der hintergrund

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medusa
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der hintergrund

Beitrag von medusa »

einen schönen morgen euch allen!

nun bewege ich mich schon einigen zeit hier, habe viel hilfreiches mitnehmen können und bin jeden tag aufs neue froh, hierhergefunden zu haben.

nach einem kurzen telefonat mit dem mann heute früh fühle ich mich um wochen zurückgeworfen und halte nun den zeitpunkt für richtig, ein wenig mehr vom hintergrund zu berichten.

nach 20 jahren habe ich mich 2002 von meinem damaligen mann getrennt - die kinder waren zu der zeit 10 und 13. habe dann über drei jahre mit ihnen alleine gelebt und das, wenn ich so zurückblicke, nicht schlecht.
ja, der mann an der seite fehlte, doch nach diversen "versuchen", jemanden kennen zu lernen, habe ich die dinge dann einfach laufen lassen.
im februar 2005 entschloss ich mich dann, wieder einen hund haben zu wollen und nach einer gewissen zeit der suche fand ich dann meinen labbi, der im mai geboren wurde und 8 wochen später bei uns einzog.

wie das leben so spielt - ebenfalls im mai lernte ich dann einen mann kennen, traf ihn bei dem geburtstag einer gemeinsamen bekannten wieder und kam im juni mit ihm zusammen. 1 jahr später haben wir geheiratet!!! er hat einen sohn, war jedoch zuvor noch nie verheiratet.

dieser mann ist kein deutscher, wenngleich hier geboren und immer (!) nur hier gelebt.
als er 20 jahre alt war, zogen eltern und die beiden eltern zurück in ihr ursprungsland (in europa).

könnt ihr euch vorstellen, dass genau dieser kulturelle hintergrund zu einem massiven problem wurde? und das in der heutigen zeit?

jeder gemeinsame jahresurlaub musste bei der ursprungsfamilie verbracht werden - im haus der eltern oder der einen schwester - nie nähe für uns als paar, keinerlei distanz und das schlimmste: ich hatte in diesen zeiten keinen mann mehr, sondern es gab nur noch den bruder oder den sohn.

unendliche male darüber geredet, verzweifelt versucht, meine gedanken und gefühle verständlich zu machen, gestritten, geschwiegen, resigniert.
dann kam die zeit, in der ich feststellen konnte, dass er dazu eigentlich auch keine lust mehr hat, sich aber nicht in der lage dazu sah, das zu formulieren - aus angst, jemanden zu verletzen - da war es scheinbar leichter für ihn, mich immer und immer wieder zu verletzen.
vernünftige, rationale, sachliche lösungsansätze waren nicht mehr möglich.

manchmal habe ich gedacht, er hätte besser die schwester heiraten sollen - wenn so etwas hier erlaubt wäre.

dann die erkankung - ganz wichtig für ihn, das vor der familie zu verbergen. der kontakt zu ihnen fiel ihm immer schwerer - das laute, das viele, das ganze - und nun eben seit über drei wochen in der klinik und ostern stand vor der tür. die angst vor anrufen hat ihn runtergezogen und so bat er mich vor drei tagen, die schwester zu informieren. das habe ich getan - so gut ich konnte, in seinem sinne, die zähne zusammenbeißend, denn gerade sie hat dazu beigetragen, dass es für mich oft unerträglich dort war.

kein einfaches gespräch und die bitte, zu respektieren - endlich mal - dass er ruhe haben will, nicht angerufen werden will, derzeit nur mich sehen will / kann.

und selbst das geht derzeit nicht - obwohl er gedurft hätte, wollte er über ostern nicht heim. ich akzeptieren, respektiere seine wünsche so gut ich kann - und leide doch darunter.
heute früh rief er dann an und erzählte mir, er habe gestern abend seine schwester angerufen!!

