Was versteht Ihr "Angehörigen"?

bigappel
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Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: Was versteht Ihr "Angehörigen"?

Beitrag von bigappel »

Liebe Koboldin,

.

Ich kann Dir nur zustimmen: beides sollte für alle Beteiligten gelten; nicht nur für den Angehörigen.

Die Erkrankung macht es möglicherweise nicht einfacher, an den Punkt zu kommen.... und ohne Hilfe bzw. Akzeptanz: no way.

Deshalb bin ich ja so hoffnungslos,
derzeit ;-(

So, ich folge Dir und beschliesse für den Rest des Tages einfach nur Mensch zu sein ohne sonstige Beteiligungen

.

LG
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Zauberland

Re: Was versteht Ihr "Angehörigen"?

Beitrag von Zauberland »

Mut zu Wut Ihr Lieben!

Habt Ihr schon einmal die Theorie gehört "Depressionen sind verschluckte und nicht gelebte Gefühle?"

Nun- ich bin sicher keine Frau die immer verbissen durch die Gegend läuft und alles anblafft was mir in den Weg kommt, ich kann durchaus mein Leben geniessen, so komme ich gerade von einem schönen Waldsee.
Aber ein Teil von mir ist die Wut, die sich durchaus gesund anfühlt.

Mein Depressiver Partner war überhaupt nicht in der Lage im täglichen Leben wütend zu sein.
Und wenn dann hatte er völlig unkontrollierte Wutausbrüche.
Es ist immer wieder ein Thema hier und auch mein Thema hier.

Wut ist vielleicht bei der Weiblichen Fraktion nicht sehr toleriert, aber das Gefühl von Wut, zeigt mir wo meine Grenze ist und die möchte ich dann auch gerne mal abstecken.
Ich finde auch Lachen toll, und Lieben toll, und Wut find ich auch ganz toll.
Macht mich doch alles frei.
Wie man die ausdrückt- sei doch jedem selbst überlassen. Aber Wut nach innen macht krank- soviel ist gewiss.

"Der Drache schrie vor Wut fast blind"-
-"ich bin nicht lind"- "ich bin nicht lind"-
Das Buch zerriss er kurz und klein-
- er wollte halt kein Lindwurm sein-
und zum Beweise seines Grimmes
tat er den ganzen Tag nur Schlimmes....


So on und liebe Grüße an Euch
F.
Zauberland

Re: Was versteht Ihr "Angehörigen"?

Beitrag von Zauberland »

An Blümli

ich lese hier keine Verallgemeinerungen.
Es schreibt doch jeder nur "aus seiner Brille".

Dieses Forum ist doch da, um die eigenen Gefühle auszudrücken, und nicht vorrangig um den Menschen mit Depressionen zu gefallen.

Auseinandersetzungen können auch fruchtbar sein und neues schaffen.


Liebe Grüße

F.
Himmelblau1
Beiträge: 78
Registriert: 16. Jun 2010, 18:05

Re: Was versteht Ihr "Angehörigen"?

Beitrag von Himmelblau1 »

Hallo Bianca

Hast Du noch einen Therapeut der Dich begleitet?

Vielleicht könntest Du mit ihm über dieses Thema reden und einen Termin zusammen mit einem Familienmitglied machen.

Du merkst bestimmt selber, wie schnell sich beide Seiten missverstehen.

Buchvorschläge könntest Du Deinen Angehörigen auch machen.
Wenn Du ihnen wichtig bist, werden sie darauf schon eingehen.

Es ist für Angehörigen ein langer Lernprozess. Manche kommen an ihre Grenzen und andere schaffen das.

Es kommt immer auf die einzelnen Persönlichkeiten von Angehörigen und erkrankten Partnern / Familienmitgliedern an.

Das soll nicht heißen, wer durchhält ist gut und wer nicht durchhält ist schlecht.
Ich glaube wer Co-abhängig ist tut sich und seinem erkrankten Partner nicht Gutes.
Aber es gibt immer welche wo es funktioniert.

Für Dich ist es auch ein Lernprozess, wie Du Deine momentanen Situationen schildern und Deine Bedürfnisse rüber bringen kannst.

Leider kann ich Dir keinen anderen Rat geben, aber Absprachen in besseren Phasen helfen da ein wenig.

LG Heid
Blümli
Beiträge: 782
Registriert: 18. Jan 2011, 18:41

Re: Was versteht Ihr "Angehörigen"?

Beitrag von Blümli »

Hej liebe kobold,

ja, ICH habe aus ein paar Beiträgen (die kurz bevor ich mich hier zu Wort gemeldet hab geschrieben wurden) eben doch Verallgemeinerungen rausgelesen und auch eine "unterschwellige Stimmung" von Wut gegen verallgemeinertes depressives Verhalten, was sich, für mich verständlicher Weise, für Menschen mit Depressionen evtl. wie Wut gegen sie persönlich anfühlt.

Ich meine aber auf keinen Fall Beiträge, in denen klar von subjektiven Erlebnissen und Gefühlen, die auf EINE bestimmte Beziehung oder Situation bezogen sind, gesprochen wird. Natürlich soll hier Raum dafür sein, darum geht es mir nicht !

Doch, Du schreibst... und das finde ich sehr gut: >> (...) Aber ich musste letztendlich erkennen, dass diese Wut auch gegen mich selbst gerichtet war, denn ich hätte ja selbst viel früher den Schlusstrich ziehen können. <<

Ich denke genau darum geht es, nämlich zu erkennen, dass es keinen Sinn macht " DIE Depression", oder sogar "DEN Depressiven" (Verallgemeinerung) als Grundursache für etwaige Verletzungen zu sehen und deshalb Wut auf diese oder diesen zu richten.
Im Grunde genommen vertusche ich damit nur, dass ich eigentlich wütend auf mich selber sein müsste, weil ich in eine Abhängigkeit ( wie unterschiedlich sie auch bei jedem ausschauen mag und ich meine damit nicht nur die Co-Abhängigkeit) geraten bin.

Es tut mir leid, mir macht die Umgangsform hier von Zeit zu Zeit ( oder sag ich vielleicht besser "von User zu User" ) immer mal wieder Probleme und denen habe ich mit meinem Beitrag Ausdruck gegeben.

Nix für ungut... ich verzieh mich auch schon wieder

Herzliche Grüße

vom Blümli
^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
roco
Beiträge: 15
Registriert: 15. Mär 2010, 20:22

Re: Was versteht Ihr "Angehörigen"?

