Bin kurz davor hinzuschmeißen!

Yvonne84
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Bin kurz davor hinzuschmeißen!

Beitrag von Yvonne84 »

Gelöscht, da völlig unreflektiert - Sorry!!!
Lerana
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Re: Bin kurz davor hinzuschmeißen!

Beitrag von Lerana »

Hallo Yvonne,

ich habe hier schon so oft unrefektierten Kram reingestellt. Ich denke, dass ist ok. Vielleicht können wir beim Sortieren helfen!

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Yvonne84
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Re: Bin kurz davor hinzuschmeißen!

Beitrag von Yvonne84 »

Liebe Lerana,

vielen Dank für die Aufmunterung! Dann versuche ich es doch nochmal:

Hallo Ihr Lieben,

im Augenblick würde ich gerne einfach meine Sachen packen und gehen! Ich bin so wütend!!!

Mein LG ist jetzt seit 3 Wochen in der Reha und es geht ihm dort wesentlich besser. Er lernt Struktur, Problemlösung und "Sich-etwas-Gutes-tun. Das freut mich natürlich sehr. Er hat sogar Karten für's Kabarett gekauft, wenn er wieder hier ist.

Was mich jedoch unendlich ärgert, ist sein Umgang mit mir. Ich besuche ihn jedes Wochenende, obwohl das 3 Stunden Fahrt pro Strecke sind und wir telefonieren täglich. Jedoch schließt er mich völlig vom Genesungsprozess aus.

Vor allem das erste Mal, als ich ihn besucht habe, war total krampfig; sicher auch wegen der neuen Situation. Das hat sich zwar etwas gebessert, aber dennoch fühle ich mich oft ignoriert. Warum besuche ich ihn überhaupt!?
Mit seinen Mitpatienten unternimmt er ständig etwas, unterhält sich mit ihnen in seiner besten Form etc. Mit mir redet er kaum. Jede Info über seine Therapie muss ich ihm abringen und die Antwort fällt meist einsilbig aus.

Natürlich bemühe ich mich, positiv zu sein, wenn wir uns sehen. Am Telefon hab ich ihm dann aber auch mal erzählt, wenn es mir nicht gut ging. Dies versteht er entweder als Vorwurf, macht sich über mich lustig (ich sei zickig) oder sagt mir, dass er das grad nicht gebrauchen kann.

Dabei habe ich weder Kritik geübt, noch Vorwürfe gemacht, sondern einfach ganz sachlich geschildert.

Ich habe so oft die Zähne zusammen gebissen, auf so vieles verzichtet, was sonst für mich zu einer Beziehung dazugehört. Ihr kennt das sicher gut! Und jetzt das...
Ich komme mir so verarscht und ausgenutzt vor! Zwar sagt er mir, dass er mich liebt und sich auf mich freut, aber sein Verhalten zeigt mir eher das Gegenteil. Scheinbar ist alles, was ich tue, für ihn selbstverständlich.
Ist das noch Depression oder purer Egoismus???

Oder ist dieses Verhalten normal während der Reha-/Klinik-Zeit? Ich weiß ja, dass er mit sich beschäftigt ist, aber den Mitpatienten kann er schließlich auch zuhören. Ich komme mir vor, als würde er meine Stärke (in Bezug auf "mit dem Leben klarkommen") verachten.

Muss ich erst selbst wieder krank werden, damit er mich respektiert und Ernst nimmt? Soll ich mich auch noch geehrt fühlen, dass er seine negative Energie bei mir ablädt?
Am liebsten würde ich grad echt alles hinwerfen, meine Sachen packen und ihm sagen: "Mach Deinen Sch*** doch alleine!".

Habt Ihr eine Idee, wie ich damit umgehen kann?

Schonmal vielen Dank für's Zuhören! Ich musste dem einfach mal Luft machen.

Liebe Grüße von einer sehr wütenden
Yvonne
katyfel
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Re: Bin kurz davor hinzuschmeißen!

Beitrag von katyfel »

Hallo Yvonne,

ich kann deine Verzweiflung da (weil ich selber noch nicht in der Situation war) nur zum Teil nachvollziehen, aber eben doch in gewissen Teilen...

Deswegen würd ich dir einfach gern ein paar Sätze dazu sagen;
Es ist tatsächlich normal und häufig, dass Patienten sich in Kliniksituationen auf der einen Seite über Kontakt mit den Lieben Zuhause freuen, auf der anderen die aber auch aus den therapeutischen Prozessen rauszuhalten.

Ich sage das natürlich vor allem aus meiner eigenen Erfahrung (als Betroffene) und denen mit meinen Mitpatienten.

Selber hatte ich vor allem mit meinen Eltern genau das Problem; ich brauchte diesen Anker "raus" aus der Klinik und hab manchmal das Zusammensein genießen können, aber häufig eben auch eine Verpflichtung gefühlt, da genug zurückzugeben (grade wegen Anreise, Zeit und Aufwand generell,...) und mich deshalb in manchen deiner Schilderungen auch wiedererkannt.

Meiner Ansicht nach wäre es wichtig, auch darüber zu reden, vielleicht es erstmal anzusprechen und dann genügend Zeit zu lassen, damit er sich damit auseinandersetzen und reagieren kann...

Soviel ein paar kurze Worte von mir, ich wünsche dir das Beste!
Sinfonia
So ist das Leben, sagte der Clown und malte sich ein Lächeln auf
Yvonne84
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Re: Bin kurz davor hinzuschmeißen!

Beitrag von Yvonne84 »

Hallo Sinfonia,

vielen Dank für Deine lieben Wünsche und guten Anregungen!

Vor allem die Situation aus der Perspektive einer Betroffenen zu hören, finde ich sehr hilfreich.

Gestern Abend ist mir einfach der Kragen geplatzt - ich hatte meinen Beitrag dann ja sogar gelöscht, weil er mir selbst zu unreflektiert vorkam.
Danke nochmal an Lerana für's Mut machen!

Das Hauptproblem bei uns ist derzeit, dass ich diese Themen nicht ansprechen darf, da mir dies dann als Kritik, Vorwürfe oder nicht hilfreich vorgeworfen wird.
Aber ohne Kommunikation ändert/bessert sich ja nun mal nichts. Ich würde wirklich gerne mit ihm darüber reden, bekomme aber "die Tür vor der Nase zugeknallt".

Ich glaube auch, dass mich alles andere nicht mehr so stören würde, wenn er mich einbeziehen/mir die Dinge erklären würde. Auch Nicht-Kommunikation wäre ok, wenn er mir sagt warum.

Aus Deiner Antwort lese ich, dass jede Erwartungshaltung schädlich ist. Ich denke, dass ich diesbezüglich auch noch weiter an mir arbeiten muss.

Herzliche Grüße
Yvonne
Lerana
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Re: Bin kurz davor hinzuschmeißen!

Beitrag von Lerana »

Hallo Yvonne,

wie schön, dass du dich getraut hast und ich finde deinen Beitrag gar nicht unreflektiert. Ich finde wir dürfen auch mal sauer sein auf unsere Liebsten! Man kann depressiv und doof sein. Das geht!

Ich kann dich gut verstehen. Ich könnte mir vorstellen, dass da verschiedene Dinge eine Rolle spielen.
Also zunächst ist es wahrscheinlich einfach so, dass dein Freund sich da wie in einem sicheren Hafen vorkommt. Er kennt alle, alle kennen ihn, der gemeinsame Kummer verbindet, das Verständins untereinander ist groß, ich denke da empfindet man denjenigen der zu Besuch kommt schon mal schnell als Eindringling.