ZACK - ein schlag in den magen für mich - vielleicht nicht zu verstehen für anderen menschen - aber mir hat er damit entsetzlich weh getan.
sie mache sich ja sorgen, begründete er.
klar, ich nicht oder was??

wir - oder sollte ich sagen, ICH - kämpfe hier um unser leben, um unsere zukunft. ich muss tolerieren, verstehen, akzeptieren, damit klarkommen, dass ich plötzlich dastehe und mich um den ganzen kram hier alleine kümmern muss - und bei vielen dingen ist man alleine, da können auch freunde nicht helfen.

mir war so schlecht, ich hätte mich fast übergeben müssen. meine sachlichkeit war weg - was fängt mich auf? wer?

habe dann das getan, was so ein bisschen mein allheilmittel ist - habe den hund genommen und bin ewig lange durch die wälder mit ihr gegangen. sonne, klirrende kälte - leider seit vorgestern wieder richtig krank, feste erkältung, hoffe nicht, die grippe kommt zurück.

beginne, im kopf an einem plan b zu basteln.
noch keine klaren vorstellungen, nur gedankengespinste, muss mich retten. wie? wohin?

viel text! ZU VIEL??

lg
eiskristall
bodenlos
Beiträge: 218
Registriert: 31. Aug 2011, 10:54

Re: der hintergrund

Beitrag von bodenlos »

Liebe Eiskristall,
wir kennen uns noch gar nicht, aber dein Beitrag hat mich eben sehr berührt.

Vielleicht solltest du versuchen, den Anruf zwischen deinem Mann und seiner Schwester anders zu bewerten und aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten....
Statt sauer zu sein, ist es doch für IHN ein ganz toller Schritt, sich seiner Angst zu stellen und der Familie bezüglich seiner Krankheit offen gegenüber zu treten.

Halte mit deinen Gefühlen nicht hintern Berg, aber achte darauf, dass du ihn nicht überforderst bzw. er Schuldgefühle entwickelt.

Ansonsten hast du wohl mit dem Problem zu kämpfen, das alle Angehörige entwickeln....man hält sich zurück, bemüht sich, kämpft und bekommt nichts zurück. Das ist aber wohl die erste, oberste und einzigste Regel, die es im Umgang mit einem Depressiven gibt: erwarte nichts!

Wenn du eine Entscheidung (egal welcher Art) triffst, dann mach das für dich....du kannst ja nicht für den anderen denken und fühlen! Empathie schön und gut, aber alles andere wäre übergriffig und kontraproduktiv.

Ich weiß nicht, ob ich das jetzt so rüberbringen kann, wie ich es meine.

Deine Schmerz ist durchaus nachvollziehbar und wie oft habe ich mir solche Fragen auch gestellt, aber es bringt nichts. Mit sich im Reinen sein ist das Wichtigste. Auch ich bin dabei das zu lernen.

Alles Liebe
Hascherl
medusa
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Registriert: 22. Mär 2013, 19:16

Re: der hintergrund

Beitrag von medusa »

liebe hascherl,

ich danke dir von ganzem herzen für deine worte. weißt du was? ich habe es heute dann doch noch geschafft, ihm mitzuteilen, wie toll ich es finde, dass er diesen schritt tun konnte.
ich meine das auch ganz ernst - das war ein großer schritt für ihn und darüber habe ich mich gefreut.

der rest ist und bleibt schwer. manchmal denke ich, die erkrankung ist vielleicht DIE chance, auch in dieser hinsicht zu neuen erkenntnissen und lösungen zu kommen - wie gelingt es uns paar zu bleiben und der ursprungsfamilie trotzdem gerecht zu werden.

der heutige tag ist dann ganz anders verlaufen als geplant. gegen mittag rief er ein weiteres mal an und bat mich, ihn doch zu holen.

die sonne hat den ganzen tag geschienen und unsere terrasse ist windgeschützt. so haben wir dort gesessen und konnten auch reden - konnten sogar über genau dieses thema reden - ruhig, gelassen, ohne schuldzuweisungen.

für mich bleibt es schwer - aber, keiner hat mir jemals versprochen, dass das leben leicht werden wird.
die frage, die ich mir natürlich stelle ist, ob er womöglich frei sein will von mir?
schwieriges thema - besser noch nicht ansprechen - dazu bedarf es gewiss einer etwas größeren stabilität.

morgen fahre ich ihn nicht besuchen - nicht, weil er nicht will, sondern weil mein tag morgen so voll ist und ich mich nicht noch mehr stressen möchte. gerne fahre ich mittwoch zu ihm - wenn er will. wenn nicht, kann ich das nur akzeptieren.

hast du ähnliche erfahrungen als angehörige gemacht?

lg
eiskristall
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: der hintergrund

Beitrag von bigappel »

Liebe Eiskristall,

wenn ich hier irgendwas in den Geschichten durcheinanderwerfen sollte, so gib bitte Laut....

