Betroffene über Angehörige

Polarsucher
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Re: Betroffene über Angehörige

Beitrag von Polarsucher »

Hallo Bianca,

vielen Dank für deine mich aufbauenden Worte, auch für deine Sorge.

Ich versuche mich jetzt um mich selbst zu kümmern und mich wieder zu finden.

Gar nicht so einfach.

Vielleicht so:
Auf mich selber achten. Schauen was ich möchte, was mir wichtig ist und dann später vielleicht Ziele formulieren und dann langsam los. Bloss nicht zu schnell. Und jetzt nicht zu viel entscheiden !

Mal sehen !

Liebe Grüße

Maus
Sommerland
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Re: Betroffene über Angehörige

Beitrag von Sommerland »

Hallo Ursula,

seit deinem letzten „Brief“ denke ich ständig an die Worte von Frau Enke, nach Enkes Selbstmord: Wir dachten, mit Liebe wird alles gut…

Ich kenne dich nicht und weiß, ich bin anmaßend, wenn ich jetzt weiterschreibe. Aber das ist das „Verlockende“ an der Anonymität – man gibt mehr von sich (Preis) als im echten Leben…

Bitte hau mir auf die Finger, wenn du es für nötig erachtest. Eigentlich möchte ich dich auch nur ermutigen, nicht alles einfach so hinzunehmen. Du musst doch auch leiden ohne Ende – sorry! Und du darfst himmelnochmal auch mal sagen, wenns dir reicht! Deine Harmoniesauce tut jedenfalls beim Lesen schon weh!

Also, hier kommt deine Chance dich zu wehren:

Ich spüre eine große Sehnsucht bei dir. Du sehnst dich nach Halt, nach Geborgenheit, Wärme, Verständnis und Liebe. Und weil dir das so sehr fehlt, hängst du so an deinem Freund. Du suchst bei ihm, was dir so fehlt. Er erhält deine Sehnsucht am Leben. Gestillt wird sie nicht. Aber du lebst für ein Bild von dem, was die Wirklichkeit dir so wie du es dir ausmalst, nicht bieten kann. Lieber die Hoffnung als gar nichts ist dein Motto?

Meine Güte Ursula – wenn du dir da mal nicht selbst was vormachst…

Ich frag mich einfach, was du machst, wenn er wieder gesund wird und dich dann vielleicht gar nicht mehr braucht?

Kennst du deinen Freund eigentlich auch in „gesunden“ Phasen? Vielleicht würdest du ihn „gesund“ gar nicht mehr so toll finden???

So Ursula,
und jetzt lass bitte auch mal zu, dass du dich aufregst! Über mich - von mir aus gern! Wäre ein Anfang! Du bist mir das wert! Gib mir Tiernamen und mach dir Luft…


Bianca


PS
Liebe Moderation, erwarte eure Ermahnung ...
Irgendwas is ja immer...
OMG
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Re: Betroffene über Angehörige

Beitrag von OMG »

Ich muss direkt mal schmunzeln und freu mich über deine herzliche Ehrlichkeit wirklich sehr.

Ich kann dir leider deine Erwartungen nicht bestätigen, über diesen Punkt bin ich hinaus. Ich war am Ende meiner Kräfte, hilflos, dachte ich falle selbst wieder in mein Panikattacken-Loch woraus ich mich vor 4 Jahren schwer herausgearbeitet habe. Ich stand kurz davor durchzudrehen und zusammenzubrechen und ich war kurz davor (vielleicht auch in einer Phase schon mittendrin) zu sagen, ok du und deine Krankheit ihr habt mich besiegt, herzlichen Glückwunsch.

Doch es kam anders.

Ich habe es für mich geschafft "nein" zu ihm zu sagen, solange er so krank ist. Und ja, ich habe ihn so kennengelernt, er ist seit 7 Jahren bereits erkrankt. Am Anfang wollte ich das alles natürlich nicht annehmen, dachte auch "mit Liebe schaffen wir das schon". Dies ist leider eine Lüge, der ich mich schweren Herzens stellen musste und ehrlich in mich reinhören musste, um mir einzugestehen, dass ich eben nicht stark genug bin auf all die Dinge zu verzichten, die man sich als Frau in einer Beziehung von einem Partner wünscht.
So haben wir ein Nähe-Distanz-Ding angefangen und waren knapp davor zu sagen wir sind fest zusammen. Es lief fantastisch und dann kam der große Einbruch von ihm. Er fiel in seine Depriphase und wir hatten keinen Kontakt mehr. Das war der Punkt, der mich so verletzt hat, dass ich seither versuche mich von ihm emotional zu lösen.
Umso mehr ich mich von ihm "verabschiede", desto leichter fällt es mir nur für ihn da zu sein (auf der geistigen Ebene, nicht persönlich).