Dann kann ich mir gut vorstellen, dass dein Freund eben gerade mühsam lernt, für sich einzustehen und so wie bei allem was man lernt, hat man da nicht automatisch das richtige Maß. Jettzt hat er die Legitimation endlich mal nur auf sich zu schauen und da soll aber mal jemand kommen und ihm das streitig machen! Das kenne ich von mir als Betroffene auch, dass ich dann doch vielleicht das ein oder andere mal über das Ziel hinausgeschossen bin.

Dann waren vielleicht aber eure Rollen sehr fest verteilt. Du warst diejenige die alles hinkrigt und stützt und hilfst und und und. Ja und er? Jetzt sucht er nach einer neuen Rolle und deine wird sich auch verändern. Da muss man doch erstmal schauen, worüber man da jetzt so spricht, auf welcher Ebene man da jetzt so kommuniziert.

Ich würde das auf jeden Fall mal ansprechen! Du musst ihn doch gar nicht mehr immer schonen. Er hört das als Kritik? Lass ihn mal ne Nacht drüber schlafen! Dann hört er es eben als Kritik! Ist es von dir aus ja nicht. Versuche nicht für seine Ohren mitzudenken!

Herzliche Grüße
Lerana

PS. Nicht über den Therapieprozess zu sprechen, kann ich als Ex?-Betroffene sehr gut verstehen. Ich fürchte da kann man nicht drauf bestehen. Das teilt man, wenn man will und vieles behält man auch erstmal für sich!
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
kr1979
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Registriert: 31. Jan 2013, 09:40

Re: Bin kurz davor hinzuschmeißen!

Beitrag von kr1979 »

Liebe Yvonne,

mein Mann hat mir während der Therapie irgendwann mal erklärt, dass es einfacher ist mit Mitpatienten darüber zu sprechen als mit mir, obwohl wir uns schon sehr lange kennen und ich auch versuche ihn zu verstehe. Er meinte aber da ich seine Gefühle nicht kennen, da geb ich ihm inzwischen auch Recht, fällt es uns als Angehörige schwer das alles zu verstehen und deshalb haben sie auch untereinander oft einen besseren Zugang.

Wir sind gerade wieder in einer Akutphase wie du aus meinem eigen Post siehst.Es fällt mir nicht einfach aber ich habe eine frühere Mitpatientin zu der er Kontakt hat mit ins Boot geholt, da es wirklich so ist sie können sich untereinander echt besser verstehen als wir "Außenseiter". Versuch das zu akzeptieren.

Grüße KR
jonojo

Re: Bin kurz davor hinzuschmeißen!

Beitrag von jonojo »

Hi Yvonne,

als Betroffener kann ich sagen, dass ich den Therapieprozess nie mit Freundinnen besprochen hab. Höchstens mal punktuell etwas erzählte.
Ich glaub das ist auch gut so, da sonst ganz schnell vieles durcheinandergeht.

Ich war vor Jahren 6 Wochen in einer psychosomatischen Klinik. Ich hatte 1-2 mal Besuch von meiner damaligen Partnerin und viele der Mitpatienten hatten gar keinen Besuch oder eben auch sehr wenig.
Man lebt in einer eigenen Welt in der Klinik und vor allem in der Patientengemeinschaft. Und ich glaube auch das ist gut so.
Und auch mir ging es so, dass ich mich in meiner Klinik-Clique sehr wohl fühlte und wir neben allen Problemen auch sehr viel Spass hatten.

Tägliche Telefonate wären mir damals auch absolut zu viel gewesen.

Wenn du die Geduld hast, warte die paar Wochen ab bis er nach Hause kommt und dann siehst du weiter.

LG,
Norbert
Yvonne84
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Re: Bin kurz davor hinzuschmeißen!

Beitrag von Yvonne84 »

Hallo Lerana,

vielen Dank! Jetzt musste ich erstmal schmunzeln.

Dein Hinweis auf die feste Rollenverteilung hilft mir sehr! Da ist wirklich einiges in ungesunden/unschönen Bahnen verlaufen, was jetzt neu geordnet werden muss. Wobei ich mich sehr darauf freue, gemeinsam mit meinem LG neue Wege und Perspektiven auszuloten.

Im Zuge dessen werde ich auch neu lernen müssen, was ich ihm wieder zutrauen/zumuten kann und was nicht. Ich denke, dass teilweise einfach mein Beschützerinstinkt ihm gegenüber zum Vorschein kommt, da ich nicht will, dass ihn belastende Situationen wieder so eiskalt erwischen.

Loslassen lernen ist da wohl ein gutes Stichwort. Und vielleicht schaffe ich es ja, mich am Wochenende zu überwinden und die Thematik noch mal anzugehen.


Hallo KR,

vielen Dank auch für Deinen Beitrag.

Dass ich seine Gefühle nicht kenne, stimmt bei uns nicht so ganz. Da ich vor einigen Jahren selbst eine depressive Episode hatte, kann ich einigermaßen nachvollziehen, wie er sich (nicht-)fühlt.

Aber natürlich hast Du recht, dass in der Klinik alle in einem Boot sitzen und es ihnen zur gleichen Zeit sehr ähnlich geht.
Meine Perspektive ist im Moment wohl eine ganz andere - die einer Gesunden.

Zu Deiner Geschichte, die mich sehr bewegt hat, möchte ich Dir noch sagen, dass wir unbedingt lernen müssen (diese Lektion ist auch bei mir noch lange nicht durch) Verantwortung abzugeben, z.B. an kompetente Ärzte, und uns abzugrenzen. Das ist so schwer, aber ich denke letztlich der einzige Weg. Wir sind nun mal keine Profis und können die Krankheit deshalb oft nicht richtig einschätzen.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und dass Du schnell eine Lösung und die nötige Unterstützung findest, damit Dein Freund professionelle Hilfe bekommt!


Hi Norbert,

danke für Deinen Rat, für etwas mehr Distanz zu sorgen.

Allerdings geht der Kontaktwunsch ebenso von ihm aus wie von mir. Wann und ob er sich meldet, überlasse ich voll und ganz ihm selbst.

Mit der Geduld ist das bei mir so eine Sache - ist wohl die größte Lektion, die ich im Leben lernen muss. Heute bin ich zum Glück schon viel reflektierter und nicht mehr wütend. Daher denke ich, dass ich weiter Geduld haben kann und generell daran arbeiten werde, der ganzen Thematik gelassener gegenüber zu stehen.


Herzliche Grüße
Yvonne
Zen
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Re: Bin kurz davor hinzuschmeißen!

Beitrag von Zen »

Hallo Yvonne,

oh wie gut kann ich dich verstehen.

Auch ich bin die Frau eines schwer depressiven Mannes.

Beim ersten Klinikaufenthalt meines Mannes bezog er mich noch ein in seine Therapie.
Er war der Musterpatient, schlechthin.
Sein Arzt durfte mir Auskunft geben, meine Fragen beantworten, natürlich alles in seiner Gegenwart.

Nach Wochen in der Klinik dürfte er an den Wochenenden nach Hause.
Sofort viel er in den alten Trott.
Keinen geregelten Tagesablauf, nur im Bett, keine Körperpflege.

