Alles wird gut????Geheil?

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crosswalker
Beiträge: 17
Registriert: 25. Jul 2012, 12:08

Alles wird gut????Geheil?

Beitrag von crosswalker »

Hallo ,
ich habe vor einigen Monten ab und zu hier geschrieben. Betroffen ist mein Partner und wir haben sehr schlimme Zeiten (hoffentlich) hinter uns.
In jedem der einzelnen Themen findet man sich wieder. Es geht um so viel Leid, Ablehnung obwohl man dem geliebten Menschen doch nur helfen, ihm zur Seite stehen will, in seinem Leid. Wir sind sooooo tiefe Täler durchschritten (mein Mann und ich) und haben einander doch nie losgelassen. Im letzten Jahr ( nach Behandlungsbeginn)ging es zögerlich bergauf, dann wieder bergab. Es war eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Nichts im Gefühlsleben war beständig: Nun ein nettes Wort - im nächsten Moment eine Klatsche(verbal wohlgemerkt)
Im Frühjahr diesen Jahres unser Haupturlaub, die schönsten Wochen des Jahres wurden zu einer unglaublichen Qual. Ich habe Fotos meines Mannes, die ich unbemerkt aufnahm, diese anzuschauen lassen mich sein ganzes Leid sehen. Seltsamerweise hat er in der ganzen Elendsphase seine Auslöser auschließlich bei mir gesucht. Ich war alles.....Das tat und tut auch heute noch so wahnsinnig weh.Gott sei Dank, konnte ich aber in der ganzen Zeit immer zu ihm durchdringen, so dass er wenigstens die Möglichkeit, dass sich alles auf Grund seiner Depression so schlecht anfühlte in Betracht zog und auch seinen Arzt aufsuchte.
Ende Juni diesen Jahres, nach dem Urlaub eine weitere Neueinstellung seiner Medikamente und es war ein Erfolg.
Ich will den Tag nun nicht vor dem Abend loben, die Herbstzeit soll ja wieder Gefahren bergen, und doch möchte ich Euch alle Mut machen!!!
So weh es tut, haltet wenn es geht bei Eurem Partner aus, die Armen könne Ihre Gefühle nciht beeinflußen!!!
Mein Mann sagt heute, er wußte die ganze Zeit, dass er falsch, bzw. gar nichts enpfindet und er wußte auch das das nicht so sein sollte. Einerseits wollte er alles hinschmeißen, auch unsere langjährige Ehe, aber andererseits hing er auch daran.Er kam aus diesm Teufelskreis nicht heraus.Es war tatsächlich so wie ich es empfand: ohne es steuern zu können, gab er mir für sein ganzes Elend die Schuld, doch er wußte auch, dass das so nicht stimmen konnte.
Heute ist es so, dass ich einen ganz neuen Mann habe. Wir vermuten beide, dass es in ihm immer schon, wenn es das gibt, eine Bereitschaft zur Depression gab. Rückblickend finden wir sehr viel Zeiten unsere Ehe, in denen seine Depression unsere Beziehung und ihn quälte.
In seiner schlimmsten Zeit war ich manches mal selber so fix und fertig, dass ich psychologische Hilfe benötigt hätte.
Mein heutiges Problem ist daher eher klein, qäult mich aber trotzdem. Vielleicht hat ja einer von Euch da einen Tipp für mich.
Es geht darum, dass ich noch so oft an all diese Kränkungen, Verletzungen die ich mitgemacht habe und unserer Ehe zuliebe auch ausgehalten habe, denken muß. Meine Seele ist, obwohl es nun doch so schön ist, mein Mann sich auch wieder um meine Belange kümmern kann, so wund!!! Ich bin sehr empfindlich geworden!!
Manchmal denke ich richtig aufmüpfig: na toll, er hat seine Pillen, er will nichts mehr von früher hören,ihm geht es gut, aber ich habe keine Pillen, ich habe ausgehalten.Ich bin nicht auf Knöpfchendruck "geheilt"
Dann frage ich oft nach dem warum, warum habe ich mir das gefallen lassen.
Ist das sehr bescheuert? Ich weiß doch warum ich das ausgehalten habe, ich habe jetzt sogar eine Rechnung in Form von einer sehr tiefen, innigen Partnerschaft. Oder leide ich im Moment an unbewußten Ängsten: kommt die Depri wieder...? Vielleicht brauche ich auch nur einen längeren Zeitraum, damit ich wieder Vertrauen und Sicherhait aufbaue?
Wie gesagt vieelicht hat jemand Tipps für mich, vielleicht tut es auch nur gut es mal aufzuschreiben.
Mit meinem Mann habe ich das Thema natürlich schon besprochen, er meint die Depri ist Historie, es war sehr schlimm, es tut ihm auch sehr leid, dass ich so viel habe aushalten muß. Heute weiß er und kann es auch nachfülen, wieviel Verzweiflung auch der Partner hat Wahrscheinlich hat er Recht, wir müssen nun nach vorne schauen.......
Aber es geht in meinme tiefsten ich nicht so einfach.