Natürlich habe ich Sehnsüchte, das ist doch normal. Doch was ist hier zwischen uns Angehörigen und den Depris schon normal? In meinen Augen nichts, von daher habe ich mich von allen normalen Erwartungen an eine Beziehung einfach verabscheidet. Da ist für mich eine klare Trennung.
Ich habe mich monatelang aufgeregt, bitterlich geweint, wütende SMSen an ihn geschrieben und, und, und. Was brachte es mir? Richtig, nichts. Das ist ja auch das was du selbst sagst, egal was wir tun als Partner, Angehörige, es bringt nichts. Da sein ist das was am besten ist und das bin ich. Immer! Und er weiß das.
Mehr kann ich auch nicht mehr zulassen, da ich sonst nicht mehr bei mir bleiben würde und dann würde sich der Abwärtsstrudel wieder in Bewegung setzen und das lasse ich keinesfalls noch mal zu - dafür bin ich mir zu wertvoll.
Dennoch kann man lieben denke ich!
Wohin das führt? Keine Ahnung!
Dass er gesund wird? Nicht so bald! Er will es gar nicht, nimmt sich kaum Zeit für sich...
Meine Harmoniesauce - glaub mir, sie ist toll! Und sie lässt es zu, dass ich mich nur auf MICH konzentriere. Und sie macht mich stark. Du hattest vorher nach der Stärke gefragt, woher ich sie nehme. Durch die dämliche Harmoniesauce kommt sie und durch viele großartige Freunde und meine Familie! Gespräche mit ihnen und Unterstützung.
Ich habe außerdem die letzten Monate um "mein Leben" gelesen. Das beruhigt mich und bestätigt meine Handlungen.

Ich stelle mal ne Gegenfrage.
Was bringt es mir mich aufzuregen? Würde ich mich hochschaukeln, was habe ich dadurch gekonnt?
Das Einzige wo ich deine Aussage unterstreiche ist hier:
>>Und du darfst himmelnochmal auch mal sagen, wenns dir reicht!<<

Ja, genau - mir hat es gereicht mir selbst weh zu tun in dem ich mich aufgegeben hatte, für IHN. Sich jeden Tag alles um ihn gedreht hatte, immer nur er, er, er. Ich dachte diese sch.... Therapietussis, die ihm erzählen, dass er nur an sich denken soll. Was ist mit mir, mit meinen Wünschen?
Diese Antworten hab ich mir erarbeitet.
Er kann nicht anders im Moment. Wie lange das so geht? Keinen Plan. Ich habe also die Wahl, will ich mir das antun oder nicht?
Ich habe für mich entschieden, dass ich mich nicht mehr davon abhängig mache. Ich gehe meinen eigenen Lebensvorstellungen nach, mache mein Ding, freu mich an meinem Alltag und lasse mich nicht klein machen - im Gegenteil. Ich wachse über mich hinaus und sehe, was sich dadurch alles bewegt.
Dabei (glaub mir) ist es mir primär ganz gleich, was mit ihm ist. Über diesen Punkt: "Aber ich muss doch noch dieses und jenes versuchen, ich hab noch nicht alles probiert". Bin ich hinaus.
Entweder er kommt auf mich zu, oder aber die Zeit trägt mich durch die emotionale Distanz und räumliche Trennung weg von ihm...

Danke für diesen Satz >>Du bist mir das wert!<<, das rührt mich und ich finde deine Art, wie du schreibst bringt einen unheimlich weiter und lässt einen tief in sich reinhorchen und nachdenken, das ist eine tiefgründigkeit, die gut tut und ich danke dir dafür!

Liebe Grüße von
Ursula.
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"Wenn Euer Leben Euch wie ein mühseeliger Aufstieg vorkommt, dann denkt an die Aussicht, die Ihr von dort oben haben werdet!" Anonym
Sommerland
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Re: Betroffene über Angehörige

Beitrag von Sommerland »

Ursula,

ich bin jetzt beruhigt!

