Sozialpsychiatrischer Dienst

lovelycarma
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Re: Sozialpsychiatrischer Dienst

Beitrag von lovelycarma »

Hallo Nachtflug,
danke für die Nachfrage!
Ich wollte schon seit Dienstag etwas schreiben, aber es fehlte mir die Zeit und irgendwie brauche ich gerade auch noch etwas um es zu verarbeiten.

Ich habe der neuen Beraterin wiederum die Symptome geschildert ... es kommt das gleiche raus. Irgendwas komplexes mit ggf. Depressionen, aber auf jeden Fall Psychosen.
Ich habe mich jetzt etwas belesen (leider gibt es bzgl. Schizophrenie nicht so ein tolles Forum wie dieses). Grundsätzlich ist es gut behandelbar, nur kann der Erkrankte nicht erkenne, dass er krank ist, so lange er sich in einem akuten Schub befindet. Nun kann man natürlich abwarten bis er aus der akuten Phase raus ist und dann auf Krankheitseinsicht hoffen. Was ist aber, wenn dies nie geschieht ... wenn es chronisch ist?

Selbst die körperlichen Symptome sind für ihn nicht erkennbar. Auch der soziale Abstieg ist für ihn nicht auf sein eigenes Handeln zurück zu führen sondern ist die Schuld anderer (im Zweifelsfall bin immer ich dran schuld).
Seine Realität ist eine andere und alle anderen spinnen, die es nicht so sehen.

Selbst wenn die Psychose nicht auf ein körperliches Problem zurückgeführt werden kann, hat er aber bereits körperliche Probleme. Zum Arzt geht er seit einem Jahr nicht mehr und dies obwohl er vor seiner Erkrankung eher hypochondrische Züge aufwies.

Es macht mich nur fassungslos, wie man sein eigenes Kind so ins Verderben laufen lassen kann. Keine sozialen Kontakte - keine eigene Familie - finanziell am Ende - demnächst Harzt IV. Nein, es wird nicht hinterfragt, wie es zu einem so rasanten Abstieg kommen konnte. Hauptsache ist, der Sohn macht was sein Vater sagt. Zum Beispiel auf Biegen und Brechen in das vom Vater gekaufte Haus ziehen, obwohl er keine finanziellen Möglichkeiten hat, dieses überhaupt auszustatten geschweige denn dieses zu unterhalten.

Ich habe bereits mehrfach gelesen, dass insbesondere nahe stehende Personen im Wahn gehasst werden. Sicherlich auch, weil sie den Betroffenen als erste auf seine Symptome ansprechen und an seiner Realität rütteln.

So, um am Ende nochmal auf den SPD zurück zukommen: Die Dame wird ihn mal besuchen, falls er nicht anzutreffen ist mal eine Einladung schicken. Sollte er sehr auffällig sein, kann sie auch noch eine Psychologen vorbei schicken. Sonderlich viel Hoffnung kann sie mir nicht machen. Ich habe momentan auch nicht viel Hoffnung.

lg lovelycarma
Nachtflug
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Re: Sozialpsychiatrischer Dienst

Beitrag von Nachtflug »

Hallo lovelycarma,

du sagst du hast keine Hoffnung und vielleicht ist das bezogen auf deinen Mann erstmal gar keine so schlechte Reaktion: Du kannst nicht enttäuscht werden, wenn er Hilfe weiter nicht annimmt und seiner Gesundung im Weg steht. Wenn er es allerdings doch tut, dann kannst du immerhin positiv überrascht sein. Vielleicht eine Form der gesunden Abgrenzung?
Aber du kannst Hoffnung für dich, dein Leben, deine Kinder haben. Und da hatte ich bisher ja auch das Gefühl, dass du die nicht verloren hast. Diese Hoffnung gilt es für dich zu pflegen und dir zu erhalten. Du hast ja zum Glück Leute, die dir dabei helfen.
Bezogen auf deinen Mann, handelst du sehr pragmatisch, schöpfst alle Möglichkeiten aus, die es gibt. Das ist sehr stark von dir und ich wünsche dir von Herzem, dass irgendetwas bei deinem Mann vielleicht Früchte tragen wird und er sich Hilfe sucht - früher oder später. Auch wenn ihr getrennt lebt, wäre das für eure Kinder und deren Erziehung, eure "Zusammenarbeit" wünschenswert.