Bein nächsten gemeinsamen Gespräch mit dem Arzt, schilderte ich diese Situation zu Hause.
Nicht um meinen Mann bloß zu stellen. Das war ganz und gar nicht meine Absicht. Ich wollte einfach nur ehrlich schildern, wie es zu Hause abläuft.
Der Arzt sagte nichts, er dachte sich wohl nur seinen Teil.

Beim nächsten Klinikaufenthalt, hatte ich keine Chance mehr, auch nur den Arzt aus der Nähe zu sehen, geschweige mit ihm zu sprechen. Mein Mann wollte das nicht.

Er kam nach Hause und sagte zu mir " Der Dr. hat gesagt, ich soll nur das machen wozu ich Lust habe ".
Und das hat er mit einer wahnsinnigen Konsequenz durchgezogen.

Auch ich möchte gerne nur das tun, wozu ich Lust habe. Wenn ich mich aber so verhalten würde, dann würde alles drunter und drüber gehen.

Die Klinikwelt ist eine Welt, die ich bis heute nicht verstanden habe und auch nicht verstehen werde.
Sicher kann ein Betroffener einen anderen Betroffenen viel besser verstehen, das leuchtet mir schon ein.

Nur kann ich die Ärzte nicht verstehen.
Diese Krankheit, die so viel Unsicherheit bei dem Patienten, wie bei den Angehörigen bereitet, warum werden wir nicht mit einbezogen?

Wir müssen uns doch auch mit dieser Krankheit auseinandersetzen.
Nicht nur 1 Therapiestunde, oder Wochen in der Klinik, sondern 24 Std. rund um die Uhr.
Je mehr Infos wir bekommen, wie wir uns verhalten sollten, was sollen wir tun, um uns selber zu stärken, damit wir unseren Partner in seiner Krankheit Sicherheit und halt geben, ohne selber unterzugehen, dass sind doch die Fragen die uns interessieren.

Angehörigen Gespräche in der Gruppe ? Ich habe mehrere besucht und bin jedes mal nach heißen Auseinandersetzungen mit dem Leiter/in nach Hause gefahren. Meine Fragen wollte mir keiner beantworten, mir wurde nur gesagt, wie " ICH " mich gegenüber meinem Mann zu verhalten habe.
Und was ist mit mir ?? Darauf bekam ich keine Antwort.

Ich bin heute der Meinung, solange wir als Angehörige/ Ehefrau / Partner nicht mit einbezogen werden, wird diese Krankheit zu einer echten Herausforderung für beide.

Mein Mann kam als Egoist aus der Klinik nach Hause und beinah wäre ich daran kaputt gegangen.
Ich wollte alles werden nur kein Egoist, aber genau das ist es. Ohne schlechtes Gewissen an sich selber denken.
Grenzen setzen können und müssen, sonst geht man mit unter.

Gruß
Sam
Yvonne84
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Registriert: 25. Jan 2013, 12:46

Re: Bin kurz davor hinzuschmeißen!

Beitrag von Yvonne84 »

Hallo Sam,

Du sprichst mir aus der Seele!

Ich finde es auch unmöglich und unbegreiflich, dass wir nicht miteinbezogen werden! Weder seine Therapeutin, noch die Ärzte jetzt in der Klinik sind auch nur auf die Idee gekommen, mir ein Gesprächsangebot zu machen.

Wie soll das funktionieren? Es gab lediglich im Anmeldebogen EINE Frage zur partnerschaftlichen/familiären Situation. Mein LG hat die Frage mit: "Gute und stabile Partnerschaft" beantwortet und das war's.

Dass mein LG die Beziehungsproblematik, wohl aufgrund seiner Krankheit, nicht erkennen kann oder nicht erkennen will, kann ich mir noch irgendwie zusammenreimen.
Das Therapiekonzept sollte jedoch meiner Meinung nach UNBEDINGT auf dieses Thema eingehen.

Ich war noch nicht bei der Selbsthilfegruppe (denke darüber nach, weil ich der Krankheit eigentlich nicht noch mehr Raum in meinem Leben geben will), aber ich habe viel Fachliteratur für Angehörige gelesen.
Und war furchtbar enttäuscht, dass dort NUR auf das ideale Verhalten dem Partner gegenüber eingegangen wird. Natürlich neben dem kurzen, lapidaren Hinweis, sich abzugrenzen und auf sich zu achten. Ha ha! Als hätte ich das nicht schon vorher gewusst!

Keine Tipps, wie ich das anstellen soll, wie die Kommunikation funktionieren kann, wie ich meine (ja, auch sexuellen) Befürfnisse vermitteln kann. Es ist zum Schreien! Fast so, als gäbe es keine Möglichkeit dafür.
Oder eine echte Marktlücke für Ratgeberbücher!? Wohl eher nicht.

So wie es derzeit in unserer Beziehung aussieht und vor allem wie ICH mich dabei fühle, ist wohl eine Paartherapie die letzte Hoffnung. Denn ohne dass er mich als Partnerin und Frau mit eigenen Bedürfnissen wahrnimmt, kann ich die Beziehung nicht mehr fortführen. Ich will ihn nicht verlieren und liebe ihn sehr. Aber lieber leide ich dann einmal ganz heftig, als langsam Tag für Tag an meinen Gefühlen zu ersticken und dabei kaputt zu gehen.

Soweit die Theorie. Die letzte Konsequenz fehlt mir (bisher). Vor allem, da noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind und ein Funken Hoffnung überlebt hat. Tja, und dann ist da noch mein Kampfgeist, der nicht will, dass die Krankheit gewinnt und mir meinen Seelenverwandten wegnimmt!

Ach Sam, wenn Du magst, fühl Dich bitte ganz verständnisvoll umarmt! Wir sind tolle, wertvolle Menschen - das dürfen wir nie vergessen.

Herzliche Grüße
Yvonne
katyfel
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Re: Bin kurz davor hinzuschmeißen!

Beitrag von katyfel »

Liebe Yvonne,
was ich in meinem ersten Post vergessen habe, ist, dass ich es auch ganz toll und gar nicht unreflektiert fand, wie und was du hier geschrieben hast- wobei auch das, da schließe ich mich an, hier seine Berechtigung gehabt hätte...!

Und ich kann euren Wunsch nach Zusammenarbeit, Information und Austausch so gut verstehen, ich spüre das richtig als Verzweiflung grade, weiß nicht ob es das ist, aber ich glaube tatsächlich, dass sich da gegensätzliche Interessen treffen;

Als Patient/in erwartet man vom Klinikaufenthalt und bekommt auch dauernd gesagt von Pflege/ Ärzten/ Therapeuten gesagt; ein schutzraum, der völlig außerhalb des Alltags liegt.
Dagegen erwarten die Angehörigen eben häufig den anderen Aspekt; den Klinikaufenthalt nur als "Wiedereingliederung" in den Alltag.

Meiner Meinung nach muss es eben beide Phasen geben; erst die deutliche Abgrenzung, die evtl. auch mit wenig Kontakt etc. einhergeht, noch deutlich vor der Entlassung allerdings auch die Wiederannäherung an die Außen-Lebenswelt inkl. Gesprächen und Interaktion mit Angehörigen, möglichst auch vor der Belastungserprobung (Tag/ Wochenende nach Hause),...

In der Klinik, wo ich grade war (Heiligenfeld Kliniken) gibt es ein Angebot, was sich hoffentlich auch mal durchsetzt; den "Angehörigentag", wo es erst um Informationen der Ärzte/ Therapeuten für Angehörige aber auch um Fragen geht (Vormittag) und dann eine gemeinsame Arbeit stattfindet mit Patient und Angehörigem/n (Nachmittag).

