Klinik

julcas
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Klinik

Beitrag von julcas »

Hallo Ihr Lieben,

ich eröffne wieder mal ein neues Thema, denn mein Schatz ist seit 1 Woche in der Klinik.

Gerade telefonierte ich mit ihm und diese Veränderungen, die ich höre und spüre, machen mir fast Angst. Bitte nicht falsch verstehen. Mein Freund hat 2 Jahre gebraucht um sich für einen Klinikaufenthalt zu entscheiden. Jetzt ist er seit 1 Woche dort und ich habe das Gefühl das er Bäume ausreisen will und könnte. Er ist total wuselig und augfedreht und sagt von sich selbst das er keine Minute still sitzen kann.

Ich freue mich natürlich riesig darüber, das es ihm besser geht, er sich auf die Klinik einlassen kann und keine Probleme hat. Nicht mit dem kleinen 3 Bett Zimmer, nicht mit Mitpatienten, nicht mit den Therapieangeboten. Er hat bevor wir telefonierten 2 Stunden lang Tischtennis gespielt. Ich kann es kaum glauben, doch er hat es so gesagt. Er macht Schritte, so groß wie mit 7 Meilen Stiefeln, in nur 8 Tagen.

Ich glaube das ich Angst habe, das diese Entwicklung nicht anhält. Das er dem neuen Lebensgefühl in diesem rasanten Tempo nicht Stand halten kann. Vielleicht ist das auch so gewollt. Er bekommt mittags noch eine Tablette, die ebenfalls Antriebssteigernd ist.

Heute erzählte er mir das er sich erkundigen wird, was er nach dem Klinikaufenthalt noch für Möglichkeiten hat, als Anschlußtherapie.
Mein Gartentor will er streichen, wenn er wieder zu Hause ist. Pläne über Pläne.

Am Sonntag werde ich ihn besuchen. Er hat mir telefonisch eine ganze Wunschliste durch gegeben. Es ist einfach unglaublich, aber schön und doch bin ich vorsichtig.

Liegt das vielleicht an der langen Zeit der Depression ? Keine Ahnung. Irgendwie verwirren mich diese riesen Schritte, doch gleichzeitig freue ich mich sehr darüber.

Wie war das bei euern Partnern, während des Klinikaufenthaltes?

Einen schönen Abend noch.

eine etwas verwirrte, doch glückliche

julcas
bigappel
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Re: Klinik

Beitrag von bigappel »

Guten Morgen liebe Julcas,

natürlich nur eine Vermutung: aber ich denke, die Tabletten tun ihren Dienst.

Die Ernüchterung kommt möglicherweise demnächst; aber er befindet sich ja in der
richtigen Umgebung.

Von meinem Mann kenne ich gut die Beschreibung "endlich etwas gebacken zu bekommen
- also etwas am Tag tun zu können, zu schaffen -".

Mein Schatz hat anfänglich die Zeiten, in denen es ihm besser ging, er denken konnte,
den Tag strukturieren konnte, sowas von reingehauen (gerade auch, als die Medikamente
ihren Job getan haben; aber bekanntermaßen heilen die ja nunmal nicht……… sondern
erzeugen eine Art Scheinwelt oder im günstigsten Fall die Ebene, um therapeutisch
arbeiten zu können), dass die Überforderung samt depressiven dann Handlungsmustern
schon von Nahem winkte………… Absturz vorprogrammiert bei meinem Mann.

Die Dosierung von Überforderung / Unterforderung ist heute noch ein großes Thema.

Ich würde mal vermuten: laß ihn, wenn Du magst, weise auf Deine Bedenken hin (das wird vermutlich keinen großen Anklang haben; schließlich ist es verständlich, dass er froh ist, endlich
handeln zu können) und sei froh, dass er in geeigneter Umgebung ist für den Fall des Falles.

Ich hoffe, ich habe Unrecht……….

