Wie helfe ich am besten

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crosswalker
Beiträge: 17
Registriert: 25. Jul 2012, 12:08

Wie helfe ich am besten

Beitrag von crosswalker »

Hallo zusammnen,
ich bin neu in diesem Forum, habe das Buch Schattendasein intensiv gelesen und darüber den Weg hierin gefunden.
Vieles aus den EInträgen kam mir bekannt vor.
Mein Mann ist, wahrscheinlich schon vor Jahren an einer Depression erkrankt. Zuerst einmal war "lediglich" eine Erschwerung des Zusammenlabens zu spüren. Er wurde immer unzufriedener, aufbrausender, schlecht gelaúnt, zog sich total zurück und konnte nicht mehr auf mich eingehen. Das wechselte mit euphorischen Phasen.Im Jahr 2010 wurde es dann so richtig schlimm, dazu kam ein Früherwachen um 3 Uhr morgens, er zog sich noch mehr zurück und wurde regelrecht agressiv. Ich selber versuchte in der Zeit diese "Launen" irgendwie zu steuern, habe auch oft überlegt ob es an mir läge. Ich habe schlicht und einfach gelitten. Da ich meinte es läge an mir suchte ich mehrere Ärzte auf, auch weil ich an sehr starker (15Tage im Monat) Migräne litt.
Während dieser Zeit habe ich auch viel gelesen und sagte meinem Mann auf den Kopf zu, er habe eine Depression. Ich habe ihn unter Druck gesetzt, dass er zum Arzt gehen soll, da es ansonsten wahrscheinlich keinen Fortbestand unserer Ehe gäbe ( 25 Jahre zusammen!!!) Kurz und gut diese Phase bis ich ihn zum Arzt bekam dauerte nur 1 Monat, er ging zum Hausarzt, bekam ein Antidepressiva, der Termin beim Psychater war leider erst 2 weiter Monate später, aber es kam ja schon Bewegung in die Sache.
Es handelte sich auch tatsächlich um eine Depression. er wird nun seit 11/2 JAhren mit Medikamenten behandelt: im ersten Jahr mit Mirtagamma am Abend, Venlafaxin am Morgen. Das Mirtagamma wurde im Januar abgesetzt, das war nicht gut, das nächste Tief folgt direkt.So wurde dann Venlafaxin erhöt, der Blutdruck stieg. Dazu kam nun ein Medikament zum Blutdruck senken. Im Mai machten wir Urlaub und es waren fast die schlimmsten Wochen unserer Ehe. Er war in so einem tiefen Loch, wollte nur Ruhe und Distanz. Nach dem Urlaub Umstellung von Venlafaxin auf Sertalin Hormosan und das scheint ihm gut zu tun.Der Blutdruck ist auch wieder normal.
Nun meine Fragen:
1.) Zur Zeit kommt er mir fast zu aufgekratzt vor oder bin ich zu sehr im Trott, beobacht zuviel und habe einfach zuviele Ängste. ich habe das Gefühl überhaupt nicht mehr loslassen zu könne, bzw an etwas anderes zu denken.
2.) Der Arzt hat (angeblich) gesagt er brauche keine Therapie machen, kann das denn sein. Ich habe bei meinem Mann immer das Gefühl er kennt kein Maß, er weiß irgendwie nie wann es genug ist, es geht immer noch etwas: Arbeiten, Sport, Aktivitäten.... So nach dem Motto, Ach, geht doch noch. Dazu kommt, dass er fast alles was passiert oder erzählt wird auf sich reflektiert. Das bedeutet: er überlegt ständig (und sagt das dann in Bemerkungen auch)was wäre wenn er das machen oder tun würde. Und er schneidet dann natürlich immer schlechter ab.
Er vergleicht ständig ob andere mehr haben oder bekommen wie er.
Gehört diese Verhalten nicht zu den krankmachenden Reaktionen? Kann er das in einer Therapie nicht lernen zu ändern, bzw. anders an zu gehen, zufriedener zu werden, ausggelichener?
Und vor allem wie kann ich ihn dazu überreden.
Meine Idee war zu einem Arzttermin mit zu gehen.Und das ist dann auch meine 3.Frage.
Bevormunde ich ihn dann zu sehr oder bringt es mir etwas?
Im letzten Monat habe ich versucht eine Therapie zu machen, da ich mich mittlerweile sehr schlecht abgrenzen kann. Obwohl eine große Besserung ( bei ihm)da ist, habe ich das Gefühl: ich bin wesentlich dünnhäutiger, verletzter und empfindlicher geworden. Leider bin ich nicht weiter als die 5 Probestunden gekommen, die Therapeutin meinte, sie verstünde zwar meinen Leidensdruck aber ich sei charakterlich sehr stabil so dass ich keine Therapie brauche.
Ich leide so unter seinem Rückzug, seine schlechte Laune, Gereiztheit und sein ständiges: Sei doch mal still, lass mich doch in Ruhe, usw.wenn er in sein Loch fällt.Dann geht es wieder nach oben und ich geh mit in die Höh. Es ist ein ständiges Auf und Ab.Ist er gut drauf, macht er nun Witzchen die ich wiederum nun aber auch nicht lustig finde,... es ist zum verückt werden.
Wir sprechen viel zusammen und ich bitte ihn immer wieder darum, daran zu denken was wir beide zusammen schon durch gestanden haben und das wir nun sehr vorsichtig miteinander umgehen müssen um gemeinsam seine Erkrankung zu besiegen. Ich will hoffen, dass es uns gelingt. Nur leider meint er ein paar Pillen sind genug, ansonsten müsse man nichts tun um der Erkrankung bei zukommen. Und das ist emien 4. Frage: stimmt das??
Ich freue mich auf Eure Antworten
Crosswalker
julcas
Beiträge: 569
Registriert: 11. Mär 2011, 17:57

