Sozialpsychiatrischer Dienst

lovelycarma
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Sozialpsychiatrischer Dienst

Beitrag von lovelycarma »

Hallo,

hat jemand von Euch sich schon mal Beratung beim sozialpsychatrischen Dienst geholt?
Ich bin bzgl. meines Expartners mit meinem Latein am Ende. Immer wieder schwankende Stimmungen, mal lethargisch, dann wieder fehlende Impulskontrolle. Wenn er unsere Tochter zurückbringt und er dann vor unserer Tür steht, muss ich immer erahnen wie seine Stimmung ist um nicht eine Szene vor dem Kind zu provozieren. Zusammenarbeit auf der Elternebene gibt es nicht. Mit meiner Situation (Schwangerschaft) kann er gar nicht umgehen ... er sieht mich nicht an vor lauter Scham.
Das Jugendamt ist mir in dieser Situation bisher keine große Hilfe. Jegliche Aktionen, auch die die sein Vater und seine Freundin gegen mich starten, sind für die eher Kleinigkeiten. Ich habe aber mittlerweile die Befürchtung, dass wenn Kind Nr. 2 da ist und er es nicht mehr ignorieren kann, er total durchdreht.

Oder hat jemand noch eine andere Idee?

lg lovelycarma
Nachtflug
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Re: Sozialpsychatrischer Dienst

Beitrag von Nachtflug »

Hallo lovelycarma,

vorab,ich bin Betroffene, nicht Angehörige. Ich persönlich habe mit dem sozialpsychiatrischen Dienst gute Erfahrung gemacht, aber ich denke das ist wie bei jedem Angebot auch immer von den einzelnen Stellen und Personen abhängig.
Ich finde es gut, dass du dir weitere Beratung holen möchtest. Bei mir bietet der SPDi explizit auch mehrere Angebote für Angehörige oder im Dialog/Trialog zwischen Betroffene, Angehörige und Behandler an - vielleicht ist ja neben der Einzelberatung auch ein anderes Angebot da, dass dir hilft.

Schwankende Stimmungen klingen ja eher nicht nach einer klassichen Depression, gerade auch Aggressivität. Hat dein Mann länger anhaltende Phasen von bestimmten Stimmungen, ist er euphorisch, wenn er gereizt bzw. aggressiv ist?

Habe deinen Thread gelesen und ich fande es sehr schlimm zu lesen, was bei dir mit deinem Mann und seinem Umfeld aus von statten geht. Es scheint ja etwas schwerwiegenderes zu sein was dein Mann hat, ich hoffe sein Leidensdruck wird irgendwann groß genug, sich in professionelle Behandlung zu begeben.

Zu deinen Ängsten: Sollte dein Mann explizite Selbstmordandrohungen oder auch Drohungen gegen dich/eure Kinder machen, kannst du die Polizei rufen, bei akuter Selbst- oder Fremdgefährdung können Leute zwangseingewiesen werden.

Aber das sollte immer die allerletzte Notbremse sein, v.a. kann sich dadurch euer Verhältnis ja noch weiter verschlechtern und die Situation mit seiner Familie verkomplizieren. Aber nur, dass du das im Hinterkopf behältst, sollte es wirklich einmal für dich gefährlich werden.

Ansonsten bleibt dir wohl nichts anderes, als zu warten, bis sein Leidensdruck zu groß wird und er sich Hilfe sucht. Das kann manchmal auch leider, leider sehr lange dauern.

PS: Versuche es bitte mit dem SPDi, deine Situation ist wirklich schwierig. Du solltest die Beratungsangebote, die dir zur Verfügung stehen versuchen auszuschöpfen. Ich hoffe sehr, du kommst an kompetente Leute, die dir weiterhelfen können!!

Ich wünsche dir alles, alles Gute und viel Kraft,
Nachtflug
lovelycarma
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Re: Sozialpsychatrischer Dienst

Beitrag von lovelycarma »

Hallo Nachtflug,

danke für Deine Antwort.
Nein, eine klassische Depression ist es nicht. Die Depression war das für mich erste offensichtliche Symptom.

Bereits zu Beginn unserer Beziehung wusste ich, dass er eine traumatische Kindheit hatte (leider ist mir erst jetzt bewusst, dass er auch ein Trauma hat - ich vermute eine komplexe ptbs). Er konnte sich nur an wenige Sachen aus seiner Kindheit erinnern. Die Sachen, die er mir erzählt hat sind geprägt von Vernachlässigung, Misshandlungen - hauptsächlich durch die Mutter, aber auch durch den Vater und seine Brüder. Obwohl er der Älteste ist, war er ihnen körperlich unterlegen. Dazu kommt die permanente Abwertung seiner Person.
Er ist zu seinem Vater geflüchtet und wird nun dort retraumatisiert...das belastet mich sehr.
Aber noch mehr belastet mich, dass sich solche Traumatisierungen "vererben". Ich möchte, dass unsere Kinder glücklich aufwachsen. Letztendlich will ich auch meine Ruhe haben.

Er bringt mir nur noch Hass entgegen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass er das Bild seiner Mutter auf mich projiziert. Sowohl äußerlich, als auch charakterlich gibt es aber keine Ähnlichkeit. Was uns eint ist, dass wir beide Mütter sind...das ist alles.
Euphorisch ist er nicht, wenn er gereizt reagiert. Er wirkt eher wie ein in die Enge getriebenes Tier, als würde es um sein Leben gehen. Irgendetwas was nach Euphorie oder überhaupt Lebensfreude aussieht habe ich in den letzten 6 Monaten bei ihm nicht entdecken können.

Suizidgedanken äußert er nicht (er sagt an sich sehr wenig). Als er noch bei uns lebte hat er mehrfach so etwas wie einen Stupor erlitten. Ich konnte es nicht einordnen. Hätte ja auch sein können, dass er versucht mich aus der Fassung zu bringen und deshalb so tut als ob er erstarrt ist. In diesen Momenten habe ich mehrfach darüber nachgedacht den Notarzt zu rufen...hätte ich es nur getan :o(.

Später habe ich von seinem Vater und einer Bekannten erfahren, dass er dies schon früher hatte.

Komplizierter kann ein Verhältnis zu seiner Familie (diesen Begriff verwende ich sehr ungern für diese Menschen) nicht werden. Der Freundin des Vaters wurde bereits von meinem Anwalt ein Hausverbot ausgesprochen, sollte sich der Vater wiederholt meiner Wohnung nähern, werde auch vor ihm nicht zurück schrecken. Im Gegensatz zu seinen Kindern habe ich keine Angst vor ihm.

