Vater hat Depressionen

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Kate123
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Vater hat Depressionen

Beitrag von Kate123 »

Hallo zusammen,

ich bin ganz neu hier und hoffe, dass ich vielleicht ein paar Tipps bekomme.

ich hatte gerade angefangen die Geschichte meines Vaters aufzuschreiben aber das ist doch eine sehr lange Geschichte.

Da ich gar nicht weiß, ob ich hier richtig bin mach ich vielleicht erstmal die Kurzfassung:

Mein Vater hat seit über 25 Jahren Depressionen. Lange Jahre war diese nicht zu merken, seit Anfang 2011 ist sie aber wieder da und geht trotz medikamentöser Behandlung nicht weg. Meinem Vater geht es schlecht, er will "da raus" aber schafft es nicht.
Es kommen eine ganze Menge Sachen dazu und ich bin einfach völlig ratlos, was ich meinem Vater sagen soll. Er legt großen Wert auf meine Meinung und hat wohl die Hoffnung, dass ich ihn therapieren kann. Das kann und will ich aber nicht!!!

Mein Vater wird im nächsten Jahr 70, ist ein sehr körperbezogener Mensch (halt ein Arbeitstier) und kommt nicht damit klar, dass er jetzt nicht mehr so kann (das ist aber nur eine Seite, es gibt noch ganz viel mehr). Ich fände es gut, wenn er eine Gesprächstherapie machen würde. Am allerbesten fände ich es aber, wenn er mal "raus" käme. Die Ehe meiner Eltern ist sehr schwierig...sie können nicht mit und nicht ohne aber ich sehe meine Mutter als "Hemmschuh". Sie versteht Depressionen nicht und ist von jeher ein sehr lauter und streitlustiger Mensch. Im Moment hat sie die "Kümmerrolle" übernommen, d.h., dass sie meinem Vater quasi alles vorschreibt. "bleib sitzen, zappel nicht so mit den Beinen, mach dies mach das"
Ein bisschen Antrieb ist ja nicht schlecht aber das ist ein Bevormunden der übelsten Art und ich kann kaum noch zugucken. Ich sag dann natürlich auch was, aber ich lebe ja nicht mit den beiden zusammen.

Ach, es ist so schwierig...ich seh meinen Vater leiden und weiß nicht was ich tun soll... ich war schon mit beim Neurologen und pack jetzt immer seine Tabletten für die Woche weil er damit total überfordert ist (auch ein ganz schwieriges Thema) aber ich weiß einfach nicht mehr, was ich wie machen soll...mach ich zu viel? Mach ich zu wenig? Sollte ich gucken, dass er wirklich "raus" kommt???

Vielleicht gibt es hier ja ähnliche Fälle, über einen Austausch würde ich mich freuen!!!

LG,
Kate
Reve
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Re: Vater hat Depressionen

Beitrag von Reve »

Hm, Kate, erst mal großes Lob von mir, ich finde, du machst es sehr gut mit deinem Vater!

Es gehört ja immer – egal in welcher Situation, also gegenüber Freunden, Kindern, den Partnern.... – eine Riesenportion Feinfühligkeit dazu, wie weit man sich einbringt. Nicht zu viel und nicht zu wenig.

Zur Situation deines Vaters, ich schreibs mal so wie ich es empfinden würde, weil ich vielleicht manches ähnlich empfinde und das nicht unbedingt eine Frage des Alters ist.

(Es kommt hinzu, dass ich mich erst kürzlich länger mit dem Vater der Freundin meines Sohnes unterhalten hab.... er ist im Vorruhestand...)

Dein Vater möchte was leisten, körperlich, geistig, was auch immer, es gäbe da schon einige Möglichkeiten, mit denen man „klein“ beginnen kann. Beispielweise indem er frühzeitig aufsteht und möglichst oft spazieren geht, walken, joggen..... Das bringt schon mal Struktur rein und ein Frischegefühl. Sollte er dann irgendwann mal wieder fit genug sein und ein wenig Lust haben, etwas mehr für seinen Körper... zu tun, gäbe es Kiesertrainig,.... auch das bringt Struktur rein und entfernt ihn (stundenweise) von seiner Frau. Wenn er dann heimkommt, gibt es auch wieder mehr zu erzählen und er ist möglicherweise besser gewappnet....

