Irrer arbeitet und sich soviel ablenkt, würde ja auch dafür sprechen.

Ich kann Dich sehr gut verstehen.

Aber Du fühlst wenigstens etwas, auch wenn es Schmerz ist.

Den musst Du aushalten.

Du kannst das. Er wird weniger. Es dauert, aber er wird weniger.

Wirklich.

Und dann siehst Du wieder klar.

Das Leben trägt dich solange.

Und die Gedanken an ihn werden weniger.

Jetzt bist Du gerade "auf Entzug". Und danach bist Du wieder frei.

Ihnen können wir nicht helfen, nur und immer uns selber.


Liebe Grüße

Frieda
Antworten