Trotz längerer Genesung Rückfall in die Panik...Hilfe

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BM
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Trotz längerer Genesung Rückfall in die Panik...Hilfe

Beitrag von BM »

Hallo
Ich heiße Birgit und schreibe seit mehreren Monaten im Forum meistens in "medikamnente". Warum ich mich heute hier melde ist der Versuch meinen "Rückfall" mit einer massiven Panikattacke heute morgen zu verstehen. Ich nehme seit 3-4 Monaten morgens 20 mg Citalopram und bis vor 4 Wochen ein geringe Dosis Trimipramin (10 mg) am Abend. Nach einer längeren Auszeit im Sommer 2 Monate in denen ich echt am Kämpfen war ging's mir wirklich besser. Ich mache VT kenne Depris seit 12 Jahren und bin doch immer wieder verblüfft ob der Gewaltigkeit von diesen "Zuständen" das mit dieser heftigen Panik so geballt hatte ich früher nicht so heftig. ALso letzte Woche habe ich seit langem mal wieder ganz alleine für meine Tochter gesorgt habe versucht den Haushalt gut zu erledigen und mich mit Freunden getroffen. Seit 2 Tagen spürte ich wieder vermehrt "Zwangsgedanken" und Grübeln und heute morgen bin ich aufgewacht und mußte erstmal vor lauter Panik kotzen, schweißnass und zitternd. Es hat mich richtig angefallen. Nach 3 Stunden habe ich eine TAVOr genommen und dann wurde es ein bißchen besser. Ich habe es so satt, diese Rückschläge ich wühle jetzt natürlich in mir nach ANtworten auf : "was habe ich falsch gemacht?, bin ich denn gar nicht mehr belastbar?. Ich werde nächste Woche wieder zu meiner Psychiaterin gehen vielleict müssen wir die Medikation ändern...ich bin neben allem anderen auch irgendwie total wütend, fühle mich bestraft (ich weiß, falsches Denken aber so geht's mir gerade)Ich will einfach nur normal leben und nicht jedesmal die Angst vor dem großen Absturz in mir herumtragen...das lähmt mich auch so. Ich wäre Euch dankbar für Rückmeldungen kennt jemand diese Gefühle auch...die Angst vor der Angst und auch die Zerknirschung wenns wieder zurückkehrt.
Alles Liebe von Birgit
tomroerich
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Re: Trotz längerer Genesung Rückfall in die Panik...Hilfe

Beitrag von tomroerich »

Liebe Birgit,

ich sehe gerade etwas verwundert, dass dir noch niemand geantwortet aber das passiert leider manchmal, dass niemand etwas dazu weiß.
Was ich besonders gut verstehen und auch nachfühlen kann ist die Wut, die du spürst. Es ist ja die Wut darüber, dass du alles versuchst richtig zu machen, dich bemühst, kämpfst und doch wachst du eines Morgens auf und die alte Sch... ist wieder da ohne dass du auch nur ahnen kannst, woher das kommt. Das ist wirklich sehr schwer auszuhalten und bei dir dauert das nun schon so lange. Ich kenne diese permanenten Rückfälle aus meiner Geschichte über einen Zeitraum von 3 Jahren und das war bitter genug. Das ist Jahre her jetzt und für mich Vergangenheit.

