MUSS ICH GEHEN, DAMIT ER NICHT ...

Lerana
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Re: MUSS ICH GEHEN, DAMIT ER NICHT ...

Beitrag von Lerana »

Liebe Blümli,

zunächst möchte ich mich Pias Worten in Bezug auf deine Ausgangsfrage anschließen (obwohl ich feststelle, dass ich sehr häufig das Bedürfnis habe, mich Pias Worten anzuschließen ). Ich denke auch, dass Nein die richtige Antwort ist. Eine andere wäre übergriffig, denn du würdest ja sonst davon ausgehen, besser als dein Partner zu wissen, was gut für ihn ist. Dennoch kann ich schmerzlich erkennen, wie wichtig dir dieser Mensch sein muss, wenn du dich das gegen dein eigenes Bedürfnis fragst. Im Umkehrschluss ließe sich jedoch eventuell auch fragen, ob du dich dann noch wichtig genug nehmen kannst.

Mittlerweile ist der Thread ja jedoch an einer ganz anderen Stelle und auch auf die Gefahr hin, dich zu bitten, etwas zu wiederholen, da ich das Angehörigenforum lange Zeit nicht intensiv verfolgt habe, möchte ich dich gerne bezugnehmend auf folgendes wunderschönes Zitat etwas fragen, um dich besser verstehen zu können:

>>Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.>>
Worin liegt für dich dein Sinn, im Festhalten an dieser Beziehung?

Verstehe mich nicht flasch. Ich frage wertneutral und aus wirklichem puren Interesse. Möchte es wirklich gerne wissen, um es besser zu verstehen!

Ganz herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Blümli
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Re: MUSS ICH GEHEN, DAMIT ER NICHT ...

Beitrag von Blümli »

Liebe Lerana,

das ist eine richtig gute Frage, die ich mir so noch gar nicht gestellt habe.

Ich werde darüber nachdenken...

Lieben Gruß

Blümli
^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
tja
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Re: MUSS ICH GEHEN, DAMIT ER NICHT ...

Beitrag von tja »

Hallo Blümli,

du kennst mich nicht, aber ich lese seit langem hier still mit und habe im Dezember 2011 selber einmal hier um Rat gebeten.

Deine Geschichte ähnelt meiner sehr. Allerdings mit einem kleinen Unterschied: ich lebe wieder mein Leben.

Zu der Sinnfrage möchte ich dir gerne einen klitzekleinen Denkanstoß geben, eigentlich eine Erfahrung, die ich selber machte:

Kann es sein, daß du dich so sehr mit diesem Thema und deinem besonderen Freund auseinandersetzt, um die Leere in deinem Leben auszufüllen?

Alles, was ich von dir lese, beschäftigt sich nur mit ihm, Gefühlen, Denkweisen von Erkrankten, Hoffnungen, etc..

WO bist du? Wo ist DEIN Leben? Triffst du Freunde? Gehst du ins Kino, Theater, auf einen Kaffee/Bier ... was immer. Treibst du Sport, hast du Hobbies ... was tust DU um DEIN Leben für DICH lebenswert zu machen?

Du schreibst, die Erfahrungen mit deinem Ex würden dir helfen, dich zu finden, deine Mitte, wieder bei dir zu sein - letztlich dreht sich dein ganzen Denken und Sein aber nur um ihn.

Mein Partner, besser Ex-Partner, schrieb mir zuletzt, er wäre sehr glücklich zu hören, ich fände einen Partner hier in Deutschland (er lebt in Griechenland) und er würde sich freuen, bald davon zu erfahren.

Nach vielem Grübeln Begriff ich erst, daß dies der größte Liebesbeweis war, den er geben konnte.

Es fiel mir schwer. Sehr schwer. Doch ich lernte, in Liebe loszulassen. Denn das war das Beste, das ich ihm geben konnte!

Ich vertraue darauf, daß wir uns wieder begegnen werden - irgendwann. Schließlich lebten wir schon einmal 25 Jahre ohne Kontakt.

Aber bis dahin werde ich mein Leben leben und genießen. In meinem Herzen ist er immer dabei.

Laß ihn los! Du kannst ihm nicht helfen und er ist erwachsen und muß seinen Weg alleine finden. Und wenn du ihm vertraust, dann weißt du, er wird das für sich Richtige tun.

Lieben ist Vertrauen.

Und wer weiß, vielleicht .... eines Tages ...

Aber bis dahin: lasse ihn los in Liebe und lebe DEIN Leben! Du hast nur dieses eine!

Noch etwas für dich, was mir mein Freund schrieb:

"Don't look back - forward only!"

Fühle dich gedrückt von mir.
Die einen kennen mich, die anderen können mich ...
FrauRossi
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Re: MUSS ICH GEHEN, DAMIT ER NICHT ...

Beitrag von FrauRossi »

Hallo Blümli,

ich komme erst jetzt dazu deine Antwort zu lesen. Ich danke dir dafür. Mehr kann ich im Moment nicht sagen.

Ausser ja es war dass einzige was wir vereinbart haben: Dass er sich abmeldet. Aber er tut es einfach nicht. Er begründet es nichtmal. Er ist irgenwie zu dem Schluß gekommen, in letzter Zeit, dass er sich nicht mehr zu erklären braucht.

Yiphii, das wir ja immer besser (ironiemodus)

Wir haben jetzt wieder ein paar Mails ausgetauscht, morgen werden wir telefonieren.
Aber ich weis immer noch nicht ....

LG FrauRossi
Lerana
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Re: MUSS ICH GEHEN, DAMIT ER NICHT ...

Beitrag von Lerana »

Liebe Blümli,

ich hoffe es geht dir gut. Wollte dich nur wissen lassen, dass ich an dich denke und dir Kraft und Zuversicht wünsche!

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Blümli
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Re: MUSS ICH GEHEN, DAMIT ER NICHT ...

Beitrag von Blümli »

Liebe Lerana,

erstmal Danke für Dein an mich denken und Deine Wünsche für Kraft und Zuversicht.

Zuversicht ist ein schönes Wort, was ich vielleicht sogar auch verwenden würde, wenn ich beschreiben würde, was mich immer wieder dazu veranlasst, den Kontakt zu meinem besonderen Freund über diese lange Zeit aufrecht zu erhalten.