LG
Pia
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julcas
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Re: Klinik

Beitrag von julcas »

Hallo liebe Pia,

ich denke, das was du schreibst, ist genau das Thema meiner Vorsicht.

Klar kann ich verstehen, das mein Freund froh ist, endlich wieder Energie zu spüren und Kraft zu haben, etwas zu schaffen. Mir ist die "Gefahr" des Absturzes sehr bewußt, doch ich werde meine Bedenken ihm gegenüber nicht äußern. Er genießt diese guten Tage und darüber freue ich mich sehr.

Du hast recht, er ist in der richtigen Umgebung, gerade für den Fall des Absturzes.

Dieses rasante Tempo der Veränderung hatte ich so nicht in meinen kühnsten Hoffnungen erwartet, deshalb irritiert es mich wohl.

Er sprach gestern mit dem Arzt darüber, das er total wuselig ist und nicht stillsitzen kann. Der Arzt fragte, ob sie die Dosierung der Medis wieder senken wollen und mein Freund sagte genau das was auch dein Mann sagte.

Ich bin froh, wieder etwas zu schaffen und gebacken zu bekommen.

"Ich wünsche euch allen einen wunderschönen Tag."

lg julcas
Lerana
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Re: Klinik

Beitrag von Lerana »

Liebe julcas,

seit Tagen überlege ich, was ich dir antworten kann. Aber ich kenne mich mit Kliniken nicht aus. Was ich jedoch kenne ist das Hochgefühl, das man hat, wenn es einem endlich besser geht und natürlich auch den Absturz danach.

Es ist schwierig das richtige Maß zu finden. Und am leichtesten überfordert man sich, wenn es einem gut geht. Doch wie schon gesagt: Er ist in der richtigen Umgebung.

Außerdem denke ich, kann man jemanden nur schlecht davor bewahren. Denn ich fühle mich ja gut: ich wolle die Warungen gar nicht hören.

Was du tun kannst, ist ihm zu sagen, dass er gut auf sich aufpassen soll und dich ansonsten mit ihm freuen.

Mehr weiß ich auch nicht und schon gar nicht, ob das richtig ist.

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
julcas
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Re: Klinik

Beitrag von julcas »

Liebe Lerana,

das ist sicher richtig. Ich freue mich von Herzen mit ihm und ich gönne ihm jede Sekunde dieses Hochs.

Ich bin sehr froh, das er in der richtigen Umgebung ist, für den Fall des Absturzes.

Am Sonntag besuche ich ihn und ich freue mich total darauf.

Über die Wirkung der Medis bin ich echt erstaunt. Ich hätte das nicht für möglich gehalten in einer so kurzen Zeit.

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende mit deinen Lieben.

lg julcas
julcas
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Re: Klinik

Beitrag von julcas »

Hallo Ihr Lieben,

am Samstag morgen hole ich meinen Schatz für das WE nach Hause. Wir freuen uns beide irre darauf.

Ich finde diese Besserung noch immer so enorm und freue mich von Herzen mit meinem Freund.

lg julcas
JJJ
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Re: Klinik

Beitrag von JJJ »

Hallo Julcas,
das ist doch super. Das freut mich sehr für Dich.. Bleib dran an den positiven Dingen und geniesse sie..
Sei aber nicht traurig, wenn er erstmal etwas verwirrt ist zu Hause oder sich nur zurückziehen will.
In so einer Klinik ist man ja total "beschützt" und behütet und nicht unter "normalen" Menschen. da ist das normale manchmal etwas überfordernd.. Ich will dir nicht den Mut nehmen, aber dich vorbereiten, dass es sein kann, dass er etwas unsicher ist. Es ist sicher hilfreich, wenn du dann drauf vorbereitet bist und ihm sagen kannst dass du ihn verstehst und es sicher komisch für ihn ist..
Ich wünsche euch trptzdem ein wunderschönes Wochenende zusammen.
Lerana
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Re: Klinik

Beitrag von Lerana »

Liebe julcas,

ich wünsche euch von Herzen ein schönes Wochenende!!