Wie du es beschreibst, gibt es ja einen Auslöser dafür, weil du seit langem wieder alleine für deine Tochter gesorgt hast und dich mit Freunden getroffen hast. Natürlich stellt man sich dann die Frage "Kann ich nicht mal das?", aber ich glaube, das ist auch eine Situation, in der alte Ängste plötzlich wieder sehr aktiv werden können. War dein Leben vielleicht eine Überlastung für dich mit der Tochter oder in anderer Hinsicht? Ich habe dich leider nicht gelesen seither und weiß es daher nicht. Jedenfalls hätte in diesem Fall deine Erkrankung eine Funktion gehabt, dich nämlich vor Überlastung zu schützen. Es ist dein Körper, der das alles gespeichert hat und er erinnert sich sehr gut daran, wie überlastend das alles war und nun reagiert er alarmiert auf den Reiz.
Du müsstest dann erst einmal langsam die Erfahrung machen, dass du es nun packst und dein Körper wird es dann auch glauben. Da hilft nur, sehr genau auf sich zu achten, jede Form der Überlastung zu vermeiden (auch wenn der Verstand sagt 'Na hör mal, das wirst du ja wohl schaffen'). Ich war lange nicht fähig, Kaufhäuser zu besuchen. Etwas daran hat mich völlig überfordert und auch heute gehe ich nicht gerne da hin.

Wie war es heute morgen denn, wieder so schlimm? Ich finde sehr wichtig, dass die Angst nicht so heftig auftritt, du dir also Medis zugestehst, sonst wird die Angst vor der Angst zu einem Faktor.

Einen mitfühlenden Gruß

Thomas
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Dendrit
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Besuch in der Geschlossenen - Auslöser für Niedergeschlagenheit...

Beitrag von Dendrit »

... oder das Bewusstwerden des Tief's?

Ich bin z. Z. in einer Klinik (Epilepsie-Zentrum) und soll in den nächsten 14 Tagen in die psychiatrisch betreute Station verlegt werden. Bis jetzt gings mir ganz gut. Ein für mich wohl verfängliche "Freundschaft" mit einer Mitpatienten belastete mich sehr. Was sie mir sagte, konnte ich voll und ganz nachvollziehen. Ich versuchte, nach anraten des Doc's, mich zurückzuziehen. Da sie diese Woche entlassen wurde, zog ich es bis zum Schluss durch. Ich hatte mich gefreut, dass ich das hinter mir hatte.

Da ein Umzug klappt - zwar während meines Aufenthaltes - habe ich mich gestern vom Pflegepersonal in der Geschlossenen verabschiedet. Als mein Mann und ich gingen, war es ein seltsames Gefühl: hier fühlte ich mich wohl, als ich unten war. Sie waren alle sehr lieb.

Heute bemerke ich bewusst, dass ich schon wieder eine Fassade aufbaue - mir geht's scheinbar sehr gut. Ich habe zwar nicht keinen Suizidwunsch, aber ich habe ein schlechtes Gewissen über meine Existenz. Ich weiß, hört sich komisch an... Schlagworte (z. B. eine Ankündigung einer Veranstaltung: "Ich bin froh, dass es mich gibt"), Ermunterungen, nicht aufzugeben, verletzen mich. Meinen "Klinik-Notfallplan" traue ich mich nicht einzuhalten aus Angst, mir das alles einzureden. Wo beginnt das Einreden? Ich komme mir echt bescheuert vor, dass das alles so langsam hochkommt.

Ich schreibe schon Stimmungsprotokoll und Situationsbeschreibung, auch habe ich morgen einen Termin beim Psychologen der Klinik, doch ich möchte mich nicht mit mir auseinandersetzen. Ich hoffe deshalb, bei ihm meinen Mund aufzukriegen.

Am Dienstag sollen mir in Vollnarkose alle 4 Weisheitszähne gezogen werden und ich wünschte, ich würde nicht mehr aufwachen. Dann hätte der Zirkus ein Ende.

Sorry, ich fühl mich allein.

Lieber Gruß, Manuela
BM
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Re: Trotz längerer Genesung Rückfall in die Panik...Hilfe

Beitrag von BM »

Lieber Thomas
Vielen vielen Dank für Deine lieben Worte. Ich habe schon öfters Postings von Dir gelesen und finde Deine worte oft sehr besonnen und gut. Witzigerweise habe ich heute mittag in's Forum geschaut und war natürlich enttäuscht daß mir keiner geschrieben hat. Beim Stöbern in anderen Threads habe ich wieder was von Dir gelesen und dachte mir noch..wäre schön wenn dieser mensch mir mal antworten könnte und dann Deine Nachricht. Das leben ist schon verrückt gell.

