Depressiv solange man denken kann?

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Jaipriya
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Registriert: 17. Nov 2012, 22:05

Depressiv solange man denken kann?

Beitrag von Jaipriya »

Liebe Forumsmitglieder,

ich bin hier, weil ich Antworten suche und meinem Mann helfen möchte.

Ich bin 29 Jahre, hatte eine glückliche Kindheit, hatte keine Probleme in der Schule, habe liebevolle, ausgeglichene Eltern, viele Freunde, einen okayen Job und liebe einen Mann, der seit er denken kann depressive Stimmungen hat.

Bei unserem Kennenlernen ist mir das noch nicht aufgefallen, aber im Laufe des ersten Jahres dann schon.

Er ist ein Idealist, ein Pessimist und ein Perfektionist - um ihn mal kurz und knapp zu beschreiben.

Wir sind seit der Schule zusammen, haben vor 3 Jahren geheiratet und nun stagniert unsere Entwicklung.

Die Studienzeit hat meinem Mann noch nicht so sehr zu schaffen gemacht, aber das Arbeitsleben dafür umso mehr. Er hat eigentlich einen guten Job, er zieht ihm aber jegliche Energie raus. Davon hat er generell nicht viel. Er konnte sich schon immer nicht gut konzentrieren und ermüdet schnell.

Er hat sich bis jetzt immer mit Mühe durchgekämpft, aber vor ein paar Wochen war Schluss. Er hat sich in eine Klinik begeben und wir haben derzeit eine Funktstille, damit er sich auf die Therapie gut einlassen kann. Keine Störungen von außen.
Er ist also krankgeschrieben auf unbestimmte Zeit. Ob das der Arbeitgeber duldet ist eine andere Frage, aber wir haben wesentlich größere Probleme als das.

Gibt es hier im Forum jemanden, der auch schon quasi von Kind an mehr (völlige Apathie) oder weniger (mit immensem Kraftaufwand den Alltag mehr schlecht als recht bewältigen) schlimme depressive Phasen erlebt?
Ich habe nämlich das Gefühl, dass er damit alleine dasteht. Ein Auslöser wurde in den bisherigen Therapien (3 Versuche) nicht gefunden. Er kann sich an nicht viel in seiner Kindheit erinnern.

Seine Eltern sind sehr normale und liebe Menschen, die ihm absichtlich nie weh tun würden. Allerdings sind sie immer sehr geschäftig und fleißig und konnten vermutlich nie auf seine sensible Natur eingehen. Er ist da ganz anders als seine Eltern.

Die Mutti wurde in der Schwangerschaft sehr jung sitzen gelassen und hat auch über Abtreibung nachgedacht. Das hat sie ihm mal erzählt.
Dass sein Vater nicht sein leiblicher Vater ist hat er auch erst mit 16 Jahren erfahren - viel zu spät, wie ich finde. Allerdings behandelt dieser meinen Mann, wie seinen eigenen Sohn.

Die Stimmungsschwankungen und Unfähigkeit meines Mannes, sich zu freuen belasten uns sehr.

Wir vermuten eine Dysthymie, eine richtige Diagnose hat er noch immer nicht bekommen.

Körperlich ist er soweit gesund, es wurde alles schon gecheckt. Es liegt auch keine ADS vor. Die Depression schlägt ihm sehr auf den Magen, so dass er oft Magenkrämpfe und Magen-Darm-Beschwerden hat.
In letzter Zeit sind Einschlafstörungen dazugekommen. Er wandert oft auf die Couch aus, um mich nicht zu stören.
Zerstreuung findet er am PC, beim spielen und Filmegucken. Abends nach der Arbeits ist nichts mehr mit ihm anzufangen.