Beitrag von roco »

hallo,

ich möchte hier mal meine gedanken dazu schreiben, bitte aber schon im vorraus um verzeihung, aus zwei gründen.

erstens befinde ich mich im moment in einer stark depressiven phase und merke selber, das meine gedanken springen, es kann also passieren, das etwas aus dem zusammenhang gerät. ich versuche aber, das zu verhindern.

zweitens habe ich eine eher einfache art zu schreiben, bei eurer ausdrucksweise komme ich nicht mit und bewundere jeden, der so schreiben kann.

ich selbst bin seit ca, 40 jahren erkrankt, weiss das aber erst seit wenigen jahren. ich hatte zwar eine unschöne kindheit und jugend, habe das aber nie mit krankheit/depression in verbindung gebracht bis meine ärztin mir anhand meiner damaligen symptome die depression erklärte.

ich habe schöne/glückliche zeiten gehabt trotz vieler einschränkungen, die ich nie mit depressionen in verbindung brachte. irgendwann hats geknallt, sie war da und hat mich nie mehr verlassen. soviel dazu.

was ich eigentlich schreiben wollte ist dies.

hier wurde geschrieben, das der depressive "den arsch nicht hoch kriegt, sich hilfe zu holen"... stimmt, es gibt phasen, wo dies nicht möglich ist. geht einfach nicht, auch wenn man selber weiss, das es nötig wäre.
es wurde geschrieben, das man partnerschaft will und das "kind" nicht hören will, sich keine hilfe holt, das man nicht geliebt wird, sonst würde der kranke das ja tun... ES GEHT NICHT!

es hat nichts damit zu tun, das man den anderen nicht liebt.

es wurde davon geredet, das "er" ausziehen soll, wenn auch vielleicht nur vorrübergehend. warum? Er hat sich mit der situation arrangiert, er fühlt sich zwar nicht wohl, aber jede art von veränderung wäre eine katastrohe für ihn (in seiner vorstellung)... warum also sollte er sie selber auslösen? gehen muss der, der die veränderung will.

ich vergleiche depressionen in ihren auswirkungen "gerne" mit querschnittslähmung... der defekt liegt nicht in der wirbelsäule sondern im kopf. man KANN sich nicht bewegen, selbst wenn man wollte. von einem rollstuhlfahrer würde kein normalen mensch verlangen, das er diese teil verlässt und läuft. von einem depressiven wirds einfach erwartet.

ich quäle mich morgens mit mühe aus dem bett und überlebe den tag. 2-3 mal die woche schaffe ich es sogar, mich zu waschen (ich bin eklig, ich weiss). ich kriege den tag irgendwie rum, kann manchmal sogar ein bisserl mit dem lappen wo langwischen oder den geschirrspüler ausräumen, das schafft mich so wie andere eine 40h woche.

ich hasse dieses leben, ich hasse mich.

ich liebe meinen mann, der immer für mich da ist, mir nie vorwürfe macht oder forderungen an mich stellt. und ich hasse ihn dafür. das verstärkt meine depressionen. wenn er nicht wäre, dann müsste ich keine rücksichten nehmen. vielleicht wird das irgendwann ein grund für eine trennung sein? von meiner seite?

was ich mit dem ganzen wirrwar sagen will... depressive wollen keine ewige rücksichtnahme, kein betüdeln, keine krankenschwester und keinen motivator... sie müssen selber irgendwann hochkommen mit dem arsch, ohne vorher pausenlos dazu aufgefordert zu werden. das muss von selber kommen.

wenn dann angehörige "jammern" das sie kein eignes leben haben, ständig rücksicht nehmen müssen, sich nicht trennen dürfen (man lässt ja niemand krankes im stich) usw. dann lähmen sie den kranken noch mehr, als sie ihm helfen. man macht ja nicht nur sein eignes, sondern auch das leben des anderen kaputt. und das ist unfair.

jeder ist für sein eignes leben verantwortlich, egal ob krank oder gesund.

es muss reichen, wenn ich erkläre, das ich depressionen habe, erkläre, wie es mir damit geht, evtl noch ein paar schriften aushändige, wo depressionen erklärt werden und gut ist. und dann soll mein partner mich leben lassen und seine bedürfnisse nach urlaub freizeit usw notfalls allein befriedigen. und wenn er das nicht kann, dann soll er gehen. aber mich nicht dafür verantwortlich machen, wenn er sich in mein gefängnis einsperrt und den schlüssel wegwirft.

denn dann sucht er sich das aus... ganz im gegensatz zu mir.

ich hoffe, ich habe das halbwegs verständlich rübergebracht. wenn nicht, einfach fragen, ich versuche dann, zu antworten...

*schäm*
Wenn es uns schlecht geht trösten wir uns mit dem Gedanken, daß es noch schlimmer sein könnte.

Und wenn es ganz schlimm ist klammern wir uns an die Hoffnung, daß es nur besser werden kann.
Cloud59
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Re: Was versteht Ihr "Angehörigen"?

Beitrag von Cloud59 »

Hallo rocco,

ich finde dein posting sehr gut geschrieben. Du hast alles nochmal auf den punkt gebracht, was angehörige wissen und auch beherzigen sollten, sofern ihnen das möglich ist.

Und du hast es nicht verwirrend geschrieben, sondern sehr verständlich.

Schämen musst du dich nicht im geringsten.

Ich kann mich auch nicht so ausdrücken wie sehr viele andere hier im forum das können. Macht aber nichts. Das was du geschrieben hast, ist vollkommen richtig. Rocco, ich hätte es nicht so gut vermitteln können. Danke dir dafür.

Lg cloud
Sommerland
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Re: Was versteht Ihr "Angehörigen"?

Beitrag von Sommerland »

Roco,

hab riesen Dank für Deinen Beitrag!

Du sagst "mit Deinen einfachen Worten" alles!

Und "einfach" sind Deine Worte bei weitem nicht! Sie wiegen schwer - denn sie treffen zu 100 Prozent zu!

Bianca
Irgendwas is ja immer...
bigappel
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Re: Was versteht Ihr "Angehörigen"?

Beitrag von bigappel »

Guten Morgen Roco,

all das, was Du schreibst ist mir bekannt.

Was Du nach meinem persönlichen Geschmack aber nicht sehen kannst, ist, dass auch ein Angehöriger nicht immer so funktionieren kann, wie er vom Kopf her vielleicht möchte; das gibt es keinen Unterschied zu einem psychisch Kranken.