Und ich ziehe den Hut vor all dem, was du dir in der letzten Zeit "erarbeitet" hast. Das Schönste ist, dass du dein Er-leben nicht mehr primär von seiner Stimmung abhängig machst.

Ich wünschte, ich hätte so einen Menschen wie dich an meiner Seite.

Familie ist schön und gut. Aber ein Partner - das ist was ganz anderes! Danach sehne auch ich mich ...

Wenn es dir gelingt, schlechte Tage gut zu überstehen und diese Einstellung beizubehalten, hast du genug Selbstschutz, um weiter für ihn da zu sein.

Es muss schön sein, dein Freund sein zu dürfen.

Liebe Grüße und ein Schmunzler zurück,
Bianca
Irgendwas is ja immer...
OMG
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Re: Betroffene über Angehörige

Beitrag von OMG »

Guten Morgen,

Bianca du hast mich sehr berührt mit deinen Worten.

Ich hoffe ich löse annähernd in ihm aus, wie du es beschrieben hast. Das würde mir schon reichen, wenn er sich denkt: Es tut gut zu spüren, dass ich da bin.

Wie gesagt, es war und ist ein Knüppeljob, aber wenn man einmal für sich weiß W I E es geht und einen Plan hat, dass man sowohl noch lieben kann, als auch das Leben genießen kann und das Lachen nicht verliert, dann fühlt man sich stark und hat genügend Kraft seinen Blick in seine Richtung zu lenken und nicht in die Richtung der Krankheit.

Herzlich
Ursula

P.S.: Vielleicht eine Sache noch - wie würdest du dein eigenes "Nichtkönnen" beschreiben?
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Sommerland
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Re: Betroffene über Angehörige

Beitrag von Sommerland »

Ursula,

mein Nichtkönnen…

… ist das krankheitserhaltende System, das mich in der Depression verharren lässt. Ich hab sozusagen Klippo, Time-Out, Pause, eine immer und überall gültige Entschuldigung und ein (prima) Versteck vor den Unbilden des Lebens.

… ist eine Zeit lang ein wichtiges Schutzschild für meine Seele,
die keine eigene Resistenz mehr besitzt.

Und man ist DEM zunächst ausgeliefert, fühlt sich wie gelähmt und kann wirklich nicht weiter.

Dazu kommen körperliche Beschwerden. Wie bei starkem Liebeskummer - vielleicht kennst du das, man ist körperlich gesund, aber man hat Schwindel, Schmerzen, kann nicht essen ...

In der ganz tiefen Depression ist dann alles leer und dunkel. Es geht Nichts.

Wenn die Tage beginnen, etwas heller zu werden, dann wird mein Nichtkönnen variabel.

Je nach dem was der Teufel „Depression“ mir grade einflüstert, ist mein Nichtkönnen…

… die Suche nach einem Schuldigen für mein Unglück und seine Strafe.

... eine Forderung nach mehr Zuwendung. Gern auch in Verbindung mit emotionaler Erpressung.

… absolutes Selbstmitleid.

UND

… die Komfort-Zone schlechthin – weil ich ja in der Opferrolle bin.

ABER

… auf Dauer hält das kein Mensch aus.
Ich nicht und mein Umfeld ist dabei auch nicht gut dran.

Also hilft irgendwann nur noch, Verantwortung für mich selbst zu übernehmen.

Mein Nichtkönnen zu hinterfragen und kritisch zu betrachten.
Dann lande ich auch irgendwann bei den Auslösern der Depression.

Ich muss mich früher oder später auseinandersetzen mit meiner Angst.
Der Angst davor, genauer hinzuschauen und Schmerz zuzulassen.
ICH muss was in meinem Leben ändern, damit sich was in meinem Leben ändert.

In der Phase des Nichtkönnens wehrt sich noch alles gegen Veränderung.
Aber dieses Ausharren bringt keine Vorteile – es sei denn, die Angehörigen machen es einem schön bequem – wenn man das Verstecken über hat,
macht man sich irgendwann „auf die Socken“.

Aufeinmal kann man, weil man will und weil man das Leid leid ist.

Soweit zu meiner Theorie.