Er wehrt sich so sehr gegen diese Tiefs, aber er kommt einfach nicht dagegen an.
Er hat schon 3 verschiedene Medikamente genommen, von Johanniskraut angefangen bis zu "richtigen" Antidepressiva. Eines davon hat 3 Monate geholfen und dann weniger bis nach einem Jahr gar nicht mehr.
Das ist kein Leben. Den gemeinsamen Urlaub konnte er kaum genießen, für mich war es eher eine Katastrophe.

Kommt euch das bekannt vor?

Ich freue mich über eure Antworten, vielleicht macht jemand ähnliches durch oder kann sogar von seinem persönlichen Weg aus dem Tief berichten.

Jaipriya
Die größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben können. Jean Jaurès
lae
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Re: Depressiv solange man denken kann?

Beitrag von lae »

Hallo Jaipriya,
ja, solche Menschen gibt es hier z.B mich. Ich bin jetzt 56 Jahre alt und seit ich denken kann depressiv. 39 Jahre davon ohne Diagnose. Ich habe mich nur immer durch den Alltag gequält mit den Symptomen, die du von deinem Mann beschreibst, mit dem Gefühl, hier stimmt was nicht, hätte es aber nicht benennen können. Dann kam der große Zusammenbruch, 3-monatiger Aufenthalt in einer Klinik für Psychosomatik, über 5 Jahre Psychotherapie und x verschiedene Medikamente - ohne Erfolg.

Erst als ich mein Verhalten an meinem eigenen Körpergefühl entwickelt habe, sprich: ich tue,was meinem Körper gut tut und lasse, was ihn überfordert und als ich durch probieren das richtige Medikament in der richtigen Dosierung für mich gefunden hatte, steigerte sich meine Lebensqualität merklich.Seit 17 Jahren führe ich ein lebenswertes Leben. Und ich habe in diesen Jahren einige Menschen kennen gelernt, denen es so geht wie mir.

Ich wünsche deinem Mann, dass er für sich einen guten Weg findet, mit seiner Erkrankung zu leben.

LG
laetitia
bigappel
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Re: Depressiv solange man denken kann?

Beitrag von bigappel »

Hallo,

auch ich denke, dass dies absolut kein Einzelfall ist.

Mein Mann, heute 47 Jahre sagt von sich selber, dass mit Wechsel in das Gymnasium, also mit 10 Jahren die Depressionen & Co. anfingen.

Ich habe ihn kennengelernt als er 17 war und kann - heute, damals hab ich es nicht verstanden - bestätigen, dass dies auf jeden Fall in diesem Alter bereits ganz genau so war wie heute (aus meiner Perspektive betrachtet).

Für den Betroffen selber, ist sein Verhalten, Denkweise, Gefühlsweise also völlig normal; mein Mann hat gesagt, er habe sich immer malwieder gefragt, warum das Leben bei ihm anders verlaufe, als bei seinen Bekannten und dann tatsächlich, vor 3 Jahren hat er sich erst eingestanden, psychisch krank zu sein.

Ein langer Weg der Gesundung liegt vor ihm.

VG
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Jaipriya
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Re: Depressiv solange man denken kann?

Beitrag von Jaipriya »

Liebe laetitia und liebe pia,

danke für eure schnellen Antworten.
Ich war 5 Tage allein im Kurzurlaub, aber so ganz hat es mit dem Abschalten der Sorgen und Gedanken leider nicht geklappt.

Mein Mann meldete sich nach 2 Wochen in der Klinik nun telefonisch und er war neutral bis negativ drauf. Meinte er hatte einen anstrengenden Tag und dass er stark schwankt in den Stimmungen - mal guten Tag, mal schlechten Tag...also wie immer...
So richtig wisse er auch nicht, was die eigentlich von ihm wollen *ohoh*
Medikamente nimmt er im Moment keine.
Es tut mir so leid, dass er es so schwer hat.
Aber es war schön seine Stimme zu hören und dass er den "Kampf" aufgenommen hat.