Ich habe jetzt den Begriff Beziehung "umgangen", weil ich hier immer wieder damit "anecke". Für mich ist zwar der "Kontakt" zu meinem besonderen Freund mehr als nur ein Kontakt, weil, wie der Begriff ganz gut besagt, wir zwar, wie vielleicht zwei Dinge die aneinander stoßen, zwar Kontakt haben, aber wenn dann noch ein Bezug aufeinander stattfindet, eine Verbindung da ist, mit der etwas hin und her geht, es dann eben doch mehr ist, eben eine Beziehung.

Deine Frage **nach dem Sinn im Festhalten an dieser Beziehung** im Bezug auf das Zitat >> Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.>> fand ich sehr sehr gut und ich hab mir immer wieder Gedanken dazu gemacht.

Es ist nicht leicht Dir zu beschreiben, worin der Sinn, den ich empfinde, liegt.

Als erstes fiel mir alles möglich ein, worin der Sinn für mich nicht ( mehr) liegt. Also, auf was ich nicht mehr warte und hoffe usw.
Später kam mir der Gedanke, dass es vielleicht am ehesten zu beschreiben ist, dass das, was mich zum "weiterhin festhalten" bringt, dieses Gefühl der "Gewissheit" ist, oder eben dieser Begriff, den Du jetzt ja verwendet hast, also, dass es die Zuversicht ist, dass es richtig ist an diesem Menschen (egal, wie die Beziehung/ Kontakt zu ihm ausschaut), oder besser gesagt an der Beziehung zu diesem Menschen festzuhalten, weil diese Beziehung - egal wie sie ist, egal wie sie morgen sein wird - SINN macht. Und Sinn macht sie für mich als auch für ihn gleichermaßen.

Und bevor jetzt wieder jemand meint, ich könnte nur, wenn ich mich verlieren würde, so an einem Menschen festhalten, möchte ich nochmal versuchen zu erklären, dass dies für mich genau nur dadurch möglich ist - zumindest so wie ich das jetzt gerade tue -, weil ich begriffen und gelernt habe, dass alle Zuwendung, die ich anderen geben kann, nur über mich selbst stattfindet. Wenn sie nicht über mich selbst geht, dann ist es richtig, dann verliere ich mich.

Ich möchte es in einem Balance-Beispiel versuchen genauer zu beschreiben:

Wenn ich versuche mich auf einem Bein auszubalancieren, dann kann ich das nur, wenn ich mich auf mich selbst und meine innere Mitte konzentriere. Wenn ich das geschafft habe mich selbst wahrzunehmen, erst dann kann ich mich auf jemand anderen konzentrieren. Dann kann ich vielleicht sogar auch Kontakt zu ihm aufnehmen, oder noch weiter gehend, sogar in Beziehung zu ihm gehen - also z.B. einen Arm nach ihm ausstrecken, vielleicht sogar um ihn etwas Halt zugeben. Tu ich das aber nicht " über mich" wird der Kontakt zu ihm mich von mir entfernen, ich werde mich verlieren und mein "ausgestreckter Arm" wird mich selbst wahrscheinlich aus meinem Gleichgewicht bringen, geschweige denn, dass ich ihm einen Halt geben könnte. Evtl. muss ich mich sogar anschließend an ihm festhalten.

Mit diesem Bild wird mir verständlich, dass es von außen so ausschauen kann, dass ich vielleicht diese innere Balance nicht habe und dass mein ausstreckender Arm von jemanden ausgeht, der sich verloren haben könnte. Ich habe sie ja auch tatsächlich nicht ständig, z.B. in solchen Wellen, wie mich neulich wieder eine überkommen hat, da wirft es mich tatsächlich aus meiner Balance. Doch ich habe in diesen 1,5 Jahren begriffen( im wahrsten Sinne gefühlt begriffen), dass alles nur über mich geht, deshalb finde ich inzwischen ziemlich schnell wieder zu mir zurück.

Gerade ist eine Mail von meinem besonderen Freund angekommen und genau das, was er mir da von sich schreibt und überhaupt, dass er diesen Kontakt zu mir aufrecht erhält, lässt meine Zuversicht immer wieder fest werden und es gibt für mich dann überhaupt nicht mehr die Frage, welcher Sinn in unserer Beziehung/ Kontakt liegen könnte.
Übrigens, mit genau diesem Balance-Beispiel habe ich ihm damals, schon ganz zu Beginn unserer Beziehung, versucht zu verdeutlichen, dass ich (damals in Verbindung mit ihm) anfing mich selbst wahrzunehmen und zu begreifen. Und es ist mir wie eine Bestärkung meiner Zuversicht in ihn, dass er genau in diesem Moment, wo ich hier im Forum dieses Balance - Beispiel beschreibe, er mir eine sehr berührende Mail schreibt.

@ blattläusle
>>Alles, was ich von dir lese, beschäftigt sich nur mit ihm, Gefühlen, Denkweisen von Erkrankten, Hoffnungen, etc.. WO bist du? Wo ist DEIN Leben? Triffst du Freunde? Gehst du ins Kino, Theater, auf einen Kaffee/Bier ... was immer. Treibst du Sport, hast du Hobbies ... was tust DU um DEIN Leben für DICH lebenswert zu machen?<<

Mein Bild, was hier im Forum über mich entsteht ist natürlich sehr einseitig. Ich schreibe hier nur über das Thema Depression in Verbindung mit meinem besonderen Freund, weil dies auch das Forum für dieses Thema ist. Mein Leben besteht aber aus noch vielen anderen Themen, die ich hier aber nicht zur Sprache bringe.

Ein Satz von Dir hat mich aber sehr angesprochen, der lautet: "Liebe ist vertrauen" .
Ja, da merke ich, dass mir da doch immer wieder meine Eigenliebe fehlt... also mir zu vertrauen, aber auch, dass ich ihm und seiner Liebe zu mir (von der ich überzeugt bin, dass es sie, wie sie auch aussehen mag, gibt) vertraue.

Ich danke Euch allen hier, dass es Euch gibt und dass ihr Euch immer wieder in mein Thema einmischt. DANKE !!

von Herzen Euch alles Gute

Blümli
^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
Lerana
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Re: MUSS ICH GEHEN, DAMIT ER NICHT ...

Beitrag von Lerana »

Liebe Blümli,

danke für deine Erklärungen. Zuversicht ist auch ein für mich wichtiges Wort! Denn es fällt mir immer wieder schwer, zuversichtlich zu sein, insbesondere zuversichtlich, was mich angeht. Nicht nur, dass mich ein Tag in innerer Unruhe, so wie heute, schnell wieder befürchten lässt, ein nächster depressiver Einbruch steht bevor, sondern auch Zuversicht dahingehend, mich auf meine Entscheidungen verlassen zu können. Toll an deiner Erklärung finde ich, dass du meinst, dass du deine Mitte finden musst, um anderen die Hand entgegenstrecken zu können. Ich halte es für unabdingbar für ein zuversichtiliches Leben, sich in seine Mitte zu bringen.