Es ist, zumindest für mich, eben nicht damit getan der Forderung des Betroffenen nachzukommen, alles zu akzeptieren oder gerade nicht oder doch oder nicht .....

Ich kann nur meine persönliche Meinung hier kundtun auf meinen persönlichen Fall.

Für mich persönlich ist genau das von Dir geschilderte kein akzeptables Leben.

Meine Empathie zu der Lebenssituation meines Mannes gilt ihm und allen Betroffenen.

Aber Du hast genau den Punkt getroffen:

bleibe ich in dem Leben, lebe ich das Leben eines Erkrankten; all das Beschriebene reicht mir auf die Jahre gesehen als Partnerschaft nicht.

Ich kann alleine leben, ich kann gut leben;
aber es geht mir um Partnerschaft und die fehlt mir.

Das mein Mann diese nicht leben kann, macht es nicht besser. Es ändert für mich nichts.

Ich freue mich für Dich, dass Du einen Mann hast, der damit auskommt.
Ich gehöre da leider nicht zu.

Es geht mir übrigens nicht um, wie hast Du es so schön ausgedrückt, Arsch hoch kriegen.

Ich verstehe diese Erkrankung so, dass die alten Muster verändert werden müssen, um gesunden zu können oder eh das wieder falsch ausgedrückt ist, um mehr leben zu können, dafür muss man damit anfangen.

Ja, richtig, von selber.
Aber es passiert nicht.

Auf den Punkt gebracht: für mich funktioniert es nicht.

Ich denke wir sind uns hier alle in einem einig: lebt man nur noch in dem Gedanken:
wann wird es endlich besser, hat das Ganze keinen Sinn mehr.

Du schreibst: hat der Angehörige den Wunsch nach Urlaub, nach Gemeinsamkeit pp. soll er das machen und wenn er sich einsperrt in dem Gefängnis des Partners, kann der Erkrankte nicht dafür.

Ja, so ist das.

Ich habe an dieser Stelle dann nur noch eine Frage:

wenn all das jahrelang nicht funktioniert, was eine Partnerschaft für Ansprüche an einen stellt, was habe ich denn dann noch?

Und wie kann es sein, dass mein Partner dauerhaft damit zufrieden ist?

Ich halte meine Ansprüche an meinen Partner, mit ihm Partnerschaft leben zu wollen weder für unverschämt, noch ungesund sondern für eigentlich normal und dem Leben zugewandt.

Dass ein Mensch all dies nicht leben kann und der Angehörige damit eben doch nicht zu Recht kommt, sollte das jemandem vorgeworfen werden?

Dann soll er /sie halt gehen.

Fein.

Das nenne ich mal Achtung vor dem Angehörigen; ach, was ist die Welt und vor allem die Partnerschaft einfach zu erklären.

Der der Veränderung wünscht soll ausziehen.

Genau.

All das,was sich gemeinsam aufgebaut wurde, persönlich wie finanziell läßt der Angehörige doch mal eben zurück..... na klar.

Gesunder Egoismus, eben.
Das muss man doch verstehen.........

Ich bin dann mal weg..... in ´s Leben.

Grüße
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
roco
Beiträge: 15
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Re: Was versteht Ihr "Angehörigen"?

Beitrag von roco »

hallo pia,

natürlich kann ich auch deine seite verstehen. eben auch nur, weil ich nicht immer in dieser tiefen depression stecke. mittlerweile hält diese phase bei mir aber auch schon mehrere monate an...

aber deine worte sind ein einziger vorwurf an deinen mann, er ist "schuld" das er dir nicht bieten kann, was du dir wünschst. auch wenn du es nicht glaubst, aber er weiss das ganz genau und trägt schwer an dieser schuld. so schwer, das seine depression sich noch verstärkt, er noch weniger handlungsfähig wird.

und ja, wer aus dieser situation raus will, wer die veränderung will, der muss sie herbeiführen. da ist es mit einem depressiven menschen nicht anders, als mit einem gesunden menschen.

ich würde dir raten, dir einen eignen therapeuten zu suchen. wenn angehörige nicht mit der situation zurechtkommen brauchen auch sie hilfe. übrigends wird dieser dann auch sagen, das du allein den schritt in diese freiheit gehen musst, so du sie denn wirklich willst.

*zitat*
Das nenne ich mal Achtung vor dem Angehörigen; ach, was ist die Welt und vor allem die Partnerschaft einfach zu erklären.
Der der Veränderung wünscht soll ausziehen.
Genau.
All das,was sich gemeinsam aufgebaut wurde, persönlich wie finanziell läßt der Angehörige doch mal eben zurück..... na klar.
Gesunder Egoismus, eben.
Das muss man doch verstehen.........
*zitat ende*

du hast die achtung vor deinem partner doch längst verloren (was ich dir nicht verdenke, ja sogar gut verstehen kann). sagt mir jedes wort, welches ich von dir lese. von deinem weggang halten dich doch nur 3 dinge ab:
was werden die leute sagen, wenn ich nen kranken verlasse? also ist doch viel besser, wenn er geht, nöch?
die gewohnheit... auch wenn du bereits ne schmerzhafte trennung hinter dir hast, so schreckst du doch vor dieser erneuten erfahrung zurück. bequemer ist bleiben und jammern.
das schöne heim, wo deine tiere viel platz haben, sowas findest du so schnell nicht wieder. und dein partner weiss das eh nicht zu schätzen, braucht das ja auch nicht, also soll er verschwinden.

das war jetzt zwar etwas überspitzt, aber deutlich. und so sehe ICH das. kannst den spiegel ja wegschmeissen....

wenn du aufgebautes (haus) behalten willst bleibt dir nur eine möglichkeit, reich die scheidung ein und lass das gericht entscheiden, wer ausziehen muss. von selbst wird er nicht gehen und es kann ihn auch keiner zwingen.

nochmal, ich als kranke würde es meinem mann nicht verübeln, wenn er es nicht mehr aushält und geht. ich nehm es ihm auch nicht übel, das er bleibt. solange er mich nicht für seine entscheidungen verantwortlich macht oder mir vorhält, alles nur für mich/wegen mir zu tun. und da liegt eben der knackpunkt in unserer beziehung. er lässt mich, geht ohne mich aus,lebt, macht mir keine vorwürfe... er macht mir immer mal wieder angebote und akzeptiert ein nein, aber wenn ich es will, dann ist er da.

und er leidet, nicht weil er nicht so leben kann, wie er sich das mal vorgestellt hat, sondern weil er, trotz aller rücksichtnahme merkt, wie schlecht es mir geht. dafür liebe und hasse ich ihn...