Ganz wichtig ist wirklich, dass dein Vater aus der Abhängigkeit von deiner Mutter rauskommt. Ob er das natürlich alleine schafft, weiß ich auch nicht. Was ich aber weiß, dass so etwas in Minischritten geht, über einen längeren Zeitraum, denn deine Mutter muss sich dann ja auch umstellen und das geht oftmals besser, wenn es schleichend geschieht.

Aus meiner Erfahrung hilft Chemie wenig, wenn die Situation zu Hause so angespannt ist, denn darin liegt ja ein Großteil der Schwierigkeiten.....

Als Unterstützung würde ich natürlich eine Gesprächstherapie sehr gut finden, nur ob da dein Vater mitmacht? Könnte nicht der Neurologe vermittelnd eingreifen, also meiner hat mir damals eine Therapeutin genannt, die nicht schlecht für mich war (Achtsamkeit...)

Wenns mein Vater wäre, würde ich einen Plan mit ihm aushecken... Heimlich. Ich würde erforschen, was möglich wäre an oben genannten Dingen... und darin würde ich ihn bestärken. Aber vielleicht sehe ich das – wie so oft – aus einem zu euphorischen Gesichtswinkel. Dann vergiss es bitte wieder....

LG, Carin
Kate123
Beiträge: 10
Registriert: 17. Jul 2012, 14:55

Re: Vater hat Depressionen

Beitrag von Kate123 »

Hallo Carin,

vielen lieben Dank für dein Antwort!

Heute waren wir bei meinen Eltern zum Essen. Ich merke, wie ich meiner Mutter gegenüber sehr distanziert bin. Mein Vater merkt das mit Sicherheit auch, er nimmt sie sehr in Schutz. Ich kann da kaum zusehen und weiß echt nicht, wie ich mich verhalten soll.

Der Neurologe sieht das mit der Gesprächstherapie ähnlich, hat es aber erstmal "nach hinten" geschoben. Ich war mit meinem Vater dort weil er es wollte. Das Problem das ich immer wieder bei meinem Dad sehe ist, dass er völlig verzweifelt ist, wenn es ihm schlecht geht, er kann dann auch wirklich nichts machen, ist völlig handlungsunfähig. Wenn es ihm aber wieder etwas besser geht, verdrängt er alles und meint, jetzt ist es überstanden. Jeder kleine Rückschritt haut ihn dann umso mehr um weil er enttäuscht ist, dass es eben nicht vorbei ist.
Ich red mir echt den Mund fusselig aber ich komm da irgendwie nicht durch! Deshalb fänd ich die Gesprächstherapie so wichtig...

Ich hab ihm das genauso gesagt, dass wir uns mal zusammensetzen sollten wenn es ihm etwas besser geht um eine Art "Notfallplan" zu entwickeln. Halt einfach mal überlegen was ihm gut tut wenns ihm eben nicht gut geht. Wenn er in der Situation steckt kommt er nicht da drauf. Deshalb dachte ich, wir machen uns vorher Gedanken, schreiben das auf und wenns ihm schlecht geht kann er sehen was er machen kann. Z.B. spazieren gehen, in den Garten oder halt eben das was ihm gut tut. Da bleib ich mal dran aber ich weiß eben nicht, ob ihm das überhaupt helfen kann. Wie gesagt: gefährliches Hobbypsychologenwissen. Ich hab einfach angst, dass ich ihn mit meinen Ideen überfordere, dass es gar nix nützt und vielleicht noch Sachen schlechter macht...

