in Liebe... los(ge)lassen

Blümli
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Re: in Liebe... los(ge)lassen

Beitrag von Blümli »

Hej liebe ka2-x-di,

ich danke Dir, dass Du mich hier gelesen und wahrgenommen hast und es macht mich glücklich, wenn Dich meine Beiträge auf Deinem Weg unterstützen können. Ich habe hier in diesem Forum auch so unwahrscheinlich viele Beiträge geschrieben bekommen, die mich über weite Strecken wie getragen haben.

Deine Bewunderung ist mir aber auch unangenehm, weil ich meine, dass ich nicht durch mich selbst zu diesem " in Liebe loslassen" gekommen bin. Ich hab so unsagbar Vieles durch Beiträge bei den Betroffenen und hier bei den Angehörigen erhalten und bin nur deshalb da hinkommen, wo ich jetzt bin.
Ich hab z.B. unzählige Links hier gelesen, die meinen Horizont ich denk nicht nur etwas erweitert, sondern mindesten verdreifacht haben

Weißt Du, dass ich Dein: >>(...) irgendwie sträubt sich im Moment jede Zelle meines Körpers gegen das los lassen. ich habe viel mehr das Gefühl wenn ich versuche los zu lassen, geht es mir noch viel schlechter als vorher.<< richtig gut nachvollziehen kann, es ging mir nicht anders.
Und ich denke, ich hab wirklich diese zwei Jahre gebraucht, hätte ich mich "gezwungen" vorher loszulassen, ich hätte es nur tun können, wenn ich die Liebe zu ihm "weggeschmissen" hätte. So ein Gefühl hatte ich zumindest immer und jedesmal, wenn jemand zu mir sagte, ich müsse ihn und meine Liebe zu ihm loslassen. Dann hat alles in mir "NEIN DAS WILL ICH NICHT" geschrien und es kam dann auch jedesmal ein absolut sicheres Gefühl, dass ich das auch nicht muss, solange es mir mit diesen Situationen trotz alledem gut geht.
Und es ging mir die letzten zwei Jahre gut, sicher, es gab immer wieder Phasen, in denen mich die Wellen der Sehnsucht nach ihm total überspülten, aber gleichzeitig sind mir diese großen Gefühle, die ich dabei erlebte, etwas sehr Wertvolles.

Was es mir möglich gemacht hat, ihn die ganzen zwei Jahre immer weiterhin auf eine gewisse Weise festzuhalten war vielleicht, dass ich begriffen hatte, dass ich das "Festhalten" nur aushalten konnte, wenn ich mich selbst finden würde und damit mein Leben - ohne ihn und doch mit ihm - zu leben lernen würde (und hab dann gar nicht bemerkt, dass ich ihn immer gerade dann eigentlich ganz gut losgelassen hatte )
Ist mir natürlich nicht ununterbrochen gelungen. Hab ich es geschafft mich ihm gegenüber klar zu geben, was und wohin ich wollte, ging er deutliche Schritte auf mich zu. Die wiederum genau brachten mich von meinem klaren Kurs völlig ab, mein Blick verfing sich wieder in ihm und seinen Reaktionen auf mich und so verlor ich mich jedes mal wieder nach solch deutlichen Schritten auf mich zu, was zur Folge hatte, dass er jedesmal im doppelten Tempo wieder zurückruderte...

Ich habe mir sehr viel Zeit gelassen die Gefühle zu ihm loszulassen, weil diese Gefühle für ihn so wundervoll waren. Allerdings hab ich relativ bald begriffen, dass ich in dieser Zeit nicht in einem "Warten" verharren wollte, sondern ich wollte in dieser Zeit trotz *ohne ihn* und irgendwie ja doch *mit ihm* l e b e n ....
Also: ES GING UM MICH

Herzliche Grüße

Blümli
^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
jbj
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Re: in Liebe... los(ge)lassen

Beitrag von jbj »

hallo blümli,
wenn ich deine zeilen so lese, kommen mir die tränen. ich bewundere dich, dass du das so durchgestanden hast. wenn ich aber lese das du zwei jahre dazu gebraucht hast, macht es mir etwas angst. ich bekomme auch zu hören, "du musst loslassen, hat es überhaupt eine zukunft mit euch?" wenn das einer sagt macht es mich wütend und ich möchte mit dieser person gar nicht mehr weiter über das thema reden. es tut einfach so weh und ich hoffe jeden tag, dass ich morgens aufwache und alles war nur ein schlechter traum. ich wünsche mir so sehr, dass sich alles wieder zum guten wenden wird. es fällt mir aber auch schwer auf ihn zuzugehen, weil ich indem moment auch wieder angst habe etwas falsches zu sagen. habe ich jetzt schon über einen monat nicht mehr gesehn. würde ihn so gern mal in den arm nehmen und festhalten.
mein gedanken drehen sich nur um ihn und mich wunderts, dass ich überhaupt noch tränen habe.
musste das jetzt mal loswerden und hoffe ich kann das auch so schaffen wie du...
Sunnygirl78
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Re: in Liebe... los(ge)lassen

Beitrag von Sunnygirl78 »

Liebe Julie2,
Dein Beitrag hätte auch von mir sein können...mir geht es ähnlich wie Dir...irgendwie sitzen wir alle in einem Boot.
Ich fühle mich auch oft hilflos und verzweifelt...aber es nützt nichts, die Erde dreht sich weiter und wir können auch ohne unsere (ex-) Freunde leben...und das ist auch gut so...;o)...und es gibt doch einen Spruch:"was Du liebst gehört Dir nicht...lass es los...und wenn es irgendwann zurück kommt, dann gehört es Dir für immer"
Ich wünschte ich wäre schon so weit wie Du liebes Blümli.....;o)

Herzliche Grüße Sunnie
otterchen
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Re: in Liebe... los(ge)lassen

Beitrag von otterchen »

Liebe Blümli

Ich hab so unsagbar Vieles durch Beiträge bei den Betroffenen und hier bei den Angehörigen erhalten und bin nur deshalb da hinkommen, wo ich jetzt bin.