Ich hab ehrlich gesagt riesige Angst davor, dass die Therapie nichts bringt und er womöglich als resistent abgestempelt wird.
Denn dann wäre ich mit meinem Latein am Ende und auch am Ende meiner unendlich strapazierten Geduld. Ich will endlich ein richtiges Leben mit ihm. Wir wünschen uns so sehr ein Kind, wir sind jung und - traurig...

Eure Antworten geben mir wieder etwas mehr Mut.
Danke für eure Offenheit.
Einige Fragen habe ich noch an euch Leidgeprüfte

Laetitia, dann hast du es nach langer Zeit also noch geschafft. Nimmst du denn noch Medikamente zur Stabilisierung? Konntest du wieder arbeiten gehen und ein weitgehend normales Leben führen?
Danke für deine Wünsche, mehr wünsche ich meinem Mann auch nicht, nur dass er damit klar kommt. Wer oder was hat dich bei deiner Körperwahrnehmungsschulung geholfen?

Und Pia, mich würde interessieren, wie weit dein Mann schon gekommen ist und ob er bereut, dass sein Leben bisher an die Depression verloren hat.
Mein Mann trauert so sehr um diese vergeudete Lebenszeit, in der nichts erreicht wird und die er als so sinnlos empfindet. Wie genau lautete denn die Diagnose bei deinem Mann? Kann er schon von sich sagen, dass es nun Momente gibt, in denen er glücklich ist, oder liegt auch dass alles noch auf seinem Weg der Gesundung?
Alles alles Gute für ihn und für dich.

Jaipriya
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lae
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Re: Depressiv solange man denken kann?

Beitrag von lae »

Liebe Jaipriya,

Medikamenteneinnahme:
Ja, ich persönlich nehme regelmäßig starke Medikamente.Bei keinem, der an einer langwierigen oder schwereren Depression Erkrankten, die ich kennen gelernt habe, geht es ganz ohne. Manche nehmen nur bei Bedarf welche, manche nehmen durchgängig ein Medikament und bei Belastungen ein Notfallmedikament zusätzlich, manche brauchen kein Zusatzmedikament.

Arbeiten:
Nein, ich persönlich arbeite nicht mehr. Mein Bruder (Psychotiker) arbeitet unter Medikamenten voll als Elektroingenieur seit über 12 Jahren. Mein Vater hat ein volles Arbeitsleben unter Bedarfsmedikation gearbeitet. Ich kenne aber auch Einige, die nur reduziert arbeiten können.

Körperwahrnehmungsschulung:
Nur das eigene Gefühl. Noch heute verstehe ich viel Reaktionen meines Körpers nicht, aber ich achte sie und so kommen wir gut klar.

Ich kann meinen Wunsch für deinen Mann nur wiederholen und aus meiner langjährigen Erfahrung sagen, dass dann euer Zusammenleben eine echte Chance hat.

LG
laetitia
Jaipriya
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Re: Depressiv solange man denken kann?

Beitrag von Jaipriya »

Liebe laetitia,

danke für deine Antwort, das ist sehr interessant. Und ich staune wie viele Menschen sich doch trotz psychischer Probleme durchs Leben kämpfen.

Dauerhaft Medikamente nehmen klingt erstmal heftig, aber wenn es hilft hat man ja keine andere Wahl.

Mich interessiert noch, ob du mit Nebenwirkungen zu kämpfen hast.

Am Sonnabend fahre ich in die Klinik um meinen Mann abzuholen. Er bleibt dann bis Sonntagabend da. Ich merke, dass seine Abwesenheit mir auch zu schaffen macht. Es sind dann 3,5 Wochen und ich bin wie auf Entzug ohne ihn wie sehr man sich an jemanden gewöhnt!!!
Wir sind beide sehr Nähebedürftig, die Leute denken immer, wir sind frisch verliebt, wenn sie uns das erste Mal sehen.
Wir haben heute das 2te Mal in der ganzen Zeit telefoniert und heute klang er gut. Er konnte mir sogar auf mein "Ich liebe dich" dasselbe erwidern. Für mich immer wieder toll. War er doch damals derjenige, der es als erster gesagt hatte.
Allerdings konnte er es mir nach unserer ersten Krise ganze 7 Jahre nicht mehr sagen.
Das gab es nur "Ich hab dich lieb".
Und das war eine schwere Prüfung für mich.
Ich selbst hatte oft das Bedürfnis es ihm zu sagen, auch wenn ich wusste, dass er es nicht erwidern konnte. Aber er war sehr dankbar dafür.