Soviel vorab .

Wenn ich es richtig im Kopf habe, ist Dein Mann derzeit in einer psychatrischen Klinik, d.h. es ist also eine ärztlich gesicherte Diagnose, dass eine psychische Belastung bei Deinem Mann gegeben ist.

Wenn ich es weiter richtig in Erinnerung habe, hast Du bisher Deinen Mann jeden Tag in der Klinik besucht.

Sollte ich es richtig in Erinnerung haben, so kann ich Dir nur sagen, das dies weder Dir, geschweige denn, Deinem Mann hilft.

Klinik ist auch psychische Arbeit, Umstellung, Abstand von zu Hause notwendig.

Tägliche Angehörigenbesuche sind da in meinen Augen absolut kontraproduktiv.
Da hätte er auch direkt in eine Tagesklinik gehen können.

Das erste, in meinen Augen, was Angehörige lernen sollte ist, die psychische Erkrankung mit ihren Auswirkungen nicht persönlich zu nehmen.

Leichter gesagt, wie getan, ich weiss, aber mit der Zeit machbar.

Ich habe Deinen Thread gelesen, aber nicht verstanden, was so schlimm daran ist, dass er seine Schwester angerufen hat.

Familiäre Bindung ist in anderen, auch europäischen Ländern, viel mehr, als in Deutschland.
Manchmal gut, bringt aber eben auch Probleme mit sich, wenn die verschiedenen Kulturen /Handhabungen eben aufeinander prallen.

Je nachdem von welcher Kultur wir hier sprechen kann ich mehr als gut nachvollziehen, dass Dein Mann sich nicht als psychisch krank outen will; die ein oder andere Kultur hätte vermutlich die Idee, er wäre dann "kein" richtiger Mann (ich würde dies vielleicht in der türkischen - europäischer Teil, italienischen oder eben wirklich den Kulturen ansiedeln, wo Männlichkeit mit Macho-Gehabe gleichgesetzt wird).

Da finde ich es extremst mutig, anzufangen, zu seiner Erkrankung zu stehen.

Kulturelle oder eher auch sonstige verschiedene Ansichten zu regeln, bedeutet für mich, zu gegebener Zeit die Formulierung eigener Wünsche, die Gestaltung von Kompromissen.
Sicherlich nicht während einer akuten, psychischen Erkrankung.

Was sind Deine Ängste, resultierend aus dem Telefonat?
Dass die Schwester erneut zuviel Raum einnimmt?

Liebe Eiskristall, in akuten Phasen einer psychischen Erkrankung kann der Partner kein Partner sein, kümmert er sich dann um sich, so ist das eigentlich genau gut und richtig.... erweckt aber ggf. bei uns Angehörigen eigene Ängste, eigene Baustellen, die es dann in meinen Augen zu bearbeiten gilt.

Jeder, sowohl der Erkrankte, wie der Angehörige kann letztlich nur für sich selber gucken, ob er mit der jeweiligen aktuellen Situation zu Recht kommt und je nachdem ist es möglich Themen anzusprechen oder eher nicht.

Das lernst Du mit der Zeit.

Die Problematik, die Du angesprochen hast, mit kulturellen Unterschieden, haben in meinen Augen nichts mit der Erkrankung zu tun, sondern hätten sich auch dann ergeben, wenn er nicht krank wäre.

Welche ist Deine Baustelle momentan?

