Wohin mit meiner ANGST??

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susiq
Beiträge: 101
Registriert: 4. Nov 2011, 22:13

Wohin mit meiner ANGST??

Beitrag von susiq »

Vor einiger Zeit hatte auch ich hier schon mal geschrieben. Mir ist dann aber die Zeit weggelaufen.
Nun ist mein Lebenspartner seit über einem Jahr krank geschrieben. Unendliche Arztbesuche, Klinikaufenthalt von über 3 Monaten, Tagesklinik und Reha von 6 Wochen hat er, somit auch ich hinter mir. Wir leben zusammen, haben Haus zusammen.
Er hat anfänglich Atosil und Setralin erhalten und nach Einstellung auf Setralin dann diese aber nach Monaten nicht mehr vertragen.Kopfschmerzen, Durchfall und starke Konzentrationseinschränkung. Er hat den Facharzt bekniet und dann ein neues Medikament bekommen. Jedesmal neue Hoffnung! Leider wurde alles noch schlimmer. Anfälle bis zur Bewusstlosigkeit. Er ist untersucht worden und es wurde keine Epilepsi festgestellt, dafür soll er noch mehr Tabletten nehmen. Umgestellt wurde er auf Venlafaxin.
Die kleine Stabilität, die er hatte war nun über 4 Monate völlig vorbei. Es ging ihm immer wieder schlechter. Nun hat er seit 3 Wochen die Tabletten abgesetzt und denkt zunehmend wieder klarer.
Leider hat er nach wie vor mit oder ohne Tabletten die Phasen der absoluten Aggressivität!! Der Hammer kann ich nur sagen!Aber mit Tabletten oder mit Krankheit (ich kenne den Unterschied nicht mehr ) konnte er sich nicht mehr erinnern.
Ich weiss nach einem Jahr voller Hoffnungen, Zusammenhalt, Illussionen und einem lieben Mann, der in Sek. auf 1000 ist nicht mehr was ist krank was ist normal??

Immer wieder lese ich hier wie andere damit umgehen und auch ich habe mich um mich gekümmert. Treffe Freundinnen, mache was für mich und trotzdem wird alles zunehmend schwerer. Wie kann ich Rausgehen geniessen, wenn ich nicht weiss was mich gleich wieder erwartet??
Selber sehe ich, dass wirklich seine Konzentration völlig weg ist zum Teil. Gerade gesagtes nach 10 Minuten weg ist. Absprachen werden nicht eingehalten.
Z.B. bekräftigt er mich meine Freunde zu treffen und dann komme ich heim und alles ist gut. Ein anderes mal klingt er aus.

Ich regel auch seine Sachen nicht mehr und damit hat er klar immer mehr Druck.
Zur Therapie geht er wöchentlich und sobald das Thema Arbeit kommt, was nach der Zeit jetzt klar ist, da nicht ewig Krankengeld gezahlt wird ist er hochgradig sensibel, mit Pech wieder als "Ausflipper" unterwegs.
Deswegen sage ich nichts mehr dazu. Erzeuge keinen Druck, kein Gespräch, es sei denn er spricht mich drauf an.
Sage auch da besprich das mit Deinem Therapeuten. Das müsst Ihr erarbeiten.
Trotzdem redet er dann GRENZENLOS weiter und redet sich in Rage. Grenze ziehen habe ich versucht aber es geht nicht. Ich kann mich nicht mitten in der Nacht auf die Strasse begeben.

Nun wächst aber zunehmend meine Angst, weil eigentlich merke ich selber, dass er wenn man ehrlich ist, zwar arbeiten kann aber nicht mehr in seinem Job. Da muss er dauerhaft erreichbar sein, machen tun außerdem war der Stress wohl auch der Auslöser für seine Depression!! Da gibt es keine Grenzen, nur funktionieren und fertig!!! Am liebsten 24 Stunden.