Beim Lesen deines Vergleichs ist mir jedoch ein ganz profaner anderer Gedanke gekommen und zwar: Warum stellt sie nicht das zweite Bein auf den Boden?

Vielleicht lohnt es sich für dich darüber nachzudenken, was die Standfestigkeit auf einem zwieten Bein (und damit meine ich natrürlich NICHT einen anderen Mann) erhöhen könnte?

Ich freue mich, dass dir die Mail deines Freundes Auftrieb gibt und dich in deiner Zuversicht bestärkt!!!!

Ganz herzliche Grüße
Lerana
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Blümli
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Re: MUSS ICH GEHEN, DAMIT ER NICHT ...

Beitrag von Blümli »

Liebe Lerana,

Du kannst Fragen stellen... die ich mir SO noch nicht gestellt hab, auf die ich im ersten Moment zwar eine Antwort hätte, im zweiten Moment sich die Gedanken dazu aber immer wieder verändern.
Deshalb brauch ich auch für diese Beantwortung etwas Zeit. Doch die Frage finde ich gut, sie entwickelt in mir sehr interessante Gedanken

Das Du im Moment wieder eine Zeit hast, in der Du wenig Zuversicht insbesondere in Bezug auf Deine Entscheidungen hast, kann ich gut nachvollziehen. Es gab bei mir in letzter Zeit in meinen anderen Baustellenthemen ganz besonders große Probleme mit der Zuversicht in Bezug auf Entscheidungen. Ich hatte das Problem, dass ich das Gefühl und das Bedürfnis hatte Entscheidungen "herbeizudenken" / "herbeizuentscheiden", wobei die Betonung bei mir auf "herbei" lag. Nach einer sehr schweren Zeit für mich in diesen Punkten ( eine gute/ richtige Entscheidung zu fällen) bin ich da angekommen (nachdem auch eine lang und schwergetroffenen Entscheidung sich nach dem sie entschieden war, von anderer Seite aus genau wieder umentschieden wurde), dass die Zuversicht genau darin liegt, eine Entscheidung nicht "herbeiführen" zu müssen, sondern zuversichtlich " wie die Vögel im Himmel nicht zu säen und zu ernten und zu wissen, dass man doch genährt wird".

Deine Befürchtungen, dass ein nächster depressiver Einbruch wieder bevorstehen könnte, kann ich verstehen. Ich denke dies liegt ja auch genau in den depressiven Gedankengängen drin und auch, dass " die Depression" mit allen Mitteln versucht - und so lange sie "Macht" hat, schafft sie es sehr gut - das Vokabular "Zuversicht" aus dem Kopf zu reden.

Viele zuversichtliche Grüße an DICH, die DIR (und da bin ich zuversichtlich) Dich betreffend, Zuversicht wachsen lassen werden.

Herzliche Grüße

vom Blümli
^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
Lerana
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Re: MUSS ICH GEHEN, DAMIT ER NICHT ...

Beitrag von Lerana »

Liebe Blümli,

ich will dich mit meinen Fragen ja nicht verwirren, aber wenn du sagst, dass sie ganz ok sind, ist das dann doch irgendwie in meinem Sinne. Denken, wenn es nicht gerade Dauergrübeln ist, ist ja nie ganz verkehrt!

Ich bin heute wieder viel zuversichtlicher!! Innere Unruhe hält sich in Grenzen und ob meine Entscheidungen der letzten Zeit richtig waren, wird wohl die Zeit erst zeigen.

Geduld ist ja auch so mein Thema.

Ich glaube übrigens auch, dass man Entscheidungen nur sehr schlecht erzwingen kann. Sie müssen zu einem kommen. Man darf sie aber auch nicht verpassen und muss sie willkommen heißen, wenn sie dann da sind. Aber der Glaube daran, das sie kommen und dass man sie erkennt, den kann man üben und im Zweifel braucht man dazu eine Therapie, so wie ich.

Herzliche, zuversichtliche Grüße zurück
Lerana
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FrauRossi
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Re: MUSS ICH GEHEN, DAMIT ER NICHT ...

Beitrag von FrauRossi »

HI

ich bin letzte Woche gegangen, weil er nicht mehr der ist der er mal war und weil er der Meinung ist er sei nicht krank, er braucht keine Therapie mehr.

Ich bin gegangen weil es mir nicht gut getan hätte zu bleiben, weil ich mit dem Desinteresse nicht klar komme.

Ich liebe den Mann von einst, den Mann von jetzt liebe ich nicht.

Ich will nicht weiter leiden weil ich ignoriert werde.

LG
Blümli
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Re: MUSS ICH GEHEN, DAMIT ER NICHT ...

Beitrag von Blümli »

Hej liebe Lerana,

hier jetzt meine Gedanken zu Deiner Frage " Warum stellt sie nicht das zweite Bein auf den Boden? "

In dem Beispiel spreche ich von "einem Bein", weil ich damals das mit der Balance richtig praktisch ausprobiert habe. Dazu musste ich, um überhaupt in die Situation von "Balance halten" zu kommen ein Bein hochnehmen, sonst wäre ich viel zu fest gestanden. Dadurch, dass ich aber nur auf einem Bein stand, merkte ich, dass ich mich wirklich auf mich, auf meine innere Mitte konzentrieren musste, um in der Balance zu bleiben und wenn ich diese Konzentration beibehalten konnte, konnte ich auch meine Hand, oder sogar beide, ausstrecken um nach jemanden ( ich hatte es mit jemanden probiert) zu fassen. Ich konnte eben auch bis zu einen gewissen Punkt den anderen sogar stützen, aber das alles nur, wenn ich die Konzentration auf mich nicht verlor.
Es war auch gut spürbar, wie schnell ich mich an dem anderen festhalten musste, wenn ich die Hand einfach nur nach ihm ausstreckte, ohne auf meine eigene Balance zu achten.
Also in diesem Beispiel wollte ich einfach die Schwierigkeit/ Anforderung erhöhen, damit die Dringlichkeit nach dem "sich selbst schauen" und "der eigenen Balance" höher war.

