Gefährliche Glückspillen, Die Story im Ersten, ARD, 18.02., 22.45 Uhr

Caroline1
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Re: Gefährliche Glückspillen, Die Story im Ersten, ARD, 18.02., 22.45 Uhr

Beitrag von Caroline1 »

alles ist bereits gesagt.

@annette fee: ja, du bist ein informierter patient, gesegnet mit einer portion kritischem geist. das hat allerdings wenig mit intelligenz zu tun, nebenbei angemerkt.

aber was ist mit all den andern betroffenen? denen, die erst am anfang stehen? denen, die nicht hier im forum lesen? denen, die vielleicht mit angehörigen leben, welche auch den film gesehen haben und ihren betroffenen familienmitgliedern jetzt unbedingt von diesem teufelszeug abraten? denen, die die informationen, die du und auch ich habe, nicht haben? was ist mit all denen?

das fatale daran ist, dass filme solcher machart un- bzw nicht genügend informierte und aufgeklärte betroffene (von denen gibt es unmengen!!) dermaßen verunsichern und zum teil auch noch künstlich empören, dass die eine hilfreiche möglichkeit, nämlich die behandlung durch antidepressiva, nur noch vehement ablehnen und sich dadurch selbst strafen.

dass pharmalobbying ganz krass daher kommen kann, ist unbestritten und soll keineswegs verharmlost werden. aber so ungeniert auf dem rücken von vielen betroffenen ängste zu schüren, ist einfach ekelhaft.

wieviele vorurteile gibts den menschen gegenüber, die psychisch erkrankt sind? auch heute noch jede menge. ich kann nur sagen, seit gestern abend noch mehr. wer solche pillen schluckt, ist ein ignorantes monster. ignorant, weil er den durchblick nicht hat, solche tabletten abzulehnen und monster, weil ja nun ein mörder in ihm schlummert, und er also nichts als eine tickende zeitbombe ist...

vielen dank ard, sie haben uns allen sehr geholfen!

grüße von

caroline
tomroerich
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Re: Gefährliche Glückspillen, Die Story im Ersten, ARD, 18.02., 22.45 Uhr

Beitrag von tomroerich »

Die DDL hat inzwischen eine Stellungnahme veröffentlicht und wird auch noch direkt an die ARD schreiben.

http://www.depressionsliga.de

LG

Thomas
Betroffene für Betroffene

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flora80
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Re: Gefährliche Glückspillen, Die Story im Ersten, ARD, 18.02., 22.45 Uhr

Beitrag von flora80 »

Hallo Thomas,

vielen Dank für die Stellungnahme! Ich habe mich auch persönlich an die ARD gewandt, allerdings "nur" über die allgemeine Redaktionsemail. Keine Ahnung, wer das liest und wie das verarbeitet wird. Ich hoffe, eine Reaktion darauf zu bekommen.

LG, Flora
kormoran
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Re: Gefährliche Glückspillen, Die Story im Ersten, ARD, 18.02., 22.45 Uhr

Beitrag von kormoran »

hallo ihr,

ich hatte gerade die "wege aus der depression" auf der tvthek angesehen.
dass vor dieser seriösen darstellung ein reißerischer anti-antidepressiva-film gezeigt wurde, ist doch mehr als fragwürdig.

nach euren berichten hier erspare ich mir, das jetzt selbst noch anzusehen und danke der ddl, dass ihr so rasch mit einer stellungnahme reagiert habt.

liebe grüße
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
flora80
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Re: Gefährliche Glückspillen, Die Story im Ersten, ARD, 18.02., 22.45 Uhr

Beitrag von flora80 »

Flogendes schrieb ich der ARD




Sehr geehrte Redaktion,

ich habe vorhin die Sendung zum Thema Antidepressiva gesehen und bin
äußerst schockiert über diese Art der Darstellung! Als Gründungsmitglied
und ehemalige 2. Vorsitzende der Deutschen DepressionsLiga entsetzt es
mich regelrecht, welches Bild hier von Menschen entworfen wird, die
Antidepressiva einnehmen. Man wird also entweder zum Selbstmörder oder
aber zum Mörder? Die eindeutigen Vorteile der Medikamente werden mit
keinem Wort erwähnt.

Ich bitte Sie, schauen Sie sich die Studienlage zu diesem Thema an! Seit
Einführung von SSRI in Deutschland ist die Suizidrate um ca. 50% (!!!)
GESUNKEN! Viele Patienten profitieren enorm von dieser Wirkstoffgruppe und
es ist mir absolut unverständlich, wie man nun so eine Panikmache dazu
senden kann. Haben Sie über die Folgen nachgedacht? Jeder schwer depressiv
erkrankte Mensch sollte möglichst unvoreingenommen über Chancen und
Risiken eines solchen Medikaments aufgeklärt werden. Es stellt eine Gefahr
für deren Leben dar (!), wenn ein solcher Bericht sie dazu bringt, das
Medikament nicht weiter einnehmen zu wollen, obwohl es hilfreich ist. Denn
ein Absetzen des Medikaments kann erst recht zu suizidalen Handlungen
führen.

Diese einseitige und völlig unseriöse Meinungsmache erschüttert mein Bild
des doch eigentlich serösen Senders enorm. Bitte verarbeiten Sie das
Thema in einer ihrer seriösen Talksendungen, um den angerichteten Schaden
wieder gut zu machen, soweit das möglich ist!