Ich werde es einfach mit einer Beratung versuchen - was habe ich zu verlieren?!

lg lovelycarma
Nachtflug
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Re: Sozialpsychatrischer Dienst

Beitrag von Nachtflug »

Hallo lovelycarma,

ganz Recht, du hast überhaupt nichts zu verlieren. Versuche es einmal mit ein paar Terminen. Ich denke ein geschulter Ansprechpartner ist ganz wichtig für dich in dieser Situation. Ich finde es bewundernswert, wie pragmatisch du im Moment alles angehst. Ich denke es wird dir gut tun, wenn jemand da ist, der ein offenes Ohr für deine Sorgen, Probleme und Nöte hat und nebenbei Sachverstand mitbringt. Meist gibt es in so einem Dienst auch nicht nur eine(n) Berater(in), sondern mehrere. Also wenn die Chemie nicht stimmt, kannst du auch fragen, ob du zu jemand anderem kannst.

Puh, das klingt bei deinem Mann ja ziemlich komplex. Ich habe selbst keine Erfahrungen mit Traumatisierungen - weder aus eigener Geschichte noch in meinem Umfeld.

Ich denke, es bringt nichts sich Vorwürfe zu machen. Die Vergangenheit kannst du nicht ändern. Wer weiß, vielleicht wäre alles auch schon früher eskaliert, wenn du damals den Krankenwagen gerufen hättest? Es ist ja schließlich auch schwer uneinsichtige Betroffene gegen ihren Willen dazubehalten. Solche Entscheidungen sind immer schwer zu treffen, man wägt lange ab und im Endeffekt weiß man nie, was richtig oder falsch gewesen wäre. Man weiß nur, wie es jetzt ist. Ich finde nicht, dass du einen Fehler gemacht hast.

Ich finde der Familie deines Mannes und auch deinem Mann kann man das eher anlasten. Vielleicht gelten für deinen Mann aufgrund von Krankheit etwas mildernde Umstände - aber eine komplette Rechtfertigung dafür, wie er mit dir umspringt ist das nicht, nur eine teilweise. Die Kombination aus Krankheitsuneinsichtigkeit und aufhetzender Familie scheint mir eine sehr Ungünstige.

In dieser Situation wirst du wohl kaum viel für deinen Mann tun können, gerade auch weil er das (im Moment) nicht möchte. Es ist wichtig, dass du es auch nicht als deine Aufgabe ansiehst - du kannst ihn nicht zur Einsicht zwingen. Deine Aufgabe ist es, auf dich, dein Kind und dein Baby aufzupassen. Und wenn du das alleine nicht schaffst, dir so viel Hilfe wie möglich sowohl privat als auch professionell zu holen. DU bist wichtig!!

Was tust du für dich,? Hast du genug Beistand? Helfen dir Familie, Freunde oder auch Nachbarn genug? Bekommst du Entlastung, hält dir mal jemand den Rücken frei?


Stichwort Veerbung: Ich denke, dass wir aus Erkenntnissen der Epigenetik zwar bisher wissen, dass durch Veerbung sich Traumata auswirken können, das heißt aber nicht, dass deine Kinder automatisch auch PTBS bekommen.
Generell weiß man, dass sich äußere Umstände und auch Lebensweisen durchaus auf das Ab-und Anschalten gewisser Gene auswirken können. Daher kannst du die Entwicklung deiner Kinder positiv einwirken. In deiner Situation sicherlich gar nicht so einfach, aber vielleicht bekommst du ja beim SPDi auch Tipps, wie du deine Kinder von den destruktiven Kräften der Familie deines Mannes, deines Mannes im Moment und der ganzen Trennungssituation allgemein schützen kannst. Es gibt für psychische Erkrankungen soweit ich weiß keine einzelnen Gene, die verantwortlich gemacht werden können, lediglich wohl mehrere Gruppen, die das Risiko erhöhen können.
Man kann sich das denke ich wie ein Kontinuum vorstellen, ein Risiko für eine Erkrankung, dass durch mehrere Faktoren erhöht werden muss, um auszubrechen.
Aber es sind nicht klassiche Erbkrankheiten, daher ist auch niemand KOMPLETT seinen Genen ausgeliefert (ich leugne einen gewissen Anteil von Veranlagung nicht).
Schau doch mal zum Thema "Resilienz" nach.
Falls ich Unsinn geschrieben habe, bitte ich um Korrektur von fachlicher Seite .


PS: Nochmal, es ist ganz wirklich, dass du dich in dieser extremen Situation so viel wie möglich umd dich und deine Bedürfnisse kümmerst. Es gibt hier so viele Leute, die von der Angehörigenseite irgenwann auf der Betroffenenseite gelandet sind. Ich gehöre auch dazu, auch wenn mein Elternteil nur leicht betroffen war, war ich es eine Zeit lang dann sehr schlimm - weil ich mich nicht genug abgegrenzt habe.

Alles Gute,
Nachtflug
lovelycarma
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Re: Sozialpsychatrischer Dienst

Beitrag von lovelycarma »

Guten Morgen Nachtflug,

ich trenne bei meinem Expartner sehr zwischen dem was er bisher war und dem was die Krankheit aus ihm gemacht hat. Sein früheres Selbst hätte mich mit den Aktionen verletzen können, das jetzige kann es nicht. Das heißt nicht, dass ich sein Verhalten entschuldige sondern das ich es nicht persönlich nehme. Und ein bisschen Restverstand und Anstand sollte auch bei ihm noch vorhanden sein.

Ich habe den Rückhalt meiner Familie, meiner Freunde und auch seiner Freunde. Momentan ist der Alltag mit meiner Tochter und eine "fast" Vollzeitstelle für mich kein Problem. Für meine Hobbies und für Entspannung bleibt genügend Zeit. Zur Zeit muss er sich mehr um unser Kind kümmern als er es vor seiner Flucht aus seiner eigenen kleinen Familie getan hat. Das entlastet.

Mit "Vererbung" meine ich die Belastung der Kinder durch ein Ereignis in der Familie, welches tot geschwiegen wird. Es ist nicht eine genetische Konstitution sondern die Tatsache, dass Verbrechen vertuscht werden um die Fassade von der heilen Familie zu bewahren.
Für seine Familie gilt dies auch: Es ist kein Thema wieso die Mutter aus der Familie geworfen wurde, sie ist die Böse. Genauso wird die Existenz eines der Brüder meines Expartners verschwiegen. Er hatte mit 13 Jahren Drogen genommen, Geld beim Vater geklaut und war zur Mutter gegangen. Warum er das tat wird vom Vater nicht hinterfragt. Selbstreflektion ist nicht sein Thema. Entweder man macht was er sagt oder man ist nicht existent.

Für mich selbst war es zu Zeiten der Beziehung schon ein unangenehmes Gefühl immer diese Fettnäpfchen umschiffen zu müssen. Ich habe nicht verstanden wieso die Problematik dieser Familie nicht angesprochen wurde (der Vater hat im Übrigen auch seiner Partnerin mit der er mehr als 10 Jahre zusammen ist nichts darüber erzählt). Ich denke, dass mit meiner Person jetzt auch so verfahren wird. Diese Diskrepanz zwischen dem gespannten Innenverhältnis und der gespielten heilen Fassade macht die Traumatisierung der nachfolgenden Generationen aus.