Deine Frage nach dem zweiten Bein könnte ich mir aber in meinem Kontakt/Beziehung zu meinem besonderen Freund schon stellen. Stelle ich da mein zweites Bein auf den Boden, oder erhöhe ich da auch durch "nur ein Bein" die Dringlichkeit, in diesen Kontakt zu ihm, "nach mir selbst zu schauen".
Verstehst Du, würde ich auf meinen beiden Beinen stehen, könnte ich viel leichter mich nach vorne zu ihm beugen, ohne besonders auf mich zu achten, würde mich dadurch viel eher verlieren, es aber erst viel später merken und zwar erst, wenn ich mich soweit übergebeugt hätte, dass ich umfallen würde, oder mich an ihm fest halten müsste, da wäre ich aber schon viel weiter weg von mir, als wenn ich auf einem Bein stehe und andauernd für meine Balance wirklich sorgen müsste.

So wurde mir durch Deine Frage nach dem zweiten Bein klar, dass es nicht unbedingt besser sein muss, wenn man sich praktisch ein "zweites Standbein" verschafft, welches einem dann eine festere Standhaftigkeit vermittelt, weil, diese muss nicht unbedingt mit der inneren Balance einher geht und ich kann dadurch evtl. viel weiter von mir selbst weg sein. Mich also vielleicht sogar verlieren, ohne dass ich es rechtzeitig merke.

Ich fand diese Gedankengänge wirklich sehr interessant und ich hoffe, dass man ihnen folgen kann und sie nicht zu verrückt sind

Und Lerana, ob Deine Entscheidungen, die Du in den Momenten der letzten Zeit getroffen hast auch noch in den Momenten in der Zukunft die richtigen sein werden, Ja, dies wird sich in diesen Zeiten dann zeigen. Doch... nichts ist für die Ewigkeit

Aber ich will hier gar nicht groß tönen, ich habe auch so einen übergroßen Kritiker in mir, mit dem ich sehr oft aneinander gerade und ich oft klein bei gebe.

Liebe Grüße an Dich

Blümli
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Blümli
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Re: MUSS ICH GEHEN, DAMIT ER NICHT ...

Beitrag von Blümli »

Hej FrauRossi,

es ist absolut richtig, dass Du nach Dir schaust, was für Dich gut ist.

Und es ist nicht immer leicht zu akzeptieren, dass das ICH etwas anderes braucht, etwas, was man von sich nicht meinte.

Doch ich merke selbst, dass es umso schwieriger wird meine ICH-Entscheidungen für mich zu akzeptieren, je mehr ich es nicht schaffe weiterhin bei mir zu bleiben, ich also anfange mich von "außen" zu bewerten.

Alles Gute

Blümli
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Lerana
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Re: MUSS ICH GEHEN, DAMIT ER NICHT ...

Beitrag von Lerana »

Liebe Blümli,

danke für deine Antwort. Jetzt muss ich erst denken!

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende!
Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Lerana
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Re: MUSS ICH GEHEN, DAMIT ER NICHT ...

Beitrag von Lerana »

Liebe Blümli,

falls ich dich richtig verstehe, bleibst du bei dem Bild, auf einem Bein zu stehen, weil es dich zwingt noch verstärkter auf dich zu gucken. Richtig?

Ich habe jetzt lange darüber nachgedacht und kann das gut verstehen, denke aber trotzdem, dass man es sich damit auch sehr schwer macht.

Und außerdem frage ich mich, ob wir uns allmählich auf einer symbolischen Ebene befinden, die nur noch einem Selbstzweck dient und sich nur noch schlecht übertragen lässt. Was meinst du?

Mir fällt es jedenfalls sehr schwer, das jetzt wieder konkret anzuwenden. Dennoch:
Ich denke, dass ein zweites Standbein nicht nur Festigkeit suggeriert, sonder man steht dann einfach fester und man fällt weniger schnell um. Will heißen, behalte deine Balance aber mach es dir nicht so schwer. Vielleicht solltest du im Moment einfach deine Hände nicht so weit ausstrecken, sondern dich mehr auf deine Bein (sprich dich, Was tut mir gut?) konzentrieren.

Wie gesagt, mir fällt das schwer, jetzt wieder zu konkretisieren und daher hoffe ich, du kannst mit meinem Geschreibsel irgendetwas anfagen. Falls nicht, tut es mir sehr, sehr leid.

Herzliche Grüße
Lerana
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Lilie1981
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Re: MUSS ICH GEHEN, DAMIT ER NICHT ...

Beitrag von Lilie1981 »

Hallo Blümli,

ich bin ein Mensch der nie einfach nur zuschaut, sondern sagt was er denkt! Wenn ich jetzt sage was ich denke, sehe ich der Gefahr ins Auge das ich gehasst werde! Es sind Dinge, die mir im Bezug auf Dich schon lange auf dem Herzen liegen..und wenn ich jetzt "die Böse" bin- ist mir egal!

Ich kann nur mit kopfschütteln betrachten, was Du tust, wie du dich aufopferst! Sicher bist du hier sehr hilfreich, deshalb bringt kaum einer den Mut auf Dir zu sagen, das du dich verrennst, weil du hier wichtig bist, und nicht fehlen sollst!

Ich beobachte schon eine Weile, und ich kann gar nicht mehr hinsehen! Du eröffnest Diesen Thread, und antwortest aber nicht mehr, wenn dir einige DIE WAHRHEIT sagen!!!

Löschst Deine Beiträge!!!

Du suchst tausend ausflüchte, was die Beziehung zu diesem besonderen Mann ausmacht!
Du irrst Dich !!!
Sorry, ich bin jetzt knallhart, aber er will nichts von Dir !!! (schlicht und einfach-aber unterm Strich-WAHR)
Noch einmal knallhart: Begreifst Du das nicht???
Du beliest Dich, Du leidest und liebst ohne Ende...

WOFÜR????
Wofür tust Du das???

Also wirklich, bewundernswert ist das für mich schon lange nicht... eher bemitleidenswert!

Alarmstufe ROT !!!

Das Leben ist so schon kurz genug..und ich kenne diese Gefühle, die man für einen Menschen hat, die nicht aufzuhalten sind..wo man weiß das diese nie aufhören...
ABER!!!
Damit muss man Leben... Es soll nicht sein, es sollte nicht sein...und es WIRD nicht sein!
Bin ich die einzige der das auffällt???
Ich glaube nicht...
nur einige sind zu selbstsüchtig und brauchen Deine Meinung...
Deshalb sprechen sie Dir noch immer gut zu, damit Du hier bleibst!

