Was bewirken Besuche von SHG bei Euch

[iffy04]

Hallo,
meine Ärztin hat mir vorgeschlagen ergänzend zu der Therapie eine SHG zu besuchen. Ich bin aber ziemlich skeptisch weil ich befürchte, dass es mich noch mehr runterzieht, wenn ich das Leid andere Leute höre. Da ich mich selbst schon viel zu viel mit meiner eigenen negativen Stimmung rumschlage denke ich, dass ich eher positive Feedbacks bräuchte.
Wie sind Eure Erfahrungen in Selbsthilfegruppen? Gibt es hier jemanden, der regelmäßig welche besucht?
Freue mich auf Antworten.
LG

[joy]

Hallo Iffy,

du kannst Glück haben, dass du in eine SHG kommst, wo eher eine familiäre Stimmung herrscht, oder es wird sich wirklich nur ausgeheult.
Klar wird die Depression thematisiert und auch die Probleme der Einzelnen, aber es kommt drauf an, wie die Atmosphäre ist.

Also vielleicht mal ausprobieren. Es dauert evtl. etwas, bis man merkt, ob man dort zurecht kommt oder nicht. Aber es ist nichts Verpflichtendes und es lohnt sich auf jedenfall.

Viele Grüsse
Joy

[Deprus]

@iffy04,

ich mag SHG sehr, da sie mir helfen mit meiner Depri besser klar zu kommen.

Ich empfehle immer, in mindestens zu 3 Sitzungen nacheinander in eine Gruppe zu gehen, da die Treffen meist sehr unterschiedlich sind. Danach solltest du dich Fragen, ob dir die 3 Abende was gebracht haben. Nur wenn du ja sagen kannst, ist diese Gruppe was für dich. Auch wenn du nicht erfassen kannst, was es dir bringt oder was dich abstößt. Wenn sie dich runter zieht oder du nur leidest, bist du falsch in der Gruppe.
Um was für dich zu erfahren, solltest du dich möglichst schnell bei den Sitzungen sofort zu Wort melden, besonders wenn’s dir wegen Gesagtem nicht gut geht. Das ist Spielregel in SHG.

Gut ist es, mehrere SHG aus zu probieren, auch wenn die erste gleich gut war. Meiner Erfahrung nach ist jede Gruppe sehr speziell und einzigartig.

SHG heißt aber auch, selbst aktiv mit zu machen. Das kann im Extrem einschließen, dass einer die ersten Monate nichts sagt und nur die Ohren spitz, es aber schon was mit ihm macht. Aber irgendwann sollte der Knoten platzen und jeder sollte mit seinem Leiden raus kommen.

In der Gruppe sind ja alle Spezialisten fürs eigene Leiden, z B Depression. Das hat den Vorteil, dass die meisten wissen, wovon du sprichst. Da kannst du sein wie du in deinem Zustand bist. Man wird dich so annehmen wie du bist. Die meisten Gruppenmitglieder haben deinen Zustand auch schon so oder ähnlich erlebt.

Umfangreich Infos gibt es unter: http://www.nakos.de .
Aber Lesen ist nur Theorie. Nur in einer wirklichen Gruppe kannst du, vielleicht, Himmel und Hölle erleben und erfahren was mit dir los ist.

Ich wünsche dir viel Glück beim ersten SHG Besuch.

[iffy04]

Ich glaube, ich habe einfach Angst das erste mal hinzugehen, mich zu überwinden und zu sagen: "Hallo, ich bin Neu und würde gerne an Eurer Gruppe teilnehmen."
An Tagen, an denen ich recht motiviert bin aus meiner Opferrolle auszusteigen, nehme ich mir fest vor nächste Woche eine Gruppe zu besuchen oder wenigstens den Ansprechpartner zu kontaktieren.
Und dann wieder..........aber ihr kennt das ja.
Ach menno, es ist alles so verdammt schwierig.

