Meine Geschichte - Partnerschaft - Depressionen - das JETZT

ka2-x-di
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Meine Geschichte - Partnerschaft - Depressionen - das JETZT

Beitrag von ka2-x-di »

Ein liebes "Hallo" an alle!

Ich bin neu hier und wollte euch gern meine Geschichte und meine Erfahrungen erzählen. Ich möchte mir alles von der Seele schreiben können was mich belastet und beschäftigt.

Gerne nehem ich von euch Ratschläge, Kommentare und Hilfestellungen entgegen und hoffe vll auch etwas Hilfe an euch geben zu können.

Da ich wirklich sehr sehr viel zu erzählen habe, habe ich mir überlegt immer in gewissen Blöcken zu schreiben...




MEIN LEBEN MIT IHM

mein freund und ich sind seit 6 Jahren zusammen. wir führten eine glückliche beziehung, eine beziehung wie man sie eigentlich nur aus dem bilderbuch kennt. alles war perfekt. vor etwa mehr als einem Jahr sind wir zusammen gezogen.

der Anfang vom Ende...

vorab: mein freund hatte eine sehr schwere und schlimm Kindheit (ich möchte jetzt nicht weiter darauf eingehen, auf alle fälle wünscht man das keinem Kind zum aufwachsen...) er war immer auf sich allein gestellt und ist ohne geborgenheit aufgewachsen, er hatte es nie leicht...

ein paar wochen nach dem wir zusammen gezogen sind hat die Vergangenheit meinen Freund eingeholt und in ein tiefes Loch gezogen, wie tief dieses Loch war wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht... mir war klar das mein freund zeit brauchte und jemand der für ihn da ist um ihn zu unterstützen. er ist auch sehr anhänglich gewesen und wollte ständig in meine arme. ich hatte das gefühl bei mir kann er abschalten und es tut ihm gut. er sagte auch immer: schatz wenn du lächelts ist meine welt in ordnung und mir geht es gut! wir redeten auch sehr oft über sein empfinden damit ich nachvollziehen kann was in ihm vorgeht und ich mich nicht falsch verhalte. ich war für ihn da auf allen ebenen und es ging wieder bergauf... dachte ich...

Anfang des Jahres 2012 ging es meinem freund zunehmend schlechter. er bekam eine konzentrationsschwäche, sein Erinnerungsvermögen lies nach und bekam körperliche probleme,sowie schlafstörungen. er selbst wusste nicht wie er damit umgehen sollte und zog sich vorallem aus unserem freundeskreis zurück. das tägliche aufstehen und zur arbeit gehen wurde für ihn regelrecht zur qual und er kam immer erschöpft und müde nach hause. er wollte nur noch seine ruhe haben und hatte zu nichts mehr lust. entscheidungen fällen wollte er oder konnte er auch nicht, er war regelrecht überfordert sich mit so was auseinander zu setzten.
er selbst wusste nicht mehr wo er im Leben steht und hat von sich aus die Möglichkeit ergriffen zum Arzt zu gehen und sich an einen Therapeuten zu wenden. Es war für ihn kein leichter schritt und hat viel überwindung gekostet. die einzigste Person die über seine Situation bescheid wusste war ich und das sollte auch so bleiben. er hat mir verboten mit anderen (freunde, familie..) darüber zu sprechen. ich denke er hatte angst abgestempelt zu werden. wöchentlich nahm er eine Therapiestunde und es schien ihm auf eine gewisse art und weise gut zu tun, jedoch musste er sich immer wieder von neuem zwingen dort hin zu gehn. Aus meiner sicht konnte ich jedoch keine Verbesserung bezüglich seines empfindes feststellen. die konzentrationsschwäche wurde immer stärker ausgeprägt, er konnte sich nicht mal mehr wirklich auf ein gespärch konzentrieren und sich beteiligen. Kleinigkeiten musste ich ihm auf Zettel schreiben damit er nicht vergisst etwas zu erledigen und wenn er es dann mal erledigen wollte war es für ihn die anstrengung pur und nur eine last. Durch seinen ganzen stress und seine Belastung die in Beschäftigt hat er eine Magenschleimhautentzündung bekommen und musste zur Magenspiegelung. Essen mit genuß war kaum noch möglich da jede Malzeit ihm auf den Magen geschlagen ist und er schmerzen bekommen hat. Schlaf hat er kaum noch gefunden und wenn doch, war er wenn er aufgewacht ist meist noch mehr erschöpfter als er es eh schon war.

ca. 3 Monate später erreichte mich auf der Arbeit einen Anruf: Schatz komm bitte nach Hause, ich bin auf der Arbeit zusammengebrochen. Ein schock für mich.. Ich bin nach Hause gefahren und habe mich um meinen Freund gekümmert. Ihm war es irgendwie peinlich sich solch eine Schwäche ein zu gestehen und vor mir als "Schwächling" da zu stehen, so hatte ich das gefühl, denn von diesem Zeitpunkt bin ich selbst nur noch schwer an ihn heran gekommen. er hat angefangen sich von mir ab zu grenzen. wöchentlich erreichten mich nun nachtichten und anrufen eines erneuten Zusammenbruchs meines freundes. Mein freund war körperlich und seelisch so erschöpft, dass er auf unbestimmte Zeit krank geschrieben wurde.
Ich bot ihm jede Art von unterstützung an die ich ihm geben konnte, doch selbst das annehmen meiner helfenden Hand wurde von ihm als neue überfoderung und last angesehen. der gute wille von mir zählte nicht. er wollte nicht mal mehr in meinen Armen liegen um wie früher ab schalten zu können. Sein neuer zufluchtsort war der PC. konnte er sich mit dem PC beschäftigen war er wie ausgewchselt - ganz der alte, so wie ich ihn kenne. sobald ich ihn jedoch um eine noch so kleine Kleinigkeit gebenten habe, legte sich bei ihm ein schalter um und die belastung, überfoderung, was auch immer kam zum vorschein. für mich war es jedoch sehr schwer zu unterscheiden ob er nicht konnte oder ob er nur keine lust hat mir zu helfen. Es kam oft wegen solcher kleinigkeite zum streit, weil ich einfach nicht verstanden habe wo jetzt das problem lag zb blumen zu gießen oder alltägliche selbstverständliche Dinge zu erledigen. die situation wurde dadurch immer nur noch schlimmer.
Immer öfter kam ich von der Arbeit zurück und mein Freund saß wie ein Häufchen elend auf dem sofa. Ich habe versucht ihn ab zu lenken: filme schaun, zusammen kochen, schwimmen, kino, essen gehn, ausflüge, spazieren gehen, shoppen, spiele spielen, mit freunden treffen, urlaub planen... es war kaum noch möglich mit ihm solche Dinge zu machen. Freunden und der Familie gegenüber schwindelte ich oder erfand irgendwelche ausreden weshalb er nicht dabei ist. Selbst kleine Aufmerksamkeiten oder Überraschungen konnten ihm kein lächeln mehr ins gesicht zaubern. einmal saß er wieder auf dem sofa als ich von der arbeit heim kam und meinte zu mir er würde am liebsten aus dem Fenster springen damit alles vorbei ist... löste natürlich eine Panik in mir aus und habe aus angst angefangen ihn immer zu fragen wohin er geht und wollte alles genau wissen. Er nannte es Kontrollzwang und ich würde ihm den Freiraum nicht lassen, ich sei schuld. Er hat nicht verstanden das ich aus Angst um ihn mich so verhalte.

in einem seiner "klaren" momente konnte ich mit ihm wieder die gespräche von früher führen und konnte ihm auch ohne einen streit zu verursachen, meine seite und mein empfinden mitteilen. er reagierte sehr verständnisvoll auf solche gespräche und konnte sich selbst nich erklären warum er sich so verhält und abschottet. in solchen situationen konnte ich auch immer wieder mehr über ihn erfahren. und zum ersten mal hat er mir gesagt er hat Depressionen und einen burn-out. allerdings fanden solche gespräche nur auf sachlicher ebene statt da er ohne jeglicher art von gefühlen war. er wusste nicht mal mehr ob er gefühle für mich hat oder wie ich zur zeit zu ihm stehe. er sprach immer von einer leere in ihm was alles andere verdrängt hat. emotionen konnte man von ihm nicht mehr erwarten. für mich unbegreiflich... wie kann man denn nichts fühlen?? ich hatte keine vorstellung mehr was ihn ihm vorging und konnte mich nicht mehr in seine lage versetzen.
mehr oder weniger haben wir beide zusammen beschlossen den Rat des Therapeuten zu befolgen und mein freund in eine kur zu schicken. er hat auch recht schnell einen platz bekommen... doch bis september waren es noch 3 Monate... aber es war ein Lichtblick für ihn und für uns!

Um uns beide etwas zu erholen ist jeder von uns mit seinem freundeskreis in den sonnigen Süden geflogen um urlaub zu machen. Raus aus dem Alltag und abstand von dem Lebsngefährten hat uns beiden so unglaublich gut getan, dass wir uns nach 2 Wochen abstand kaum voneinander trennen konnten. Es war wieder so perfekt zwischen uns wie früher und alle sorgen schienen vergessen zu sein. uns ging es gut und unsere Herzen sind erneut füreinander aufgeblüht. von der Krankheit meines Freundes, keine spur. ich war so erleichter! ein trugschluss...
Ende Juni bekam mein freund so starke schlafstörungen das er auf den Sofa ausgewandert ist um mich nicht zu stören. Es dauerte nur wenige Tage bis die anderen Leiden von ihm im doppeltem ausmaß zurück gekommen sind. er hat vom arzt Schlafmittel und Anitdepressiva berschrieben bekommen. Doch sein zustand wurde nicht besser. letzt endlich konnte er nicht mal mehr seinen eigenen Teller aufräumen, bekamm heißhunger auf süßigkeiten, ging nicht mehr zu seinem geliebten sport -baseball- grenzte sich vollkommen von mir, den freunden und familie ab, versteckte sich hinter seinem PC und wehe man hat ihn angesprochen. jedes gesprochen wort war für ihn zu viel, jede tat (sei sie auch noch so gut gemeint) eine schlimme tat. Er war total überfordert und reagierte auf alles total sensiebel und reagierte total über. streit war an der Tagesordnung. oft haben wir kein einziges Wort tagelang gesprochen. wir lebeten zusammen in einer wohnung und waren trotzdem allein. Ich war nicht mehr seine Vertrauensperson... viel mehr hatte ich das gefühl er gibt mir die Schuld an allem was passiert ist... ich der Sündenbock... weil ich gerade da bin! er behandelte mich wie dreck.

Es schmerzt unheimlich nur noch die Hülle des Menschen zu kennen den man von ganzem Herzen liebt. und doch weiß ich heute: er kann nichts dafür, krank sein kann jeden treffen.
Bevor er die Kur angetreten hat, hat er sich noch von mir getrennt und lehnt zur zeit jeden Kontakt mit mir ab. Ich wohne wieder bei meinen eltern und er in der gemeinsamen Wohnung. Die Kur hat er nach 7 Wochen beendet und ich weiß jetzt nicht was mit ihm ist, bzw. was mit uns ist... Ich habe viele erfahrungsberichte über solche kuren gelesen, und muss mit erstaunen feststellen.. es gibt nahe zu immer die gleichen berichten von angehörigen
Blümli
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Re: Meine Geschichte - Partnerschaft - Depressionen - das JETZT

Beitrag von Blümli »

Hallo ka2,

als erstes will ich Dich herzlich willkommen heißen und Dir rück melden, dass ich Dich gelesen habe.

In Deiner Geschichte kann ich sehr sehr vieles von meiner Geschichte wieder finden. Nur ist der Beginn meiner Geschichte jetzt schon zwei Jahre her und deshalb stehe ich an völlig anderer Stelle, als Du im Moment.
Deshalb kann ich Dir vielleicht auch jetzt gerade nicht so wirklich akute Hilfe sein und ich hoffe, dass sich noch andere melden, die vielleicht an ähnlicher Stelle stehen wie Du.

Der Austausch mit anderen war für mich das Hilfreichste, was ich bekommen habe. Das Zweitwichtigste war, dass ich hier bei den Betroffenen gelesen und gelesen und gelesen habe, einfach nur, um dass ich ein etwaiges Bild von Menschen bekommen habe, die mit Depression leben müssen.
Ich hatte es früher mal damit beschrieben, dass ich die Sprache nicht verstehen könne, in der ein Mensch mit Depressionen sich ausdrückt. Das viele Lesen ( ganz wichtig für mich auch die Bücher von Giger-Bütler) hat mir zwar einen gewissen Wortschatz dieser Sprache vermitteln können, aber die Kultur, die hinter jeder Sprache steckt, können mir nur andere Menschen, die mit dieser Kultur vertraut sind, zumindest etwas näher bringen.

Ich denke, die größte Hilfe und auch die größte Liebe, die ich meinem besonderen Freund entgegenbringen konnte war ein "Sehen" zu lernen, um ihn mit und in seiner Depression sehen zu können. Und um diesem Weg dieses "Sehen Lernens" gehen zu können, musste ich erstmal lernen mich selbst zu sehen.

>>Es schmerzt unheimlich nur noch die Hülle des Menschen zu kennen den man von ganzem Herzen liebt.<<

Ich kann Deinen Schmerz sehr gut nachfühlen und ich meine auch, dass es sehr wichtig ist, dass Du Deinem Schmerz genug Raum zum Dasein gibst.
Aber ich will Dir Mut machen, Dich auf eine (lange) Reise zu begeben, in der Du sehen lernen und erfahren kannst, was hinter dieser Hülle, die nach dem Menschen ausschaut, den Du lieben gelernt hast, sich verbirgt.
Dazu musst Du aber tatsächlich lernen diese "Hülle" loszulassen. Und vielleicht kannst Du auch daraus entnehmen: "Es wird nichts mehr so werden wie es mal war" ... aber das ist ja auch gar nicht zu wünschen, sonst hätten wir ja "und täglich grüßt das Murmeltier".