Alles Liebe dir und allen Mitlesern
Die größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben können. Jean Jaurès
lae
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Re: Depressiv solange man denken kann?

Beitrag von lae »

Liebe Jaipriya,

Das Problem bei der Einnahme von Psychopharmaka ist oft, dass man nicht unterscheiden kann, was Wirkung bzw. Nebenwirkung der Medikamente und was Symptom der Krankheit ist.

Die einzige Nebenwirkung mit der ich wirklich zu kämpfen habe, ist eine Gewichtszunahme von 40 kg. Vor die Wahl gestellt dick oder tiefste Depression entscheide ich mich aber jeden Tag für die überflüssigen Pfunde, die ich mit einer gesunden Mischkost einigermaßen im Zaun zu halten versuche, was mir seit 9 Jahren auch gelingt.

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende

laetitia
ka2-x-di
Beiträge: 28
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Re: Depressiv solange man denken kann?

Beitrag von ka2-x-di »

Liebe Jaipriya,

ich hoffe du hattest schöne Tage mit deinem Mann?! Darf ich fragen ob du eine Veränderung/Besserung bei ihm oder auch in deinem Verhalten ihm gegenüber bemerkt hast?

Es ist schön zu hören, dass er die seine liebe erwiedern konnte!

ich hatte vor zwei Jahren auch eine Kriese mit meinem Freund.. die "ich hab dich lieb" Phase ist mir bekannt. Die Gefühle sind da, doch die drei magischen Worte über die Lippen zu bringen war sehr schwer für uns beide. Angst verletzt zu werden vor dem nicht gleichen empfinden des Partners?
Durch die Depression meines Freundes ist es für mich noch viel schwerer geworden, denn er wusste ja nicht mal mehr ob er Gefühle für mich hat...

Ich wünsch DIR und deinem Mann viel Karft für den Weg den Ihr zusammen geht

Liebe Grüße
ka2-x-di
Jaipriya
Beiträge: 24
Registriert: 17. Nov 2012, 22:05

Re: Depressiv solange man denken kann?

Beitrag von Jaipriya »

Hallo liebe ka2-x-di und alle Mitleser,

das Wochenende war gut, aber auch die Depression war natürlich noch spürbar.
Wir hatten viele schöne Momente, aber auch Momente in denen mir klar wurde, dass diese Zeit in der Klinik unausweichlich ist.
Ich habe versucht, mich zu bremsen - schließlich gab es viele und nicht immer gute Neuigkeiten - und habe ihm die Initiative für den Sonnabend überlassen.
Auf dem Weg von der Klinik nach Hause hatte er viel zu erzählen und ich habe mich gefreut, dass er so offen über alles spricht.
Auch in der Klinik hatte er einmal eine Art Panikattacke (wie es ihm nun oft schon auf Arbeit ging), aber er hat sie gut überwunden.
Er sagt, dass die Leute in seiner Gruppe alle schlimmer dran seien als er und auch alle eine katastrophale Kindheit hatten.
Ich denke, das Agieren in der Gruppe tut allen gut, denn jeder nimmt eine Rolle ein - sie helfen sich auch gegenseitig, ihre Ängste zu überwinden.
Nun gerät auch er ab und zu in die Rolle des Helfers, der hilflos zusehen muss, dass andere seine Tipps nicht befolgen (können).
Ich bin nun gespannt, wie alles weiter verläuft, egal wie klein die Schritte nach vorn sind, ich hoffe und glaube, dass er ein Stück voran kommt.