Jetzt zu mir. Heute morgen war die Panik schon bißchen weniger und ich bin zwar ziemlich geschlaucht aber ich probiere jetzt gute Maßnahmen für mich zu suchen. Ich habe seit einiger Zeit das Gefühl daß das Citalopram nicht so gut wirkt wie vor zwei Jahren. Da ging es mir schon nach 4 Wochen bedeutend besser. In dieser akuten Phase (sie begann Anfang Juni sehr heftig auch mit Panik) kämpfte ich erst ein paar tage mit diesen Attacken und dann wochenlang mit Depression in der ich absolut nichts spürte und hoffnungslos vom Alltag überfordert war. Ich begann eine VT an der Uniklinik, nahm zum Citalopram noch Trimipramin am Abend (das machte mich ungeheuer müde und war auch nur zum Übergang gedacht). Ich schraubte alle Aktivitäten herunter spannte die ganze Familie zwecks Kindbetreuung ein (meine Tochter ist 3 Jahre, quicklebendig und mein ganzer Stolz), versuchte meine Krankheit anzunehmen und damit umzugehen. Ich dachte eben vor 2-3 Wochen, so jetzt habe ich es wieder...ja und jetzt das.

Ich bin gesund eine überaus sozial engagierte und kreative Frau, beende dieses Jahr eine Ausbildung zur Familientherapeutin, habe einen netten und verständnisvollen Mann der beruflich ziemlich eingespannt ist und befinde mich in einem tragfähigen sozialen Umfeld. Was mir dieser Rückschlag zeigt ist das ich mich immer noch zu oft übernehme, ich kann mich meinen Freunden gegenüber schlecht abgrenzen und komme oft in inneren Streß. Zwangsgedanken sind dabei meine liebsten Begleiter.

Ich bin manchmal super angenervt von Ärzten die mir sagen: Liebe Frau probieren sie mal diese Medikament oder jenes wir müssen schauen ob das wirkt oder nicht. Als Betroffener weißt Du ja vielleicht, wie es sich anfühlt Tag für Tag auf Wirkungen zu warten und manchmal selbst nicht mehr zu wissen wo oben oder unten ist. Und wenn ich dann in meiner Ausbildungssgruppe sitze, finde ich es wahrlich schwer mich da irgendwo einzuordnen. Als Therapeutin selbst krank zu werden ist wohl ähnlich kompliziert wie wenn eine Hebamme selbst ein Kind bekommt. Das sind oft die schwierigsten Geburten wie ich von meiner Hebammen-Freundin weiß.

Ich habe im Thread Medikamente viel mit Greta geschrieben unter dem Thema: "es ist so anstrengend...Hilfe". Ich glaube daß sich meine Symptome mittlerweile etwas verändert haben. Ich kämpfe viel mehr mit diesen Angstattacken, die mich aus allem herauskatapultieren. Ich wünsche mir so sehr daß ich wieder gesund am Leben andocke, weil ich es eigentlich schön finde zu leben...In diesem Sinne herzliche Grüße von Birgit
tomroerich
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Re: Trotz längerer Genesung Rückfall in die Panik...Hilfe

Beitrag von tomroerich »

Liebe Birgit,

oh nein, das Leben erscheint nur verrückt. Wir verstehen bloß vieles nicht- Zufälle wie dieser könnten ja auch anders betrachtet etwas ganz anderes sein- aber davon wollte ich nicht reden.