Re: Wie helfe ich am besten

Beitrag von julcas »

Hallo Crosswalker,

herzlich willkommen hier.

Das Zusammenleben mit einem depressiven Partner ist nicht leicht. Ich kann gut nachfühlen, was dich bewegt, beschäftigt.

Trotz allem solltest du versuchen, deinen Mann nicht ständig zu beobachten und ihn unter Druck zu setzen. Dein Mann ist für seine Gesundheit selbst verantwortlich. Das kannst du nicht leisten.

Wenn dein Mann möchte, das du zu einem Arztbesuch mitgehst, dann ist das in Ordnung. Ob es dir etwas bringt, vermag ich nicht zu sagen.

Dein Mann geht arbeiten, ist sehr aktiv. Er verwendet viel Energie darauf, nach aussen den Schein zu wahren. Wenn er nach Hause kommt, ist der Akku leer. Er sagt dann zu dir: sei doch mal still, lass mich in Ruhe". Er ist überfordert. Er braucht die Ruhe, um den Akku für den nächsten kraftraubenden Tag aufzuladen.
Du bist gedanklich ständig bei deinem Mann und seiner Krankheit. Ich kann gut verstehen, das du dir Sorgen machst, doch leider änderst du damit nichts, im Gegenteil.

Versuche dich mehr auf dich zu konzentrieren. Unternimm etwas mit Freunden. Wenn dein Mann keine Lust hat, dann gehe auch allein. Meine Freizeitaktivitäten verbringe ich seit 2 Jahren ohne meinen Freund. Auch er nimmt Medikamente und ist nicht wirklich zu einer Therapie bereit. Es geht ihm seit ein paar Wochen wirklich besser, doch das Theam Klinik ist immer mal wieder aktuell. Ich für meinen Teil habe für mich entschieden, das ich meinen Freund nicht verlassen werde, sondern ihm beistehen werde und ich bin überzeugt, das er irgendwann in die Klinik geht, die Zeichen stehen nicht schlecht dafür.

Du kannst deinen Mann nicht überreden, eine Therapie zu machen. Er muß Hilfe wollen und bereit sein zu einer Therapie.

Den Rückzug deines Mannes solltest du nicht persönlich nehmen. Ich weiß, auch das ist nicht einfach, doch es liegt nicht an dir, sondern an der Krankheit.

Vielleicht gibt es in deiner Nähe eine Selbsthilfegruppe für Angehörige psychisch kranker Menschen? Das würde dir etwas Druck nehmen.