LG
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
medusa
Beiträge: 243
Registriert: 22. Mär 2013, 19:16

Re: der hintergrund

Beitrag von medusa »

liebe pia,

dank dir für deine gedanken - und auch für die hilfestellung, die in ihnen ruht.
du hast mich und meine situation ganz richtig in erinnerung.
ich bin - bis etwa mitte letzter woche - jeden tag bei ihm gewesen weil er es wollte - nicht, weil es mein wille war. nach fast drei wochen habe ich dann aber auch feststellen müssen, dass nicht nur ihm manches zu viel ist, sondern auch mir.

habe den mut gefunden und das ansprechen können. und eben auch darauf hingewiesen, dass ich ihn gerne ab und zu besuche - wenn er will, es bei ihm passt - und wenn ich will und es vor allem bei mir passt. durch seine abwesenheit habe ich deutlich mehr um die ohren und ich denke, ich habe immer noch nicht den punkt erreicht, an dem es einigermaßen rund läuft.

du hast völlig recht - die kulturell bedingten differenzen hat es immer gegeben, wird es vermutlich auch immer geben und haben im grunde nichts mit seiner erkrankung zu tun.

meine baustelle in dieser hinsicht ist das unvermögen - meinerseits - damit "leben" zu müssen, immer nur den zweiten platz einzunehmen - hinter der familie - vor allem hinter der einen schwester.
ich / wir sind eine familie - gemeinsam mit ihm.

die andere baustelle ist die, dass mein kopf mir zwar ganz klar sagt, dass ich von ihm in der derzeitigen situation nicht viel erwarten kann.
bauch und herz spielen jedoch verrückt.

und auch die angst, seinerzeit den zeitpunkt verpasst zu haben, die eigenen bedürfnisse im hinblick auf die familiensituation deutlich darzustellen, und somit jetzt womöglich keine chance mehr dafür zu haben, zu bekommen, spielt eine große rolle.

mich wahrzunehmen, als frau, die durchaus schon einiges im laufe des lebens gestemmt hat, und somit durchaus gezeigt hat, dass sie eigenständig und selbstbewusst durch ihr leben geht, ist derzeit sehr schwer.

vielleicht liegt es daran, dass ich in ihm die große liebe gefunden habe und nie zuvor so empfunden habe. dann mag es etwas leichter sein, trennung oder verlust zu kompensieren, anzunehmen, damit zu leben.

verlust - das thema meines lebens - geprägt durch die kindheit, mitgenommen bis heute.

mir macht die situation einfach angst!

lg
eiskristall
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: der hintergrund

Beitrag von bigappel »

Liebe Eiskristall,

es kommt vermutlich hier oft nicht "so rüber"; aber auch mein Mann (mein 2. Ehemann) ist tatsächlich "die große Liebe" und der Mann, bei dem es sich sowas von richtig anfühlt, mit ihm zu Leben.

Der Gedanke, ohne ihn weiter im Leben zu gehen, ist für mich auch sehr schwer.
Aber meine Überlegungen bis dahin - und dafür hatte ich wirklich ausgiebig Zeit in der letzten schweren Episode - war wichtig und heute weiß ich, trotz aller großer Liebe und vielleicht sogar dadurch: ich kann ohne ihn Leben und werde diese Entscheidung schlimmstenfalls treffen, wenn für mich Situationen im Leben eintreten, in denen ich es nicht mehr für meine Gesundheit verantworten kann, als seine "Partnerin" zu bleiben (was nicht heißt, dass vermutlich eine Verbundenheit unauslöschlich ist).

Das Leben mit ihm, was mich dazu gebracht hat, mich wirklich mit mir, meinen Baustellen zu beschäftigen, hat mir sehr viel Wertvolles für mein Leben gezeigt.

Möglicherweise wird es auch Dein Weg, Dich mit Deinen Verlustängsten, die ich uneingeschränkt auch geteilt habe u.a. zu beschäftigen.

Ich finde es ganz klasse, dass Du Dich getraut hast und die täglichen Besuche insbesondere auf Deinen Blickwinkel gerichtet hast. Weiter so!

Vermutlich ist jetzt nicht die Zeit, mit ihm die familiäre Stellung zu diskutieren, aber vielleicht wäre es Dir möglich zu überprüfen, ob seine Familie wirklich vor Dir steht oder ob ihr nicht gleichberechtigt in unterschiedlichen Positionen (Rollen) steht.

Beispiel:
Ich würde vom Fleck weg behaupten, mein Kind ist meine wichtigste Person in meinem Leben.
Bei genauerer Betrachtung ist dies so nicht richtig.

