Wie helfe ich ihm?

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Hope(less)
Beiträge: 4
Registriert: 22. Jun 2012, 23:36

Wie helfe ich ihm?

Beitrag von Hope(less) »

Hallo ihr!
Ich brauche dringend eure Hilfe.
Mein Mann war vor 3 Wochen im Krankenhaus wegen schwerer Depression, aber die Psychologin meinte, dass er zwar laut Test eine schwere Depression hat, aber am nächsten Tag, als er mit ihr gesprochen hat, er nicht den Eindruck machte, sondern nur stimmungsschwankungen.

Er ist an vielen Tagen total mies drauf und dann hat er wieder 1 oder 2 super tage, an denen er Bäume ausreissen will. Da will er arbeiten, urlaub machen, haus bauen, alles möglich. und am nächsten tag kommt er kaum aus dem Bett.

Jetzt ist es soweit, dass er weiß, dass er Hilfe braucht und auch welche möchte. Er ist total verzweifelt. Er sagt, er kämpft jeden tag gegen sich, dass er sich nichts antut. Er hat sich schon eine stelle mit dem auto ausgesucht und eimal hat er sich schon einen strick um den hals gelegt. Er sitzt dann nur vorm TV um sich abzulenken, damit er nichts macht. Das einzige, was ihn davon abhält, ist unsere 1 jährige Tochter.

er meint, dass ihn niemand versteht. und ich weiß einfach nicht mehr, was ich machen soll. Ich hab das gefühl, egal was ich sage oder tue, es ist falsch / nicht genug.

letzte Woche haben wir gesprochen und er meinte, er zieht zu seiner Mama. Damit wir eine räumliche Trennung haben, weil er mir das nicht ständig antun will. Dieses auf und ab. Auch dass er keinen Schlüssel will für die Wohnung, und halt eher wirklich wie eine Trennung. aber gleichzeitig auch, dass er mich sehen will, mir erzählen will was passiert, was in ihm vorgeht.
heute habe ich mit ihm gesprochen, was wir jetzt wegen der Wohnsituation machen. Ich hänge auch total in der Luft. Ich liebe ihn und möchte für ihn da sei. Aber seine Nähe ist mir manchmal zuviel. Ich bin so hilflos. Ich habe heute dann gesagt, ob wir das diese Woche erledigen können. Und er meinte nur, ob ich ihn loswerden will? und weil ich heute erst so spät gekommen bin, da denkt er sich, das hat ja alles keinen Sinn mehr.

Aber ich brauche etwas platz für mich. Oder ist das egoistisch? Ich will auch nicht, dass unsere Tochter ihn immer so sieht. Ich meine, er liegt unten auf der Couch und ist kaum ansprechbar und ich verkriech mich heroben. Ich wünsche mir nichts mehr, als, dass wir eine Familie sind, aber im moment sind wir davon weit entfernt.

Er hat jetzt eine Therapeutin und hat morgen einen Termin bei einem Spezialisten und holt sich die Ergebnisse ab, ob eh keine körperlichen Gründe vorliegen.

Aber ich habe einfach keine Ahnung mehr, was ich machen soll. Wie kann ich ihn unterstützen? ist es gut oder schlecht, sich räumlich zu trennen in dieser Phase? Ich weiß einfach nicht mehr weiter... ich kann dieses Gefühl auch nicht nachvollziehen.. absolut nicht.

Weiters haben wir zwei Hunde und ich / wir sind ehrlich gesagt total überfordert? Ich kann mich nicht um unsere Tochter und zwei Hunde kümmern und mir noch sorgen um meinen Mann machen... ich war schon im Tierheim, um mich zu erkundigen.. ich hab so geheult, weil ich mir das nicht vorstellen kann. Ich will sie nicht hergeben, aber ich weiß auch nicht, wie es mit ihnen geht...

Vielleicht hat irgendwer einen Tipp für mich und entschuldigt bitte, wenn ich etwas wirr geschrieben habe...
Mareice
Beiträge: 219
Registriert: 27. Jun 2010, 19:25

Re: Wie helfe ich ihm?

Beitrag von Mareice »

Liebe Hopeless,

mir sind zwei Dinge durch den Kopf gegangen, als ich Deinen Beitrag gelesen habe.

Zum Einen: Solltest Du wirklich eine Gefährdung Deines Mannes sehen, und das hört sich für mich so an, kannst Du ihn JEDERZEIT zur Notaufnahme des lokalen Krankenhauses bringen. Dort sind sie verpflichtet, ihn aufzunehmen oder zu einer anderen Klinik mit freien Betten schicken, wenn eine akute Gefahr vorliegt. Da sehe ich auch die Gefahr der räumlichen Trennung: In meinen Augen nur, wenn es gegeben ist, dass Ihr wirklich engen Kontakt habt, denn ich fürchte, sonst wirst Du verrückt vor Sorge.

Zum Anderen: Depressiven sagt man immer, sie sollen in schlimmen Phasen keine wichtigen Entscheidungen treffen... Ich denke, das gilt manchmal auch für uns Angehörige. Du musst auch auf Dich achten, ich kann mir vorstellen, dass die beiden Hunde eine Belastung sind, aber Du scheinst sie auch sehr lieb zu haben, und ich empfinde es so, dass es DIR langfristig nicht gutgehen wird, wenn Du sie weggibst. Es gibt sicherlich eine andere Möglichkeit, kannst Du Freunde / Familie einweihen und Dir helfen lassen?