Du fragst nach einer Veränderung, die mir an ihm aufgefallen ist: Da gab es eine Situation, die ihn normalerweise fertig gemacht hätte (er konnte eine Aufgabe nicht perfekt bzw, wie geplant erfüllen) und die uns sonst vermutlich den ganzen Abend verdorben hätte - er blieb relativ entspannt und pragmatisch.
Das ist mir aufgefallen, es hat mich wirklich überrascht.

Ich denke, dass unsere lieben Menschen während ihrer depressiven Stimmungen tatsächlich wenig Zugang zu ihren Gefühlen haben, schon gar nicht zu positiven, wie Liebe. In dieses Phasen sind sie unfähig zu geben - sie spüren sich selbst nicht.
Mein Mann hat zu mir gesagt, dass er es (Das ICH LIEBE DICH) nicht mehr fühlt. Und er lügt mich nie an.
Aber weißt du was, ich glaubte es zu spüren, auch wenn er es nicht sagen konnte. Es lag in seinen Berührungen, in seiner Art mit mir umzugehen usw.
Darauf habe ich mich gestützt.
Ich habe sogar richtig bescheuert reagiert, als er es mir das erste Mal wieder sagte im Sommer 2008 (nachdem wir uns 4 Wochen durch meinen Urlaub nicht gesehen und kaum gehört hatten) sagte: Erwar so glücklich und froh, es mir wieder sagen zu können, dass es für ihn ein feierlicher Moment war. Und ich habe es mit meinem "Ich weiß." abgewürgt.
Aber ja, ich wusste, dass es so war. Ich wollte nicht abhängig von diesen 3 Worten sein. Aber sie beruhigen doch ungemein. Sie sind mir sehr kostbar geworden durch diese "Durststrecke".

Und ich war nicht anders zu ihm in der Zeit als jetzt. Es liegt an der Depression.
Wie ich schon mal erwähnte: Lass ihm Zeit dich zu vermissen...
Bei uns wirkt das Wunder

Alles Liebe
Jaipriya
Die größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben können. Jean Jaurès
Jaipriya
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Re: Depressiv solange man denken kann?

Beitrag von Jaipriya »

Hallo Miteinander,

ich bin seit Dienstag nicht mehr allein, mein Mann ist aus der Klinik zurück.
Ich habe ihn sehr vermisst und genieße nun wieder die Zeit mir ihm.
Er wagt sich mutig an eine Wiedereingliederung auf seiner alten Arbeit. Der Arbeitgeber ist wirklich angenehm und verständnisvoll. Viele Kollegen haben sich große Sorgen gemacht.
Ob es gut gehen wird, ist noch nicht klar, aber einen Versuch ist es wert.

Auch ich habe mir mal eine Überweisung zum Psychologen geholt und will mal schauen, ob ich Unterstützung bei der Problematik finde.

Denn ich bin mir sicher, dass auch wieder Tiefschläge kommen werden, möchte versuchen vorbereitet zu sein.

Stichwörter sind für mich Coaching, Rollenspiele oder Verhaltenstherapie. Mal sehen was es am Ende wird...Eine Angehörigengruppe gibt es in meiner Stadt leider (noch) nicht.

Bin gespannt, wie es weitergeht.

Eure Jaipriya
Die größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben können. Jean Jaurès
lae
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Re: Depressiv solange man denken kann?

Beitrag von lae »

Liebe jaipriya,
schön von dir zu lesen. Ich habe in den letzten Wochen oft an dich gedacht und mich gefragt, wie es bei euch wohl weiter gegeangen ist.

Was ich lese, klingt doch alles recht positiv. Ich wünsche euch viel Glück.

Laetitia
Nalia
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Re: Depressiv solange man denken kann?