Hinzukommt, dass eine traumatisierte Person nicht immer angemessen auf Situationen reagieren kann. Er ist zunehmend genervt von unserer Tochter (sie fragt zur Zeit oft Warum???) und hat ihren eigenen Kopf. Ihre Trotzphase ist für mich vollkommen normal und ich kann sie hinnehmen und damit umgehen, weil mir klar ist, dass sie für die Entwicklung meiner Tochter wichtig ist.

Er nicht.

Resilienz ist ein interessantes Thema. Er ist es definitiv nicht. Ob es unsere Kinder sind, wird sich noch zeigen.

Psychisch halte ich mich für stabil. Das ganze leidige Thema beschäftigt mich nicht den lieben langen Tag. Ich kann davon abschalten, hab einen anspruchsvollen Job, der mich fordert und verbringe die Freizeit mit meiner Tochter abwechslungsreich. Ich schmiede auch Pläne für die Zukunft, in denen er aber nicht vorkommt, er aber wenn er es will integriert werden kann.
Was mir etwas Sorge macht ist das hormonelle Chaos nach der Geburt. Ich habe Angst, dass ich in dieser Situation abrutschen könnte. Meine Eltern sind aber dies bzgl. sensibilisiert. Ich werde auch versuchen sehr auf mich zu achten.

Andere Frage: Ich habe gelesen, das der SPD Krisenintervention anbietet. Wie kann diese aussehen?

lg lovelycarma
bigappel
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Re: Sozialpsychatrischer Dienst

Beitrag von bigappel »

Hallo lovelycarma,

welche konkrete Hilfe wünscht Du Dir denn?

Solange der Angehörige Hilfe sucht, ist es - zumindest nach meiner bisherigen Erfahrung - nur in sehr geringem Umfang möglich, durch die Institutionen Hilfe zu erlangen.

Es gibt auch konkret Angehörigenvereine, die unterstützen.

Vielleicht kannst Du konkretisieren, welche Art von Hilfe Dir vorschwebt.

VG
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Ulysses
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Re: Sozialpsychatrischer Dienst

Beitrag von Ulysses »

Hallo lovelycarma,

ich habe mit (zwei unterschiedlichen) sozialpsychiatrischen Diensten sehr gute Erfahrungen gemacht. Sowohl als Betroffene in akuten Phasen, durch Hilfe bei Therapieplatz-Suche, Krisen-Telefon-Diensten und Überbrückung von Wartezeiten auf Therapien. Als auch als Angehörige durch Selbsthilfegruppen, Angehörigengruppen und Beratung.

Oft sitzen dort Sozialpädagogen, die also nicht an erster Stelle Therapeuten sind, dafür aber meist in Sachen Ämterdinge, Beratung und rechtlichen Fragen topfit sind. Und meistens gibt es zumindest einige MitarbeiterInnen, die Zusatzqualifikationen bis hin zum Psychotherapeuten haben.

Meiner Erfahrung nach ist es den Versuch einer Kontaktaufnahme immer wert. Alles Gute für Dich!

Liebe Grüße

Ulysses
sunshine45
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Re: Sozialpsychatrischer Dienst

Beitrag von sunshine45 »

Hallo lovelycarma,
wenn Du möchtest, kannst Du Dich gern bei mir melden. Mein Profil ist offen, ich habe damals ähnliche Erfahrungen mit meinem LG gemacht und habe mir bei mehreren Stellen Hilfe geholt.
Allerdings möchte ich hier nicht weiter darüber schreiben, weil sich erst später herausstellte, dass andere psychische Erkrankungen bei ihm vordergründig waren und ich hier die User im Depressionsforum nicht verwirren möchte.
Liebe Grüße
von der Koboldin
Love it, leave it or change it!
lovelycarma
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Re: Sozialpsychatrischer Dienst

Beitrag von lovelycarma »

Hallo Pia, Ulysses und Koboldin,

ich brauche Hilf beim Umgang mit ihm. Egal wie ich agiere mit der Reaktion von ihm kann ich nichts anfangen. Entweder purer Hass und Eskalation oder Apathie. Ich habe keinerlei Zugang zu ihm und selbst einfachste Absprachen bzgl. unseres Kindes (und demnächst der Kinder) sind nicht möglich.
Was kann ich tun, wenn es eskaliert(im rechtlichen und aber auch im menschlichen Sinne)?

Zudem benötige ich Hilfe was unsere Tochter betrifft. Ich möchte nicht, dass unter dieser Situation leiden und dadurch Schaden nimmt. Was kann ich tun, was ist zu viel des Guten?

Weiterhin stellt sich mir die Frage, wie ich mich schützen kann?
Mir ist schon empfohlen wurden, mich an den Weißen Ring (insbesondere im Zusammenhang mit den Eskapaden des Vaters und dessen Freundin) zu wenden. Aber die beiden bewegen im grauen Bereich. Das was ich erlebe ist eher Pillapalle und wenig greifbar. Die stellen sich da sehr geschickt an.
Zudem würde ich gerne meine Tochter mehr vor dem Einfluss der beiden schützen.

Das Jugendamt konnte mir bis auf eine Mediation zur Klärung der Elternebene nicht weiterhelfen. Die Mediation ist voll nach hinten losgegangen. Er hat mich beschimpft, respektlos behandelt und die Mediatorin griff nur leidlich ein. Ich benötigte 2 Tage um wieder im Gleichgewicht zu sein.

Welche Angehörigenverbände würdest Du mir empfehlen Pia?

Ich habe jetzt einen Termin für Donnerstag, probieren geht über studieren.

Koboldin, ich melde mich bei Dir mal per Mail. Vielleicht hast Du noch ein paar Anregungen für mich?

Ansonsten, bin ich erstmal offen für fast alles. So kann es nicht weitergehen. Heute sprach mich die Kindergärtnerin an, dass sie das Verhalten meines "Mannes" seltsam findet. Er ist auch sie verbal angegangen. Ich sagte ihr, dass ich u.a. eine Depression vermute. Sie hat auch bereits Erfahrungen mit Betroffenen gemacht und bestätigte mir meine Vermutung.

Macht es nicht besser, aber ich empfinde sein Verhalten immer mehr als nicht tragbar. Ich möchte mir nicht ausmalen, was mit ihm passiert, wenn das Baby da ist.

Vielen Dank für Eure Unterstützung

lg lovelycarma
bigappel
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Re: Sozialpsychatrischer Dienst

Beitrag von bigappel »

Liebe Lovely,

o.k. damit kann ich doch was anfangen.

Also der Angehörigenverein - zumindest hier im Raum tätig - nennt sich "Verein Angehöriger psychisch Erkrankter".

Mir persönlich haben die am Meisten weitergeholfen, weil das alles Angehörige sind, die schon viele gemeinsame Jahre "auf dem Buckel" haben.