Ich wünsche Dir, dass durch die Depression Deines Freundes, Du Dir Deinen eigenen Weg eröffnest. Und dazu wünsche ich Dir ganz viel guten Austausch hier im Forum.

Alles Gute Dir

vom Blümli
^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
ka2-x-di
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Re: Meine Geschichte - Partnerschaft - Depressionen - das JETZT

Beitrag von ka2-x-di »

Hallo Blümli,
vielen lieben Danke für deine Antwort!

Der Austausch mit anderen ist für mich auch sehr wichtig geworden. Ich "ernähre" mich formlich seit 3 Monaten von Erfahrungsberichten von Betroffenen und Angehörigen, einfach um besser verstehen zu können. Ich habe auch für mich festgestellt, es tut mir gut das los zu werden was mich belaset in dem ich schreibe. Ich schreibe um verstanden zu werden, denn die Worte für ein Gespräch bleiben mir im Hals stecken...

Das "Sehen", wie du es nennst, war für mich sehr anstrengend in meiner Beziehung. Als Angehöriger wird man in solch eine Situation hinengeworfen ohne jegliches Vorwissen. Ich denke jeder hat hier mehr oder weniger den "Fehler" gemacht aktiv mit Tatendrang helfen zu wollen und an der gewohnten Partnerschaft/Ehe fest zu halten. Es hat bei mir eine gewisse zeit gedauert zu begreifen das sich durch eine Depression des Partners alles verändert. Ich wollte diese Veränderung annehmen und nicht unbedingt als negativ einstufen. Ich wollte mit dieser Veränderung "wachsen" und leben so schwer es auch werden würde. Ich wollte einfach nur da sein, da sein für den Menschen den ich über alles liebe! Ich glaube mit dieser Erkenntnis, ihn zu lieben so wie er ist (krank oder nicht) habe ich angefangen zu sehen... Doch zu spät?

Du schreibst ich soll meinem Schmerz den nötigen Raum lassen... Seit der Trennung erdrückt mich jedoch mein Schmerz und macht mich manchmal regelrecht handlungsunfähig.


Ich möchte mich nicht an der Vergangenheit mit ihm festhalten, ich möchte mit ihm in die Zukunft gehn!
Blümli
Beiträge: 782
Registriert: 18. Jan 2011, 18:41

Re: Meine Geschichte - Partnerschaft - Depressionen - das JETZT

Beitrag von Blümli »

Hallo ka2,

>> Ich wollte diese Veränderung annehmen und nicht unbedingt als negativ einstufen. Ich wollte mit dieser Veränderung "wachsen" und leben so schwer es auch werden würde. Ich wollte einfach nur da sein, da sein für den Menschen den ich über alles liebe! Ich glaube mit dieser Erkenntnis, ihn zu lieben so wie er ist (krank oder nicht) habe ich angefangen zu sehen... Doch zu spät?<<

Warum schreibst Du "wolltest", also in der Vergangenheit? Es ist nicht zu spät !
Meinst Du vielleicht, Du hättest mit einem anderen Verhalten etwas von der "alten Partnerschaft retten" können ? Ich denke, Du weißt, dass das nicht möglich gewesen wäre !

Deshalb, ich will Dich sehr dazu ermutigen den Weg "die Veränderung annehmen und mitwachsen" den Du bereits begonnen hast zu gehen weiterzugehen.
Und ja, Du hast auch begonnen zu "sehen"... Übrigens, meine Liebe zu ihm ist mit dem "sehen" tiefer geworden.
Allerdings habe ich auch je mehr ich gelernt habe ihn zu sehen auch gelernt, dass ich mein Leben unabhängig von ihm und auch von seiner Liebe zu mir leben können muss, um dass ich das, was ich sehe, auch so stehen und sein lassen kann.

Darf ich Dich fragen in wieweit Dich der Schmerz erdrückt ? Warum macht er Dich handlungsunfähig ?

>> Ich möchte mich nicht an der Vergangenheit mit ihm festhalten, ich möchte mit ihm in die Zukunft gehn!<<

Das klingt toll ! Festhalten würde Dir die Möglichkeit der Zukunft auch nehmen. Und was auch richtig ist, es kann nur eine Zukunft ohne festhalten geben. Du kannst ihn und auch die Beziehung zu ihm nicht festhalten, Du kannst Dich auch nicht an ihm festhalten genauso, wie er sich nicht an Dir festhalten kann. Es muss ein "freies - selbständiges - miteinander - in die selbe Richtung - laufen" werden.
Doch bis ihr wieder auf selber Höhe seit, um nebeneinander laufen zu können, wird es dauern. Jeder muss in der Zwischenzeit seine Entwicklung machen.

Ich finde es irreführend, man meint, nur weil der eine Partner durch Veränderung (Krankheit) den Beziehungsgleichschritt durcheinander gebracht hat, müsste derjenige "nur gesunden", wieder etwas verändern, um dass es wieder einen Gleichschritt geben kann.

Nimm Dir die Zeit, - die Du jetzt gerade hast, weil er jetzt auf keinen Fall Beziehung leben kann/ will - und versuche erstmal nur für Dich Deine Schritte alleine zu gehen, ohne sie an jemanden angleichen zu müssen.

Deinen Schmerz kann ich nachfühlen ! Gestehe ihn Dir zu, lass ihn da sein, aber versuche auch immer wieder unabhängig von Deinem Freund und den Schmerz, der ihn betrifft, Dich zu spüren. Es gibt auch noch DICH !

Mitfühlende Grüße

vom Blümli
^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
ka2-x-di
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Registriert: 12. Nov 2012, 13:09

Re: Meine Geschichte - Partnerschaft - Depressionen - das JETZT

Beitrag von ka2-x-di »

guten Abend Blümli,

ich versuche dir einmal zu beschreiben was mich gerade und immer öffter handlungsungähig macht. Der Schmerz in mir sitzt so tief und meine Tränen haben kaum Zeit zu trocknen. Dazu plagt mich das Gefühl versagt zu haben, ihm zu helfen. Ich weiß es ist nicht richtig, doch in mir ist so ein unbeschreiblicher Druck da der ganz komische Gefühle auslost, in jede richtung... ich verspüre Ratlosichkeit, Verzeiflung, Angst - ich kann es kaum beschreiben - eine gewissen Leere??



ZU MIR - JETZT

Diese leere zerfrisst einen und aus der leere entsteht panik. Nur Panik wovor? du grübelst nach, jeder gedanke verstrickt sich mit alten und mit neuen Gedanken. Du möchtest dich ablenken doch die gedanken bleiben. du kannst dich auf nichts anderes konzentrieren als auf die Gedanken. Im Kopf sind sie völlig klar für dich, die Gedanken zu beschreiben ist unmöglich als würden die die worte dafür fehlen. Du nimmst dein Umfeld und die anderen Menschen war, doch kannst dich nicht in ihre Situation oder in ihren Gespärchen wiederfinden, dein Kopf und die leere beschäftigen dich zu sehr. Du suchst in dir nach etwas, etwas was nicht da ist. es lässt dich verzweifeln. Du suchtst nach dem Grund warum? warum gerade du? und je mehr du dich damit beschäftigst um so mehr akztptierst du es: gerade DU!! du verlierst dein selbstwertgefühl und jede gute Tat die du gemacht hast spiegelst du als Fehler wieder. du gibst dir selbst die schuld an allem was passiert ist. Versuche von der Familie oder von Freunden dich wieder am Leben zu erfreuen bestätigen dich nur darin, dass du selbst dich in diese lage gebracht hast und nur du selbst allein wieder alles gut machen kannst. es scheint als wollen die freunde und familie nur das du verdrängst und nicht verarbeitetst. du stoßt sie von dir weil du denkst es ist der falsche weg. mittlerweile bekommst du sogar ein gutes gefühl wenn du über all dene Gedanken nachdenkst und dir geht es gut dabei. doch in wirklichkeit bist du in einem loch und siehst es nicht. ... die anderen sehen es... deine Hülle, dein Köper der nur da sietzt. Für andere wirst du unzurechnugsfähig und niemand kann nachvollziehen warum du gerade das sagtst oder tust... für dich ist es das richtige, auch wenn du andere verletzt. merkst du allerdings das du andere verletzt gibtst du wieder dir die schuld... der teufelskreis ensteht. du ziehst dich zurück um nicht noch mehr schaden anzurichten. grübelst nacht. die gedanken lassen dich nicht in ruhe. du fängst im schlaf an zu träumen. wirres zeug. wünsche hoffnungen du verarbeitest alles im traum. jeden einzelnen gedanken und jedes erlebte. filme und realität versticken sich in deinem traum. du wachst auf und hast panik. kannst nicht mehr schlafen. plötzlich beschäftigen dich die träume auch noch und du denkst nach. ... wieder ein teufelskreis... der nie aufhört und immer weiter geht. dein körper wird erschöpft weil er nicht zu ruhe kommt. tagsüber denkst du, nachsts träumst du. du hast keine auszeit. du möchtest dich nicht mehr bewegen keinen schritt vor die tür machen. es strengt dich zu sehr an, obwohl du es gerne machen möchtest. einfache dinge wie duschen strengen dich an. nichts tun und keine gedanken ist dein ziel. du denkst nach wie du das erreichen kannst. du denkst wieder. wo ist der Ausweg??

... das ist nur ein Ansatz von dem was in mir vorgeht...
Ich habe gerade zusätzlich noch so viele andere Dinge die mich belasten und die ich verarbeiten muss. Ich komme im Moment nicht damit klar und habe mich daher einem Therapeuten anvertraut. Ob es hilft?? mal sehen...

Ich versuche mich auch ab zu lenken und so viel wie möglich zu unternehmen, Dinge die mir Spaß machen. Meine Freunde sind für mich da. Das alles hilft mir aber nur immer für den Moment, danach falle ich zurück. Gedanken um ihn und Gedanken über alles andere...

Ich weis ich sollte gerade nach mir schaun damit ich selbst nicht untergehe, doch irgendwie scheint es mir nicht zu gelingen. ich gebe nicht auf!
Blümli
Beiträge: 782
Registriert: 18. Jan 2011, 18:41

Re: Meine Geschichte - Partnerschaft - Depressionen - das JETZT

Beitrag von Blümli »

Liebe ka2,

das klingt für mich alles sehr danach, als ob Du Dich gerade sehr verloren hast und was für mich auch nicht gut klingt ist, dass Du Dich gegen Dich selbst richtest, Du klagst Dich an versagt zu haben, trotzdem Du weißt, dass das nicht stimmt.

Ich bin sehr sehr froh, dass Du Dich einem Therapeuten anvertraut hast !!

Ja, Du siehst das richtig, es ist höchste Zeit nach Dir selbst zu sehen, DU BIST FÜR DICH DIE WICHTIGSTE PERSON

>> (...) nichts tun und keine gedanken ist dein ziel. du denkst nach wie du das erreichen kannst. du denkst wieder. wo ist der Ausweg?? <<
Das klingt schon ganz schön in die Richtung von Denkspiralen in einer Depression...
Ich kenne von mir auch Denkspiralen, aber nicht so!
Ein Anstoß, den ich von meiner Therapeutin gelernt habe, der Dir vielleicht etwas helfen kann. Ich habe in solchen üblen Denkkreiseln versucht mich selbst körperlich zu spüren, versucht wahrzunehmen, wo in meinem Körper ich meine Gefühle spüren konnte. Und dann habe ich versucht einen guten Kontakt mit dem Boden zu bekommen, entweder da wo ich drauf saß, oder über die Füße und durch gezieltes hin-atmen in die einzelne Körperbereiche mich v e r s o r g t mit Sauerstoff.
Dieses körperliche Wahrnehmen hat mich etwas aus meine Kopflastigkeit rausholen können.

Auf jedenfall, lass Dir helfen von Freunden, Familie oder Therapeutin, vertrau Dich anderen an.

Ich denke an Dich !

Und schreib mir hier weiter, wenn Du möchtest, ich lese Dich auch gerne weiterhin und antworte Dir auch (weiß nur nicht, ob Dir das etwas helfen kann)

Alles Gute Dir

vom Blümli
^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
Jaipriya
Beiträge: 24
Registriert: 17. Nov 2012, 22:05

Re: Meine Geschichte - Partnerschaft - Depressionen - das JETZT

Beitrag von Jaipriya »

Liebe Leidensgenossin,
dies ist der erste Beitrag, den ich hier in diesem Forum schreibe, ich werde mich demnächst mal ausführlich vorstellen, es ist mir aber wichtig, dir erstmal zu schreiben.
Denn ich glaube im Moment geht es dir schlechter als mir...

Deine Geschichte hat mich berührt, ich habe während des Lesens geweint, vor Erleichterung, dass ich mit diesem Problem nicht allein bin und aus Traurigkeit, was die Depression unseren geliebten Menschen und uns antut.
In vielem habe ich mich wiedererkannt, was du schreibst: Die Bilderbuchpartnerschaft, ein Partner, der in der Kindheit mehr oder weniger Defizite in Sachen Aufmerksamkeit erlitten hat, seine "neue Trostspenderin" Namens Computer, das ungerecht behandelt werden, und vor allem dies zuzulassen (!), die zeitweilige Entfremdung und die Etappen, wo man glaubt, man hätte es gemeinsam überwunden, bis der nächste Tiefschlag kommt.

Nicht zu vergessen ist der Balanceakt zwischen IHM und der Familie, den Freunden, den Arbeitskollegen. Und ganz nebenbei müssen wir ja auch noch irgendwie im Leben funktionieren. Das ist eine enorme Belastung und erfordert fast übermenschliche Kraft.