Zum Thema Medis wollte ich anmerken, dass es ja diesen Gewöhnungseffekt wirklich gibt. Ich selber habe jahrelang Fluctin genommen und etwa vor einem Jahr verlor es seine Wirkung mehr und mehr. Ein Umstieg auf Trevilor veränderte das sofort. Ich finde es enorm wichtig einen Arzt zu haben, der noch nicht zu alt ist und weiß, dass er sich sehr viel über die neuen Entwicklungen auf dem Pharmamarkt informieren muss und z.B. diese Gewöhnungseffekte aus Studien kennt. Ich selber halte es seit Ausbruch meiner Krankheit so, dass ich in meinem Psych. einen Medi-Experten sehe und wenn ich merke, dass er festgefahrene Meinungen vertritt, wechsle ich. Ich beobachte sehr oft, dass depr. Menschen einen Treuekomplex gegenüber ihrem Arzt haben und lieber leiden, als ihn zu wechseln. Natürlich weiß ich nicht wie du das hältst, ich wollte dich nur in deiner Beobachtung bestärken und darin, auch darauf zu hören.

Ich bin gesund eine überaus sozial engagierte und kreative Frau

Ja, das glaube ich sofort. Du bist es sogar noch, wenn du krank bist- jedenfalls ist das mein Eindruck nach Überfliegen von "..so anstrengend" Du hast guten Zugang zu Menschen und alle mögen dich dafür, dass du so warmherzig und freundlich bist.
Ich finde, man muss sich selbst eine sehr wichtige Frage stellen, wenn man so ist: Wo bleiben meine Energien? In der Regel lassen helfende Menschen ihre Energien bei anderen, ohne es zu merken. Sie glauben, weil sie eine Befriedigung beim Helfen empfinden, Energie zu erhalten aber das ist nicht richtig.
Ich habe etwas von deiner Geschichte gelesen und da steht einiges, was ich sehr gut kenne. Zum Teil aus der eigenen Geschichte und zum Teil aus der Geschichte anderer. Ich war (bin) nämlich auch so ein fleißiges Helferlein das herumrennt und schaut, wos brennt. Ich begleite z.B. andere Menschen in Lebenskrisen, ehrenamtlich bei einem Verein. Und das ist auch alles schön und gut, wenn man denn weiß, warum man das tut. Aber wenn man so eine Geschichte hat wie du, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass man einem alten Muster der Verantwortung für andere folgt und wieder und wieder die gleiche, schmerzvolle Erfahrung bei dieser Musterverwirklichung macht. Dabei verbrauchst du ungeheure Energiemengen ohne es zu spüren und Depr. ist vor allem ein leerer Akku. Freude, Lust, Glück- das sind alles Energien und die beste Definition von Depr., die ich kenne ist: Das Gegenteil von Depr. ist nicht Fröhlichkeit sondern Vitalität.

Ich schreibe dir das nun alles aus einem intuitiven Gefühl heraus und kann ganz schief damit liegen- das musst du dann korrigieren und dich wehren. Wollte eigentlich noch mehr schreiben aber das Mittagessen ruft und vielleicht ist es auch gut, erst einmal deine Antwort abzuwarten, wenn du das willst.

Herzlicher Gruß

Thomas
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BM
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Re: Trotz längerer Genesung Rückfall in die Panik...Hilfe

Beitrag von BM »

Lieber Thomas
Toll daß du soviel zurückgeschrieben hast. Ich finde die Definition von Depression als Gegenteil von Vitalität unglaublich treffend. Und auch mit deiner Beschreibung des "Energieverlustes" im Kontakt mit manchen Menschen kann ich mich gut wiederfinden.

