Chef-Job- Weihnachtsmann

[wolfy]

Hallo,
ich bin neu hier, hab auch schon diverse Threads verfolgt und hab über einige für mich nützliche Standpunkte nach gegrübelt.

Ich versuche ganz kurz die Ereignisse bei mir zusammen zufassen.

12 Jahre in einem Laden, der an 2 Standorten in D. produziert. 6 Jahre im einen Standort ( meine Heimat) 7 Jahre im anderen. Während der 6 Jahre im einen Standort hat unser neuerdings jetztiger Chef 2 Tage vor Weihnachten offenbart, dass bis Ende März des Folgejahres 1 Mitarbeiter aus Kostengründen gekündigt würde. Wir könnten uns aussuchen, wer. Frohe Weihnachten.
(Jetzt hab ich schon wieder eiskalte Gänsehaut, wenn ich an die Situation zurück denke!!)

Das aber nur als Grundgeschichte.
7 Jahre später wird dieser Weihnachtsmann also an meinen jetztigen Standort versetzt und Geschäftsführer. Als ich davon erfuhr habe ich sofort eine Rechtschutzversicherung abgeschlossen und sogar zurück datieren lassen.
Nach 4 Monaten seiner Amtszeit gabs ein erstes intensives Beurteilungsgespräch, in dem er mir mitteilte, dass ich eine Art Verfallsdatum habe und längstens noch bis Mai 2014 in der jetztigen Position bleibe. NAch Rückfrage meinerseits, wie es mit mir weitergehe kam nur Schulterzucken.

Meine gesamten erfolgreich umgesetzten Projekte, meine Optimierungen, Verbesserungen etc. wurden als banal und lächerlich vom Tisch gewischt. Meine persönliche Qualifikation in Frage gestellt. Mir wurde meine Funktion und meine Kompetenzen komplett in Fragmente zerfetzt.

und genauso fühle ich mich seitdem.
In dem Gesprcäh habe ich ihm direkt noch gesagt, dass ich das ganz anders sehe und Erfolge vorzuweisen habe. Und dass er mit dieser Art von Gespräch akute Existenzängste verursacht. Daraufhin kam nichts von ihm.

Unzählige male habe ich mit Freunden über diese Situation gesprochen, trau mich aber nun nicht mehr denen noch mehr auf die Nerven zu gehen.
Bin nun seit zwei Wochen krank geschrieben und hab ne Überweisung zum Psychologen / Psychotherapeuten. Der empfohlene ist nicht dda, somit habe ich mich an die Vermittlungsstelle gewandt und 10 verschiedene Fachärzte im Umkreis angerufen, aber leider erwartungsgemäss kurzfristig keine Hilfe bekommen können.
Somit fand ich irgendwann dieses Forum.

Vielleicht kann mir hier jemand raten, wie ich weiter machen soll.

Ehescheidung mit Kind machen mich unterhaltspflichtig. Zwischenzeitlicher Hauskauf machen mich fianziell abhängig.
Eine Kündigung meinerseits führt in meinen Augen in eine Katastrophe.
Ich habe diverse Bewerbungen am Laufen. Mit Profibewerbungsphotos etc. Das Arbeitsamt hilft null.
(Hab mittlerweile Tinnitus, Bandscheibenvorfälle, Netzhautablösung an einem Auge....ich kann mich doch nicht zu Tode arbeiten)

Ich brauch ne Startegie und nen Plan und Hilfe. Alleine schaff ich das scheinbar nicht mehr.

Was tun?

LG

diver313

[Merida]

Es tut mir so leid, das ich Dir nicht helfen kann. - fühle Dich einfach mal gedrückt von mir (wenn Du magst)

Liebe Grüße
Merida

[Haferblues]

Hallo Diver,

übel, echt übel!!! Dein Ansatz, einen Therapeuten zu suchen, ist schonmal sehr gut. Was du schilderst, klingt mir fatal nach Mobbing. Gibt es in deiner Firma einen Betriebsrat, an den du dich wenden kannst?? Bist du gewerkschaftlich organisiert. Es gibt in vielen Städten eine Mobbing-Hotline, wo man Ratschläge kriegt.

Mach dich nicht verrückt!! Heutzutage gibt es eher Hilfe bei Mobbing als noch vor fast 20 Jahren, als das mit passiert ist. Rechtsschutzversicherung kann nie schaden.

Schreib Gesprächsprotokolle über solche Gespräche mit deinem Chef. Sprich mit deinen Kollegen. Vielleicht haben die ähnliche Gespräche führen müssen. Totarbeiten ist eine ganz schlechte Idee. Dafür ist das Leben zu schade.

