Brauche Tipp: Berufl. Neuorientierung

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Thera
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Brauche Tipp: Berufl. Neuorientierung

Beitrag von Thera »

Hallo,

habe inzwischen eine stationäre Therapie hinter mir und befinde mich weiter in ambulanter Behandlung. Insgesamt geht's mir wieder viel besser, d.h. ich komme im Alltag wieder zurecht und habe wieder Spaß am Leben.

Jetzt aber der Haken: Im Job klappt es nach wie vor gar nicht. Ende August habe ich eine 8-wöchige Wiedereingliederung abgeschlossen. Schon während der Eingliederung lief es nicht gerade berauschend, aber seit ich wieder Vollzeit arbeite, verschlechtert sich mein Zustand von Woche zu Woche. Ich werde schon wieder immer lustloser und brüte eine Erkältung nach der anderen aus.

Jetzt überlege ich (wieder einmal)ernsthaft mich beruflich neuzuorientieren, weiß aber nicht wie.

Mein Studium ist aufgrund jahrelangem berufsfremden Arbeitens quasi nicht mehr verwertbar, bei den Quereinstiegsjobs, die mich interessieren würden (z.B. Lektorat, PR) verdient man nix und die Sachen, die ich gut kann (z.B. beraten, Probleme lösen) will ich entweder beruflich nicht mehr machen oder scheinen beruflich nicht verwertbar zu sein (z.B. Literatur, Geschichte).

Hat von euch vielleicht jemand einen Tipp wie ich herausfinden kann, welcher Job für mich sinnvoll wäre, also einen Kompromiss zwischen meiner gesundheitl. Belastbarkeit, meinen Fähigkeiten, meinen Interessen und Realisierbarkeit darstellt?

Hoffende Grüße
Jay
Eva-M
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Re: Brauche Tipp: Berufl. Neuorientierung

Beitrag von Eva-M »

Hallo Thera,

es gibt ein paar gute Bücher von Barbara Sher zu dem Thema. Da sind gute Übungen drin wie man rausfindet was einem Spaß macht, ob man das wirklich berufliche machen will oder nur als Hobby und wie man am besten an Infos rann kommt und einen Job findet.
Vielleicht hilft dir das weiter.
Die Berufsberatung beim Arbeitsamt ist nach meiner Erfahrung nicht zu gebrauchen.Wenn du es dir leisten kannst, dann kannst du dir auch privat einen Coach suchen. Ich hab das auch mal gemacht und es hat mir wirklich weiter geholfen.

LG
Eva
lt.cable
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Re: Brauche Tipp: Berufl. Neuorientierung

Beitrag von lt.cable »

Hallo Jay!

Meine Erfahrungen decken sich mit Evas Auführungen: Von staatlicher Seite ist kaum brauchbare Hilfe zu erwarten. Dort sitzen viel zu häufig Leute, denen selbst die fachliche Qualifikation fehlt, dich auch nur ausreichend zu beraten. Die Wegfindung wird also hauptsächlich deine eigene Aufgabe sein, ebenso die Umschiffung vieler Klippen und das Erkennen der unzähligen Fallstricke bei einer beruflichen Neuorientierung. Ich spreche da aus Erfahrung. Alles habe ich selbst anleiern müssen, ebenso habe ich jede Menge vermeidbarer Fehler gemacht, aus denen ich so langsam mit viel Mühe meine Lehren ziehe.

Es kann eine harte Zeit für dich werden, aber - das ist die erfreuliche Erkenntnis - du kannst und wirst das stemmen. Steh immer fest zu dir und vermeide von Anfang an die Bittstellerhaltung, die einem von behördlicher Seite so gern und häufig anempfohlen wird. Sei bescheiden, manchmal auch selbstkritisch, aber bitte ohne gesenktes Haupt.