Ja, sie ist insoweit die Wichtigste, dass sie meine mütterliche Hilfestellung in unterschiedlichstem Rahmen (juhuuu Pubertät) benötigt und ich tatsächlich für sie verantwortlich bin in bestimmten Dingen.

Mein Mann ist mir genauso wichtig.
Er hat aber eine andere Rolle; nämlich die meines gleichberechtigten Ehemannes.
Für sich selber ausschließlich verantwortlich, ich für ihn im Sinne der Ehefrau, wir sind Partner.........

Für diese beiden wichtigen Menschen ist gleichwertig viel Platz und Liebe in meinem Leben; sie stehen sich nicht im Wege, da sie unterschiedliche "Rollen" haben; ich will weder ohne meine Tochter (in ihrem Rahmen inklusive Loslassen altersgemäß) Leben, noch ohne meinen Mann (inklusive Abgabe der unzuständigkeit für einen anderen, erwachsenen Menschen).

Ist das wirklich bei Deinem Mann so anders?

Oder ist es vielleicht so, dass bei Dir Bedürfnisse zu kurz gekommen sind mit der Zeit, die nie thematisiert wurden; Gedanken, die möglicherweise Dein Mann nicht ahnt.

Im Rahmen der Bearbeitung meiner eigenen Verlustangst und sonstigen Baustellen habe ich für mich erfahren, dass ich so manches Mal meinem Mann "Rollen" zugewiesen habe (der Problemlöser, der Tröster pp.), die er weder erfüllen konnte, noch die seine Sache sind, sondern meine......... und dies obwohl ich genau weiß und immer wußte, wieviel ich allein stemme; die kleine Pia, die beschützt, betüddelt sein will, die sich eben auch mal nicht kümmern will, die bekümmert werden will, weil sie geliebt sein will; war immer noch da.
Ein Relikt der Kindheit, die in unsere Ehe ganz sicher nicht gehört.

Nachdem ich dies erkennen und abändern konnte, hat unsere Beziehung an Qualität vieles gewonnen.
Ich habe ihn unbewusst nicht mehr in Rollen gedrängt, die seine nicht waren und mir wurde klar: hey: ja, Lieben ist etwas wundervolles, etwas freiwilliges, ein Geschenk, aber ein Leben - im Grundsatz - ohne Mann, ist gleichfalls sehr gut möglich.

Ich weiß nicht, ob ich es verständlich darlegen kann; es hat nichts mit Egoismus oder "er ist nicht meine besonders große Liebe" zu tun, sondern es hat ausschließlich etwas mit mir, meinen Baustellen und meinen Sichtweisen zu tun.

Irgendwie klingt es mystisch, aber bisher habe ich im Leben die Erfahrung gemacht, dass alles seinen Sinn hat.
Auch die Partnerwahl..... .

Und ich würde immer wieder so wählen.

Alles, alles Liebe für Dich / Euch weiterhin
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Lerana
Beiträge: 2088
Registriert: 4. Feb 2012, 18:42

Re: der hintergrund

Beitrag von Lerana »

Liebe Eiskristall,

Pia hat dir schon so viel tolles geschreiben, dass ich nur sehr wenig ergänzen möchte (falls bei Pia überhaupt möglich! ).

Ich habe beim Lesen deines Postings auch gedacht: Warum frisst sie das so an, dass er mit seiner Schwester telefoniert?
Das klingt in MEINEN Ohren nach Eifersucht.
Ich kann Pia nur Recht geben. Es lohnt sich, die Rollen zu prüfen, denn dann verliert der Eifersuchtsnateil sozusagen von Frau auf Frau vielleicht einen Teil seiner Bedeutung.

Und ich unterschreibe, dass es sich lohnt zu prüfen, warum bin ich da so eifersüchtig, welche meiner Bedürfnisse werden so vernachlässigt, dass ich auf seine Schwester eifersüchtig sein muss. Diese geilt es herauszufinden und zu kommunizeren und ggf. einzufordern.

Es ist so schwierig mit diesem Rat, immer von sich aus zu schaeun, und es hat bei mir lange gedauert, bis es Klick gemacht hat. Das hat es übrigens mit Hilfe meiner Therapeutin und mit Hilfe des Forums getan und vor allem durch die Hilfe von Hascherl, Pia, Blümli und julcas und einiger anderer sehr wertvoller Ratgeber, die ich an dieser Stelle noch einmal herzlich grüße!