Mit freundlichen Grüßen,
timmie2002
Beiträge: 1706
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Re: Gefährliche Glückspillen, Die Story im Ersten, ARD, 18.02., 22.45 Uhr

Beitrag von timmie2002 »

guten abend alle miteinander,

da beide sendungen gestern abend zu spät liefen, habe ich sie mir eben erst angesehen.

die erste, in der es um antidepressiva ging, hat in mir gemischte gefühle ausgelöst.

ich finde auch, dass die reportage viel zu undifferenziert gestaltet ist. es ging ja um medikamente amerikanischer firmen. ich kann mir durchaus vorstellen, dass das profitstreben solche auswirkungen haben kann.

aber es werden keine positiven aspekte gegenübergestellt. es wird nicht aufgezeigt, dass es hier um besondere fälle geht.

wer die sendung unkritisch sieht, bekommt ein verallgemeinertes bild von der pharmaindustrie, die nur an profite denkt.

völlig außer acht wird gelassen, dass diese medikamente vielen erkrankten wirklich helfen.

sie sind sicher kein allheilmittel. aber es ist doch eigentlich wie mit krebserkrankungen. die chemo hat sehr negative auswirkungen auf die patienten und doch ist sie zur zeit noch das einzige mittel, das sie retten kann, neben op natürlich.

ähnlich sehe ich das mit den antidepressiva.

die zweite sendung gefiel mir deshalb viel besser.
sie klärt über die krankheit auf und informiert sachlich und seriös über möglichkeiten der bewältigung, bis hin zu den neuesten forschungsergebnissen.

auch in dieser sendung kommt die pharmaindustrie nicht ganz ohne kritik davon, aber ich denke doch, auf einer ganz anderen- realistischen- basis.

meine direkte befürchtung ist, dass viele betroffene nach der ersten sendung an ihrer medikantösen behandlung zweifeln.

wenn diese die nun ohne ärztliche kontrolle einfach absetzen?

es gibt medienverantwortlichkeit.

schlimm, dass die ard diese nicht konsequent wahrnimmt.

"aufklärung" in dieser form ist für mich höchst zweifelhaft. Quotenfänger? oder warum wurde die sendung über ad'S zuerst ausgestrahlt?

auch die ard scheint von gewinnstreben nicht ganz unabhängig zu sein.


glg final
Lerana
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Re: Gefährliche Glückspillen, Die Story im Ersten, ARD, 18.02., 22.45 Uhr

Beitrag von Lerana »

Hallo ihr Lieben!

Habe gerade die Sendung gesehen und bin schockiert!!!!!!!!

Danke Flora für deine Mail an die ARD.

Ich bin ein denken könnender Mensch und erkenne die schlechte Machart der Sendung durchaus. Aber selbst bei mir, die ein AD ohne Nebenwirkungen nimmt, hinterlässt der Beitrag Verunsicherung und ein schlechtes Gefühl!

Kurz und gut: Er macht mir Angst!

Vom Kopf weiß ich,das ist quatsch und doch kann ich mich nicht erwehren. Wir soll es da Menschen gehen ohne die positiven Erfahrungen, wie ich sie habe?

Es ärgert mich, dass der Beitrag funktioniert, selbst bei mir. Und dieses Eingeständnis fällt mir schwer, denn ich halte mich eigentlich für reflektiert.

Hätte ich den Beitrag vor meiner Verschreibung gesehen. Ich hätte mich noch viel schwerer getan als ohnehin schon! Ich habe erst ein Jahr lang Therapie ohne versucht, bevor ich mich durchgerungen habe. Und dann hat mir mein AD sehr geholfen.

Ich bin schockiert. Auch darüber, dass Stimmungsmache so gut funktioniert, dass sogar ich verunsichert werde. Davon mache ich mich jetzt frei!

Herzliche Grüße
Lerana

PS. Danke Thomas für die gelungene Stellungnahme
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
ecureuille

Re: Gefährliche Glückspillen, Die Story im Ersten, ARD, 18.02., 22.45 Uhr

Beitrag von ecureuille »

Hallo,

dass die Wirksamkeit von SSRI umstritten ist und auch nicht eindeutig wissenschaftlich belegt werden kann und man ferner auch nur Vermutungen darüber hat, welchen Einfluss Serotonin auf die Stimmung hat, ist nichts neues. Und ich bin der Meinung, dass auch solche Kritik erlaubt ist.
Die ARD hat ganz klar in seiner Beschreibung zur Sendung geschrieben, dass es in derselbigen darum geht die Schattenseiten der SSRI zu beleuchten. Wenn man die Beschreibung also aufmerksam liest, wird direkt klar, dass die Intention nicht eine ausführliche Diskussion der Pro- und Contras sein soll, sondern eben die Beleuchtung der negativen Seiten. Das mögen EInzelfälle sein, aber auch die haben eine Berechtigung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu werden.
Berichterstattung ist oft plakativ, einseitig und nicht objektiv. Das ist so und das wird auch so bleiben. Wichtiger erachte ich in diesem Zusammenhang früh zu lernen Informationen kritisch zu hinterfragen, um ein mündiger Bürger zu werden.
Wenn man mal genauer recherchiert, welche zahlreichen Funktionen Serotonin in unserem Körper hat und wenn man weiterhin bedenkt, dass hier in der Hirnstoffwechsel eingegriffen wird, finde ich, dass es durchaus berechtigt ist das kritisch zu hinterfragen. Das könnte eben auch eine Möglichkeit sein Einfluss auf die Pharmaindistrie zu nehmen genauer zu erforschen wie und ob SSRI wirken oder andere Medikamente zu entwickeln.
Fluoxetin wurde im Übrigen in den USA tatsächlich jahrelang als "Glückspille" vermarketet und dementsprechend verabreicht. Und das dieses Medikament suizidale Gedanken und Handlungen auslösen kann, ist ebenfalls nichts neues.
Ich möchte damit weder SSRI und noch weniger Psychopharmaka verteufeln. Sie haben eine existenzberechtigung, häufig geht es ohne sie vielleicht nicht, aber es ist eben kein Allheilmittel und kann nur ergänzend zu einer Psychotherapie stehen. UND sowohl Patient als auch Arzt müssen gut die Nutzen und Risiken abwägen.
Manchmal frage ich mich, ob das passiert. Und wenn ich hier so über die Zeit den Pharmakothread verfolge, macht das auf mich oftmals auch eher den Eindruck, als verspräche man sich Wunder davon. Es sind eben keine "Wunder oder Glückspillen" und sie sind mit nicht unbedenklichen Nebenwirkungen und Absetz bzw. Eindosierungssymptomen verbunden.
Und nochmal, man greift in den HIRNstoffwechsel ein, neben all den anderen Funktionen, die Serotonin in unserem Körper hat.