Doch.
DU warst es, die gefragt hat. DU warst es, die gelesen hat. DU warst es, die offen war dafür. DU warst es, die interessiert war. DU warst es, die die Worte auf sich hat wirken lassen. DU warst es, die angenommen hat. DU warst es, die umgesetzt hat.

Und da meinst Du, Du wärst nicht selbst zu diesem " in Liebe loslassen" gekommen?

Wieviele andere stellen ähnliche Fragen und lesen ähnliche Antworten - und kommen NICHT zu diesem Ergebnis? Es liegt also an DIR, dass Du gewachsen bist.

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otterchen
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Re: in Liebe... los(ge)lassen

Beitrag von otterchen »

Hallo Julie und Sunnie,

gebt Euch selbst die Zeit, die es braucht.
Menschen, die meinen "du solltest das langsam mal loslassen", sind nicht in Eurer Situation. Ich bin aber sicher, dass sie das zum großen Teil auch aus Sorge sagen, weil sie doch wollen, dass es Euch gut bzw. wieder besser geht.

Dennoch: es dauert so lange, wie es dauert.
Auch bei mir hat es Jaaaahre gedauert, und ich hatte zwischendrin immer Phasen, in denen ich an mir selbst gezweifelt habe - werde ich "ihn" jemals loslassen können? Ist das noch gesund für mich? Werde ich "verrückt"?
Aber ich habe mir letztendlich selbst vertraut: ich brauche das. Das ist MEINE Entwicklungszeit. Mit tiefem Eintauchen in die Erinnerungen, mit Sehnsucht, mit Wut, mit Träumereien... alles mögliche.
So lange, bis es endlich weniger wird.

Sich vorher in etwas anderes zu stürzen (Ablenkungen oder gar eine neue Beziehung) hätte für mich (!) nur bedeutet, das Thema nicht ganz auszuleben. Es wäre verdrängt - und irgendwann wieder mit Druck zum Vorschein gekommen.

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Sunnygirl78
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Re: in Liebe... los(ge)lassen

Beitrag von Sunnygirl78 »

Hallo Otterchen,
Und was ist mit der Hoffnung auf ein Happy End?
In allen Beiträgen kann ich nirgendwo lesen, dass es eine Heilung gab und dass der Partner zurück gekommen ist.
Meine Therapeutin sagt, dass ich nicht so weit voraus denken soll, denn er muss ja ersteinmal wieder gesund werden....aber wird man jemals gesund?
Ich habe gerade keine positiven Gedanken...und bin wütend auf diese Krankheit...die sich einfach zwischen uns gedrängt hat...und uns auseinander gebracht hat...
Liebe Grüße Sunnie
otterchen
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Re: in Liebe... los(ge)lassen

Beitrag von otterchen »

Hallo Sunnie,

ich behaupte jetzt einfach etwas:
die Depression ist nicht der Trennungsgrund.
Sie ist einfach da. Zusätzlich. Vielleicht als Symptom dessen, dass der Depressive nicht mit Trennungen / Differenzen / Selbstbehauptung / was-auch-immer umgehen kann.
Aber "Depression weg = Beziehung wieder da" wird in den allerwenigsten Fällen funktionieren.

Dies ist aber nur meine Sicht der Dinge.
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chrigu
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Re: in Liebe... los(ge)lassen

Beitrag von chrigu »

Liebe Blümli,

danke für Deine Antwort, ich freu mich immer, wenn ich von Dir lese.

Die Story ist gar keine komplizierte: Ich habe jemanden kennengelernt und wir mögen uns, aber er ist relativ frisch getrennt und braucht Zeit für sich. Das war's auch schon, im Grunde. Und ich sehe mir zur Zeit selbst ganz erstaunt zu, wie ich darauf reagiere und freue mich, wie viele alte Muster ich abgelegt habe und wie weit ich mittlerweile gekommen bin.

Natürlich bin ich traurig, aber ich nehme wahr, dass ich nicht als Person zurückgewiesen wurde, sondern das Timing einfach schlecht war. Ich verstricke mich nicht total in Hoffnungsszenarien, sondern kann das "nein" durchaus als solches akzeptieren. Ich finde es sogar richtig und bin froh, dass es eine klare Ansage gab. Denn ich möchte weder eine Lückenbüßerin sein noch möchte ich, dass jemand alte und noch nicht überwundene Beziehungsmuster an und mit mir abarbeitet. Früher hätte ich all das bereitwillig in Kauf genommen, nur um den Mann "zu haben". Früher hätte ich auch auf Teufel komm raus versucht, Kontakt zu halten, jemanden quasi zu überzeugen, es doch mit mir zu versuchen.

Jetzt versuche ich, die Distanz zu halten. Ich kann der Trauer Raum geben und spreche mit Freunden darüber (ein Riesenfortschritt, ich bin nämlich beileibe nicht extrovertiert, wenn es um meine Gefühlswelt geht), aber ich versinke nicht. Gestern konnte ich mich trotzdem über den Sonnenschein und ein gutes Lied im Radio freuen und ich weiß, dass meine Welt nicht untergeht, auch wenn es sich ganz am Anfang ein wenig so anfühlte.