Es ist eine Frage der Haltung, würde mein Vater jetzt sagen und da hat er Recht.

Vielleicht kann ich es an einem kleinen Beispiel deutlich machen. Du willst mal einen Urlaub woanders verbringen? Das erzeugt endlose Diskussionen und endet doch immer wieder bei seiner Famile?

Warum nicht so?:

Liebster, ich möchte am aller liebsten mit DIR in eine Ferienwohnung in Frankreich. Mir ist das ein echtes Bedürfnis, denn erstens möchte ich dich gerne auch im Urlaub mal für mich und zweitens liebe ich Frankreich (ich schließe gerade vonb mir auf andere ). Mir ist das wirklich wichtig und ich habe mir überlegt, eenn du zu deiner Famile willst, dann möchte ich dieses Jahr gerne mit einer Feundin nach Frankreich fahren. Ich war oft bei deiner Famile und jetzt möchte ich gerne mal den Urlaub machen, den ich mir wünsche und würde mich sehr feruen, wenn du mitkommst, wenn aber nicht kann ich es mir auch wirklich schön mit XXX machen. Denk mal drüber nach.

Am besten geht das, wenn man dem anderen eine echte Entscheidungsfreiheit einräumt, denn sonst ist es emotionale Erpressung also nur dann, wenn du dich auf einen Urlaub mit deiner Freundin freuen würdest. Ich könnte das z.B., für mich bräche keine Welt zusammen, ohne meinen Mann einen Urlaub zu verbringen. Aber da ist ja wirklich jeder anders.

Ich wünsche dir alles Liebe und den Mut, wirklich durch deinen Augen in deine Welt zu schauen.

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
medusa
Beiträge: 243
Registriert: 22. Mär 2013, 19:16

Re: der hintergrund

Beitrag von medusa »

liebe pia,
ich danke dir wirklich von ganzem herzen für deine antwort.
da ich heute wieder arbeiten musste und mir heute zudem etwas ganz schönes gegönnt habe (eine traditionelle thai - massage - welch ein glück, dass vor kurzem in meiner straße diese frau ihr geschäft eröffnet hat), kommt meine antwort erst jetzt.
gelesen habe ich deine zeilen schon heute am früheren nachmittag und habe bis jetzt viel darüber nachgedacht.

ein bisschen stolz gemacht hat mich deine aussage, dass du es gut findest und ich es prima gemacht habe, dass ich die besuchssituation überdacht habe und einfach mal auf mich ausgerichtet habe. ich merke gerade jetzt (ok, bin nun auch super entspannt und konnte mich in diesen 60 minuten wirklich fallenlassen und entspannen), dass der druck einfach weniger ist und ich somit mit dem tag viel besser klargekommen bin.

ja, im hinblick auf die "rollen" stimme ich dir voll und ganz zu. ich liebe meine beiden kinder über alles und sie sind das wichtigste in meinem leben - genau wie mein mann - den ich auch über alles liebe und der der wichtigste mensch für mich ist. das ist in der tat ganz und gar kein widerspruch - eben weil sich mann und kinder auf anderen ebenen begegnen.

ich ging bisher davon aus, dass ich eigentlich immer recht gut für mich eingetreten bin, doch inzwischen glaube ich, dass ich vermutlich nicht deutlich genug gemacht habe, was in bestimmten situationen in mir vorgeht - vielleicht aus angst, stress hervorzurufen, vielleicht auch, weil ich gedacht habe: mensch, lieber mann, du musst doch sehen, merken, was du mir gerade "antust".
mein sohn (21) hat mal ganz lapidar zu mir gesagt: mama, sag doch einfach was du willst, was ich tun soll, ... - dann mache ich es auch oder aber rede mit dir darüber, wie ich es wann machen kann.

recht hat er und das hätte ich wohl im hinblick auf den mann auch besser tun sollen.

zu spät ist es vermutlich nicht JETZT, ok, nicht gerade jetzt wo es ihm so schlecht geht, aber danach, damit anzufangen.