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
julcas
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Re: Klinik

Beitrag von julcas »

Danke ihr beiden. Das wird es bestimmt. Wenn es auch etwas überschattet ist.

Ich war gestern beim Zahnarzt, weil ich Zahnschmerzen (besser Kieferschmerzen) habe. Das was mir die Gute sagte, ist alles andere als gut und positiv.

Sie wird mir am Montagmorgen 8 Zähne aus dem Oberkiefer ziehen, weil der Knochen fast nicht mehr da ist und die Zähne zum Teil schon wackeln. Wird nicht lustig.

euch allen ein schönes WE

lg julcas
SucheAustausch
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Re: Klinik

Beitrag von SucheAustausch »

Hallo Julcas,

ein bisschen kenne ich das auch, was Du schreibst.

Bei meinem Mann hielt dieser Zustand einige Wochen an. Es war nicht ganz so extrem, er war nicht besonders hibbelig etc. aber er war euphorisch. Nach 6 Wochen hatte ich das Gefühl, jetzt kommt er bald nach Hause! Und dann kam der Absturz.

Es war wirklich so, dass er danach erst an die wirklich heftigen Themen dran gegangen ist. Und Therapie ist nun mal schlimm. Das ist ein bisschen wie bei einer Entbindung. Vorher denken fast alle, dass sie vielleicht die Schmerzen gar nicht als so schlimm empfinden werden und dass es ja vielleicht bei ihnen ganz einfach ginge - aber es schmerzt und tut höllisch weh! (Auch wenn man es nachher vielleicht verklärt...

Man kommt nicht um diese Schmerzen herum. Man muss da rein und sich damit arrangieren.

Auf Euch wird eine schwere Zeit zukommen. Das hört sich hart an, aber so ist es.

Wenn Dein Mann wirklich will, dann wird es ihm helfen.

Die Krankheit kann wohl überwunden werden, aber es gibt auch Menschen, die ihr Leben lang damit zu kämpfen haben. Mein Mann war insg. 14 Wochen in der Klinik und danach noch 2 Monate in der Tagesklinik.

Er ist heute wieder krank geschrieben worden, nachdem er 5 Wochen versucht hat, wieder in die Arbeit einzusteigen.

Er wird die nächste Zeit nicht gesund werden. Aber vielleicht schafft es ja Dein Mann! Denn dass es geht und ihm besser gehen kann, habe ich bei meinem Mann gesehen. Ihm ging es nach dem Klinikaufenthalt eigentlich gut. Nur die Arbeit hat ihm jetzt einen Strich durch die Rechnung gemacht...

Das muss ja aber nicht sein.

Ich wünsche Euch viel Geduld und Kraft. Es ist ein langer Weg.

Aber Ihr schafft das schon!

Alles Liebe und liebe Grüße

PS. Hoffe, meine Antwort kommt nicht zu negativ und pessimistisch rüber. Bei uns ist es eben nur so schwierig gerade. Aber ich glaube fest daran, dass es besser wird!
zw
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Re: Klinik

Beitrag von zw »

Liebe Julcas,

ich nehme an, dass dein Freund in einer Akut-Klinik ist.Auf deine Frage wie es im
Anschluss weitergehen kann: wir haben gleich noch während des Aufenthaltes meiner Frau eine Reha beantragt (läuft über die Rentenversicherung). Da die Wartezeiten sehr lang sind wäre es wichtig gleich sich beim Sozialen Dienst der Klinik zu erkundigen. LG Werner
bigappel
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Re: Klinik

Beitrag von bigappel »

Liebe Julcas,

wenn wir beide (so denke ich) in den letzten zwei Jahren eines gelernt haben, dann ist es das Leben im Jetzt betrachten .