Viel Kraft und alles Gute,
Mareice
sunshine45
Beiträge: 685
Registriert: 16. Sep 2008, 14:26

Re: Wie helfe ich ihm?

Beitrag von sunshine45 »

Liebe Hope(less),
fühl Dich mal unbekannterweise in den Arm genommen.
Das ist wirklich eine schwere Situation für Dich und ich finde es absolut richtig, dass Du jetzt versuchst an Dich zu denken.
Das ist ganz wichtig für alle Beteiligten. Es ist auf keinen Fall ein Verrat an Deinem Mann, aber Du bist an Deinen Grenzen und da gibt es auch noch ein kleines Kind, dass in einer ganz wichtigen Lebensphase ist, in dem es absolute Aufmerksamkeit benötigt.
Ich kann dem posting von Mareice auch nur zustimmen.
Bzgl. Deiner Hunde, schau doch mal auf betreut.de.
Vielleicht hilft es ja schon, wenn Du jemanden findest, der ein paar Mal in der Woche mit ihnen lange Spaziergänge macht.
Die Idee mit der räumlichen Trennung ist vorerst mal sehr gut. Es passiert ja nichts grundlegendes, wenn er mal zu seiner Mutter zieht. Damit ist ja die Beziehung noch nicht aufgehoben, aber Du hast eine Rückzugsmöglichkeit für Dich und Euer Kind.
Alles Liebe
von der Koboldin
Love it, leave it or change it!
Hope(less)
Beiträge: 4
Registriert: 22. Jun 2012, 23:36

Re: Wie helfe ich ihm?

Beitrag von Hope(less) »

Vielen dank für eure Worte!
das mit der Wohnsituation beschäftigt mich halt die ganze zeit. Aber als er gestern dann meinte, wenn er es ist, weshalb ich es nicht aushalte, dann is eh alles egal. und schon hab ich wieder ein schlechtes gewissen. dabei sagt er dann selbst wieder, er erträgt manchmal meine nähe nicht... er ist halt so hin und hergerissen... das is einfach so schwer nachzuvollziehen.
und sollte er ausziehen, dann würde er die hunde mitnehmen. weil ich geh arbeiten und mit der kleinen, würd ich das zeitlich auch nicht schaffen (wollen). weil ich auch zeit mit meinem baby verbringen will. aber er hat halt angst, dass er zwei nicht schafft. einen hat er gmeint, der tut ihm gut, aber der zweite.. mal schaun..
aber vielen dank für eure Hilfe!
Kathryn
Beiträge: 236
Registriert: 1. Dez 2010, 14:41

Re: Wie helfe ich ihm?

Beitrag von Kathryn »

hallo hope(less),

habe eben deinen beitrag gelesen. ich stehe zwar als betroffene sozusagen auf der anderen seite, aber vielleicht hilft diese sichtweise dir auch ein bissl weiter.

wir, als betroffene, haben leider gerade in den phasen, in denen es uns schlecht geht, die angst, unseren näheren mitmenschen - allen voran unseren partnern - zur last zu fallen. das ist etwas, mit dem wir nur schwer umgehen können. ich denke, daher rührt auch sein wunsch - er denkt, mit dieser räumlichen trennung fällt er dir nicht mehr zur last.
ich habe während meiner langen erkrankung mehrfach mit diesen gedanken und zweifeln gekämpft, aber selbst wenn ihr nicht mehr zusammen wohnen würdet, wäre deine sorge ja nicht geringer.

es ist wichtig, das bei euch etwas passiert - meiner meinung nach wäre es günstiger, einen stationären aufenthalt in betracht zu ziehen. ich denke, ambulant schafft er es nicht mehr. ich kann deine bedenken gut nachvollziehen - ich weiß, das auch mein mann in dieser zeit angst hat, das ich mir etwas antue.

erfahrungsgemäß ist die kommunikationsfähigkeit auch eingeschränkt, obwohl du ja schreibst, das er reden möchte. das ist eine gute basis...bei vielen paaren - so auch bei uns - klappt das in diesen zeiten nicht.

die hunde für immer wegzugeben halte ich auch nicht für eine gute idee. jeder weiß, wie wichtig tiere, v.a. hunde, für die psyche sind. sie sind unglaublich sensibel in dieser beziehung. besser wäre eine vorrübergehende betreuung.

tja das mit der hilfe ist schwierig. viele betroffene versuchen irgendwie den schein zu wahren, das alles gut ist und sie alles im griff haben. wenn dann jemand dieses "luftschloss" zum einsturz bringt, dann fällt ihr selbstwertgefühl (oder das was noch davon übrig ist) ins bodenlose. sie fühlen sich als versager und fühlen sich gleichzeitig auch unter druck gesetzt. da er ja bereits eingesehen hat, das er hilfe braucht, unterstütz ihn dabei, wo es geht aber achte auch auf dich! das ist ganz wichtig! du musst raus, unter freunde, dich ablenken - ohne ein schlechtes gewissen zu haben. suche dir beschäftigungen, bei denen du neue kraft tanken kannst!

ihr angehörigen seid sehr wichtig für uns, auch wenn wir das nicht immer zeigen können!

alles liebe für euch und ganz viel kraft!
kate
Wer kämpft, kann verlieren- Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
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