Alles Liebe für dich und deinen Mann

lg julcas
crosswalker
Beiträge: 17
Registriert: 25. Jul 2012, 12:08

Re: Wie helfe ich am besten

Beitrag von crosswalker »

Hallo Julcas,

vielen lieben Dank für Deine mitfühlende Antwort.Ich glaube Du hast den Punkt getroffen, ich denke ständig daran was er oder ich machen könnten, damit er schneller gesund und stabiler wird. Ich bin immerzu in Sorge, beobachte, glätte die Wogen, zeige mich verständnisvoll, fordere aber auch meine Bedürfnisse ein. Des Weiteren versuche ich so zu tun, als wenn alles wie immer ist. Er reagiert auf jede noch so kleine Bemerkung mit schlechter Laune oder aufbrausend. Selber habe ich das Gefühl des Vertrauens verloren, bin immer in Anspannung.
Ich habe sehr viele Freizeitaktivitäten und Ansprache auch ohne meinen Mann, mache viel Sport, auch Entspannungsübungen. Und trotzdem drehe ich mich im Kreis.
Vielleicht sollte ich das LOSLASSEN einmal üben, aber dann kommt die Stimme; wenn Du (Also ich) nicht aufgepaßt hätte, wäre er gar nicht zum Arzt gegangne!!!
Aber nochmals lieben Dank
ich werde Deine Antwort beherzigen

Crosswalker
Kathryn
Beiträge: 236
Registriert: 1. Dez 2010, 14:41

Re: Wie helfe ich am besten

Beitrag von Kathryn »

hallo crosswalker,

bin kein angehöriger, sondern betroffener und werd mal versuchen, das ganze aus dieser sicht zu beleuchten.

also zunächst einmal: das was julcas schreibt, ist richtig. nimm dir mehr zeit für dich, denn auch für angehörige ist die gefahr groß, irgendwann auszubrennen. deshalb nimm dir zeit und unternimm etwas mit freunden!

ich denke sein aktionismus hat zwei mögliche gründe. zum einen, den schein zu wahren und ich denke, das er aus diesen ständigen vergleichen sein selbstwertgefühl steuert.

es gibt während dieser erkrankung viele höhen und tiefen, ich kann euch nur raten...geniesst die höhen, sie bilden das fundament für die schlechteren zeiten!

depressionen sind schwierig für eine beziehung, aber es ist machbar. ich selbst bin seit 3 jahren verheiratet-glücklich-auch wenn ich es manchmal nicht spüren kann...

wünsche dir viel kraft und euch gemeinsam alles liebe!

kate
Wer kämpft, kann verlieren- Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
jokolele
Beiträge: 8
Registriert: 29. Jul 2012, 17:27

Re: Wie helfe ich am besten

Beitrag von jokolele »

ich sehe das auch als angehörige so mit dem loslasen,das man einfach loslassen muß, um nicht gemeinsam mit dem erkrankten partner unterzugehen oder eventuell selber bald zu erkranken.bei mir und meinem mann ist es mittlerweile so,das er besser drauf ist und auch auf mich anders zugeht,wenn ich ausgeglichen bin,weil ich losgelassen habe.sei es das ich etwas schönes für mich gemacht habe oder weil ich eben seelisch ausgeglichen bin und nicht klammer und trübsal blase,das merkt er.

