Wie kann ich meiner Mutter helfen?

[Prototyp1.0]

Hallo Ihr Lieben,

mein Name ist Jenny, bin 22 Jahre alt, neu in diesem Forum und komme aus der schönsten Stadt der Welt Hamburg!

Meine Geschichte der Depression fängt schon mit 16 Jahren an und verschlimmerte sich vor fast 1 Jahr, nachdem wir erfuhren, dass mein Vater Bauchspeicheldrüsenkrebs hat.Ich war 6 Wochen im Krankenhaus in psychatrischer Behandlung, bin nun medikamentös eingestell,t und seit kurzem bei einer Verhaltenstherapeutin.
Vor ca. 3 Wochen verstarb er dann an den Folgen der Krankheit... Wir alle (Meine Mutter, Bruder und ich) sind übrig geblieben und seither in einer schweren Depression gefangen und da fängt das Problem an:

Seit fast 20 Jahren leidet meine Mama an schweren Angst-und Panikattacken und ist selbst in psychologischer Behandlung. Seit der Erkrankung meines Vaters ist sie so empfindlich/instabil,dass wir uns regelmäßig streiten. Gerade heute z.B. ist sie total ausgerastet und hat mir ellenlange E-Mails geschrieben, wie sehr sie von mir enttäuscht ist, wenn ich einen Termin wegen ihr nicht absage und das ich ja nicht mit der Familie zusammenhalten würde. Das ich kein Feingefühl hätte und das sie nicht, so wie ich, einfach wieder in den Alltag zurück kehren könnte. Diese Anschuldigungen haben mich wirklich sehr verletzt, da es einfach nicht stimmt. Aber ich muss doch meine Ausbildung zu Ende machen, mich auf meine Prüfungen vorbereiten, meine Beziehung nciht vernachlässigen, mich um meine eigene Gesundheit kümmern (Habe eine Immunschwächekrankheit und bin zurzeit mal wieder mit einer fetten Grippe im Bett).

Kurz: Ich weiß einfach nicht, wie ich mit ihr umgehen soll. Habt ihr da vielleicht einen Rat für mich? Gott, ich weiß gar nicht was ich hier jetzt noch alles hätte schreiben können, es sind einfach so viele Gedanken im Kopf...

LG Jenny

[Tabarka1]

Guten Morgen Jenny,
Genau das was Du schreibst habe ich auch erlebt, aber mit meinem Schwiegervater, der meinte alle müssten genauso auf den Tod seiner Frau reagieren wie er. Und JedeR der/die anders empfunden hat war ein Verräter und wurde beschimpft.

Ich habe (beim Schwiegervater natürlich leichter) den Kontakt abgebrochen, weil jede Hilfe nicht genug war und eher Anlass für Klagen, wie wenig ich denn tue (mein Mann übrigens noch weniger).

Du wirst nur ganz lieb für Dich sorgen können. Und Dich von Deinem wunderbaren Freund verwöhnen lassen. Ob und wie dann irgendwann wieder ein warmherziger Kontakt auf GEGENSEITIGKEIT möglich ist? Ich glaube das kann Dir keiner sagen.

Du hast als Tochter das Recht auf ein eigenes Leben. Und Deine Mutter wird wahrscheinlich viel eher im Leben ankommen, wenn sie sich selbst Unterstützung außerhalb der Familie sucht.

Ich wünsche Dir viel Mut für die Abgrenzung von Deiner Mutter und viel Zuneigung für Dich

Schönen Feiertag

Tabarka

[Prototyp1.0]

Liebe tabarka,

vielen Dank für deine liebe Antwort!
Meine Mutter ist wie gesagt seit Jahren in psychotherapie und nun zusätzlich noch in einer Gruppe von Angehörigen, die ihren Partner/Partnerin an krebs verloren haben...Da frage ich mich nur: reichen ihr unsere Liebe (also von mir und meinem Bruder, Verwandte, freunde,etc.) einfach nicht? Gerade heute schrieb sie mir eine sms, die anfing mit "ich habe eine dicke grippe, ich fühle mich scheiße, dass mit Papa zieht mich so runter...aber ich will ja nicht klagen". Ist das nicht eine verzehrte Wahrnehmung? Manchmal zweifle ich an mir, ob ich nciht genug trauere (ich war deswegen ja schon 6 Wochen in der Klinik und nun in einer Verhaltenstherapie). Klar weine ich, zünde jeden Abend eine Kerze für Papa an...aber ir fällt das alles noch sehr schwer zu realisieren, wahrscheinlich kommt das alles erst viel später....

LG

[Tabarka1]

Hi Jenny,
Ja es ist schrecklich den Mann zu verlieren UND Du hast Deinen Vater verloren. Dafür scheint kein Platz zu sein oder?
Und nur dann kann ja etwas zwischen Euch gut laufen, wenn ihr klar ist, dass Du auch einen wichtigen Menschen verloren hast.
Was hast Du ihr denn geantwortet?
Was hättest Du ihr denn am liebsten geantwortet?
Was gibt sie Dir im Augenblick?
LG
Tabarka

[Prototyp1.0]

Hallo,

ich habe ihr geschrieben, dass ich ihr gute Besserung wünsche und so... Der Punkt ist ja, dass ich mich gar nicht mehr traue, noch irgendwas persönliches oder kritisches zu schreiben, gerade weil sie so verletzlich/emotional instabil ist...=( Am liebsten würde ich ihr mal klar machen, das nur weil sie eine beschissene Kindheit hatte, sie Panikattacken hat, ihren Mann verloren hat, nciht das Recht besitzt, mich damit so rein zu ziehen.Das macht mich alles echt fertig...=´( Momentan geht es wieder einigermaßen mit ihr und ich liebe meine Mama auch,a ber ich kann nciht ihre ganze Last tragen...Wir haben uns jetzt erstmal dazu entschieden, ab und zu zu telefonieren und ich möchte etwas auf Abstand gehen,a ber nur, weil ich mein eigenes Leben leben möchte.

LG

[Tabarka1]

Hi Jenny,

Ich drücke Dir die Daumen, dass das gelingt. Es ist bestimmt gut, wenn Du für Dich selbst Unterstützung suchst und hast. Den Tod eines Elternteils zu verarbeiten dauert. Und ich finde Du hast ein Recht auf Deine eigene Trauer. Und wir Kinder sind oft nicht die besten Tröster, da wir ja auch in Trauer sind. Da ist die Gefahr groß, dass die eine oder die andere zuviel gibt.

Und wenn Deine Mutter ja auch eigene Unterstützung hat, klappt das bestimmt mit dem ab und zu telefonieren. Ich wünsche Dir dazu alles Gute.

LG
Tabarka