Es grüßt
lt.cable
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Wintersende
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Re: Brauche Tipp: Berufl. Neuorientierung

Beitrag von Wintersende »

Hallo Jay, ich wollte auch nie wieder meinen Beruf ausüben, als ich das erste Mal erkrankt bin. Dann habe ich eine Wiedereingliederung gemacht, bei der ich das Gefühl hatte ich breche darunter zusammen. Letztendlich hatte sich mein Arbeitsbereich nicht geändert. Die Therapie damals habe ich sogar abgebrochen, nachdem ich soweit war, dass alles an mir abprallte. Das Schlimmste für mich war, dass ich zugeben musste, überfordert zu sein. 4 Jahre habe ich noch durchgehalten. Dann wurde ich berentet. Doch die Berentung machte es noch schlimmer. Die Depressionen wurden schlimmer und tiefer und länger. Heute arbeite ich freiberuflich in meinem Beruf zu meiner Rente. Das hat mir auch geholfen die depressiven Episoden zu verkürzen. LG, S.
depp71
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Re: Brauche Tipp: Berufl. Neuorientierung

Beitrag von depp71 »

Tja - ich weiss nicht warum da keiner Tachles redet:

Die Ausgangsfrage ist, wieviel Geld du flüssig hast um es beim Neuanfang ggf. zu verfrühstücken.

Das ist heute auch bei den meisten Jobs als Angestellter der Fall. Geld gibt's erstmal wenig - und wenn der Chef den Eindruck hat, dass du aus finanziellen Gründen nicht in der Lage bist, ihm den Mist vor die Füße zu werfen - dann ist sowieso zu spät. Frauen haben da ja oft zur Not noch das Glück von dem Geschlecht, das sie immer so arg unterdrückt finanziell getragen zu werden - wenn nicht, dann nicht.

Wenn man aber eh schon nicht ganz fest beieinander ist, ist was Neues sowiso schwierig. Ich würde mich auch nicht einstellen

Ich hab ach schon überlegt - beim Aldi Regale einräumen oder irgendwo das Lager fegen wär echt ok.

Alles andere ist heute total Gaga - ich hatte gestern ernsthaft einen Kunden an Apparat,der hat - wirklich und wörtlich am Telefon geheult - weil ich ihm ein paar tausend Euro abnötigen muss...
...was vollständig albern ist da ich aufgrund meiner Tätigkeit seit Jahren die Verhältnisse gut einschätzen kann.

Das liegt aber auch an der öffentlichen Diskussion: Ein Stundnlohn (ausser bei Anwälten und Ärzten) ist immer zwischen 8 und 20€ - alles andere öffentlich irgendwie wegdiskutiert... macht ja auch kein Sinn, steht staatlicherseits ja auch unter Strafe.

Das ist wirklich teilweise putzig - ich erklär mal kurz wie das funktioniert... die Leute verstehen oft selbst scheinbar nicht, was der Bankmensch und der Steuerberater da ausgekungelt haben - und denken sie sind wirklich -gefühlt- arm :

Es gibt eine Firma A da wird gearbeitet - sagen wir mal mit 20-50 Mitarbeitern (das macht wohl am meisten Spaß, weil noch kontrollierbar - wenns mehr wird geht's heulen los )und noch eine Vermögensverwaltungs GmbH. Der gehören u.a. im einfachsten Fall alle Immobilien und die vermietet sie an A und kauft jedes Jahr im passendem Umfang neue Immobilien - gerne auch sanierungsbedürftige Mietshäuser etc..

Da ist für Löhne und Gehälter schnell kein Platz - es gibt halt andere Kosten, die sich besser letztendlich in Vermögen umwandeln lassen....
jolanda
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Re: Brauche Tipp: Berufl. Neuorientierung

Beitrag von jolanda »

Hallo!

Eine Variante wäre auch, eine berufliche Rehabilitation und danach eine Umschulung zu machen. Ist aber finanziell eine Durststrecke.

Wenn du einen schwerbehindertenausweis oder Gleichstellung hast, kann dich der Integrationsfachdienst beraten. Außerdem ist dann in der Arge die Rehaabteilung zuständig, die sind auch etwas entspannter - falls du arbeitslos werden solltest.

LG, jolanda


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Thera
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Re: Brauche Tipp: Berufl. Neuorientierung

Beitrag von Thera »

Hallo!

Erst einmal an alle, die geantwortet haben: Danke!

Jetzt zu den Einzelnen:

@ Eva-M: Danke für den Tipp mit den Büchern. Ich habe von Barbara Sher sogar schon einiges zuhause. Als ich die Bücher zum ersten Mal gelesen habe, ging's mir schon zu schlecht, als dass ich mit den Übungen wirklich etwas hätte anfangen können. Jetzt - wo es mir wieder etwas besser geht - noch einmal reinzugucken wäre echt einen Versuch wert. Nachher gleich mal suchen.