LG

[Deprus]

Hi iffy04,

meist läuft das mit dem ersten Mal so, das der Interessent/In den Ansprechpartner anruft und abgeklärt wird, ob du zu dem Gruppenabend und wann, wo, usw kommen kannst.
Kriterien könnten z B sein. freier Platze in der Gruppe, Klinikerfahrung, Alter, Art der Erkrankung usw. und vielleicht noch einiges mehr.
Und wenn das alles ok ist, wirst du eingeladen und so wird man dich sehnsüchtig als Neuling in der Gruppe das erste Mal erwarten.

Zum Anfang der Gruppe berichtet meist jeder wie es ihm gerade geht und du wirst dann als Neuling als letzter dran sein und sagen, das du Angst hast und gerade aus deiner Opferrolle rausgeschlüpft bist und es dir deswegen auch neben der Angst ganz gut geht.

So oder in 1000 Varianten könnte es ablaufen.

Ich wünsch dir viel Spaß und Selbstbeobachtung dabei.

Und vielleicht einen Monat später kannst du als Gruppenmitglied schon den nächsten Neuen beobachten, wie er seinen Einstieg in die Gruppe hinlegt.

[dolittle909]

Meine Erfahrungen: Ich bin seit vier Jahren in einer SHG und kann nur empfehlen, sich eine zu suchen! Wie bei allen Strategien gegen Depression sind davon keine Wunder oder gar ein neues Leben zu erwarten. Und es bedarf auch etwas längerem Atem, bis die richtige Gemeinschaft gefunden ist (oder sich entwickelt hat). Aber dann ist die Gruppe gerade im Alltag eine ziemliche Stütze - oder auch einfach nur ein Baustein wie ein netter Stammtisch.

In meinem Fall ist eine Handvoll Leute auch schon so lange wie ich dabei. Wir kennen uns, wir haben die Auf-und-Abs des jeweils anderen mitbekommen und so ist es ziemlich familiär. Neue, die dazu passen, sind schnell ein Teil davon. Leute, die irgendwie nicht reinpassten, die kamen auch nach einigen Versuchen nicht mehr.

Über einen längeren Zeitraum betrachtet - Monate oder Jahre - ist es die Ausnahme, dass jemand von uns das heulende Elend ist. Und dann widmen sich die anderen dem, der was auf dem Herzen oder Seele hat. Und das Helfen und Unterstützen kann auch sehr erfüllend sein. Ich hatte aber auch Phasen, da hat mich die Lebenssituation der Anderen (Alter, Einsamkeit, Krankheit, Arbeitslosigkeit) einfach runter gezogen. Das war vor allem in den beiden ersten Jahren. Aber auch da kann man lernen oder sich dran gewöhnen, wie man sich diesen Schuh nicht anzieht. Und das geht umso leichter, je besser man die Anderen kennt.

Ich bin jedenfalls froh, dass es meine SHG gibt!

[Marlo1963]

Hallo iffy04,

ich hab gerade (erst) Deinen Beitrag gelesen und kann schon Deine Bedenken nachvollziehen.

Meine Erstdiagnose war Basilaris Migräne und da bin ich durch Zufall in eine SHG gerutscht die gerade nach einem Infoabend über Migräne neu gegründet wurde. Ich fand das ganz gut, da es bei mir aber eine ganz seltene Migräneform sein sollte wo vieles an Medis usw. anders ist als bei anderen Migräneformen fand ich das es für mich nicht soooo Informativ war. Das ich nun nicht mehr hinngehe liegt aber an meiner Diagnose von vor einem Jahr, da meinte mein Neurologe das er der meinung ist bei mir liege es an einer Depressio, da fühlte ich mich dann in der SHG Migräne fehl am Platz.