Er kommt mit seinem Alter so schlecht zurecht! Er war immer aktiv, ist sehr früh aufgestanden und hat losgelegt. Jetzt liegt er teilweise bis um 10 Uhr im Bett und das macht ihn fertig. ich hab ihm gesagt, dass ihn ja auch keiner hetzt, wenn es ihm nicht gut geht, soll er halt einfach mal länger liegen bleiben. Aber dann halt nicht sich den Stress machen, dass er meinte er müsste aufstehen. Er liegt jetzt da, ist total fertig und in seinem Kopf geht die ganze rum "ich muss Aufstehen, ich muss Aufstehen", er schafft es aber nicht. Klar, dass ihn das fertig macht. Er steckt so viel Energie da rein diese Krankheit abzulehen, dass er gar keine mehr hat um konstruktiv mit ihr umzugehen.

Man ist so hilflos und ist zum Zuschauen verdonnert und kann nix machen außer da zu sein und zu reden... das macht mich so traurig!
Reve
Beiträge: 754
Registriert: 4. Jun 2008, 17:35

Re: Vater hat Depressionen

Beitrag von Reve »

Hallo Kate,

wenn der Neurologe der Gesprächstherapie gegenüber aufgeschlossen ist, dann würde ich dranbleiben, denn wie soll sich denn etwas ändern, auch mittelfristig gesehen...

Dass dein Papa meint, es sei überstanden, wenn es ihm besser geht, das kenn ich auch zur Genüge. Das Ganze ist tückisch, man glaubt einfach nicht, dass es ein paar Stunden später schon wieder ganz anders aussehen kann. Bei mir reichen oft Kleinigkeiten, ein unseliger Gedanke, sogar ein Lied,... aber genauso schnell geht’s dann natürlich auch wieder in die andere Richtung. Daran sieht man also schon, wie sehr „es“ vom Verhalten, von der Umgebung, von den Gedanken,... geprägt ist....

Das würde ich toll finden, schreib doch (wenn du Zeit hast, denn du darfst es auch ja nicht zu nahe an dich ranlassen!!!) mit deinem Papa zusammen einen Notfallplan, ein Heftchen voller Dinge, die er machen kann, wenn es ihm schlecht geht. Und nicht nur dann, er sollte vieles daraus auch schon mal vorsoglich machen, sofern es ihm wieder etwas besser geht.... (vielleicht im Heft nach Farben sortieren....)

Du sagst, er ist gerne draußen im Garten, also bei mir nützt es ungemein, wenn ich mir was ansäe, wenn die Stauden blühen, oder wenn ich mit dem Handvertikutierer rumrenne und einen Teil des Rasen bearbeite.... All so die Dinge.

Dein Vater müsste sich bewusst machen – das könntet ihr auf die erste Seite ganz groß schreiben – dass die Lust, das bessere Gefühl erst „danach“ kommt, niemals zuvor,...
Und da man das nicht glaubt, hilft nur das Aufschreiben, das „Vorsagen“ sozusagen. Immer und immer wieder.

Eine Liste würde ihm sicherlich helfen.... das können Kleinigkeiten sein, beispielsweise die Duftlampe mit Rosengeranie zu füllen, schon am Nachmittag für den Abend, oder dass er sich eine Scheibe Zitrone für das Weißbier schneidet,...

Gib es ihm als Hausaufgabe, er soll sich Gedanken machen, (nicht du!) vielleicht macht er gerne Bildschirmarbeit, dann könnte er es archivieren,..... das kann er dann ja mit dir besprechen....

Das mit dem lange im Bett liegen finde ich persönlich ja nicht so dolle, vielleicht würde es ihm doch helfen, wenn er sich zu einer zivilen Zeit den Wecker stellt, vielleicht schon am Tag vorher den Frühstückstisch aufdeckt, vielleicht schon die Kaffeemaschine befüllt und es dann nicht so schwerfällt. Dass er sich dann als Belohnung in Ruhe die Zeitung vorknöpft....Wichtig ist bei mir zumindest immer, dass vieles schon „vorbereitet“ ist und irgendwie „einlädt“....

Hoffe, ich rede euch nicht zu viel rein....

LG, Carin
Babi
Beiträge: 1972
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Vater hat Depressionen

Beitrag von Babi »

Hallo Kate,

möchte mich hier auch mal zu Wort melden, denn ich bin in derselben Situation wie du. Mein Vater ist auch sehr depressiv, dazu kommt noch, daß er im Rollstuhl sitzt und es damit alles noch schwieriger ist.
Und das Verhältnis zu meiner Mum ist auch so, wie du es von deinen Eltern schildert, ich entdecke meine Situation da selbst wieder.