Ihr könnt mich jetzt gerne steinigen. Ich möchte lediglich zu Bedenken geben, dass mit jeder Form der Medikamente vorsichtig umgegangen werden muss.

Ach ja und wenn andere Medikamente Todesfälle oder schwerwiegende Nebenwirkungen mit sich bringen, ist im Übrigen der Teufel los. Bei SSRI scheint das gedeckelt zu werden, warum?

In Deckung geht
euer Hörnchen
ndskp01
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Re: Gefährliche Glückspillen, Die Story im Ersten, ARD, 18.02., 22.45 Uhr

Beitrag von ndskp01 »

Hörnchen

Ich zumindest werde keine Steine werfen, ich hab ja oben auch schon was zum Thema gesagt.


In der Sendung wurde lauter Fälle dargestellt, in denen die ersten Wochen der Einnahme zu den unerwarteten Taten führten. Jeder von uns weiß, dass man am Anfang der Einnahme die Patienten sehr gut überwacht werden sollten und die Suizidgefahr, auch bei Patientinnen wie mir, die bisher nicht suizidgefährdet waren, steigt.

An eine vorsichtige, verantwortungsvolle Umgehensweise mit diesem und anderen Medikamenten kann man nicht oft genug erinnern.

puk
pero
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Re: Gefährliche Glückspillen, Die Story im Ersten, ARD, 18.02., 22.45 Uhr

Beitrag von pero »

>Ach ja und wenn andere Medikamente Todesfälle oder schwerwiegende Nebenwirkungen mit sich bringen, ist im Übrigen der Teufel los. Bei SSRI scheint das gedeckelt zu werden, warum?

Hast Du mal einen Beipackzettel gelesen?
Die Gefahren werden (zumindest heute) benannt.

>Berichterstattung ist oft plakativ, einseitig und nicht objektiv. Das ist so und das wird auch so bleiben.

Ziemlich depressive Einstellung, oder?

LG
pero
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
jep

Re: Gefährliche Glückspillen, Die Story im Ersten, ARD, 18.02., 22.45 Uhr

Beitrag von jep »

Also ich sehe das ähnlich wie Hörnchen, einfach unreflektiert alles schlucken was der Arzt verschreibt, ist bestimmt nicht die Alternative zur "Verteufelung" von ADs.

Wir fordern auf der einen Seite, wie mündige Patienten behandelt zu werden, auf der anderen Seite dürfen wir kritische Hinweise über ADs nicht wissen?

Ansonsten waren die Fälle im Film alt, und aus der Zeit wo wirklich bedenkenlos und kriminell damit umgegangen wurde, und Fälle von "Vorbeugender Einnahme", doppelter Dosisverabreichung bei 15jährigen usw. haben mit ihren tragischen Folgen dazu beigetragen, das heute zumindest in Deutschland hoffentlich verantwortungsbewusster damit umgegangen wird.

Bei Antibiotika ist es ja ähnlich: ganz wichtige Medikamente werden irgendwann nutzlos, weil sie bei jedem Schnupfen unreflektiert gefuttert werden.

Also wir können doch nicht einfach den Kopf in den Sand stecken, wir müssen doch wissen was wir warum nehmen und Abwägen: ist der Leidensdruck groß genug, das Nebenwirkungen tolerierbar sind? Kenne ich ausser dem Nutzen auch die Gefahren eines Medikamentes, um reagieren zu können, wenn sie eintritt?

Also ich fände es traurig, wenn sämtliche kritischen Beiträge in der versenkung verschwinden würden, das wäre aber vielleicht im Sinne von Lilly & Co...

liebe grüße
annette fee
Caroline1
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Re: Gefährliche Glückspillen, Die Story im Ersten, ARD, 18.02., 22.45 Uhr

Beitrag von Caroline1 »

hallo ecureuille, hallo annette fee,

was ist denn am hirnstoffwechsel anders als an anderen stoffwechseln im körper? es ist eine rein emotionale, aber sehr verbreitete überlegung, eingriffe in den hirnstoffwechsel als bedenklicher einzustufen als in andere stoffwechsel. und mit dieser angst wird in beiträgen wie diesem ganz bewusst gespielt.

nein, berichterstattung ist gar nicht immer plakativ, einseitig und unobjektiv. deshalb gibt es ja glücklicherweise eine pressevielfalt. es ist durchaus ein unterschied, ob ich reportagen bei rtl2 anschaue oder in einem öffentlich-rechtlichen sender. öffentlich-rechtliche sender haben einen auftrag, der u.a. auch beinhaltet, eben NICHT einseitig, plakativ und unobjektiv zu berichten.

ich bin sicher, dass es hier keinem, der diesen beitrag kritisiert, darum geht, ssris zu verherrlichen. es ist völlig klar, dass auch über nebenwirkungen von ssris berichtet werden muss, dass patienten auch diese informationen bekommen müssen. das bestreitet doch auch niemand hier. das wird auch bei ssris nicht gedeckelt, genauso wenig wie bei anderen medikamenten.

davon abgesehen taugen die herangezogenen fälle nicht, um auf die problematik, die ssris beinhalten, hinzuweisen. ich finde es viel empörender, dass da krankenschwestern (!) an jugendliche medikamente "verschreiben" oder dass sich offenbar ärzte finden, die gesunden patienten antidepressiva verschreiben, weil diese solche medikamente in "präventiver absicht" verlangen. wie sieht es da mit der verantwortung der verschreiber aus?

keiner fordert, dass kritische berichte in der schublade verschwinden. das hat ja auch niemand geschrieben. aber polemik ist das allerschlechteste stilmittel, wenn man wirklich aufklären möchte. nur darum geht es.

viele grüße,
caroline
jep

Re: Gefährliche Glückspillen, Die Story im Ersten, ARD, 18.02., 22.45 Uhr

Beitrag von jep »

Hallo caroline,

ja, ich nehme SSRI, und zwar hübsch hochdosiert und vermutlich noch lange.