Fand ich teilweile eher uncharmant, weil ich gerne was anderes gehört hätte, aber im Nachhinein kann ich durch die Bank sagen, dass die Damen, mit dem, was sie sagten, absolut Recht hatten und mir wirklich gute Ansatzpunkte gegeben haben.

Dann gibt es bei uns noch den Verein für psychisch Kranke, der aber auch eine Angehörigengruppe hat, mit allen Vielfalten der psychischen Erkrankungen und somit einfach ein Austausch, - zumindest mir - sehr gut tut.

Der SPD konnte mir speziell allein nicht weiterhelfen - tatsächlich -; die Damen waren dort super, super nett, haben mir im Grunde nochmal vor Augen geführt, dass es nahezu (in meinem speziellen Fall) unmöglich ist dem Angehörigen zu helfen, wenn der Erkrankte uneinsichtig ist; aber auch das zu wiederholen, brauche ich persönlich manches Mal.

Aber wie gesagt: die eine ist nicht die andere und ein Versuch ist es wert; wie bereits festgestellt, kannst Du nichts verlieren.

Bei juristischen Fragen kannst und solltest Du Dir versierten, rechtlichen Rat einholen, dies ist ggf. auf Staatskosten möglich (Beratungshilfe), da kann Dein Wohnsitzamtsgericht Dir weiterhelfen (auf der HP nachschauen oder ggf. mit aktuellen Einkommensnachweise dort vorsprechen, und Ausweis - gültigem ).

Mal kurz gesagt: wenn Du das alleinige Sorgerecht hast, gibt es für Dich überschaubare Problematiken, wenn für das erste Kind gemeinsames Sorgerecht vorliegt, solltest Du Dir das für das zweite gut und dreimal überlegen.

Wenn ich Deine Schilderungen lese, so kann ich momentan eigentlich nur eines: Dich bitten, Dich und die Kinder gut zu schützen und Dich abzugrenzen.

Er trägt die Verantwortung für sich (theoretisch auch für die Kinder), aber Deine Kids sind auf Dich und Deine Entscheidungen angewiesen.

Keine schönen Aussichten vor einer Geburt; ich fühle mit Dir!

LG
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Gerbera
Beiträge: 619
Registriert: 31. Mär 2013, 00:24

Re: Sozialpsychatrischer Dienst

Beitrag von Gerbera »

Hallo lovely karma,

Krisenintervention ist etwas anderes als Du Dir , glaube ich, darunter vorstellst. Interveniert wird beim Betroffenen, das wäre in Deinem Fall Dein Mann, nicht bei Dir, denn Du bist weder selbstmordgefährdet noch akut traumatisiert (Gottseidank!!) noch sonst etwas in dieser Richtung. Was Du brauchst, ist eine anständige Rechtsberatung und Schutz. Da bist Du beim Weißen Ring vielleicht gar nicht so falsch. Die haben sehr viel Ahnung, was man machen und wohin man sich wenden kann. Einen Versuch wäre es in jedem Fall wert.

Die Angehörigen-Gruppen beim Sozialpsychiatrischen Dienst haben mir vor vielen Jahren nicht wirklich geholfen, weil das Ganze zu wenig auf ein bestimmtes Problem bezogen war. Da waren Angehörige, deren Partner/Mutter... depressiv waren, unter Schizophrenie litten, andere psychische Erkrankungen hatten. Hat mir persönlich nichts gebracht außer der Erkenntnis, dass es noch Schlimmeres gibt als einen depressiven Kollegen im Zimmer, mit dem wir nicht zurecht gekommen sind.

Schließe mich meiner direkten Vorrednerin... äh... Vorschreiberin an: das Wichtigste überhaupt ist im Moment, dass Du Dich und Deine Kinder schützt so gut Du kannst!

Viele liebe Grüße
lovelycarma
Beiträge: 101
Registriert: 18. Okt 2012, 18:06

Re: Sozialpsychatrischer Dienst

Beitrag von lovelycarma »

Hallo Gerbera, hallo Pia

genau das ist mein Ziel, mich und die meinen zu schützen. Dafür ist mir so ziemlich jede legale Hilfe recht. Ich empfinde ihn mittlerweile als Gefahr (mind. für mich).
Und ja Gerbera, unter Krisenintervention kann ich mir ad hoc nichts vorstellen. Deshalb auch diese Frage.

Eine Rechtsberatung habe ich bereits und Gott sei Dank auch eine Rechtsschutzversicherung, die wenigstens eine Teil der Kosten abdeckt. Beratungs- und Prozesskostenhilfe bekomme ich nicht. Juristische Mittel musste ich auch schon einsetzen, was mir die Familie etwas vom Hals hält, aber nicht meinen Expartner. Die mehren "Schüsse vor den Bug" bekommt er schlicht nicht mit.

Die Abgrenzung hat bei mir bereits vor Monaten stattgefunden. Für die Person, die mir jetzt jeden 2. Tag gegenübersteht empfinde ich nichts - überhaupt nichts. Da ist kein Hass und keine Liebe. Ich kenne diesen Menschen nicht. Ich möchte eigentlich nur, dass er uns in Ruhe lässt. Ich bin kein Mutter-Theresa-Typ und erst recht kein Masochist. Wenn er morgen zur Einsicht kommt, weiß ich nicht ob ich ihn wieder haben wöllte. Ich lebe ganz gut ohne ihn. Das ich ihm nicht helfen kann und auch nicht schuld bin an seiner Situation habe ich verstanden.

Grundsätzlich habe ich nur wenig Möglichkeiten ihn auf Abstand zu halten. Das JA kann erst einschreiten, wenn dem Kind was passiert ist. Meine Befindlichkeiten sind da egal. Betreuter Umgang oder Übergabe durch Dritte sind aufgrund der Häufigkeit nicht umsetzbar. Weniger Kontakt wird er nicht mitmachen. Bei so einem Vorschlag kann ich die Tage an einer Hand abzählen bis ein Brief von seinem Anwalt eintrudelt.

Juristisch habe ich einige Möglichkeiten ausloten lassen. Leider können diese auch immer nach hinten losgehen. Da keine aktuelle Diagnose vorliegt, muss ich beweißen, dass er eine psychische Erkrankung hat. Selbst mit einer aktuellen Diagnose würde es schwer. So lange er unserem Kind nichts tut, kann auch unterstellt werden, dass ich hier einen Rosenkrieg anzettle.

Also was kann ich tun, als nach weiteren Möglichkeiten zu suchen? Auswandern ist halt keine Option ;o).

lg lovelycarma
Ulysses
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Re: Sozialpsychatrischer Dienst

Beitrag von Ulysses »

Hallo Lovelycarma,

so wie von Gerbera schon beschrieben: eine Krisenintervention hilft in einer akuten Krise einer psychischen Erkrankung, und zwar dem Betroffenen. Meist geht es um kurzfristige stationäre Aufnahme bei konkreter Selbstgefährdung, manchmal auch um ambulante Gespräche, in denen abgecheckt wird, ob eine stationäre Aufnahme zum Lebenserhalt notwendig ist oder nicht.