Schön, dass deine Freunde zu dir halten, 2 meiner engsten Freundinnen konnten mich irgendwann nicht mehr verstehen und ich sie auch nicht und ich war es leid, nicht für voll genommen zu werden und mich immer für meine Partnerschaft rechtfertigen zu müssen.

Allen anderen Freunden gegenüber nehme ich das Wort Depression nicht in den Mund (Er hat auch immer noch keine Diagnose und das nach 3 Therapien, bei 3 unterschiedlichen Therapeuten und einem Jahr Antidepressiva!!!), aber wenn man nicht blind ist, sieht man, was manchmal mit ihm los ist.

Meinen Eltern habe ich mich schon vor Jahren anvertraut, als wir in einer tiefen Krise steckten und ich ernsthaft an eine Trennung dachte.

Lass dich von ihm NIEMALS emotional erpressen oder unter Druck setzten, rede mit anderen unbedingt darüber, es zerfrisst dich sonst innerlich. Und wenn es eben die Therapeutin ist. Dort bis du wahrscheinlich in deiner jetzigen Verfassung am besten aufgehoben.

Ich glaube mein Mann ist bisher eher mirzuliebe und aus Angst, ich verlasse ihn in Therapie gegangen, weshalb es auch nicht klappen konnte.

Nun war er soweit, dass er es einfach leid war nur zu existieren und nicht aktiv sein Leben zu gestalten, und er hat sich in eine Klinik begeben. Er tut es nun FÜR SICH. Es hat allerdings viele Jahre gebraucht.

Manche Menschen haben eine enorme Leidensfähigkeit. Besonders, wenn man es nicht anders kennt und nicht weiß, dass das Leben auch schön sein kann.

Nun aber zurück zu dir. Diese Gedankenspiralen sind tückisch, aber sie werden von DEINEM Kopf gesteuert, d. h. nur du kannst sie in den Groff bekommen.
Für die Nacht nimm ein pflanzliches Beruhigungsmittel oder Baldrian, oder trinke EIN (!) Glas Wein am Abend. Du brauchst deinen Schlaf.
Wenn mich nachts die Unruhe packt und ich in einem Halbschlaf grübele, dann kann ich manchmal nichts dagegen tun und stehe es irgendwie durch, aber immer öfter gelingt mir Folgendes, was dir auch schon in einem Beitrag empfohlen wurde:
Ich werde mir des Chaos in meinem Kopf bewusst und lege den Zwang ab, eine Lösung finden zu müssen und das WARUM zu umkreisen.
Wahrnehmung und Bewusstwerdung sind wahre Linderung!!!
Ich sage mir innerlich sowas wie:
"Stopp, das bringt nichts, ich brauche dringend Schlaf und werde morgen völlig fertig sein, wenn das so weiter geht! Er hilft weder mir noch meinem Partner!
Dann versuche ich Kopfhaut und Gesicht wahrzunehmen und locker zu lassen.
Dann bringe ich die Aufmerksamkeit zu meinem Atem und bin ganz egoistisch, ich atme einfach nur und es ist erst anstragend, die Gedanken immer wieder zurückzubringen, aber nach einer Weile fühle ich den Atem, mein Sein, das Leben in mir, den Körper, den ich so quäle...
Ich stelle mir vor, dass ich alle Traurigkeit, die vielen negativen Gedanken und Sorgen und alles Schwere ausatme und Leichtigkeit, Licht und Balsam (wenn du spirituell offen bist, dann auch Segnungen) einatme. Nicht mehr tun oder denken, nur atmen und fühlen.
Das bringt die Aufmerksamkeit weg von den sinnlos-Gedanken (vorallen nachts - hallo? was hilft uns das) hin zum Spüren und ankommen im Moment.
Die Gedanken werden zu Geplapper und Geräuschkulisse im Hintergrund, du schenkst ihnen weniger und weniger Beachtung.

Ich will dir keine falschen Hoffnungen machen, aber ich glaube nicht, dass die Trennung von deinem Freund so gemeint war, er ist überfordert und hat wahrscheinlich auch Schuldgefühle, manchmal stößt man dann diejenigen, weg, die man am meisten liebt.

Lass ihm Zeit, auch Zeit dich zu vermissen. Mach Dinge, auf die du seinetwegen evtl. verzichtet hast. Versuche ein paar Tage von der Arbeit frei zu nehmen, kauf dir was schickes oder so, aber lenk dich weiterhin ab.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es das war, 6 gemeinsame Jahre schmeißt keiner einfach weg, sieh es als Unterbrechung eurer Beziehung und Teil seiner Selbstfindung. Und als (makabre) Übung für dich.

Ich weiß es ist leicht gesagt.
Ich habe mir manchmal einen Nervenzusammenbruch gewünscht, einfach um nicht mehr aushalten zu müssen, sondern mich in der Opferrolle zu suhlen, alle Masken fallen zu lassen und nicht mehr zu müssen...aber das ist dumm und keine Lösung.

Ich bin und bleibe eine hoffnungslose Optimistin, dass alles gut wird und ich wünsche dir alles Gute.

Vielleicht probierst du die Wahrnehmungsübung mal aus und sagst, ob du damit was anfangen konntest oder nicht.
Ich habe noch andere Ideen auf Lager ;o)

Ich bin von Mittwoch bis Sonntag in einem Kurzurlaub und lasse mich verwöhnen. Und ich übe, mir keine Sorgen zu machen und IHN nicht zuviel zu vermissen. Leider ist LOSLASSEN nicht so meine Sache.
Wir haben derzeit geplante Funkstille für mindestens 2 Wochen (was vom Klinikpersonal empfohlen wird, nicht weil wir uns im Bösen getrennt haben) und ich hoffe, dass ich keine böse Überraschung erlebe, wenn er sich aus der Klinik meldet...

Ganz viel Licht sendet dir
Jaipriya
Die größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben können. Jean Jaurès
ka2-x-di
Beiträge: 28
Registriert: 12. Nov 2012, 13:09

Re: Meine Geschichte - Partnerschaft - Depressionen - das JETZT

Beitrag von ka2-x-di »

Hallo Jaipriya,

erstmal möcht ich dich begrüßen und sagen das ich sehr berührt bin, dass Dein erste Beitrag an mich gerichtet ist! Danke dafür!

vielen lieben Dank an euch zwei (Blümli & Jaipriya) für eure Vorschläge/Übungen! von meinem Therapeuten habe ich ähnliche Übungen bekommen, doch sie helfen mir nur bedingt weiter. natürlich werde ich auch eure versuchen um zu setzen, denn ich bin gewillt alles zu tun das ich mich nicht ganz verliehre.


<< Diese Gedankenspiralen sind tückisch, aber sie werden von DEINEM Kopf gesteuert... >>

Ja und Nein! Meine Gedankenspiralen die mehr oder weniger bewusst in meinem Kopf entstehen, lassen sich zum Teil verdrängen oder unterdrücken. Mich bewusst auf etwas anders zu Konzentrieren um die Gedanken zu unterbrechen ist möglich, doch es ist für mich unverstellbar schwer und kostet Kraft. wenn ich mich selbst dabei erwische wieder anfangen denken zu "wollen" sage ich zu mir: Es bringt dir nichts Situationen in deinen Gedanken immer und immer wieder zu druchleben. Die Sitaution ist schon passiert und du brauchst nicht mehr über eine Lösung nachzudenken für etwas was in der Vergangenheit liegt. Die Zukunft zählt! Gedanken wie "was wäre wenn?" versuche ich erst gar nicht zu zu lassen, denn ich kannn die Zukunft mit meinen Gedanken nun auch nicht vorhersagen oder beeinflussen. Es ist lieder nur viel einfacher Wunschvorstellungen in seinen Kopf zu lassen als sich mit der "negativen" Gegenwart auseinander zu setzen. Ich werde es trotzdem immer weiter versuchen meinen Gedanken im Kopf gegen zu steuern!

Doch irgendwie denkt nicht nur mein Kopf... ich habe das Gefühl mein Körper denkt auch, unabhängig vom Kopf. Klingt total verrückt aber ich versuche es mal zu beschreiben: Meine Gedanken im Kopf sind ausgeschalten, ich unternehme etwas was mir Spaß macht mit Freunden und alles scheint so als ob ich einen schönen Tag, trotz meiner schweren Situation erleben würden. Urplötzlich (ohne das ich denke) entsteht das Gefühl von Angst, Panik und Verzweiflung in mir. Dieses Gefühl sitzt hauptächlich im oberen Brustkorb und ist irgendwie damit zu verlgeichen als wie wenn man mit einer Achterbahn fährt, Prüfungsangst verspürt oder das gefühl von einem freien Fall. sobald dieses Gefühl auftritt weis ich mit was mein Körper dies in verbindung bringt: die Trennung, mein (ex)Freund, die Situation. ich muss nicht mal mein Kopf dafür einschalten um zu wissen weshalb ich plötzlich so fühle, mein Körper sagt es mir. Sehr oft wird mir durch das Gefühl unwohl und sobald dieses Gefühl da ist dauert es Stunden bis es abklingt. Meine Worte an mich selbst können das Gefühl nicht verdängen. es ist einfach da, ich bin föllig machtlos dagegen... mir fehlen gerade die Worte...
Jaipriya
Beiträge: 24
Registriert: 17. Nov 2012, 22:05

Re: Meine Geschichte - Partnerschaft - Depressionen - das JETZT

Beitrag von Jaipriya »

Guten Abend liebe ka2-x-di,

ehrlich gesagt spiele ich schon länger mit dem Gedanken, mich mit dem Thema Depression in einem Forum auseinanderzusetzen und deinen Beitrag hab ich als erstes gelesen und gemerkt, dass ich hier richtig bin.

Du hast mich sozusagen ermutigt

Diese "was wäre wenn Gedanken" machen einen echt fertig, umso besser, wenn du es schaffst ihnen die Tür vor der Nase zuzuschlagen.
Leider tendiere ich sehr stark dazu mich in solche Gedanken reinzusteigern
Ich hatte erst heute früh wieder einen. Ich musste an Freunde von mir denken, und dass die nicht mit Depressionen und alles was damit zutun hat, zu kämpfen haben. Und ich sehe sie als sehr sehr sehr große Glückspilze an. Ob sie das zu schätzen wissen?
Auch meine Eltern sind so angenehm normal und ich habe das Gefühl, dass ich komplett versage beim Versuch es ihnen gleich zutun.
Sie sind zufrieden und machen sich nicht gegenseitig das Leben schwer.
Ich wollte nie reich oder berühmt sein, nur ein ganz normales Leben: Einen Job, einen Mann und ein Kind. Leider scheint das zuviel verlangt zu seit. Bis 2009 gingen wir zielstrebig unseren Weg trotz Depressivem Auf und Ab aber seitdem scheint alles zu stagnieren. Sein beruflicher Werdegang, unser Kinderwunsch...Welches Kind will schon solche Problembeladenen Eltern *seufz*

Was wäre wenn-Gedanken ziehen einen nur runter, die bringen wirklich nichts. Es ist überhaupt nicht lösungsorientiert und bringt einen deshalb auch nicht weiter.
Das 1000-fache ausmalen und wiedererleben einer Situation kenn ich auch. Hier ist die Frage, ob es hilft, das Schlimme dadurch zu verarbeiten oder nicht. Ich glaube es ist OK, wenn man sich danach etwas besser fühlt und sagt - Schluss jetzt - nun ist gut, weiter bringt es nichts. Unterbewusstsein, mach du weiter und arbeite an einer Lösung
Aber wenn es in die Starre und Teilnahmslosigkeit führt, ist es die Kraft nicht wert.
Wenn ich ungestört und traurig bin, dann weine ich auch hemmungslos, ich lasse es raus, denn von unterdrückten Tränen bekomme ich immer üble Kopfschmerzen. Der Schmerz dauert meist nicht lang und dann fühle ich mich etwas erleichtert. (Allerdings weine ich nicht jeden Tag, sondern vielleicht 1x in der Woche, wenn überhaupt.)
Deine Situation geht mit viel mehr Trauer und Ungewissheit einher, das ist mir bewusst und es ist auch wichtig, um etwas zu trauern, jedes Gefühl ist OK und will gelebt werden. Ich halte auch nichts vom Unterdrücken und Verdrängen, das stiftet nur Unruhe im Unterbewusstsein.
Und man fühlt sich noch zusätzlich unfähig, wenn man dazu gedrängt wird von Freunden und Familie (die es natürlich nur gut meinen).
Wenn ich mich bei meiner Mum ausheule, dann sieht sie mich an uns sagt: Aber ohne ihn gehts dir wahrscheinlich auch nicht besser, oder? Ihr liebt euch doch.
Und dann denke ich mir, ja, ich glaube nicht, dass das eine Lösung wäre.

Die Übungen, die ich dir empfahl, sind wie eine Art "Erste-Hilfe-Box" die dich vor akuten Abstürzen bewahren soll. Du DARFST sie machen, du MUSST nicht. Und nicht wütend auf dich sein, wenn du es nicht schaffst, dann ist es so. Hab Geduld mit dir es ist schwer immer die Kontrolle zu bewahren.
Ich kann nur sagen, dass mir die Übungen sehr helfen, dass sie überhaupt das einzige sind, was mir dann helfen kann. Und ich brauche NIEMAND anderen dazu, es kommt aus mir selbst heraus. Es lässt einen die eigene Stärke spüren.

Und dieses Panik-Gefühl trotz deiner Ablenkmanöver, hm, da denke ich spontan an dieses Nichts mit dem du momentan konfrontiert bist. Vielleicht erklärt es auch das Gefühl des Fallens. Da ist keine Sicherheit, völlig neues Terrain auf dem du dich bewegst. Wer würde sich da nicht verloren fühlen???