crosswalker schrieb:
> Hallo zusammnen,
> ich bin neu in diesem Forum, habe das Buch Schattendasein intensiv gelesen und darüber den Weg hierin gefunden.
> Vieles aus den EInträgen kam mir bekannt vor.
> Mein Mann ist, wahrscheinlich schon vor Jahren an einer Depression erkrankt. Zuerst einmal war "lediglich" eine Erschwerung des Zusammenlabens zu spüren. Er wurde immer unzufriedener, aufbrausender, schlecht gelaúnt, zog sich total zurück und konnte nicht mehr auf mich eingehen. Das wechselte mit euphorischen Phasen.Im Jahr 2010 wurde es dann so richtig schlimm, dazu kam ein Früherwachen um 3 Uhr morgens, er zog sich noch mehr zurück und wurde regelrecht agressiv. Ich selber versuchte in der Zeit diese "Launen" irgendwie zu steuern, habe auch oft überlegt ob es an mir läge. Ich habe schlicht und einfach gelitten. Da ich meinte es läge an mir suchte ich mehrere Ärzte auf, auch weil ich an sehr starker (15Tage im Monat) Migräne litt.
> Während dieser Zeit habe ich auch viel gelesen und sagte meinem Mann auf den Kopf zu, er habe eine Depression. Ich habe ihn unter Druck gesetzt, dass er zum Arzt gehen soll, da es ansonsten wahrscheinlich keinen Fortbestand unserer Ehe gäbe ( 25 Jahre zusammen!!!) Kurz und gut diese Phase bis ich ihn zum Arzt bekam dauerte nur 1 Monat, er ging zum Hausarzt, bekam ein Antidepressiva, der Termin beim Psychater war leider erst 2 weiter Monate später, aber es kam ja schon Bewegung in die Sache.
> Es handelte sich auch tatsächlich um eine Depression. er wird nun seit 11/2 JAhren mit Medikamenten behandelt: im ersten Jahr mit Mirtagamma am Abend, Venlafaxin am Morgen. Das Mirtagamma wurde im Januar abgesetzt, das war nicht gut, das nächste Tief folgt direkt.So wurde dann Venlafaxin erhöt, der Blutdruck stieg. Dazu kam nun ein Medikament zum Blutdruck senken. Im Mai machten wir Urlaub und es waren fast die schlimmsten Wochen unserer Ehe. Er war in so einem tiefen Loch, wollte nur Ruhe und Distanz. Nach dem Urlaub Umstellung von Venlafaxin auf Sertalin Hormosan und das scheint ihm gut zu tun.Der Blutdruck ist auch wieder normal.
> Nun meine Fragen:
> 1.) Zur Zeit kommt er mir fast zu aufgekratzt vor oder bin ich zu sehr im Trott, beobacht zuviel und habe einfach zuviele Ängste. ich habe das Gefühl überhaupt nicht mehr loslassen zu könne, bzw an etwas anderes zu denken.
> 2.) Der Arzt hat (angeblich) gesagt er brauche keine Therapie machen, kann das denn sein. Ich habe bei meinem Mann immer das Gefühl er kennt kein Maß, er weiß irgendwie nie wann es genug ist, es geht immer noch etwas: Arbeiten, Sport, Aktivitäten.... So nach dem Motto, Ach, geht doch noch. Dazu kommt, dass er fast alles was passiert oder erzählt wird auf sich reflektiert. Das bedeutet: er überlegt ständig (und sagt das dann in Bemerkungen auch)was wäre wenn er das machen oder tun würde. Und er schneidet dann natürlich immer schlechter ab.
> Er vergleicht ständig ob andere mehr haben oder bekommen wie er.
> Gehört diese Verhalten nicht zu den krankmachenden Reaktionen? Kann er das in einer Therapie nicht lernen zu ändern, bzw. anders an zu gehen, zufriedener zu werden, ausggelichener?
> Und vor allem wie kann ich ihn dazu überreden.
> Meine Idee war zu einem Arzttermin mit zu gehen.Und das ist dann auch meine 3.Frage.
> Bevormunde ich ihn dann zu sehr oder bringt es mir etwas?
> Im letzten Monat habe ich versucht eine Therapie zu machen, da ich mich mittlerweile sehr schlecht abgrenzen kann. Obwohl eine große Besserung ( bei ihm)da ist, habe ich das Gefühl: ich bin wesentlich dünnhäutiger, verletzter und empfindlicher geworden. Leider bin ich nicht weiter als die 5 Probestunden gekommen, die Therapeutin meinte, sie verstünde zwar meinen Leidensdruck aber ich sei charakterlich sehr stabil so dass ich keine Therapie brauche.
> Ich leide so unter seinem Rückzug, seine schlechte Laune, Gereiztheit und sein ständiges: Sei doch mal still, lass mich doch in Ruhe, usw.wenn er in sein Loch fällt.Dann geht es wieder nach oben und ich geh mit in die Höh. Es ist ein ständiges Auf und Ab.Ist er gut drauf, macht er nun Witzchen die ich wiederum nun aber auch nicht lustig finde,... es ist zum verückt werden.
> Wir sprechen viel zusammen und ich bitte ihn immer wieder darum, daran zu denken was wir beide zusammen schon durch gestanden haben und das wir nun sehr vorsichtig miteinander umgehen müssen um gemeinsam seine Erkrankung zu besiegen. Ich will hoffen, dass es uns gelingt. Nur leider meint er ein paar Pillen sind genug, ansonsten müsse man nichts tun um der Erkrankung bei zukommen. Und das ist emien 4. Frage: stimmt das??
> Ich freue mich auf Eure Antworten
> Crosswalker
jokolele
Beiträge: 8
Registriert: 29. Jul 2012, 17:27

Re: Wie helfe ich am besten

Beitrag von jokolele »

ups da habe ich ausversehen was falsch gemacht
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