So wertlos und hässlich kann man sich nicht fühlen, das man sich so an etwas klammert und NIE loslässt...

großes Sorry... aber das brannte mir auf der Seele!

Nochmal: Irgendwelche Missachtungen, Gegenangriffe...sind mir egal! Ich sage was ich denke!!!

Wenn mein Beitrag sehr spät kommt..und du dich schon gelöst hast, kann ich nur sagen: Herzlichen Glückwunsch!!!
Wenn nicht... dann kommt er nicht zu spät, und ich habe mir seit langem endlich mal getraut das zu schreiben was ich darüber denke!!!

Lilie
julcas
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Registriert: 11. Mär 2011, 17:57

Re: MUSS ICH GEHEN, DAMIT ER NICHT ...

Beitrag von julcas »

Hallo Blümli,

ich möchte dir nicht zu nahe treten, doch

wie geht es dir?

ich denke an dich.

lg julcas
Blümli
Beiträge: 782
Registriert: 18. Jan 2011, 18:41

Re: MUSS ICH GEHEN, DAMIT ER NICHT ...

Beitrag von Blümli »

Hallo liebe julcas,

Du trittst mir nicht zu nahe und es freut mich sehr, dass Du an mich denkest... DANKE

Ich hab mich in letzter Zeit aus dem Forum rausgehalten - zumindest mit dem Schreiben, das Mitlesen konnte ich doch nicht ganz lassen - weil bei mir selbst und auch bei meinem besonderen Freund so sehr viel in Bewegung gekommen ist, ich das aber nur schwer in passend beschreibende Worte fassen kann.
Aber die Bewegung geht in eine absolut positiv Richtung. Ich habe inzwischen wieder ganz guten Kontakt zu ihm und wir haben uns in letzter Zeit auch schon mehrmals wieder getroffen.

Ich hab hier an dieser Stelle gerade meine Zeilen wieder gelöscht, mit denen ich beschreiben wollte, was sich bewegt hat. Aber ich schaffe es nicht zusammenzufassen, weil es ist, denke ich zumindest, nur einen Fortführung meines Weges, den ich mit Beginn und wohl gerade auch durch die Auseinandersetzung mit der Depression meines (damaligen) Freundes, angefangen habe zu gehen. Und ich denke, dass aber auch genau dadurch, dass ich dadurch angefangen habe MEINEN Weg zu gehen, ich mit ihm wieder so in Kontakt bin. Also, dass ich mich so bewegt habe, dass mein nun besonderer Freund auch überhaupt wieder so wie es jetzt ist, mit mir in Kontakt sein kann. Das ist jetzt wahrscheinlich wieder so verknotet, weiß nicht ob man mich da jetzt überhaupt verstehen kann

Liebe julcas, ich habe Deine Geschichte auch weiter mitgelesen und freue mich sehr, dass bei Deinem Partner und Dir soviel in Bewegung geraten ist.
Wie geht es Dir mit Deiner Zahngeschichte ?
Mir kam ein Gedanke dazu.... Du weißt, wie immer... überlies ihn bitte, wenn er für Dich so gar nicht passt.
Ich hab mich gefragt, ob die Zahngeschichte Dir vielleicht sagen möchte, das Du bei Dir vielleicht irgend etwas auf den Zahn fühlen solltest. Du machst Dir immer noch sehr viel sorgende Gedanken um Deinen Partner ( was ich aber natürlich auch absolut verstehen kann).

Lieben Dank nochmal, dass Du nach mir gefragt hast.

Herzliche Grüße

Blümli
^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
julcas
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Re: MUSS ICH GEHEN, DAMIT ER NICHT ...

Beitrag von julcas »

Hallo liebe Blümli,

nö, ist nicht verknotet. Ich kann dich sehr gut verstehen und ich freue mich von Herzen, das ihr wieder mehr Kontakt habt und euch auch schon öfter getroffen habt.

Der Weg ist gleichzeitig das Ziel, schriebst du in einem anderen Thread. Das trifft den Nagel auf den Kopf.

Pass bitte weiterhin gut auf dich auf.

Mit der Zahngeschichte hast du wohl recht. Ich mache mir sorgende Gedanken um meinen Schatz. Doch das gehört für mich zur Beziehung dazu. Ich liebe diesen Mann und wünsche ihm, das es ihm gut geht. Wie soll ich mich da nicht sorgen? Doch ich sorge mich nicht so sehr, das nichts anderes funktioniert. Ich lebe mein Leben und bemühe mich, mir eine beste Freundin zu sein.

Wir hatten ein wunder, wunderschönes WE. Wir geniesen unsere gemeinsame Zeit wirklich sehr. Ich kann von mir sagen, ich bin glücklich.

Ich wünsche dir weiterhin alles Liebe auf deinem Weg.

lg julcas
Blümli
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Re: MUSS ICH GEHEN, DAMIT ER NICHT ...

Beitrag von Blümli »

Liebe julcas,

das werd ich machen - weiterhin auf mich aufpassen Und ich danke Dir für Dein Interesse an meiner Geschichte und somit auch an "meinem Weg".

Ich denke auch, dass das "sich Sorgen machen" zu einer Beziehung - zumindest einer Liebesbeziehung - dazugehört, deshalb hab ich Dir auch geschrieben, dass ich das sehr gut verstehen kann und ich finde daran auch absolut nichts Falsches.
Nur denke ich, das der Körper meist "ein Ausdruck der Seele" ist, er uns etwas spiegelt, was wir so noch nicht wahrgenommen haben.
Im Grunde genommen ist die Depression da auch nichts anderes als ein Spiegel und wir Nichtdepressive müssen lernen, wo sich unsere Seele Gehör verschafft.

Ich freu mich auch sehr für Dich, dass Du solch einen Satz wieder schreiben kannst: >>Ich kann von mir sagen, ich bin glücklich.<< und ich wünsche Dir von Herzen, dass Du dieses Gefühl jetzt noch lange spüren kannst, damit es sich tief einprägt für die Zeit der sicher wiederkommenden Tiefs von Deinem Partner und Dir selbst und solch ein Glücksgefühl, dann nur noch in der Erinnerung, einen vielleicht noch einen ganze zeitlang Licht spenden kann.

Von Herzen alles Liebe

Blümli
^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
julcas
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Re: MUSS ICH GEHEN, DAMIT ER NICHT ...