Ich kenne bisher keine Panikattcken, nur das Gefühl, dass das Herz ein Stück tiefer rutscht und natürlich das Kribbeln vom Achterbahnfahren - das mag ich gar nicht! Aber ich erbeite im Moment auch daran, meine übertriebenen Ängste und Hemmungen abzubauen und habe auch das letztens getestet

Natürlich spiegelt dein Körper deine geistige und emotionale Verfassung wider und er hat seine Sprache dafür. Er stellt evtl. fest - moment, hier stimmt doch aber was nicht! Und dann kommt dir plötzlich alles banal und falsch vor - klar doch du möchtest deinen Freund bei dir haben und mit ihm glücklich sein, nicht diese Leere. Oder die Feststellung, moment, mir gehts drad gut - wie kann das sein? Eigentlich müsste ich mich doch furchtbar fühlen. Vielleicht hat es auch etwas damit zutun, ob du dir es ERLAUBST mal gute Laune zu haben und ein paar unbeschwerte Stunden zu verbringen. Sind nur Ideen meinerseits.

Ich finde meine Lage manchmal absurd, wie einen unerträglichen Albtraum und denke mir, wie kann das sein, wie es ist? Aber es bleibt uns nur, den Moment zu umarmen und zu sagen, ist OK, das wird schon.

Was mich antreibt und ermutigt ist die Vorstellung, dass es eben MEINE Aufgabe im Leben ist, diesen besonderen Menschen zu begleiten und mir selbst ein enormes Entwicklungspotenzial bietet. TROTZ allem glücklich zu sein, unabhängig von allen Umständen.
Ich will keinen oberflächlichen Mann, der nur Fußball guckt und Bier trinkt, ich will einen tiefgründigen, auch wenn diese Gründe ihn selbst zu verschlingen drohen.

Jemand, den ich sehr schätze, hat letztens zu mir gemeint, es ist alles gut, auch die Traurigkeit, aber identifiziere dich nicht mit ihr und bewerte sie nicht. Komm immer wieder in deine Mitte zurück und verliere dich keinesfalls in diesem Gefühl.
Um uns nicht zu identifizieren, sind wir wieder bei den Übungen: Indem du spürst, ah, dort sitzt die Panik, und dort hämmert der Schmerz, wirst du zur Beobachterin und nimmst wahr, ohne zu verdrängen (!). Das ist produktiv und in dem Moment ist der Schmerz nicht schlecht oder gut, sondern eben einfach Schmerz...und er darf sein.

Das ist alles schon hoch philosophisch und ich darf auch ganz ganz viel üben (wahrscheinlich mein ganzes Leben...), immer wieder die Beobachterrolle einzunehmen, aber die Art wie du schreibst lässt mich vermuten, dass du Zugang zu solchen Gedanken findest und vielleicht erahnst was ich meine.
Ich habe bisher nichts gefunden, plausibeler klingt.

Vielleicht melde ich mich morgen nochmal, vielleicht auch erst wieder ab Sonntag.
Ich freue mich, dass du mir geantwortet hast.

Oje, das ging ganz schön durcheinander thematisch, du brauchst nicht drauf eingehen, wenn es dir zuviel ist.

Alles Gute, du bist nicht ganz allein
Jaipriya
Die größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben können. Jean Jaurès
ka2-x-di
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Registriert: 12. Nov 2012, 13:09

Re: Meine Geschichte - Partnerschaft - Depressionen - das JETZT

Beitrag von ka2-x-di »

Hallo Jaipriya,

ich freu mich über jede Antwort die ich bekommen kann, von jedem. hinter jeder Antwort steckt ein Gedankengang den ich vll nie gehabt hätte. Es sind Denkanstöße oder Verbesserungen für mich und ich nehme dies gerne an.

Meinen Gedanken die Türe vor der nase zu zu schlagen klappt nur bedingt gut. Sind diese Gedanken einmal da, steigere ich mich auch sehr oft hinein und auch hierbei entsteht das gefühl von Panik in mir. ich weiß das solche gedanken nicht lösungsorientiert sind, aber trotzdem sind sie da und das 1000-fache ausmahlen und wieder erleben von Situation hilft mir so weit ich das bis jetzt beurteilen kann nicht wirklich die situation besser verarbeiten zu können. es schadet mir eher und zieht mich weiter in das loch...

ich bin machtlos gegen das gefühl der panik. es kommt ob es mir gut geht, oder ob es mir schlecht geht. wann und wo kann ich nicht beeinflussen es ist einfach da. ich möchte weiterleben und spaß dabei haben, ich will nicht ständig daran erinnert werden was gerade los ist, ich möchte auch mal abschalten können und mir das gefühl von "glücklich sein" erlauben, so schwer es gerade auch für mich ist. es gelingt mir nur nicht...

Wenn ich in mich hineinhorche und versuche meine Schmerz aus der Beobachterrolle wahr zu nehmen, wird alles nur noch schlimmer. Ich habe schon oft versucht in mich zu gehen und heraus zu finden warum genau ich so traurig bin und was genau mich belastet. je mehr ich versucht habe für mich die Wahrheit heraus zu finden und den schmerz einfach nur mal "da sein zu lassen" um so schlechter ging es mir. Mir wird dann sogar immer richtig übel und ich kenne nur den weg ins bad...

Seit der Trennung vor ca.3 Monaten weine ich, ich weine bis ins unermässliche ob Tag oder Nacht... ich kann einfach nicht mehr!


Menschen die ohne Depressionen oder deren folgen leben können sind wirklich wahre Glückspilze! Sie wissen es aber oft nicht zu schätzen weil es für sie unvorstellbar ist sich selbst so zu verlieren und die Situation nicht nachvollziehen können.

Blümli schreibt:
<< Ich hatte es früher mal damit beschrieben, dass ich die Sprache nicht verstehen könne, in der ein Mensch mit Depressionen sich ausdrückt. Das viele Lesen ( ganz wichtig für mich auch die Bücher von Giger-Bütler) hat mir zwar einen gewissen Wortschatz dieser Sprache vermitteln können, aber die Kultur, die hinter jeder Sprache steckt, können mir nur andere Menschen, die mit dieser Kultur vertraut sind, zumindest etwas näher bringen. >>

Dafür muss man jedoch bereit sein sich einer solch speziellen Kultur an zu nehmen...
ich war dafür bereit und bin es noch immer, weil ich diesen Menschen liebe!
Jaipriya
Beiträge: 24
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Re: Meine Geschichte - Partnerschaft - Depressionen - das JETZT

Beitrag von Jaipriya »

Ach, liebe ka2-x-di,

schön dass du offen für möglicherweise hilfreichen Input bist. Nur so kann sich etwas verändern.

Ich frage mich gerade, ob dir eine Hypnosetherapie helfen würde. Unter Anleitung kann man sich besser auf das Wesentliche konzentrieren und du könntest erfahren, was dein Unterbewusstsein dazu sagt.
Ich habe das wegen meinem unerfüllten Kinderwunsch ausprobiert und hatte noch ein weiteres großes Thema, das mich belastete. Ich war erstaunt, dass mein Unterbewusstsein etwas ganz anderes sagte als mein Intellekt.

"ich möchte weiterleben und spaß dabei haben, ich will nicht ständig daran erinnert werden was gerade los ist, ich möchte auch mal abschalten können und mir das gefühl von "glücklich sein" erlauben, so schwer es gerade auch für mich ist. es gelingt mir nur nicht..."
Und das ist dein Recht. Gibt es Tätigkeiten, in die du dich geistig versenken kannst, was dich richtig ausfüllt? Vielleicht gäbe es diese Tätigkeit, bei der du kurzzeitig abschlten kannst.
Als ich spürte, dass ich meine beste Freundin verliere habe ich viel geschrieben ohne es je an sie abzuschicken und nach einer Weile hat es mir gereicht. Es hat mir geholfen meine Gedanken zu ordnen.

"Wenn ich in mich hineinhorche und versuche meine Schmerz aus der Beobachterrolle wahr zu nehmen, wird alles nur noch schlimmer. Ich habe schon oft versucht in mich zu gehen und heraus zu finden warum genau ich so traurig bin und was genau mich belastet. je mehr ich versucht habe für mich die Wahrheit heraus zu finden und den schmerz einfach nur mal "da sein zu lassen" um so schlechter ging es mir. Mir wird dann sogar immer richtig übel und ich kenne nur den weg ins bad..."

Das sind echt heftige körperliche Reaktionen, die du beschreibst. Etwas in dir wehrt sich unheimlich gegen - ja wogegen eigentlich? Das ganze zu verdauen?
Dann ist diese Übung derzeit kontraproduktiv für dich, es soll ja nicht schlimmer werden.

"Seit der Trennung vor ca.3 Monaten weine ich, ich weine bis ins unermässliche ob Tag oder Nacht... ich kann einfach nicht mehr!"
Auf diese Weise kann der Schmerz deinen Körper verlassen, viele Tränen, was für ein Reinigungsprozess.

Wie bewältigst du den Alltag, darf ich dich fragen was du beruflich machst? Bist du da sehr eingespannt?

"Menschen die ohne Depressionen oder deren folgen leben können sind wirklich wahre Glückspilze! Sie wissen es aber oft nicht zu schätzen weil es für sie unvorstellbar ist sich selbst so zu verlieren und die Situation nicht nachvollziehen können.

Blümli schreibt:
<< Ich hatte es früher mal damit beschrieben, dass ich die Sprache nicht verstehen könne, in der ein Mensch mit Depressionen sich ausdrückt. Das viele Lesen ( ganz wichtig für mich auch die Bücher von Giger-Bütler) hat mir zwar einen gewissen Wortschatz dieser Sprache vermitteln können, aber die Kultur, die hinter jeder Sprache steckt, können mir nur andere Menschen, die mit dieser Kultur vertraut sind, zumindest etwas näher bringen. >>

Dafür muss man jedoch bereit sein sich einer solch speziellen Kultur an zu nehmen...
ich war dafür bereit und bin es noch immer, weil ich diesen Menschen liebe!"

Ja, ich empfinde es auch als eigene Welt und mein Leben dadurch, dass ich in beiden Welten zu Hause bin kommt mir manchmal vor wie ein Doppelleben. Nach außen hin stempeln uns alle als Traumpaar ab, aber sie sehen nur die Hälfte. Den ganzen Kummer sehen sie nicht.

Mir hat die Literatur bisher nicht genug Antworten gegeben. Es heißt immer: Wenn ihr Partner vorher so und so war und nun so und so ist. Plötzlich mach ihm dies und jenes keinen Spaß mehr, blabla...
Das Problem ist nur, dass ich meinen Mann nur so kenne, er war schon immer so und es gibt dadurch kein VORHER. Das macht mich irre!
Ihm fehlte schon immer das kleine Stück zum Glück. Ich glaube, er dachte früher, es in mir gefunden zu haben, aber auch ich kann ihn nicht glücklich machen, nur er sich selbst...
Seit 12 Jahren ist mein Leben eine Suche nach Antworten und ich habe in den letzten 2 Jahren sehr tolle Menschen getroffen, die mir Anregungen gegeben und mit ihren Geschichten Mut gemacht haben. Diese sind hauptsächlich Betroffene.
Von sehr guten Freunden hingegen habe ich mich missverstanden gefühlt und ihre Sicht der Dinge wich um Welten von der meinen ab. Aber meine Sichtweise wurde nicht akzeptiert...das war besonders hart.
Daher auch das Wegstoßen von Menschen, die man mag, das du auch schon erwähnt hast. Wir sind wahrscheinlich schon so zerbrechlich, dass wir einfach einige Dinge und Sichtweisen nicht zulassen können um und zu schützen.
Ich war richtig zerrissen zwischen IHM und IHNEN und habe mich schließlich für IHN entschieden, weil er nicht nur mein Partner, sondern auch mein bester Freund ist.
Er wurde auch heftigst angegriffen, was mich sehr wütend gemacht hat, aber sie wissen es nicht besser und wollen es auch gar nicht wissen. Die andere Welt eben.
Ich hatte nicht Kraft für 3, sondern nur für einen und so habe ich mich entschieden für IHN und gegen die beiden anderen, die mir auch Jahrelang lieb und teuer waren.
Ich hatte das Gefühl, alles geht kaputt.
Ich hoffe so sehr, dass diese Therapie ihm etwas bringt, so schade um die verlorenen Jahre, das Leben ist so kostbar.
Deshalb will ich es morgen bis Sonntag besonders genießen und ich wünsche dir von Herzen, dass es dir bald auch wieder und immer besser gelingt.
Alles Liebe und wenig Tränen
Jaipriya

PS: Darf ich dein Alter erfahren?
Die größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben können. Jean Jaurès
ka2-x-di
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Registriert: 12. Nov 2012, 13:09

Re: Meine Geschichte - Partnerschaft - Depressionen - das JETZT

Beitrag von ka2-x-di »

Guten Abend Jaipriya,

ich werde meinen Therapeuten einmal bezüglich einer Hypnosetherapie ansprechen und mir seinen Rat einholen. Natürlich werde ich dann darüber berichten.

Eine Tätigkeit die mich ablenkt oder in die ich mich geistig versenken kann? ich schreibe sehr viel. ich führe eine Art Tagebucht, naja wohl eher gerade ein Kummertagebuch in dem ich schreibe was mich belastet oder in dem ich meine wirren Gedankengänge versuche auf zu schreiben. Es hilft ein wenig...

Wogegen sich mein Körper wehrt weis ich nicht. aber ich denke sollte ich mich wirklich für eine Hypnosetherapie entscheiden könnte dies da zum vorschein gebracht werden?

Meine Antwort fällt jetzt sehr kurz aus und ich gehe auch nicht auf alle deine Fragen ein, da ich gerade an einem Text schreibe in dem sie beantwortet werden. Dieser Text gehört zu meiner Geschichte und folgt in kürze. ich denke darauß kannst du deine antworten ziehen


Jaipriya, ich wünsch dir erholsame Tage in denen du Kraft schöpfen kannst und du für dich die zeit genießen kannst!!