Habt ihr vielleicht noch weitere gute Buchtipss für mich?

@ Lt.Cable: Also mit dem Arbeitsamt habe ich bisher eigtl. eher gute Erfahrungen gemacht. Meine Ansprechpartnerin war auch sehr kompetent. Das Problem lag eher darin, dass die von der Agentur nur arbeitsmarktbezogen beraten (und fördern) können/dürfen, ich aber erst einmal Hilfe beim Rausfinden meiner Stärken und Interessen brauche. Das Problem Arbeitsmarkt kommt später.
Wie hast du denn für dich herausgefunden, WAS du machen willst?

@Soseies: Darf ich fragen wie alt du bist und was du freiberuflich machst? Ich bin "erst" 31 und meine Chancen auf eine EWM-Rente sind mehr als schlecht (nicht nur wg. Alter, auch wg. Krankheitsbild). Mich selbstständig zu machen hatte ich auch schon mal überlegt, habe aber keine passende Geschäftsidee gefunden.

@depp71: Ich fürchte mir ist nicht ganz klar, was du mir mitteilen wolltest. Ich habe kein Geld zu "verfrühstücken" und dass die meisten Einstiegsgehälter nicht gerade gut sind, ist mir klar. Lieber versuche ich aber mit weniger Geld um die Runden zu kommen als weiter einen gut bezahlten Job zu machen, der mich krank macht.

@jolande: Danke für den guten Tipp! Wie ich oben schon mal erwähnt habe, bin ich im Moment aber eigtl. noch gar nicht so weit. Bevor ich mir überlegen kann, wie ich ans Ziel komme, muss ich für erst einmal für mich selbst herausfinden, was das Ziel ist.

Würde mich freuen, wenn ihr noch weitere Tipps für mich hättet, oder eure Erfahrungen beim berufl. Umorientieren schildert.

Schöne Grüße
Thera
Thera
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Re: Brauche Tipp: Berufl. Neuorientierung

Beitrag von Thera »

Hallo nochmal!

Hat denn wirklich keiner mehr 'nen Tipp für mich?

Schöne Grüße
Thera
Salvatore
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Registriert: 10. Feb 2010, 18:35
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Re: Brauche Tipp: Berufl. Neuorientierung

Beitrag von Salvatore »

Hallo Thera,

ich bin auch erst (knapp) 31 und beziehe EM-Rente - seit einem Jahr und gerade verlängert um weitere zwei Jahre.

Lg, Salvatore
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
Zarra
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Re: Brauche Tipp: Berufl. Neuorientierung

Beitrag von Zarra »

Hallo Thera,

ich beziehe mich mal hauptsächlich auf Dein Eingangsposting.

Ich glaube, daß eine berufliche Neuorientierung gar nicht so einfach ist, wenn man nicht entweder "quasi von alleine" eine konkrete Richtung ("wollte ich schon immer" z.B.) oder einen konkreten Zwang (krankheitsbedingte, konkrete (!) Einschränkungen) vor Augen hat; das ggf. Finanzielle ganz außen vor gelassen, wenn es einer weiteren Ausbildung oder eines Studiums bedarf. - Und je nach Richtung und Art gibt es Volontariate, Probearbeiten etc., doch wenn Du nicht gerade komplettes Neuland betreten willst, bezweifle ich eher, daß das leicht "machbar" und zielführend ist, wenn Du bereits im Arbeitsleben stehst.

Außerdem habe ich den Eindruck, daß in Deinem Kopf doch schon einiges mit Für und Wider durchgerattert ist. - Und vermutlich kann keine/r so gut wie Du selbst sagen, was konkret für Dich in Frage kommt und was gar nicht - Du kennst konkrete Einsatzfelder, hast Erfahrungen damit. Hier lesen Leute aus ganz, ganz unterschiedlichen Berufsbereichen; ... und ein genaueres Bild von Deiner jetzigen Arbeit kann zumindest ich mir nicht machen. Außerdem: Ein an sich gleicher Job kann an einer anderen Stelle u.U. relativ anders aussehen.