Also: genießt das gemeinsame Wochenende und
ansonsten: watt kütt, datt kütt..... wie auch immer.

Alles Liebe!
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
julcas
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Re: Klinik

Beitrag von julcas »

Hallo Ihr Lieben,

wie ich geahnt hatte, war das WE überschattet von meinen Zahnschmerzen. Mein Schatz hat sich ganz lieb um mich gekümmert und ich war echt froh das er da war.

Zahn OP war Montag morgen und ganz langsam geht es mir wieder besser.

Ja, mein Schatz und die Klinik, ich weiß nicht wie ich das einordnen soll. Er selbst sagt: " ausser das ich etwas Kraft und Mut tanke, passiert nichts"

Er kommt wohl auch am nächsten WE nach Hause, ruft mich mindestens ein mal am Tag an, schreibt zusätzlich gute Nacht sms u.s.w.

Natürlich freue ich mich wenn er an mich denkt und sich meldet, doch ich dachte das er in der Kilink irgendwann mal bei sich ankommt. Doch es ist wie immer, er ist bei mir, gedanklich.

Er macht viele Therapien, Ergo, - Gedächtnis,- Aquajogging,- Malen, - Gruppentherapie,- Einzeltherapie, -

Er geht spazieren, spielt Schach und Tischtennis, macht jede Gruppenaktivität mit.

Es bewegt sich also schon viel. Ich hoffe einfach, das die Fachärzte wissen, was gut für ihn ist. Mehr kann ich im Moment sowieso nicht tun.

lg julcas
bigappel
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Re: Klinik

Beitrag von bigappel »

Liebe Julcas,

Dir erstmal gute Besserung!

Dein Schatz sagt: "ausser das ich etwas Kraft und Mut tanke, passiert nichts"

Wenn Du das "außer " mal einfach ignorierst, tut sich wohl momentan massiv viel bei Deinem Freund.

Kraft und Mut tanken ist doch wohl genau dass, was man nach 3 Wochen stationärem Aufenthalt als Wunschergebnis erzielt haben sollte, finde ich .

Geduld müssen wohl nicht nur die Angehörigen lernen .

Klingt gut; und wenn jetzt die Zahngeschichte auch noch weiterhin gut läuft.... super!

Alles Liebe
Pia
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Lerana
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Re: Klinik

Beitrag von Lerana »

Liebe Julcas,

zunächsteinmal hast du all mein Mitgefühl mit deiner Zahngeschichte! Ich leide mit dir und wünsche dir gutr Besserung.

Ansonsten finde ich auch, dass das doch alles ganz gut klingt mit deinem Liebsten.

Ich drücke euch ganz fest die Daumen, dass es weiter bergauf geht!!

Ich werde jetzt ins Bett fallen, denn ich habe die letzten Tage viel zu viel gearbeitet!

Also: Gute Nachte!!

Herzliche Grüße
Lerana
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julcas
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Re: Klinik

Beitrag von julcas »

Hallo Pia,
Hallo Lerana,

euch beiden vielen Dank , wie immer, fürs wahrnehmen. Ich finde auch das mein Freund große Schritte macht. Gestern abend erzählte er, das er am Samstag mit dem Zug nach Hause kommt, dann brauche ich nur am Sonntag fahren. Auch schön, das wäre vor 2 Monaten überhaupt nicht denkbar gewesen.

Trotz der guten Entwicklung mache ich mir Gedanken. Er packt seinen Tagesplan so voll, damit er ja keinen Freilauf hat, denn dann wird er sofort krippelig und unruhig.