Liebegrüße

Crosswalker
Zauberland

Re: Alles wird gut????Geheil?

Beitrag von Zauberland »

@crosswalker
ich glaube, dass es nun einfach an der Zeit ist Dich um Dich selbst zu kümmern und in einer Therapie alle Verletzungen der letzten Jahre aufzuarbeiten...

liebe Grüße
dprssn
Beiträge: 27
Registriert: 1. Nov 2012, 20:54

Re: Alles wird gut????Geheil?

Beitrag von dprssn »

Hallo crosswalker,
der Bericht könnte von mir sein, ich habe das genauso erlebt und empfunden!

Auch ich habe jahrelange Kränkungen ausgehalten, die oft seiner extremen Unsicherheit (die ich als Grundlage, auf der die Depression wachsen konnte, sehe) entsprungen sind.
Ich habe da viel gelitten und auch mich packt rückblickend manchmal Wut und Verzweiflung weil ich das alles so mitgemacht habe und eine Garantie, dass es besser wird gibt es nicht. Das ist frustrierend.
Mein Mann ist erst seit wenigen Wochen in Behandlung deswegen weiss ich noch nicht wie das so werden wird.
Er hat zwar schon ein paarmal gesagt, er sieht jetzt was ich mitmachen musste, aber ob es besser wird? Er entschuldigt sich jetzt zwar immer (früher manchmal aber selten), aber eigentlich will ich, dass diese Kommentare einfach ausbleiben.

Auch habe ich eben Angst, wie das Leben mit Diagnose und Therapie wird. Ich habe mich so an den Zustand gewöhnt. Wird es besser?
Wie wird eine neue Phase verkraftet?

Er sagt immer, ich solle auch einen Therapeuten besuchen, aber da bricht er immer ab, ich bin noch am rausfinden:
- Therapie um mit seiner Krankheit und ihm besser zurecht zu kommen, oder
- um das Geschehen für mich besser zu verarbeiten.
Nötig ist sicher beides.

Wenn es Dich so wütend macht, musst Du das klären sonst wirst Du krank. Du warst jahrelang für ihn da, gerade wenn es ihm jetzt besser geht kannst Du von ihm einfordern Dir zu helfen. Das ist er Dir meiner Meinung nach schuldig. Er macht sich das etwas einfach.
Versuche ihm zwei Sachen zu erklären:
- es ist für Deine Seele wichtig, das mit den Wunden finde ich sehr treffend. Deine sind noch nicht verheilt und Du brauchst ihn dazu.
- wenn solche Phasen wieder vorkommen, weisst Du nicht, ob Du ihn so wie bisher unterstützten kannst
Du musst ihm das ja nicht alleine erklären, Du scheinst es ja auch schon erfolglos versucht zu haben. Vielleicht sucht Du Dir eine Therapeutin die Dich unterstützt.

Einen besseren Rat kann ich Dir leider nicht geben, aber ich wünsche Dir viel Erfolg, bitte lass mal von Dir hören, Deine Geschichte berührt mich.
Liebe Grüße
crosswalker
Beiträge: 17
Registriert: 25. Jul 2012, 12:08

Re: Alles wird gut????Geheil?

Beitrag von crosswalker »

Hallo,
ja ich glaube der beste Weg wäre wirklich eine Therapi in der ich meine Wunden lecken kann.
Vielleicht ist es auch so, dass ich persönlich die Depression noch besser als Erkrankung ansehen muß, das mein Mann während einer solchen Phase gar nicht anders kann. Diese ERkrankung verändert ja das FÜHLEN und die WAHNEHMUNG des Betroffenen. Da nützt dann keine Zusammenreißen, kein mach doch und las doch mal. Ich bin sehr rational aber auch sehr empfindlich.
Und wie gesagt, wenn da nicht diese kleine gemeine Stimme wäre, warum hast Du Dir das alles gefallen lassen, usw.....
Dabei ist es soooo einfach, jetzt ist doch alles gut und ich habe einen Mann wie ich ihn noch nie hatte.....
Wir Mensch sind schon seltsam, statt zu genießen überlegen wir

Liebe Grüße
Crosswalker
SucheAustausch
Beiträge: 257
Registriert: 15. Aug 2012, 12:35

Re: Alles wird gut????Geheil?