Beitrag von julcas »

Hallo liebe Blümli,

mit dem Spiegel der Seele hast du recht. Davon bin ich auch überzeugt. Es gibt einige Dinge bei mir, die ich gern ändern würde. Manches ist bereits entschieden, doch von äußeren Faktoren abhängig, so das die Änderung nicht von jetzt auf gleich greifen kann. Manche Entscheidung steht noch an und ich tue mich recht schwer damit. Das Leben ist kein Ponnyhof, wie wahr.

Trotz dieser Dinge (die ich gern ändern würde) geht es mir gut. Manches braucht einfach seine Zeit.

Ja, ich wünsche mir auch das ich dieses wunderschöne Gefühl des Glücks, speichern kann, um es in weniger schönen Zeiten abrufen zu können.

Ich weiß das du sehr reflektiert bist und dich wie kaum jemand anders mit dir auseinander setzt. Hut ab dafür. Seinen Weg so geradlinig zu gehen wie du, ist schon der Hammer.

Ich wünsche dir alles Liebe.

lg julcas
Blümli
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Re: MUSS ICH GEHEN, DAMIT ER NICHT ...

Beitrag von Blümli »

Hallo Ihr Lieben hier,

Ich muss noch mal diesen alten Thread von mir hochholen, weil ich im Moment gedanklich ziemlich intensiv an einem Thema dran bin, welches mit dieser gestellten Frage hier in Verbindung steht.
In meinem Eingangsthread hier oben hatte ich die - ich gebe zu etwas provokative - Frage gestellt, ob mein besonderer Freund ohne mich nicht besser dran wäre.

Jetzt hab ich mich in den letzten Tagen immer wieder mit dem (Groß)Thema "Beziehung" ( also allgemein mit etwas in beziehung sein; An-Erkennung ) rumgeschlagen. Anfänglich ging es da eigentlich um mich selbst.... ja und jetzt bin ich doch wieder bei meinem besonderen Freund und seiner Depression gelandet, weil... ja weil eine Freundin, der ich in den letzten Wochen (nur für mich im Stillen) vorwarf, dass sie wohl kein Interesse mehr für mich hätte, in paar Tagen in eine Klinik geht, weil sie in ihrer Depression mit sich überhaupt nicht mehr klar kommt.
Ich merkte, dass das Thema Beziehung für mich völlig anders ausschaut, mein leben in beziehung zu jemanden auf ganz andere Voraussetzungen und Grundlagen fußt. Ich hab die Beziehung zu meiner Freundin unter meinen eigenen Vorraussetzungen gesehen und sie auch danach gefordert und letztlich geurteilt. Ja... und in diesem Zusammenhang kam mir jetzt noch mal meine Beziehung zu meinem besonderen Freund hoch.

Meine Gedanken in Bezug auf das Großthema Beziehung drehten sich letztens z.B. um: "von anderen *(an)-erkannt* werden". Meines Erachtens etwas sehr fundamentales für eine *Beziehung*. Das gegenseitige (An)-erkennen, führt man es weiter, bringt ein "mit einander in Beziehung sein" mit sich.
Tut das (An)erkennen z.B. nur eine Seite, oder führt es nicht weiter ins "auf sich beziehen" dann kann es nicht zur Beziehung kommen, weil Beziehung ja wohl bedeutet, dass man in Bezug aufeinander steht/lebt/liebt.

Ich denke, dass in diesem "Bezug aufeinander nehmen" evtl. die Problematik eines Menschen mit Depression liegt. Um sich mit etwas in Beziehung setzen zu können muss ich mich selbst wahrnehmen. Die Problematik bei einen Menschen mit Depressionen liegt aber doch oft darin, dass er besser den anderen als sich selbst wahrnehmen kann.
Vielleicht musste er diese Fähigkeit in seiner Kindheit erwerben, um Situationen zu überstehen, die ihn maßlos überforderten ? Und dann diese Fähigkeit - von sich selbst weit weg zu sein und den anderen mehr wahrzunehmen, wichtiger zu nehmen - in dem Leben bis zum "ausbrechen" der Depression vervollkommnen?
Dann könnte ich mir mit dieser Sichtweise jetzt ganz gut erklären, warum mein besonderer Freund mich zwar (an)erkannt hat (weil das hat er wirklich, ich habe mich von ihm wirklich gesehen/ geliebt gefühlt ), aber genau ab da, wo er mit mir in wirkliche Beziehung gehen wollte ( musste, um mir die Beziehung zu geben, die ich mit ihm haben wollte) es diesen Bruch gab. Wohl genau das "mich sehen/ lieben" zu sich in Beziehung setzen, das konnte er nicht. Und statt zu sehen, dass nur dieses "aufeinander beziehen" nicht möglich war, zweifelte er an seinen Gefühlen für mich.

Dieses, dass er mich immer wieder "(an)-erkannt", "gesehen" hat, hab ich immer wieder erlebt und hatte es damit beschrieben, dass er immer wieder auf mich zugegangen ist. Doch sobald es in die Nähe des "aufeinander Bezug nehmen" gekommen war, gab es wieder einen Bruch. Es war ein "Vor und Zurückrudern".

Und immer und immer wieder gab es ein Gefühl in mir, dass er dieses "Vor und Zurückrudern" nicht aus dem heraus "sich doch in den Gefühlen zu mir geirrt zu haben" getan hatte. Ich kann mir das eher damit erklären, dass es das Interesse an mir, das "Mich-an-erkennen" bei ihm sehr wohl gab, er aber sehr weit von sich selbst weg war, sich selbst mit seinen Bedürfnissen nicht wahrnehmen konnte. Dafür konnte er sehr gut wahrnehmen was ich fühlte und zum Teil sogar was ich dachte und das dann oftmals noch, bevor ich mir diesem selbst bewusst geworden war.
Er kam einfach überhaupt nicht bei sich selbst an, er konnte mich gut sehen, aber sich selbst nicht. D.h. ich denke, dass er für sich alleine sich inzwischen vielleicht sogar immer wieder wahrnehmen und sehen kann. Kommt er aber in eine Situation, in der er jemanden anderen wahrnehmen muss, gibt es ausschließlich nur noch die Wahrnehmung für den anderen und nicht mehr für sich selbst und... damit ist leider keine Beziehung zu führen.
Damit gebe ich meinem besonderen Freund seinem Ausspruch letztlich doch recht, nämlich: " die Depression ist der größte Beziehungskiller"

Dieses Erscheinungsbild, dass der Partner mit Depression "so plötzlich" doch wieder fast wie "früher" mit einem in Beziehung sein kann, scheint mir nicht daran zu liegen, dass es ihm mit seiner Depression (also mit den depressiven Mustern) besser geht, eher vielleicht, dass er sich viel mehr wieder in ein altes Muster begibt das da heißt "den anderen sehen, wahrnehmen, wichtig nehmen", auch wenn er sich selbst dabei "verliert".