Beitrag von Nalia »

Hallo jaipriya,

auch ich gehöre zu den Langzeiterkrankten, seit meiner frühesten Kindheit (Grundschulzeit) war mir alles zuviel, ich war oft traurig und teilnahmslos und das zieht sich auch durch mein gesamtes Erwachsenenleben.

Ich habe alle möglichen ADs ausprobiert, Psychotherapien gemacht und war mehrmals in der Klinik.

Seit 3 Jahren bin ich stabil und das nach ungefähr 40 Jahren Depression, einzig arbeiten geht bei mir nicht mehr weil ich dem Arbeitsstress nicht gewachsen bin aber ich vermisse meine Arbeit auch nicht weil ich viele Interessen und Hobbies habe die mir Spaß machen.

ADs werde ich wegen der Rückfallgefahr mein Leben lang nehmen müssen aber das ist mir auch lieber so da es der sicherere Weg ist.

" und ob er bereut, dass er sein Leben bisher an die Depression verloren hat.": ich sehe das nicht so dass ein Leben mit Depression ein "verlorenes" Leben ist denn ich habe in der Zeit, wenngleich auch mit Anstrengung, gelebt und das Beste daraus gemacht, zudem kannte ich es ja nicht anders weil die Depression mich von Kindheit an begleitet hat.
Den Unterschied merke ich natürlich jetzt seitdem ich stabil bin und das ist einer der Gründe die ADs weiter zu nehmen denn einen Rückfall muss ich nun wirklich nicht mehr haben.

Was mich die Depression allerdings gelehrt hat: gut und achtsam mit mir umzugehen, etwas was ich in meinem Elternhaus leider nicht lernen konnte/durfte und das heißt für mich: mich von allen Menschen dauerhaft verabschieden die mir nicht gut tun und Stress zu vermeiden wo immer es geht.

Alles Gute,
Gruß,
Nalia




In der Mitte der Nacht beginnt der neue Tag.
Jaipriya
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Re: Depressiv solange man denken kann?

Beitrag von Jaipriya »

Ihr Lieben,

schön zu lesen, dass jemand an einen denkt :o)

Ja, auch heute war ein guter Tag. Mein Mann ist achtsamer mit sich und auch ich kann mich etwas entspannen.

Nalia, ja du hast recht, sich durch die Depression zu entwickeln ist ein Schritt nach vorn und positiv. Ich glaube ich bin da etwas ungeduldig. Allerdings litt mein Mann eben unter dieser jahrelangen Stagnation - und ich mit ihm. Nun habe ich das Gefühl, dass sich etwas tut. Hoffentlich bleibt er dran. Er hat in der Therapie Leute kennengelernt, denen es ähnlich geht und ermutigende Beziehungen aufgebaut, das alles ist viel Wert.

Euch alles Gute,
Jaipriya
Die größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben können. Jean Jaurès
sonntagsfahrer
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Registriert: 28. Aug 2012, 10:11

Re: Depressiv solange man denken kann?

Beitrag von sonntagsfahrer »

Liebe Jaipriya,

"Depressiv so lange man denken kann": mir wurde schon in der Grundschule eine "depressive Neigung" von einer Psychologen attestiert, ich wurde aber nur wegen meiner unbegründeten Versagensängste behandelt, die sich dann ausschlichen. In der Abiturphase hat mich die Depression dann mit ganzer Härte erwischt.
Ich würde sagen, dass man unterscheiden muss, zwischen denen, die schon ewig depressiv sind, aber keine Diagnose haben, und denen, die durch ihr Verhalten & ihren Charakter eher dazu neigen, eine Depression zu entwickeln (z.B. Perfektionismus, Pessimismus & Sensibilität wie im Falle deines Mannes, aber auch fehlende Bewältigungsmechanismen für Stress).
Nur kurz: Ich will dir keine Angst, sondern Hoffnung machen, wenn ich sage, dass auch nach 3 Medikamenten die Suche noch nicht vorbei sein muss.

Ich wünsche dir liebe Grüße & viel Kraft!
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