Das Forum hier ist gut und wenn man weiß wie, kann man es auch mit einer anderen Diagnose für sich nutzen. Im Hinterkopf behalten, dass hier nicht alles für einen gilt, aber wissen wo es "gleiche" Baustellen gibt. Und da ich ja phasenweise auch Probleme mit Depressionen habe/hatte, kann ich betreffend dieser Krankheitskomponente hier Kraft schöpfen.
Ich habe auch schonmal in ein deutsches BiPo-Forum und Schizo-Forum geguckt und fand die nicht so gut, wie dieses hier.
Die Abgrenzungen fallen Ärzten auch oft schwer. Kann man immer klar sagen, ob jemand jetzt eine psychotische Depression oder eine schizophrene Psychose hat? Der Übergang ist fließend...zwischen vielen Diagnosen gibt es Grauzonen.
BKrankheitseinsicht ist bei solchen Erkrankungen noch problematischer als bei reinen Depressionen. Du kannst nur das tun, was du bereit tust, dir Beratung holen, dich unterstützen lassen, jemanden zu ihm hinschicken. Es kann lange dauern, aber Krankheitseinsicht kann sich dennoch entwickeln. Es muss auch nicht sein, dass die Familie so starr bleibt, langrfristiger sozialer Abstieg dürfte doch gerade narzisstische Menschen stören, die sich oft auch viel durch äußere Anerkennung und Leistung definieren. Wird sein Vater das wirklich auf Dauer so akzeptieren, wenn sein Sohn aus seiner Sicht "keine Leistung bringt", abhängig ist? Ist eine Abhängigkeit für ihn auf Dauer wirklich positiv?
Vielleicht gibt es da früher oder später familiär auch noch Entwicklungen, die für ihn Hilfe notwendig machen.
Aber du kannst das eben nur beobachten und wenn sich die Situation verändern sollte, darauf reagieren.
Deine höchste Priorität, die ist der Eigenschutz von dir und deinen Kindern.


Alles Gute,
Nachtflug
lovelycarma
Beiträge: 101
Registriert: 18. Okt 2012, 18:06

Re: Sozialpsychiatrischer Dienst

Beitrag von lovelycarma »

Hallo Nachtflug,

so wie Du es beschreibst, ist es auch gemeint. Ich mache mir keine Hoffnungen was ihn betrifft, so kann ich im Zweifelsfall nur positiv überrascht werden. Für mich selbst habe ich aber Hoffnung. Ich bin, bis auf diese "Kleinigkeit", mit meinem Leben sehr zufrieden. Ich habe noch Träume und Ziele. Ich plane mein Leben jetzt ohne ihn. Sollte er irgendwann wieder ein Teil unseres Leben werden - schön. Wenn nicht, dann halt nicht.

Das mit dem angekratzten Image des narzisstischen Vaters habe ich mir auch schon überlegt. Auch die Beraterinnen beim SPD gab es zu denken. Sicherlich muss für ihn immer die Fassade stimmen. Aber wie sieht es aus, wenn einer seiner Söhne nicht mehr "funktioniert" und total abtriftet. Sohn #2 wurde deshalb schon verstoßen, aber wie reagiert er bei meinem Expartner???

Eingestehen, dass ich recht hatte wird er sich nicht. Dies wäre für ihn ein Zeichen von Schwäche. Ggf. wird er ein Machtwort sprechen (wie er immer gedenkt Probleme zu lösen) und dann macht Sohnemann schon das was er sagt (als ob eine Krankheit davon einfach weg geht).

Ein bisschen Hoffnung habe ich schon. Mein Expartner machte heute einen sehr aufgeräumten und wachen Eindruck als er unser Kind abholte/wiederbrachte. So habe ich ihn seit 6-7 Monaten nicht mehr erlebt. Als er auf seinen Frage nach mehr Umgang von mir hörte, dass dies nur mit Therapie möglich ist, reagierte er entgegen seines sonstigen Verhaltens sehr ruhig. Der Umgang hätte ja nichts mit einer Therapie zu tun.

Ok, ist das ein Fortschritt, dass er die Notwendigkeit einer Therapie gar nicht mehr in Zweifel stellt? Oder sind ihm die Argumente ausgegangen?

Ach wahrscheinlich interpretiere ich hier nur etwas rein, was nicht da ist - Krankheitseinsicht.

Eines habe ich heute noch getan. Ich habe einen seiner besten Freunde gebeten ihn immer mal wieder anzurufen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird er nicht ans Telefon gehen. Aber wenn er wieder bei klaren Verstand ist, merkt er vielleicht auch wieder, dass es Menschen gibt denen er etwas bedeutet. Ohne das Verständnis seiner Freunde hätte er nach dem Ende dieses Schubs/Episode kein soziales Umfeld mehr (außer seinen Vater und dessen Freundin).