Ich stecke irgendwo zwischen Nichtkönnen, Ich-Will-Ja-Wollen
und Auf-Die-Socken-Machen. Je nach Tagesform …

Bianca
Irgendwas is ja immer...
SucheAustausch
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Re: Betroffene über Angehörige

Beitrag von SucheAustausch »

Hallo,

hier fiel ein Satz, der bei mir wieder mal Fragen aufwirft:

"Es sei denn, die Angehörigen machen es einem schön bequem."

Es ist so schwer für uns, das richtige Maß zu finden! Am Anfang kämpft man, man kämpft und kämpft, damit der Partner aufsteht, losgeht, aktiv wird!

Und irgendwann gibt man auf. Man fängt an, es ihm bequem zu machen.

Das habe ich jahrelang betrieben.

Und jetzt? Was mache ich jetzt?

Was ist der richtige Weg?

Kann ich nicht einfach nur "in den Sack hauen", ob dieser Krankheit? Denn weder das eine noch das andere hilft.
Druck aufbauen hilft nicht und ein bequemes Nest schaffen hilft nicht.

Wir, als Anhörige, sind machtlos. Können wir uns da nicht nur abwenden?

Manchmal frage ich mich, ob eine Beziehung so eine Krankheit überhaupt überstehen kann.

Ich habe das Gefühl, ich habe vieles einfach "ausgesessen", gewartet und mitgemacht. Mein Mann steckte tief im Loch und ich habe ihm noch Decken, Essen und Trinken hinuntergeworfen.

Gott sei dank wurde sein Leidensdruck größer und er hat angefangen, was zu tun. Aber der Weg ist so lang und steinig und je wacher er wird, desto mehr merke ich, wie machtlos ich bin und immer war und wie ungesund das alles auch für mich war.

Wie überlebt eine Beziehung so etwas ohne das der "gesunde" Part auch krank wird?

Ich glaube, ein Stückweit bin auch ich krank geworden. Nicht so wie mein Mann, aber gesund war das in den letzten Jahren sicher nicht.

Und jetzt müssen wir beide gesund werden.

Ich auch.

Oft frage ich mich das, ob es Beziehungen gibt, die so eine schwere Depression überstehen. Diese Isolation ist so schwer zu ertragen (sicher für beide Seiten) und die Beziehung wird auch krank.

Ich wünsche uns allen, dass unsere Partner und wir wieder gesund werden und dann auch unsere Beziehungen heilen können...
Polarsucher
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Re: Betroffene über Angehörige

Beitrag von Polarsucher »

Hallo,
diesen Wünschen kann ich mich nur anschließen.

Es sind schon schwere Prüfungen, die wir da bestehen müssen.

Hoffentlich gelingt es !

LG

Maus
Sommerland
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Re: Betroffene über Angehörige

Beitrag von Sommerland »

Hallo SucheAustausch!

Beim Lesen deines letzten Beitrags kam in mir eine Erinnerung hoch. Aus Tagen, an denen ich nur im Bett lag, vor mich hin dämmerte.
Tage der totalen Apathie.

An solchen Tagen war es egal ob ich lebte oder wie es meinem Partner ging. Es ist irgendwie die falsche Wortwahl, denn er war mir ja nicht egal - ich hatte nur keinen Kontakt mehr zu seiner Welt - ich litt im meiner Welt.

Aber was mir eigentlich beim Lesen deiner Zeilen einfiel war, was mir damals gut tat.

Auch wenn ich es damals nicht ausdrücken konnte. Es gab Momente, an denen mein Parnter sich zu mir ans Bett gesetzt hat. Er saß dann oft "nur" da, sah mich liebevoll und besorgt an und streichelte hin und wieder meine Wange. Ich sah seine Sorge um mich weil er dann immer so einen bstimmten Gesichtsausdruck machte, spürte seine Liebe und seine Hilflosigkeit. Und ich fühlte mich nicht mehr so verlassen.

Oft, wenn ich dann später mal erwachte und allein im Schlafzimmer war, wünschte ich er wäre da. Meist war ich dann allein, fing an zu grübeln und wunderte mich über die Zeit, die schon wieder vergangen war und ich sehnte mich nach dem Gefühl der Geborgenheit, das ich empfand, wenn er da war. So wie früher als Kind, auch da gab die elterliche Nähe am Krankenbett Trost und die Hand meiner Mutter war "wie-nach-Hause-kommen".

Es klingt so doof, dass ich mich kaum traue, es zu schreiben. Es ist aber auch so doof wie simpel. In der Depression fühlte ich mich wie ein kleines Mädchen, das krank im Bett liegt und die Mama braucht...