Zusammengefasst ist der große Unterschied, dass ich meinen Selbstwert sehe und dementsprechend handele und (zumindest die meiste Zeit) bei mir bleiben kann. Traurig bin ich natürlich trotzdem, aber alles andere wäre ja auch komisch.


Deinen Antrieb, Dich mit der Depression auseinanderzusetzen, würde ich definitiv unter "gesundem Egoismus" verbuchen. Das ist genau das, was vielen Depressiven ja fehlt und was aus den von Dir genannten Gründen so unglaublich wichtig ist. Egoismus im negativen Sinne hätte ja sicherlich zu einer anderen Herangehensweise geführt.

Ich wünsch Dir ein wunderbares Wochenende und grüße Dich ganz herzlich
Chrigu
chrigu
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Re: in Liebe... los(ge)lassen

Beitrag von chrigu »

Hallo Sunnie, hallo Julie,

ich möchte dick und fett unterstreichen, was Otterchen ( ) schreibt: Eine Depression ist kein Trennungsgrund in dem Sinne, dass die Trennung wieder aufgehoben wird, wenn die Depression überwunden wird.

Eine Depression ist tiefgreifend und einschneidend, es geht - wie ihr vielleicht hier schon an mancher Stelle gelesen habt - um die Lösung alter Muster, um die ureigene Persönlichkeit. Es geht dabei nicht um Beziehungen. Manche bleiben dabei auf der Strecke, aus 1500 verschiedenen Gründen, andere haben Bestand, aus 1500 anderen verschiedenen Gründen.

Aber gebt Euch nicht der Illusion hin, Ihr bekämt den Partner wieder, wenn er wieder gesund ist. Natürlich kann das passieren, aber wollt Ihr Euer Leben dieser einen kleinen Chance opfern? Auf etwas warten, von dem Ihr nicht wisst, ob es eintritt? Ist das Leben nicht eigentlich viel zu schön, um ständig in Illusionen und Phantasien zu leben? Wenn es irgendwann mal sein soll, dass Ihr wieder mit Euren Partnern zusammenkommt, dann wird sich das schon ergeben. Aber darauf habt weder Ihr, noch der Partner, noch die Krankheit noch sonst etwas Einfluss (außer natürlich, Ihr steht auf erzwungene oder erpresste Beziehungen).

"Meine Gedanken drehen sich nur um ihn" - das ist okay in der Anfangsphase der Trennung. Aber irgendwann sollte man auch aufstehen und weitergehen und aktiv dafür sorgen, dass andere Gedanken auch langsam Raum einnehmen. Das Tolle ist ja: Das liegt in Eurer Macht! Und irgendwann ergibt sich das Loslassen dann ganz von alleine.


Chrigu
Blümli
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Re: in Liebe... los(ge)lassen

Beitrag von Blümli »

Liebe Sunnie,

wenn Du auf ein Happy End hoffst, dann... Nein, ich schreib es wieder in der Ich-Form, weil ich habe es ja auch genauso wie Du getan.

Genau von dieser Hoffnung auf ein Happy End von unserer angefangenen Geschichte ( welche damals als Liebesbeziehung begann) wollte ich natürlich auch erstmal nicht lassen. Diese Liebesbeziehung war es ja auch, die er mit dieser Depression durchtrennt hat.
Doch ( wie otterchen schreibt) genau das habe ich mit der Zeit - für mich ! - verstanden, dass die Depression nicht alleiniger Trennungsgrund ist, auch wenn es vielleicht der letztlich ausschlaggebende Faktor war.
Ich z.B. meine, dass mein besonderer Freund (zumindest zur Zeit) mit seinen Gefühlen für mich (wenn er sie denn zulässt) sich in Situationen bringt, mit denen er überfordert ist. Es war, so denk ich, sein erlerntes (depressives) Muster sich aus diese Überforderung wieder herauszubringen, in dem er in eine Depression " abgetaucht" ist.
So quasi: " keine Gefühle = keine Überforderung in Situationen mit Gefühlen".

D.h. aber für mich, wenn ich mir Hoffnung darauf mache, dass er wieder Gefühle für mich haben wird, wird er nur wieder in diese Überforderung kommen. So war es jetzt bei mir auch letztlich. Ist er Schritte auf mich zugegangen( hat wieder mehr Gefühle für mich zugelassen), weil er sich eigentlich sicher vor meinen Erwartungen an ihn (die durch meine Gefühle für ihn immer wieder aufkamen) fühlte, kamen von mir aber wiederum Reaktionen auf seine von ihm mir entgegengebrachte Gefühle. Darin empfand er wohl sofort wieder einen Erwartungsdruck für sich, der ihn wieder in Überforderung brachte. Seine Reaktion war dann immer das "Zurückrudern", was für mich im ersten Moment wieder nicht verständlich war, warum denn jetzt plötzlich schon wieder keine Gefühle für mich da waren.

Was ich Dir mit meiner Erzählung sagen will ist, dass es ein Happy End unserer Liebesgeschichte nicht geben kann, weil der Grund, warum es damals nicht geklappt hat sich nicht geändert hat. Immer wenn wir mit unserer Liebesgeschichte weiter machen, wird er wieder mit Situationen konfrontiert, die ihn damals in die akute Depressionsepisode gebracht haben. Also, ist er zwar aus der akuten Depressions-Reaktion wieder raus, können zwar die Gefühle weder kommen, diese lassen ihn aber wieder mit seinen alten Mustern reagieren, weil er keine andere Handhabe parat hat.