Mit dieser Sichtweise sehe ich es als einen großen Schritt von ihm an (ich habe es leider nicht geschafft ihn zu tun), dass er die Beziehung (zuletzt zwar sogar nur als "nur"Freundschaft, aber eben doch mit Liebesgefühlen von meiner Seite) zu mir beendet und Lebewohl gesagt hat. Meine "Anwesenheit" hat ihn immer wieder in die Situation gebracht in alten Mustern auf mich und meiner Beziehung zu ihm zu reagieren. Sein momentaner Stand mit der Depression hat ihm noch kein "Ersatzmuster" ermöglicht, mit dem er wirklich in Beziehung gehen kann und nicht nur mir (An)-Erkennung entgegen bringt auf Kosten von seiner Eigenwahrnehmung.


Ihr Lieben, Entschuldigung. Das hier ist wiedermal sehr lang geworden, doch es ist mir ein großes Bedürfnis gewesen das hier aufzuschreiben. Ich habe jetzt das Gefühl ich konnte endlich das verbalisieren, was ich schon lange ( auch damals mit diesem Thread) so gefühlt hatte, aber nicht in Worte fassen konnte.

Eure

Blümli
^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: MUSS ICH GEHEN, DAMIT ER NICHT ...

Beitrag von bigappel »

Liebe Blümli,

im Großen und Ganzen, verstehe ich die Thematik und das "Funktionieren" dieser Muster auch so.

Zumindest bezogen auf meinen Mann kann ich nur bestätigen, dass es für ihn absolut überlebensnotwendig war zu gucken, wie seine Mutter gerade drauf ist, ob gnädig oder Klöppe.

Kommt möglicherweise eine charakterliche Komponente hinzu, schwupp ist der Zeitpunkt, an dem zu realisieren wäre, man ist erwachsen und muss so nicht mehr leben vorbei.

Zu Deinen Worten würde mir noch einfallen, dass es zudem schwierig ist, sich endlich mit sich selber in Verbindung zu bringen, sich kennenzulernen und zudem eine Beziehung bzw. Familie zu leben.

Die jahrelange Mißachtung des "Ich" s oder schlimmstenfalls das nicht vorhandene "Ich" des Erkrankten kann dann soviel Raum in Anspruch nehmen, dass erst Recht weder Zeit, noch Kraft des Erkrankten vorhanden sind, Beziehung zu leben.

Ich weiß nicht, ob das auf Deinen besonderen Freund zutrifft, mir persönlich erscheint es aber logisch.

Ich weiß nicht, ob das Beziehungsende Deines Freunde zu Dir wirklich ein so großer Schritt auf (als Beweis des Schätzens?) Dich zu war oder vielleicht nicht doch eher die Tatsache, dass diese Betroffenen trotz der ganzen Problematik ein verdammt gutes Gespür für die Realität haben, was klappen kann und was nicht.

Ich finde das erstaunlich bei den Betroffenen.

Vielleicht hatte er schlichtweg die Kraft nicht, die notwendig ist, um diesen Spagat in diesem Moment zu gehen.
Natürlich weiß ich nicht, ob dies so ist.

Dass manchmal "alles wie früher" ist und dann doch wieder der Wechsel in Richtung Depression eintrifft liegt für mich nicht daran, dass er "in guten Zeiten" in gewohnte Muster verfällt und auf den anderen guckt, nein definitiv nicht, sondern daran, dass es ihm tatsächlich gut geht, verdammt gut sogar, aber dann die Abgrenzungsproblematik darauf zu schauen, wann es für ihn (und nur für ihn)
doch wieder in Richtung Überforderung geht, noch zu ungeübt ist.

Es geht hier darum, bestehende Muster von 30 - 35 Jahren neu zu definieren.

Für mich der Unterschied: es geht meinen Mann teilweise super gut, wie in alten Zeiten, aber nicht, weil er auf mich oder andere guckt, sondern weil er lebt; allerdings ist das dann (auch für ihn) eine so besondere, wunderschöne Lebenszeit, dass es nahe liegt, "über die Stränge" zu schlagen und d a n n
mit gewohnten Mustern, nämlich depressiv zu reagieren.

Soweit mein Verständnis dieser Erkrankung
.

Ich wünsche Dir alles, alles Liebe;
viele Grüße

Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Lerana
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Registriert: 4. Feb 2012, 18:42

Re: MUSS ICH GEHEN, DAMIT ER NICHT ...

Beitrag von Lerana »

Liebe Blümli,

auch ich kann deinen Schilderungen sehr gut folgen und finde sie sehr zutreffend.

Manchmal kann ich es nicht fassen, wie viele Gednaken du dir um deinen Freund machst und um das Thema Depressionen und wie viel Verständins du aufbringst.

Manchmal vermisse ich in deinen Beiträgen deine Gefühlswelt. Wo ist die Enttäuschung, wo die Kränkung und der damit einhergehende Zorn?

Wenn du tatsächlich so mittig bist, dass du das nicht empfindest - umso besser.
Wenn doch - lass es raus! Wir sind dafür hier!
Ich finde manchmal, du stellst dich sehr weit zurück!

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Blümli
Beiträge: 782
Registriert: 18. Jan 2011, 18:41

Re: MUSS ICH GEHEN, DAMIT ER NICHT ...

Beitrag von Blümli »

Vielen lieben Danke ihr zwei lieben und treuen Seelen Pia und Lerana,

@ Pia,
>>Kommt möglicherweise eine charakterliche Komponente hinzu, schwupp ist der Zeitpunkt, an dem zu realisieren wäre, man ist erwachsen und muss so nicht mehr leben vorbei. <<

Ich denke, dass da die charakterliche Komponente schon viel eher eine große Rolle spielt, weil ein Charakter, der empfindsam im wahrnehmen von seinem Gegenüber ist, schon in frühester Kindheit da ist und "an/ ein-springt", wenn bestimmte brüchige Familiensituationen es erfordern, um dass es überhaupt weiter gehen kann. Ich glaube da geht es nicht später zu realisieren, dass man erwachsen ist und nicht mehr "so" leben "muss". Die somit erlernte Fähigkeit so zu leben, dass es für /mit andere gut /besser läuft, in dem man sich selbst nicht wahrnimmt, wird auch nach der Kindheit gerne von den Gegenübern an/ein-genommen und jeder Versuch sich selbst wahrzunehmen und mit ins Spiel zu bringen, wird ganz schnell als " der/ die war doch sonst nicht SO " unterdrückt, in dem er/ sie eine Negativrückmeldung bekommt.
Da fällt für mich eben auch das rein, was ich mit meinen besondere Freund erlebt habe, dass er - weil er sogar etwas von sich selbst wahrgenommen hat, nämlich Zweifel und Ängste in Bezug auf unsere grad begonnene Liebe - im Grunde auch von mir nur Unverständnis als Reaktion bekommen hat " häää, was ist denn jetzt (mit dir) los ". Also... übliches Muster... raus aus der Selbstwahrnehmung !