Alles Gute und massenhaft Daumendrück

Gruß Rifka

[wolfy]

hallo Merida und Rifka,

@Merida: Danke fürs Drücken und Deinen mentalen Beistand!

@Rifka: Betriebsrat gibts, der hat auch Gültigkeit für mich, obwohl ich im Management Team bin. Aber da wird sich nichts machen lassen, denn sobald ich diesen Weg ginge hiesse dies, dass die Vertrauensbasis (das letzte bischen zwischen meinem Chef und mir) zerrütet ist und auf Trennung hinauslaufen.

Ich hab mir auch schon überlegt den direkten Weg zum Chef zu nehmen - gleich wieder verworfen- und in einem offenen Gespräch schildern, was er in mir auslöst....mit Chef oder auch Kollegen reden geht nicht: dadurch würde ich mich als schwach, nicht belastbar und nicht tragbar outen.
die Gedanken, dass ich zu nichts nütze bin und nichts zustande bringe manifestieren sich immer mehr.
In einem Gespräch mit dem Chef erwarte ich Bemerkungen wie: lass mal die Emotionen weg, oder reiss Dich zusammen, oder sowas wie: er hat den Schreibtisch noch voller, was soll er denn sagen?...also eher abwerten und abtun als zuhören und unterstützen und Lösungen suchen.

Also bleibt mir nächste Woche nur der schwere Gang zur Arbeit - wenn ihr wüsstet, wie ich mich fühle und welche Angst und fast schon Panik ich vor dem Weg dahin habe und die Fragen, die kommen werden und das schlechte Gewissen, das man mir machen wird - auch die Kollegen! - es ist echt mobbing!
Therapeuten (hab einen gefunden!!) hoffentlich kann er mich gut bei meiner Neu-Findung unterstützen.
Manchmal denk ich ein bisschen, wie die Bremer Stadtmusikanten: Etwas besseres, als den Tod findest Du überall!
Aber nur, wenns mir gut geht! so wie gerade, wegen Eurer Antworten.


Ich will den Job nicht einfach so kündigen: ich will, wenn , mich kündigen lassen und ne Abfindung rausholen.
Mobbing ist so ne Sache, schwer zu belegen und zu beweisen, oder? und was bringts unterm Strich: AUflösungsvertrag und dann Arbeitslosigkeit.
An der Bewerbungsfront tut sich gar nichts. das ist auch mehr als frustrierend.
Das baut natürlich meine Selbstzweifel noch mehr auf.

wie Rifka sagt: Übel, echt übel!

Gestern war ich auf nem Trimm -Dich -Pfad weil ich einfach versuchen will mich selbst zu stärken, und hab mitten in der Runde einfach losheulen müssen.
Schwarze Gedanken.

oder ganz tief tauchen und nicht mehr hoch kommen

[Haferblues]

Hallo Diver,

doch, ich kann deine Gefühle beim Gedanken an die Arbeit sehr gut nachfühlen. Ich hab mich seinerzeit in die Psychosomatische Klinik gerettet, weil ich nicht mehr konnte.

Selber kündigen ist nicht gut, das siehst du ganz richtig. Lieber kündigen lassen mit Abfindung. Das ist auch günstiger fürs Arbeitslosengeld (falls es dazu kommen sollte). Oder ein Aufhebungsvertrag mit Abfindung.

Vielleicht ist das für dich auch eine Möglichkeit: sprich mit deinem Hausarzt ob er dich evtl. in die Klinik einweist. Es gibt Tageskliniken, da bist du von 8:00 bis 16:00 zur Therapie. Wenn du so extrem dunkle Gedanken hast, wäre das villeicht gut für dich.

Bedenke bitte: du bist im Management, da bist du ganz eindeutig zu was nütze!! Du gehörst zu den Leistungsträgern (ich nicht). Diese dunklen Gedanken sind Gedanken und entsprechen nicht den Tatsachen.

Sei bitte geduldig mit dir selbst!! Die ganz dunkle Phase geht vorbei.

viele Grüße
Rifka

[lolin]