Aber nun fehlt die Alternative und statt sich umzusehen, schrubbt er das Haus und macht und tut. Trotzdem denke ich halt, dass das schon ein Schritt ist, weil vor Monaten noch lag er auf der Couch.
Wir haben alles zusammen finanziell und daher habe ich Angst wegen zwei Dingen:
Existenz und Erschöpfung!! Ich habe soviel erlebt in den letzten 14 Monaten , vorallem Grenzerfahrungen ohne Ende emotional.
habe Angst, weil lange trug mich die Hoffnung und nun bin ich auch langsam Hoffnungslos. Der Arzt hilft null. Ich weiss auch nicht, ob es einfach keine andere Lösung gibt weil die Krankheit so ist.
Bin ja kein Facharzt. Einen neuen bekommen wir nicht weil nächster Termin im Juli. Die sind hier alle im Umkreis von 50 km. voll mit Terminen.
Und ich habe irgendwie keine Kraft mehr. Komme aber auch so nicht raus aus der Situation. Kann ihn auch trotz allem nicht vor die Tür setzen, weil schaffen wir finanziell nicht und will ich auch nicht.

Möchte aber auch mal Beständigkeit haben. Sehne mich so sehr danach.

Das einzige Positive ist, dass er ohne Tabletten ein wenig klarer ist. Trotzdem erschrecke ich mich oft über sein "Durcheinander" im Kopf. Sprich er springt zwischen Themen hin und her. Daher auch seine Ausraster. Er sagt immer es blitzt und geht hin und her, ist jetzt aber klarer als mit Medis und er sagt für ihn besser.

Da ich den Arzt nicht um Rat fragen kann muss ich Euch mal fragen: Gehört das zur Krankheit??? Hat jemand Erfahrungen damit???
Gibt es Stellen, die ich aufsuchen könnte um klarer zu werden auch mit ihm wie er was noch kann ???

Oder sollte ich einfach Geduld haben und schauen was der Therapeut mit ihm erarbeitet?? (Mit dem kommt er parat, weil der ihm auch die Meinung sagt und irgendwie scheint ihn das zum Denken zu bewegen, wenn auch dann wieder zuviel)
Ist das so, dass man bei dieser Krankheit wirklich seine Gedanken nicht mehr kontrollieren kann und es nicht schafft Grenzen zu ziehen, wenn man selber in Stress gerät?? Ich verstehe das alles so schwer.
Susiq
julcas
Beiträge: 569
Registriert: 11. Mär 2011, 17:57

Re: Wohin mit meiner ANGST??

Beitrag von julcas »

Hallo susiq,

vielleicht habt ihr in eurem Haus die Möglichkeit, für jeden von euch ein Rückzugszimmer einzurichten? Dahin könntest du dich zurück ziehen, wenn dein Partner agressiv wird und seinen "Ausraster" bekommt, Er muß das dann akzeptieren. Wenn er wieder zur Ruhe gekommen ist, ist ein Gespräch wahrscheinlicher, als in einer akut Situation.

Ich würde ihm da schon deutliche Grenzen aufzeigen. Klar, ist das einfach gesagt, doch ich bin der Meinung das so etwas kein Angehöriger aushalten muß.

Für deine Fragen kann ich dir den sozial psychiatrischen Dienst empfehlen. Da kannst du allein hingehen, oder anrufen, da könnt ihr auch gemeinsam hingehen und euch beraten lassen, gerade in so Punkten mit beruflicher Zukunft u.s.w.

Vielleicht habt ihr auch eine Selbsthilfegruppe für Angehörige pychisch Kranker in der Nähe. Anschauen kostet nichts und zu verlieren hast du nichts.

pass gut auf dich auf.

lg julcas
Yvonne84
Beiträge: 19
Registriert: 25. Jan 2013, 12:46

Re: Wohin mit meiner ANGST??

Beitrag von Yvonne84 »

Hallo susiq,

ich kann Dich so gut verstehen - unsere Geschichten ähneln einander wirklich sehr. Wobei ich Glück habe, dass mein LG seine Medis verträgt und die (nur verbalen) Aggressionen sich in Grenzen halten.

Ebenso wie julcas empfehle ich Dir den sozialpsychiatrischen Dienst sowie eine Selbsthilfegruppe als erste Anlaufstelle.

Die Kraft und die Hoffnung, das ist auch bei mir so ein Thema. Nach 1,5 Jahren mit seiner Krankheit ist der Akku oft leer und ich steh nur noch fassungslos vor so mancher Situation.