Ich muß dazu sagen, ich kenne beide Seiten aus eigener Erfahrung bin Angehörige und aber auch Betroffene und hab selber Depression.

Mit der Liste wäre ich doch ein bißchen vorsichtig, ich weiß aus eigener Erfahrung, daß das auch nach hinten losgehen kann. Dein Dad könnte sich da leicht im Moment überfordert vorkommen, wenn er eine Liste von Aufgaben sieht, für Depressive in solche einem Stadtium, wie dein Vater offensichtlich im Moment ist, ist das immer ein großer unüberwindbarer Berg, den sie sehen und wenn er schon Frust durch die Tatsache hat, daß er nicht früh aufstehen kann, dann bekommt er auch Frust, wenn er im Moment nicht einmal die Kraft hat, die Sachen auf der Liste zu erledigen und er fühlt sich noch schlechter deshalb.

Rede auf jeden Fall mit deinem Dad, ob er mit so einer Liste klar kommen würde oder ob ihm sowas zu viel ist. Wenn er signaiisiert, daß er damit im Moment Probleme hat, dann mach lieber keine, sei da vorsichtig, das sag ich dir ganz lieb.
Wie gesagt, ich weiß aus eigener Erfahrung mit meinem Dad, daß das auch nach hinten losgehen kann.

Das mit der Therapie wäre gut, meinem Dad hat das geholfen, er hat mehrere Gesprächstherapien gemacht.
Und wichtig ist auch, daß dein Vater an die frische Luft kommt, gehe mit ihm spazieren, damit hilfst du ihm sehr, vor allem wenn du das tust, wenn die Sonne scheint, Sonnenschein hilft sehr gegen Depression, glaub mir.

Und vor allem sage ihm ab und zu, daß er ein wichtiger und lieber Mensch ist, das mach ich bei meinem Dad auch öfters, weil er von meiner Mum oft das Gegenteil zu spüren bekommt.

Ich drück dir die Daumen, daß du das alles irgendwie hinbekommst und wünsch dir viel Kraft.
Und wenn du noch Fragen hast, kannst du gerne Fragen, ich guck immer wieder hier rein und werde dir gerne antworten.

Lieber Gruß Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
Kate123
Beiträge: 10
Registriert: 17. Jul 2012, 14:55

Re: Vater hat Depressionen

Beitrag von Kate123 »

Einen schönen guten Morgen,

ich danke euch für eure Antworten!

@carin: ne, du redest nicht zu viel rein! Ich bin ja froh ein paar Hinweise zu bekommen, deshalb bin ich ja hier! Danke dir!:-)

@Babi: auch dir danke! Ich werd bestimmt noch mehr fragen, es ist alles so schwierig im Moment! Danke für deine Hinweise zur Liste.

Zu der Liste: ich hab meinen Vater schon mal drauf angesprochen, ob wir das nicht so machen sollen. Hab ihm erklärt was ich meine und er war nicht abgeneigt. Es ist natürlich schwierig, weil er so hilflos ist im Moment und so wenig Eigenmotiviert. Sprich: er nimmt ja alles einfach erstmal so hin was man ihm vorschlägt. (Das einzige, gegen das er sich total währt ist ein Klinikaufenthalt. Er war letztes Jahr vier Wochen in einer neurologischen Klinik und es hat ihm nicht gut gefallen dort.)
Ich würd auch keine megalange Liste machen. Einfach einen Zettel, auf dem drauf steht: spazieren gehen, Blumen im Garten pflegen und vielleicht noch eine Sache (also halt die Sachen die mein Vater vorschlagen würde). Also eine überschaubare Liste auf die er schauen kann, wenn er ganz unten im Loch ist was er machen könnte. Ich hab ihm gesagt, er soll mal überlegen was das sein könnte und das mal sacken lassen.