Wenn Du es nicht bereits gemacht hast: Vielleicht wäre es ja hilfreich, mal aufzudröseln, was Dich an Deiner jetzigen Arbeitsstelle (oder ggf. "Beruf") am meisten belastet. Zeitdruck? Blöde KollegInnen? Unterforderung? ...? ...? ... und wo könnte das besser aussehen und hättest Du eine Chance unterzukommmen?

Hast Du momentan noch ambulante Psychotherapie oder sonst eine Anlaufstelle, wo Du so etwas durchsprechen könntest (und wo Dich das Gegenüber vielleicht auch etwas kennt und einschätzen kann)?

Ich wünsche Dir gute Entscheidungen und einen guten Weg!

LG, Zarra
Iris
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Re: Brauche Tipp: Berufl. Neuorientierung

Beitrag von Iris »

Die Frage ist nicht ganz leicht zu beantworten.Aber wenn es dir immer schlechter geht ist es sicher sehr sinnvoll etwas neues in Angriff zu nehmen.
Ich kenne deine private Situation nicht,aber könntest du es dir leisten erstmal zu kündigen ?Dann hättest du den Kopf freier und Zeit dich neu zu orientieren,evtl. auch mal eine kurzzeitig Ehrenamtliche tätigkeit beginnen in einem Projekt das dir liegen oder Spaß machen würde,vielleicht würde sich daraus ein neuer Job ergeben.
Mir haben auch schonmal private Kontakte zu einem neuen Job verholfen.
Mir geht es zur Zeit ähnlich wie dir.Ich überlege seit einigen Wochen meine Arbeitsstelle zu kündigen da ich mich dort einfach nicht mehr wohl fühle.Es geht mir mitunter dadurch immer schlechter.Aber ich weiß was ich will,z. bsp. nicht mehr jeden Tag arbeiten gehen.
Ich arbeite seit sehr vielen Jahren auch in branchenfremden Berufen,ich habe es immer geschafft etwas zu finden.Ich habe auch festgestellt das es mir gut tut nach einigen Jahren auch mal was neues zu beginnen und den Mut zu haben die Arbeitstelle zu wechseln.
Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst.
Wintersende
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Re: Brauche Tipp: Berufl. Neuorientierung

Beitrag von Wintersende »

Hallo nochmal, ich bin 49 Jahre alt und habe im 7 Jahr nach meiner Berentung das Gefühl gehabt, das kann doch nicht alles gewesen sein. Ich habe die Berentung auch immer als einen Makel empfunden. Außerdem fehlte mir die Struktur eines Arbeitstages. Ich hatte es satt, "den Tag zu überstehen". Mein beruflicher Wiedereinstieg begann sogar ganz witzig. Ich habe auf 400 € Basis Akquise für ein Reinigungsunternehmen gemacht. Darüber lernte ich meinen nächsten Arbeitgeber kennen. Ich fragte nach, ob er meine fachliche Hilfe braucht. Der wollte mich aber nur freiberuflich beschäftigen. Und es begann ... Ich habe seitdem gut zu tun und habe mir sogar einen Großkunden sichern können, der mir ein gewisses regelmäßiges Einkommen verschafft. Der Vorteil meiner Freiberuflichkeit besteht darin, dass ich selbst bestimme, wann und wie viel ich arbeite. Es gibt gute und schlechte Tage! Meine Kunden treffen mich nur an meinen guten Tagen!

LG,Soseies
jolanda
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Re: Brauche Tipp: Berufl. Neuorientierung

Beitrag von jolanda »

Hallo!

Eine berufliche Rehabilitation kann auch dazu dienen, das Ziel zu finden.
Auf jeden Fall denke ich, dass es wichtig ist, diese Fragstellung mit Hilfe von außen zu analysieren.

LG, jolanda


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Thera
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Re: Brauche Tipp: Berufl. Neuorientierung

Beitrag von Thera »

Hallo,

zuerst einmal danke für eure Antworten und sorry, dass ich erst jetzt wieder auftauche. Ich hatte in den letzten Tagen einen ziemlichen Durchhänger und konnte mich einfach nicht aufraffen vorbeizuschauen, geschweige denn meine Zukunftsplanung in Angriff zu nehmen.