Hallo,

so wie ich das sehe, ist deine Zeit in dieser Firma sowieso gelaufen. Sei nicht sauer,wenn ich das so direkt sage. Aber alles andere wäre doch nur verlängertes Leiden.
Du hast beschrieben, wie das Klima in eurem Unternehmen ist und die Dinge, die dort abgehen sprechen doch eine sehr deutliche Sprache.
Natürlich kann ich nachvollziehen, wie kränkend, verunsichernd und belastend so etwas ist.
Auch wenn ich "nur" im "Unteren Management" tätig war
Ich kann dir versichern, dass solches Chef-Verhalten heutezutage nicht unüblich ist. Aber das ist wohl ein anderes Thema...
Du solltest sehen, dass du da weg kommst!
Ich habe damals an einem Punkt "Nein" gesagt und ab da wollte mein Vorgesetzter mich loswerden.Man hat erfolglos versucht, Fehler zu finden, mit denen man mich entlassen könnte.
Da ich wusste, wie die Firma tickt, hab ich weiter meinen Job gemacht und darauf geachtet, mich nicht provozieren zu lassen. Im Algemeinen wissen Deine Vorgesetzten genau, womit sie dich kriegen können. Also Obacht!
Nach 6 Monaten hat man mir gesagt, dass ich in ihren Augen nicht mehr die richtige Person für diesen Job bin. Daraufhin hab ich mir einen Fachanwalt für Arbeitsrecht genommen und bin mit einer Abfindung und zeitnaher Freistellung gegangen.
Ich weiß, dass du Existenzängste haben wirst und ich habe auch nicht vor, diese 'runterzuspielen aber was ist die Alternative?
Diese Menschen werden nicht plötzlich nett und in deren Augen spielt es auch keine Rolle, was du bisher für das Unternehmen geleistet hast.

PS. und ich bin mir sicher, dass du kein Loser bist!

[wolfy]

Hallo Lolin, Hallo Rifka,

Euere Beiträge helfen mir sehr!

Ich habe jetzt gleich einen Termin bei einem Fachanwalt für Arbeitsrecht / Mobbing.
Da lass ich mich mal grundsätzlich beraten und informieren, welche Möglichkeiten ich habe.
Und mit welchen Beträgen im Falle einer Abfindung ich rechnen kann.
Es termürbt mich zu sehen und zu erleben, wie ich aufs ABstellgleis geschoben werde und das ständige Kontrollieren , In Frage stellen oder ignorieren meiner Beiträge macht echt schwermütig.
Ich will was bewegen und werde mit gegenteiliger Einschätzung abgetan.

OK, ich raff am Montag nach dem Gespräch mit dem Fachanwalt meinen Mut zusammen und geh mit erhobenem Haupt in den Laden.

Mein Chef ist Vollprofi und hat sicher schon genaue Vorstellungen, wie er mich los werden wird. Er spielt mit Angst und Druck und erwartet vermutlich meine Kündigung. Eine bessere Arbeitsumgebung werde ich auch mit einem von einem Freund vorgeschlagene - offene Diskussion - sicher nicht erreichen.
Somit bleibt nur das Weitermachen, wie Lolin es vorgeschlagen hat und möglichst fehlerfrei zu co-existieren.
ABer das kann ich echt nur begrenzt ertragen.
Somit erhoffe ich mir baldigst einen Lichtblick durch zumindest ein Vorstellungsgespräch.....

Danke erstmal.
Ich schreib nachher, wie das Gespräch mit dem Anwalt gelaufen ist.

Gruß

Diver

PS@Lolin: Deine direkte Art hat mich absolut nicht verletzt oder gekränkt. Genau das brauche ich: Klare Worte und klare Stellungnahmen von Dritten.
Danke Dir SEHR!

[lolin]

Wie war der Termin?

[Cloud59]

Hallo diver,

erst mal, du hast mein volles verständnis.

Das mit dem betriebsrat kann ich nachvollziehen. So war es bei mir auch. Ich bin trotzdem zum betriebsrat und die reaktion von meinem chef war so, wie du es bei deinem befürchtest.

Es ist gut, wenn du nicht selbst kündigst.

Ist denn in der firma, in der du vorher warst, nichts frei? Kannst du die stelle nicht übernehmen, die durch den firmenwechsel deines "ekelkollegen" frei geworden ist?

Das ist das manko im management, dass es nicht zimperlich ist. Aber das hilft dir jetzt nichts.

Weiss das dein chef, dass du mit dem ekelkollegen schon in der vorigen firma probleme hattest? Dass du ihm die versetzung zu verdanken hast?

Bei uns gibt es sogenannte mitarbeitergespräche, die der chef auf wunsch des mitarbeiters mit ihm führen muss. Da könntest du deinem chef unter 4 augen sagen, dass du ungern euer vertrauensverhältnis belasten oder zerstören würdest. Du dich aber, sollte dein ekelkollege nicht von oben in seine schranken verwiesen werden, genötigt siehst, den betriebsrat einzuschalten.

Halte durch, diver. Es ist gut, wenn du dich körperlich betätigst. Da kannst du doch etwas druck abarbeiten. Hast du an deinen tränen ja gemerkt. Besser sie laufen, als wenn dir der druck den hals zuschnürt.