Das mit dem lange schlafen ist wirklich etwas schwierig. Im Moment geht es glaub ich wieder, das Wetter wird ja auch besser. Mein Vater ist ein sehr wetterfühliger Mensch und kriegt das aber nicht eingeordnet, dass ihn dieses ewige hin und her (wir haben hier krasse Temperaturunterschiede von einem Tag auf den nächsten) total umhauen und das vielleicht nur indirekt mit seiner Depression zu tun hat. Es ist also nicht jeden Tag so, dass er bis 10 uhr schläft, nur ab und an und da hab ich gedacht, dass das einfach mal ok ist. (ich schlaf ja auch mal gerne länger wenn ich kann) Er macht sich dann aber so nen Druck, dass das lange liegen bleiben überhaupt keinen Sinn macht, mehr Erholung hat er dadurch nicht. Wir haben ihm auch vorgeschlagen, dass er sich eine Routine für morgens überlegen sollte. Also z.B. aufstehen, mit dem Rad losfahren und die Zeitung holen und dann erstmal gemütlich (im Garten) die Zeitung lesen. Vater nickt udn ich weiß genau, dass er im Kopf hat, dass er sich die Zeitung nicht leisten kann. Das ist nämlich ein Hauptgrund (und meiner Meinung nach auch Auslöser für die Depression). Meine Eltern haben im letzten Jahr nach 2jähriger Überlegung ihr Haus gekauft. Mein Vater wollte das sein Leben lang machen, der Vermieter hat aber vorher nicht verkauft. Jetzt war es so weit, die Finanzierung steht, meine Eltern müssen zwar etwas mehr im Monat zahlen aber es ist alles locker machbar, aber Vater hat jetzt totale Existenzängste und meint, er kann sich gar nichts mehr erlauben. Auch aus diesem Grund fänd ich eine Gesprächstherapie so wichtig. Er hat solche Ängste, da kommen wir nicht durch...

Gartenarbeit hat mein Vater immer total gerne gemacht. Im Moment meint er aber, er schafft das nicht mehr. Er hat angst vor sämtlichen Sachen und ärgert sich, dass er das nicht hinkriegt, deshalb lässt er es, denkt aber die ganze Zeit drüber nach. Ich habe es noch nie erlebt, dass "Rasen mähen" ein Thema bei uns war, das wurd gemacht und gut, im Moment ist das ein Drama weil er es nicht schafft, den Rasen an einem Stück zu mähen und damit nicht klar kommt. Es ist echt schwierig ihm da dann zu sagen, dass es doch ok ist, dass er jetzt die Hälfte macht und morgen dann den Rest "Ja aber wenn das Wetter da dann nicht so gut ist... wenn es mir morgen wieder nicht so gut geht... wenn die Mama das dann machen muss" usw. usw. Das Gedankenkarussel dreht sich und man steht da und sagt natürlich Argumente dagegen, sagt, dass man seine Gedanken ja verstehen kann es aber doch auch ganz anders sein kann und weiß, es kommt gar nicht an...
Die andere Seite ist dann, dass Vater sich total auspowert wenn er kann. Also nicht nur mäht sondern auch Rasen absticht, dies und das macht und dann natürlich total fertig ist und am nächsten Tag wieder gar nix machen kann. man kann ihm dann sagen "mach doch mal ne Pause, teil dir das doch ein, dich hetzt doch keiner" keine Chance! Er weiß es ja, er kann dann aber nicht anders...

Babi, war in der Gesprächstherapie bei deinem Vater denn die Ehe auch mal Thema? Meine Mutter hat totale angst vor so einer Therapie weil sie meint, dass Vater dann ja eingeredet bekommt, dass er sich trennen sollte oder dann ja mal gesagt wird, dass Mutter auch nicht alles richtig macht. Das war wohl in der Kur damals so (mein Vater hat seit über 25 Jahren Depressionen, sie war aber bis Anfang letzten Jahres gut im Griff. Damals war er lange zur Kur und dort gab es auch Gesprächstherapie mit meiner Mutter und da wurd das [damals schon!!!] angesprochen, dass die Ehe meiner Eltern nicht das gelbe vom Ei ist. Meine Mutter hat unheimliche angst vor Veränderungen und sie müsste genauso eine Therapie machen wie mein Vater...)