Meine momentane Situation sieht folgendermaßen aus: Ich möchte auf keinen Fall kündigen, ehe ich nicht etwas Neues gefunden habe. Erstens, weil mir einen Job zu haben - auch wenn ich im Moment nicht hingehen kann - obskurerweise trotzdem irgendwie Sicherheit gibt und zweitens weil mein Chef versprochen hat sich umzuschauen, ob demnächst nicht irgendwo anders im Berieb eine für mich leichter zu bewältigende Aufgabe frei wird.

Um ehrlich zu sein, würde ich am liebsten im Moment gar nicht arbeiten gehen, sondern mich zuhause verkriechen und mich endlich meinem Romanvorhaben widmen, dass ich schon vor Jahren ins Auge gefasst habe. Aber erstens spielt da mein Arzt nicht mit und zweitens komme ich mir vor wie ein Versager, wenn ich von "fremdem" Geld (im Moment dem der Krankenkasse)leben muss.

Ich bin hin und hergerissen. Einerseits will ich so schnell wie möglich wieder arbeiten gehen und Geld verdienen und andererseits, wird mir schon bei dem Gedanken schlecht wieder in meine alte Stelle zurück zu müssen. Etwas Anderes wird sich ohne neue Ausbildung aufgrund meiner "spezialisierten" Berufserfahrung, wie es beim Arbeitsamt so schön heißt, wohl so schnell nicht auftun und für eine neue Ausbildung fehlt mir im Moment irgendwie die Energie. Wüsste ja nicht einmal in welche Richtung es gehen soll.

Bin zwar in ambulanter Therapie, musste aber vor kurzem die Therapeutin wechseln. Die neue Therapeutin ist zwar super, kennt mich aber noch nicht so gut, als dass sie mir im Moment eine größere Stütze bei der Zielfindung sein könnte.

Über eine selbstständige Tätigkeit habe ich auch schon einmal nachgedacht. Wüsste aber nicht womit ich mich selbstständig machen könnte.

Habe aus Verzweiflung sogar schon überlegt, doch wieder - wenigstens halbtags - in meinen alten Job zurückzugehen. Aber wie gesagt, mir wird schon bei dem Gedanken schlecht.

Weiß nicht, was ich machen soll.

Grüße
Thera
Wintersende
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Re: Brauche Tipp: Berufl. Neuorientierung

Beitrag von Wintersende »

Hallo Thera, ich denke, dass du mit deiner Therapeutin den Grund für dein Arbeitshemmnis im alten Job herausarbeiten solltest. Vielleicht stellt sich sogar heraus, dass dir in einem neuen Job, dasselbe passieren könnte, wie in dem alten. Deine Wünsche nach Sichherheit einerseits und nach einer neuen Herausforfderung andererseits sind ambivalent vorhanden und kraftraubend. Mir hat im Grunde genommen die Selbstbestimmung -und das nicht nur im Beruf- gefehlt. Ich muss immer noch lernen, auf mich acht zu geben und mir nicht zuviel ( der Anderen ) aufzubürden. Einen Roman wollte ich auch schon geschrieben haben. Dass ich es noch nicht geschafft habe, liegt an meinen ... *Lach* hier kannst du eintragen Arbeit, Kinder, Hausarbeit, ...
Es ist für uns Menschen bequemer, Gründe vorzuschieben, die einen hindern, etwas doch nicht zu tun. Es ist uns unbequemer, etwas zu verändern, um es zu tun. Der ungeliebte Arbeitsplatz, die leidliche Ehe, .... sind auch eine bequeme Hängematte, in der man sich einzurichten versteht, anstatt was wirklich zu ändern. Neulich habe ich in ZDF Neo gesehen, dass man vielleicht nur seine Ernährung auf Serotonin fördernde Stoffe umstellen muss ... fühlte sich für mich auch sehr anstrengend an. Einen Roman kannst du auch schreiben, wenn du dir feste Zeiten vornimmst, daran zu arbeiten. Das ist wie mit der Trainingseinheit drei mal die Woche. Schau dir deinen Tag an. Du wünscht dir, deine Kreativität benutzen zu können. Sei kreativ und du findest eine Lösung dafür Anstrengung kann auch Glücksgefühle auslösen, sonst würde es nicht die Workaholics geben , sie muss sich nur so anfühlen, dass sie sich für einen selbst lohnt. LG, Soseies
lt.cable
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Re: Brauche Tipp: Berufl. Neuorientierung

Beitrag von lt.cable »

Hallo Thera!