Ich will mich jetzt gar nicht selbst "geißeln", ich hab es damals nicht besser wissen und verstehen können und vor allem ist er bevor wir in Auseinandersetzung darüber gehen konnten so weit weg von sich geflüchtet - in tiefste Tiefen einer Depression -, dass es gar keine Chance für einen anderen Weg gegeben hat.
Aber das will ich damit sagen, dass es, so lange die immer selbe "Ansprache" aus dem Umfeld kommt auch die selben gewohnten Muster abgerufen werden.

Und ich will im Grunde damit ausdrücken, dass ich die vielen Trennungen, die hier im Angehörigenteil immer wieder zur Sprache kommen, ich gar nicht mehr so fraglich finde. Evtl. sind sie wirklich eine der wenigen Möglichkeiten aus den tief eingefahrenen Spuren der Muster ( die schnurstracks in die Depression geführt haben) rauszukommen, vlt. eben nur ein zaghafter erster Schritt in der Selbstwahrnehmung.

>>Die jahrelange Mißachtung des "Ich" s oder schlimmstenfalls das nicht vorhandene "Ich" des Erkrankten kann dann soviel Raum in Anspruch nehmen, dass erst Recht weder Zeit, noch Kraft des Erkrankten vorhanden sind, Beziehung zu leben.
Ich weiß nicht, ob das auf Deinen besonderen Freund zutrifft, mir persönlich erscheint es aber logisch. <<

Ja, ich glaube das auch, dass das in meiner Geschichte, aber auch bei vielen anderen Geschichten hier, zutreffen könnte.

>>Ich weiß nicht, ob das Beziehungsende Deines Freunde zu Dir wirklich ein so großer Schritt auf (als Beweis des Schätzens?) Dich zu war oder vielleicht nicht doch eher die Tatsache, dass diese Betroffenen trotz der ganzen Problematik ein verdammt gutes Gespür für die Realität haben, was klappen kann und was nicht. <<

Da hast Du mich wohl falsch verstanden, ich sehe das genau wie Du, dass er da ein verdammt gutes Gespür hatte und ich habe eine sehr große Hochachtung vor ihm, dass er diesen Schritt der Trennung geschafft hat. Es war kein Schritt auf mich zu, sondern ein riesig großer und wichtiger Schritt zu ihm selbst hin und den hat er geschafft, trotz dem seine alten Muster (den anderen wahrnehmen und es ihm recht tun) ihn heftigst attackiert hatten.

>> Dass manchmal "alles wie früher" ist und dann doch wieder der Wechsel in Richtung Depression eintrifft liegt für mich nicht daran, dass er "in guten Zeiten" in gewohnte Muster verfällt und auf den anderen guckt, nein definitiv nicht, sondern daran, dass es ihm tatsächlich gut geht, verdammt gut sogar, aber dann die Abgrenzungsproblematik darauf zu schauen, wann es für ihn (und nur für ihn) doch wieder in Richtung Überforderung geht, noch zu ungeübt ist.<<

Für mich läuten alle Alarmglocken, wenn ich höre, dass "er/ sie wieder wie früher zu sein scheint" ( geschweige denn, dass ich das keinem Betroffenen wünsche, würde doch alles von Vorne beginnen müssen ). Etwas anderes ist, wenn es dem Betroffenen GUT geht.

Ich glaube nicht, dass es darum geht alte Muster neu zu definieren, weil selbst wenn sie neu bestimmt werden, führen diese ( alten) Muster wieder auf genau die selben Schienen, auf die sie zuvor hingeführt haben, dann nur unter einer anderen Definition. Es geht nur mit Veränderung der Muster, die dann auch in eine andere Richtung führen können.

@ Lerana
Ich kann Dir und mir selbst auch nicht erklären, warum ich immer wieder in die Auseinandersetzung mit dem Thema Depression (in meinem Familien/Freundeskreis mir sehr nahe gehend) gerade. Diese fast schon Gier ( die seit Beginn super stark ist) immer mehr verstehen zu wollen, lässt mich überhaupt nicht los. Allerdings ist es immer noch so, dass ich über dieses Thema für mich selbst so unwahrscheinlich viel begreife.

>>Manchmal vermisse ich in deinen Beiträgen deine Gefühlswelt. Wo ist die Enttäuschung, wo die Kränkung und der damit einhergehende Zorn?<<

Diese Enttäuschungen, Kränkungen und auch Zorn, die gab es, doch ist das schon einige Zeit her. Was es immer noch gibt, selbst jetzt nach dem ich ihn liebevoll gehen lassen konnte, ist Traurigkeit und Schmerz über einen Verlust, den ich sehr stark verspüre. Ich ertappe mich immer wieder mit dem Gedanken an " später, wenn meine Verliebtheit weg sein wird, dann können wir vielleicht wieder in Kontakt kommen ". Doch ich fürchte fast, dass meine Liebe niemals gehen wird - weil ich es auch gar nicht will, dass sie geht - und damit vielleicht auch mein Verliebtheitsgefühl sofort wieder aufflackern würde, würde ich wieder mit ihm in Kontakt kommen. Dieser Endgültigkeitsgedanke ist sehr sehr schmerzhaft, ihn auf immer loslassen zu müssen.

Liebe Lerana, danke für Deine Sorge um mich, aber ich stell mich nicht zurück. Hätte ich das getan, hätte er nicht gehen müssen, denn ich hab meine Bedürfnisse sehr klar in den Raum gestellt und er hat sehr klar reagiert, dass ihm das alles zuviel ist.

Ihr lieben Zwei, ich danke Euch für Eure Rückmeldungen, sie bedeuten mir sehr viel. DANKE

Herzlichst

Blümli
^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
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