Es wurd jetzt doch etwas mehr und ist teilweise sehr wirr glaub ich, entschuldigt, aber das sprudelt nur so aus mir raus... ich könnte noch viel mehr schreiben...
Salvatore
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Re: Vater hat Depressionen

Beitrag von Salvatore »

Hallo Kate,

willkommen im Forum.
Habt ihr schon mal über eine Rehamaßnahme für deinen Vater nachgedacht? Vielleicht wäre das ja was?

Lg, Salvatore
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
Kate123
Beiträge: 10
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Re: Vater hat Depressionen

Beitrag von Kate123 »

Hallo Salvatore,

ja, ich hab das schon vorgeschlagen weil ich das auch sinnvoll finde. Eine Kur oder Reha wird aber wohl von der Krankenkasse nicht übernommen oder nur sehr schwierig meinte der Neurologe.
Mein Vater hat da auch etwas Bammel vor...irgendwie weiß er, dass er mit meiner Mutter zu Hause nicht richtig gesund wird, andererseits weiß er auch, dass er ohne sie nur schlecht kann. Es ist eine seltsame Symbiose mit den Beiden..

Was mir noch vorschwebt ist halt ein längerer Klinikaufenthalt etwas weiter weg aber auch da weiß ich nicht, ob das klappt und vor allen Dingen, ob mein Vater das will. Im Moment denke ich eher nicht...
Babi
Beiträge: 1972
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Vater hat Depressionen

Beitrag von Babi »

Hallo Kate,

klar war die Ehe Thema in der Therapie.
Aber von Trennung wurde nie gesprochen,, sondern eher davon, wie mein Dad mit den Siutationen umgehen soll, die immer wieder in der Ehe auftauchen und die ihn unzufrieden machen.
Das wurde auch trainiert in der Therapie.

Deine Mum hat da unbegründet Angst, was Trennung betrifft, glaub mir.
Dein Vater lernt in einer Therapie lediglich, wie er für sich besser mit manchen Situationen in der Ehe umgehen kann, das ist sicher wichtig für ihn.
Meinem Dad hat das sehr geholfen.

Liebe Grüße.
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
Enka59
Beiträge: 22
Registriert: 27. Okt 2011, 07:36

Re: Vater hat Depressionen

Beitrag von Enka59 »

Hallo,
nun habe ich mir alle Berichte durch gelesen, und möchte etwas sagen was mir auf dem Herzen liegt!
Ich bin eine Ehefrau von einem Depressieven Mann.
Eine Frau die rund um die Uhr mit einem Mann lebt, der nach außen hin gesund aussieht, der sich verstellen kann wenn jemand da ist, der nett und freundlich ist.Eine Frau die nur noch überlegt wie sie ihrem Mann helfen kann, eine Frau die einem erwachsenem Mann sagen soll was er machen soll, eine Frau die ihm das Essen hin stellt ( sonst isst er nicht), eine Frau die ihm sagen muß das er mal an die Luft gehen soll,der den Garten an der Wohnung aht aber nicht raus geht wenn ich nichts sage-ich könnte stundenlang weiter machen.
Eine Frau auch die keine Liebe mehr erfährt, eine Frau die auf alles verzichten muss, eine Frau die sich einen Panzer angelegt hat, damit sie nicht den ganzen Tag heulend durch die Gegend läuft!
Eine Frau von 59 Jahren die 3x an Krebs erkrankt war, sich nicht um sich kümmern kann sondern nur noch um ihren Mann(67).
Wenn meine Kinder(3) sagen würden das ich rechthaberisch oder sogar streitsüchtig wäre, würde ich sofort gehen!!
Sollen doch die Kinder ihren Vater flegen, rund um die Uhr,sollen doch die Kinder ohne Liebe leben, sollen doch die Kinder ihren Vater zu jedem Arzt Besuch begleiten, ihm das Essen machen-das ihm doch egal ist!Sollen sie ihre eigenen Bedürfnisse doch hinten an stellen, sollen sie doch jeden Abend um 9 alleine vor der Glotze hängen und um morgens 10 ihren Vater auf wecken damit er sich vor den Fernseher setzt,sollen sie doch den Rasen mähen,die Einkäufe machen und sich nicht trauen einmal alleine irgendwo hin zu setzten,die keine Freunde mehr hat weil keiner mit der Krankheit um gehen kann!
Ach ich könnte stundenlang weiter machen. Am schlimmsten für mich ist der Liebesentzug .Zum Glück habe ich meine Kinder,die können mir nicht viel helfen, aber sie sind da und ich weiß das sie mich lieben,genau wie meine Enkel.
Wenn ich schwach werde, sind wir beide verloren!!
So, nun habe ich meinem Herzen Luft gemacht, ich hoffe das Ihr mich versteht wie ich das meine.Das ist meine Sicht aus dem Winkel der Ehefrau.
Lieben Gruß
Enka
Kate123
Beiträge: 10
Registriert: 17. Jul 2012, 14:55