Ich würde hier gerne mithelfen, doch momentan sind bei mir selbst die Wolken zu dunkel. Nur das zu deiner Frage: Wenn ich mir meinen bisherigen Erfolg so ansehe, scheinen meine Antworten auf die Fragen, was ich warum machen will, bis dato nicht besonders überzeugend auszufallen. Vielleicht unterscheidet sich die Qualität der Unterstützung von Ort zu Ort, doch hier läuft eigentlich nur noch die regelmäßige Verlängerung der Eingliederungsvereinbarung. Ich bin da ehrlich gesagt ratlos.

Es grüßt
lt.cable
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Zarra
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Re: Brauche Tipp: Berufl. Neuorientierung

Beitrag von Zarra »

Hallo Thera,

>[Soseies:] dass du mit deiner Therapeutin den Grund für dein Arbeitshemmnis im alten Job herausarbeiten solltest. Vielleicht stellt sich sogar heraus, dass dir in einem neuen Job, dasselbe passieren könnte, wie in dem alten. Deine Wünsche nach Sichherheit einerseits und nach einer neuen Herausforfderung andererseits sind ambivalent vorhanden und kraftraubend.
Vielleicht klingt in Soseies' Kommentar zu viel Eigenes bei mir an, doch er wirkt für mich ggf. auch passend für Dich. Sowohl, daß das Problem das gleiche bleiben könnte, als auch die vielleicht eher grundsätzliche Ambivalenz.

Ich glaube nicht, daß ich in einem "Traumberuf oder -job" von mir arbeite (den würde ich so ... und halbwegs realistisch ... aber auch nicht kennen); vermutlich in einem guten, aber keineswegs alleseits befriedigenden, Kompromiß. Jedenfalls hatte ich in einem Anfall auch mal meinen Therapeuten gefragt, ob es mir wohl anders gehen würde, sich die psychische Krankheit nicht so entwickelt und chronifiziert haben würde, wenn ich bei meinem ersten Studium geblieben wäre oder wenn ich etwas ganz anderes noch gemacht hätte etc. etc. Ich bin ihm heute sehr dankbar für seine Antwort, denn damals wäre ich aus Verzweiflung und vielleicht einfach auch um irgend etwas zu tun, bei einer entsprechenden Antwort sicher zumindest nahe daran gewesen, alles hinzuwerfen (um mit anderem bzw. Neuem sicher eher zu scheitern oder an ihm doch sehr zu knabbern); und ich hätte mit der vorhandenen Situation eher gehadert. Seine sicher eher wahre Antwort war (ungefähr): "Je nachdem, ob Sie an etwas vorbeigekommen wären, das Ihren Selbstwert gestärkt hätte." Zumindest für mich stimmt es, daß es kein so eindeutiges Richtig oder Falsch gibt.

@lt.cable
>doch hier läuft eigentlich nur noch die regelmäßige Verlängerung der Eingliederungsvereinbarung. Ich bin da ehrlich gesagt ratlos.
Hallo lt.cable, wenn Du Dich nur mitteilen wolltest, ist das gut so und es kam an. Wenn Du auch gerne "Rückmeldungen" hättest, wäre es gut, wenn Du hier oder in einem separaten Thread etwas mehr schreiben würdest - so kann ich mir einfach zu wenig vorstellen (außer daß irgend etwas unbefriedigend läuft); das können dann wahrscheinlich nur Menschen, die in einer sehr ähnlichen Lage sind (oder ggf. irgendwelche Vorgängerthreads gelesen haben).

>scheinen meine Antworten auf die Fragen, was ich warum machen will, bis dato nicht besonders überzeugend auszufallen.
Eventuell etwas provokativ (und eventuell auch vollkommen an Dir und Deiner Situation vorbei - dann sorry und bitte einfach ignorieren): Vielleicht willst Du auch "zu hochtrabende" und "zu sinnstiftende" Antworten und magst "banale" Antworten (z.B. Lebensunterhalt verdienen) nicht so gerne akzeptieren? Ich sage nicht, daß die "banalen" Antworten das Alleinige sind; aber irgendwie gehören sie auch dazu. Je mehr andere es gibt - umso besser.