Klingt so banal - aber in der tiefen Depriphase war das ein schönes Erleben...

Ich hatte eh nur Grundbedürfnisse. Wie ein Säugling... tztztz

Ich glaube, du weißt gar nicht wie wichtig es ist, dass du deinem Partner alles "hinterherschmeisst".
Es ist wichtig.
Auch für dich, denn Irgendwas tun können, ist doch wichtig - oder?

Vielleicht solltest du das Tun in den Vordergrund stellen und dir bewusst machen, dass das viel wert ist. Für dich und glaub mir, auch für ihn.

Das Ergebnis deines Tuns kannst du nicht beeinflussen. Du kannst ihn nicht gesund machen. Du bekommst keine Dankbarkeit und keinen Orden.
Aber sei doch deshalb bitte nicht verzweifelt!

Für mich konnte mein Partner damals nichts tun. Außer so praktisches Zeugs wie Medis reichen, zur Körperhygiene auffordern und Essen machen... Darüberhinaus war er nur da. Und das war damals gut und genug.

Höre einfach auf, etwas zu erwarten. Ja- das meine ich ernst!
Wenn du etwas tun willst, dann mach es einfach aber erwarte dafür nichts. Dann wirst du auch nicht enttäuscht.

Aber bitte ziehe selbst etwas Positives aus deinem Tun. Wenn du das nicht kannst, macht dein Tun keinen Sinn. Und wo kein Sinn ist, da wachsen Zweifel. Vielleicht ist Weniger manchmal Mehr?


Vor allem aber solltest du jetzt eins tun:
Bitte anerkenne dein Tun!

Auch wenn er es dir jetzt noch nicht sagen kann, dass du da bist, tut ihm gut, glaub mir!

Und tu dir mal wieder was Gutes!

Bianca
Irgendwas is ja immer...
julcas
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Re: Betroffene über Angehörige

Beitrag von julcas »

Hallo Bianca,

vielen Dank für deine Schilderung, deines schönen Erlebnisses.
Ich glaube das dieses Empfinden bei meinem Freund in der ganz schlimmen Phase ähnlich war. Wenn er im Bett lag und Löcher in die Luft starrte, legte ich mich manchmal einfach neben ihn. Er kuschelte sich dann ganz nah an mich ran und ich hielt ihn einfach fest, ohne ein Wort zu sprechen. Dann schloß er manchmal die Augen und atmete ganz ruhig und gleichmäßig. Wir taten uns in diesen Momenten gegenseitig soooo gut.

alles Liebe

julcas
Sommerland
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Re: Betroffene über Angehörige

Beitrag von Sommerland »

Hallo Julcas,

an solche Momente erinnere ich mich auch. Heute - 7 Jahre später - kommt mir das in Erinnerung...

Empfindungen wie z.B. Trost hatte ich tatsächlich damals - wenn auch gedämpft - aber sie halfen.
Ich konnte es damals nicht greifen oder festhalten, konnte mich nicht daran festhalten und mich auch nicht artikulieren.

Aber ich konnte suizidalen Gedanken damit entkommen.

Diese menschliche Wärme war für mich überlebens-wichtig.

Schön, diese Erinnerung mit euch teilen zu können, denn meinem damaligen Partner kann ich dafür heute nicht mehr danken. Könnte ich schon - aber wir sind sowas von zerstritten!

Er ist jedenfalls nicht mehr da. Auch wegen der Depression aber sicher nicht nur deswegen.
Trotz all dem Trennungmist - für die Zuwendung damals bin ich ihm dankbar - auch wenn ich es ihm heut nicht mehr sagen kann.

Bianca
Irgendwas is ja immer...
julcas
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Re: Betroffene über Angehörige

Beitrag von julcas »

Hallo Bianca,

>Trotz all dem Trennungmist - für die Zuwendung damals bin ich ihm dankbar - auch wenn ich es ihm heut nicht mehr sagen kann.>

Dankbarkeit ist ein so tiefes, ehrliches Gefühl. Du schreibst: auch wenn ich es ihm heut ....

Vielleicht kannst du es ihm irgendwann sagen, oder schreiben.?

lg julcas
Polarsucher
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Re: Betroffene über Angehörige

Beitrag von Polarsucher »

Hallo Bianca,
magst du dir meinen letzten Text ansehen, unter Aus ! die Maus !