Es geht mir besser und ich befinde mich zur Zeit in einer sehr nachdenklichen Phase. Gestern war ich bei meiner Ärztin und sie hat mir Trevilor verschrieben. Ich muß ehrlich gestehen ich nehme es nur höchst widerwillig. Du kannst Dir nicht vorstellen welche Kämpfe in mir toben. Ich fühle mich zur Zeit einfach erschöpft aber irgendwie nicht mehr so depressiv. Vielleicht solltest Du wissen, daß ich wirklich gerne noch ein zweites Kind möchte. (natürlich wenn ich wieder stabiler bin) ich bin jetzt 37 und will auch nicht mehr jahrelang damit warten. Ich mache ja seit ca 6 Wochen VT und habe schon das Gefühl daß sich etwas verändert hat. Konkret heißt das daß ich eher weg will vom Medikament (haha wer will das nicht) aber auch meine Ärztin hat mich davor gewarnt während der Einnahme eines AD schwanger zu werden. Der Versuch das Mittel Citalopram im März abzusetzten hat ja nicht so gut funktioniert. Im Juni gings mir wieder schlecht und dann begann diese Phase von der ich Dir schon berichtet habe.

Ich habe in den letzte Jahren nie durchgängig ein AD genommen es gab immer wieder 2-3 Jahre wo ich es nicht gebraucht habe. Mittlerweile weiß ich soviel über diese Krankheit und lese natürlich auch immer wieder wie wichtig die diagnostische Abklärung der Symptome ist. Und in der Beobachtung meiner Geschichte fällt mir schon auf daß ich einen gewissen Mechanismus entwickelt habe der darin besteht..wenn meine Bewältigungsstrategien zusammenbrechen dann bin ich eben depressiv und nehme ein AD.

Meine Ärztin ist zwar sehr nett aber uch irgendwie sehr pragmatisch. Sie überwacht lediglich die Wirkweise und wenn ich mich nicht melde habe wir auch immer lange Pausen zwischen den Terminen die meist recht kurz ausfallen. Ich würde eigentlich erwarten daß sie mehr konkrete Fragen stellt und nicht mich die ganze Arbeit machen läßt.

Ich bin mittlerweile schon über ein Jahr bei einer Heilpraktikerin die mich sehr gut mit Akkupunktur und Homöophatie begleitet ohne von mir zu verlangen das AD abzusetzten. Ich erzähle das alles so detailiert um mein jetziges Problem darzustellen. Ich habe einfach Angst jetzt wieder monatelang mit Trevilor zwar symptomfrei zu sein aber wenn ich dann schwanger werden will, den Ausstieg nicht zu schaffen...und ..was dazukommt es geht mir wirklich so..wenn ich mein AD nehme und in der Therapie sitze denke ich mir oft..über was reden wir hier eigentlich es läuft doch alles. Kannst Du irgendwie verstehen um was es mir geht. Wenn ich die Krücke AD nicht habe bin ich viel mehr gefordert mich mit meinem Verhalten auseinanderzusetzen...und ich bin gerade echt am Zweifeln ob das nicht sinnvoller wäre (längerfristig gesehen).

Kennst Du das Buch :"Das heimatlose Ich" von Holger Reiners. Das hat mich so angesprochen daß dieser Mensch gute Bewältigungsstrategien entwickelt hat (letztendlich ohne Medikamente) und heute gut lebt.
Sorry für den vielen Text aber es liegt mir einfach sehr am Herzen mich zu sortieren.
Herzliche Grüße von Birgit
tomroerich
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Re: Trotz längerer Genesung Rückfall in die Panik...Hilfe

Beitrag von tomroerich »

Liebe Birgit,

ich habe schon viel von diesem Buch gehört, kenne es aber nicht- das wird aber wohl mal dran sein demnächst.

