Ich glaube, meine Frau hat da ein Problem

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Bilbo77
Beiträge: 2
Registriert: 5. Sep 2012, 17:34

Ich glaube, meine Frau hat da ein Problem

Beitrag von Bilbo77 »

Hallo und Guten Abend,

mein Name ist in diesem Forum Bilbo und ich bin mir nicht sicher ob ich hier richtig bin. Denn es geht nicht direkt um mich, eher um meine Frau. Nach allen online-tests die ich gemacht habe, scheint sie depressive tendenzen zu haben, ärztlich bestätigt ist das aber nicht.

Und da ist auch schon der casus knackus. Ich bin mir ziemlich sicher dass sie, würde ich sie darauf ansprechen und zum Arzt bitten, mich für total bekloppt erklären würde.

Daher meine Zweifel ob ich hier richtig bin.

Ein Kurzabriss der Historie und ein paar Fakten:

Wir kennen uns seit 11 Jahren, davon 8 Jahre ein Paar, seit 5 Jahren verheiratet, eine Tochter, Haus, Hund, Kombi. Genauso spießig wie wir es nie sein wollten

Obwohl das nicht stimmt. Denn Sie ist ein paar Jahre älter als ich (Anfang 30), das ist denke ich auch heutzutage noch eher unüblich.

Puh, ich habe gerade schwierigkeiten mich zu strukturieren. Ich versuchs mal so:

Symptome meiner Frau:

Sie schläft viel. Unglaublich viel. Das war früher nicht so. Gleichzeitig erzählt sie mir, sie würde ständig schlecht schlafen - sich morgens total gerädert fühlen.

Sie hat erhebliche Stimmungsschwankungen. Morgens noch ist alles ok, mittags steht (ihre) Welt Kopf. Und das oft wegen "Kleinigkeiten". Ein blöder Brief vom Finanzamt oder so.

Sie ist lustlos. Ja auch im Bett, aber da komme ich mit klar - hat vielleicht auch was mit der länge der Beziehung zu tun - wird ja meistens eher weniger als mehr. Ich meine aber keine Lust auf soziales Miteinander. Wenn nur wir drei (maximal noch die Schwiegereltern dabei) mal was unternehmen ist das in Ordnung. Aber sobald ich mit ihr alleine bspw. zu Freunden gehen möchte oder ins Kino etc., blockt sie ab.

Sie fühlt sich überfordert. Mit der Gesamtsituation. Kind, Haushalt, ihre Arbeit. Das sagt sie mir manchmal auch. Ich verstehe es jedoch teilweise nicht. Ich tue aber so.

Während ich hier schreibe, merke ich wie sehr viel in mir hochkommt und das ich das alles gar nicht hier schreiben kann, was ich gerne würde, wegen der Lesbarkeit des Posts. So Sachen wie ich mich verhalte wenn etc. Aber vielleicht ergibt sich das ja in einer späteren Diskussion.

Ich glaube, dass meine Frau entweder kurz davor ist in eine "echte" Depression zu rutschen oder vielleicht ist sie es schon, ich weiß es nicht. Sie hat in ihrem Leben schon sehr viel erlebt, auch wir beide gemeinsam. Vieles das prägt und einiges was man nicht so schnell verarbeitet. Ich fürchte mich davor, dass es zu spät ist und ich bei irgendwas versagt habe - vielleicht hätte ich eher was erkennen können.

Keine Ahnung, ich bin ratlos. Weil ich nicht einschätzen kann ob manche ihrer Reaktionen einer schlechten Erfahrung zuzuschreiben sind, oder ob sie sich was einbildet.

So als Beispiel:
In den Anfängen ihrer Selbstständigkeit hatte sie zweimal erhebliches Pech mit Vermietern. Zweimal Prozesse geführt, beide im Vergleich abgeschlossen weil der Richter angedeutet hat sie sonst verlieren zu lassen. Doofe Sache, kostet uns (bis heute) viel Geld. Als unser Kind kam, verkaufte sie das Unternehmen. Der Käufer hat uns um die hälfte des Geldes geprellt und ist dann ins Insolvenzverfahren gegangen. Nachdem die Kleine etwas größer war und sie wieder arbeiten wollte, haben wir versucht in der Nachbarstadt (wo wir zwischenzeitlich ein Haus gebaut hatten) eine neue Selbstständigkeit aufzubauen. Auch das scheiterte zunächst am Vermieter und kostet(e) uns viel Geld. Glücklicherweise hat Sie es dennoch geschafft und ihre Selbstständigkeit läuft ganz gut, jedoch eingeschränkt weil sie nur zur Untermiete ist. Es müssen also eigene Räume her.

Wir haben dann nach monatelanger Anstrengung endlich einen Vermieter gefunden der kompetent und fair schien. Die mündlichen Verhandlungen waren abgeschlossen, alles war schick.
Dann kam der Vertragsentwurf und meine Frau warf alles hin. Meines Erachtens war das ein ganz normaler Gewerbemietvertrag mit den üblichen Klauseln. Zudem gab es gesprächsbereichtschaft um ein paar Zeilen nachzujustieren. Aber sie wollte nicht mehr. Sie führte das Risiko für uns, unser Leben, das Haus, Kind etc. ins Feld.