Die Projektion negativer Gefühle auf mich kenne ich auch. Bedingt wohl dadurch, dass ich seine engste Bezugsperson bin - an wem soll er das sonst auslassen!? Oft habe ich auch das Gefühl, dass es ihn stört, wie ich mit dem Leben klarkomme und er grad nicht so. Dann wird er manchmal ziemlich verletzend.

Wie ich damit klarkomme? Ich habe gelernt (bzw. versuche es noch immer) seine Aussagen nicht auf mich zu beziehen/diese zu ignorieren und mich auch räumlich zurückzuziehen. Z.B. gehe ich dann einfach früher ins Bett. Das ist wirklich sehr hilfreich, um eine Eskalation zu vermeiden.

Auch versuche ich, die Krankheit und unsere Beziehung gelassener zu betrachten und teilweise eben einfach gar nicht an mich heranzulassen. Das klappt mal besser, mal schlechter. Aber in dem ich mir diese "emotionale Kälte" zugestehe, schütze ich mich.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Gelassenheit. Kümmer Dich bitte gut um Dich!

Herzliche Grüße
Yvonne
susiq
Beiträge: 101
Registriert: 4. Nov 2011, 22:13

Re: Wohin mit meiner ANGST??

Beitrag von susiq »

Danke für Eure guten Tipps.
bei der Selbsthilfegruppe war ich, leider besteht die hier aus Angehörigen, die zum größten Teil Mit Menschen zu tun haben die sog. Psychosen haben mit Einweisungen in Be
ach ging es mir noch schlechter ehrlich gesagt, weil ich Angst hatte, dass mir das auch noch bevorsteht. Sprich ich habe dann Nachts da gelegen und dachte was mache ich dann ??
Leider ist seine Familie überhaupt nicht hilfreich. Eher hinderlich. wann gehste arbeiten, reiße Dich zusammen oder Ignoranz !!
Allerdings habe ich es ganz ehrlich meinen Eltern erzählt und die sind nun lieb zu ihm aber zeigen auch Präsenz. Besuchen ihn usw. so sieht er, dass es noch andere Menschen gibt und auch, dass ich nicht alleine stehe. Denke so merkt er auch, dass er nicht alles machen kann.
Ich habe mir ein kleines Wohnzimmer eingerichtet und gehe auch ins Bett. Dann lese ich um mal abzuschalten.
Trotzdem überkommt mich oft Traurigkeit, weil wo bleibt meine Entwicklung???
Wo kann ich spontan einfach mal raus??

Es ist schwer schwer schwer. Vorallem habe ich Angst, dass ich mich von einem lieben ruhigen spontanen fröhlichen Menschen zu einem unglücklichen Menschen entwickel. Ich vertraue in guten Zeiten und immer wieder finden diese Ausbrüche statt.
das tut weh auch wenn ich es immer wieder versuche nicht persönlich zu nehmen.
Akku ist leer!!! Immer wieder mal.
Trotzdem liebe ich ihn auch !! Aber in schlechten Zeiten finde ich es auch belastend. Ein Alptraum.

Danke, dass ich hier mal schreiben kann und es loswerden kann.
Susiq
Yvonne84
Beiträge: 19
Registriert: 25. Jan 2013, 12:46

Re: Wohin mit meiner ANGST??

Beitrag von Yvonne84 »

Liebe Susiq,

wenn Du magst, fühl Dich bitte mal ganz lieb umarmt!

Du schreibst, es ist schwer schwer schwer. Ja, das ist es. Verdammt schwer sogar! Wenn ich könnte, würde ich Dir sofort ein Patentrezept geben, aber das kann ich leider nicht. Das kann wohl leider niemand.

Das Unverständnis von seiner Familie und Freunden kenne ich auch sehr gut. Die ständigen Fragen, wann es besser wird, wann er wieder arbeiten geht, wie es weitergehen soll, nerven mich total. Und natürlich auch, dass niemand fragt, wie es mir geht oder ob ich Unterstützung brauche. Die Verantwortung wird da gerne einfach ignoriert und auf uns abgeladen.

Sehr hilfreich für mich ist, dass ich meine beste Freundin eingeweiht habe. In Alles. Zwar greife ich damit in seine Privatsphäre ein, aber anders geht es für mich nicht. Ich brauche einfach einen Ort, an dem ich all meinen Gedanken und Gefühlen freien Lauf lassen kann.
Vielleicht hast Du auch eine so enge Bezugsperson, der Du Dich anvertrauen kannst? Vor allem was Themen angeht, die man nicht mit den Eltern besprechen mag.