Ich hoffe mit euch beiden das die Zahngeschichte gut wird. Es wird ein langer Weg, doch was muß, das muß. Heute geht es schon deutlich besser als gestern.

lg julcas
julcas
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Re: Klinik

Beitrag von julcas »

Hallo Ihr Lieben,

mein Freund kommt morgen aus der Klinik nach Hause. Dann noch 1 Woche Tagesklinik. Er war am WE bei mir. Es war wunderschön, doch auch sehr anstrengend. Mein Freund hat gefühlte 1000 Pläne im Kopf und möchte sie wohl am liebsten alle auf einmal angehen. Er sucht den Kontakt mit seinen Freunden, hat für den 7. Oktober eine "zurück im Leben" Party geplant, mit vielen Gästen.
Er macht Pläne für Arbeiten an Haus und Grundstück, plant Veranstaltungen die wir besuchen wollen. Er kauft ein und plant was wir essen u.s.w. Ich habe das Gefühl er will mein Leben planen? Ich weiß nicht wie ich es anders ausdrücken soll.

Er legt ein unglaubliches Tempo an den Tag und ich kann diesem Tempo nicht folgen. Ich fühle mich momentan überfordert, von der rasanten Veränderung.

Ich weiß gar nicht wie mir geschieht.

Eure Sichtweisen und Gedanken, würden mir sehr helfen.

lg julcas
bodenlos
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Re: Klinik

Beitrag von bodenlos »

Liebe Julcas,

wie schön von dir zu lesen....ich hoffe, den Zähnen geht es besser?!

Also ich kann ja bezüglich der Zeit NACH der Klinik nichts sagen, da mein Freund ja noch nicht mal ne neue Therapie macht, aber mir kamen spontan trotzdem ein paar Dinge in den Kopf, die ich dir gern mitgeben würde.

Nachdem man nun deinen Weg begleiten konnte, wie du dich mit der Krankheit auseinandergesetzt hast, für dich lang abgewogen und nach einer Antwort gesucht hast, ob du den Weg mit deinem Freund weitergehen kannst, hast du für DEINE Antwort gefunden.

Fang bitte jetzt nicht an zu zweifeln. Ich finde, es hat durchaus seine Berechtigung, wenn du deinem Freund sagst, dass du überfordert bist und einen Gang (oder auch zwei) zurückschalten willst. Man muss es ja ncht so formulieren, dass du den Eindruck hast, er verplant DEIN Leben. Aber genauo, wie er Raum und Zeit gebraucht hat, brauchst du das auch. Ich finde, das sollte unbedingt auf den Tisch.

Und der andere Punkt ist ja der, dass deine Ängste doch auch in die Richtung gehen, dass er einen Einbruch erleidet. Aber davor kannst du ihn so oder so nicht beschützen.

Du kannst ihm das Gefühl geben - nachwievor- immer für ihn da zu sein, aber zu eurer Beziehung gehört ja nunmal ihr beide....und DEINE Bedürfnisse haben ihre Berechtigung.

Du hast dich vor geraumer Zeit dafür entschieden, alle Hürden mit ihm zu nehmen, egal was da noch kommt, egal wie lange es dauert. Und auch wenn man dabei "bei sich bleibt", nimmt man Einschränkungen in Kauf und übt sich in "Verzicht", was die Beziehung betrifft. Das heißt aber nicht, dass sich alles um den Betroffenen dreht, vor allem auch nicht, wenn er auf dem Weg der Besserung ist.

Ich finde nicht, dass du das alles mitmachen musst, vor allem nicht, wenn du das gar nicht willst.

Wenn dein Freund fitt genug ist, ein ausführliches Gespräch zu führen, dann kannst du ihm das sicher auch nachvollziehbar erklären!

Wünsch dir alle Gute
SucheAustausch
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Re: Klinik

Beitrag von SucheAustausch »

Hallo Julcas,

ich kann Dich soooo gut verstehen! Mir ging es ähnlich als mein Mann nach Hause kam.
Er war zwar nicht so "aktiv" wie Dein Freund, aber ich war auch voller Zweifel und Fragen. Hatte ich doch jahrelang erleben dürfen, wie jegliche Pläne verworfen wurden und scheiterten.