@die beiden anderen: danke für euren zuspruch, meine verzerrte wahrnehmung lässt in meinen beiträgen immer nur chaos erkennen...
Wenn es uns schlecht geht trösten wir uns mit dem Gedanken, daß es noch schlimmer sein könnte.

Und wenn es ganz schlimm ist klammern wir uns an die Hoffnung, daß es nur besser werden kann.
bigappel
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Re: Was versteht Ihr "Angehörigen"?

Beitrag von bigappel »

Liebe Roco,

all das Procedere ist mir bekannt, ich habe bereits eine Scheidung hinter mir.

Widersprechen muss ich Dir allerdings massiv darin, dass ich meinem Mann vorwerfe Schuld zu sein.

Das stimmt so nicht.

Wenn überhaupt mache ich meinem Mann einen einzigen Vorwurf: er hat mir versprochen,
therapeutisch - von alleine - an sich zu arbeiten; dieses Versprechen bricht er seit vielen, vielen Jahren.

Das macht mich traurig; weil wir beide wollten nichts anderes, als ein gemeinsames Leben miteinander.

Das gemeinsame Leben ist aber in meinen Augen nur möglich, wenn mein Mann Veränderung von sich aus zulässt, so, wie er es mir versprochen hat; wie immer diese dann ausgesehen hätte...... das "Risiko" bin ich sehenden Auges eingegangen.

Wir sind hier im Angehörigenforum.

Ich habe hier schon ganz oft Hilfe erfahren;
sei es darin, einfach nur als Angehörige zu jammern, sei es auch vorhandene Wut auszudrücken, sei es einfach nur dazu, wahrgenommen zu werden.

Wenn ich zum 2 millionsten Mal lese, dass so eben die Krankheit ist, hilft mir das nicht.
Dass weiß ich auch so.

Mir hat auch schon ganz, ganz oft geholfen, die Sichtweise von Betroffenen zu sehen; quasi übersetzt zu bekommen...... aber in erster Linie möchte ich hier im Angehörigenforum als Angehörige angenommen werden; hier geht es um mich.

Hier geht es eben genau nicht um den Betroffenen.

Bitte nicht falsch verstehen, es soll eben nicht heissen: Betroffene dürfen sich hier nicht äußern, ganz sicher nicht (es gibt nicht nur schwarz - weiß ).

Alles Gute!
Pia

P.S.:

Auch darin irrst Du: es ist mir scheiss egal, was die Leute sagen.

Es war mir egal, in der Zeit, als sich viele Menschen gefragt haben: was will die denn mit dem und es ist mir egal, was sie sagen, wenn es nicht mehr funktioniert.

Ich weiss nicht, woher Du diese Anmaßung nimmst, aber es ist eine.

Und nochwas:

wenn ich eines gelernt habe, ohne Therapie, dann nicht so übergriffig zu sein, dass ich einem anderen Menschen erkläre, was er denkt, was seine Meinung ist.

Wie wäre es mit: statt mir den selbsternannten Spiegel vorzuhalten; selber mal reinschaun?
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
roco
Beiträge: 15
Registriert: 15. Mär 2010, 20:22

Re: Was versteht Ihr "Angehörigen"?

Beitrag von roco »

ich glaube dir ja, das du dich nicht vor ihn hinsetzt und ihm mit worten vorwirfst, was er an versprechen nicht einhält.

aber genauso, wie er vor dir nicht seine depressionen verstecken kann, genauso sieht er trotz seiner krankheit deine wut, deine aggressionen, deine enttäuschung und deinen wunsch nach veränderung. all das ist ein einziger vorwurf,nicht, weil du diese gedanken/gefühle hast, sondern weil er eben deine erwartungen nicht erfüllen kann.

ich kann all deine gedanken und gefühle voll verstehen, so ist es nicht. ich finde es auch toll, das du so offen hier darüber sprichst. auch wir kranken lernen daraus, weil es eben leichter ist, mit diesen sachen von fremden konfrontiert zu werden, als von den eignen leuten, die wir trotz allem lieben.

ich nehme mir auch jeden tag aufs neue vor, meinen geregelten tagesablauf wieder aufzunehmen. es funktioniert nicht, es geht einfach nicht.

der mensch kann nun mal nicht fliegen, auch wenn er es hundertmal will oder andere es von einem erwarten.

manchmal muss man einfach akzeptieren, das der andere seine versprechen nicht halten kann und dann eben seine konsequenzen ziehen.

ich drück dich mal

ps: was du anmassung nennst ist (vielleicht) die sichtweise einer kranken, aber ich steh mit dieser nicht alleine. was du übergriffig nennst, das ist für mich, zu sagen was ich denke (und das muss nicht immer zutreffen). wenn ich mir das aber zum vorwurf machen lassen muss, dann weiss ich wieder, warum ich mich so selten traue, überhaupt meine gedanken rauszulassen... auch mit ein grund für meine depressionen. ich will niemandem (mit absicht)wehtun (das wäre übergriffig).

und nu bin ich wieder weg aus diesem forum...
Wenn es uns schlecht geht trösten wir uns mit dem Gedanken, daß es noch schlimmer sein könnte.

Und wenn es ganz schlimm ist klammern wir uns an die Hoffnung, daß es nur besser werden kann.
roco
Beiträge: 15
Registriert: 15. Mär 2010, 20:22

Re: Was versteht Ihr "Angehörigen"?

Beitrag von roco »

achso, nochmal als kleiner nachsatz...

ich habe in meinem post geschrieben *zitat*:

das war jetzt zwar etwas überspitzt, aber deutlich. und so sehe ICH das. kannst den spiegel ja wegschmeissen....

*zitat ende.

wie kannst du also behaupten, ich wäre übergriffig? ich habe meine sicht dargestellt, das explizit nochmal erwähnt (das es meine sicht ist) und dich gebeten, den spiegel wegzuschmeissen, wenn das gezeichnete bild nicht dem deinen entspricht.

das du das nicht tust, sondern mir unterstellungen und absicht vorwirfst, zeigt mir nur wieder, das ich mit meinen rückzug alles richtig mache.

wenn mir einer sowas (in halbwegs gesundem zustand) sagt, dann denke ich darüber nach, ziehe mir das für mich wichtige und richtige raus und lehne das andere ab. aber ich unterstelle meinem gegenüber nicht, das er mich MIT ABSICHT fertig machen will...
Wenn es uns schlecht geht trösten wir uns mit dem Gedanken, daß es noch schlimmer sein könnte.