Liebe und dankbare Grüße
ka2-x-di
Blümli
Beiträge: 782
Registriert: 18. Jan 2011, 18:41

Re: Meine Geschichte - Partnerschaft - Depressionen - das JETZT

Beitrag von Blümli »

Hallo Jaipriya,

wollte Dich hier noch kurz begrüßen und Dir etwas dazu schreiben:

>>Mir hat die Literatur bisher nicht genug Antworten gegeben. Es heißt immer: Wenn ihr Partner vorher so und so war und nun so und so ist. Plötzlich mach ihm dies und jenes keinen Spaß mehr, blabla...
Das Problem ist nur, dass ich meinen Mann nur so kenne, er war schon immer so und es gibt dadurch kein VORHER. Das macht mich irre!<<

Bei den Büchern von Josef Giger-Bütler, vor allem das Buch " Sie haben es doch gut gemeint" ( naja, hab es auch als erstes gelesen) ging es mir gerade auch so, dass ich meine Schwester auf Anhieb super deutlich wieder erkennen konnte und zwar so, wie ich sie schon immer, auch vor der für mich sichtbaren Depression, erlebt und gekannt habe. Auch wurde für mich die Verbindung zu ihrer Kindheit sowas von klar. Wie, und dass sich daraus depressive Denke- und Verhaltensmuster entwickelt hat, um dass sie ihr Leben so meistern konnte, wie sie es auch wirklich gemeistert hat, wurde mir während des Lesens so klar. Mir ging es bei diesem Buch ganz oft, dass ich dachte, "Ja Ja Ja, genau, dass ist sie". Und endlich hatte ich das Gefühl, sie "sehen" und "verstehen" zu können mit dem, was sie mir immer wieder versuchte zu sagen, ich aber nur die Worte gehört hatte und diese mir bis dahin ganz andere Assoziationen und Bilder erzeugt haben und deshalb mein ( Nicht-)"Verstehen" auch so anders war.
Aber auch meinen besonderen Freund konnte ich auf Anhieb darin erkennen und es hat mir so unwahrscheinlich viel "sichtbar" machen können.

Und was ich auch ganz besonders fand, dass ich endlich von jemanden (mit dem Verfasser des Buches) lesen konnte, der anscheinend den selben Drang hatte das sehen zu wollen, was Menschen zu Depressionen bringt, und dass es im Grunde nichts "Schlechtes" ist, sondern eigentlich gerade sehr kostbare Eigenheiten, die diese Menschen in unserer Gesellschaft nur so überaus verletzlich macht und sie letztlich nur noch mit Depression reagieren können.

Ja, das war's eigentlich schon. Eigentlich wollte ich mich gaaaanz kurz halten, ist mir wieder mal nicht gelungen

Liebe Grüße

vom Blümli
^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
ka2-x-di
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Registriert: 12. Nov 2012, 13:09

Re: Meine Geschichte - Partnerschaft - Depressionen - das JETZT

Beitrag von ka2-x-di »

Hallo Blümli,

vielen Dank für den kleinen Einblick den du uns in das Buch gegeben hast. ich werde mir dieses Buch heute noch bestellen, da ich auch besser "sehen" und "verstehen" möchte. für mich gerade ein weiterer Griff nach einem Strohhal, auch wenn es noch so klein sein mag.

Liebe und dankende Grüße
ka2-x-di
Zauberland

Re: Meine Geschichte - Partnerschaft - Depressionen - das JETZT

Beitrag von Zauberland »

@jaipriya

in den letzten 3 Jahren haben mir viele meiner Freunde den Rücken gekehrt, weil sie nicht verstanden haben, wie mein Freund "mit mir umgeht". Wenige sind geblieben und die, die noch da sind, sind bei mir geblieben, weil sie mich so sehr lieben.
Nun wohne ich mittlerweile in einer neuen Stadt, mein Freund hat die Beziehung beendet, meine alten Freunde sind innerlich weit weg, die anderen wohnen viele Kilometer von mir entfernt.
Ich habe sehr viel verloren und die Reaktionen meiner alten und neuen Freunde sowie von der Therapeutin sind wirklich hart.
Niemand weint ihm eine Träne nach- ich finde das befremdlich.
Es gibt keine Sicherheit- und wer kämpft kann verlieren, aber irgendwie beschleicht mich in den letzten Wochen immer mehr das Gefühl, dass so ein Ungleichgewicht nicht gesund sein kann. Inwiefern ist denn eine Beziehung in der Depression noch eine Beziehung,(- die von Geben und Nehmen lebt)
Inwieweit verschließen wir, die Angehörigen die Augen davor, dass es eigentlich innerlich aus ist- zu Zeiten der Depression.
Inwieweit ist unsere Anwesenheit wichtig?(@die Betroffenen..)
Genügt es dem Depressiven, wenn wir "da" sind und ihn unterstützen, wenn er unsere Hilfe braucht? Und ohne eine Therapie des Betroffenen ist es für uns doch gar nicht möglich zu helfen?
Ist es für einen Depressiven nicht wichtiger, sein Leben erst einmal für sich geregelt zu bekommen, bevor er sich in eine Beziehung einlässt?
(Natürlich ist das zu einfach und absolut gesagt,) - aber ich lese so oft hier wie sehr die Angehörigen leiden, dass ich mich frage, ob es der Weg ist an der Beziehung immer festzuhalten, es ist doch auch wichtig sich mit den eigenen Ängsten zu beschäftigen, inwieweit spielen uns denn unsere Verlassensängste einen Streich, wie oft stehen wir uns selbst im Weg und was hält uns davon ab, erst einmal für uns da zu sein. Und wenn wir nach unseren Bedürfnissen geguckt haben, im Hintergrund für den anderen da zu sein? Wer kam auf die Idee, das wir uns opfern und wie kann ein Depressiver erkennen was gut tut, wenn der Partner sich selbst vernachlässigt.
Es erscheint mir gerade alles falsch herum....
Jaipriya
Beiträge: 24
Registriert: 17. Nov 2012, 22:05

Re: Meine Geschichte - Partnerschaft - Depressionen - das JETZT

Beitrag von Jaipriya »

Ihr Lieben,

bin wieder zurück, aber wiedermal habe ich festgestellt, dass man den Kopf doch immer mitnimmt...
Ich habe das beste draus gemacht.

Ich möchte auch kurz (weil ich ins Bettchen muss ) auf ein paar Punkte von euch eingehen.

Ich lese eure Beiträge mit großem Interesse!!!

Liebe ka2-x-di,
ich kann dir nur raten es auszuprobieren, bei der Hypnosetherapie kamen bei mir viele Tränen zum Vorschein, aber auch sehr viel "Eigenliebe" - will ich es mal nennen. Ich habe gespürt, dass die Gefühle, die das Verhalten meiner bessen Freundin in mir auslöste Gift für meine Seele waren und da man in der Hypnostherapie viel über Bilder arbeitet habe ich sie sprichwörtlich immer wieder weggeschickt mit ihrem Vorwürfen und Schuldgefühlen, die sie immer wieder an mich herantrug. Wie gesagt, ich habe derzeit nur Kraft EIN schwieriges Thema zu bearbeiten und es war wohl ein Schutzmechanismus, sie dann auszusperren. Es muss ja auch nicht für immer sein. Als ich sie ein paar Monate später zufällig traf, hatte ich sofort wider ein warmes Gefühl der Zuneigung für sie und wir haben uns sogar umarmt, trotz allem Unverständnis, das zwischen uns herrscht.

Ein Kummertagebuch klingt gut ja, es gibt einem wenigstens eine etwas strukturierte Beschäftigung, wenn man schreibt.

Du machst das gut!!! Ich finde es toll, wie du viele Versuche unternimmst (z. B. mit den Büchern, die du bestellst) etwas Heilung für dich zu finden.

Hat dir dein Freund eigentlich klar gesagt, dass er dich nicht mehr liebt?
Ich bin gespannt auch die Zeilen, an denen du arbeitest.

@ Blümli: "Wenn der Mensch, den du liebst, depressiv ist" und "Wenn Männer mauern" habe ich bisher gelesen. Ersteres hat mich irgendwie nicht so richtig angesprochen und ich habe uns darin nicht wiedergefunden, da habe ich die Lust am Lesen verloren. Er werden viele Beispiele aufgeführt, aber ich fand es fad. Vielleicht sollte ich es noch einmal mit dem von dir empfohlenen Buch probieren. Danke dir

@ Federleicht:
Ich hatte schon einige Beiträge von dir gelesen, bin allerdings wieder raus aus deiner Problematik - einfach wiel ich schon so viel gelesen habe - und werde mir deine Geschichte nochmal in Ruhe anschauen.

Er tut mir sehr leid, dass du seitens vieler Freunde so im Stich gelassen wurdest und auch noch harte Worte von der Therapeutin zu hören gekamst.
Ich vertrage soetwas nicht gut, das kann für mich die gesamte Vertrauensbasis zerstören.
Meine beste Freundin hat mir auch harte Sachen vorgehalten, meinen Mann mit einem Alkoholiker verglichen, der seine Frau mißhandelt, Besserung beteuert und dann doch wieder schwach wird. Ich kann den ANsatz dieses Vergleichs nur in sofern nachvollziehen, dass beides eine Krankheit ist, aber mehr nicht.
Ich bin der Meinung, dass jeder selbst verantwortlich ist, wie sehr er sich verletzen lässt. Mein Mann hat mich nie körperlich verletzt.
Wenn, dann war es mit Worten und auch nur, wenn es ihm ganz ganz schlimm ging und ich komplett falsch darauf reagiert habe. Es hätte damals unsere Beziehung fast kaputt gemacht. Und ich schäme mich, dass ich es zugelassen habe. Das passiert mir jetzt nicht mehr.
Entweder, ich zeieh mich zurück und lasse ihm seine Ruhe (und sein Leid), wenn ich es nicht ertragen kann. Oder ich bin wortlos bei ihm und signalisiere ihm, dass ich damit zurecht komme und er mir keine Last ist. D. H. ich weine nicht und rede nicht auf ihn ein. Seitdem er das spürt, lässt er mich auch in schlimmen Momenten an sich ran.

Ich finde deine Gedanken, sehr interessant, weil ich mich das auch oft frage. Wie weit gehe ich? Wann wird es ungut für mich (und auch für die Beziehung).

Ich habe das Glück, dass er mir in entspennteren Phasen darauf Autworten kann.

Er meint, dass ich ihm nicht helfen kann wenn es ganz schlimm ist, dass ist alles zuviel.
Oft ist er dankbar, wenn ich unterstützend für ihn da bin, ihm Nähe und Zärtlichkeit gebe (das gibt mir selbst auch sehr viel).

Es gibt viele Momente, wo er mir sagt, dass er mir viel zu wenig gibt und dass er weiß, dass ich viel mehr verdiene und er mir das so gerne geben würde. Erst vor etwa 2 Monaten sagte er: Ich bin überhaupt nicht für dich da. Und dann hält er mich fest.

Weißt du, da scheint sein wirkliches Wesen durch und ich weiß, dass ich das Richtige tue, und habe wieder Kraft, dass ich Bäume ausreißen könnte.
Dieser Funke hält unsere Beziehung am Leben.

In den Tagen, die ich unterwegs war habe ich viel über Liebe und Anhaftung (wie meine buddhistische Lehrerin es nennt) nachgedacht und dass wir so leicht emotional abhängig von Menschen werden, wenn wir Beziehungen eingehen. Ich muss lernen AUCH ohne ihn glücklich zu sein und zwar dauerhaft. Aber auch bin nur ein Mensch mit vielen Fehlern...

Berichte mir doch bitte mehr zu deinen schmerzhaft-aufschlussreichen Augenöffnungsmomenten, dann vielleicht in einem deiner Threads oder in meinem frisch eröffneten, damit wir nicht den von ka2-x-di
"verstopfen"

Ich wünsch euch alles eine heilsame Nacht...
Die größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben können. Jean Jaurès
ka2-x-di
Beiträge: 28
Registriert: 12. Nov 2012, 13:09

Re: Meine Geschichte - Partnerschaft - Depressionen - das JETZT

Beitrag von ka2-x-di »

Hallo liebes Forum,

seit tagen versuche ich einen Text über mich zu verfassen, doch es gelingt mir nicht. Ich schreibe und schreibe und stelle fest, ich schreib nicht über mich sondern über IHN. Ich kann mit meinen Gedanken kaum bei mir selbst bleiben. unzählige male habe ich einen text geschrieben und dann wieder gelöscht. Meine eigene Person und mein eigenes empfinden über mich selbst scheint verloren zu gehen oder ich habe gerade keinen zugangn zu mir selbst. Dennoch will ich es versuchen:



MEIN JAHR 2012

Ich bin mit meinem Freund im Juli 2011 zusammen gezogen, davor habe ich noch bei meinen Eltern gewohnt und er bei seiner Mutter. Wir haben uns in der wohnung gut eingelebt und alles war eigenltich zwischen uns perfekt. Obwohl ich mich auch sehr gut in der Wohnung eingelebt hatte, hat mir irgendwas gefehlt um mich richtig "zu hause" zu fühlen. Die Nähe zu meinen Eltern fehlte mir, oder besser gesagt es war ungewohnt sie nicht in meiner Umgebung zu wissen. In bezug auf meine Eltern bedrückte mich auch, das ich erst jetzt bemerkte was meine Eltern immr für mich getan haben. Sie haben sich für mich aufgeopfert und waren immer für mich da. Ich hingegen habe alles immer als selbstverständlich angesehen und nur selten kam ein "danke" über meine lippen. Ich gegenteil, ich war eher trotzig und nicht bereit auch ihnen einmal etwas zu geben. Die späte Erkenntnis so unglaublich tolle Eltern zu haben und selbst immer undankbar ihnen gegenüber auf zu treten hat mich sehr belastet und launisch gemacht. ich war unzufrieden mit mir selbst und mein freund hat dies sehr deutlich gemerkt, ich war manchmal sehr schwer zu ertragen. Doch er hat sich die zeit für mich genommen und mir zugehört was ich zu sagen habe und wir haben gemeinsam nach einer Lösung gesucht und gefunden. Er hat mich aus meinen Gedanken geholt und war für mich da. ein toller Mann!!