Deine Wut auf die Krankheit kann ich schon verstehen, hatte ich auch, weil ich meinte, dass es sie gewesen wäre, die uns auseinander gebracht hatte. Inzwischen hab ich aber verstanden, dass das depressive Verhalten ihm eigentlich überhaupt, wenn auch überaus schmerzhaft und kraftraubend, ein "leben" möglich macht. Zumindest meint das der Betroffene selbst von sich, da ein anderes "leben" für ihn nicht möglich ist, - hat er ja bis dahin auch nicht erfahren, wie er das Leben auch anderes leben könnte.

Weißt Du das Problem ist, dass ein Mensch, der für uns Außenstehende eine sichtbare Depression "bekommt", meist sein ganzes vorher gelebtes Leben mit diesen depressiven Mustern schon gelebt hat, also eigentlich immer schon depressiv war, nur konnte er es bis dahin vor uns gut kaschieren.

Lieben Gruß

vom Blümli
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otterchen
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Re: in Liebe... los(ge)lassen

Beitrag von otterchen »

Danke Chrigu und Blümli,

Ihr habt die Worte gefunden, die mir momentan fehlen - das Erklärende, Zugewandte, Einfühlsame
(das will mir gerade nicht gelingen - solche Phasen dürfen aber auch da sein).

♥ ♥
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Blümli
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Re: in Liebe... los(ge)lassen

Beitrag von Blümli »

Liebe otterchen,

DANKE ... was Du so alles bei und von mir siehst und danke vor allem, dass Du es mir spiegelst.

Und ich sehe es überhaupt nicht so, als dass Dir das Erklärende, Zugewandte und Einfühlsame "gerade nicht gelingen will". Du hast das mit wenigen Worten auf den Punkt gebracht, wozu chrigu mehr und ich sogar noch viel mehr Worte gebraucht haben.

Ich habe übrigens gestern mir Deine Antworten im Thread "Frage an Betroffenen - das tiefe Loch" nochmal durchgelesen und ich meine jetzt zu verstehen, warum ich Dich damals nicht so gut verstehen konnte. Mir hat einfach das "Sehen" aus der Depressionsrichtung gefehlt.
Ich hatte damals nur gespürt, dass er sich nicht einfach nur "ar...mäßig" verhalten hat und ich deshalb eben die Vermutung hatte, dass in irgend einer Weise die Depression ja dann doch mit beteiligt sein musste. Aber dass, wenn der Depressionszustand des Betroffenen sich bessert, oder zumindest verändert, die Beteiligung der Depression nicht im gleichen maße, wie sie ja tatsächlich bei der Trennung mit eine Rolle gespielt hat, sich quasi alles nur wieder auf rückwärtigem Weg zum "Ursprünglichen Ausgangspunkt" zurückentwickelt, konnte ich damals nicht sehen und damit auch nicht verstehen können.
Dazu hat es den langen Weg der zwei Jahre gebraucht.

Würde Dir auch gerne mit kleinen Herzchen zurück winken, bin aber leider dazu unfähig
Deshalb von mir jetzt ein " herzlich - ausgeschriebenes" an Dich

vom Blümli
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Blümli
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Re: in Liebe... los(ge)lassen

Beitrag von Blümli »

Liebe Chrigu,

auch ich freu mich...

Kompliziert ist Deine Story nicht, Ja, aber eben trotzdem fordert sie Dich in einem Bereich, in dem Du aber eine so große Weiterentwicklung von Dir hast, dass Du Dich dadurch nicht mehr aus den Augen verlierst (oder zumindest nur mal kurz).

Genauso hätte ich meine letzten "mich verlieren" Situationen mit meinen besonderen Freund beschrieben. Ich habe mich, weil vor allem ich meinen Gefühlen Beachtung und Raum geben wollte, schon immer wieder für kurze Zeit tatsächlich verloren, oder mich zumindest von mir kurzzeitig etwas weiter entfernt. ABER diese großen und tiefen Gefühle sind für mich etwas sehr Wertvolles geworden, die ich gerne inzwischen zulassen und mich auch ihnen im gewissen Maße gerne hingeben möchte und ich damit das kurzzeitige Verlieren "in kauf" nehme.
Es ist für mich ein " sehr intensives Erleben" geworden, ich mir aber inzwischen sicher genug bin, dass ich mich dadurch nicht vollständig verliere.

Auch Dir ein schönes und für Dich gutes Wochenende.

Herzlichste Grüße

vom Blümli
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otterchen
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Re: in Liebe... los(ge)lassen

Beitrag von otterchen »

Liebe Blümli,

dies hier

Weißt Du das Problem ist, dass ein Mensch, der für uns Außenstehende eine sichtbare Depression "bekommt", meist sein ganzes vorher gelebtes Leben mit diesen depressiven Mustern schon gelebt hat, also eigentlich immer schon depressiv war, nur konnte er es bis dahin vor uns gut kaschieren.

finde ich sehr, sehr wichtig - und behaupte (wieder einmal), dass es in vielen Fällen zutreffend ist.

Mir fällt gerade eine Phase in meinem Leben ein, die ich als äußerst lustig erlebt habe (neben anderen Aspekten - natürlich!):
das war der Aufenthalt in der Klinik.
So viele "Gestörte" - und dennoch so viel Spaß!

Depressive und Menschen mit anderen "Störungen" können also durchaus fröhlich sein, lachen, sich in gewissen Situationen behaupten - und damit in gewissem Maße das Bild eines normalen, gesunden Menschen vermitteln. Und das über Jahre. Bis irgendwann... ein Auslöser kommt? das Fass überläuft?