Und wenn es ganz schlimm ist klammern wir uns an die Hoffnung, daß es nur besser werden kann.
julcas
Beiträge: 569
Registriert: 11. Mär 2011, 17:57

Re: Was versteht Ihr "Angehörigen"?

Beitrag von julcas »

Hallo Ihr Lieben,

wie oft bin ich in einer Zwickmühle, denn ich finde auf beiden Seiten viele richtige Ansätze. Wie du liebe Pia bin ich Angehörige und auch wie du, momentan gefühlt weit über meine Grenze gegangen.

Ich kann eben auch nicht immer nur funktionieren, mich abgrenzen, meine Freizeit allein verbringen, Verständnis haben, emotionale Einsamkeit und Sprachlosigkeit aushalten. Das will ich auch nicht.

Auf der anderen Seite merke ich, das mein Freund mit dem was mir so sehr fehlt, völig überfordert ist.

Er ist in keiner akuten depressiven Phase, er geht arbeiten, er hält den Garten in Ordnung, gießt täglich, macht Reparaturen und gibt sich unendlich viel Mühe, auf diese Weise mir seine Liebe zu zeigen.

Dies nehme ich auch so wahr.

Leider ist er nach wie vor Sprachlos. Er kommuniziert nicht mit mir, weil er mit meinen Wünschen überfordert ist. Er kann nicht nachvollziehen, was ich von ihm will ?

Alles was ich tue reicht nicht, sagt er immer wieder.

Ja, da hat er wohl recht. Wir haben unsere Verbindung verloren, wir stehen nicht in Beziehung miteinander. Es finden keine Gespräche statt, jede noch so kleine Frage überfordert ihn. Körperliche Zärtlichkeit findet nicht statt, seit Monaten. Er fühlt sich bei jeder noch so kleinen Bemerkung angegriffen und verteidigt sich.

Klar er tut was er kann und merkt auf der anderen Seite meine Traurigkeit, meine Verzweiflung.

Ich bin nicht mal sicher, ob unsere Beziehungsprobleme mit seiner Krankheit zu tun haben.

Klar, wenn ich mich in sein Gefängnis einsperre und den Schlüssel wegwerfe, ist das mein Ding. Ich sperre mich aber nicht ein und schon gar nicht werfe ich den Schlüssel weg.

Wer Veränderung will, muß gehen.

okay, ich kann, oder muß mich also trennen, weil das was mein Freund im Stande ist, für die Beziehung zu tun nicht ausreicht. (für mich)

Ist es so einfach???

Es geht bei dieser Frage nicht im geringsten um irgendwelche materiellen Werte und Bequemlichkeiten.

Es geht um Menschen, Beziehung, Partnerschaft und Liebe, Vertrauen, Wünsche, Träume, Glück.

lg julcas

Bevor ich meine endgültige Entscheidung treffe, gehe ich ab Montag zur Diakonie um meine Gedanken und Gefühle zu sortieren.
MUT65
Beiträge: 448
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Re: Was versteht Ihr "Angehörigen"?

Beitrag von MUT65 »

Guten Morgen Euch Allen,

ganz ehrlich, genau diese "Diskussion" ist für mich inzwischen ( leider...!) der Grund warum ich hier nicht mehr schreiben mag- wenn nicht hier, wo dann kann ich meinen Frust, meinen Kummer, meinen Schmerz heraus lassen . Schnell heißt es dann man "verallgemeinert", oder man ist "übergriffig" Nicht jedem ist es gegeben sich dermaßen "perfekt" auszudrücken, so dass sich niemand auf den Schlips getreteten fühlt.

Hier tauschen sich MENSCHEN aus, in erster Linie Angehörige, so der Titel dieses Forums.

Ich lese bei niemanden ein egoistisches, rücksichtsloses Verhalten, welches einen Depressiven diskriminiert - auch nicht von der "Gegenseite", also von den "Depressiven" an uns "Gesunde".

Ich profitiere von Beiträgen "Kranker" - einen erhobenen Zeigefinger, weil man sich gerade mal nicht "gut" ausgedrückt hat, brauche ich nicht.

Ginge es "nur" ums Recht haben, oder Recht bekommen, wären wir wohl alle nicht hier. Ich weiß dass sich Einige Mitleser mit Sicherheit über meine "Wut" aufgeregt haben - Mensch Leute, ich bin seit über einem Jahr "Angehörige" - niemand kann aufgrund meiner Zeilen hier sich ein Bild davon machen, was ich in der Zeit alles versucht habe um meinen "Freund" und auch mir gerecht zu werden.

Wieviel HERZBLUT noch immer in mir steckt !

Ich bin gescheitert und trauere ! Über eine Beziehung die sich für uns Beide gut und richtig angefühlt hat ( auch seine Worte) dann kam die Depression und alles, wirklich alles was zwischen uns wortloses "Gesetz" war, ging den Bach runter.......

Das tut weh, schmerzt und wenn man dann auch noch "verlassen" wird, dann schmerzt es halt um so mehr.

Ich würde mir wünschen, dass hier nicht jedes Wort zerflückt und auf die Goldwaage gelegt wird. Hier sind Menschen die sich Gedanken machen, die lernen wollen aber oft an Kopf/Verstand und Bauch / Gefühl scheitern.

Ich weiß so vieles in der Theorie - aber leide trotzdem - nicht weil ich abhängig, oder blöd bin, sondern weil ich ein Mensch bin....der liebt, der einen Verlust hinnehmen muss.

Toleranz für Alle, das wäre eine Wohltat.


Viele Grüße
Mut
Wenn du einen Menschen glücklich machen willst, dann füge nichts seinem Reichtum hinzu, sondern nimm ihm einige von seinen Wünschen.
Epikur von Samos
Cloud59
Beiträge: 488
Registriert: 17. Mai 2013, 21:43

Re: Was versteht Ihr "Angehörigen"?

Beitrag von Cloud59 »

Hallo roco,

nochmals ein dickes “danke“ !