LG, Zarra
Thera
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Re: Brauche Tipp: Berufl. Neuorientierung

Beitrag von Thera »

Hallo zusammen!

@ Soseies: Die Gründe für mein Arbeitshemmnis haben wir schon während der stationären Therapie weitgehend herausgearbeitet. Mein damaliger Therapeut meinte zwar, dass ich die Probleme in den Griff kriegen kann, hat aber auch schon prophezeiht, dass das vermutlich Jahre dauern wird und bis dahin bin ich meschugge, wenn ich in meinem aktuellen Job bleibe.

Vereinfacht ausgedrückt besteht mein Problem darin, dass ich im sozialen Bereich arbeite, obwohl ich immer schon eher introvertiert war und mich jetzt schon seit fast 4 Jahren tagtäglich mit den Problemen anderer Leute herumschlagen muss, ohne ihnen wirklich helfen zu können.

Ich bin mir sicher, dass ich dieselben Schwierigkeiten, die ich jetzt habe, auch in einem anderen Job mit engem Kundenkontakt haben werde, was nichts daran ändert, dass ich meinen jetzigen Job einfach nicht mehr machen kann und damit darüberhinaus auch noch der einzige Bereich in dem ich Berufserfahrung habe vollständig wegfällt.

Dass ich meinen Roman noch nicht geschrieben habe, liegt an meinen Versagensängsten. Die festen Schreibzeiten sind da weniger das Problem.

@ Lt.Cable: Wetten, dass sich deine Eingliederungsvereinbarungsverlängererin genauso ratlos fühlt wie du?

@ Zarra: Die Suche nach meinem Traumjob habe ich ehrlich gesagt schon lange aufgegeben, aber mich mit meinem aktuellen Job zu arrangieren kriege ich einfach nicht hin (kämpfe damit schon seit ca. 3 Jahren). Würde ja selber gerne in meinem sicheren, gut bezahlten Job bleiben, aber Körper und Pyche spielen einfach nicht mehr mit.

Was ich suche ist etwas, das ich machen kann, ohne dass es mich krank macht und mir genügend Geld zum Leben einbringt. Und genau da liegt das Problem, die Sachen, die ich kann (also in denen ich Berufserfahrung oder noch Kenntnisse aus dem Studium habe) machen mich entweder krank oder bringen so wenig Geld ein, dass man davon nicht leben kann. Deswegen überlege ich ja wg. einer völligen Neuorientierung. Weiß, wie gesagt nur nicht was, oder wie ich es rausfinden soll.


Hoffe, was ich geschrieben habe, war einigermaßen verständlich. Habe heute keinen sonderlich guten Tag und wieder etwas Schwierigkeiten mich zu konzentrieren.

Schöne Grüße
Thera
pero
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Re: Brauche Tipp: Berufl. Neuorientierung

Beitrag von pero »

Ich kenne diese Situation, geht mir ähnlich.
Ich habe Kontakt zu einem "Lebenswerkberater"/Coach/Personalberater aufgenommen und das hat mir gut getan.
Sie hat auf einer Weiterbildungsmesse einen Vortrag über "Traumjobs" gehalten. Dabei bezieht sie sich auf das Buch "Durchstarten zum Traumjob" von Richard Nelson Bolles.

In dem Buch geht es nicht um "den" Traumjob sondern darum den EIGENEN Traumjob zu erkennen.
Der erste Teil dabei ist "Selbsterkennung". Dabei wird nur positiv gesucht, also was kann ich besonders gut, welches Umfeld hilft mir dabei usw.
Das hat durchaus etwas von therapeutischen Gesprächen.
Ich fand es auch schon sehr befreiend über meine berufliche Situation offen und direkt mit jemanden zu sprechen der sich damit professionell auskennt und der sich nur um mich kümmern kann, ohne Zeitdruck.

Das ist natürlich mit Kosten verbunden, aber ich denke das es eine gute Investition ist.

Als Einstieg würde ich das Buch von Herrn Bolles empfehlen.