Mein Vertrauen in seine Gesundheit waren (sind?) einfach dahin!

Ich kann nur raten, dass Du evtl. anregst/fragst, ob Du nicht mal ein Gespräch mit den Therapeuten vor Ort führen kannst (mit Deinem Freund zusammen natürlich). Ich habe das nicht bekommen und ich finde es ist eine Schande, wenn Anghörige von Patienten nicht wenigstens ein bisschen eingebunden werden! Gerade, wenn es wieder nach Hause geht!

Man ist doch total überfordert damit und weiß gar nicht, was auf einen zukommt!

Manche Tageskliniken bieten das wohl auch an. Die von meinem Mann leider nicht.

Ich finde es ist ganz wichtig, dass Partner informiert werden über den Stand der Dinge. Dein Freund wird sicher weiter in Therapie gehen, oder? Wenn die Tagesklinik nichts dergleichen anbietet, wäre es evtl. eine Möglichkeit für Dich, beim ambulanten Therapeuten ein (gemeinsames) Gespräch zu suchen.

Und wenn gar nichts geht (so wie bei mir), hilft evtl. eine eigene Beratung oder therapeutische Gespräche oder eine Selbsthilfegruppe.

Ich nehme jetzt an einem psychoedukativen Seminar für Angehörige von Depressiven teil (leider nur einmal im Monat) aber es tut gut, mehr über die Krankheit und die Folgen etc. zu erfahren. Und zu sehen, dass man nicht allein damit ist!
Das Seminar wird hier in Köln angeboten. Gibt es aber bestimt auch in anderen Städten, die psychosomatische Krankenhäuser haben.

Es ist sehr wichtig, dass man sich schlau macht, was einen erwarten kann - Warnzeichen erkennen lernt etc.

Viel Glück und eine schöne Zeit der Rückkehr und Wiedereingliederung!

PS. Das mit der Party finde ich echt ganz schön krass. Mein Mann wäre heute noch nicht dazu in der Lage und er ist seit Mai wieder zu Hause. Ich muss sagen, dass ich beim Lesen Deiner Schilderungen schon öfter an eine Manie denken musste und frage mich, ob bei Deinem Freund eine bipolare Störung vorliegen könnte. Das mit der Party hört sich fast danach an... Wurde so etwas mal angesprochen?
julcas
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Re: Klinik

Beitrag von julcas »

Hallo hascherl,

>ich hoffe, den Zähnen geht es besser?!>

na so lala, ich bin weit entfernt sagen zu können, das Essen spaß macht.

>Fang bitte jetzt nicht an zu zweifeln. Ich finde, es hat durchaus seine Berechtigung, wenn du deinem Freund sagst, dass du überfordert bist und einen Gang (oder auch zwei) zurückschalten willst.<

Ich zweifle nicht an uns,auch nicht an meiner Entscheidung, doch ich bin überfordert. Mein Freund geht von Null auf Vollgas und da komme ich nicht hinterher. Ich will auch in dieser Geschwindigkeit nicht hinter her kommen. Das Gespräch darüber hatten wir und mein Freund versprach 2 Gänge zurück zu schalten. Er sagte; "Ich will dich neben mir haben und dich nicht hinter mir zurück lassen".

Der Chefarzt sagte ihm gestern auch, das er 2 Gänge zurück schalten soll.

>Aber genauo, wie er Raum und Zeit gebraucht hat, brauchst du das auch.>

Yep, so ist es.

>Und der andere Punkt ist ja der, dass deine Ängste doch auch in die Richtung gehen, dass er einen Einbruch erleidet. Aber davor kannst du ihn so oder so nicht beschützen.>

Damit triffst du voll ins Schwarze.

Ich werde über die Willkommen Party nochmals mit ihm reden. Er kann gern eine Party machen, doch die Anzahl der Gäste werden wir noch besprechen.