Wenn ich Deine Beiträge hier so lese und mich auch an Deine anderen Threads erinnere, dann fallen mir noch Stellen wie Frauenhäuser und Beratungsstellen zum Thema häusliche Gewalt ein. Denn - so wie Du es schon geschrieben hast - die Jugenämter und auch der weiße Ring können rechtlich erst nach einem konkreten Vorfall handeln.
Es ist ja aber bei diesem Thema oft so, dass es lange, lange Zeiten gibt, in denen die Bedrohungen und Aggressivität eben nur im versteckten Rahmen, ohne konkreten Vorfall nach außen hin abläuft. Deshalb könnten vielleicht solche Stellen am ehesten helfen, die mit diesem Mechanismus vertraut sind.
Ob Du seine psychische Erkrankung beweisen kannst oder nicht dürfte dann eigentlich egal sein, denn es geht ja um konkrete Gefahr für Dich und die Kinder, die darf keiner ausüben, egal ob krank oder gesund.

Die Erzieherin mit ins Boot zu holen finde ich sinnvoll. Denn eine pädagogische Fachkraft kann "wirksamer" Druck aufs JA ausüben, wenn Dein Ex auch im Kindergarten auffälliges Verhalten zeigt.

Alles, alles Gute für Dich und Deine Kinder!

Herzliche Grüße

Ulysses
bigappel
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Re: Sozialpsychatrischer Dienst

Beitrag von bigappel »

Liebe Lovely,

es ist so nicht ganz richtig, dass die JA erst einschreiten können, wenn dem Kind was passiert ist, sondern wenn das Kindeswohl gefährdet ist.

Wenn allerdings Dein Kind in Bezug auf den Vater bisher völlig unauffällig ist (verhalten, insbesondere nach Besuchen pp.) oder ihm der Umgang vielleicht sogar gut tut, dann ist es leider einfachso, dass eben "nur" die Eltern ein Problem haben.

Leider keine außergewöhnliche Situation.

Ich kann das nachvollziehen, ich hab mittlerweile knappe 10 Jahre "Krieg" hinter mir und alles ausschließlich auf dem Rücken des Kindes bzw. über das Kind.

Damit umzugehen war für mich persönlich die größte Herausforderung meines Lebens.

Ein Brief von seinem Anwalt?
Und?

Solange er sich - dem Kind gegenüber sowieso und Dir nachweisbar - nichts zu schulden kommen läßt, hat er ein Umgangsrecht, schlimmstenfalls Mitsorgerecht.

Trotzdem kannst Du Deine Grenzen wahren.

Die Frau vom KiGa.
Was soll denn die aussagen? Mir kommt der Kindesvater so komisch vor?
Mh.

Für mich war das schwerste und schlimmste zu erkennen: das ich für die Handlungen des Kindesvater zwar nicht verantwortlich bin, aber ich sie halt - positiv - auch nicht ausgleichen kann, sondern - in meinem persönlichen Fall - meinen Kind ( durch Verhalten) Schmerz zugefügt wird und ich hilflos daneben stehe.......

Die Vaterrolle inklusive entsprechender Verantwortung und dem vollumfänglichen Gefühlsrahmen, den ein Kind benötigt um stabil heranzuwachsen, ist eben nicht einklagbar.

Ich wünsch Dir von Herzen alles Gute!
LG
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
lovelycarma
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Re: Sozialpsychatrischer Dienst

Beitrag von lovelycarma »

Hallo Ulysses,

es besteht bei mir keine häusliche Gewalt.
Ich habe meine eigene Wohnung, wenn er mir auf den Keks geht mache ich die Tür zu und gut ist. Ein Frauenhaus im eigentlichen Sinne ist nicht der richtige Ort für mich. ich muss nicht vor ihm aus meinen eigenen vier Wänden flüchten. Ich benötige auch keine Hilfe beim Aufbau eines selbstbestimmten Leben.
Beratungsstellen im Sinne von Caritas und Diakonie habe ich schon in den verschiedensten Phasen der Krankheitsentwicklung in Anspruch genommen.

Ein Stückweit muss ich die Erkrankung oder besser die Auffälligkeiten, die er zeigt schon beweisen. Schließlich steht oft Aussage gegen Aussage. Es könnte ja auch theoretisch sein, dass ich ihn mit meinem Verhalten sich wehren zu müssen.
Das es am Ende egal ist ob er krank oder gesund ist, ist klar. Niemand hat das Recht jemamden verbal zu verletzen oder herabzuwürdigen.

Danke für Deine Nachricht,

lg lovelycarma
lovelycarma
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Re: Sozialpsychatrischer Dienst

Beitrag von lovelycarma »

Hallo Pia,

auch was die Kindeswohlgefährdung betrifft stehen oft Aussage gegen Aussage. Warum zeigt das Kind Auffälligkeiten, liegt es wirklich an der Familie des Vaters, am Vater selbst oder doch an der Mutter. Ergründen kann das im Zweifelsfall nur ein Therapeut. Problem besteht da, dass ich mich noch ein paar Monate gedulden muss, bis ich diesen mit unserem Kind konsultieren kann.

Unauffällig im Bezug auf die Kontakte ist sie nicht, dies rührt aber meines Erachtens nicht von meine Expartner sondern eben von seinem Vater und dessen Freundin.
Das mein Expartner verbal ausfällig wird ist ein Problem zwischen uns, was aber einen Umgang auf der Elternebene nicht zu läßt.

Mit dem Wink auf das Schreiben vom Anwalt wollte ich nur darauf hinweisen, dass eine konstruktive Diskussion nicht möglich ist, alles sofort auf die höchste Eskalationsstufe gelangt. Klar, so ein Schreiben hat erstmal keine Auswirkung, aber die andere Seite ist immer auf Krawall gebürstet.

Da er nicht ansprechbar ist, läßt er sich etwas zu schulden kommen. Ein Gespräch, insbesonder über die Belange unserer Kinder ist nicht möglich, aber beim gemeinsamen Sorgerecht notwendig/gefordert.

Die Erzieherin bestätigt die fehlende Zusammenarbeit. Termine, die in meinen Aufgabenbereich der Alltagssorge fallen, verschweigt er. Als sie ihn darauf ansprach reagierte er für sie unangemessen und ihr fiel sein Verhalten auf. So entstand ihre Aussage. Und damit kann man schon was anfangen.

Deiner folgenden Aussage kann ich nur zustimmen:
"Für mich war das schwerste und schlimmste zu erkennen: das ich für die Handlungen des Kindesvater zwar nicht verantwortlich bin, aber ich sie halt - positiv - auch nicht ausgleichen kann, sondern - in meinem persönlichen Fall - meinen Kind ( durch Verhalten) Schmerz zugefügt wird und ich hilflos daneben stehe.......