Ich selber habe das nicht genutzt, aber vor allem für Mitpatienten mit Partner/in war es eine ganz neue, weil "geführte" und gelcihzeitig individuelle Erfahrung miteinander und ich habe von beiden Seiten so gut wie nur gutes gehört, weil dadurch auch Konfliktbeladenes zur Sprache kommen kann.

So, das nochmal von mir...
Liebe Grüße, Sinfonia
So ist das Leben, sagte der Clown und malte sich ein Lächeln auf
bigappel
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Re: Bin kurz davor hinzuschmeißen!

Beitrag von bigappel »

Hallo Yvonne,

vorab:

ich kann Deinen Wunsch, als Angehörige mehr Berücksichtigung
im Rahmen der Therapie zu finden, gut nachvollziehen.

Allerdings dürfen die Klinikärzte (und sonstige Therapeuten) gar nicht
auf Dich von sich aus zugehen, denn es gibt die ärztliche Schweigepflicht
und das empfinde ich auch als richtig.

Sie könnten daher nur allgemeines "Bla-bla" abliefern, wie sorgen sie für sich
und grenzen sie sich ab und genau das ist ja nicht Deine Fragestellung.

Ich hatte diverse Angehörigengespräche, da mein Mann immer extrem
offen mit seiner Krankheitsgeschichte in den Verläufen in der Therapie /
Kliniken umgegangen ist, was die Ärzte sehr verwunderte;
im Ergebnis geholfen hat es mir nicht.

Es hat deshalb nicht geholfen, weil weder die Ärzte, noch Therapeuten "die Lösung"
haben………. je nach Krankheitsverlauf / Stadium gibt es halt keine.

Du kannst ggf. Deine Bedürfnisse verbalisieren gegenüber dem Erkrankten,
auch die sexuellen, aber je nach Fall kann es schlichtweg sein, dass der Erkrankte
diese nicht erfüllen kann, nicht zu verwechseln mit nicht will.

Ich erinnere mich z.B. noch gut an eine Zeit, in der mein Mann 3 Monate in der
Tagesklinik war und dort mit den Mitpatientinnen wandern ging.

boahhhhh war ich sauer.
Was geht der "Blödmann" mit fremden Leuten wandern und kann das auch,
aber mit der eigenen Frau nicht, die sich sogar das zu der Zeit sehnlichst
gewünscht hätte………. so empfand ich damals.

Bei uns ging gar nichts.
Rein gar nichts - monatelang, nahezu 2 Jahre - .

Mein Mann hat mir folgendes dazu erläutert:

Den Mitpatientinnen ist es egal, ob ich wortlos hinter denen herrenne, oder nicht.
Und mir auch.
Bei Dir (also mir) möchte ich das nicht, da möchte ich präsent sein, reden,
Dich genießen, was derzeit nicht geht (selbstgemachter Druck & Überforderung).

Mensch, kam ich mir schlecht und doof vor (mein Problem).

Liebe Yvonne, das Leben mit einem Erkrankten erfordert verdammt viel von
einem: vor allem: Geduld, Vertrauen und viel Selbstreflektion, was kann ich
leisten, was nicht und was will ich im Leben.


Auch ich habe für mich entschieden, dass ich nicht die nächsten 10 Jahre
- als Beispiel - asexuell mit meinem Mann leben möchte, aber wenn er keinen
Sex leben kann, ist es meine Aufgabe zu entscheiden wie und ob ich damit
umgehen kann.

Da kann eine Paartherapie auch nur bedingt helfen;
vor allem muss der Patient auch zu einer Paartherapie in der Lage sein.

LG
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Zen
Beiträge: 201
Registriert: 5. Jul 2010, 11:31

Re: Bin kurz davor hinzuschmeißen!

Beitrag von Zen »

Hallo Yvonne,

diese Fragen, die du dir stellst, habe ich mir auch jahrelang gestellt.
Bin aber zu keinem Ergebnis gekommen.

Mein Kampfgeist, war genau so riesig wie deiner, weil auch ich nicht wollte, das seine Depression unser gemeinsames Leben beherrscht.

Heute weiß ich, meinen Kampfgeist hätte ich besser anders nutzen sollen.
Ich habe gekämpft bis zur Erschöpfung und bin keinen Schritt weitergekommen.

Wie das ?

Dein Partner sagt zur dir, er habe tierische Kopfschmerzen und er braucht erst mal Ruhe.
Das kann jeder nachvollziehen. Kopfschmerzen hatten wir alle mal.

Jetzt kann dein Partner aber gar nicht erklären, was mit ihm los ist.
Er ist einsilbig, vielleicht auch unruhig, nervös. Kann nicht schlafen, kann nicht essen. Zieh sich immer mehr zurück, von seiner Familie, Freunden, seinen Hobbys.

Wenn man nachfragt, bekommt man entweder keine Antwort, oder eine die nicht befriedigend ist.

Aber wie soll ein Mensch etwas erklären, was er selber nicht versteht.
Mein Mann rennt wie ein Tiger in der Wohnung herum.
Silvester 2012/13
Mein Mann kommt aus seinem Zimmer, setzt sich neben mir auf die Couch. Steht nach ein paar Min. wieder auf, geht zum Fenster, wieder zurück auf die Couch, steht auf geht in sein Zimmer. Kommt nach Min. wieder raus, geht zum Fenster, setzt sich wieder auf die Couch.
Das über Stunden.
Wenn ich frage was ist denn los.
Ich habe Angst.
Wovor denn?
Weiß ich nicht.

Und genau das ist es.
Was man nicht erklären und begreifen kann, verbreitet Angst und Unsicherheit, bei beiden.

Was kann ich jetzt tun, damit ich mich nicht zu sehr aufreibe ?
Es ist ganz einfach und doch soo kompliziert.
Seine Worte nicht zu persönlich nehmen.
Akzeptieren, was nicht zu ändern ist, anstatt dagegen zu kämpfen.

Was habe ich mich auf die Fete gefreut.
Endlich mal wieder feiern bis der Arzt kommt.
Er wollte mitkommen.
Am Tag X sagte er mir, dass er nicht
mitkommt.
Ich war enttäuscht, frustriert.
Hin und her gerissen zwischen alleine gehen und zu hause bleiben.
Gehe ich allein, lasse ich ihn im Stich, so mein Glaube.
Gehe ich zur Fete, komme ich von einer Depressiven Stimmung in ein Tollhaus.
Leider habe ich den Schalter zum umstellen bei mir nie finden können.
Wie soll ich jetzt Party machen, wenn es ihm so scheiße geht?

Heute frage ich ihn, ob er mitkommt.
Sagt er nein, akzeptiere ich das und gehe feiern bis der Arzt kommt. Alleine.
Ich habe Jahre gebraucht, das zu kapieren.
Der Weg bis zu dieser Einsicht, war sehr steinig und verdammt steil.
Noch heute rutsche ich aus und falle auf die Fresse.
Aber ich will nicht vor die Hunde gehen, darum musste ICH mich ändern und annehmen was nicht zu ändern ist.

Die Entscheidung einer Trennung, kann dir niemand abnehmen. Es gibt auch ein miteinander,aber daran müssen beide arbeiten.

Daran sollten die Therapeuten gemeinsam mit den Angehörigen arbeiten.
Wunschdenken?
Ich will es nicht hoffen.