Vielen Dank für deine Gedanken. Sie helfen mir wie immer sehr.

lg julcas
julcas
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Re: Klinik

Beitrag von julcas »

Hallo SucheAustausch,

>Mein Vertrauen in seine Gesundheit waren (sind?) einfach dahin!>

Ich habe etwas Angst, das er sich gleich wieder völlig verausgabt, doch ich weiß das ich ihn nicht davor bewahren kann.

>Ich kann nur raten, dass Du evtl. anregst/fragst, ob Du nicht mal ein Gespräch mit den Therapeuten vor Ort führen kannst (mit Deinem Freund zusammen natürlich).>

Das ist ein guter Gedanke. Mal schauen, was sich da machen lässt, ich werde es auf jeden Fall versuchen.

>Man ist doch total überfordert damit und weiß gar nicht, was auf einen zukommt!>

Ich hatte mich ja auf Veränderungen eingestellt, doch ich muß gestehen, das der Aktionismus meines Freundes meine Erwartungen um ein Vielfaches übersteigt. Er hat wirklich 1000 Gedanken und Pläne. Ich freue mich natürlich, das es ihm so viel besser geht, doch ich mache mir auch Gedanken darüber.

>Dein Freund wird sicher weiter in Therapie gehen, oder?>

Ja, er soll sich bei seiner Psychologin einen Termin holen und Psychiater ist ja keine Frage.

>Und wenn gar nichts geht (so wie bei mir), hilft evtl. eine eigene Beratung oder therapeutische Gespräche oder eine Selbsthilfegruppe.>

Darüber dachte ich schon nach und werde das auch tun, wenn in der TK nichts gehen sollte.

>Viel Glück und eine schöne Zeit der Rückkehr und Wiedereingliederung!>

Vielen Dank, ich freue mich sehr auf unsere Zukunft.

>Ich muss sagen, dass ich beim Lesen Deiner Schilderungen schon öfter an eine Manie denken musste und frage mich, ob bei Deinem Freund eine bipolare Störung vorliegen könnte. Das mit der Party hört sich fast danach an... Wurde so etwas mal angesprochen?>

Nein, so etwas wurde nicht angesprochen. Ich weiß von meinem Freund, das diese krasse Veränderung nach seiner letzten Episode genauso krass war.

Ich müsste lügen, doch diesen Gedanken an Manie hatte ich auch schon.

Ich weiß im Moment nur eins, das ich ganz sicher weiterhin gut auf mich aufpassen werde.

Ich wünsche dir und deinem Mann alles Liebe.

lg julcas
SucheAustausch
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Re: Klinik

Beitrag von SucheAustausch »

Hallo Julcas,

danke Dir auch für Deine Wünsche. Ich wünsche Euch natürlich auch nur das Beste!

Das mit der Manie würde ich evtl. auch noch mal ansprechen.

Finde es ist schon krass, wenn er so aktiv wird nach einer Depression, 1000 Pläne macht und zur Party lädt.

Und so lange war er ja gar nicht in der Klinik, oder? Seit Mitte August, oder?

Ich würde das wirklich mal ansprechen, wobei es mich schon wundern würde, wenn die Ärzte das in der Klinik nicht diagnostiziert hätten.

Vielleicht wird er ja auch einfach wieder gesund?

Das wünsche ich Euch sehr!

Liebe Grüße,
julcas
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Re: Klinik

Beitrag von julcas »

Hallo SucheAustausch,

>Vielleicht wird er ja auch einfach wieder gesund?:)>

Das wäre wunderschön, doch ich fürchte das ist eines seiner Verhaltensmuster, die ihn immer wieder in die Depression bringen. Nur kein Stillstand, nur nichts verpassen.

Zwischen der letzten und der jetzigen depr. Episode war er knapp 2,5 Jahre Symptomfrei. Leider brach er damals auch die Therapie bei der Psychologin ab und Medikamente nimmt er erst seit jetzt.