Weihnachten ging vorüber und das Jahr 2012 hat begonnen. zwei oder drei wochen nach dem jahreswechsel habe ich zum ersten mal deutlich gemerkt das mein Freund anders ist, deutlich anders! kurz nach dem wir zusammen gezogen sind kam die Vergangenheit meines Freundes zwar auch schon in ihm hoch und ich habe ihm zur Seite gestanden, aber es war nicht so extrem belastend für ihn wie jetzt... dachte ich. Mein Freund (auch ich) hat erst gemerkt wie sehr ihn die Vergangenheit belastet als sein Unterbewusstsein zum Bewusstsein wurde. Das verarbeiten der Vergangenheit kostete meinen Freund so viel Kraft, Karft die er nicht aufbringen konnte und er ist in das Loch der Depression gefallen. Meine verzweifelten Bemühungen ihm zu helfen sind nahe zu immer gescheitert.

Anfang März kam die Nachricht, dass meine Oma Krebs hat. Der Krebs soll schon soweit fortgeschritten sein das man ihr eine Niere und Teile vom Darm entfernen musste. anschließend Chemo und zahlreiche Kuren. Diese Nachricht hat mich total aus der Bahn geworfen. vor ca. 2 Jahren ist meine Tante an Brustkrebs gestorben und davor mein Onkel an Gehrintumor. Beide mussten sich viel zu früh vom leben verabschieden und ich habe ihren gesammten leidensweg bis hin zu pflege mit bekommen. Die schlimmen erinnerungen sind mit der Nachricht von meiner Oma wieder hoch gekommen und damit die Angst vor dem was kommt.

Meine Familie steht meinem Freund auch sehr nahe und ihn hat diese Nachricht auch noch zusätzlich belastet. zu diesem Zeitpunkt hat er für sich entschlossen sich einem therapeuten an zu vertrauen, weil selbst nicht mehr wusst wo er im leben steht. ich war so stolz auf ihn! leider machte dies die situation nicht leichter für mich. ich sah wie mein Freund leidet und nur noch selten das strahlen der Lebensfreunde, das er sonst immer hatte, aufblitzte. ich bemühte mich weiter meinem Freund in irgendeiner art und weise die hand zu reichen und für ihn da zu sein. Gleichzeitig wollte ich auch meiner Familie helfen und untersützen.

Ende März ist meine Uroma zusammen gebrochen. Natürlich ist das altersbedingt aber es tut trotzdem sehr weh. Meine Familie muss sich nun auch um sie kümmern, unterstützt durch den Pflegedienst.

Im April habe ich erfahren das ich meinen Job Ende Oktober verlieren würde. ich arbeite in der pharmaindustier und habe in meiner tätigkeit meinen absoluten Traumberuf gefunden. ich arbeite in der forschung und entwicklung. praktisches arbeiten ergänzt sich mit schreibtischarbeit. dazu kommt der kontakt zu kunden und die auslandserfahrung die ich in diesem Job sammeln kann. um so schlimmer traf mich die Nachricht das ich meinen job verlieren würde, natürlich verbunden mit Zukunftsängsten.

Im Mai erreichten mich die ersten anrufe von meinem Freund wegen seiner zusammenbrüche. Die sorge um ihn fing an mich förmlich um den Verstand zu bringen. Dazu die Nachrichten von meiner Familie die nich aufhören wollten. Eine meiner Tanten hatte ihr Kind durch eine Fehlgeburt verloren, meine Mama hat einen Burn-out bekommen und mein Papa ist total überfordert mit allem. Dazu kommt meine Jobsuche die bis heute erfolglos bliebt.

Ich selbt hatte für mich keinen Rückzugsort mehr, den überall waren Probleme. Ich war schlichtweg überfordert mich mit so vielen Dingen auseinander zu setzen, doch aufgeben kam für mich nicht in frage. Ich war immer der Meinung ich/wir schaffen das. Aus dem "aktiven" Familienleben habe ich versucht mich zurück zu ziehen und mich auf meinen Job und meinen Freund zu konzentrieren.

Doch mit meinem Freund war es kaum noch möglich zu sprechen. sobald ich was sagte wurde es von ihm als meckern, nörgeln oder vorwürfe aufgefasst. ich kam nicht mehr oder nur selten an ihn heran. Als er mir das einemal erwähnte seinem leben einem Ende zu setzen sind bei mir die sicherungen durchgebrannt vor sorgen. so kam es das ich sein empfehlungsschreiben seines Behandelnden Arztes gelesen habe weil ich mir erhofft hatte darin eine Lösung zu finden. Das Schreiben lag offen nicht im Brifumschlag und nicht zusammengefaltet unter der Garderobe und jeder der in unsere Wohnung gekommen wäre hätte es lesen können. Ich weis es war falsch und er sagte mir es sein ein schwerer Vertrauensbruch, doch ich habe ihm nicht verschwiegen das ich es gelesen habe, sondern offen angesprochen. Bis zu diesem zeitpunkt habe ich alle meine Belastungen mit mir selbst herum getragen und konnte einfach nicht mehr. ich musste mit jemanden sprechen. ich habe dann mit meinen eltern teilweise gesprochen und meinem besten Freund (es ist auch sein bester Kumpel) alles offen anvertraut. hätte ich das nicht gemacht wäre ich geplatzt... aber auch das war ein vertrauensbruch für meinen Freund.

alles was mir noch einfällt ist... ÜBERFORDERUNG! ÜBERFORDERUNG! ÜBERFORDERUNG!



... gerade erdrückt mich das schreiben, die Erinnerung bringt die ganzen Gefühle der Überforderung und Verzweiflung wieder hoch ... brauch erst wieder zeit um mich zu sammeln!
Jaipriya
Beiträge: 24
Registriert: 17. Nov 2012, 22:05

Re: Meine Geschichte - Partnerschaft - Depressionen - das JETZT

Beitrag von Jaipriya »

Liebe ka2-x-di,

ich bin nicht jeden Tag im Forum, mir ging es gestern nicht gut. Ich war irgendwie so mutlos und verzweifelt.
Habe gestern vor Schlafengehen Rotz und Wasser geheult, hatte immer den Gedanken, wie weitermachen, wenn NICHTS besser wird - ist das lebenswert?- und sah heut früh so scheiße aus, dass ich schon wieder drüber lachen musste... Heute ist es etwas besser, wie so oft am nächsten Morgen. Und dann ncoh der Stress auf Arbeit, da denke ich zumindest nicht so viel.

Ich habe eben deine Zeilen gelesen.
Da hast du mächtige Schicksalsschläge erlitten in der Familie. Das wirft jeden aus der Bahn.
Ich kenne das Dilemma mit dem "Vertrauensbruch". Mein Mann war damals auch aufgebracht, als ich mich meinen Eltern anvertraut hatte, aber es war auch für mich eine Ausnahmesituation. Ich war beruflich dabei Neuland zu betreten, keine Unterstützung von ihm, da er wie so oft genug eigene Schwierigkeiten hatte, die Krise, die ich damals mit ihm hatte - ich hatte das Gefühl, ich bin ihm egal - und dann brach es auch aus mir heraus. Ich fühlte mich furchtbar einsam.
Er hat es mir verziehen, aber es wäre auch unmenschlich, von dir zu verlangen, mit niemandem zu reden.
Ich habe meinen Mann in guten Momenten schon gefragt, ob er je den Gedanken hatte, sich das Leben zu nehmen. Das war zum Glück noch nicht der Fall. Und ich glaube ihm, denn wenn er eines ist, dann schonungslos ehrlich.
Aber ich wäre an deiner Stelle auch nicht mehr aus dem Sorgen machen rausgekommen und dass du das Schreiben gelesen hast finde ich richtig und wichtig. Unbewusst wollte er das, sonst hätte er es nicht so offen rumliegen lassen. Wir als Partner haben auch Verantwortung für den anderen. Bei der Äußerung von Selbsttötungsabsichten bist du sogar aufgefordert das Leben deines Partners zu schützen und könntest ihn einweisen lassen.

Ich habe ihm auch mal gedroht, einen Arzt zu rufen, wenn er nicht aufhört sich so seltsam aufzuführen. Es hat mich fertig gemacht, wie er sich auf der Couch gewunden hat wie ein verwundetes Tier, mit diesem seltsamen Ausdruck in den Augen, der hektischen Atmung...ich wusste es damals nicht besser, ich habe alles noch schlimmer gemacht, weil ICH ein Problem damit hatte. Ich wusste nicht, was mit ihm passiert und wollte nur, dass es aufhört. Wäre ich ruhig geblieben, wäre ich ihm eher eine Hilfe gewesen.

Ich muss manchmal an den Film "A beautiful mind" denken und was die arme Frau da mit ihrem Genie durchgemacht hat. Sie hat sich bestimmt auch Vorwürfe gemacht, als er die Elektroschockt bekommen hat. Aber sie haben es gemeinsam geschafft. Und er hat sie im Nachhinein verstanden und wusste es zu schätzen.

Aber zurück zum Empfehlungsschreiben. Ich wäre stinksauer auf meinen Mann, wenn er mir so wesentliche Informationen vorenthält. Schließlich ist man in einer Partnerschaft und da gibt es Spielregeln, die einzuhalten sind. Dazu gehört auch mit dem partner zu sprechen über den eigenen Gesundheitszustand.

Ich kenne Leute, die wegen weitaus niederen Beweggründen wie z. B. Eifersucht die Tagebücher anderer Leute lesen, etwas was ich nie machen würde und wo ich auch meinem Mann 100% vertraue.
Mein Mann sagt immer, ich soll mit Freunden drüber reden, aber mit meinen oder seinen Eltern nicht. Er kann das aber nicht verstehen, da er kein so enges Verhältnis (und offenbar zu wenig Vertrauen) zu seinen Eltern hat wie ich.
Mittlerweile öffnet er sich meinen Eltern auch zu diesem Thema langsam und vorsichtig.
Es ist ja manchmal offensichtlich, dass etwas mit ihm nicht stimmt.

Es ist schwierig, aber lass dich nicht zermürben, du konntest nicht anders, ja auch wir nicht-Depressiven haben Phasen, wo wir mal nicht anders KÖNNEN...

Dein Job klingt gut, hoffentlich findest du ganz bald etwas neues. Forschung ist immer begehrt und sicher nicht einfach dort wieder was zu finden.

Ich wünsche dir alles Gute,
such dir Zuflucht, bei einem starken Menschen, wenn du deine Eltern grad nicht belasten willst.

Ich kenn das, meine Mum macht sich große Sorgen um mich (wie immer ). Wir haben gestern telefoniert und auch sie ist ratlos, meine starke kluge Mutti, die bisher immer eine Antwort wusste und mir einen Weg zeigen konnte. Ich will sie nicht traurig machen, ich habe so tolle Eltern.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich unfähig bin, weil ich immer noch nicht schwanger bin und meine gesamte Lebensplanung so stagniert...

Am Sonnabend hole ich meinen Mann aus der Klinik bis Sonntag nach Hause. Heute klang er gut.

Es sind nun 3,5 Wochen und ich vermisse ihn schon so.
Ich kann nur erahnen, was du durchmachst.
Glaub mir, keine Frau hätte es besser gemacht als du, ein depressiver Partner bringt jeden früher oder später an seine Grenzen, ganz einfach, weil es nicht in unserer Macht liegt und wenn wir uns auf den Kopf stellen.
DU KANNST NICHTS DAFÜR!!! Quäle dich nicht so sehr, mach dir keine Vorwürfe. Er wird auch liebevoll und mit Respekt an dich denken und ihm wird sicherlich aufgehen, warum du so gehandelt hast wie du gehandelt hast.

Alles Liebe,
deine unregelmäßige Leserin
Jaipriya
Die größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben können. Jean Jaurès
ka2-x-di
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Re: Meine Geschichte - Partnerschaft - Depressionen - das JETZT

Beitrag von ka2-x-di »

Liebe Jaipriya,

es tut mir leid das es dir nicht gut ging. Ich kenne das Gefühl der Mutlosigkeit und Verzweiflung das du hattest sehr gut, auch deine Gedanken sind mir nicht fremnd. Fast täglich heule ich mich auch in den Schlaf, auch wenn es nur ein paar vereinzelte Tränen sind...
Fühl dich an dieser Stelle einmal fest in den Arm genomen!!
An dieser Stelle fallen mir auch ein paar Worte ein die du mir mal geschrieben hast <<Auf diese Weise kann der Schmerz deinen Körper verlassen, viele Tränen, was für ein Reinigungsprozess.>> Vielleicht gelingt es dir ja es auch von dieser Seite zu sehen?!

Ein blick in den Spiegel wage ich zur zeit sehr ungern, denn dass was ich da sehe bin nicht ich und macht mich noch trauriger und sogar etwas wütend.