Jedenfalls: viele Menschen, bei denen irgendwann im Laufe ihres Lebens eine Depression auftaucht, waren vorher schon entsprechend disponiert. Die Weichen waren quasi schon dafür gestellt.
Und vielleicht leiden sie, weil sie sich ihrem Partner gegenüber unterlegen fühlen, minderwertig, ihn nicht verdienen, sich als Last empfinden.
Vielleicht leiden sie auch, weil sie merken, dass ihr Gefühl der Liebe verschwindet, und sie wollen die Fassade weiter aufrecht erhalten.
Vielleicht leiden sie, weil der Partner unbewusst Forderungen stellt, die sie nicht erfüllen können, aber sie schaffen es nicht, sich dagegen zu behaupten.
Vielleicht leiden sie, weil der Partner unbewusst immer wieder Punkte trifft, die sehr schmerzen.
Es mag viele verschiedene Gründe geben - aber ich glaube, kaum einer geht leichten Herzens, sondern eher, weil er nicht mehr kann.

Dennoch: die Trennung kann manchmal wirklich helfen, einfach weil es besser für den Depressiven ist (auch wenn es der zurückbleibende Partner nicht verstehen kann) - eben genau so, wie sich normale Menschen auch voneinander trennen. Das muss ja nicht im Streit geschehen - man kann sich auch in Liebe trennen, etwa weil beide Partner eine unterschiedliche Vorstellung von ihrem Leben haben, wobei einer unweigerlich den Kürzeren ziehen würde.

Zu erkennen: ich liebe diesen Menschen, aber ich kann nicht mit ihm zusammen sein, ihn aber dennoch in meinem Herzen tragen, ist wohl eine Lektion, die bitter zu erlernen ist.





Ach, und das Herz ist recht einfach: links auf die Alt-Taste und rechts im Zahlenfeld auf die 3. Das ist alles: ♥
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OMG
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Re: in Liebe... los(ge)lassen

Beitrag von OMG »

Hallo ihr Lieben,

auch ich möchte mich mal wieder in diesem (meinem persönlichen Lieblingsthread hier) zu einem kleinen Wort melden.

Und zwar möchte ich Blümlis vorletzen Post mal ganz doll unterstreichen.
Die Worte, die du dafür gefunden hast sind so wahr und genau an diesen Punkt muss jeder für sich selbst gelangen, um mit etwas Abstand -Sehen- zu können.

Dazu muss ich hinzufügen, dass es durchaus auch Partner gibt, die sich in die Depression flüchten, da sie sich nicht stark genug fühlen dem anderen zu verdeutlichen, warum es so urplötzlich aus ist. Ich persönlich denke, dass die Depression an sich das Fass "nur" zum Überlaufen bringt. Die Beziehung (egal ob sie da war, wie lange, oder ob man erst im anpendeln einer Beziehung war) wäre früher oder später dann so oder so gescheitert. Ich weiß, das klingt hart, aber es gibt durchaus auch Fälle (auch hier im Forum zugegen), wo die Beziehung noch hält und es kein abruptes Ende gab. Ich denke, genau das ist auch ein Zeichen. Und damit kann man auch arbeiten.

Meine Worte klingen vielleicht nicht sehr einfühlsam und etwas trocken, aber ich hatte erst heute das Gespräch mit einem sehr guten Freund meines Ex Freundes und auch dabei ist mir wieder bestätigt worden, was Blümli so schön ausführlich beschreibt.

Der Freund/ Partner/ Mann hat ein Verhalten und das hat er auch noch während und nach der Depression, als auch davor. Gewisse Muster bzw. Verhaltenszüge haben dann eben einfach überfordert und lassen den Partner dann die Depression mehr spüren - die Konfrontation ist stärker.

Ich finde auch das gehört für mich zur Akzeptanz.

Auch dadurch kann man durchaus ein dankbares und bejahendes Gefühl entwickeln, um besser loszulassen. So ist es mir zum Beispiel ergangen.

Außerdem empfinde ich es persönlich als sehr "gefährlich" eine Trennung mit einer Depression zu entschuldigen, um so die Hoffnung auf ein Happy End aufrechtzuerhalten. Das hält nur auf. Klingt nicht nett, ist aber so.

Die Zeit, die man mit Hoffen verbringt verschließt einem die Augen, sich auf neue Wege zu begeben.

Würde man sich ohne Depression trennen, würde man sicherlich gewisse Dinge und auch nicht so schöne Geschehnisse vielleicht mit größerer Enttäuschung sehen und nicht entschuldigen.

Aber so ist es ja immer "einfach" zu sagen, dass er das nicht so gemeint hat, er ist ja krank... Sich genau davon zu lösen ist sehr schwer und kenne ich aus eigener Erfahrung sehr gut.

Da komme ich wieder auf die Qualität unseres schönen Forums zu sprechen, denn ich habe mein "Loslassen" mal in einem BiPo-Forum geschildert und bin dort sehr hart darauf hingewiesen worden, dass es viele die Krankheiten zwar als Freibrief sehen, aber IMMER ein Mensch mit Charakter dahintersteht, der sehr wohl auch klare Gedanken hat und Entscheidungen treffen WILL.

Herzliche Grüße in die Runde von
Ursula.
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"Wenn Euer Leben Euch wie ein mühseeliger Aufstieg vorkommt, dann denkt an die Aussicht, die Ihr von dort oben haben werdet!" Anonym
otterchen
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Re: in Liebe... los(ge)lassen

Beitrag von otterchen »

@ Ursula,

und - wie wahr, wie wahr.

"Hoffen und Harren
hält manchen zum Narren"

Klingt bitter - enthält aber mehr als einen Funken Wahrheit.
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OMG
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Re: in Liebe... los(ge)lassen

Beitrag von OMG »

Otterchen, wie toll, dass wir beide ähnliche Gedanken gleichzeitig zu "Papier" gebracht haben.