@pia
Ich hatte bereits einmal geschrieben, dass meine mutter auch depressiv war. Mein vater hat sich so verhalten wie roco es von ihrem mann beschreibt.
Damals war die rollenverteilung in der partnerschaft noch klar definiert. Das war für meinen vater aber kein problem, denn er hat meine mutter geliebt und geachtet. Und roco bringt auch ganz klar zum ausdruck, dass sie zum teil schwierigkeiten damit hat, wenn sie spürt, dass ihr mann darunter leidet, wenn es ihr schlecht geht. Depressive sehen gern die schuld bei sich. Ich wünsche roco, dass es ihr gelingt, ihr schuldgefühl ihrem mann gegenüber abzulegen.

Liebe pia, das ist liebe und gegenseitige achtung, was das “ehepaar roco“ lebt.

Das problem bei dir ist nicht die depression oder das depressive verhalten deines mannes. Da würde dir eine therapie gut tun. Aber nicht, weil du “co -abhängig“ bist, sondern um dir deine generelle einstellung in bezug auf partnerschaft bewusst zu machen.
Das “depressive verhalten“ deines mannes ist nicht die ursache deiner eheprobleme. Die depression war eigentlich nur der auslöser, sie hat generelle schwachstellen aufgedeckt.

Nicht der depressive ist das kleine kind, sondern der partner, der zornig und wütend mit dem fuss auftritt und sagt:“ich will aber meinen partner nicht so. Er soll so und so sein. So, wie er jetzt ist, will ich ihn nicht. Krank hin oder her, er macht mich wütend und zornig, weil er nicht so ist, wie ich mir das vorstelle. “

Liebe pia, das hat mit LIEBE nichts zu tun. Auch nicht mit respekt und achtung.

DEINE liebe gehört den tieren. Da erträgst du alles, ohne zu klagen. Da opferst du dich auf, ohne wütend zu werden. Das ist deine entscheidung, bitte. Ich bin auch im tierschutz, nur keine aufregung. Ich bn kein tierfeind, der deine arbeit nicht versteht.

Deine postings hier zum thread-titel “was verstehen die angehörigen“ werden von mir eingereiht unter liebloser, respektloser meckerer.

Was du brauchst ist ein “geschäftspartner“ mit privater anbindung. Denn liebe darf ein partner nicht erwarten, die gehört den tieren.

Dein mann wäre gut beraten, wenn er sich ein katzenfell überstülpen würde. Hoffentlich bringt er ed fdrtig, sich nicht schuldig zu fühlen, weil er deinen ansprüchen nicht genügt.

Mir tun diese harten worte, die ich geschrieben habe, weh. trotzdem ist das meine sicht der dinge. Würde mich freuen, wenn es anders ist. ( dieser satz eben ist wieder depressives verhalten. )

Lg cloud

Wer tippfehler findet, darf sie behalten
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: Was versteht Ihr "Angehörigen"?

Beitrag von bigappel »

Liebe Julcas,

meine Gedanken sind bei Dir!

Einfach ist es ganz sicher nicht; unsere gemeinsamen, letzten Jahre hier, dürften das bestätigen.

Du hast meinen höchstpersönlichen Punkt genau getroffen:

egal, ob die Beziehung aus Unvermögen, beruhend aus einer Krankheit ggf. nicht funktioniert, oder aus was auch immer.

Der Fakt bleibt: einer oder beide Partner
fühlen sich nicht wohl und sehen auch keine Möglichkeit mehr, gemeinsam Veränderung herbeizuführen.

Das ggf. ein Nichtkönnen dahinter steht und kein Nichtwollen ändert - für mich - nichts:

Partnerschaft kann dauerhaft nicht gelebt werden bzw. das, was gelebt werden kann, reicht mir nicht. Mir höchst persönlich in Beziehung zu meinem Mann.

Auch wir haben nächste Woche ein moderiertes Gespräch;
auch ich werde sehen, was ich daraus entscheiden werde.

Bisher wurden alle Vorschläge, ein gemeinsames Leben fortzusetzen in abgeänderter Form (die ich hier nicht bekannt gegeben habe!) von meinem Mann
nicht akzeptiert......

Ich werde diese Möglichkeit noch nutzen;


Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute!
Darf ich Dich mal drücken?

Herzliche Grüße
Pia

@ Cloud: super, dass auch Du weisst, was ich
in einer Partnerschaft benötige!

Und nochwas:

im Zusammenhang lesen würde vieles leichter machen:

ich habe nie von meinem Mann verlangt: zieh aus!

Es ging darum, für ein Wochenende, für einen Tag, für eine Stunde räumlichen Abstand zu bekommen.

Räumlicher Abstand kann helfen, sich wieder zu finden.
Das war meine Bitte. Nicht mehr und nicht weniger.

Ich opfere mich übrigens nicht für meine Tiere auf ????????????????

Interesant, was ich alles tue, ohne selber davon zu wissen.
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
roco
Beiträge: 15
Registriert: 15. Mär 2010, 20:22

Re: Was versteht Ihr "Angehörigen"?

Beitrag von roco »

@ julcas:

*zitat*: Wer Veränderung will, muß gehen.

okay, ich kann, oder muß mich also trennen, weil das was mein Freund im Stande ist, für die Beziehung zu tun nicht ausreicht. (für mich)

Ist es so einfach???

Es geht bei dieser Frage nicht im geringsten um irgendwelche materiellen Werte und Bequemlichkeiten.

Es geht um Menschen, Beziehung, Partnerschaft und Liebe, Vertrauen, Wünsche, Träume, Glück.

*zitat ende*

nein, so einfach ist es eben nicht. veränderung wollen heisst nicht immer trennung. wenn man aber irgendwann an dem punkt angelangt ist, wo man *nur noch* die trennung will (der andere soll ausziehen)... dann hat man eine entscheidung getroffen und muss das auch alleine durchziehen... mann kann/darf nicht vom anderen erwarten, das DER ANDERE die entscheidung abarbeitet (also geht), dann muss man die konsequenz aus seiner entscheidung ziehen und SELBER GEHEN...

nur das habe ich gemeint.

keiner, weder der kranke noch der gesunde, macht es sich leicht. beide kämpfen auf ihre weise, auch mit ihrem unvermögen.

ein unterschied erkenne ich da noch. der gesunde sieht fehler und pflichten AUCH bei dem anderen... der kranke findet beides NUR bei sich, was alles nur noch schlimmer macht. er fühlt sich noch wertloser, als last und einzig schuldiger.

nichts ist schlimmer, als zu erkennen, das alle anderen ohne einen besser dran wären... und nicht den mut und die kraft zu haben, daraus die konsequenzen zu ziehen. also macht man weiter wie bisher (anders kann man ja nicht) und macht den anderen fertig

deshalb kann ich jedem gesunden nur raten sich gedanken zu machen, seine entscheidungen zu treffen und das dann auch durchzuziehen. der kranke ist zu nichts davon in der lage.
Wenn es uns schlecht geht trösten wir uns mit dem Gedanken, daß es noch schlimmer sein könnte.