Und ja, ich brauche die SSRIs, weil ich krank bin, und bin dankbar, das es sie gibt. Auch für meine Tochter.Die gerade mal 18 ist, und dewegen mit besonderer Vorsicht mit SSRI behandelt wird.

Und nochmal ja, ich finde Eingriffe in den Hirnstoffwechsel eine schwierige Geschichte.Die entsprechend vorsichtig gehandhabt werden muss, und deshalb:

ja, find ich Berichte über Auswüchse der Vermarktungsstrategien von solchen Medikamenten wichtig.

Und ja, ich finde, wer diese Medikamente nimmt sollte sowohl über vor- als auch Nachteile und Gefahren Bescheid wissen.

Und das sollte auch die ARD thematisieren dürfen, auch wenn man sich über den Titel und fehlende Hinweise über die positiven Aspekte sicher aufregen kann.

Nur wenn ich über SSRI bescheid weiss,auch über die schwarzen Seiten, kann ich damit verantwortungsvoll umgehen!

Liebe Grüße
annette fee
ecureuille

Re: Gefährliche Glückspillen, Die Story im Ersten, ARD, 18.02., 22.45 Uhr

Beitrag von ecureuille »

@puk: Danke, da bin ich aber froh

@pero: bevor ich polemisch werde und um Missverständnisse zu vermeiden wäre es schön, wenn du mir erläutern könntest in wie fern diese meine Meinung depressiv ist.

@annette fee: deinen Beitrage unterschreibe ich

Also, wie annette fee schon schrieb. Bei allen Medikamente gilt es Kosten und Nutzen abzuwägen. Wie das Beispiel der Antibiotika es zeigt. Verschreibt ein Arzt bei jeder Kleinigkeit am besten noch Breitbandantibiotika, weil keine Kultur angelegt wurde, ist die Folge auf Dauer die Entstehung von MRSA. Keine gute Sache.
Auch bei allen Medikamente gilt sich jedrezeit zu fragen, ob sie bei dieser Erkrankung in dem Schweregrad wirklich angemessen und nötig sind. Es geht nicht darum keine Medikamente einzunehmen, ganz im Gegenteil, je nach Art und Schwere der Erkrankung sind sie lebensnotwendig, aber es kommt eben in allen medizinsichen Fachbereichen dazu, dass zu schnell zu starke Medikamente verabreicht werden.

Und ich persönlich sehe einen sehr großen Unterschied, ob ich in den Hirnstoffwechsel eingreife oder den Blutdruck senke. Nicht nur, dass das Gehirn im Gegensatz zu anderen Organen noch weit nicht so erforscht ist, stuert es alle Funktionen meines Körpers, mehr oder weniger direkt oder indirekt.

Das Gehirn ist eben auch Sitz unserer Gednaken, Emotionen udn Wahrnehmungen und die ERforschung dieser Zusammenhänge und der Funktionsweise steckt in den Kinderschuhen.

Nochmal, informiert euch mal, welche Prozesse meines Körpers von Serotonin gesteuret werden. Da versteht man dann auch die ganzen Nebenwirkungen.

Im Folgenden spreche ich aus meiner persönlichen Erfahrung. Das muss nicht für jeden zutreffen, aber ich habe es so erlebt und auch bestätigt bekommen.
Ich habe ja vor kurzem die SSRI abgesetzt und die ABsetzerscheinungen waren enorm.
Na ja, wie auch immer. Ich merke nun wie ich ohne die Medikamente meine Welt völlug anders wahrnehme udn meine Sinne und Emotionen viel differenzierter und klarer werden.

Zum Beispiel. Wenn ich denn mal Pizza esse, dann am liebsten Hawai. SO auch vor ein paar Tagen. Die Ananas hat noch nie so süß geschmeckt.
Ich bin wieder kitzelig. Auch Berührungen meines Freundes nehme ich viel intensiver wahr.
Ich habe im TV eine traurige Reportage gesehen und mir standen die Tränen in den Augen. Es war nicht belastend traurig, es hat mich einfach berührt und ich habe für mich emotional angemessen darauf reagiert.

Als ich meinem Psychiater von diesen und anderen Beobachtungen erzählt habe, bestätigte er mir, dass er ähnlcihe Schilderungen von vielen anderen Patienten, die ihre Medikamente abgestzt haben, kennt.

Es scheint doch folglich, als ob diese Medikamente zu einer gewissen Abstumpfung und gedämpfter Wahrnehmung führen können, die ja vielleicht je nach Art und Schwere der Erkrankung sogar gewünscht und gut ist.

Aber, das ist halt schon ein anderes Kaliber, als was gegen Übelkeit oder hohen Blutdruck zu nehmen.

Oder sehe ich das jetzt so falsch.

Und nochmal, es geht mir nicht darum von diesen medikamenten abzuraten (wäre auch schizophren, habe sie ja selber über Jahre genommen). Ich möchte nur sagen, dass man sich dessen bewusst sein sollte, aufgeklärt werden sollte um dann frei entscheiden zu können.