Ok dachte ich und wuste durch die andere SHG das es bei uns auch eine SHG Depression gibt, also fix die Kontaktperson angerufen und meinen Wunsch nach einer SHG erklärt.
Etwas erstaunt war ich sofort als sie sagte ich solle erst einmal nach ihr zu einem Gespräch kommen und dann würden wir weitersehen. Dazu muß ich sagen das diese frau auch studierte Psychologin ist und einen Förderkreis für Psychische Gesundheit Hauptberuflich leitet, ein Punkt davon ist eben auch eine SHG. Nun nach meinem Gespräch anfang letzten Jahres mit ihr, konnte ich so alle zwei Wochen zu einem Gespräch zu ihr kommen worüber ich sehr dankbar war, bis dahin ging alles über die Hausärztin nach einem einmaligen Sondierungsgespräch mit einer anderen Psychologin bekam ich Paroxetin von meiner Hausärztin und hatte keinen kompetenten Ansprechpartner mehr, da war ich äußerst froh zu diesem Förderkreis gehen zu können.
Aber wie gesagt ich hatte die Leiterin auf die SHG angesprochen und ihr auch gesagt das ich interesse habe aber mich auch wie Du es sagst nicht weiter runterziehen lassen will.
Danach habe ich nicht mehr nach einer SHG gefragt, hab es ihr überlassen wenn man so will und bin zu Einzelgesprächen eben zu dem Förderkreis gegangen.

Nach einem Jahr Wartezeit hatte ich Ende letzten Jahres dann endlich den ersten Termin bei einem Psychologen zum Start einer Therapie, nach drei Einzelgesprächen bin ich nun im Moment in einer Gruppentherapie, bis jetzt waren es fünf Termine.
Als er mir eine Gruppentherapie vorschlug war ich äußerst skeptisch, auch weil ich im Öffentlichen dienst arbeite, hab mich aber durchgerungen mitzumachen und habe es nicht bereut.

Ich denke Gruppentherapie ist vielleicht ja sowas wie eine gute, vielleicht sogar Fachlich geführte, SHG.
Bei meinen Besuchen beim Föderkreis hatte ich wenige male den ein oder anderen Psychisch erkrankten Menschen kurz gesehen und dachte nur, oh Gott soweit möchte ich aber nicht kommen! Daher auch meine Skepsis zur Gruppentherapie, ich wollte mich nicht runterziehen lassen.
Bei der ersten Stunde der Gruppentherapie war ich dann auch entsprechend angespannt.
Nun muß ich sagen war ich ehrlich erstaunt über die Teilnehmer, auf den ersten Blick war von Psychischen erkrankungen nichts zu bemerken, was hatte ich auch erwartet, ich war ganz schön blöd.

Heute bin ich natürlich da etwas schlauer ;o) und nun überlege ich schon ob ich nicht vorschlage das man sich vielleicht nach den 8 Terminen der Gruppe, vielleicht ab und zu weiterhinn trifft, änlich einer SHG wenn man so will.

Ich sehe das nun wie schon in einem anderen Beitag hier erwähnt, man muß schon schauen das man etwas reinpast in eine Gruppe, wenn das so ist kann das schon ein Bestandteil auf dem Weg aus der Depression sein finde ich.
Also ich fände es gut ein paar Menschen zu haben mit denen man sich vielleicht austauschen kann, manchmal auch eben über die Depression ;o), das Gefühl Jemand zu haben der weiß worüber man spricht ist ein gutes Gefühl, aber wie gesagt etwas passen sollte es schon.

Wenn Du magst kannst Du dich ja mal melden, vielleicht hat sich bei Dir ja schon was ergeben.

Liebe Grüße

Marlo

[Deprus]

Ich bin auf einen sehr guten Artikel zu SHG bei der Deutschen Depressionsliga gestoßen, den ich Interessierten empfehle. Der spiegelt für mich wieder um was es bei SHGs geht. http://www.depressionsliga.de/Selbsthil ... ssion.html

In Freiburg gibt es allein für Depression 12 SHGs. Da haben wir hier im Forum mal zusammengestellt, was es alles für Depressive in Freiburg und Umgebung gibt: http://www.sho.rtlink.de/DepriFreiburg

Ich habe mal SHG hier in der Suche eingegeben. Alle Foren/ Thema/ seit: alle.
Da wurde schon einiges lesenswertes geschrieben.
Oder für Freiburg: http://www.selbsthilfegruppen-freiburg. ... /index.php