Sowas tut mir so gut, da ich merke, ich bin und gehe auf einem guten Weg!

Hab vielen Dank, ich muss lächeln.

Ganz Herzlich von
Ursula.
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"Wenn Euer Leben Euch wie ein mühseeliger Aufstieg vorkommt, dann denkt an die Aussicht, die Ihr von dort oben haben werdet!" Anonym
Blümli
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Re: in Liebe... los(ge)lassen

Beitrag von Blümli »

Hallo julie,

ich habe etwas in diesen zwei Jahren "durchgestanden" und ich konnte es wahrscheinlich auch nur durchstehen ( anderen nennen es vielleicht die Kraft haben), weil es von Tag zu Tag immer und immer mehr meine Zeit, meine Themen, meine Geschichte wurde, in der er und meine Gefühle für ihn immer auch weiterhin vorkamen - mal mehr und dann auch mal weniger.

Ich setzte Dir hier einen alten Beitrag von mir rein, den ich ziemlich zu Beginn der zwei Jahre ( 12 Wochen nach seinem Gefühlseinbruch) jemanden geschrieben habe:

**Du hast schon recht, ich kann und ich möchte auch nicht komplett loslassen. Doch denke ich, dass ich nicht nur die wunderschöne Liebe zu ihm nur schwer loslassen kann, es ist auch das, dass ich im Moment in der Auseinandersetzung mit diesem ganzen Thema mir selbst so viel näher komme, so wie ich es vorher noch nicht war. D.h. den Schmerz und die Probleme, die ich im Moment immer wieder erfahre und erlebe, hängen sehr eng mit mir selbst, mit meinem lernen, mit meiner persönlichen Entwicklung zusammen und ich sehe in der Beziehung, bzw. Trennung zu ihm einen Auslöser oder Anstoß, mich mit meinen eigenen Themen zu beschäftigen und mit diesen vorwärts zu kommen. Von daher, wenn ich das mit ihm alles wegschieben würde, käme ich mit mir nicht weiter.
Das ist auch das, was ich in den letzten Tagen gefühlt habe. Mein körperlicher Schmerz (Rückenschmerzen) wurde ziemlich stark, nachdem ich wieder versucht habe einen Teil meiner Gefühle wegzudrängen und gleichzeitig entstand ein großes Gefühl der Leere. Lasse ich aber die gegensätzlichen Gefühle wie z.B. Wut und Zuneigung zu, so fühle ich eine unwahrscheinliche Lebendigkeit in mir, die mich stark macht.
Ich habe das Gefühl, dass sich die gegensätzlichen Gefühle, die zur gleichen Zeit da sein können, sich gegenseitig nähren. Das heißt, ich lasse die Wut zu und gleichzeitig wächst meine Zuneigung zu ihm. Das ist irritierend, weil ich ja eigentlich mit der Trennung vorwärts kommen möchte, also eigentlich mehr Abstand zu ihm bekommen möchte. Aber für mich ist es ein ganz großes Thema mich mit meiner Wut auseinanderzusetzen.
Kurz um, ich merke einfach, ich kann dieses Thema nicht einfach beenden, einfach lassen...**

Also, ich konnte es nicht einfach beenden, weil ich sonst in meinen Themen nicht mehr gefordert gewesen wäre. und genau darüber, so denke ich, habe ich es geschafft mich von ihm genügend zu distanzieren, indem alles immer mehr meine Themen, meine Probleme, meine Geschichte... mein Leben wurde.
Ich hab es oftmals so bezeichnet, dass ich begonnen habe mein Blickrichtung auf mich zu lenken und das haben wahrscheinlich auch die vielen Ratschlagenden mit dem Ratschlag "schau auf Dich, nimm Dich wichtig" gemeint.

Und ich will nochmal das Phänomen beschreiben, dass er jedesmal prompt wieder mehr auf mich zugehen konnte, wenn ich gut bei mir sein konnte und für mich klar war was und vor allem wohin ich wollte (war sogar oft der Beschluss von meiner Seite mich von ihm mehr abzuwenden). Ich denke, nur dann konnte ich ihm den Raum lassen, den er brauchte um keinen Erwartungsdruck in sich zu fühlen.

Lieben Gruß

vom Blümli
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twinkle152
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Re: in Liebe... los(ge)lassen

Beitrag von twinkle152 »

hallo Blümli,
so wie du es hier beschreibst trifft es meine Momentane Situation genau.
Wenn ich mich abgrenze kommt er auf mich zu und das gibt mir so viel Energie.
In allem was du schreibst erkenne ich mich wieder.
Ich kann es nur nicht so gut formulieren.
Danke für deine tollen Ausführungen.
liebe Grüße
otterchen
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Re: in Liebe... los(ge)lassen

Beitrag von otterchen »

Guten Morgen und einen schönen Sonntag an Euch!

Mir kommt da spontan ein fiktiver Dialog in den Sinn:

SIE (voller überbordender Gefühle zu ihm): "Du bist mein Leben"

ER (zu sich selbst): "Oh mein Gott, ich komme mit meinem eigenen Leben schon nicht zurecht, da soll ich auch noch ihres sein?"



???
vielleicht übertrieben. aber irgendwie so stell ich es mir vor.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Blümli
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Re: in Liebe... los(ge)lassen

Beitrag von Blümli »

Liebe otterchen,

... nicht zu fassen ! Wahrst Du versteckt auf unserem (meinem besonderen Freund und mir) Spaziergang dabei nach diesem er sich paar Tage später " in die Depression verabschiedet hat "? Das ist kein "fiktiver" Dialog, den Du da aufgezeigt hast !!