Hier noch einen Tipp für dich.
2 Bücher, die ich für besonders wertvoll halte.
" So nah und doch so fern " von Jeannette Bischkopf und
" ....und wo bleibe ich ? von Dorothea Blum u. Matthias Dauenhauer.
Diese Bücher sind speziell für Angehörige eines Depressiven Partners geschrieben.
Jeder Betroffene sollte diese Bücher als Pflichtlektüre auch lesen.

und noch ein Buch

" Depressionen überwinden " von der Stiftung Warentest.
Geschrieben für Depressive und Angehörige.
Einfach und klar wird hier die Krankheit beschrieben und viel Wege aufgeführt, was man tun und was man vermeiden sollte.

Alle anderen Bücher die ich gelesen habe, habe ich vor Frust in die Tonne gehauen.

So, jetzt geht es zum gemütlich Teil des Tages über.....und wir lesen uns hier im Forum

Es grüßt
Sam
Yvonne84
Beiträge: 19
Registriert: 25. Jan 2013, 12:46

Re: Bin kurz davor hinzuschmeißen!

Beitrag von Yvonne84 »

Hallo Ihr Lieben,

wow, ich danke Euch so sehr für Euer Feedback und Eure Unterstützung! Es tut unendlich gut, gehört und verstanden zu werden.

Jetzt gerade, genau in diesem Moment, geht es mit richtig gut. So ging es mir schon lange nicht mehr und es liegt vor allem daran, dass ich ganz bei mir bin/in mir ruhe.
Wie genau ich das geschafft habe, kann ich gar nicht erklären, aber irgendwie ist bei mir Anfang der Woche ein Prozess angestoßen worden, der mich hierhin gebracht hat. Und ich habe das Gefühl, ein großes Stück erwachsener (mit Ende 20 ist man ja noch nicht "fertig" ) geworden zu sein.

Diese Woche war sehr hart, da ich mich, neben meinem herausfordernden Fulltimejob, mit vielen "existentiellen" Fragen beschäftigt habe: was will ich, was brauche ich, was kann ich und was nicht, woher kommen meine Verhaltensweisen, warum habe ich mir GENAU diesen Mann ausgesucht??? Eine emotionale Achterbahnfahrt par excellence und ziemlich anstrengend!

Vieles wird Euch bekannt vorgekommen, da Ihr mir die nötigen Denkanstöße gegeben habt. Ich empfehle Euch übrigens die Beiträge von Timeshift im Betroffenen-Forum! Die haben mich auch sehr viel weitergebracht bzgl. Verständnis und Umgang mit meinem Freund. Vor allem in Bezug auf die Kommunikation.
Außerdem habe ich mit vielen Bezugspersonen die ihnen jeweils bekannten Themen ausführlich besprochen. Quasi einmal Alles, was in mir vor sich hin kochte, ausgeschüttet und teilweise adressiert.

Auf jeden Fall glaube ich, für mich einen Weg finden zu können, besser mit der Krankheit umzugehen und auf mich aufzupassen. Wie gangbar dieser Weg ist, wird sich zeigen - ich werde Euch berichten.
Habe mir gerade schonmal eine Großpackung Geduld im Online-Versand bestellt.

Die wesentliche Erkenntnis ist die: keinen Druck aufbauen! Gar keinen!
Das ist mir wirklich jetzt erst klar geworden (besser spät als nie!).
Obwohl ich immer gedacht habe, allen Druck von ihm fern zu halten, haben wohl meine ganzen Bemühungen ebendiesen erzeugt. Durch Zukunftspläne, die ihm alles erleichtern sollten; durch Erzählungen über meine Alltagserlebnisse, damit er sich nicht ausgeschlossen fühlt; durch Rückfragen zu seiner Therapie, aus Neugierde und um ihm besser helfen/ihn besser verstehen zu können...

Natürlich werde ich mich jetzt nicht selbst aufgeben und meine Bedürfnisse vergessen! Ich glaube allerdings, diese jetzt erkannt zu haben und die richtige Einstellung finden zu können.
Wir werden sehen.


Liebe Sinfonia,

ich danke Dir für den Einblick in Deine Gedanken. Das hat mir sehr geholfen, dem Klinikaufenthalt gelassener gegenüber zu stehen und nicht so verdammt egozentrisch zu sein.

Ein Angehörigengespräch fände ich trotzdem schön und denke, dass es ein tolles Angebot Deiner Klinik war. In seiner Klinik gibt es das leider nicht.


Liebe Pia,

wenn ich es irgendwann mal schaffe, ein so weiser und reflektierter Mensch zu werden, wie Du es bist, habe ich eines meiner Lebensziele erreicht!
Danke für Deine Anregungen.


Liebe Sam,

die Buch-Tipps habe ich direkt mal geordert - scheinbar haben wir einen sehr ähnlichen "Literaturgeschmack". Zur Mülltonne gehe ich aber erst morgen, ist mir grad zu kalt und dunkel draußen.

Das verstört herumwuselnde Verhalten und die diffusen Angstgefühle kenne ich nur zu gut. Selbst wenn mein Freund seine Ängste teilweise benennen kann, sind diese mit logischen Argumenten nie zu besänftigen.

Ich habe gerade erst wieder angefangen, mir Parties und andere Freizeitaktivitäten zu genehmigen. Ein schlechtes Gewissen habe ich immer, aber versuche eben das auszuhalten, damit es in Zukunft schwächer wird und verschwindet. Gut zu hören, dass das funktionieren kann!


Puh, das ist mal wieder ein langer Text geworden. Danke für's Lesen und nochmal ganz herzlich für die Unterstützung!

Ich bin gespannt, wie das morgige Treffen wird und (obwohl ich das die ganze Woche nicht getan habe) freue mich drauf.

Euch allen ein schönes, entspanntes und möglichst sonniges Wochenende
Yvonne
Yvonne84
Beiträge: 19
Registriert: 25. Jan 2013, 12:46

Re: Bin kurz davor hinzuschmeißen!

Beitrag von Yvonne84 »

Hallo Ihr Lieben,

vielleicht muss ich mich einfach davon verabschieden, dass er der Richtige für mich ist, der Eine, mit dem ich "seelenverwandt" bin. Vielleicht ist dieser Kampf nur der Kampf darum, mir das endlich einzugestehen.

"Who do you love - me or the thought of me!?" - danke dafür, John Mayer!
Danke für diese Frage, die mich oft "anfällt" seit er krank ist. Und die das ganze Problem beschreibt.

Liebe ich ihn oder die Vorstellung, wer er sein könnte, wenn er wieder gesund wäre und sein ganzes "Potential" nutzt. Wer er für mich sein könnte.

Wir haben so vieles gemeinsam - Ansichten, Talente, Erlebnisse, Interessen. Oft denken und sagen wir das Gleiche. Ich fühle mich unendlich zu ihm hingezogen. Was es mir fast unmöglich macht, ihn nicht körperlich lieben zu dürfen. Und das geht jetzt seit fast 2 Jahren so!

Diese perfekte Zeit die wir am Anfang hatten, wo kam sie her und wo ist sie hin? Perfekt nicht im Sinne von: keine Probleme, sondern einfach absolut meine Vorstellung von einer Partnerschaft.
Habe ich zuviel für ihn aufgegeben? Mein damaliges Leben, Freiheit, Pläne? Wir haben uns an einer so wichtigen Weggabelung in meinem Leben kennengelernt und ich habe mich voll und ganz auf ihn eingelassen. Ohne Sicherungsseil.