Re: Vater hat Depressionen

Beitrag von Kate123 »

Hallo Enka,

es tut mir sehr Leid, dass du in einer für dich so schwierigen Situation bist. Ich versteh dich sehr gut und kann mir natürlich nicht vorstellen wie es ist mit einem Partner mit Depressionen zusammen zu leben, aber ich kann versuchen das nachzuempfinden.

Um mal auf "meine" Situation zurückzukommen: ich weiß sehr wohl, dass meine Mutter ne Menge mit macht. Das will ich auch nicht runtersetzen. Das Problem was bei meinem Eltern dahintersteckt ist einfach, dass sie noch nie eine "gute" Ehe geführt haben. Es gab immer Streit und Vorwürfe. Ich habe mich schon als relativ junger Mensch gefragt, warum die Zwei sich nicht trennen. Sie wollten es nicht und wollen es immer noch nicht.
So weit so gut, es ist ihre Entscheidung! Ich könnte es gut nachvollziehen, wenn meine Mutter sich "mal" ausheulen würde und Verständnis bräuchte für ihre Situation. Das läuft bei uns aber anders! Ich denke einfach, dass es nicht gut für meinen Vater ist, so wie es ist! Meine Mutter hat kein Verständnis und meint, "wenn DER sich nur zusammenreißen würde, würd das schon alles gehen. DER muss sich ändern, damit wir (ICH) gut leben kann" und das macht mich wütend.

Mein Beitrag sollte kein Vorwurf an die Partner von Menschen mit Depressionen sein die jeden Tag aufs neue ihre Kräfte übersteigen um für den Menschen da zu sein den sie lieben, auch wenn dieser ihnen (im Moment) die Liebe nicht zurück geben kann. Ich habe das Gefühl, dass du das so empfunden hast, dass ich kein Verständnis für meine Mutter habe. Das ist mit Sicherheit in gewisser Weise auch so, hat aber wenig mit der Depression meines Vaters zu tun sondern kommt einfach daher, weil wir zwei sehr unterschiedliche Typen sind.

Nichts für Ungut, aber ich glaub man kann deine Situation nicht mit der von meinen Eltern vergleichen!

Ich wünsche dir ganz viel Kraft!!!
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: Vater hat Depressionen

Beitrag von bigappel »

Hallo Kate,

ich kann nachvollziehen, dass Du Dich als Kind um Deinen Vater sorgst und auch
durchaus nachvollziehen, dass die Behandlung Deines Vaters durch die Art und
Weise Deiner Mutter Dir ganz und gar nicht gefällt.

Aber ist das wirklich Dein Part?
Übernimmst Du da nicht eine Rolle, die Dir gar nicht zusteht?

Ich weiß durchaus auch, wovon ich spreche; nur bei mir war es meine Mutter,
von der ich das Gefühl hatte, sie beschützen zu müssen und erst heute glaube ich
nachvollziehen zu können, welche Abhängigkeitsmechanismen dort am Werke waren
und welche Muster.