Und wenn es ganz schlimm ist klammern wir uns an die Hoffnung, daß es nur besser werden kann.
finchen76
Beiträge: 17
Registriert: 2. Mär 2012, 13:27

Re: Was versteht Ihr "Angehörigen"?

Beitrag von finchen76 »

oh du meine güte...bitte...das bringt doch hier keinem was wenn das auf diese art entgleist...

was ich und sicher noch andere hier als stiller mitleser seit tagen rausziehe für mich und unsere situation ist sehr sehr wertvoll, weil eben beide seiten sich aneinander reiben.

es kommen sichtweisen und perspektiven vor allem der betroffenen ans licht die ich so noch nicht kannte und die mir vieles erläutern was unbegreiflich schien...dafür euch allen betroffenen die ihr schreibt ein herzliches danke !

in der seite der angehörigen finde ich mich in anteilen in jedem wieder...im frust, in der enttäuschung, in der trauer, in der wut - aber auch und vor allem in der liebe, im verständnis, in der geduld und im loslassen im sinne von den partner sein lassen und vor allem auch so "wollen" wie er momentan ist, nicht im sinn von stagnation sondern von echter annahme und gemeinsamen nach vorn schauen.

woran es hier hinkt sind scheinbar die unterschiedlichen herangehensweisen die hier natürlich zum tragen kommen. wir können individuell andere mal mehr mal weniger verstehen in dem was sie tun oder sagen...

aber das berechtigt keine seite dazu, dem anderen zu erklären wie oder was er zu fühlen und zu tun hat...und vor allem nicht einem fremden menschen zu "erklären" wie er selbst tickt, was mir ihm nicht stimmt oder gar woher seine eheprobleme kommen...das geht eindeutig zu weit und ich finde wir sollten wieder dahin kommen können ( wenn das geht ) das die unterschiedlichen meinungen stehengelassen werden können ohne sich gegenseitig anzugreifen, es wäre sonst schade drum
Blümli
Beiträge: 782
Registriert: 18. Jan 2011, 18:41

Re: Was versteht Ihr "Angehörigen"?

Beitrag von Blümli »

Ja, das V E R ST E H E N ist ein Kernpunkt in Beziehungen ( ich denke sogar DER Kernpunkt, auch in Liebes - Beziehungen, in der, meiner Meinung nach, fälschlicherweise die Liebe als der Kernpunkt angesehen wird).
Ich meine, dass zu einem Verstehen ein Bemühen von beiden Seiten gehören. Also der, der sich äußert braucht ein Bemühen sich so auszudrücken, dass er nicht übergriffig / bestimmend / wertend ... usw. erscheint und das Gegenüber braucht ein Bemühen für offene Ohren, die nicht ( eigenes ) hineininterpretieren.
Meines Erachtens kann dies nur funktionieren, wenn man - im Hören und in seiner Ausdrucksweise - BEI SICH BLEIBT

Wir ALLE sind Menschen mit nicht perfekten Verhalten, so laufen wir immer wieder in die Kommunikationsfalle. Ich denke dies ist eben menschlich, nur müssen wir halt akzeptieren, dass dadurch leider ein MISS- V E R S T E H E N entsteht... und daraus Verletzung... und daraus evtl. Wut und evtl. "Zurückverletzung".

Die Kommunikation in den Beziehungen hier in diesem Forum basieren auf dem selben Kernpunkt und landen aus den selben Gründen bei einem Missverstehen.

Meine Erfahrung ist, dass wenn Beiträge ( beide, der fragestellende und der antwortende) so formuliert werden, dass der/ die Schreibende mit dem, was er zur Diskussion stellt oder antwortet, bei sich bleibt (in den emotionalen wie auch in den praktischen Themen), dann kann der/ die Lesende auch eher bei sich bleiben.

auf ein Verstehen hoffendes

vom Blümli
^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
julcas
Beiträge: 569
Registriert: 11. Mär 2011, 17:57

Re: Was versteht Ihr "Angehörigen"?

Beitrag von julcas »

Liebe Pia,

auch ich drück dich von Herzen und wünsche dir das es einen gemeinsamen Weg für euch gibt.

@ finchen,

danke für deinen Beitrag. Das unterschreibe ich blind.

@Roco,

ich sehe das Unvermögen meines Freundes, seine Überforderung, seinen guten Willen alles für mich (für uns) zu tun. Ich weiß das er nicht mehr geben kann und ich werfe es ihm nicht vor.

Ich sehe aber auch, das er, wenn er reagiert eben mit Vorwürfen reagiert. Mag sein das dies an seiner Überforderung liegt, mag sein das unsere Beziehungsprobleme ganz andere Ursachen haben, als die Erkrankung meines Freundes.

All das hilft mir nicht wirklich. Ich fühle mich völlig durcheinander und weiß nicht, wie unser Weg, ob unser Weg gemeinsam weitergehen kann.

Ich weiß das ich diesen Mann liebe, doch ich weiß eben auch, das das was er zu geben im Stande ist nicht ausreicht.

Ich setze viel Hoffnung in die zukünftigen Gespräche mit der Psychologin der Diakonie. Ich bin bereit zu Veränderung, doch ich brauche Unterstützung, weil ich keinen Anfang finde. (wirrwarr im Kopf)

lg julcas
Cloud59
Beiträge: 488
Registriert: 17. Mai 2013, 21:43

Re: Was versteht Ihr "Angehörigen"?

Beitrag von Cloud59 »

Na dann, nehme ich zurück, was ich gesagt habe.

Kann von der moderation gelöscht werden.

Ich verabschiede mich hiermit. Bin nicht geeignet für dieses forum.

Wenn sich ein betroffener angegriffen fühlt bei beschwerden über depressives verhalten und zurückbeisst, sollte man sich nicht wundern.


Cloud
roco
Beiträge: 15
Registriert: 15. Mär 2010, 20:22

Re: Was versteht Ihr "Angehörigen"?