Ich hatte ihm auf diesem Spaziergang gesagt, wie glücklich ich wäre jemanden kennengelernt zu haben, mit dem ich eine liebevolle Beziehung führen könne. Sein Blick ( konnte ich erst viel später so deuten, aber er ging mir nie mehr aus dem Gedächtnis ) hat genau ausgedrückt: " Oh Gott, wie soll ich das *erfüllen*, komm doch mit mir alleine schon nicht zurecht" . In seinem Brief, in dem er mir seine Gedanken schrieb, die ihn dann wohl auch in die Tiefe zogen, ging es genau darum " nicht zu genügen ; nicht erfüllen können ; mit sich selbst schon nicht klar kommen..., aber mir doch nicht weh tun zu wollen".

Ich begreife immer mehr, wie maßlos überfordert er sich gefühlt haben muss und was das für ein riesiger Druck auf ihn gewesen sein muss, dass er genau das tun musste, was er ja doch eigentlich unbedingt nicht tun wollte, nämlich *mir weh tun*.

Liebe otterchen, es ist verrückt, gerade diese Erinnerung an den Beginn unserer ganzen Geschichte lässt in mir viele Gefühle wieder hochkommen, die ich damals hatte. Wie z.B. dass es sich für mich immer und immer wieder so anfühlte, wie wenn ich mit meiner Liebe zu ihm ihn eben genau erst diese ganzen Probleme machte. Vielleicht kennst Du noch meine immer wieder aufgekommenen Fragen von z.B. "Spagat klappt nicht, uns beiden gerecht werden geht nicht" ; oder "Muss ich gehen, damit er nicht...".
Ich habe gekämpft und gerungen einen Weg zu finden, wie ich ihm meine Liebe geben könnte, ohne ihm mit diesem "Geschenk" gleichzeitig etwas Belastendes zu "schenken". So habe ich jetzt lange zwei Jahre dafür gebraucht und habe tatsächlich (für mich ! ) einen Weg gefunden.

Ich hab keine Ahnung ob er weiterhin etwas von meiner Liebe hat, die ich ihm ja immer noch in Gewisser Weise entgegenbringe. Und ich merke grade, ich muss mich davor hüten das rausbekommen zu wollen, weil dann geht alles von vorne los, dann kommen wieder die Hoffnungen, Erwartungen und für ihn dann der Druck.

Dank Dir liebe otterchen, für Deine heute morgentlichen Gedanken

Herzliche sonntägliche Grüße

vom Blümli

P.S. das mit dem Herzchen klappt bei mir nicht... liegts an dem, dass ich einen Mac benutze ?
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chrigu
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Re: in Liebe... los(ge)lassen

Beitrag von chrigu »

Liebe Blümli, liebe Otterchen,

diesen Dialog kenne ich auch, aber: bei mir stammen beide Sätze von mir. Und ich glaube, das war die Zerissenheit, in der ich gelebt habe, nämlich einerseits mich völlig auf jemanden zu fixieren und ihn gleichsam zu meinem Leben zu machen und gleichzeitig aber zu glauben, dass ich selbst nicht genüge und mein eigenes Leben nicht hinbekomme. Klar, dass ich die vielen Löcher da von außen stopfen musste und klar, dass ich somit plötzlich jemand anderen als mein Leben ansah, denn ich hatte ja genau mit ihm mein scheinbar unerfülltes Leben ausgefüllt, ihn quasi tatsächlich zu meinem eigenen Leben gemacht.

So ätzend es auch war, danach so lange allein zu sein - das war die Zeit, die dringend notwendig war, um zu sehen und vor allem zu fühlen, dass mein Leben allein genau mein Leben ist und dass ich niemanden brauche, um komplett zu sein (seither grusele ich mich richtig, wenn ich in irgendwelchen Schmachtfilmen höre, wie einer zum anderen sagt "du machst mich komplett"). Und ich hoffe auch, dass ich nie mehr jemandem aufbürde, etwas komplettieren zu müssen, ebenso wenig will ich für jemanden was komplettieren müssen. Lustigerweise habe ich aber festgestellt, dass sich in dieser Hinsicht oft die Menschen anziehen, die da auf der gleichen Wellenlänge sind.

Ich glaube, dass trotzdem tiefe Gefühle möglich sind und ein intensives Erleben von Liebe, weil es eben nicht aus einer Not oder einem Bedürfnis heraus erlebt wird, sondern als Geschenk (klar, die meisten von uns haben ein Bedürfnis nach Liebe und Partnerschaft und Nähe, das meine ich gar nicht, sondern ein darüber hinaus gehendes und meiner Meinung nach nicht mehr "gesundes" Bedürfnis).

So, wie ich jetzt im Nachhinein sowohl die damalige Beziehung als auch die Zeit des Loslassens dankbar sehen kann, hoffe ich, dass ich auch bald verstehe, was im Moment passiert. Vielleicht hat sich jetzt nämlich gerade erst eine Tür einen Spalt breit geöffnet um mir zu zeigen, was möglich ist. Blöd nur, dass es sich im Moment noch so anfühlt, als sei dann jemand mit einem Panzer durchgerast. Aber ich erwische schon jetzt immer wieder Zipfel von dem Gefühl, dass es jetzt eben so sein muss, wie es sein muss, weil es zu meinem Weg gehört und ich da noch etwas lernen oder verstehen muss.

Liebe Grüße!
Chrigu
otterchen
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Re: in Liebe... los(ge)lassen

Beitrag von otterchen »

Huhu Ihr beiden

bei Chrigu musste ich schmunzeln: eigentlich sind auch beide Sätze auch von mir, aus meiner Vergangenheit.
Beides aber in verschiedenen Partnerschaften, zu unterschiedlichen Zeitpunkten bzw. Entwicklungsstadien bei mir.