Ich habe schon einmal die falsche Abzweigung genommen, bin darüber selbst depressiv geworden und fast zugrunde gegangen. Das will ich nie wieder geschehen lassen!

Achte ich genug auf mich? Nein!!!
Ich habe soviel aufgeben, bereitwillig aufgegeben. Freunde, Freizeitaktivitäten, sogar mein geliebtes Tanzen.
Alles nur wegen dem, was im ersten Jahr war und was ich noch immer in ihm sehe. Was ich glaube zu sehen. Ob es wirklich da ist? Keine Ahnung.

Selbstbetrug, falsche Hoffnung, Verbitterung. Habe ich nicht ausgereicht, um ihn glücklich zu machen? Habe ich es nicht verdient, sein ganzes "Potential"/Ich erleben zu dürfen?

Wie soll es weitergehen? In 2 Wochen ist er wieder hier. Soll ich warten? Ja. Aber was dann? Wie lange kann ich das noch ertragen?
Ich will mein Leben zurück, aber dafür müsste ich ihn aufgeben. Weil alles so eingefahren ist, dass dies sonst nicht funktioniert.
Denn es ist wohl nur Hoffnung; es gibt ihn nur in meinen Gedanken, diesen Mann.

Selbst wenn er wieder gesund wird, wird er nie mehr der Mann sein, den ich kennengelernt und in den ich mich verliebt habe! Begreife ich das eigentlich??? Nein! Denn das bedeutet, dass ich gehen muss; ihn aufgeben, uns aufgeben, meine Träume von der Zukunft mit ihm.

Diese Erkenntnis tut so weh, dass sich alles in mir weigert, sie zu akzeptieren. Aber je länger ich über seine Krankheit nachdenke und den Umgang damit nachdenke, desto klarer wird es mir.

Alle Gedanken zum Thema Selbstfürsorge, Geduld, Gelassenheit und Abgrenzung drehen sich wohl nicht um ein Fortführen der Beziehung, dieser traurigen Ruinen meiner Vorstellung. Sondern um die Abgrenzung von meiner Wunschvorstellung. Gelassenheit zu lernen in Bezug darauf, dass ich so viel aufgegeben habe, was nie zurückkommen wird, dass alles, was ich getan habe, umsonst war.
Geduld zu haben beim Wiederaufbau meines eigenen Lebens.

Warum fällt es so schwer, mir das einzugestehen? Weil es bitter ist und trostlos. Weil ich damit all unsere gemeinsamen, wunderschönen Pläne auslösche. Und vor allem, weil ich ihn dann alleine lasse in dieser kalten, leeren und dunklen Hölle der Krankheit, die ich selbst erleben und dankenswerterweise nach einer kurzen Zeit (die mir ewig vorkam) wieder verlassen durfte. Bis jetzt zumindest.

Aber das Schlimmste ist, dass ich es ihm nicht erklären kann; dass er es einfach nicht wahrnimmt. Ansprechen kann ich meine Gedanken zur Zeit auch nicht. Aber selbst, wenn ich ginge und versuchen würde, ihm meine Beweggründe zu erklären, könnte er sie in seinem Zustand doch gar nicht nachvollziehen!?

Ich will diese Entscheidung nicht alleine treffen! Ich will mit ihm klären, ob es eine Zukunft für uns geben kann! Ich will uns beiden die Chance geben, um einander kämpfen zu können!
Aber das funktioniert wohl nicht, wenn nicht einmal "normale" Gespräche möglich sind...

Also; kann ich das? Einfach gehen und neu anfangen? Diese "Niederlage", diesen Verlust und diese Schuld ertragen?
Muss das vielleicht sogar jeder Mensch früher oder später im Leben lernen?

Das Wochenende mit ihm war schön. Schön nach Depressions-Maßstäben; nach gesunden Maßstäben wohl eher stressig, schmerzhaft, traurig und einsam. Kann ich mit so wenig leben?

Ich bin noch nicht mal dreißig, habe mir immer eine eigene Familie gewünscht, will die Welt sehen, ... Ich LIEBE es, zu leben. Jeden Moment möglichst intensiv und bewusst zu erleben.

Kann ich weiter in dieser Warteschleife existieren, die nur auf meiner Hoffnung, meinem Bild von ihm, basiert? Und was ist, wenn dieses Bild doch stimmt!? Und ich nicht lange genug auf ihn gewartet hätte?

Ich weiß es nicht. Fühle mich bewegungsunfähig, handlungsunfähig und zerrissen.
Aber immerhin bin ich ganz bei mir und ehrlich zu mir selbst.

Und schreibe Euch Dinge, von denen ich gar nicht weiß, ob sie hier hingehören. Geschweige denn, Euch interessieren.
Auf jeden Fall danke ich Euch für's Zuhören! Es hilft mir sehr beim Reflektieren, meine Gedanken hier in Worte zu fassen.

Schlaflose Grüße
Yvonne
bigappel
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Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: Bin kurz davor hinzuschmeißen!

Beitrag von bigappel »

Liebe Yvonne,

natürlich gehören Deine Gedanken hierher und Danke, dass Du uns teilnehmen läßt.

Antwort kann ich Dir keine geben.

Aber vielleicht wäre es ein Ansatz für Dich im Rahmen Deiner eigenen Therapie zu erarbeiten, ob ein Partner, der seelenverwandt ist mit Dir, real sein kann und was dieses seelenverwandt für Dich bedeutet. Was da in Wirklichkeit für Ängste, Hoffnungen, Wünsche dahinterstehen, die es zu überprüfen wären, ob die Verwirklichung dieser Deine Aufgabe oder die Deines Partners ist?

Alles Liebe für Dich;
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Ulysses
Beiträge: 594
Registriert: 19. Jan 2013, 17:34

Re: Bin kurz davor hinzuschmeißen!

Beitrag von Ulysses »

Hallo Yvonne,

ich möchte mich gerne Pias Worten anschließen. Du machst eine harte Zeit durch, und Antworten kannst Du Dir nur selber stückweise auf Deinem Weg geben.

Danke für's Mit-Teilen Deiner Gedanken, vieles kann ich nachvollziehen.

Einige Deiner Sätze haben mich irgendwie stocken lassen, und ich will dazu gerne nachfragen.

Ich meine diese Aussagen von Dir:
""Diese perfekte Zeit die wir am Anfang hatten, wo kam sie her und wo ist sie hin? Perfekt nicht im Sinne von: keine Probleme, sondern einfach absolut meine Vorstellung von einer Partnerschaft.
Habe ich zuviel für ihn aufgegeben? Mein damaliges Leben, Freiheit, Pläne? Wir haben uns an einer so wichtigen Weggabelung in meinem Leben kennengelernt und ich habe mich voll und ganz auf ihn eingelassen. Ohne Sicherungsseil.
(...)
Achte ich genug auf mich? Nein!!!
Ich habe soviel aufgeben, bereitwillig aufgegeben. Freunde, Freizeitaktivitäten, sogar mein geliebtes Tanzen.
Alles nur wegen dem, was im ersten Jahr war und was ich noch immer in ihm sehe. Was ich glaube zu sehen. Ob es wirklich da ist? Keine Ahnung.""

Ich kenne Deine damalige Lebenssituation nicht, aber das liest sich für mich so, dass es mir völlig den Hals zuschnürt. Falls Du durch einen Umzug Dein Umfeld verlassen hast, dann kann ich nachvollziehen, dass Pläne und konkrete Hobbys erstmal zurückbleiben und sich alles verändert.