Deine Meinung, als Betroffene, wäre mir sehr wichtig.

Ich habe nämlich als Partner die Nase voll !

LG

Maus
Sommerland
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Re: Betroffene über Angehörige

Beitrag von Sommerland »

Hei Maus,

hab an dich gedacht ...

... (auch) unter "aus die Maus - doch weiter gehts".

Bianca
Irgendwas is ja immer...
OMG
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Re: Betroffene über Angehörige

Beitrag von OMG »

Liebe Biancas,

ich wollte mich noch bei dir bedanken, für deinen gelungenen Post auf meine Frage des Nichtkönnens. Ich werde es mir sicher aufbewahren. Aus deinen wunderschönen Antworten sollte man ein Buch schreiben, ich lese sie wieder und wieder und sie fesseln mich, da sie so ehrlich sind, mit viel Herz geschrieben und einfach wirklich w e i t e r h e l f e n. Vielen Dank dafür. Mir fällt bestimmt wieder irgendeine "komische" Angehörigenfrage ein, wo ich mich jetzt schon über deine Antwort freue.

Herzliche Grüße von
Ursula.
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"Wenn Euer Leben Euch wie ein mühseeliger Aufstieg vorkommt, dann denkt an die Aussicht, die Ihr von dort oben haben werdet!" Anonym
Sommerland
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Re: Betroffene über Angehörige

Beitrag von Sommerland »

Hallo Ursula,

schön (sowas) von Dir zu lesen!

Was Komisches? Von Dir???
Kann ich mir ehrlich nicht vorstellen!

Apropus Ehrlichkeit - die hab ich meiner Depression zu "verdanken".
Fängt morgens damit an, dass ich mich nicht mehr schminke... Die Maske ist weg!

Es ist manchmal jetzt schwierig im Umgang mit anderen. Nicht wegen des fehlenden Mascaras, sondern wegen der schützenden Fassade, die fehlt.
Aber ich fang ja grad erst wieder an, mich unter Menschen zu trauen, dem Leben zuzuwenden und auszusetzen...
Und es macht Mut, von dir zu lesen, dass meine Ein- und Ansichten von Interesse sind.

Liebe Grüße
Bianca
Irgendwas is ja immer...
ka2-x-di
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Re: Betroffene über Angehörige

Beitrag von ka2-x-di »

Hallo ihr alle,

ich bin so froh diesen Thread gefunden zu haben und überaus dankbar was ich darin von Biancas lesen durfte!


Gerne möchte ich diesen Thread wieder hervorholen. Eventuell möchte uns noch jemand von den Betroffenen einen Einblick in sein Empfinden geben?
Das wäre toll!
Ich würde zu gern besser verstehen können ...


@ Ursula:
Den Weg den du gefunden hast mit der ganzen sache um zu gehen finde ich bewundernswert. Deine Worte beschreiben mein Wunschverhalten was ich selbst gerne hätte. Doch bis es so weit ist muss ich noch sehr viel lernen um zu verstehen und noch ein wenig jammern, denke ich..?


Liebe Grüße
ka2-x-di
OMG
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Re: Betroffene über Angehörige

Beitrag von OMG »

Liebe ka2,

>>@ Ursula:
Den Weg den du gefunden hast mit der ganzen sache um zu gehen finde ich bewundernswert. Deine Worte beschreiben mein Wunschverhalten was ich selbst gerne hätte. Doch bis es so weit ist muss ich noch sehr viel lernen um zu verstehen und noch ein wenig jammern, denke ich..?<<

Auch mein Verhalten zu meinem wundersamen Freund, hat die Art von Beziehung die wir hatten leider nicht aufrechterhalten können.

Ich schrieb ja auch dazu, dass es sein kann durch mein Loslassen, dass wir uns "trennen" - das ist auch passiert. Aber im Guten, mit viel Liebe. Ich habe viel gelernt und durfte viel erleben.

Durch das Loslassen konnte ich die Dinge einfach viel positiver sehen, das viel mir sehr lange sehr schwer.

Auch wenn wir nie eine richtige Beziehung führten, bin ich mit ihm durch alle Phasen gegangen. Das hat mir den Weg gezeigt und war ein tolles Erlebnis.

Ich bin ihm sehr dankbar.

Liebe Grüße und viel Kraft von
Ursula.

P.S.: Auch ich habe eine zeitlang viel gejammert
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