Chrigu, ich hoffe, Du kannst diesem Gefühlszipfel noch nachspüren und erwischst ihn noch. Falls nicht: er wird sich mit Deutlichkeit melden, wenn die Zeit dafür reif ist ("es gibt keine Zufälle").

Ich mag hier an dieser Stelle aber mal kurz schildern, was ich in beiden genannten Beziehungen gespürt habe (beides rückwirkend bzw. erst nach Ende der 2. Beziehung):
ich nenne es das Zapfsäulen-Prinzip.
Der erste Mann (den ich immer noch im Herzen trage) hat mir gegeben. Ich kann heute nicht sagen, ob ich ihn angezapft habe, aber jedenfalls habe ich von ihm bekommen. Ich war zum einen unwürdig / minderwertig - zum anderen aber hätte er mir die Sterne vom Himmel holen können, ich hätte es nicht glauben können. Aber von ihm habe ich bekommen, er hat mir gegeben. Und ich hatte nichts zu geben (jedenfalls war es mir nicht bewusst).

Der zweite Mann kam mir hingegen vor, als hätte er immer von mir tanken wollen. Hin und wieder ist das ja ok bzw. als gegenseitiges Geben und Nehmen, aber nur "gib mir, gib mir, gib mir" funktionierte nicht. Ich kam mir wie eine Energie-/Gefühlstankstelle vor, die immer leerer wurde und nicht auftanken konnte - besonders nicht bei ihm.

Woran ich das festmache? Ich kanns gar nicht mal genau benennen, es hat sich einfach so angefühlt.

So ätzend es auch war, danach so lange allein zu sein - das war die Zeit, die dringend notwendig war, um zu sehen und vor allem zu fühlen, dass mein Leben allein genau mein Leben ist und dass ich niemanden brauche, um komplett zu sein

Höhö, ich befinde mich gerade am Ende dieser Zeit - ich nenne es mein "Eremitendasein". Jahre, die ich gebraucht habe, um zu mir selbst zu finden.



@ Blümli: bei Deinen Worten kommt mir etwas in den Sinn - ich weiß gar nicht, ob es wirklich etwas damit zu tun hat, aber es möchte raus, und deshalb...
Das Über-Interpretieren.
Ich schmelze dahin, wenn ich seine Stimme am Telefon höre.
Ist das Verliebtsein oder Liebe? Nein.
Aber früher hätte ich gedacht, dass ich mich in jemanden verliebt habe (und hätte dann meine Gefühle dahingehend auch "gepusht")
Heute würde ich sagen: ich finde seine Stimme toll - und DAS darf sein.

Ich fühle mich wohl, weil der andere soviel Ruhe ausstrahlt.
Ist das schon Verliebtsein oder Liebe? Nein. Früher wäre ich mir aber dessen sicher gewesen, und alles hätte sich entsprechend "hochgeschaukelt".
Heute kann ich das etwas reservierter sehen. Aber genau das kann ich ihm rückmelden: deine Ruhe tut mir gut.

Will sagen: nicht mehr daraus machen, als es ist - das ist für mich (!) eine etwas gesündere Basis, als es früher war, und ich kann es auch meinem Gegenüber besser rückmelden, statt ihn mit einer Gefühlsflut zu überwältigen. Vielleicht kann man es so sagen, dass ich sehr begeisterungsfähig bin, das früher aber direkt mit Verliebtsein gleichgesetzt habe?
Und selbst WENN sich tiefere Gefühle daraus entwickeln: so weiß der andere dann doch genau, was ich an ihm so mag.
Kein dramatisches "DU BIST ES!!", sondern "ich mag deine Stimme, deine Ruhe, deine Hände, deine Augen" (bitte Eigenschaften nach Wunsch einsetzen )

Das Gegenüber hat dann eine greifbarere, nachvollziehbare Rückmeldung, und man selbst ist besser gewappnet davor, den anderen als das Nonplusultra darzustellen.


wirre Gedanken vielleicht...
na, mal selbst sortieren


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chrigu
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Re: in Liebe... los(ge)lassen

Beitrag von chrigu »

Hallo zusammen,

ich hole diesen Lieblingsfaden noch mal rauf.

Otterchen,
mir ist zu dem, was Du im letzten Posting schreibst, auch noch etwas eingefallen. Diese entspannte und ruhige Herangehensweise an die eigenen Emotionen ohne Überinterpretation, das geht ja auch erst, wenn man losgelassen hat. Losgelassen hat, dass der andere auf Teufel komm raus eine Lücke füllen muss; losgelassen hat, dass man unbedingt eine Partnerschaft braucht, um ein erfülltes Leben zu führen; losgelassen hat, dass man den anderen unbedingt in seinem Leben braucht.

Dann kann ich mit ein wenig Abstand schauen, wie sich die Begegnung und das Zusammensein mit einem anderen Menschen anfühlt. Und trotzdem kann ich mich immer noch Hals über Kopf verlieben, aber dann ist das Gefühl nicht eines, das aus Mangel entstanden ist, sondern eines, das die Summe der vielen Kleinigkeiten ist, die Du hier als Beispiel nennst. Das stell ich mir unter echtem Verlieben vor und gleichzeitig ist das ein Verlieben ohne Druck und Zwang. Es passiert nur, weil mir der andere wirklich gefällt und nicht, weil ich etwas suche, dass ich eigentlich in mir habe.

Hm. Verständlich?

Einen lieben Gruß an Euch alle hier!
Chrigu
otterchen
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Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: in Liebe... los(ge)lassen

Beitrag von otterchen »

*nick*
ja, mir ist das durchaus verständlich

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