Aber eines bleibt und ist sowohl bei Dir, wie bei mir gleich: es ist die Angelegenheit
Deiner Eltern, nicht Deine.

Das klingt sicherlich erstmal hart, aber Dein Vater ist - ein kranker, ja - erwachsener Mann,
der sich scheinbar (egal aus welcher Motivation heraus) immer wieder entscheidet, bei
Deiner Mutter zu verbleiben.
Nach meiner Auffassung solltest Du dies akzeptieren und die Verantwortung für das
Verhalten Deiner Eltern miteinander dahin zurückgeben, wo es hingehört: nämlich zu
Deinen Eltern und nicht zu Dir!

Ggf. wäre vielleicht professionelle Unterstützung für Dich hilfreich.

Ich habe erst nach unendlich vielen Jahren gemerkt, wie sehr es mir geschadet hat, mich für
etwas verantwortlich zu fühlen, was gar nicht zu mir gehört………..

Und im übrigen gebe ich Dir absolut Recht, dass es etwas völlig anderes ist, ob man
Kind eines erkrankten Elternteiles ist oder Partner…… auch dort liegen ganz, ganz andere
Verantwortlichkeiten…….

In meinen Augen hat Enka diese, so wie sie die Situation bei sich zu Hause beschreibt, schon länger
maßgeblich überstrapaziert und ist weit über ihre Grenzen gegangen.

Paß gut auf Dich auf!

Grüße
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Kate123
Beiträge: 10
Registriert: 17. Jul 2012, 14:55

Re: Vater hat Depressionen

Beitrag von Kate123 »

Hallo Pia,

danke für deinen Beitrag! Ich sehe es grundsätzlich auch so, dass es nicht meine Sache ist! Meine Eltern haben von jeher (wobei das wohl eher meine Mutter war) dafür gesorgt, dass ich mich "verantwortlich" für sie gefühlt habe. Jahrelang war die Ehe meiner Eltern Thema, also alle Probleme die dort auftraten (und damit meine ich ALLE Probleme) wurden mir erzählt und ich sollte "helfen". Es wurden jahrelang Grenzen von mir überschritten, ich hab es aber nicht verstanden.
Es wurde mir irgendwann zuviel, ich konnte wirklich nicht mehr und habe daraufhin eine Therapie gemacht um mich abzugrenzen, ich hab es alleine nicht geschafft.

Das habe ich in den letzten Jahren sehr gut hinbekommen (es war ein harter Weg und teilweise nicht sehr schön weil meine Mutter das nicht verstanden hat) aber es hat funktioniert. ich kann mich jetzt von den Eheproblemen meiner Eltern größtenteils abgrenzen. Derzeit funktioniert das aber nicht, weil ich sehe, wie mein Vater leidet. Ich sehe, wie meine Mutter zu ihm ist und er hilflos davor sitzt. Du hast Recht: es ist nicht meine Sache, mein Vater ist erwachsen und hat sich für das Leben mit meiner Mutter entschieden, einfach zuzusehen fällt mir aber verdammt schwer!!!

Im Moment geht es meinem Vater besser. Die neue Medikation wirkt wohl und er nimmt die Tabletten regelmäßig. Ich hoffe, dass es so bleibt. Ich versuche mich abzugrenzen, aber das ist nicht einfach...ich mach mir Vorwürfe, dass ich zu wenig tue...
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: Vater hat Depressionen

Beitrag von bigappel »

Liebe Kate,

ich kann sehr gut nachfühlen, was in Dir vorgeht.

Es freut mich, dass Dein Vater sich etwas besser fühlt und hoffe mit Dir, dass er etwas stabiler wird.


Mit einem egozentrischen Elternteil als Kind zu leben..... nicht einfach und man kann es sich nicht aussuchen.
Gut, dass Du Hilfe in Anspruch genommen hast!

Diese Mechanismen, die dort in einem greifen sind sehr verankert und es ist natürlich, dass man sich um seine Eltern / den Vater sorgt.

Dein Vater wird seine Geschichte haben...... sorg Du weiter gut für Dich; da kannst Du etwas bewirken....

Von Herzen
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
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