Dein Dilemma leuchtet mir sehr ein, natürlich. Viele Analytiker lehnen ja eine Behandlung unter ADs ab, aus eben diesem Grunde, weil dann der Leidensdruck fehlt. Andererseits ist man bei einer schweren depr. Phase aber auch nicht therapiefähig und so gibt es eigentlich immer Fürs und Widers die ADs. Wenn du es dir eben leisten könntest, freiwillig eine "Schwächephase" ohne ADs durchzustehen, dann schwanger zu sein und den Schwerpunkt auf die Therapie zu legen- das wäre in meinen Augen sehr viel nützlicher auf lange Sicht, das ist keine Frage. Aber kannst du es dir leisten, ließe es sich einrichten? Deine Lebensgeschichte, das sagte ich schon, ist zu belastet als dass du auf Dauer mit ADs zurechtkommen würdest und so schlimm Depr. sind, ist es doch auch ein Glück, wenn die innere Gegenwehr gegen das Unbewältigte sich so äußert und nicht in körperl. Krankheiten. Ich meine, wenn du nicht reagierst, riskierst du auch andere Ausdrucksformen deiner inneren Konflikte.
Es ist eben ein großes Problem unseres modernen Lebens, dass wir so eingebunden in ein Leistungskorsett sind, dass wir für uns selbst keine Spielräume mehr haben. Und manchmal muss man deshalb damit anfangen gründlich zu prüfen, ob man sein Leben nicht auch anders leben könnte. Es geht ja um sehr viel bei dieser Überlegung.

Wird denn bei deiner VT auch auf die Hintergründe eingegangen oder geht es dabei nur um eine Abänderung deines Verhaltens zum Zeck des besseren "Funktionierens"?

Einen lieben Gruß!

Thomas
Betroffene für Betroffene

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Re: Trotz längerer Genesung Rückfall in die Panik...Hilfe

Beitrag von BM »

Lieber Thomas
Deine Worte haben mir gut gefallen etwas in mir findet sich darin wieder. Es gibt jedóch auch eine Stelle bei Dir ich nochmal um nähere erläuterung bitten möchte sofern Dir das möglich ist

"Deine Lebensgeschichte, das sagte ich schon, ist zu belastet als dass du auf Dauer mit ADs zurechtkommen würdest und so schlimm Depr. sind, ist es doch auch ein Glück, wenn die innere Gegenwehr gegen das Unbewältigte sich so äußert und nicht in körperl. Krankheiten. Ich meine, wenn du nicht reagierst, riskierst du auch andere Ausdrucksformen deiner inneren Konflikte."

Heißt das für dich auch die Auflösung der inneren Konflickte kann ein Ende von Depression bedeuten? Jedenfalls geht's mir einigermaßen stabil, ich habe Morgenröte gewittert. Mir fallen auch wieder Dinge ein die ich vor 8 Jahren mal in einer psychosomatischen Klinik in der ich 10 Wochen war erfahren habe. Da ging es eigentlich auch drum, Gefühle zuzulassen auch wenn sie zuerst angsbesetzt sind. Das ist natürlich auch eine Gratwanderung. Magst Du mir eigentlich mal von Dir erzählen oder gibt's über Deine Geschichte was zu lesen? Wie lange bist Du den schon im Depri-Land auf der reise. Und lebst Du in einer Beziehung, hast Kinder und wie alt bist Du überhaupt? Bin einfach neugierig und Du mußt die Fragen natürlich nicht beantworten. Herzliche Grüße von Birgit
tomroerich
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Re: Trotz längerer Genesung Rückfall in die Panik...Hilfe

Beitrag von tomroerich »

Liebe Birgit,

eindeutig Ja, die Ursache für Depr. sind innere Konflikte (auch wenn es manchmal Fälle rein körperl Depr. gibt aber deine Geschichte deutet doch auf ganz andere Zusammenhänge) oder falsche Einstellungen, die einen immer wieder zum Opfer werden lassen, z.B. die Helferrolle. ADs helfen vor allem, die körperl. Seite des Leidens zu korrigieren aber natürlich lösen sie keine Konflikte und das birgt in sich eben die Wiederholungsgefahr.