Leider ist man sonst auf sich selbst gestellt.
Arbeitsamt und RV wollen nur abwimmeln und sind KEINE Hilfe, eher das Gegenteil.

LG
pero
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
Thera
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Re: Brauche Tipp: Berufl. Neuorientierung

Beitrag von Thera »

Hallo pero,

danke für den Buchtipp!

Aber eine Bitte hätte ich noch (an alle):
Könnten wir bitte die Arbeitsagentur aus diesem Thread raushalten? Ich kann's nicht mehr hören, dass die armen, mißverstandenen Kunden immer nur von diesem inkompetenten Pack abgewimmelt werden. Tagtäglich macht man einen Spagat zwischen Gesetzbuch, Weisungen aus der Geschäftsleitung und Dienstleistung, reist sich den A*** auf, macht sich kaputt - und wofür? Dafür, dass man angemeckert wird.

Schon einmal auf die Idee gekommen, dass es DIE Arbeitsagentur nicht gibt? Das Arbeitsvermittler auch nur Menschen sind und nicht zaubern können? Dass sie einen vielleicht "abwimmeln", weil ihnen die Hände gebunden sind und nicht weil sie nicht helfen wollen oder zu "inkompetent" dafür sind?
Wintersende
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Re: Brauche Tipp: Berufl. Neuorientierung

Beitrag von Wintersende »

@ all
Aber eine Bitte hätte ich noch (an alle):
Könnten wir bitte die Arbeitsagentur aus diesem Thread raushalten? Ich kann's nicht mehr hören, dass die armen, mißverstandenen Kunden immer nur von diesem inkompetenten Pack abgewimmelt werden. Tagtäglich macht man einen Spagat zwischen Gesetzbuch, Weisungen aus der Geschäftsleitung und Dienstleistung, reist sich den A*** auf, macht sich kaputt - und wofür? Dafür, dass man angemeckert wird.


Alle Menschen müssen in ihrem Beruf damit umgehen, dass sie es mit anderen Menschen zu tun haben. Besonders in der Dienstleistungsbranche. Das Wort Dienen hat schon die Bedeutung, dass man etwas für jemanden tun soll, wenn der andere es verlangt. Ich denke, dass man sich darüber klar sein sollte, dass dieses Grundprinzip des Dienen in einem verankert sein muss, wenn man in der Dienstleistungsbranche arbeitet. Den meisten Menschen ist das Dienen aber zuwieder und dann sind sie ganz schnell dabei sich über diejenigen zu beschweren, denen sie dienen sollten. Wenn ein Argemitarbeiter dieses Prinzip nicht versteht, sollte er sich einen Supervisor suchen, was mich wieder zum Thema zurückbringt.

Wenn man Schwierigkeiten mit seinem Beruf hat, ist es hilfreich sich einen Supervisor zu suchen. Am besten in einer Gruppe, die ähnliche Berufe ausübt. Unter Therapeuten und Klinikpersonal ist es z. B. üblich zur Supervision zu gehen, weil die sonst irgendwann auch zusammenklappen.

LG, Soseies
Thera
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Re: Brauche Tipp: Berufl. Neuorientierung

Beitrag von Thera »

Hallo!

Zuerst einmal: Sorry, hatte gestern einen kleinen Ausraster. Bin wohl doch noch nicht so stabil, wie ich dachte.

Inzwischen geht's zwar wieder einigermaßen, auf das Thema Arbeitsagentur/ARGE/Jobcenter/"größter DIENSTLEISTER am Arbeitsmarkt/etc." möchte ich in diesem Thread aber trotzdem nicht mehr weiter eingehen. Ich bin auf der Suche nach einer Lösung für mein berufliches Problem und nicht nach einer Grundsatzdiskussion.

@ Soseies: Wie findet man denn einen Supervisor?

Schöne Grüße
Thera
Wintersende
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Re: Brauche Tipp: Berufl. Neuorientierung

Beitrag von Wintersende »

Hallo Thera,
Supervisor findet man z.B. Über das Internet, vielleicht sogar über deinen Therapeuten. Oft liegen dort Flyer aus. Auch größere Firmen nutzen Supervision für ihre Mitarbeiter. Schönen Abend noch
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