Was sagte denn der rechtsanwalt?

Lg cloud

[lolin]

Hallo diver313,

ich fänd es gut, wenn du dich nochmal melden würdest. Man macht sich ja doch Gedanken...

VG
Lolin

[Gerbera]

Hallo Diver,

beim Stöbern im Forum bin ich gerade über Deine Geschichte gestolpert und habe festgestellt, dass Du schon sehr lange nichts mehr von Dir hast hören lassen.

Was Du beschreibst, ist echt übel. Wie solche Leute Chef werden können, werde ich wohl nie verstehen, aber leider gibt es sehr viele von dieser Sorte.

Erzähl' doch mal, wie es weitergegangen ist mit Deiner Geschichte - wenn Du willst, natürlich nur. Und wie geht es Dir psychisch? Deine Beschreibung zu den dunklen Gedanken, Deinem Selbstwertgefühl usw. klingt sehr beunruhigend.

Unabhängig davon, ob Du den Wunsch und die Kraft hast, weiter im Forum zu schreiben: falls Du das liest: meine Gedanken und guten Wünsche begleiten Dich. Fühle Dich virtuell ganz fest umarmt!

Liebe Grüße
Gerbera

[wolfy]

hallo Leute,
sorry, dass ich so lange nichts mehr habe verlauten lassen.

Eben habe ich Euere zwischenzeitlich erfolgten Beiträge gelesen. Danke - wirklich Danke sehr- dafür! Das tut gut.

Rechtsanwalt: also wir hatten fast 2 Stunden miteinander gesprochen, ich hatte einen ganzen Fragekatalog dabei und natürlich meine Verträge, Vereinbarungen, Leistungsbeurteilungen, Erfolgsnachweise etc.
1. Die Masche meines Chefs ( und die vieler anderer im Lande, die gleichartig gestrickt sind - wieso eigentlich und für was???) ist die einzige Methode mich aus der Firma herauszu bekommen. Bin ja nun Ende des 13. Beschäftigungsjahres dort. Er weiß das und deswegen versucht er mich psychisch zu zermürben und somit aus der Firma zu drängen.
Keine Chance gegen mich!
2. Sein anraten mir eine andere Stelle zu suchen geht genau in diese Richtung. Solange ich nichts adäquates gefunden habe, intern oder extern , bleibe ich wo ich bin.
Zwischenzeitlich müssen meine Psychopharmaka helfen.
3. Rechtlich habe ich nichts zu befürchten solange weder verhaltensbedingt, personenbedingt oder betriebsbedingte Gründe vorliegen.
Auch ein Pseudo betriebsbedingtes Kündigen ist nicht so ohne weiteres möglich, da meine Position fest im Konzernkonstrukt definiert ist.
4. ich soll ab sofort eine Art Mobbing-Heft führen, in der ich jede Art von Mobbing oder mobbing ähnlicher Äusserung mit Anlass Uhrziet Datum etc notiere.
Desweiteren soll ich meine Leistung belegende Dokumente sichern.
5. Fazit: weiterarbeiten, durchhalten und das Spiel mitmachen. Keine Schwäche zeigen oder zugeben. Und immer lächeln und ruhig bleiben.

Aktuell ist es etwas ruhiger, das kann aber auch die Ruhe cor dem Sturm sein.
Ich besorg mir die Woche noch etwas stärkere Tabletten und dann schaff ich das.
Komme eben vom Sport und bin ausgepowert.
Das mach ich nun schon einigermassen regelmässig. Das hilft wirklich.
Und Euer Zuspruch und Mutmachen natürlich.

Danke und Grüße

diver

@cloud59: der Problemkollege IST mein Chef.
Das heisst das ganze mit BR und offen darüber sprechen geht nicht. Das hat mir mein Anwalt auch massiv abgeraten! Keine Schwäche zeigen und keinerlei Offenbarung oder Geständnis oder Zeichen, dass seine Mürbetaktik teilweise funktioniert.

[Haferblues]

Hallo Diver,

boah, das ist ja ganz harter Tobak!! Ich drücke dir beide Daumen, dass du durchhältst!! So ein Mobbing kann einen ganz schön zermürben.

Zum Glück hast du einen Anwalt auf deiner Seite. Schreib schön dein Mobbingtagebuch und überarbeite dich nicht. Mach lieber ab und zu mal krank - bevorzugt dann, wenn es deinem Chef so garnicht in den Kram passt.

Gut, wieder was von dir zu hören.

viele Grüße
Rifka

[lolin]

Dein Anwalt scheint sich mit dem Thema auszukennen. Das ist gut!

Drücke dir die Daumen!

Steffie