Die Vaterrolle inklusive entsprechender Verantwortung und dem vollumfänglichen Gefühlsrahmen, den ein Kind benötigt um stabil heranzuwachsen, ist eben nicht einklagbar."

lg lovelycarma
Ulysses
Beiträge: 594
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Re: Sozialpsychatrischer Dienst

Beitrag von Ulysses »

Hallo Lovelycarma,

vielleicht habe ich mich ein wenig missverständlich ausgedrückt. Und auch sicher selber einiges missverstanden.

Ich wusste, dass Du abgegrenzt und (innerlich und äußerlich) gut geschützt lebst und dass es keinen Vorfall von häuslicher Gewalt gab. Aber ich hatte es so gelesen, als ob Du genau das in Zukunft befürchtest oder zumindest auf Deine Tochter eventuell zukommen siehst, wenn sie in seiner Obhut ist.

Auf dieses "Schwelen" von einer eventuell zukünftigen Gefahr hatte ich meine Tips bezogen, als Anlaufstelle für Beratung und nicht als Zuflucht. (Weil die Mitarbeiter dort mit dem Problem von "Aussage gegen Aussage" und komplizierten familiären Vermischungen, wie mit dem Vater Deines Ex, vertraut sein müssten)

Aber beim Lesen Deines aktuellen Posts an Pia ist mir noch klarer geworden, wie heikel die Lage ist. Und dass Du eventuell "nur" mit Vorfällen von verbalen Attacken argumentieren kannst. ("nur" selbstverständlich in Anführungszeichen, weil nicht wirklich viel besser. Aber trotzdem rein rechtlich absolute Grau-Zone, wie ja schon mehrfach erwähnt) Und wie ernst eventuell ein "Aussage gegen Aussage"-Klage-Rückschlag seinerseits werden könnte.

Mir fällt gerade leider nichts mehr dazu ein, als Dir von Herzen alles Gute und Ruhe und Kraft im Bauch für die Entbindung zu wünschen.

Herzliche Grüße

Ulysses
Zauberland

Re: Sozialpsychatrischer Dienst

Beitrag von Zauberland »

Hallo lovelycarma!

Ich habe auf den Rat meiner Therapeutin und des Forums vor ca. 2 Monaten Kontakt mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst aufgenommen.
Ich konnte und wollte die Verantwortung für meinen Partner nicht mehr alleine tragen.
Ich habe sehr schnell Hilfe bekommen für meinen Partner und auch für mich,
Da nun das Gewicht auf meinen Schultern um einiges leichter geworden ist und ich das Gefühl habe, dass mein Partner (?)gut betreut ist geht es mir viel besser.

Natürlich bleibt aber der Wille etwas zu ändern bei dem Betroffenen selbst.

Ich wünsche Dir alles Gute
F.
Zauberland

Re: Sozialpsychatrischer Dienst

Beitrag von Zauberland »

wenn konkrete Drohungen gemacht werden von seitens des Ex-Partners ist es möglich das bei der Polizei anzuzeigen.
Und jeden Vorfall (so kleinkariert sich das auch anhört), aufzuschreiben mit Datum und Zeit, als Gesprächsnotiz als Nachweis bei der Polizei.
Der Weiße Ring berät über die einzelnen Schritte ziemlich gut.
Wenn bei den Kindesübergaben hauptsächlich die Begegnungen mit Deinem Expartner? stattfinden inklusive den Beschimpfungen , würde ich einen Dritten bitten, bei der Übergabe des Kindes dabei zu sein.
Vielleicht hast Du auch einen lieben Menschen in Deiner Nähe, der Dir die Kindesübergabe abnimmt?
Ich würde mir an Deiner Stelle jetzt soviel Ärger wie möglich fernhalten und versuchen Dich auf Dich zu und Ruhe zu konzentrieren.

Telefonate gar nicht beantworten, feste Termine. Damit Du die Situation für Dich mehr im Griff hast.

Da ich die Situation nicht ganz überblicke, war das nur ein Versuch eines Tips und ich hoffe ich lieg nicht ganz daneben.

Alles Gute für Dich
lovelycarma
Beiträge: 101
Registriert: 18. Okt 2012, 18:06

Re: Sozialpsychatrischer Dienst

Beitrag von lovelycarma »

Hallo zusammen,

ich war heute beim dem Termin beim SPD und schreibe mal kurz und ungefiltert meine Eindrücke auf.

Als erstes: ich bin jetzt der Meinung, dass es für Angehörige durchaus sinnvoll ist eine Beratung in Anspruch zunehmen. Nicht nur um sich seinen Kummer von der Seele zu sprechen oder um sich noch mal klar machen zu lassen, dass man es nicht selbst in der Hand hat.
Es ist also nicht eine Institut, die sich nur um die Belange von Betroffenen kümmert.

Für mich nehme ich mit:
Der SPD macht, wenn der Angehörige einverstanden ist Hausbesuche beim Betroffenen. Zustimmen muss der Angehörige, da dem Betroffenen mitgeteilt wird wer den SPD veranlasst hat. Der Betroffene hat natürlich immer noch die Möglichkeit ein Gespräch abzulehnen. Wichtig in meinem Fall ist zudem die Dokumentation des von mir geäußerten Verdachtes auf eine psychische Erkrankung.
Des Weiteren konnte ich mal klären, wann es sinnvoll ist den Notarzt zu rufen. Wobei ich bei dem Thema eine gewisse Hemmschwelle habe.
Interessant ist auch, dass man beim Zulassungsamt ein Verfahren zur Feststellung der Verkehrstauglichkeit anstreben kann. U.a. wird die Fahrtauglichkeit bei einer schweren Depression ausgeschlossen. Die Diagnose muss hierfür nicht vorliegen, angabegemäß wird auch eine erstellt. Das Verfahren ist aber sehr langwierig.

Für meine persönliche Situation nehme ich zudem noch mit, dass es sich hier nicht (nur) um eine Depression handelt (war mir auch bereits klar). Die Vermutung geht in eine ganz andere Richtung, welche es aber für mich unbedingt notwendig macht zu handeln. Ebenfalls bestätigt wurde mir, dass bei der dieser Form der psychischen Erkrankung er mit einem so einschneidenden Erlebnis, wie der Geburt des Kindes, nicht umgehen kann. Es wird eskalieren ... in welche Richtung auch immer.

lg lovelycarma
Nachtflug
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Re: Sozialpsychiatrischer Dienst

Beitrag von Nachtflug »

Hallo lovelycarma,

ich finde es super, dass du zur Beratung gegangen bist und du einige Sachen davon mitnehmen konntest. Gehst du noch öfters zur Beratung?

Wirst du deinem Mann den SPD schicken? Was machst du, wenn er ablehnt?
Und wie kann deine Möglichkeit zu handeln sonst aus aussehen?