Beitrag von roco »

@ julkas:

*zitat* Ich setze viel Hoffnung in die zukünftigen Gespräche mit der Psychologin der Diakonie. Ich bin bereit zu Veränderung, doch ich brauche Unterstützung, weil ich keinen Anfang finde. (wirrwarr im Kopf)
*zitat ende*

das du dir hilfe suchst finde ich mehr als prima, hut ab. denn du kannst es, dein partner von sich aus scheinbar nicht, wie es sich anhört wird er mitgehen? damit gibt er dir/euch schon sehr viel.

du findest allein keinen anfang (wirrwar im kopf)? multipliziere das mit einem vielfachen und habe dann keine kraft, auch nur einen finger zu bewegen... ich denke, das fühlt dein mann und tut ihm mindestens genauso weh.

ich kann nur nochmal sagen, das ich mir nicht anmasse zu wissen, wie der andere tickt und das habe ich auch in meinen postings klar definiert. ich habe und werde immer nur meine (momentane) sicht auf die dinge darstellen. diese ändert sich auch mal, da sie auch stark von meiner jeweiligen situation abhängig ist (so wirken sich depressionen eben aus)

und genau aus diesem grund sage ich stets: ich denke... oder meiner meinung nach usw... habe ich in der therapie gelernt. wenn man es mir dennoch als übergriffig (absichtlicher angriff) auslegt, dann hat der andere das problem, nicht ich...
Wenn es uns schlecht geht trösten wir uns mit dem Gedanken, daß es noch schlimmer sein könnte.

Und wenn es ganz schlimm ist klammern wir uns an die Hoffnung, daß es nur besser werden kann.
Schwester70
Beiträge: 1131
Registriert: 3. Dez 2010, 14:14

Re: Was versteht Ihr "Angehörigen"?

Beitrag von Schwester70 »

Hallo!

Ich bin nur stiller Leser in diesem Thread und will es auch dabei belassen und mich nur einmal kurz melden.

Ich habe den Eindruck,das sich die Angehörigen und Betroffenen gegenseitig die "Schuld" geben an der Erkrankung "Depression" und deren Auswirkungen auf ein "normales" Leben.

Niemand ist"Schuld"!!!!

Und ich dachte das ist der Kernpunkt dieses Forums,JEDER(!)kann seine Meinung äussern ohne diskriminiert oder bewertet zu werden.
Irgendwie scheint das gerade verloren gegangen zu sein....

Sehr schade!!!


Ich bin auch schon ein paar Jahre hier (und garantiert nicht,weil mir langweilig ist o.ä.) aber wie ich schonmal geschrieben habe,hat sich das Forum verändert.

Nicht immer war und bin ich für Kritik an meinem Tun und Handeln empfänglich gewesen,aber ich will Euren Rat und Eure Hilfe!Da muss man auch die Wahrheit ertragen,so schmerzlich wie sie auch manchmal ist.Aber ich muss mir nicht jeden "Schuh" anziehen.


Sicher ist es toll wenn auch Betroffene hier sich zu Wort melden,aber manchmal nicht sehr hilfreich,wenn man aneinander vorbeiredet.Denn das genau ist oftmals auch zu Hause bzw. in den bestehenden Partnerschaften das Problem.Die KOMMUNIKATION funktioniert nicht.

Es gibt immer zwei Seiten und ich denke,es wäre schön,wenn beide Seiten versuchen sich zu akzeptieren und zu verstehen!


Schwester
Hinfallen,aufstehen....Krone zurecht rücken,weitergehen!
bodenlos
Beiträge: 218
Registriert: 31. Aug 2011, 10:54

Re: Was versteht Ihr "Angehörigen"?

Beitrag von bodenlos »

Hallo ihr Lieben,

ich bin nun schon seit vier Monaten eine ehemalige Angehörige und lese dennoch immer wieder mit, da mir die Menschen hinter den Geschichten doch irgendwie ans Herz gewachsen sind..... aber man kann es auch Neugier oder Nichtloslassen nennen, denn gedanklich beschäftigt mich das Thema noch immer.

Ich habe "damals" eine Entscheidung getroffen - so wie roco es "fordert". Leider habe ich diese sehr bereut, denn für mich hatte das Ganze -die Trennung- keinen wirklichen Zugewinn....vielleicht kommt das noch, aber mir geht es nach wie vor nicht gut ohne meinen ehemaligen Partner, auch wenn ich dabei bin, viel für mich zu tun.... u. a. eine Gesprächstherapie.

Ich finde den Austausch hier eigentlich sehr gewinnbringend....und ich behaupte jetzt einfach mal: für beide Seiten.
Auch wenn es hier der "Angehörigenteil" des Forums ist, in dem gemeckert und gejammert werden kann und soll, haben genauso die Betroffenen ihre Daseinsberechtigung....auch mit ihren Meinungen,die nicht immer jedem gefallen. Ich möchte mich ebenso mit meinen Fragen und Gedanken im Betroffenenteil bewegen können. Auch wenn ich da vor zwei JAhren einmal ziemlich deutlich gesagt bekommen habe, dass ich dort doch eigentlich nichts verloren hätte. Ich habe mich darüber gefreut, dass dann ein paar der Betroffenen durchaus für mich und meine Frage "Partei ergriffen" haben, denn man kann beide Seiten nicht trennen, ist man doch am Thema, wenn auch in unterschiedlichen Weise, partizipiert.

Deshalb fände ich es schön, wenn man auch weiterhin gepflegt miteinander Meinungsaustausch betreibt....sich nicht angreift oder beleidigt das Weite sucht.

Dass man Dinge auf Grund seiner Position unterschiedlich sieht und bewertet, halte ich für das "Selbstverständlichste" von der Welt. Allerdings sollte Niemand von uns den Fehler begehen und seine Sichtweise zum Absoluten erklären....ich denke, das wäre ein Fehler und auch anmaßend.

@roco: eine Frage: wenn dein Mann trotz seiner Rücksichtnahme traurig ist, weil es dir trotz dessen nicht besser geht, verstellt er sich dann nicht auch? Heißt das nicht, dass er sich doch etwas anderes wünscht, als er es lebt?

Ich glaube, ich hätte zu dem Thema noch viel zu sagen, aber im Moment fällt es mir ziemich schwer, denn die vielen Meinungen arbeiten in meinem Kopf und meine eigene Geschichte holt mich auf eine Weise ein, wie ich es eigentlich nicht mehr möchte.

In diesem Sinne; auf einen weiteren fruchtbaren Gedankenaustausch!

Hascherl
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