Obwohl es eine Ausnahmesituation war find ich es trotzdem nachvollziehbar das er es als Vertrauensbruch sieht wenn ich seine private post lese. Dennoch kann ich nicht bestreiten das es für mich in diesem Moment genau das richtige war. Leider kann er oder will er meine Beweggründe nicht erkennen und verstehen. ich glaube eher er ist so sehr mit sich selbst beschäftig und sieht nicht wie es anderen menschen, wie es mir dabei geht ihn so zu sehen und zu erleben.
ich habe mich versucht zu erklären und ihm gesagt wie es für mich ist wenn er sich mir gegenüber äußert er wolle sich was antun. seine reaktion war darauf hin ganz teilnahmelos: "echt hab ich das wirklich gesagt? das weis ich gar nicht mehr... und selbst wenn ich es gesagt habe gibt es dir nicht das recht meine sachen zu lesen..." Meine sorge um ihn schiehn im völlig egal.
aus meiner sicht hat er sich sehr damit beschäftigt das ja niemand ihn wegen seiner krankheit abstempelt, vermutlich wollte er auch deshalb nicht das ich mit jemanden darüber spreche. Er hat angst nicht verstanden zu werden in einer sache die er selbst nur schwer versteht. gleichzeitig wollte er aber insgeheim jemanden der für ihn da ist und ihn versteht. er hatte in dieser hinsicht mit sich selbst einen inneren konflikt denke ich... oder besser gesagt ich versuche es mir so zu erklären.

<< ...ich wusste es damals nicht besser, ich habe alles noch schlimmer gemacht, weil ICH ein Problem damit hatte. Ich wusste nicht, was mit ihm passiert und wollte nur, dass es aufhört. Wäre ich ruhig geblieben, wäre ich ihm eher eine Hilfe gewesen >>

Ich denke ich habe mehr oder weniger den "Fehler" gemacht aktiv mit Tatendrang helfen zu wollen, damit es einfach aufhört. ich dachte ablenkung tut ihm gut und habe nicht verstanden das ihm filme schaun, zusammen kochen, schwimmen, kino, essen gehn, ausflüge, spazieren gehen, shoppen, spiele spielen, mit freunden treffen, urlaub planen nur noch mehr belastet haben. ich fühlte mich gekränkt, denn meine Hilfe wurde auf der einen Seite abgelehnt und auf der anderen wieder erwartet... Es war unerträglich für mich, ich war sowieso sehr empfindlich und kaum noch mehr zu belasten durch die Probleme in der Familie. Was mich beanlangt war ich mir sicher "ich schaffe das so wie ich bis jetzt alles geschafft habe, ich bin eine starke persönlichkeit und Kämpfe für meine wege für die ich mich entscheide zu gehen". Bei meinem Freund weis ich er flüchtet gern von Problemen weil er es nicht anders gelernt hat. so habe ich versucht ihn zu entlasten wo es nur geht und mir dann eben doch wieder etwas auf den Rücken geschnallt was ich eigentlich schon gar nicht mehr tragen konnte.

Ich war so sehr mit allem überfordert, war sehr stark launisch und hatte plötzlich den drang alles perfekt erledingen zu müssen und wollte auch das es andere (mein Freund) tun. Es war für mich wichtig alles perfekt zu tun um wenigtens einmal ein erflogserlebns in der schweren zeit zu haben. natürlich hätte ich forh sein müssen wenn mein Freund überhaupt mal etwas gemacht hat, doch das konnte ich irgendwie nicht und habe gemekert wenn es nicht nach meinen vorstellungen erledigt wurde. ich habe auch viele menschliche fehler gemacht für die ich mich richtig schäme und die nicht zur besserung der lage beigetragen haben!


Jaipriya, ich wünsche dir und deinem Mann ein paar schöne Tage. Ich denke es ist ein gutes Zeichen wenn er mal nach hause darf
Und ich möchte dir sagen auch wenn du nur unregelmäßig online, es tut gut zu wissen da draußen ist jemand er sich mit die auseinandersetzt. DANKE!
Jaipriya
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Re: Meine Geschichte - Partnerschaft - Depressionen - das JETZT

Beitrag von Jaipriya »

Liebe ka2-x-di,

haben wir denselben Mann? Nein, aber es steckt dasselbe Problem dahinter...es scheint in so viele Situationen durch, die du beschreibst.

Ich habe alles gelesen, muss aber dringend ins Bett um morgen wieder den Kampf mit dem Alltag aufzunhemen, aber wem sage ich das.

Ich gehe später genauer auf deinen letzten Beitrag ein, denn ich habe das Bedürfnis, dir dazu noch etwas zu schreiben.

Bis dahin,
eine gute Nacht mit wenig Tränen und möglichst leichtem Kopf.
Mir geht es gerade seelisch recht gut, ich wünschte, ich könnte dir etwas davon abgeben.
Auch wir brauchen so sehr Heilung...

Jaipriya
Die größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben können. Jean Jaurès
Jaipriya
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Re: Meine Geschichte - Partnerschaft - Depressionen - das JETZT

Beitrag von Jaipriya »

Liebe ka,

hier noch ein paar Zeilen und Gedanken zu später Stunde:

Thema Weinen, Reinigung, Schmerz. Ich möchte gern lernen, alle Gefühle zuzulassen und sie auszuleben ohne mir oder anderen zu schaden. In einem Kinderwunschbuch habe ich ein paar Anregungen bekommen, die ich versuche anzuwenden. Und zwar versuche ich mir mein Innenleben so vorzustellen, als seien alle Gefühle Gäste, die darin ein- und ausgehen. Ich versuche allen die gleiche Aufmerksamkeit zu schenken, auch wenn einige anstrengender und unangenehmer sind als andere. Ich versuche das Gefühl zu Personifizieren, ihm eine Gestalt zu geben und es anzunehmen. Dann passiert es, dass es an Größe und Macht verliert. Manchmal wollen die Gäste auch einfach raus, dann können sie mich über meine Tränen verlassen. Wenn ich mich auf diese Bilder und Vorstellungen konzentriere kann ich besser damit umgehen und denke dann auch nicht so viel sinnlos im Kreis...

"Ein blick in den Spiegel wage ich zur zeit sehr ungern, denn dass was ich da sehe bin nicht ich und macht mich noch trauriger und sogar etwas wütend."

Ich habe mir fest vorgenommen, mich nicht davon kaputt machen zu lassen. Mein Leben und mein Körper sind mir zu wichtig. Ich möchte schön sein und gesund, ich möchte keine Kummerfalten - das bringt überhaupt gar nichts. Es ärgert mich auch und macht mich wütend, wenn ich verheult und scheiße aussehe. Ich muss mich selbst um mich kümmern, andere können das nur bedingt.
Alles natürlich leichter gesagt als getan

"ich habe mich versucht zu erklären und ihm gesagt wie es für mich ist wenn er sich mir gegenüber äußert er wolle sich was antun. seine reaktion war darauf hin ganz teilnahmelos: "echt hab ich das wirklich gesagt? das weis ich gar nicht mehr... und selbst wenn ich es gesagt habe gibt es dir nicht das recht meine sachen zu lesen..." Meine sorge um ihn schiehn im völlig egal."

Das kommt mir bekannt vor! Mein Mann hat mir auch schon öfter gesagt: "Du weißt doch, dass es mir da grad nicht gut ging. Was ich dann sage darfst du nicht so ernst nehmen. Da kann ich nicht klar denken und bin total gleichgültig bzw. sehe alles schwarz." Leider kann ich kaum trennen, was nun echt ist und was ich ignorieren soll...*grübel*
Ich glaube allen Ernstes, dass unseren Partnern nicht klar ist, was sie damit bei uns anrichten!

"aus meiner sicht hat er sich sehr damit beschäftigt das ja niemand ihn wegen seiner krankheit abstempelt, vermutlich wollte er auch deshalb nicht das ich mit jemanden darüber spreche."

Und seine Sorge ist vollkommen berechtigt, denn das Thema ist noch lange nicht in der Gesellschaft angekommen, ich höre doch selbst, wie über andere geredet wird. Das ist so schlimm! Mein Mann meint immer, es wäre dann so, als würde ihm sein letztes Bisschen Würde genommen...ich kann sehr nachvollziehen, was er damit meint. Es ist eine totale Bloßstellung für ihn. Inzwischen ist er allerdings soweit, dass er auch eine andere Sicht entwickelt.
Nachdem ich 3,5 Wochen allen um mich herum die Hucke vollgelogen habe (es wusste nur eine Person bescheid und zwei weiteren gegenüber hatte ich Andeutungen gemacht "er kümmert sich um sich selbst"), war ich sehr erleichtert, als er sich am Wochenende meinem Vati anvertraut hat und einer guten Freundin (der gegenüber ich schon die Andeutung gemacht hatte). Der Prozess der Öffnung ist denke ich schon wichtig. Sicherlich muss und sollte er es nicht jedem auf die Nase binden, aber wir haben schon oft die Erfahrung gemacht, dass die Menschen es nicht verstehen und ihm seine Verhaltensweisen als Charakterschwäche auslegen. Das bringt enorme Missverständnisse.

"Er hat angst nicht verstanden zu werden in einer sache die er selbst nur schwer versteht. gleichzeitig wollte er aber insgeheim jemanden der für ihn da ist und ihn versteht. er hatte in dieser hinsicht mit sich selbst einen inneren konflikt denke ich... oder besser gesagt ich versuche es mir so zu erklären."

Das ist sicherlich so, dieses Komm Her Lauf Weg-Spiel ist aber für uns sehr anstrengend. Die Gelassenheit damit umzugehen, habe ich selten. Er fühlt sich sicherlich völlig verloren, es muss furchtbar sein.
Ich darf noch lernen, nicht alles auf mich zu beziehen. Wenn es anfängt weh zu tun, gehe ich auf Abstand.

"Ich denke ich habe mehr oder weniger den "Fehler" gemacht aktiv mit Tatendrang helfen zu wollen, damit es einfach aufhört. ich dachte ablenkung tut ihm gut und habe nicht verstanden das ihm filme schaun, zusammen kochen, schwimmen, kino, essen gehn, ausflüge, spazieren gehen, shoppen, spiele spielen, mit freunden treffen, urlaub planen nur noch mehr belastet haben."

Das ist doch auch ein völlig normaler Impuls eines gesunden Menschen. Jeder, der Mitgefühl hat, will das Leiden des anderen sofort beenden. Ich habe mir auch immer ein Bein rausgerissen. Bei meinem Mamm funktioniert das mit den Freunden tatsächlich. Dann hat er wenigsten einmal einen schönen Abend und grübelt nicht immer. Wenn er die Leute mag, ist es für ihn keine Belastung.

"ich fühlte mich gekränkt, denn meine Hilfe wurde auf der einen Seite abgelehnt und auf der anderen wieder erwartet..."

Und da soll man nicht verrückt werden?
Das ist eine unlösbare Aufgabe, damit können wir nur überfordert sein, aber trotzdem versuchen wir das Unmögliche möglich zu machen, weil wir diesen Menschen lieben.
Uns selbst und dem Partner zu sagen, dass wir ihm nicht (allein) helfen können mag wie Aufgeben klingen, aber es entlastet uns auch.
Unser Partner gibt jegliche Verantwortung ab und wir übernehmen diese und kommen doch gar nicht damit klar...

"Es war unerträglich für mich, ich war sowieso sehr empfindlich und kaum noch mehr zu belasten durch die Probleme in der Familie."

Es gab Momente, das habe ich mich auch sehr einsam und von ihm vergessen gefühlt.
Ich musste damals beruflich die Woche über in einer anderen Stadt verbringen und alles war neu für mich. Ich habe ihn so dringend gebraucht und er war nicht für mich da. Ich weiß noch wie ich auf der Flughafentoilette geschluchzt habe, so dass sich sogar eine Frau erkundigt hat, ob alles OK ist...das fand ich bitter...

"Was mich beanlangt war ich mir sicher "ich schaffe das so wie ich bis jetzt alles geschafft habe, ich bin eine starke persönlichkeit und Kämpfe für meine wege für die ich mich entscheide zu gehen"."

Ich lese hier von vielen Frauen, die sich selbst als "stark" einschätzen. Und weißt du warum? Andere haben längst aufgegeben. Sie sind schon eher an ihr Grenzen gekommen.

Ich weiß noch als ich damals bei einem Therapeuten war. Ich hatte ihn eigentlich für meinen Mann "ausgesucht", war aber einmal zum persönlichen Gespräch.
Da mir im Gespräch auch mal die Tränen kamen, meinte er zu mir sinngemäß, ich solle es mir nicht so schwer machen. Dies sei meine erste Beziehung und würde auch nicht meine letzte sein. Da hätte ich eigentlich schon wissen müssen, dass er gar nichts verstanden hat...

"Bei meinem Freund weis ich er flüchtet gern von Problemen weil er es nicht anders gelernt hat. so habe ich versucht ihn zu entlasten wo es nur geht und mir dann eben doch wieder etwas auf den Rücken geschnallt was ich eigentlich schon gar nicht mehr tragen konnte."

Mein Mann fühlt sich auch schnell überfordert. Er braucht viel Hilfe zur Selbsthilfe. Eigenständiges Arbeiten und Recherche liegen ihm nicht, aber im Team ist er hervorragend.
Ich brauche sicherlich nicht zu erwähnen, dass ich mich um fast alle Belange des Alltags bei uns zu hause kümmere und er mir in seinem Zustand keine große Hilfe ist. Das ist ihm auch klar. Dennoch gibt es spezielle Aufgaben, die ich ihm überlasse und nur in Notfällen selbst erledige.

"Ich war so sehr mit allem überfordert, war sehr stark launisch und hatte plötzlich den drang alles perfekt erledingen zu müssen und wollte auch das es andere (mein Freund) tun. Es war für mich wichtig alles perfekt zu tun um wenigtens einmal ein erflogserlebns in der schweren zeit zu haben."

Klar sucht man die kleinen Erfolge und man will auch mal fertig werden mit den viele Aufgaben und dann wird man ungeduldig und garstig. Ich für meinen Teil bin körperlich äußerst friedfertig, aber mein Sarkasmus oder meine scharfe Wortwahl können ganz schön was anrichten...natürlich tut es mir dann leid. Ich entschuldige mich dann auch, wenn ich übers Ziel hinausschieße.