Da du von einer schwerwiegender Störung sprichst, kann ich nur vermuten, was da vom SPD wiederum vermutet wurde. Aber auch schlimmere Sachen, kann man, wenn der Betroffene irgendwann zur Einsicht kommt in den Griff bekommen.
Ich habe mich selbst ein Jahr lang von meinem gesamten Umfeld zurückgezogen und war ziemlich feindselig gegenüber meine Familie (allerdings auch nicht komplett ohne Anlass bei mir, nur in sehr übertriebener Form).
Bei mir wird zumindest im Nachhinein auch eine gewisse Nähe zu schwerwiegenderen Störungen vermutet, ich habe im Moment aber alles mit einer Minidosis an Medikamenten und Therapie sehr gut im Griff - aber irgendwann muss man dafür eben auch Einsicht zur Behandlung bekommen.

Ich finde es bei dir nur so bitter, dass die Familie deines Mannes nicht handelt und wenn, alles an dir hängt. Gerade wenn dein Mann gegenüber dir feindselig ist, kann ich mir vorstellen, dass es schwer möglich ist, da viel zu unternehmen.

So eine Episode in der Schwere klingt oftmals ja auch von selbst wieder ein bisschen ab, kann aber manchmal 1-2 Jahre dauern (ohne Behandlung). Auf jeden Fall denke ich, dass fehlende Krankheitseinsicht auf Dauer ganz, ganz schlecht für die Prognose ist - ich hoffe nur dein Mann, wird sie eines Tages entwickeln. Aber bei einem leugnendem Umfeld, ist das natürlich schwierig.


Ich wünsche euch alles Gute,
Nachtflug
lovelycarma
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Re: Sozialpsychiatrischer Dienst

Beitrag von lovelycarma »

Hallo Nachtflug,

ich werde noch mind. einmal zum SPD gehen. Da ich in einer größeren Stadt wohne, haben die Beratungsstellen ihre Verantwortlichen nach Stadtteilen aufgeteilt. Mein Expartner gehört in einen anderen Zuständigkeitsbereich. Ich überlege auch ob ich aufgrund der neuen Erkenntnisse auch Beratung für mich benötige...darüber muss ich mir noch Gedanken machen.

Es ist natürlich nur eine Ferndiagnose aufgrund meiner subjektiven Schilderungen, aber die Beraterin vermutet eine katatone Schizophrenie ggf. noch in Kombination mit etwas anderen.

Im Anfangsstadium einer Schizophrenie sind u.a. auch Depressionen Symptome. Die Schizophrenie erklärt jetzt auch warum es immer wieder Situationen gibt, in denen er behauptet etwas getan zu haben, es aber gar nicht hat. Auch wird er mich nicht mehr so wahrnehmen wie ich bin, sondern so wie es sein Wahn vorgibt ... was meine Vermutung stützt, dass er die Gefühle gegenüber seiner Mutter auf mich überträgt. In dieser akuten Phase kann es auch nicht zu einer Krankheitseinsicht kommen, da er nicht merkt, dass er krank ist.

Momentan weiß ich nicht, wie ich ihn auch nur ansatzweise zu einem Arzt bekomme, da ja das Ende der akuten Phase nicht absehbar ist, sein Zustand aber schon rein körperlich lebensgefährlich sein kann.

Ich werde den SPD auf jeden Fall veranlassen, ihn zu kontaktieren. Die Beraterin sagte mir, dass in 70% der Fälle der Kontakt vom Betroffenen abgelehnt wird. Keine dollen Aussichten. Aber, dann weiß er wenigsten wo er sich hinwenden kann (wenn er es mal wieder merkt).

Die "Familie" wird sich zwar dann wieder aufregen, aber das ist es mir wert ... zur Not kann man ja nochmal ein Hausverbot für den Vater aussprechen lassen.

Für den Vater ist die Außenwirkung unheimlich wichtig. Ein Sohn der Wahnvorstellungen hat da keinen Platz.

Ich bin mir nicht so sicher, dass in diesem Fall die Episode abklingen kann, geschweige denn das sie es tut bevor das Baby auf die Welt kommt. Denn wie bereits geschrieben, vermutet auch die Beraterin so wie ich eine Eskalation nach der Geburt. In seinem Wahn ist diese Schwangerschaft und das kleine Wesen nicht vorhanden. Ist es dann doch existent, bricht seine Welt zusammen.

LG lovelycarma
Nachtflug
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Re: Sozialpsychiatrischer Dienst

Beitrag von Nachtflug »

Hallo lovelycarma,

ich finde, dass du sehr vernünftig handelst. Wenn du ihm den sozialpsychiatrischen Dienst schickst, zwingst du ihn ja zu nichts. Du gibst ihm die Möglichkeit, ein Angebot anzunehmen. Wenn er das nicht tut, ist das nicht deine Schuld. Du hast zumindest alle Möglichkeiten, die du in deiner Position hast ausgeschöpft. Sehr viel mehr kannst du, zumindest im Moment, nicht tun.

Und du hast Recht: Vielleicht, wenn er mal weniger akut ist, kennt er zumindest schonmal eine Anlaufstelle. Ich war lange auch nicht krankheitseinsichtig, mir hat jemand dann mal den SPDi nahegelegt - ich wollte dort erst nicht hin.
Als ich aber nochmal akut war und keinen ambulanten Ansprechpartner hatte, dachte ich nochmal daran und bin dort hingegangen. Das hat mir sehr geholfen, die lange Wartezeit zu überbrücken und insgesamt auch meine Krankheitseinsicht verbessert.

Bei mir wird momentan eine bipolare Störung mit psychotischen Anteilen vermutet. Ich hatte einige Monate lang während der depressiven Episode auch eine Wahnproblematik und sehr schwere Denkstörungen (fast kein Gedächtnis, handlungsunfähig, Verworrenheit).

Gerade auch der plötzliche Persönlichkeitswechsel und Hang zu Agressivität kann auf psychotische Anteile hinweisen. Die Krankheitsuneinsichtigkeit ist wirklich ein großes Problem. Bei mir war es nur so, dass ich konkret als eine Studiumshürde drohte, weil ich nichts geschafft hatte, ich mir Hilfe suchte. Ich konnte dann nicht mehr länger Theaterspielen, auch nicht vor meinem Umfeld.

Vielleicht wird bei deinem Mann die Einsicht kommen, je mehr er merkt, den äußeren Anforderungen nicht mehr gewachsen zu sein - und diese Scheinwelt schließlich zusammenbricht. Ich hoffe sehr, dass es zu keiner Eskalation mit negativen Folgen kommt.

Wenn du merkst, dass dir die Beratung gut tut, wären regelmäßige Termine vielleicht gar nicht schlecht für dich. Gerade bei dieser schwierigen Situation mit deinem Mann, der du dich ja nicht komplett entziehen kannst.

Pass auf dich auf!

Alles Gute,
Nachtflug
lovelycarma
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Re: Sozialpsychiatrischer Dienst

Beitrag von lovelycarma »

Hallo Nachtflug,

danke für Deinen Zuspruch!

Mein Expartner hat ebenfalls in seiner letzten akuten Phase (liegt fast 10 Jahre zurück) Hilfe gesucht als das Studium zu scheitern drohte.