Viele andere Dinge, die ich sonst mit meinem Partner teilen würde, habe ich zudem "ausgelagert".
Ich gehe mit meiner Schwester und meinen Freunden aus und ins Kino, verabrede mich zum Sport mit anderen aus dem Fitnessstudio und habe einen netten Kollegen, mit dem ich über Arbeitsthemen rede.
So kann ich einige meiner Bedürfnisse auch ohne ihn erfüllen und komme nicht zu kurz.

Es hat übrigens lange gedauert, bis ich das ohne schlechtes Gewissen ihm gegenüber konnte. Aber ICH bin nun mal nicht krank und möchte es auch nicht (wieder) werden! Und wenn er damit nicht klarkommt, ist das SEIN Problem. Da lasse ich es dann auch.

Soviel zu meinen derzeitigen Ideen/Tipps.

Liebe Grüße
Yvonne
susiq
Beiträge: 101
Registriert: 4. Nov 2011, 22:13

Re: Wohin mit meiner ANGST??

Beitrag von susiq »

Hallo zusammen,
also unsere Freunde sind alle eingeweiht. Er ist da ganz offen mit umgegangen.
Trotzdem erzähle ich da nicht ständig, weil ganz ehrlich bin ich auch mal froh was anderes zu hören.
Ich bin nur manchmal auch so unendlich traurig.

Da kann ich sagen was ich will, es gibt nur eine Frage??? Wann geht er wieder arbeiten??? Liegt das am Alter der Eltern?? Klar die haben gerne "geordnete" Verhältnisse . Schön, ich auch. Ist aber nicht.
Ich habe schon genau erklärt, dass wir uns freuen müssen, wenn es mal einen paar Stunden alles gut geht. Ihn einfach ganz normal nehmen!!Der Druck zu groß ist ihn immer nur mit dieser Frage zu konfrontieren.
Habe erklärt es kostet mich Kraft!!!
Sie müssen damit selber fertig werden, ich kann da bei Ihren Ängsten nicht helfen.

Ich finde er mit oder ohne seinen Therapeuten muss einen Weg für sich finden. Auch ich halte mich mit Meinung wann und wie absolut zurück!!!Nachher wirft er es mir vor. Hatte ich schon viele male!!!

Aber zusammen leben macht das alles schwer. Es ist ja auch nicht jeder in der Situation zu sagen: Entspanne so viel und so lange wie Du magst, probiere hier und da was aus und dann schauen wir mal.

Im Moment macht er zu hause viel.Lässt sich nicht mehr hängen und wird auch klarer im Kopf. Sprich ich merke wie ich mit ihm reden kann.
Dieses "Pflänzchen" versuche ich wachsen zu lassen und rede nicht über wie geht es weiter was wird! Nur wenn er mal was sagt.
5 Tage waren jetzt mal gut, wenn auch manchmal zuviel Aktion.
Heute melden sich dann wieder Eltern. Oh es geht besser, gehste nächste Woche wieder arbeiten?? GRRRRRRRRRRRRRRRRR!! ;-(
Am liebsten würde ich manchmal gaaaanz weit weg ziehen

Meine eigene Angst überkommt mich meist abends vorm Schlafen.
Bin eigentlich selber schwer krank und produziere kein Melatonin mehr. Bin aber in Behandlung und werde gerade eingestellt.
Ich soll abends entspannen ...........

Schlafe ich nicht ein, dann kommen leider diese Gedanken, obwohl ich vorher lese oder Entspannungsatmungen mache oder Sport usw.

Ich stehe halt schon immer unter "Strom" weil ich befürchte alles kippt wieder oder etwas von einer zur anderen Sekunde kippt und bekomme es zu spüren mit Aggression.

Vielen lieben Dank für die lieben Zeilen und danke für das hier antworten.

Es ist etwas anderes mit Betroffenen sich auszutauschen als mit Freunden.

Ich umarme auch gaaanz lieb zurück
(habe trotzdem Angst vor der Zukunft .... )
Susiq
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