Hörnchen

P.S.: @ Caroline: auch wenn es selbstverständlich ein Unterschied ist, welche Sender ich einschalte oder welche Nachrichten ich lese, Objektivität in dem Sinne gibt es nicht. Alles ist irgendwie subjektiv gefärbt. Zumindest behaupten das alle Methoden des wissenschfatlichen Arbeitens. Deswegen lernt man schon in der Schule (sollte es jedenfalls) Nachrichten kritisch zu hinterfragen, egal von wem sie stammen. Auch die öffentlich-rechtlichen haben keine Pacht auf die einzige Wahrheit, die es so ja auch nicht gibt. Es wäre vermessen zu behaupten, dass die Nachrichten von xy einen höhren Wahrheitsgehalt haben als die der anderen. oft ist es auch "nur" die Art der Präsentation, die unterscheidet. Aber wie gesagt ist es die Aufgabe eines jeden mündigen Bürgers Informationen kritisch zu hinterfragen und zum Beispiel die gleiche Nachricht bei unterschiedlichen Berichterstatter zu lesen. Und selbst dann, gerade in politischen und wirtschaftlichen Fragen, möchte ich nicht wissen, was wir gerade an Hintergrundinformationen alles nicht wissen...
jonojo

Re: Gefährliche Glückspillen, Die Story im Ersten, ARD, 18.02., 22.45 Uhr

Beitrag von jonojo »

Hi Ihr,

vorneweg: Ich hab vor Jahren auch Fluoxetin genommen. Lehne also AD nicht grundsätzlich ab.

Und ich fand die Doku auch schlecht.

Allerdings finde ich die Argumentation der AD Befürworter ebenfalls einseitig.
Zu den Fakten: Auch von AD Befürwortern wird nicht bestritten, dass die Wirksamkeit von SSRI etc. in klinischen Studien für leichte und mittelschwere Depressionen nicht belegt ist.
Zu den unangenehmen Nebenwirkungen und Problemen beim Absetzen lässt sich in diesem Forum regelmässig vieles lesen.

Dann geht die Argumentation meist so : Klar. AD haben auch Nachteile. Man musss sich informieren und kritisch sein.....
Im Ergebnis wird dann aber jedem Neu-Depressiven unabhängig vom Schweregrad empfohlen ein AD zu nehmen.

Mir kommt das immer vor wie die Stuttgart21 Schlichtung. Man kann über alles reden. Aber das Ergebnis steht vorher fest.

LG,
Norbert
pero
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Re: Gefährliche Glückspillen, Die Story im Ersten, ARD, 18.02., 22.45 Uhr

Beitrag von pero »

@pero: bevor ich polemisch werde und um Missverständnisse zu vermeiden wäre es schön, wenn du mir erläutern könntest in wie fern diese meine Meinung depressiv ist.

Ich denke das sich nichts ändert wird wenn es keine Beschwerden gibt. Davon auszugehen das man ohnehin nichts ändern kann ist für mich eine depressive Einstellung. Ich halte es für richtig seinen Unmut zu äussern ohne dabei gleich zu erwarten das es zu einer sofortigen Änderung kommt.
Aber wenn der Shitstorm groß genug ist, dann könnte jemand beim nächsten Mal sein Hirn benutzen bevor er so einen Beitrag macht oder ins Programm nimmt.
Ich halte es für Sinnvoll über Gefahren zu sprechen, aber dabei sollte auch für einen Laien erkennbar sein wie groß die Gefahr den tatsächlich ist.

LG
pero
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
pero
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Re: Gefährliche Glückspillen, Die Story im Ersten, ARD, 18.02., 22.45 Uhr

Beitrag von pero »

>Mir kommt das immer vor wie die Stuttgart21 Schlichtung. Man kann über alles reden. Aber das Ergebnis steht vorher fest.

Bist Du den der Meinung das es sich um einen sachlichen Beiträg gehandelt hat?


LG
pero
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
ecureuille

Re: Gefährliche Glückspillen, Die Story im Ersten, ARD, 18.02., 22.45 Uhr

Beitrag von ecureuille »

Hallo pero,

ich habe befürchtet, dass du das schreibst.
Ich halte deine Kommentar für unqualifiziert und anmaßend und abgesehen davon für nicht sonderlich objektiv

Findest du es nicht bedenklich auf Grund eines Satzes darauf zu schließen, dass es sich um ein depressives Muster handelt. Du kennst mich überhaupt nicht, du weißt so gut wie nichts von mir. Meine Motive, warum ich das so sehe sind dir unbekannt und anstatt mal nachzufragen, wirfst du einfach diese Behauptung in den Raum, ok, ich korrigiere es war ein Frage, wenn auch in meinen Augen eher rhetorisch.
Es ist doch eine sehr einseitige und noch dazu einfache Art und Weise Aussagen eines dritten als "depressiv" darzustellen.
Weißt du, ich bin durch und durch ein Idealist. Meinen Beruf übe ich mit viel Leidenschaft aus. Aber ich weiß eben auch, wo meine Grenzen sind.
Als Beispiel: Wenn ich die Vermutung hätte, einer meiner Schüler hätte Probleme zu Hause, welcher Art auch immer, dann schalte ich Jugendamt und/oder Schulpsychologe ein, hole mir Rat und Unterstützung und maße mir nicht an zu glauben ich könnte das Problem lösen.
Ich werde also kaum die Objektivität von Berichterstattung ändern. Das ist utopisch und führt wohl eher zu Depressionen.
Mal abgesehen davon, scheinst du meinen Beitarg nicht zu Ende gelesen zu haben. Ich habe deutlich meine Meinung zu Wahrheit udn Objektivität (Stichwort Konstruktivismus und Intersubjektivität- nciht meine Erfindung)zum Ausdruck gebracht.
Die ARD hat ganz klar formuliert, dass es ihr um die negativen Seiten geht. Also ist der Bericht stringent und mit Ansage.