Ich werde ein Gespräch mit ihm führen, ich will ihm meine Bedenken und Gedanken nicht vorenthalten. Die Zeit wird zeigen, wie sich alles entwickelt. Für den Moment bin ich froh, das es ihm gut geht und er vor Lebensfreude nur so sprüht. Er muß sein Tempo erst finden, sein Tempo indem er sich nicht überfordert, aber auch nicht unterfordert. Vielleicht liegt das richtige Tempo irgendwo in der Mitte?

lg julcas
Lerana
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Re: Klinik

Beitrag von Lerana »

Liebe Julcas,

ich kann deine Bedenken sehr gut verstehen und auch deine Angst, dass er sich überfordert.

Ich schließe mich Hascherl an, dass du durchaus ein Recht hast, mit ihm darüber zu reden, wie es DIR in der Sache geht und was dir zu schnell und zu viel ist.

Welches SEIN Tempo ist, muss er herausfinden und ich fürchte zur Not durch einen Rückfall.

Ich habe das auch erlebt: Endlich ging es mir wieder gut. Ich war wieder ganz die Alte und es hat den Rückfall gebraucht, um zu sehen, dass die Alte sein, kein zukunftsweisender Weg mehr ist.

Versteh mich bitte nicht falsch, ich wünsche euch von Herzen, dass er keinen Rückfall hat. Und wer weiß, vieleicht geht es ja gut. Ich will nur sagen, du kannst es wahrscheinlich nicht verhindern. Genieß die gute Zeit!

Ganz herzliche Grüße
Lerana
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SucheAustausch
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Re: Klinik

Beitrag von SucheAustausch »

Hallo Julcas,

ja, es kann sein, dass er erst durch Rückfälle lernt, wie wichtig die Therapie ist, auch wenn es einem einigermaßen gut geht.

Das Leben ist nicht berechenbar und es kann immer wieder was passieren, was eine depressive Reaktion auslöst.

Das war leider bei uns gestern der Fall. Meinem Mann ging es eigentlich recht gut, vier Stunden täglich arbeiten in seiner alten Abteilung, aber er hatte sich in der Firma schon nach einer anderen Stelle erkundigt und sich ziemliche Hoffnungen auf eine bestimmte Stelle gemacht - am Montag hat er erfahren, dass eine Mutter, die aus Elternzeit zurückkommt, die Stelle bekommt.

Ja und dann gestern der Hammer! Er bekam nachmittags einen Anruf von einer Kollegin. Es war eine Mail vom obersten Chef gekommen, in der angekündigt wurde, dass ab Januar ein Kollege aus einer anderen Abteilung die Abteilungsleitung für die Abteilung meines Mannes übernehmen würde.

Das ist an sich schon der Hammer, weil es in der Firmenpolitik nicht vorgesehen war, überhaupt Abteilungsleiter einzusetzen und meinem Mann jahrelang Hoffnung gemacht wurde, dass, wenn es mal zu einer Umstrukturierung kommen sollte (also zu einer Einführung von Abteilungsleitern) er dafür genau der Richtige wäre. Damals hatte er alles gegeben und ist dann eben mit dem Burnout zusammengeklappt, als sich herausstellte, dass da so gar nichts passiert.

Ja, und jetzt ist er wieder da und da wird ihm ein anderer Kollege vor die Nase gesetzt. Mein Mann hat heute Nacht kaum geschlafen und heute morgen sah er wieder aus wie ich ihn nur zu gut kenne. Grau, abwesend, unglücklich, bitter...

Ich hoffe so sehr, dass er es schafft, auch mit Rückschlägen wie solchen zurecht zu kommen. Denn das Leben ist einfach nicht berechenbar...

Und das wünsche ich natürlich auch Deinem Freund! Sorry, ich musste das gerade mal loswerden. (Ist ja eigentlich Dein Thread...)

So eine Scheiße!

(Tschuldigung!)

Viele Grüße,
Antworten