Mein Freund hat schwere Depression

[Doveca]

Hallo,
ich habe mich hier angemeldet und ich hoffe auf etwas Unterstützung.
Mein Freund hat schwere Depression, und hat im Moment leider wieder einen Durchhänger. Erst vor 3 Monate wurde erkannt, dass er eigentlich schon seit vielen Jahren drunter leidet. Nun redet er offen darüber, auch mit mir. Nur manchmal weiß ich einfach nicht weiter. Ich habe zig Bücher und Beiträge gelesen, demnach bin ich sehr gut informiert.
Aber wie stark kann ich gegen reden, ihm mitteilen, dass ich ja auch wichtig bin. Und ist es richtig, dass wir uns gerade total nach ihm richten? Mir ist bewusst, dass ich zur Zeit eine zweite Rolle spiele. Aber ich habe Angst , dass es so weiter geht, und ich nur noch Ja und Amen sage. Es ist doch nicht alles richtig, was er gerade tut.
Ich befürchte, er sieht mich gerade als Selbstverständlcih an, also das er denkt, er muss sich nicht mehr bemühen, weil ich ja wieder da bin (wir waren 1 Monat getrennt), kann ich ihm das sagen, dass ich so denke? Oder fällt er dann noch tiefer? Ich möchte ihn ja keinen Vorwurf machen....
Ich möchte ihn unterstützen und ihm das Gefühl geben, dass er sich auf mich verlassen kann.

Ich habe auch schon überlegt, dass ich zu einer Selbsthilfegruppe für Angehörige gehe..Hat jemand damit Erfahrung?
Danke und noch einen schönen Abend.

[Lerana]

Hallo Doveca,

willkommen im Forum.

Ich schreibe dir als Angehörige und Betroffene zugleich.

>>kann ich ihm das sagen, dass ich so denke?>>
Zu sagen, was man denkt, kann in der Regel nicht verkehrt sein. Du kannst ihn ja auch einfach fragen. Unsicher zu sein, ist kein Verbrechen und du bist ja ernsthaft bemüht, ihm zu helfen. Also wovor Angst haben?

Wenn dein Freund tiefer in eine Depression fällt, weil er an den Ansprüchen des Lebens oder deinen scheitert, dann liegt das doch nicht an dir, sondern an der Krankheit deines Freundes.

Unterstützung ist wichtig. Aber gerade da gilt es, offen zu kommunizieren und auch rückzufragen, denn ansonsten wird man schnell übergriffig und schafft dem anderen einen Schonraum, der ihn u.U. hilfloser macht, als er eigentlich ist.

>>Ich möchte ihn unterstützen und ihm das Gefühl geben, dass er sich auf mich verlassen kann.<<
Das Gefühl, sich auf dich verlassen zu können, kannst du ihm wahrscheinlich am besten geben, wenn du offen zu ihm bist. Denn dann kann er aufhören Gedankenlesen zu müssen und weiß, wenn ich ihre Grenzen überschreite, sie verletzte etc, dann sagt sie es. Dann muss dein Partner nicht auch noch darüber nachgrübeln, ob er jetzt für dich eine Belsatung ist weil du ggf. uneindeutige Signale sendest.

Ich denke Offenheit und die authentische Bereitschaft, den anderen verstehen und unterstützen zu wollen sind gute Voraussetzungen.

Es ist übrigens total wichtig, dass du deine Empfindungen nicht weniger ernst nimmst als seine, denn ansonsten wirst du auch noch unglücklich!

Herzliche Grüße
Lerana

[117118]

Liebe Doveca,

aus meiner Erfahrung mit meinem Mann kann ich Dir sagen, dass es nicht selbstverständlich ist, was ich alles tue sondern eine grosse Hilfe, er konnte es nur nicht eine Zeit lang mir das sagen und denke, deinem Partner wird genau so gehen.

Viel kraft und liebe wünsch ich Dir.

[jokolele]

liebe doveca
das mit dem gegenreden,deinem freund mitzuteilen,das du ja auch wichtig bist,ist so eine sache.mein mann fühlt sich dann in die enge getrieben und macht ganz dicht.
unterstützung ist auf jedenfalls gut.aber nur das was du leisten kannst ohne dich selber und deine kräfte darüber zu vergessen/zu verlieren.

[OMG]

Liebe Doveca,

wie du hier sicher schon gelesen hast, tragen sehr viele die gleichen Sorgen mit sich.
Ich selbst bin auch Angehörige und habe auch einen "Freund", der sich oftmals zu sicher ist und mich das entsprechend spüren lässt.
Gerade vor ein paar Tagen hatten wir wieder ein endloses Gespräch. Ich denke so etwas hilft.
Vielleicht hilft euch das auch. Mit ein paar kleinen Regeln, die ihn nicht unter Druck setzen. Wie weit du gehen kannst, kannst du sicher ganz gut abschätzen, da du ihn kennst.
Redet darüber und schreibt sie euch auf. Im Alltag vergisst man ja schon mal die Wertschätzung des anderen, so könnt ihr euch das immer wieder ins Gedächtnis rufen.
"Mein Freund" reagiert darauf sehr toll und es scheint, als wäre er ohne diese kleinen "Anleitungen" immer wieder verloren in seinem Denken und lässt sich dann gern treiben. Das versuche ich so etwas zu vermeiden. Natürlich bin ich zwischendurch auch immer sehr verzweifelt und frage mich, was das alles für einen Sinn hat. Dabei ist es wichtig, dass du selber DU bleibst. Mach dich nicht kaputt, such dir etwas was dich selbst nicht mit runterzieht. Darin bin ich auch nicht sonderlich gut, allerdings bin ich gerade am Üben und ich merke, wenn ich wirklich bei mir bleibe, dann kann ich viel besser mit ihm umgehen und ich nehme mir nicht alles (vor allem die Sachen, die durch die Depression hervorgerufen werden) so zu Herzen.

Ich wünsche dir alles Liebe.
Herzlich
Ursula