Aber Freunde, Freiheit, Freizeitaktivitäten aufgeben? Für eine Partnerschaft? Egal ob Depression oder nicht, für mich persönlich wäre das automatisch der Start in eine Abwärtsspirale. Auch wenn der Partner/die Partnerin noch so gut zu mir passt, wenn ich mein Leben dafür aufgebe, bin ich selber bald keine Partnerin mehr, kein Gegenüber, das etwas zu geben hat. Wenn "die Partnerschaft" mein Leben ist, wofür ich alles andere aufgegeben habe, dann stehen doch automatisch beide unter massivem Druck. Egal ob gesund oder nicht, die Vorstellung von "ich lebe für Dich" nimmt mir persönlich (mittlerweile) jede Luft zum atmen.

Vielleicht springe ich deshalb so auf dieses Thema an, weil es vor vielen Jahren genau mein Thema war. (Und ich habe damals auch Deine Position gelebt.) Vielleicht hast Du völlig eigenen Antworten auf diese Fragen als ich.

Ich wünsche Dir für Dich und Deinen Weg von Herzen alles Gute.

Ulysses
Yvonne84
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Registriert: 25. Jan 2013, 12:46

Re: Bin kurz davor hinzuschmeißen!

Beitrag von Yvonne84 »

Hallo Pia, hallo Ulysses,

ich danke Euch für Euer Feedback, Eure Anregungen und guten Wünsche.

Natürlich weiß ich, dass es allein meine Aufgabe/Verantwortung ist, meine Wünsche und Ziele zu erfüllen.
Jedoch gibt es für mich eben einige Wünsche, die nur in Form einer Partnerschaft zu erreichen sind, z.B. Familienplanung. Daher möchte ich diesbezüglich natürlich herausfinden, ob meinem Partner das möglich ist.

Auch ist mir bewusst, dass diese "Seelenverwandtschaft" ein ziemlich pathetischer Mythos ist (danke, Aristophanes). Deshalb von mir auch in Anführungszeichen gesetzt und einfach als Beschreibung für das Zugehörigkeitsgefühl/Gefühl der Nähe zu verstehen. Finde es immer schwer, so etwas in Worte zu fassen.

Ich habe übrigens nie eine Therapie gemacht, denke aber zur Zeit, als Angehörige, darüber nach. Damals habe ich mich, nach Probestunden bei zwei, einer weiblichen und einem männlichen, Therapeuten, während derer kein angenehmes Gesprächsklima aufkommen wollte, dagegen entschieden.

Ulysses, Deine Fragen beschäftigen mich gerade sehr, weil ich sie mir selbst schon oft gestellt habe. Ich beurteile meine Situation aber ein bisschen anders.

Als wir uns kennengelernt haben, war ich noch Studentin, hab in einer kleinen Wohnung mitten in der Stadt gelebt, bin viel ausgegangen und musste natürlich kaum Kompromisse machen. Auch hatte ich geplant, für ein weiterführendes Studium ins Ausland zu gehen.

Letzteres habe ich bewusst für ihn aufgegeben und bin mit meinem jetzigen Job auch sehr glücklich und zufrieden. Und natürlich ändert sich das "unstete Leben" und viele damit verknüpfte Freundschaften (wohl eher Bekanntschaften), wenn man vom Studenten-Singleleben ins erwachsene Fulltimejob-Beziehungsleben mit gemeinsamer Wohnung "wechselt". Die wichtigen Freunde habe ich glücklicherweise alle noch.

Das ist in meinem Beitrag von gestern wohl nicht so ganz rübergekommen. Im hellen Licht des Tages betrachtet, sieht natürlich alles auch nicht mehr so düster aus, wie mitten in der Nacht.

Meine Situation ist also die, dass ich mein sehr erfülltes, selbständiges Leben in ein sehr erfülltes Beziehungsleben mitnehmen wollte, was auch vor seiner Krankheit super funktioniert hat. Im Zuge der Krankheit ist jedoch die Partnerschaft nicht mehr in ihrer ursprünglichen, bzw. für mich schönen, Form vorhanden. Außerdem verliert man sehr viel Qualitätszeit (von Pia geklaut, aber so treffend!), wenn man sich neben seinem Fulltimejob (und weiterführendem Fernstudium) um fast ALLE Dinge alleine kümmern muss. Seien es Einkäufe, Behördengänge, Hausarbeit, Wäsche usw. Geht uns ja allen so.

Deshalb habe ich natürlich kaum Zeit für meine Interessen.
Ich denke also nicht, dass ich "für ihn lebe", sondern eher, dass mein Leben durch seine Krankheit so sehr beeinflusst wird, dass ich meine Freiheit verliere.

Natürlich nicht von ihm beabsichtigt. Nur leider kann ich mich, ebenfalls wegen der Krankheit, nicht mit ihm darüber auseinandersetzen. Und das tut manchmal unendlich weh (so wie gestern Abend).

Dieser Entscheidungs- und Denkprozess ist wohl noch lange nicht abgeschlossen.

Hier scheint die Sonne (großartig!), so dass ich Euch einen schönen und sonnigen Tag wünschen mag
Yvonne
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: Bin kurz davor hinzuschmeißen!

Beitrag von bigappel »

Liebe Yvonne,

ganz klar, dass speziell die Themen: will ich Familie mit Kindern leben nur gemeinsam entschieden werden kann und richtig finde ich auch, dass in erster Linie jeder für sich entscheiden sollte, ob dies (Familie) der eigene Weg ist und ggf. was mit der Partnerschaft bei unterschiedlicher Sichtweise passiert.

Ein ganz anderes Thema ist, ob Dein Freund derzeit oder bald oder wie auch immer überhaupt in der Lage ist, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen.

Das wird die Zeit zeigen.

Ich kenne meinen Mann 30 Jahre; wir haben uns allerdings viele Jahre nicht gesehen.
Ich habe eine Tochter aus erster Ehe.

Als ich meinen jetzigen Mann wiedergetroffen habe und wir später als Paar in ´s Gespräch kamen sagte er in seiner Großzügigkeit zu mir: früher wäre es für mich niemals in Frage gekommen, mich mal für eine Frau mit Kind zu entscheiden.

Als ich mich damals von meiner Schnappatmung erholt hatte entgegnete ich: glaubst Du allen Ernstes, ich hätte Dich mit dieser Einstellung überhaupt gewollt? .

Da hatte er erstmal Schnappatmung.

Ich bin froh, dass ich meinen Mann erst so spät wiedergetroffen habe.
Noch heute (ist bei uns kein Thema, aber trotzdem spricht man ja im Laufe der Zeit darüber) sagt er klar, dass leibliche Kinder für ihn niemals in Frage gekommen wären und auch nicht kommen.

Nicht, weil er Kinder doof findet, sondern weil er sich als unzureichend empfindet.
Er hat Versagensangst als Vater: Angst, dem Kind nicht genug geben zu können, Angst, in Akutphasen mir und dem (nicht vorhandenen) gemeinsamen Kind nicht zur Seite stehen zu können. Er hätte sich wohl zu einem Kind "überreden" lassen; da ist allerdings für mich nicht akzeptabel.

Ein Kind, dessen Vater ich überreden musste zur Zeugung: nein, danke (bei allem Verständnis für seine Angst).