habe wohl von mir auf andere geschlossen - fatal, aber wenn ich darauf lernen kann, ist ja noch nicht alles verloren.

die stellung seiner familie muss sicherlich irgendwann einmal angesprochen werden - ruhig, sachlich und wenn der richtige zeitpunkt da ist.

vordergründig geht es gewiss darum, meine eigenen baustellen zu untersuchen, sie zu "bearbeiten".
ihr hier, du, helft mir dabei.
meine thera auch - wenngleich ich sie ja nur noch alle 4 wochen sehe.

seltsam, aber auch ich glaube daran, dass ich, so schwer es mir auch fallen würde, ohne meinen mann nicht untergehen würde.
dennoch hat die vorstellung ihren schrecken.
und es ist nicht das was ich will, mir erhoffe, mir wünsche.

heute habe ich sogar darüber nachgedacht, ob ich die besuche unter der woche ganz lassen sollte. zu einer antwort für mich bin ich noch nicht gekommen.

weißt du, ich glaube tief in mir auch, dass er und ich füreinander gemacht sind. und ich war nie so naiv zu glauben dass es leicht ist. mit einer depression in dieser schwere hatte ich jedoch nicht gerechnet.

soviel wie nötig, so wenig wie möglich - das gilt für viele bereiche - vielleicht auch für die besuchssituation? und zwar, ohne ihn zu verletzen. und dennoch mich nicht verlierend?

schwierige frage?
oder?

zuversichtlicher als gestern grüße ich ganz herzlich

eiskristall
medusa
Beiträge: 243
Registriert: 22. Mär 2013, 19:16

Re: der hintergrund

Beitrag von medusa »

liebe lerana,

auch dir danke ich für deine aufmerksamen worte, deine gedankengänge, dein interesse.

ich habe heute wirklich zeit gehabt in mich hineinzuhören - so ganz bewusst.

eifersucht auf die schwester kann ich ruhigen herzens ausschließen. aber vielleicht spielt eine eifersucht auf die intensität des ursprungsfamilienlebens eine rolle. die ist mir auf grund meiner nationalität (?) und vor allem wegen der sehr prägenden kindheitserfahrungen mit und durch meine mutter nicht gegeben.

ich habe noch eine schwester, fast 9 jahre älter - zu ihr hingegen habe ich trotz aller erschwernisse die uns begleitet haben, inniglich gerne.

dennoch ist es anders als bei meinem mann und seiner familie.
habe mich auch wirklich immer wieder um verständnis und toleranz bemüht und bin doch immer und immer wieder an meine grenzen gestoßen und hab mich ebenso gefühlt - ausgestoßen, außen vor, 5. rad am wagen, nicht zugehörig.

so möchte ich das, das habe ich mir vorgenommen, nicht noch einmal erleben und erfahren.

insofern vielleicht ein guter rat von dir, von gemeinsamen besuchen dort abzusehen und die zeit, die mir dadurch entsteht, für mich zu nutzen - was für dich frankreich, sind für mich juist und föhr und die großen, großen, hohen berge - dem himmel so nahe.

aber eben nicht der süden mit seinen für mich unerträglichen temperaturen (ich bin ein herbstkind, im oktober geboren, herbst, winter liebend, den frühling mögend, alles was über 25° hinausgeht macht mich krank).

und gerne, sehr gerne lade ich ihn ein mich zu begleiten, könnte mir aber auch sehr wohl vorstellen, so etwas alleine zu machen (ok, ne freundin würde auch gehen - leider sind meine freundinnen, die echten, guten nicht reich gesät und die meisten lieben den süden:) - ich bin, da muss ich wohl der wahrheit die ehre geben - eher erimitin denn geselligkeitsfreak - stelle mir gerade so vor, ich würde jetzt für ein we auf juist sein - die seele blüht alleine vom denken daran auf.

habe für diese woche noch zwei schöne dinge für mich eingeplant: do gehe ich zu einer veranstaltung hier in der nähe - jazz/blues - saxophon - musik... und fr abend besucht mich meine freundin, die mich bisher mein leben lang durch dick und dünn begleitet hat.

an den highlights für nächste woche bastle ich noch.

dank dir so sehr!
lg

eiskristall
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