Womit ich dir Recht gebe ist, dass sich nichts ändert, wenn man nicht den Mund aufmacht. Aber jeder, auch ich, hat wohl das Recht selber zu entscheiden in welchen Lebensbereichen er es für nötig hält zu "rebellieren", wieviel Kraft ihm dafür zur Verfügung steht etc. Und meine Priorität liegt nciht in der Art und Weise von Berichterstattung. Und in diesem speziellen Fall habe ich eine andere Meinung als du udn sehe keinen Anlass deswegen Berichterstattung anzuprangern.

Ich habe übrigens auch nie gesagt, dass ich Zitat "ohnehin nichts ändern kann". Ich will da gar nichts ändern.

Weißt du denn wie groß die Gefahr wirklich ist???
A propos diese Statistik mit der Abnahme der Suizide und dem Zusammenhang von der Gabe von SSRI würde ich gerne sehen. Nicht, weil ich das in Frage stelle -ganz und gar nicht- aber ich sehe die Infos lieber im Orginal und bilde mir dann eine Meinung darüber, ob der Kausalzusammenhang erkennbar ist.
flora80
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Re: Gefährliche Glückspillen, Die Story im Ersten, ARD, 18.02., 22.45 Uhr

Beitrag von flora80 »

@ Hörnchen,

ich kann deine Sicht der Dinge in diesem Fall echt gar nicht verstehen.

Die Beispiele, die die "Reportage" gebracht hat, sind Einzelfälle, die zudem völlig überzogen dargestellt wurden. Es wird mit der Angst der Zuschauer gespielt.

Nur mal ein anderer Gedankengang: Ein Beispiel im Film war der Familienvater in den USA, der zwei seiner Töchter ermordet hat. Denken wir mal weiter: USA - Strafverfolgung - Möder = ggf. Todesstrafe!

Also, wenn ich der Typ wäre, dann würde ich auch alles Mögliche tun, um als nicht zurechnungsfähig zu gelten und somit einer extremen Strafe zu entgehen. Sorry, aber gerade DAS Beispiel fand ich völlig daneben.

Ein Weiteres Beispiel war die Mutter einer Klägerin, die sich "aus dem Nichts heraus" umgebracht hat. Aber: Glaubst du das wirklich? Wer würde denn zum Arzt gehen und vorbeugend um ein Medikament bitten, für das es gar keine Indikation gibt? Und welcher Arzt würde das wirklich verschreiben??? - Wenn es so war, wer ist denn dann das Problem? - In meinen Augen nicht das Medikament, sondern der Arzt.

Vor allem die Beispiele aus den USA haben sehr, sehr wenig mit der aktuellen Situation, was Verschreibungen von Antidepressiva in Deutschland angeht, zu tun. Das stellt die ARD aber so dar. Ich halte das schlichtweg für ein Verbrechen.

Jedes Medikament hat Nebenwirkungen. Es gilt immer, Nutzen und Nebenwirkungen gegeneinander abzuwägen. - Bei jeder Art von Medikament. Es gibt mit großer Sicherheit Menschen, für die die Einnahme eines AD zu schlimmen Zuständen geführt hat und die das eben nicht vertragen haben. Aber wie ist es denn zum Beipsiel bei der Chemotherapie? - Kein Mensch fühlt sich dabei gut, die hat tierische Nebenwirkungen. Dennoch ist der letztliche mögliche Nutzen als höher einzustufen, als die schrecklichen Nebenwirkungen. Oder Cortison: Cortison führt auch zu extremer Reizbarkeit un Aggression. Dennoch würde nie jemand einen Fernsehbeitrag darüber machen wollen und kein Richter der Welt würde das als Argument für einen Mord gelten lassen...

Ich bleibe dabei, der Beitrag ist unverantwortlich, weil er mitnichten aufklärt, sondern Panik verbreitet und Beispiele bringt, die nichts mit der Realität in Deutschland zu tun haben. Und auch wenn die Programmbeschreibung schon "gefährliche Pillen" betitelt, so erwarte ich bei einem seriösen öffentlich-rechtlichen Sender dennoch eine ausgewogene Reportage. Hier mit "Konstruktivismus", etc. zu kommen, finde ich nicht angebracht, sondern eine pseudo Argumentation.

Flora
ecureuille

Re: Gefährliche Glückspillen, Die Story im Ersten, ARD, 18.02., 22.45 Uhr

Beitrag von ecureuille »

gut Flora, in einigen Punkten gebe ich dir völlig Recht.
Aber was ist denn die gängige Verschreibungspraxis in Deutschland???
Wohnte der Mann in einem Bundesstaat mit Todesstrafe?
Führen Cortisonpraparate zu Suizid oder Morden?
MenCar
Beiträge: 10
Registriert: 17. Feb 2013, 17:47

Re: Gefährliche Glückspillen, Die Story im Ersten, ARD, 18.02., 22.45 Uhr

Beitrag von MenCar »