So bin ich in meinem höchstpersönlichen Fall zu der Erkenntnis gekommen, dass, wären wir früher zusammen geblieben, ich mit ihm den Weg - ohne Kinder - wohl nicht gegangen wäre, da Kinder für mich so besonders sind, dass ich darauf nicht verzichten wollte.

Ein Gedanke, der bei mir zwiespältige Gefühle auslöst (ich will meinen Partner nur dann, wenn er zeugungsbereit ist????) , mit dem ich mich aber nicht mehr weiter beschäftigt habe, weil im h e u t e
ein gemeinsames Kind kein Thema mehr für uns beide ist. Und das ist gut so.

Nochmal von Herzen alles Liebe
Pia

P.S.
Nur zur Info:

meine Tochter hat zu meinem (2.) Mann gesagt:
Du bist für mich der Vater, den ich mir immer gewünscht habe; der für mich da ist, der sich kümmert, der mir halt gibt; den, der mein leiblicher Vater leider nicht sein kann oder will.

Soviel zum Thema
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Yvonne84
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Registriert: 25. Jan 2013, 12:46

Re: Bin kurz davor hinzuschmeißen!

Beitrag von Yvonne84 »

Liebe Pia,

es freut mich sehr, dass Dir diese Frage bzw. Entscheidung erspart geblieben ist und sich Deine beiden Lieblingsmenschen (ich nenn sie jetzt einfach mal so) aufeinander eingelassen und eine gute Beziehung zueinander haben. Vor allem die Aussage Deiner Tochter ihm gegenüber ist so schön und hat ihm hoffentlich auch ein wenig das Gefühl der Unzulänglichkeit genommen.

Es ist wirklich schwer, sich diese Frage zu beantworten.
Ich könnte mir sehr gut vorstellen, mit ihm Kinder zu haben; aber natürlich nicht (auch krankheitsunabhängig), wenn er nicht will, nicht kann oder ich ihn dazu überreden müsste.

Im Moment ist es natürlich eh unmöglich, über dieses Thema gemeinsam und ernsthaft nachzudenken.
Ebenso wie über viele andere Partnerschaftsthemen.

Ich selbst muss mir nur irgendwann darüber klar werden, wie lange ich noch Geduld haben kann, um diese Themen zumindest besprechen zu können. Und auch darüber, wie wichtig mir z.B. Kinder sind.

Ich kann nur hoffen, dass mein Freund und ich irgendwann auf unserem (hoffentlich) gemeinsamen Weg so weit kommen, wie Dein Mann und Du. Gerade was den Umgang miteinander betrifft.

Wie Du schon sagst, das wird die Zeit zeigen.

Auch Dir von Herzen alles Liebe
Yvonne
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: Bin kurz davor hinzuschmeißen!

Beitrag von bigappel »

Liebe Yvonne,

danke Dir.

Halt Dir bitte in schlechten Zeiten vor Augen, das es wirklich ein Weg der Entwicklung ist und war, auch bei meinem Mann und mir.

Ich war oft davor, die Beziehung zu beenden aus Selbstschutz.
Dann mußte ich erneut sortieren.

Heute empfinde ich es so, als wenn das notwendig war, ich dadurch erwachsener geworden bin, es war eine teilweise schwere Zeit, aber eine notwendige.

Ich kann guten Gewissens sagen, dass wäre es zur Trennung gekommen, ich dies trotz allem genau so empfunden hätte, nicht, weil ich "Mutter Theresa" oder Trägerin des Bundesverdienstkreuzes wäre; nein, weil es meine Wahl und meine Entscheidung ist .



LG
Pia
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Ulysses
Beiträge: 594
Registriert: 19. Jan 2013, 17:34

Re: Bin kurz davor hinzuschmeißen!

Beitrag von Ulysses »

Liebe Yvonne,

danke für Dein ausführliches Post und Deine Sichtweise. So liest sich das auch für mich ganz anders, als es im vorangehenden Post rüberkam.

Natürlich ist der Umbruch von Uni-Zeit ins feste Beziehungsleben riesig. Und ich kann auch sehr gut nachvollziehen, dass Worte krasser klingen, wenn man gerade aktuell im Verlust-Schmerz steckt. Am nächsten Morgen klingt dann manches wieder neutraler, nüchterner.

Ich wollte nie wirklich Kinder haben und hab mich deshalb mit diesem Thema weniger auseinandersetzen müssen. (Sicherlich war das auch davon beeinflusst, dass ich schon seit der Schulzeit mit psychischen Problemen gekämoft habe und mich selber niemals einem eigenen Kind zumuten wollte. Und auch heute noch nicht will.)

Und der nächste Gedanke klingt vielleicht krass und verletzend gegenüber Betroffenen, aber für mich wäre die Partnerschaft mit einem/r erkrankten Partner/in ein Ausschlusskriterium für Familienplanung mit Kindern. Ich weiß, dass es unter den depressiv erkrankten gute Eltern gibt, und dass man ja auch nie sagen kann, ob ein Elternteil im Laufe der Jahre erkrankt usw. Aber wenn ich die Situation selber planen kann, dann gäbe es für mich keine Frage. Schwangerschaft und Leben mit Kindern stellt schon viele stabile, gesunde Partner und Partnerschaften auf die Härteprobe. Und gerade als über viele Jahre schwer Betroffene traue ich mich das so zu schreiben, ich hoffe, ich trete damit niemandem zu nahe.

Ich wünsche Dir alles Gute und wenn es Dein Wunsch ist, dann einen guten, gemeinsamen Weg mit Deinem Freund.


Liebe Pia,

danke für Deine Art, so ehrlich und authentisch zu schreiben. Ich kenne lange Wege, und langsame Schritte über Jahre, und aus Deinen Worten kommt es so klar rüber, wie schwer viele Zeiten waren, und auch noch sind, und wie viele Umwege und Schleifen notwendig waren, um da zu stehen, wo Du (und ihr) heute stehst. Du motivierst mich, schnörkellos. Und das tut gut.

Liebe Grüße an euch zwei und alle anderen,

Ulysses
Yvonne84
Beiträge: 19
Registriert: 25. Jan 2013, 12:46

Re: Bin kurz davor hinzuschmeißen!

Beitrag von Yvonne84 »

Hallo Ihr Lieben,

ich wollte mal ein kurzes Lebenszeichen von mir geben.
Ich lese mit, aber fühle mich im Moment nicht danach, zu schreiben.

Das hat allerdings positive Gründe. Es geht bergauf! Und zwar so deutlich, dass ich es noch gar nicht glauben mag. Dieses und letztes Wochenende waren wunderschön. Wir nähern uns einander wieder an, was sich so anfühlt wie frisch verliebt zu sein. Voller Neugier auf den anderen.
Und wir REDEN miteinander und können uns beide öffnen.

Er ist natürlich noch nicht gesund, aber ich habe endlich wieder das Gefühl, dass er da ist.

Mehr mag ich erstmal gar nicht verraten, weil man schöne Dinge ja auch kaputt reden kann.

Ich wünsche Euch allen einen wunderschönen Frühlingsstart und ganz viel Sonne!

Liebe Grüße
Yvonne
Blümli
Beiträge: 782
Registriert: 18. Jan 2011, 18:41

Re: Bin kurz davor hinzuschmeißen!

Beitrag von Blümli »

Liebe Yvonne,

einfach nur ein ganz herzliches *Mitfreuen*

Alles Liebe

vom Blümli
^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
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