Hätte ich gewollt, hätte das einen riesenkrack gegeben. Aber ich habe ihre Entscheidung akzeptiert. Obwohl ich mich....
ach ich weiß nicht. Ich kann das hier irgendwie nicht so rüberbringen, es ist zu viel zu erzählen.

Um es abzukürzen:
Ich mache unheimlich viel. Unterstütze sie. Nehme ihr ab was sie belastet. Versuche für sie da zu sein, sie nicht zu bedrängen etc.

Und habe das Gefühl, sie sieht das alles gar nicht. Stattdessen gibt sie mir oft das Gefühl derjenige zu sein, bei dem was nicht stimmt.

Menschen die mich gut kennen haben mich bereits angesprochen, ich solle aufpassen dass Sie nicht in eine Depression rutscht. Aber woher soll ich das denn wissen?

Ihre Stimmungsschwankungen machen es mir nicht leichter. Es gibt Tage da bin ich mir ganz sicher dass dem so ist. Und dann wiederum sind wir im Urlaub und haben 8 ganz tolle Tage, wie früher.

Ratlose Grüße
Bilbo
Das Leben ist hart. Steine aber auch.
CHF
Beiträge: 172
Registriert: 9. Feb 2012, 20:04

Re: Ich glaube, meine Frau hat da ein Problem

Beitrag von CHF »

Hallo Bilbo,

erst mal herzlich willkommen und den Mut gefunden hast hier deine Situation und die deiner Frau preis zu geben. Schafft ja auch nicht jeder

Es ist allerdings ganz schwierig zu sagen ob eine Person Depressionen hat oder nicht. Und hier im Forum wirst du das auch nicht erfahren. Wir können dir raten und Mut machen. Das ist auch Zweck des Forums hier. Solchen Leuten die Zweifel haben oder nicht so gut drauf sind zu helfen.

Das was du beschreibt, deutet allerdings darauf hin, dass mit deiner Frau irgendetwas nicht stimmt.

Ich gehe aber mal davon aus, dass deine Frau sich nicht eingestehen will, nicht mehr alles unter einen Hut zu kriegen. Und wenn ich das richtig verstehe, akzeptiert sie zum Teil das was du fÜr sie tust. Ab und zu rafft sie sich dann aber auf, so, dass man meinen kÖnnte alles sei normal. Ich gehe ebenfalls davon aus, dass sie zu den Menschen gehört, die sich nie im Leben eingestehen entweder an einem Burn-Out (auch das ist eine Möglichkeit)oder an einer Depression öeidet.

Ich selbst habe diese Erfahrung auch gemacht.

Der einzige Weg ist allerdings nur der Gang zum Arzt. Sie muss ja nicht unbedingt gleich zu einem Psychiater oder einem Psychologen zu gehen. Vielleicht tut sie sich leichter, wenn sie erst mal zu ihrem Hausarzt gehen wÜrde. Da ist das VerstÄndniss und das Vertrauen hÖher.

Weiss leider nicht ob diese Zeilen dir weiter helfen kÖnnen.

Solltest du noch Fragen haben oder sonst irgendwie dir was von der Seele zu schreiben. Nur zu

LG
CHF
CHF
Bilbo77
Beiträge: 2
Registriert: 5. Sep 2012, 17:34

Re: Ich glaube, meine Frau hat da ein Problem

Beitrag von Bilbo77 »

Hallo CHF,

vielen Dank für deine Antwort.

Du hast Recht, sie würde niemals zum Arzt gehen. Aber das macht sie auch so schon nicht. Sie plagen Rückenschmerzen, schon seit Jahren. Dennoch geht sie nicht zum Arzt. Früher konnte ich das noch einigermaßen verstehen wegen der teuren PKV, heute aber - nachdem sie in der GKV über mich mitversichert ist, verstehe ich es nicht mehr.

Sie glaubt die könnten ihr eh nicht helfen. Sie braucht ihren Körper jedoch zur Ausübung ihres Berufes. Wenn ich sie darauf hinweise, dass es doch sinnvoll wäre am IST-Zustand schon etwas zu verbessern, weil es nur schlimmer statt besser wird, wiegelt sie ab.

Was tut man(n) denn da? Wenn wir mal über unsere Problemchen sprechen die uns so belasten, dann führt sie ihre Situation immer auf spezielle Dinge zurück (Einführungssituation in der KiTa, Urlaubsreife, Kontostand etc.). Wenn ich sie also ansprechen würde ob sie einen Burnout hat oder schonmal drüber nachgedacht hätte, käme sie mir wieder mit irgendeinem Problem was sie jetzt gerade belastet. Und wenn das weg oder geklärt wäre, wäre es besser.

Das klingt für mich dann immer ganz logisch - und ich warte dann ab ob es tatsächlich so ist. Ist es jedoch nicht. Denn das Leben ist nunmal bunt und wenn das eine gelöst ist, kommt was anderes. Ist doch normal und macht das Leben spannend. Ich komme mir vor wie auf einem Karussell, wir kommen immer an den selben Punkten vorbei.
Das Leben ist hart. Steine aber auch.
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