Beitrag von SucheAustausch »

Hallo Crosswalker,

WOW! Was Du schreibst, passt so auf mich, das ist unglaublich!

Wahrscheinlich seit Ihr nur schon ein paar Wochen weiter, denn bei meinem Mann geht es gerade erst seit 3-4 Wochen "richtig" bergauf.

Er ist seit letztem Jahr in Behandlung, hat diverse Antidepressiva ausprobiert, war mehr als ein dreiviertel Jahr krank geschrieben, 14 Wochen in einer Klink, dann noch 8 oder 10 Wochen in einer Tagesklinik.

Und jetzt wird es langsam wirklich besser.

Er fühlt, dass er aufwacht, kümmert sich mehr um unsere Tochter, den Haushalt, Termine und was sonst so sein muss. Er kommt sogar mir näher.

Und ich? Was mache ich? Ich kann das alles noch gar nicht. Ich hinke noch hinterher, bin skeptisch und von all den Verletzungen und der Ablehnung der letzten Jahre wie paralysiert.

Meine Gefühle sind wirr und ein Teil von mir wagt nicht daran zu glauben, dass diese Besserung jetzt von Dauer ist. Leider ist dieser Teil sehr groß und ich merke, dass mein Vertrauen weg ist.

Auch ich werde wütend, kann teilweise nicht nachvollziehen, dass man sich so "gehenlassen" kann (im Kopf verstehe ich die Krankheit allerdings schon!) und nehme ihm all das übel, was ich in den letzten Jahren erleiden musste.

Aber ich habe angefangen, mich auseinanderzusetzen. Mit mir und meiner Wut. Ich gehe auch in Therapie seit einigen Wochen und ich denke, das ist gut so.

Es braucht Zeit.

Mein Mann fängt wieder an zu leben. Und ich muss erst den Schmerz begraben, den ich ganz allein tragen musste und über den ich mit niemandem so habe sprechen können, wie ich es mit ihm gekonnt hätte, wenn er gesund gewesen wäre (nur dass ich's dann nicht mehr gebraucht hätte ). Ich merke, dass ich vorher nicht beginnen kann mit dem neuen Leben. Und ich mich nicht mal freuen kann.

Denn der Schmerz sitzt noch viel zu tief.

Ich kann Dich so gut verstehen.

Meine Therapeutin meinte, es sei völlig normal, dass man als Angehöriger "hinterher hinkt".

Ich hoffe so sehr, dass ich es schaffe, dass mein Mann es schafft und wir wieder zueinander finden.
Ohne Schuldzuweisungen, ohne Misstrauen und ohne Wut und Aggression.

Das wünsche ich Euch natürlich auch! Ich bin gespannt, wie es bei Euch weitergeht.

Ich glaube, es braucht viel Zeit und Geduld. Diesesmal müssen wir mit uns Geduld haben, das sollten wir ja schon können, nachdem wir so lange mit unseren Partnern Geduld geübt haben... und unsere Partner brauchen Geduld.

Ob wir das alle können? Wir werden sehen...

Liebe Grüße,

Austausch
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: Alles wird gut????Geheil?

Beitrag von bigappel »

Hallo Walker,

ich denke, Deine Idee, selber eine Therapie zu machen, ist richtig gut.

Ich denke, Du bist extremst über Deine eigenen Grenzen hinausgegangen.
Schön, dass es Deinem Mann besser geht;
allerdings ist es mehr als an der Zeit, dass Du Dich um Dich kümmerst.

In Deiner eigenen Therapie könntest Du Sachen aufarbeiten, aber vor allem lernen, Dich rechtzeitig abzugrenzen, bevor jegliche Kraft aufgebraucht ist.

Abgrenzen ist nicht nur in der Beziehung ein gutes Thema, auch sonst, aber gerade in einer Ehe mit einem psychisch kranken Menschen in meinen Augen ein absolutes Muss.

Sonst droht irgendwann doch das Doppelzimmer.

Alles Gute!
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
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