Na ja, Aufklärung ist wirklich wichtig aber mir haben beide Beiträge nicht sonderlich viel gegeben. Ich hoffe den Beitrag "Gefährliche Glückspillen haben viele Ärzte gesehen und sie zum Nachdenken gebracht. Mit Solchen Nebenwirkungen wie dort aufgezeigt hatte ich genügend zu tun, doch manche Ärzte haben sich einfach darüber hinweg gesetzt. Was sie dazu bewogen hat, kann ich nur vermuten, entweder Gleichgültigkeit gegenüber meiner Meinung (der Arzt hat immer Recht) oder gar, ich bin ja krank und kann nicht beurteilen wie es mir mit diesen Pillen geht. Der Film hat nur das bestätigt was ich am eigenen Leib erfahren musste, was wirklich Neues war nicht dabei.
Ergänzung: Antidepressiva können sicherlich helfen, doch sie müssen auf dem Patienten abgestimmt sein, dieser muss mitbestimmen dürfen (wenn er in der Lage ist) und es darf nicht das Allheilmittel sein. Wenn Nebenwirkungen auftreten müssen die ernst genommen werden und der Arzt und alle Behandelnden müssen auch mal zwischen den Zeilen hören was der Patient tatsächlich meint. Gerade über Suizidgedanken wird nur selten offen geredet, denn als Patient hat man Angst, sonst gleich in die Klinik zu müssen, was verständlich ist. Meine vielen Erfahrungen betreffs diesen Themas zeigen leider, dass fast alle Ärzte zu wenig darüber wissen wie man in dieser Zeit tickt und was am schlimmsten ist, sie haben gar nicht die Zeit einen wirklich zuzuhören.
Ich habe aber auch wirkliche Hilfe erfahren, sodass ich jetzt schon einige Jahre ohne Klinikaufenthalt ausgekommen bin.
Dafür bin ich echt dankbar. Ich nehme noch immer Antidepressiva aber mit mir abgestimmt verschrieben und ich habe Psychotherapie gemacht, die wahrscheinlich auch den Ausschlag gab, dass es mir so geht wie es mir geht.

Noch einen Nachtrag, ich habe es leider nicht geschafft alle Beiträge dazu zu lesen schade. Gerade zu diesem Thema ist eine Diskussion wichtig. Eigentlich würde ich dies sogar lieber live von Gesicht zu Gesicht.
jonojo schrieb:
> http://programm.daserste.de/pages/progr ... 306D2CBE7E
flora80
Beiträge: 3620
Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: Gefährliche Glückspillen, Die Story im Ersten, ARD, 18.02., 22.45 Uhr

Beitrag von flora80 »

Hallo Hörnchen,

Zu 1.

Bei der Verschreibungspraxis gehe ich von den Ärzten aus, die ich entweder persönlich oder während meiner Arbeit für die DDL kennengelernt habe. Sicherlich gibt es "schwarze Schafe", aber alle, mit denen ich bisher über diesen Thema gesprochen habe, verschreiben ADs vor allem bei schweren Depressionen und wägen schon sehr ab, welches Präparat sinnvoll sein könnte. So, wie es scheußliche Lehrer gibt, gibt es eben auch schreckliche Ärzte. Aber grundsätzlich habe ich bisher erlebt, dass sie sich verantwortungsbewusst verhalten und auch über Nebenwirkungen aufklären.

Zu 2. müsste ich den Film noch einmal ansehen (was ich mir sicherlich nicht antue), aber selbst ohne Todesstrafe ist es doch wohl klar, dass jemand, der wegen Mordes verurteilt werden soll, mit seinem Strafverteidiger entsprechende Möglichkeiten auslotet, wie man eine besonders geringe Strafe erhalten kann.

Zu 3. darum geht es doch gar nicht! Es geht darum, dass es eben immer auch unerwünschte Wirkungen geben kann. Und mal ehrlich, ADs führen nicht zu einer kompletten Persönlichkeitsveränderung. Das ist doch genau das Vorurteil, das wir seit Jahren abzubauen versuchen. Hier wird aber suggeriert: Nimmst du ein SSRI, wirst du zum Mörder. Lass die Finger davon!

Dass das keine Smarties sind, ist auch klar. Natürlich gibt es gravierende Wirkungen und ggf. auch Nebenwirkungen. Und auch das Absetzen ist kein Kinderspiel. Dennoch können diese Medikamente ein absoluter Segen sein, wie ich an mir selbst festgestellt habe, nachdem ich nach zehn Jahren ein AD gefunden habe, das wirklich wirkt. Und ich finde es kontraproduktiv, mittels Sensationsjournalismus Panik zu verbreiten und so Menschen eine Hilfe zu verwähren, die das Leben deutlich lebenswerter machen könnte.

LG, Flora
pero
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Registriert: 8. Apr 2011, 09:23

Re: Gefährliche Glückspillen, Die Story im Ersten, ARD, 18.02., 22.45 Uhr

Beitrag von pero »

Ich habe mit keinem Wort gesagt oder unterstellt das Du oder Dein Verhalten depressiv sind.

Ich habe gesagt, und dazu stehe ich, das
Zitat: "Das ist so und das wird auch so bleiben."
eine depressive (weil negativistische) Sichtweise ist.

Was bitte ist an dieser Aussage falsch?

Auf das was Du daraus für Dich ableitest habe ich keinen Einfluss.

>Weißt du denn wie groß die Gefahr wirklich ist???

Nein, das weiss ich nicht und genau das ist es was mich an dem Beitrag so stört. Er erzeugt Ängste ohne die reale Gefahr zu beziffern.

Wenn Du es als anmassend ansiehst das ich nachprüfbare Fakten sehen möchte, ja, dann bin ich anmassend.

Und ich bin depressiv. Ich stehe dazu das ich an dieser tückischen Krankheit leide und seit mehreren Jahren dagegen kämpfe. Und da kotzt es mich an wenn dann solche "Enthüllungs" Journalisten daher kommen und ohne jegliche Ahnung Behauptungen in die Welt setzten und sie dabei nicht mal hinreichend belegen. Es gab nur Kommentare von "Tätern".
Zitat: "Ich habe nie vorher an Selbstmord gedacht"... Und warum hat er dann AD's geschluckt??
Oder:
"Meine Mutter hat nie von Suizid gesprochen"... Das habe ich auch nicht und dennoch daran gedacht. Die arme Frau hat aber so gelitten das sie Medikamente genommen hat, daher vermute ich das sie wirklich krank war.