Mittlerweile ist das Studium aber gescheitert, er hat keinen Job mehr und die Aussicht auf einen neuen verbaut er sich. Er erzählt ja immer mal wieder, dass er in Verhandlungen mit einem potentiellen Arbeitgeber steht, aber am Ende kommt nichts dabei raus. Er bekommt ab Juni nur noch Harzt IV. Er ist von einer Führungsposition in einem mittelständigen Unternehmen ins Nichts gerutscht. Und dennoch kommt es zu keiner Einsicht. Ok, scheinbar kann er es nicht sehen, aber die andere?!

Es ist auch die Frage ob er mit dieser Diagnose (sollte sie sich bestätigen) noch umgehen kann. Schizophrenie stigmatisiert.

Schwere Denkstörungen vermute ich auch bei ihm. Es fällt im schwer sich Dinge zu merken. Wenn er eine Information von mir bekommt, die wichtig ist, dann nur schriftlich. So hat er die Möglichkeit es nochmal nachzulesen. Im Kindergarten findet er die Sachen unseres Kindes nicht oder bringt fremde Sachen mit (bei denen der Name eines anderen Kindes drin steht).

Besonders krass ist es bei unserem Mietvertrag. Er ist der festen Überzeugung er hätte den Vertrag einseitig gekündigt, das Original an die Verwaltung geschickt und mir eine Kopie gegeben. Das stimmt aber nicht. Sowohl bei mir als auch beim Vermieter ist nie etwas angekommen.

Momentan stimmt mich nur etwas positiv, dass sein Hass auf mich wohl wirklich nicht im mir begründet ist, sondern aus dem Wahn resultiert.

lg lovelycarma
Nachtflug
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Re: Sozialpsychiatrischer Dienst

Beitrag von Nachtflug »

Hallo lovelycarma,

wie geht es dir? Gibt es Neues zu berichten?


Ich denke es ist sehr schwer zu akzeptieren, dass man auf einmal nicht mehr die leichtesten Alltagsdinge gebacken kriegt. Ich habe auch viel mein Umfeld verantwortlich gemacht damals, mich auch ja. Aber ich fühlte mich sehr betrogen vom Schicksal, ich habe einfach nicht verstanden warum ich als junger Mensch, noch nichtmal 20 auf einmal so schlapp war wie ein alter, kranker Mensch. Nichtmal Konrtolle über meine Gedanken oder Gefühle zu haben, alles abgestorben. Manchmal kam ich mir vor wie ein Alzheimer-Patient, oftmals hatte ich am Vortag ein paar Leute kennengelernt bzw. mit welchen gesprochen und am folgenden konnte ich mich nichtmal mehr erinnern, wie sie aussahen. Mich haben quasi Menschen gegrüßt und ich wusste nicht mehr, dass ich mit ihnen geredet hatte. Sehr unheimlich, sowas.
Dass du ihm Dinge aufschreibst, scheint mir gut zu sein, wenn er sich damit so schwer tut.

Diagnosen stigmatisieren, ja. Aber ich denke mit solchen Diagnosen wird in der Regel auch behutsamer und vorsichtiger vorgegangen. Aber als Hilfesuchender, wenn man richtig viel Leidensdruck hat, steht die Hilfe dann irgendwann im Vordergrund. Eine Diagnose ist nur Nebensache, die Hilfe zählt. Nicht mehr allein mit allem zu sein. Ich hoffe dein Mann kommt an den Punkt. Vielleicht ist es ja irgendwann soweit, wenn er länger Hartz-IV bezieht und merkt, dass er sich aus seiner Situation nicht befreien kann.
Und wenn er eben auch so starke kognitive Probleme hat, wäre es eben auch wichtig andere körperlichen Ursachen ausschließen zu können. War er denn nichtmal beim Hausarzt seitdem es ihm schlecht geht?
Es muss ja auch gar nicht unbedingt was rein Psychisches sein - aber sowas müssen eben Ärzte herausfinden. Ich habe meine Hemmschwelle als erstes verloren, als ich zum Allgemeinmediziner bin und einen Rundum-Checkup habe machen lassen. Ich habe es sehr gefürchtet, als psychisch krank zu gelten. Mein Umfeld hat nämlich oft zu mir gesagt "Das bildest du dir ein, du spinnst!", wohlgemerkt bei vergangenen Situationen als ich noch gesund war, die ich mir nicht eingebildet hatte, sondern die einfach nur unangenehm waren.
Als ich dann plötzlich so krank war, wollte ich nicht akzeptieren, dass jetzt meine Wahrnehmung vielleicht wirklich etwas ver-rückt ist (ich dachte damals einfach nur sehr, sehr schwer depressiv). Es ist sehr verletzend, wenn einem die eigene Wahrnehmung genommen wird bzw. für "falsch" erklärt wird. Für einen selbst ist sie real. Und es tut bitter weh, wenn man mal in die Situation kommt zu merken, dass sie nicht mehr "stimmt".
Denke da spielen ganz ganz viel Urängste mit. Und es tut ja auch schon einem Gesunden weh, wenn einem andere Menschen die eigene Wahrnehmung nicht zugestehen oder für falsch abtun, um vielleicht über gewisse Dinge ein Schweigen zu legen (bei meinem Umfeld war es eine Suchtproblematik). Unerwünschte Themen, die hat man sich dann eben nur eingebildet. Gespräche, vergangene Situationen, die dann einfach so nicht passiert sind, damit sich derjenige nicht entschuldigen muss oder mit seinen Fehlern auseinandersetzen muss. Dass möchte man selbst aber nicht akzeptieren, weil es nicht stimmt, dass man sich "das ja nur eingebildet hat". Es wird nur verschwiegen, unter den Teppich gekehrt. Und wenn dann wirklich einmal die eigene Wahrnehmung ver-rückt, ohje. Da fühlt man sich verraten, man hat Angst, dass derjenige, der einen mit solchen Vorwürfen das Leben schwer gemacht hat auch noch Recht behält...

Dass du seinen Hass nicht persönlich nehmen kannst, ist bemerkenswert. Es schafft nicht jeder das so zu trennen.
Woraus er resultiert ist wohl schwer zu sagen, aber ich denke, wenn er wirklich so schlimme Symptome hat, ist da auch viel Verzweiflung dabei. Da sein direktes Umfeld ihm auch nicht widerspiegelt, dass bei ihm was nicht in Ordnung ist, ist es wohl leicht für ihn, dich für seinen Zustand, den er nicht versteht, verantwortlich zu machen.
Denke Wahn, sollte es wirklich einer sein bei deinem Mann, wendet sich leider sehr, sehr oft gegen nahe Angehörige/Freunde - leider. Gerade wenn diese jemanden dann auch noch für krank erklären, aber er nicht wahrhaben möchte, dass er es ist. Man will es ja nicht sein...


Alles Gute,
Nachtflug
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