Auf deine Beiträge zu antworten hilft mir sehr, mit meinen Schwierigkeiten umzugehen. Es hat etwas befreiendes. Man muss nicht so viel Erklären, aber man darf

Ich habe heute übrigens einen wichtigen Schritt für mein Wohlbefinden getan, ich habe meinem Chef gesagt, dass ich gern kommendes Jahr etwas kürzer treten will.

Ich habe das seit dem Sommer vor mir hergeschoben...

Bei all den Sorgen können ein paar Stunden Freizeit eine große Erleichterung werden.

Freue mich darauf, wieder von dir zu lesen, gibt es irgendeine Neuigkeit - direkt oder indirekt - von IHM? Oder hängst du nach wie vor total in der Luft?

Es grüßt dich
Jaipriya
Die größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben können. Jean Jaurès
ka2-x-di
Beiträge: 28
Registriert: 12. Nov 2012, 13:09

Re: Meine Geschichte - Partnerschaft - Depressionen - das JETZT

Beitrag von ka2-x-di »

Hallo an alle Mitleser,

heute hatte ich zur abwechslung einen recht Guten Tag, ohne viele Gedanken und mit einem poitiven Gefühl im Bauch (woher auch immer es kommen mag). ich habe mir heute eine Massage gegönnt und war etwas shoppen
Um 17 Uhr hatte ich den Termin bei meinem Therapeuten, mittlerweile die 6. Sitzung. Mit einem guten Gefühl bin ich nach Hause gegangen. leider musste ich meinen Freunden unser Treffen absagen wegen dem blöden Schneechaos auf den Straßen. Aber das hat mir nichts ausgemacht, "heute brauche ich keine Ablenkung von den Gedanken und der Situation" dachte ich mir, mir geht es gut. Hab mir was leckeres zu essen gemacht und den ganzen abend richtig laut Musik gehört.
Eigentlich wollte ich jetzt schlafen gehn, kann aber irgendwie nicht.... hhmmm

So, jetzt wollte ich euch meine Geschichte weitererzählen doch mir ist überhaupt nicht danach. Mir fehlen gerade die Worte zu jammern, kaum zu glauben!?
es ist wie wenn ich zum ersten mal die Situation aktzeptieren würde und ich mich nicht schlecht/traurig dabei fühle. ich fühle mich nicht mal niedergeschlagen wenn ich bewusst an IHN und alles andere denke. Es ist einfach wie es ist.

vor zwei Tagen habe ich diese Worte von otterchen in dem Thread - in liebe... los(ge)lassen - gelesen:

<< Will ich die Bedürftige sein, die ohne "IHN" nur noch wie ein Schatten ihrer selbst durch die Welt schleicht, grau und gebeugt? Will ich die sein, die ohne "IHN" nichts hinbekommt, sich unvollständig fühlt und sich zurückzieht? Will ich mich wirklich aufgeben, nur weil ein Mensch nichts (mehr) von mir wissen möchte? Kann und will ich mein Glück und Wohlbefinden von einem einzigen Menschen abhängig machen? >>

Diese worte haben mich zum nachdenken gebracht.
NEIN! das will ich nicht!
Jedoch muss ich sagen es fühlt sich zeitweise so an und dann muss ich zugeben: ja es ist so...

Trotzdem haben diese Worte in mir etwas bewegt und ausgelöst, ich kann es nur noch nicht deuten. Es fühlt sich aber gut an und beeinflusst mich (auch wenn es nur für den Moment sein sollte) auf positive Weise.

Etwas positives zur später Stunde


@ Jaipriya
just in dem Moment als ich meine Antwort absenden wollte habe ich deine Antwort gesehen und auch dann gelesen. Da ich nun doch recht müde geworden bin werde ich jetzt schlafen gehn und es für heut bei meinem ersten positiven Beitrag belassen.
Morgen ist ein neuer Tag für neue Antworten

PS: ich freu mich immer von dir zu lesen! Wünsche dir eine gute erholsame Nacht
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Meine Geschichte - Partnerschaft - Depressionen - das JETZT

Beitrag von otterchen »

Hallo liebe ka2-x-di,

wie mutig von Dir, Dir nicht nur selbst einzugestehen "ja es ist so", sondern es auch hier zu posten!

Und dieses "ja es ist so" könnte der Schlüssel sein für eine weitere Entwicklung.
Spontan und frei fabuliert: keine Verantwortung für mich selbst übernehmen, jemand anderes (Elternrolle?) übernimmt meine Belange, ich brauche mich nicht zu kümmern, seht her, wie sehr ich leide...
wie gesagt: nur spontane Gedanken, herausgeblubbert und eventuell vollkommen falsch

Natürlich DARF man sich so fühlen, DARF man so denken. Stundenweise. Tageweise. Phasenweise.
So lange, bis man sich selbst in dieser Rolle nicht mehr gefällt und dann anfängt, etwas an seiner Situation zu ändern.

Du kannst dieses "ja es ist so" ruhig auch mal stehen lassen. Das wird begleitet von Trauer, Wehmut, Sehnsucht, Selbstmitleid (was oft so verpönt ist, aber manchmal braucht man es einfach) - und es ist ok, diese Phasen zu durchlaufen, solange man nicht in der Situation steckenbleibt.

Denn einfach umschalten auf "frohes Leben geht weiter" funktioniert natürlich nicht! Wer seinen Partner liebt und von ihm verlassen wird, der leidet. Punkt. Dies zu verarbeiten, ist individuell verschieden und braucht seine Zeit. Und auch diese Zeit kann von niemandem vorgegeben werden.

Blöd ist, wenn man sich ein Leben ohne Person X nicht vorstellen kann. Wenn auf die Frage "was willst du im Leben" nur als Antwort kommt "ein Leben mit Person X - alles andere ist sinnlos". Doch auch da können weiterführende Fragen zum Vorschein bringen, was man an Person X bislang festgemacht hat: ein Lachen, das Gefühl von Geborgenheit, das Gefühl geliebt zu werden usw.
Wenn man es schafft, diese Dinge von der Person X abzukoppeln, könnte es leichter sein (so stelle ich es mir jedenfalls vor, ich armer Theoretiker ) sich innerlich von diesem Menschen zu lösen, sich wieder auf sich selbst zu besinnen und sich diese Dinge von anderswo in sein Leben zu holen.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
ka2-x-di
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Registriert: 12. Nov 2012, 13:09

Re: Meine Geschichte - Partnerschaft - Depressionen - das JETZT

Beitrag von ka2-x-di »

Hallo Jaipriya,

mir tut es so unheimlich gut von dir zu lesen! Deine Gedanken und worte die du mir schreibst lassen mich nicht nur von rechts und links "die Tasse" betrachten, sondern zeigen mir es gibt noch die Blickwinkel von oben unten. jemand anders zeigt mir dann noch die Blickwinkel von hinten und vorne und irgendwann finde ich den Blick in "die Tasse" hinein.
Hui... klingt das verständlich??

Eine solche Aussage wie von meiem Freund kann ich beim besten Willen nicht ignorieren, selbst wenn er gesund wäre. Da muss ich einfach reagieren! Natürlich mag solch eine Aussage durch eine schlechte Phase bedingt sein, doch was sagt mir das er in der nächsten schlechten Phase nicht einen Schritt weiter geht? Diese Aussagen richten doch regelrechtes Chaos von Angst und Besorgnis in uns Angehörigen an und speziell auf mich bezogen - es hat mich handeln lassen, ob richtig oder falsch war mir in diesem Moment egal. Nur es fehlt eben das Verständnis auf der anderen Seite. Wären die Verhältnisse umgekehr würden unsere Liebsten doch genauso oder ähnlich handeln?!


<< Und seine Sorge ist vollkommen berechtigt, denn das Thema ist noch lange nicht in der Gesellschaft angekommen... >>
ja das ist leider so. daher war meine wahl der personen denen ich mich anvertraut habe genau überlegt. meinen Eltern und "unser" bester Freund, denn ich wusste genau, sie verurteilen ihn nicht. Und ich habe einfach auch jemanden gebraucht der mir zuhört als ich nicht mehr weiter wusste. Doch diese drei Personen waren für meinen Freund drei Personen zu veil. Hätte ich mich oder würde ich micht nicht mit dem Thema Depression auseinander setzten, würde ich vermutlich genau in dem Boot der jenigen sitzen die seine Verhaltensweisen auch als Charakterschwäche auslegen. Aber jemanden Ausenstehenden in diese Thematik ein zu binden ist enorm schwer, man kann fast nur mitreden wenn man selbst der Depression in irgeneiner Art begegnet ist, als Betroffener oder Angehöriger.


<< ... dieses Komm Her Lauf Weg-Spiel ist aber für uns sehr anstrengend. Die Gelassenheit damit umzugehen, habe ich selten. >>
Dies Worte kann ich doppelt unterstreichen und möcht sie mit einem Atemzug mit diesen Worten ergänzen:
<< ... dieses Komm Her Lauf Weg-Spiel ist aber für uns sehr anstrengend. Die Gelassenheit damit umzugehen, habe ich selten. Das ist eine unlösbare Aufgabe, damit können wir nur überfordert sein, aber trotzdem versuchen wir das Unmögliche möglich zu machen, weil wir diesen Menschen lieben. >>

Wenn ich genau darüber nachdenke, glaube ich dass genau dieses Komm Her Lauf Weg-Spiel mich so enorm belastet hat, weniger die tatsache das ER gerade n i c h t . k a n n


<< Ich brauche sicherlich nicht zu erwähnen, dass ich mich um fast alle Belange des Alltags bei uns zu hause kümmere und er mir in seinem Zustand keine große Hilfe ist. >>

Nein das musst du eigentlich nicht erwähnen, doch es muss auch einmal gesagt sein. Die einfachsten Dinge die wir sagen (auch wenn es sich andere denken können) erleichtern uns doch auch und nehmen uns auch die last allein zu wissen, es ist gesagt. Selbst diese Kleinigkeiten schlagen auch irgendwann auf die Seele, das musste ich selbst bitter feststellen.
ich kam einmal von der Arbeit nach hause uns fand die Wohnung, vorallem die Küche in einem Schweinestall vor. Begeister war ich nicht gerade doch habe ohne mich zu äußern an die Arbeit gemacht und alles wieder in Ordnung gebracht, ich wusste ja er macht das nicht mit bösem Willen. Am nächsten Tag genau das gleiche Spiel, ich kam von der arbeit nach hause und mein Freund hatte wieder in der Wohnung gewütet. man hätte nicht meinen können ich hätte am Tag davor alles geputzt. und wieder machte ich mich an die arbeit. so ging das ungefähr eine Woche lange. Natürlich habe ich ihn immer mal wieder gefragt ob er nicht lust hätte zu helfen, aber nicht mit dem ton ,du musst mir helfen. habe ihm die entscheidung überlassen. Fazit: keine hilfe erhalten durch nicht können! / nicht wollen? an dem Wochenende habe ich mich dann wieder an die Arbeit gemacht die Wohnung in Ordnung zu bringen - ich habe es versucht - habe während des putzen geheult was das zeug hält und mein Freund hat gesehn was los ist. Er hat gesagt lass das putzen und wir nehmen uns jetzt erst mal in Arm. ich habe es so signaliesiert, dass er bemerkt hat welche Arbeit er mir macht und hat allein mit seiner Körpersprache der Umarmung signaliseir es tut mir leid und DANKE. geputzt habe ich an diesen Wochenende nicht mehr und mir ruhe gegönnt, mit ihm. Es war ein schönes wochenende. Montags kam ich dann wieder nach hause und wollte mich dann jetzt doch um die Wohnung kümmern und als ich heim kam war ich baff!! Die Wohnung glänzte in ihrer vollen Bracht und mein Freund stand vor mir wie ein kleines Kind, das sich freute und stolz ist selbstständig sein Zimmer aufgeräumt zu haben. WOW!!


<< ... mein Sarkasmus oder meine scharfe Wortwahl können ganz schön was anrichten...natürlich tut es mir dann leid. Ich entschuldige mich dann auch, wenn ich übers Ziel hinausschieße. >>

Genau das ist einer der Gründe, so weit ich das jetzt beurteilen kann, was meine Beziehung gekostet hat. Von mir wurde erwartet sofort perfekt mit der Krankheit meines Freundes und dem daraus wirkendem Verhalten um zu gehen. Doch ich war selbst noch am Anfang der "Lern-Phase" rund um die Depression. Ein Vorsichtiges kennen lernen gibt es nicht um dann sagen zu können: Hallo Depression ich weis gut über dich bescheid jetzt darfst du in mein Leben treten. Im gegenteil die Depression macht sich selbst die Tür auf und sagt: Hallo hier bin!
Für uns Angehörige ist es selbst eine Herausforderung damit um zu gehen und natürlich passieren Fehler durch falsche einschätzung oder gewohntem Umgang, welcher dem Betroffenen früher nie etwas ausgemacht hat.


Puuhh, ganz schön lang geworden und noch nicht mal fertig mit antworten. Doch leider gerate ich jetzt unter Zeitdruck da ich heute das versäumte Treffen mit Freunden nach hole.


Wünsch dir jetzt einfach mal einen schönen Samstag liebe Jaipriya und meine Antwort wird natürlich ergänzt

@ otterchen
natürlich nehme ich mir auch noch die Zeit dir für deine Antwort, aber auch dir vorerst einen schönen Samstag
Jaipriya
Beiträge: 24
Registriert: 17. Nov 2012, 22:05

Re: Meine Geschichte - Partnerschaft - Depressionen - das JETZT

Beitrag von Jaipriya »

Liebe ka,

es freut mich, dass du auch mal einen guten Tag hattest. Deine Antwort tat schon gut, auch wenn du meinst, dass noch einiges ungesagt ist
Ich staune immer wieder über die Muster, die ich im Verhalten unserer Partner erkenne...

Ich wünsche dir mehr von den guten Tagen!

Jaipriya
Die größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben können. Jean Jaurès
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