Aber das sind doch keine überprüfbaren Beweise, das sagt so nichts aus...

Mir ist total egal ob jemand AD's nehmen möchte oder nicht, das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Für mich sind sie eine Option, sicherlich kein Allheil- oder Wundermittel, aber sie verwandeln auch nicht jeden Patienten in ein gewissenloses Monster.

Ich möchte jetzt wirklich nicht überheblich klingen, ich spreche eher aus eigener Erfahrung. Eine Kritik an einer Sendung die Du nicht gemacht hast kann sich nicht gegen Dich richten. Es spricht auch nicht gegen Dich als Mensch (oder mich) wenn wir unterschiedlicher Meinung sind, ziehe Dir diesen Schuh bitte nicht an.

Und denke bitte einmal ganz neutral darüber nach das man einer Fernseh-Reportage glaubst deren Autoren weder Belege noch Fachkenntnisse nachweisen können, den Aussagen von Fachleuten (wie der DDL) aber so misstraut.
Ist das nicht ein wenig merkwürdig?

Glaube mir. Auch wenn es sich so anfühlt, es sind nicht alle gegen Dich, auch wenn sie unterschiedliche Meinungen haben.


LG
pero
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
Regenwolke
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Re: Gefährliche Glückspillen, Die Story im Ersten, ARD, 18.02., 22.45 Uhr

Beitrag von Regenwolke »

Hallo,

so sensationslüsternd und einseitig die Reportage auch war, es muß auch möglich sein, negative Wirkungen von Medikamenten zu thematisieren. Anwender schützt man ja nicht, indem man Risiken ignoriert, sondern indem man sie sich bewußt macht und entsprechend sorgfältig mit einer Substanz umgeht.

Dass bei der Einnahme antriebssteigernder Antidepressiva die antriebssteigernde Wirkung oft schneller eintritt, als die stimmungsaufhellende und dass deshalb ein Risiko besteht, dass Suizidimpulse, die zuvor gehemmt waren, nun umgesetzt werden, ist schon lange bekannt, denn das gilt auch für die älteren, trizyklischen AD. In der Reportage ging es allerdings um Gedanken und Impulse, die unter der Einnahme von AD erstmals auftraten, und zwar speziell unter SSRI. Die Berichterstattung in der Reportage finde ich indiskutabel, nicht aber das Thema.

Selber bekam ich unter Citalopram “komische” Suizidgedanken, konkrete Bilder, die mir völlig fremd vorkamen, sie drängten sich wie Zwangsgedanken auf und da sie beängstigend waren, wandte ich mich umgehend an den Arzt, der mir sagte, SSRI seien für mich nicht geeignet, und ich solle sofort absetzen. Er verordnete daraufhin Mirtazapin, von dem ich ungewohnt aggressiv wurde und Pseudo-Halluzinationen bekam, so dass ich ebenfalls nach wenigen Tagen absetzen mußte. Nach meinem Empfinden hatten diese NW in beiden Fällen nichts mit dem Nachlassen depressiver Hemmung zu tun.

Ich habe länger überlegt, ob ich das hier ins Forum schreiben soll, denn ich möchte niemanden unnötig ängstigen. Ich glaube, dass solche Nebenwirkungen sehr selten sind und nur bei dafür empfindlichen Menschen vorkommen können, aber sie kommen eben offensichtlich vor, darauf wurde bereits 2004 im Ärzteblatt hingewiesen. Ichfremde dranghafte “Suizidideen mit potenziell psychotischen Erlebnissen” sind dort als mögliche NW genannt, auf die besonders geachtet werden soll (http://mobile.aerzteblatt.de/print/43560.htm).

Das Möglichkeit des Auftretens solcher seltener Nebenwirkungen zu ignorieren hilft aus meiner Sicht den Patienten nicht. Im Gegenteil finde ich es wichtig, darüber Bescheid zu wissen, denn dann kann man schnell und ädaquat reagieren, sollte eine solche seltene Nebenwirkung einmal auftreten.

Die Gefahr sehe ich da nicht primär im Medikament selber, sondern in einem zu gutgläubigen Umgang damit. Die Reaktionen von Patienten müssen ernst genommen werden und kein Patient sollte sich unter Druck fühlen, ein Medikament nehmen oder hochdosieren zu müssen, mit dem er sich “ungut” fühlt. Ich höre immer noch häufig, dass Patienten vorgeworfen wird, sie würden sich anstellen oder nicht an ihrer Genesung interessiert sein, wenn sie ein Medikament absetzen wollen, weil sie die Nebenwirkungen nicht akzeptieren können. Das ist m. E. einPunkt, an dem sich etwas ändern sollte.

LG, Wolke
flora80
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Re: Gefährliche Glückspillen, Die Story im Ersten, ARD, 18.02., 22.45 Uhr

Beitrag von flora80 »

Liebe Wolke,

deinem Beitrag stimme ich zu 100% zu. Ich finde es auch wichtig, mögliche Risiken zu kennen und auftretende Nebenwirkungen ernst zu nehmen. Ein verantwortungsvoller Arzt geht damit aber dann genau so um, wie du es beschrieben hast! Danke für deinen Beitrag, weil er zeigt, dass es eben nicht darum geht, dieses Thema unter den Teppich zu kehren, sondern adäquat zu behandeln. Stimmungsmache wie in dem ARD Beitrag hilft dabei eben leider wenig und bewirkt einfach nichts Gutes. Es muss klar sein: Es gibt Gefahren! Aber etwas zu verteufeln, das auch großen Nutzen bringen kann, halte ich für fahrlässig. Und ich bleibe dabei: Es ist kein Problem des Medikaments, sondern des Umgangs damit.

GlG, Flora
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