Na super, dass dirs besser geht, das gibt ja letzten Endes auch das Vertrauen, dass es nach einer Episode immer wieder aufwärts geht. Ja, es wird Zeit, auch über mich mal etwas zu sagen und ich habe auch wirklich kein Problem damit. In den Tiefen des Archivs vom Forum würdest du sehr viel finden über mich und meine Geschichte. Ich schreibe und lese seit fast genau 2 Jahren hier. Meine schlimmen Zeiten liegen schon eine Weile zurück- 1994 war die erste heftige Episode mit Klinikaufenthalt und seit etwa Anfang 2000 würde ich mich wieder als gesund einstufen, auch wenn es immer wieder kleinere Einbrüche und Krisen gibt. Ich bin 49, lebe seit 25 Jahren mit der gleichen Frau zusammen und habe 2 fast erwachsene Kinder- der Ältere sucht gerade eine Studentenbude.

Meine Erkrankung wurde ziemlich klar durch meine Kindheitserfahrungen ausgelöst, das zeigte auch die Analyse, die ich machte. Es erwischte mich bezeichnenderweise in der Lebensmitte, meinen 40. "feierte" ich in der Klinik. Aufgewachsen bin ich in sehr zerrissenen Verhältnissen. Mein Vater verließ uns als ich 4 war und meine Mutter liierte sich sofort mit einem sehr jungen Mann (er war 18, sie 33), der ein äußerst schwieriger Charakter ist und damals zu cholerischen Anfällen und Sadismus mir gegenüber neigte. Er und auch meine Mutter sahen in mir vor allem ein störendes Element in ihrem Drang, ihre Liebe auszuleben und ließen mich entweder alleine oder gaben mich zu fremden Menschen. Geborgenheit ist ein Fremdwort für mich und wie das eben oft so ist- ich habe mein späteres Leben so eingerichtet, dass ich auch da keine finden konnte, durch die Wahl meiner Partnerin z.B. und durch andere Verstrickungen, die mich immer wieder in isolierte und ungeborgene Situationen geraten ließ. Man muss u.U. erst 40 werden, bis da die Energie ausgeht- deshalb meinte ich weiter oben "bezeichnenderweise", denn das geht mit vielen Menschen so.

So, das als kleiner Überblick- ich stelle mich deinen Fragen aber gerne.

Herzliche Grüße von

Thomas
Betroffene für Betroffene

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Re: Trotz längerer Genesung Rückfall in die Panik...Hilfe

Beitrag von BM »

Lieber Thomas
Erstmal danke für Deine Zeilen. Du siehst ich habe mich lange nicht gemeldet, ich bin sozusagen ziemlich im Leben unterwegs. Mental geht es mir eignetlich ganz gut nur körperlich hänge ich ein bißchen durch. Ich habe seit fast zwei Wochen ziemlich oft Magenschmerzen, und frage mich zur Zeit ernsthaft ob ich das Trevilor nicht vertrage. Ich werde am Montag mal die Ärztin anrufen. Innerlich habe ich auch eine ziemliche Abwehr gegen das AD aufgebaut..vielleicht sagt mein Körper das ja auch. Ich versuche zur Zeit wirklich nicht mehr so in den depressiven Kreislauf einzutauchen, d.h. nicht soviel inneres Drama zu entfachen und ruhig zu bleiben. Insofern bin ich auch nicht mehr so oft im Forum. Aber ich möchte Dir auf jeden Fall noch danken für Deine Hilfe und ich finde daß Du Dich auch ganz schön tapfer durch Dein Leben "gewurschtelt" hast. Ich denke es geht auch irgendwann darum die eigene Geschichte anzunehmen. Alos lieber Thomas dann verabschiede ich mich aus diesem Thread...denn von Rückfall in die Panik kann ich nicht mehr sprechen. Zur Zeit versuche ich aufkommende Ängste schon zu Anfang zu entkräften denn ich bin ein sehr impulsiver Mensch für mich ist es immer wichtig erstmal "runterzufahren". Würde mich über eine kurze Antwort von Dir freuen und ich bin natürlich auch für Dich da, denn ich schaue immer wieder in's Forum halt nicht mehr so häufig. Also bis dann alles Liebe von Birgit
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