Ich kann momentan nur abwarten. Zudem habe ich gerade andere wichtige Dinge vor ;o).

lg lovelycarma
Nachtflug
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Re: Sozialpsychiatrischer Dienst

Beitrag von Nachtflug »

Hallo lovelycarma,

ich habe mich gerade gefragt wie es dir geht und dachte ich schreib mal wieder .
Gibt es vielleicht neue (hoffentlich positive) Entwicklungen?
Und andernfalls hoffe ich doch, zumindest positive Erlebnisse was dein nun erstmal alleine geplantes Leben angeht .

Auf die Dauer wird der narzisstische Vater deines Lebensgefährten aber auch nicht mit Machtwörtern weiterkommen, wenn es sich wirklich um eine ernste psychiatrische Erkrankung handelt. Und normalerweise hat die Geduld von Narzissten ja auch eine überschaubare Ausprägung...

Klingt gut, dass dein Mann einen aufgeweckteren Eindruck gemacht hat und in der Lage war sachlich zu antworten.

Als Therapie/Krankheitseinsicht hätte ich diese Aussage allerdings noch nicht gewertet. Du kannst auf jeden Fall versuchen, wenn er einen besseren Eindruck macht, ab und an wieder ein bisschen normal mit ihm zu kommunizieren. Das kann ihm vielleicht auch mit der Zeit das Gefühl nehmen, du wärst sein Feind. Die Wahrnehmung kann sich bei psychotischen/schwer depressiven Zuständen oft mit der Zeit wieder etwas normalisieren, gar nicht so selten klingt ein Schub nach einer Phase von vielen Monaten, oder 1-2 Jahren allmählich von selbst ab, auch ohne Behandlung. Bei mir war es jedenfalls so.
Auf jedenfall kannst du aber auch schon leichte Besserungen der Tagesform versuchen, für einen Zugang zu nutzen. Muss gar nicht viel sein, kann mit kurzen Gesprächen über Belanglosigkeiten anfangen.
Mein Umfeld hat als es mir besser ging versucht, die Gesprächsthemen nicht immer so auf das Vergangene, unsere Konflikte zu lenken, sondern wieder mehr Richtung Gegenwart, Zukunft. Wir hatten ganz lange so gut wie gar nicht kommuniziert (oder nur gestritten, wenn). Ich habe auch selbst für mich gemerkt, dass mein Umfeld sehr viele positiv-unterstützende Ressourcen hat, neben ein paar vielleicht ungünstigen/negativen Faktoren. Und die versuche ich nun mehr zu nutzen, anstatt immer den Blick auf Negatives zu richten. Was aber nicht heißt, dass ich diese Seiten nicht sehe oder zum Teil kommuniziere. Allerdings hat meine Familie sich auch durch meinen Zusammenbruch und die lange Krankheitsepisode verändert, sie reflektieren sich selbst viel mehr.

Bei deinem Mann kann das in Bezug auf seinen Vater natürlich schwierig sein. Aber vielleicht wird er auch irgendwann wieder die positiven Seiten an seiner eigenen Familie, die er mit dir zusammen hat erkennen können. Vielleicht wird nach einem Abklingen des psychischen Krisenzustands wieder ein einigermaßen normaler, gesitteter Umgang möglich sein. Aber das bleibt abzuwarten.

Alles Gute,
Nachtflug
lovelycarma
Beiträge: 101
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Re: Sozialpsychiatrischer Dienst

Beitrag von lovelycarma »

Hallo Nachtflug,
danke für Deine Anteilnahme. Es gibt immer etwas positives ;o).
Leider betrifft nichts davon meinen Expartner.

Ich bin zur Zeit etwas schreibfaul. Dies liegt zum Einen daran, dass Töchterchen gerade eine Woche krank war und nichts essen konnte. Sie ist an sich sehr zart (äußerlich), aber dann auch noch eine Woche fasten. Aber sie hat es überstanden und hat wieder großen Appetit.

Zum Anderen darf ich mich mit Anwälten rumschlagen. Ohne ins Detail zugehen, benutzt hier der narzisstische Vater seinen kranken Sohn um seinen Frust an mir auszulassen. Ich empfinde es als extrem fahrlässig so ein krummes Spiel auf Kosten der Gesundheit meines Expartners zu spielen, ihm jegliche Chance zu nehmen ein normales Verhältnis wieder zu uns aufzubauen und ihn als menschliches Schutzschild zu missbrauchen. Hinzu kommen immer wieder Verleumdungen und Lügen des Vaters.
Zum Streiten hat sich der Vater leider die Falsche ausgesucht ;o).

Vor einigen Tagen hat mein Expartner unsere Tochter in meiner Wohnung besucht. Einer seiner besten Freunde war zum Kaffeetrinken vorbeigekommen. Die Kommunikation zwischen meinem Expartner und mir geht schon gegen Null, aber auch mit seinem besten Freund wollte er nicht reden (nicht einmal small talk). Resümee des Freundes: er sieht besser aus als noch vor einem halben Jahr, Mimik und Gestik sind aber nicht vorhanden und er machte einen leicht überforderten Eindruck.

Der Freund versprach immer mal wieder den Kontakt mit meinem Expartner zu suchen damit er weiß, dass er noch ein soziales Umfeld hat.

Ja, diese Aussage...man klammert sich halt an alles. An anderen Tagen hätte er sich mehr gegen meine Aussage gewehrt. An diesem eben nicht. Wer weiß warum.

Gespräche, die in die Zukunft gerichtet sind, sind zur Zeit nicht möglich. Alles ist für ihn eine Belastung, alles wird von ihm als Angriff gewertet.
Alleine das Thema Schwangerschaft bringt ihm zum Ausrasten. Er weiß nicht was es wird, wie es heißen soll (er muss also mit dem von mir gewählten Namen klar kommen) oder wann das Baby auf die Welt kommt. Er streitet die Vaterschaft ab und will auch nicht als Vater teil haben. Von Verantwortung übernehmen mal abgesehen.

Dieses Verhalten ist für ihn total untypisch. Er selbst musste als Kind mit einer permanenten Ablehnung insbesondere durch seine Mutter klar kommen. Er weiß wie es ist als Mensch 2. oder sogar 3. Klasse in einer Familie angesehen zu werden und tut dies nun seinem eigenem Kind an. Es macht mich unsagbar traurig, wie man einem kleinen hilflosen Wesen so etwas antun kann (selbst jetzt muss ich weinen, und dies tue ich zur Zeit nur sehr selten).

Der letzte bekannte Schub (immerhin 9 Jahre her) hat ca. 1 1/2 Jahre gedauert. Wobei wir nicht wissen, ob die Psychose auch so lang war. Mittlerweile habe ich mich zu diesem Thema etwas belesen. Leider kann man durch nichts ableiten wie sich seine Krankheit entwickelt. Wird sie chronisch oder ist die Psychose bald beendet und bleiben "nur" die Negativsymptome, wie Depression, zurück... oder, oder. Mir ist auch nicht klar ob er nach dem Wahn erkennt, dass dies nur Einbildung war und das WIR seine Familie sind und sein Vater ihn nur benutzt?

Die Rolle des Vaters ist schwierig. Er hat nach meiner Einschätzung und der der Freunde die Symptome noch verschlimmert, den Wahn noch zusätzlich geschürt. Er weiß, dass sein Sohn krank ist. Er kennt die Symptome von seiner Exfrau. Da er aber keinerlei Empathie empfindet, ist ihm das Schicksal seines Sohnes egal. Hauptsache er macht das was er will. Vielleicht liegt bei meinem Expartner auch eine abhängige PS vor. Vor seiner Erkrankung war hiervon aber nichts zu spüren.

Wenn dies so weiter geht, sieht seine Zukunft düster aus. Noch zwei Wochen und er fällt in Harzt IV. Seine Schulden wachsen weiter an. Er wird mit der Geburt seines zweiten Kindes konfrontiert und ich bin über jeden Zweifel erhaben, dass er auch der Vater dieses Kindes ist. Sollte die juristischen Streitigkeiten so weitergehen, hat er gute Chancen in einem Prozess gegen mich zu verlieren. Wenn das alles so weiter geht, ist auch die Diskussion bzgl. des gemeinsamen Sorgerechts noch nicht beendet (und auch hier wird es immer enger für ihn).
Er hat also keine Chance auf Erfolgserlebnisse.

Ich kann momentan nichts mehr tun als mich auf unsere Kinder und mich zu konzentrieren. Wenn er Hilfe benötigt, werde ich für ihn da sein. Mehr kann ich nicht tun. Was mir noch vorschwebt ist, dass man nach dem Abklingen der Psychose eine Familientherapie etc. machen könnte um wieder einen normalen Umgang miteinander zu erreichen. Mehr fällt mir im Moment nicht ein.

lg lovelycarma
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